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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.06.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-06-05
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010605024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901060502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901060502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-06
- Tag1901-06-05
- Monat1901-06
- Jahr1901
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408c Volkswirthschastlicher Theil des Leipziger Tageblattes Alle für diesen Theil bestimmten Sendungen sind zu richte» an dessen verantwortlichen Redacteur C. G. L»«e in Leipzig. — Sprechzeit: »nr von tt>—11 Uhr Bonn, und von 1—5 Uhr Nach«. Srvi L fch-I S Vari Lam 13. ! IS. S Die > Bicto Mag ihrer abev ähnl gewe schin Gor Mot Woch 106« 5930 SS15 7144 Kron «pr<x V ar »»Ppi Netz. S529 im L bahi l-I- k Die van i ersche feiert! LI» i Ia>pa vra^ r»<ta< «Ma Sott» Loki V»di und Uz büße und könn veröl Wirk und Cour « Note Leip? und Rum und Raui V Lant den tätsc Nord selbe Leip, man S'ger noch Hari lo-rr NaUi 7-L. I «7A) Nikola * H «tar! vorab <S. Ha I. P. W.^b Soc L ,Ui «. M- Heinri Seit Rost Weiz daß eintr Win! Rog< chwc chwc chwc rube arbe ivad f°r. zweck Ein < venti hiuauöschießenden hochschutzzöllnerischen Zollwünsche, die ebenso unsere Handelsverträge erschweren können wie die Forderungen jener. Eigenartig ist cs freilich, daß gerade diese Verbände das Schlagwort „Schutz der nationalen Arbeit^ür sich in Anspruch zu nehmen glauben dürfen, obgleich das Interesse der natio nalen Erwerbsstände nicht in dieser Hinsicht eine entsprechende Vertretung findet. Unsere Agrarier sind nicht allein Freunde hoher Getreide zölle, sie sind Gegner der Handelsvertragspolitik überhaupt; dieses Moment ist das schwer ft wiegende, welches alle nationalen Erwerbsstände veranlassen sollte, sich zu- sammcnzuschließen. Industrie, Handel und Verkehr sollten sich an dem festen Zusammenhalten ihrer wirthschaftspolitischcn Gegner ein Vorbild nehmen und alle Emzelbedenken fallen lassen, um ein Gegengewicht zu der einseitigen übergreifenden und prahlerischen Agitation des Bundes der Landwirthe zu schaffen und bei den Einzelrcgierungen, denen eine solche Com- pensation der agrarischen Ucbergrme nur erwünscht sein kann, ihre berechtigten Ansprüche in geeigneter Welse zu verlautbaren. Wir lausen sonst Gefahr, daß von der Politik abgewichen wird, unter der die nationale Erwerbswirthschaft günstig sich ent wickelt hat und die unser Kaiser uns vorzeichncte. übernehmen, die „Internationale Elektricitäts-Gesellschaft" eitk« gelöst werden solle. Für diese zweite Alternative wurde daS höhere Erträgniß der Internationalen Elektricitäts-Gesellschaft geltend gemacht. Während der Termin, innerhalb dessen die Gemeinde ihren Entschluß, die Einlösung vorzunehmen, bekannt geben muß, bei der Allgemeinen und der Wiener Elektricitäts- Gesellschaft am 1. Juli abläuft, ist diese Frist bei der Inter nationalen Elektricitäts-Gesellschaft bis zum 7. September d. I. offen. *— Localbahn Strakonitz-Winterberg. Der in der General-Versammlung vorgelegte Geschäftsbericht für 1900 bezeichnet das Betriebsergebniß des abgelaufenen Jahres als nicht befriedigend. Doch giebt die Verwaltung der Hoff nung Ausdruck, daß sich durch die Regelung der Personen- und Frachtentarife, sowie durch eine den localen Verhältnissen ent sprechende Fahrordnung die Prosperität der Bahn heben werde. Das Erforderniß aus dem Titel der Staatsgarantic beträgt 74 767 Kr. Der Bericht wurde genehmigt und dem Berwak- tungsrathe einstimmig ohne Tiscussion Entlastung ertheilt. *— Localbahn Wodnan-Prachatitz. Die vor Ikurzem abgehaltcne General-Versammlung genehmigte ein stimmig den für 1900 vorgelegten Geschäftsbericht des Ver- waltungsrathes, nach welchem das Erfordernih aus dem Titel der Staatsgarantie sich für das abgclaufene Jahr mit 107 941 Kronen beziffert. *— Oe st erreichische Localei scnbahn-Gese l l- schaft. Aus dem Geschäftsbericht ist zu entnehmen, daß der Verwaltungsausschuß rücksichtlich des Specialfonds eine Ab rechnung aufgestellt hat, wonach zur Deckung weiterer, diesen Fonds betreffender Geschäfts- und Finalisirungsauslagen, so wie für Steuern und Gebühren 58113 Kr. reiervirt werden, während der Restbetrag von 229 400 Kr. an die Certificatbesitzer hinausgezahlt werden soll. Auf jedes Certificat wird also bei Annahme der Vorschläge durch die General-Versammlung der Betrag von 14,80 Kr. entfallen. Nach dieser Ausschüttung des Specialfonds verbleibt für die Actionäre, an welche das Actien- capital gegen Abstempelung bereits zur Gänze zurückgezahlt ist, ein Vermögen, das sich nach dem Stande vom 31. December 1900 wie folgt zusammenseht: Conto-Corrent-Guthaben 57 854 Kronen, Effecten 352 927 Kr. abzüglich unbehobener Beträge 23 884 Kr., ergiebt 386 897 Kr. Auf die 15 500 Aktien wird also nach gänzlicher Abrechnung noch eine entsprechende Restquote entfallen. Der Verwaltungsausschutz thcilt mit, datz die rech nerische Durchführung der Erledigung der Steuerrecurse für 1898 und 1899 im Zuge begriffen ist, und daß die General-Ver sammlung auch über die Tantiemcnzahlung zu beschließen haben wird. *-— Der Verband österreichischer Baumwoll weber beschloß zufolge der Absatzstockung die Durchführung der Betricbsreduction. *— Bozen-Meraner Bahn. Die Verwaltung be schloß, aus dem Betriebsübcrschuß von 441 730 Kr. (im Vor jahre 439 556 Kr. die Dividende mit 18 Kr. gleich 9 Proc. (wie 1899) vorzuschlagen und 87 171 Kr. (63 974) vorzutragen. * Pest, 4. Juni. Die Erste Ungarische Papier« industrie-Actien-Gefellschaft wird für 1900 eine Dividende von 10 Kr. pro Actic gleich 5 Proc. (wie 1899) zur Vertheilung bringen. — Die Marmaroser Holzindu strie, Actien-Gesellschaft, schließt in 1900 mit einem Äerlust von 569 377 Kr. (1899 93 034) ab. *— Schweizerische Nordostbahn. Von Berliner Großactionären geht der „Magdcb. Ztg." folgende Darstellung zu: Die Direction der Nordoslbahn, welche in den ge lammten Verhandlungen mit dem Bundcsrath schon einen merkwürdigen Standpunkt eingenommen hat, bcmütst sich nach unseren Informationen, die Genehmigung der Rück kaufsbasis in der ordentlichen, Ende dieses Monats stattfindcn- den General-Versammlung von den Actionären einzuholen. Wir hoffen, datz der Präsident des Verwallungsraths, Prof. v. Salis, eingedenk seiner Pflicht, in erster Linie das Inter- cs s e d e r A c t i o n ä r e z u w a b r e n, sich diesem gänzlich un berechtigten Verlangen der Direction — bekanntlich hat dhe Ge* > nehmigung sowohl seitens des Bunde? als auch seitens der Schweizerischen Nordoslbahn-Gesellschaft bis Mitte Deccmbcr d. I. Zeit — widersetzen und die entscheidende General-Ver sammlung auf den December verschieben wird, bis zu welchem Termine die jetzt bei der Direction der Nordoslbahn behufs Um schreibung in Namensactien eingercichten Jnhaberactien noch stimmberechtigt werden. Daß der Verwaltungsrath der Gesellschaft, über dessen Kopf hinweg die Direction und Herr v. Salis die Verhandlungen mit dem Bunde geführt haben, in seiner Mehrzahl für eine genaue Prüfung der Nückkaufsbasis und in jedem Falle dafür ist, daß sämmtlichen Actionären die Möglichkeit geboten wird, selber zu dem beabsichtigten Verkauf der Bahn Stellung zu nehmen, ist außer allem Zweifel. Jeden falls dürfte es von der größten Wichtigkeit sein, daß sämmt - liche Actionäre ihre Aktien durch Umwandlung in Namcns- actien stimmberechtigt machen. * Bern, 3. Juni. Die General-Versammlung der Wen gernalpbahn genehmigte Jahresbericht und Rechnung für 1900, sowie die Anträge des Vewaltungsrathes, betreffend Ver wendung des Reingewinnes, wonach eine Dividende von 4sh Proc. zur Auszahlung kommt. * Mailand, 4. Juni. Der „Agenz. Lib." zufolge wurde zwischen der italienischen, deutschen und österreichischen Negie rung bereits eine Verständigung über die künftige Zoll behandlung des Weines erzielt. Unter Aufhebung der Weinclauseln wird der gegenwärtige Tarif um 25 Proc. erhöht, bei weiterer Steigerung nach dem Alkoholgehalt. Dagegen wer den Italien, gegenüber dem Wettbewerb anderer Länder, be sondere Vergünstigungen für bessere Flaschen- und Schaumweine gewährt. * Paris, 4. Juni. Am 10. Juni werden 44 271500 FrcS. 4proc. privilegirte Obligationen der Türkischen Eisen bahn-Gesellschaft Damas Hamah zu 72 Proc. zur Zeichnung aufgelegt. O. 1. I. Die Bank von Frankreich und die französische Textilindustrie. Ueber das Capital, welches die Bank von Frankreich der Industrie und dem Handel speciell von Ronba ix - Tourcoin «zur Verfügung gestellt hat, veröffentlicht die Verwaltung der Bank soeben interessante Zahlen. Danach belief sich dasselbe im Jahre 1898 auf 352 Mill. Francs, 1899 auf 459 Mill., 1900 auf 484 Mill., d. h. die Zu nahme im Jahre 1900 gegen 1898 beträgt 132 Mill. Francs. Was die Beihilfe anbelangt, welche die Bank während der ver schiedenen Monate des Jahres 1900 (Wollkrach) leistete, so be zifferte sich dieselbe am 1. Januar so hoch wie nie zuvor, und zwar auf 32 Mill. Francs, im Mai erreichten die Ausgaben der Bank bereits die Höhe von 69 Mill. Francs. Als im August der Preisrückgang der Wolle seinen Höhepunkt (ca. 40 Proc.) er reicht hatte, gewährte die Bank eine Beihilfe von 47 Mill. Francs, im September von 38 Mill. Francs. Seitdem haben stch die Ausgaben der Bank allmählich verringert, so datz die selben gegenwärtig nur 10 Mill. Francs betragen. * vrusfel, 4. Juni. Laut „Etoile belge" schreibt der bel - gische Eisenbahnminister demnächst die Sub mission auf 450 offene und gedeckte Güterwagen im Werth von je 2500 bis 3200 Frcs., etwa 200 Personen wagen im Werthe von je 20 000 FrcS. pro Stück au». Kür Spätherbst sei eine größere Submission von Locomntiven beabsichtigt. . > " —Durch Telegramm an den spanischen Ministerpräsidenten ist von den im Interesse der Inhaber spanischer Werth- papierein Deutschland, Frankreich, Belgien und Holland be stehenden Schutzvereinigungen gemeinsam gegen die nach Berichten aus Madrid geplante Besteuerung der Coupon» der 4proc. spanischen äußeren Schuld einenergischerPro- tcst eingelegt worden unter Hinweis darauf, datz eine solche Maßnahme einen willkürlichen Bruch deS im Jahre 1882 ge troffenen Abkommens darstellt.. Der Council of Koreign Bond- Holders (das englische Schutzcomit«) hat einen besonderen Protest gleichen Inhalts nach Madrid gerichtet und darin her vorgehoben, datz eine Besteuerung deS Coupon? die Ehre und den Credit Spaniens schwer beeinträchtigen würde. *— Die PortugiesischeTabak-Gesellschaft be absichtigt, 17 Proc. Dividende vorzuschlagen gegen vorjährige 15 Proc. Kanftanttnstzel, 8. Juni. Der hier weilende Direktor der Deutschen Levantelinie Kothe unterhandelt wegen Ankaufes der Aegäischen Dampfschiff-Ge sellschaft. * London. 4. Juni. Da» Laffan-Bureau meldet au» New flork: Unter Führung von Witney und Webb, sowie unterstützt von zwei Trust-CompLgnien, sei ein Shndteat gebildet »um Vermischtes. Leipzig, 5. Juni. tz „Teutonia", Allgemeine Renten-, Capital- und Lebensversicherungsbank in Leipzig. Die Policenausfertigung stieg imMai d. I. auf 1488 520 Ver sicherungssumme und in der Unfallversicherungs-Abtheilung auf 14 335 >.« Jahresprämie. *— Deutsche Ncichsbank. Am 8. Juli wird in Mittweida eine Reichsbanknebenstelle eröffnet. *— Meißner Chamotteofen-Fabrik vorm. Theodor Alex. Markowskyin Meißen-Cölln. Auf der Tagesordnung der am 27. d. M. stattstndenden General-Ver sammlung steht außer den gewöhnlichen Vcrhandlungsgcgen- ständen auch die Berathung über Beschaffung von Betriebs mitteln, eventuell Beschlußfassung über Liquidation der Ge sellschaft. *— Emil Wünsche, Actien-Gesellschaft für photographische Industrie in Reick. Im dritten Geschäftsjahre wurde nach Abschreibung von 65 147 ein Ge winn von 136 974 erzielt, woraus die Actionäre 10 Proc. Dividende erhalten und 6535 auf neue Rechnung vorgetragen werden. Einem neu anzulegenden Beamtcnpcnsionsfonos wer den zunächst 3000 überwiesen. Tie Fabrik war wahrend des ganzen Jahres fortdauernd gut beschäftigt und mußte sogar in der Fabrikation zeitweise Neberstunden anscyen, um alle ein gehenden Aufträge prompt erledigen zu können. Um sich in Zukunft möglichst nur dem Engrosgeschäft zu widmen, wurde die Frankfurter Geschäftsstelle und dann noch Ende des Jahres die Filialen Berlin, Breslau, Leipzig und Bodenbach verkauft. Im Anfänge des neuen Geschäftsjahres wurde die Dresdner Filiale gleichfalls zum Verkauf gebracht. Es werden theilweise höhere Abschreibungen als im Jahre 1899 in Vorschlag gebracht, durch welche insbesondere das Lithographie- und Stcinpelconto, sowie das Patentconto amortisirt und ein besonderes Tel- credereconto errichtet wird. *— Elektricitätswerke - Betriebs-Actien- Gesellschaftin Dresden. Der Abschluß für das Jahr 1900 weist einen Bruttogewinn von 134 254 auf. Hiervon erhalten die Actionäre 5 Proc. Dividende, der Nteservefonds 6140 -L, der erste Aufsichtsrath 4200 An sonstigen Tan tiemen sind 6521 aufzuwenden und 5940 dienen zum Vortrag auf neue Rechnung. Für die käuflich erworbenen Elek tricitätswerke in Meerane, Riesa, Plauen bei Dresden, Gößnitz und Schmölln hat die Actien-Gesellschaft für elektrische Anlagen und Bahnen auf drei Jahre eine 5proc. Verzinsung garanttrt, und von dieser Garantie wurde theilweise Gebrauch gemacht. * Berlin, 4. Juni. Die zur R e i ch s c a s s e gelangte Ist - Einnahme, abzüglich der Ausfuhrvergütungen und Ver waltungskosten, beträgt bei den nachbezeichnctcn Einnahmen: Zölle 464 797 467 (Z- 3 956 768), Tabaksteuer 12 007 178 (Z- 8118), Zuckcrsteuer und Zuschlag zu derselben 123 450 963 .L (-s- 18 721 966), Salzsteuer 49 593 237 (ft- 827 176), Maisch bottich- und Branntwein - Materialsteuer 17 986 186 (ft- 959 023), Vcrbrauchsabgabe von Branntwein und Zuschlag zu derselben 107 025 536 (— 2 736 087), Brennstcucr — 785 767 (— 207 800), Brausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 31477 603 (ft- 572 395), Summe 806 552 403 <.L (ft- 22 101 559). — Spielkartcnstempel 1 534 424 (ft- 64 003). Q Berlin, 4. Juni. Daß die preußische Staats- bahnverwaltuna.so sorgsam sie an den Grundsätzen der Wirtschaftlichkeit festhält, doch dem heimischen Er- werbslebenaufdemGebietederGüterfrachten sehr beträchtliche Vortheile und Erleichterun gen gewährt hat, zeigt die Tharsache, daß, während im Jahre 1880 die durchschnittliche Güterfracht aus den Staatsbahnen für das Tonnenkilometer 4,15 Pfg. betrug, die Durchschnittssracht bis zum Jahre 1899 auf 3,55 Pfg. für das Tonnenkilometer herabgesunken war. Es ist mithin in diesem Zeiträume eine durchschnittliche Ermäßigung der Güterfrachten auf den preu ßischen Staatsbahnen um 0,60 Pfg. auf das Tonnenkilometer eingetreten. Das bedeutet bei einem Güterverkehr von mehr als 23 Milliarden Tonnenkilometer im Jahre 1899 für das heimische Erwerbsleben eine Frachtersparnitz von rund 140 Mill. Mark im Jahre. Dabei sind die sehr beträchtlichen Tarif ermäßigungen noch gar nicht in Rechnung gestellt, welche bei dem Ucbergange der großen preußischen Privatbahnen in den Staats besitz überall eingetreten sind, weil jene Privatbahnen, nament lich für wichtige Massengüter, regelmäßig beträchtlich höhere Frachten erhoben als die Staatsoahnen. Diejenigen Herab setzungen der Güterfrachtcn, welche nicht durch Versetzung ge wisser Frachtgüter in niedrigere Tarifclassen, sondern durch Aenderung der Tarife selbst hcrbeigeführt sind, vollzogen sich in dem letzten Jahrzehnt mehr und mehr in der Form der Sonder tarife. Auf dem Wege der Entwickelung solcher Sondertarife vermag sich die Taritpolitik der preußischen Staatsbahnen innerhalb des ihr mit den übrigen deutschen Bahnen gemein samen Tarifschemas das Maß von Elasticität zu bewahren, welches notwendig ist, um die Gütcrsrachten den jeweiligen örtlichen und zeitlichen Bedürfnissen des Erwerbslebens richtig anpassen zu können. *— Aufführung verbotener Maaren im Zolltarif und Amtlichen Waarenverzeichnitz. In der „Zeitschr. f. Zollw. u. Reichsst." stellt es ein Artikel „Ueber die zollamtliche Behandlung von Waaren, die einem Einfuhr verbot unterliegen" als Wünschenswerth hin, daß ähnlich, wie bereits im französischen, so auch im deutschen neuen Zolltarif verbotene Waaren (z. B. die durch das Fleischbeschau gesetz verbotenen Fleischwaarcn) in einer besonderen Position als „verboten" ohne Zollsatz besonders aufgeführt würden, um dem vielfach herrschenden Jrrthum ein Ende zu machen, daß auch verbotene Waaren zollpflichtig seien, und somit eine ideale Concurrenz von Contrebande und Defraude möglich sei. Die „Umsch. f. Zoll- u. Steuerw." stimmt diesem Vorschlag bei, geht aber noch weiter und empfiehlt nicht nur die endgiltig, sondern auch die nur „bis auf Weiteres" einem Einfuhrverbot unter liegenden Waaren und Erzeugnisse, und zwar nicht nur im Zolltarif, sondern auch in das Amtliche Waarcnverzerchniß auf zunehmen und die erläuternden und Ausführungsbestimmungen in das Jnstructionsbuch für die Zollabfertigung aufzunehmen. *— Elektrische Kleinbahn imMansfelder Bcrgrevier, Actien-Gesellschaft. Die Bilanz per 31. De« cember 1900, sowie das Gewinn- und Verlust-Conto befinden sich unter den Inseraten auf Seite 4084. *— Actien-Gesellschaft Deutsche Gelatine fabriken in Höch st a. M. und Schweinfurt. Der Ge winn auf Fabrikation?- und Waarenconto in 1900/01 weist gegen das Vorjahr einen namhaften Rückgang auf. Er beträgt 320 299 gegen 576 498 ^k. Dazu kommen noch 1OS73 (11313), Zinsen und ein Vortrag von 6971 «4k (23173) aus dem Vorjahre, so datz die gesammten Einnahmen sich auf 338 243 Mark (610 985) stellen. Zu Abschreibungen wurden davon 44 508 -4t (45 348) verwendet, Steuern und Abgaben erforderten 28 364 -L (22 033) und Verluste auf Außenstände und Effecten 5077 -U (13 820), so daß ein Gewinn von 260 194 «4k (529 782) verbleibt, aus welchem laut Beschluß der General-Versamm lung eine Dividende von 15 Proc. (18 Proc.) zur Vertheilung gelangt, wa» auf die eine Million Mark alter Actien 150 «4l pro Actie und aus die noch nicht vollbrzahlten 500 000 ^k Actien zweiter Emission 112,50 pro Actie ergiebt. *— Die Gesellschaft C he mische Fabrik Flörsheim a. M. beabsichtigt, in Liquidation zu treten. * L-ln, 4. Juni. Aus dem westfälischen Indu striegebiet kommende Privatmeldungcn bestätigen, datz thatsächlich erneut im Bedarf zurückgehalten wird, wodurch die gegenwärtigen Stockungen erklärlich werden. Gleiches wird aus den oberschlcsischen Jndustriekreisen nach dort gemeldet mit dem Hinzufügen, datz die schlesischen Werke sehr unter den Schleuderpreisen einzelner westfälischer Werke zu leiden hätten. Einzelne rheinische Werke thätigten in den letzten Tagen in Fertigfabrikaten größere Abschlüsse mit eng lischen Werften. Der erneute Minderverbrauch der Industrie tritt auch bei den Kohlenabschlüssen bereits in die Er scheinung. " Bochum, 4. Juni. Die nächste Monatsversammlung des Coakssyndicats findet api 8. Juni statt. Auf der Tages ordnung steht der Geschäftsbericht und Beschluß über die Pro - ductionseinschränkung für Juni. *— Dortmunder Handelsbank. In der außer ordentlichen General-Versammlung wurden sämmtliche Anträge betreffend Bilanz und Techarge an den Vorstand und Aufsichts rath mst allen gegen 2 Stimmen, welche der Vertreter eines Aktionärs abgab, genehmigt, und die Dividende für das Ge schäftsjahr 1900 von 6 Proc. für sofort zahlbar erklärt. * Liegen, 4. Juni. Die Dividende der Friedrichs- Hütte in Neunkirchen wird etwas über die vorjährigen 13 Proc. geschätzt. * Esse«, .4. Juni. Auf die Tagesordnung der zum 10. Juni anberaümten Versammlung der Jechenbesitzer deS K oh l e n s y nd i c a ts ist noch nachträglich gesetzt worden: die Beschlußfassung über den F ö r d e r p l a n für Juli, August und September. * Essen, 4. Juni. Der Mülheimer Bergwerks- ver ein hat auf die Tagesordnung der am 29. stattfindenden General-Versammlung den Antrag auf Aufnahme einer An leihe unter Verpfändung von Bergwerksanthcilen gesetzt. *— Hannoversche Maschinenbau - Gesell schaft Egestorfs. Man schätzt die Dividende mindestens wieder auf 28 Proc. Kaliwerk Wilhelmshall. Wie mitgetheilt loird, ist das Betriebsresultat für das erste Quartal d. I. ein sehr wenig zufriedenstellendes gewesen, indem der Gewinn für das erste Quartal mit über 160 000 gegen den Gewinn des Vorjahres zurückbleibt. — Dieser erhebliche Rückgang muh auf fallen, und erwartet man in Gewcrkenkreisen eine Erklärung des Vorstandes. *— Kalibohr-Gesellschaft Albrechtshall. Ter Vorstand berichtet über den Stand der Bohrung unter dem 3. Juni: Bezugnehmend auf den Bericht vom 29. v. M., kann die Mittheilung gemacht werden, daß am 1. d. M. in einer Teufe von 603 m das Steinsalz angebohrt wurde Die Bohrung hatte seit Erreichung der Buntsandsteinformation Letten mit vorwiegender Zusammensetzung mit Anhydrit durch bohrt. Nach dem Auftreten von Salzschnüren stellte sich eine Lage Salzthon ein, der dann, noch compactem reinen Anhydrit, das Steinsalz folgte. Der gezogene 2^ m lange Kern weist unvermischtes weiß-röthliches Steinsalz auf. Man hofft, nach dem Antreffen dieses Salzes nicht fern von weiteren günstigen Aufschlüssen zu stehen. — Eisenbahn signal-Bauan st altMaxJüdel L C o., Actien-Gesellschaft, in B r a u n s ch w e i g. Der Brutto gewinn für 1900 beträgt incl. 2803 Vortrag 2 392 746 -L. Hiervon gehen ab 908 934 -L für Unkosten, für Unterhaltung und Abgang an Gebäuden, Maschinen u. s. w. 123 848 .4k, Llb- schreibungen auf Patente. Gebäude u. s. w. 267 858 <4k, so daß ein Reingewinn von 1 092 104 <4k verbleibt. Die Dividende auf das Acticncapital von 4 Mill. Mark beträgt, wie bereits mit getheilt, 16 Proc. (im Vorjahre 15 Proc.). ch Aus »cm Luucburgischeu, 4. Juni. Der Verband von Kaufleuten der Provinz Hannover und der angrenzenden Länder hält am 16. Juni in Uelzen seinen Verbandstag ab. Die Tagesordnung bringt folgende wichtige Punkte: 1) Tas Interesse der Kaufmannschaft Deutschlands an der Handelsver- trsgspolitik (Handclskammcr-Syndicus Oe. Behrendt-Magde burg); 2) Syndikate und Ringbildungen und der Kleinhandel (Handelskammer-Syndicus Or. Rocke-Hannover); 3) Be kämpfung der Auswüchse im Auctionswesen; 4) Stellungnahme gegen Auswüchse der Bestrebungen des deutsch-nationalen Hand- lungsaehilfen-Verbandcs- 5) Abschaffung der Gewerbesteuer; 6) Bestellung kaufmännischer Concursverwalter. *— Altdamm-ColbergerEisenbahn. Die ordent liche General-Versammlung soll auch über die Erhöhung des Actiencäpitals um 600 000 «4k, sowie über eine Statutenände rung, betreffend die zeitweiligen Betriebseinnahmen der Nau- garder Kreisbahnen beschließen. *— Arnsdorfer Papierfabrik Richter. Der Geschäftsgang war nach Mittheilung der Direction bisher ganz befriedigend; die Dividende für das bis Ende September laufende Jahr werde mindestens der vorjährigen (8 Proc.) ent sprechen. Wenn nicht besondere Umstände eintreten, dürfte sie sogar etwas besser als im Vorjahre sein. *— Auf der Tagesordnung der am 19. d. M. stattfindenden Sitzung des Bezirkseisenbahnraths für Bromberg, Danzig und Königsberg stehen u. A. folgende Anträge: Ein führung eines Nothsstandstarifs für Heu, Stroh, Torfstreu, Kraftfutter und Düngemittel; Er mäßigung der Frachtsätze für den Bezug von Saatgetreidc in Wagenladungen und als Stückgutsendungen; Herabsetzung der Tarife" für Roggen und Weizen, sowie für Gerste, Hafer u. s. w. (Schles. Ztg.) " Wien, 4. Juni. Die Regierung ertheilte die Bewilligung zur Errichtung derTriestcrJute-Jndustrie-Actien- Gesellschaft in Triest. — Die neugegründete Actien- Gesellschaft Felten L Guilleaume beruft auf den 25. Juni d. I. eine außerordentliche General-Versammlung ein wegen Ankaufs der Eisenwerke Bruno AndrieuS SöhneinBrucka. Mur und Diembach. — Die Gali zische Karpathen-Petroleum-Actien-Gesell- schäft vorm. BergheimL Mac Garveyin Marhm- pol vertheilte für das abgelaufene Geschäftsjahr 12 Proc. Dividende gegen 15 Proc. im Vorjahre. * Wien. 4. Juni. Aus Anlaß der Nachricht eines Blattes, daß im Finanzministerium Verhandlungen mit Banken- gruppen über die etwaige B e g e b u n g der in nächster Zeit zuemittirendenAnleihe geführt würden, wurden heute im Abgeordnetenhause drei Interpellationen eingebracht. Die Interpellanten berufen sich darauf,. daß durch die Nachricht eine Beunruhigung des Pnblicums hervorgerufen worden sei, und fragen, ob der Finanzminister gesonnen sei, die Zeitungs nachricht richtig zu stellen und, soweit es mit dem Staatsinter« esse vereinbar sei, authentische Mittheilungcn über die Be dingungen, den Umfang und den Zeitpunct der Begebung der Anleihe zu machen. - An den Verhandlungen wegen Uebernahme der neuen österreichischen 4proc. Jnvestitionsanleihe seitens der Rothschild-Gruppe sind deutscherseits die Disconto- Gesellschaft und Mendelssohn L Co. betheiligt, dagegen ist die Deutsche Bank nicht in Unterhandlung wegen dieser Anleihe getreten. *— Der ö st erreicht sch eLandwirthschaftSrath für das Verbot des Getreide-Terminhandels. Der LaNdwjrihschaftsrath hat sich einstimmig für das Verbot des Getreide-Terminhandels ausgesprochen und damit die extremen Forderungen der Agrarier zu den semigen gemacht. Auf Grund des Referates des Mitgliedes Sand wurde dem Landwirthschaftsrathe eine Reihe von Anträgen, bestehend au» 16 Pusteten, unterbreitet, welche unter Anderem daS gänz liche Verbot des Getreide-Terminhandels, die Unklagbarkeit der Termingeschäfte,Rückforde rung der Depots u. s. w. aussprechen. Zu diesen An trägen wurde ein Zusatz ausgenommen, durch welchen die Re gierung aufgefordert wird, ihren Einfluß dahin geltend zu machen, daß in Ungarn der börsenmätzige Ter- minhandelebenfalls verboten werde. DaS Ver bot deS Terminhandels soll aber in Oesterreich auch dann aus gesprochen werden, wenn ein Einvernehmen mit Ungarn nicht erzielt würde. Die Annahme der Anträge erfolgte einstimmig. *—Die U e b e r n a h m e der Elektricitäts-Ge sellschaften. Das Gremium de» Wiener Magistrat» hat in seiner Sitzung beschlossen, die Einlösung der Allgemeinen Elek tricitäts-Gesellschaft, der Internationalen Elektricitäts-Gesell schaft und der Wiener Elektricitäts-Gesellschaft nicht zu em pfehlen. Auf Grund de» dem MagistratS-Gremium erstatteten Referat» wurde jedoch gleichzeitig ausgesprochen, datz, wenn sich die Commune dennoch entschließen sollte,'«»»» der Werk« -u Nationale Handelspolitik. H.-V. Dem Handelsvertragsvercin ist von einem agrar freundlichen Blatte der Vorwurf gemacht worden, er treibe keine nationale Wirthschaftspolitik, sondern allercngherzigste Jnter- essenpolitik, er wolle die Landwirihschaft zu Grunde gehen lassen, er betrachte dieselbe akS einen un bedeutenden wirthschastlicken Factor und dergleichen mehr. Wer die bisherigen Veröffentlichungen des HanoelSvertragsvcreins nur etwas gründlich angesehen hat, wird sich über jene Be hauptungen wundern und sachliche Unterlagen für diese nichtflndenkönnen. Die Ansicht jenes einzelnen Blattes wäre an sich bedeutungslos, wenn man nicht auch von agra rischer Seite begreiflicher Weise bestrebt wäre, die handels politischen Bestrebungen des Handelsvertragsvereins falsch hinzustellen, um die stetig fortschreitende Entwickelung und Ausdehnung dieser Organisation zu hemmen. Der Handelsvcrtragsverein ist bekanntlich kein politischer Verein, deshalb ist es ihm möglich gewesen, Anhänger fast aller politischen Richtungen der staatscrhaltenden Parteien in sich zu vereinigen. Tie eine Thatsache, daß in einigen Monaten viele Tausende der angesehensten Firmen des deutschen Reiches sich in ihm zusammengefunden haben, sollte Zweifel entstehen lassen, ob diese Freunde der Handelsvcrtragspolitik einer anderen als einer durchaus nationalen Wirthschafts politik sich anschlicßcn würden. Das Wesen des Handelsvertragsvereins würde vollkommen verkannt werden, wenn man diesen Verein als ein Analogon zu der Antikornzoll-Liga ansähe. Der Handelsvertragsvercin ist eben nur ein Verein für Handelsverträge und be kämpft alle agrarisch-hochschutzzöllnerischcn Bestrebungen, welche das Zustandekommen von Handelsverträgen hemmen können. Erklärlicher Weise bilden bei seinen Bestrebungen die Frage der Kornzölle und die Frage des Marimal- und Minimaltariss die wesentlichsten Momente, da von diesen beiden Forderungen der Agrarier eben das Zustandekommen von Handelsverträgen überhaupt, mindestens aber das Zustandekommen günstiger Handelsverträge abhängt. Der Handelsvertragsverein verfolgt keine andere Politik als die, welche unser Kaiser im Jahre 1894 als die für Deutschlands wirthschaftliche Entwickelung einzig maßgebende bezeichnet hat. Kaiser Wilhelm war cs, welcher den Abschluß der 90er Handelsverträge als eines der bedeutendsten geschichtlichen Ereignisse für alle Mit- und Nach welt hinstcllte, Kaiser Wilhelm war cs, der diese That als eine „rettende That" bezeichnete. Ter Handelsvertrags verein baut seineBcstrebungen auf der Basis dieser von unserem Kaiser vorgezeichneten Politik auf, und wenn Jemand behauptet, dieselben seien keine nationalen, der behauptet logischer Weise, unser Kaiser habe seiner Zeit eine antinationalc Politik betrieben. In der ersten handelspolitischen Flugschrift des Handels vertragsvereins ist deutlich zum Ausdruck gebracht, daß wir auf dem gesetzlichen Boden verbleiben, der durch das autonome Tarifgesttz von 1879 und die Novellen von 1885 und 1887 ge schaffen ist und die Grundlage der Handelsverträge von 1891/94 bildet. Wir wollen also mit einem Einheitstarif in die Ver handlungen treten, der für Getreide denselben Satz erhalten soll, wie der Tarif von 1887, nämlich 5 für einen Doppel- Centner, damit die Reichsregierung bei späteren Vertragsverhandlungen ein Handelsobje c t besitzt, das sie benutzen soll, um unserer ge waltigen Exportindustrie Vortheile für den Absatz in solchen Ländern zu verschaffen, die Getreide uns liefern, dagegen hochwillkommene Ülbnehmer unserer Jn- dustrieproducte sind. Wir fragen: warum soll dieselbe Zollpolitik, welche vor acht Jahren, damals von den verbündeten Regierungen gut geheißen, als gut nationale angesehen ward, warum soll die)e Zollpolitik heute an ihrem nationalen Charakter Einbuße erlitten haben? Hat nicht die wirthschaftliche und kulturelle Entwickelung unseres Volkes und seines Wohlstandes dieser Politik Recht ge geben? Hat Deutschland in Vieser Periode sich schlechter be funden, als in den Jahren vorher, wo wir unter einer größeren Ausdehnung der gegenseitigen Absperrung der Länder und einer fortdauernden Beunruhigung aller Exportintercsscn litten? Hat dies« Zollpolitik uns nicht gerade das gegeben, was Handel und Industrie gebrauchen, nämlich StabilrtätderHandelS- veziehunaen? Da nun freilich diese Zollpolitik vorzugsweise dem Handel und der Industrie zu Gute gekommen ist, während directdie Landwirthschaft wenig Vortheil genoß, sagt man vielleicht, sie sei nicht national, doch volksthümlich. Die Agrarier verlangen da her, daß nunmehr ihren Ansprüchen Rechnung getragen werde, indem der Landwirthschaft Mehreinnahmen und größere Renta bilität gesichert werden; sie v e rs ch w e i g e n allerdings regel mäßig, wie in den letzten Jahren die Gesetzgebung des Reichs und die vieler Bundesstaaten ganz in ihrem Interesse gestaltet worden sind, daß sie schrittweise durch die sogenannten „kleinen Mittel" Unterstützungen und Förderung erfahren haben, wie eS gar nicht möglich gewesen wäre, wenn nicht seit 1892 die Einzel staaten durch die glückliche wirthschaftliche Entwickelung finanziell gekräftigt worden wären. Eine einseitig agrarische Zollpolitik vermag der Handels vertragsverein allerdings nicht zu unterstützen, da sie zu einer Bevorzugung einer Minderheit führen würde und der Gesammt- heit der Landwirthschaft nicht zu Gute käme. Es haben zwar im deutschen Reiche 35 Proc. der Bevölkerung landwirthschaftliche Beschäftigung, aber bei Weitem nicht die Gesammtheit dieses Procentsatzes hat ein Interesse an einer Zollerhöhung. Prof. Conrad berechnet den Procentsatz der Bevölkerung, welcher über haupt ein Interesse an den Getreidezöllen hat, auf 12 Proc., betont aber selbst, daß er durch Untersuchung bäuerlicher Ver hältnisse gefunden habe, daß diese Zahl sehr hoch gegriffen sei. Das größte Interesse setzt freilich bei den Betrieben über 100 Hektar ein, die bekanntlich knapp V- Proc. aller Betriebe bilden. Der übrige Theil der Bevölkerung habe dagegen die Last zu tragen, „und zwar ist es unter dieser die Arbeiter bevölkerung, welche dadurch am schwersten betroffen wird". Prof. Conrad sagt weiter, daß selbst dielandwirthschaft- 1 ichen Arbeiter nur in beschränktem Maße irgend welchen Vor- iheil zu gewärtigen haben. Diese Ansicht eines hervorragenden Nationalökonomcn wird weiter gctheilt von deutschen Pro fessoren der Staatswisscnschaft, wie Dietzel, von Schulze- Gävernitz, Weber, L. Brentano, Fuchs, Böhmert; der Einzige, der bisher auf entgegengesetzten Standpunkt sich gestellt hat, ist Adolf Wagner. Der Handelsvertragsverein will die Wirthschaftspolitik fortgeführt wissen, welche in den letzten 8 Jahren die ganze Lebenshaltung des Volkes wesentlich gehoben, welche das durch schnittliche Einkommen pro Kopf der Bevölkerung und den Ver brauch aller der Consumtibilien, an denen wir den Culturzustand eines Volke» zu messen pflegen, gesteigert hat. Ist das nicht national? Seitdem die letzten Handelsverträge sich in Kraft befinden, ist die Auswanderung Deutscher um mehr als zu rückgegangen. 1892 verließen noch 100000 Personen jährlich den heimischen Boden, 1900 nur noch 22 000 Personen. Es sind wahrlich nicht die schlechtesten und unintelligentesten industriellen Arbeiter, die in das Ausland gehen; wir müssen darum froh sein, diese Kräfte in den letzten Jahren der deutschen Industrie erhalten zu haben, denn es ist ein Zeichen, daß die Arbeiter lohnende Beschäftigung in der Heimath gefunden haben. Wir geben uns ja alle Mühe, die Deutschen unserem Volksthum zu erhalten, welche dem Vaterland den Rücken gekehrt haben. Ist es nicht einfacher, von vornherein eine Politik zu treiben, welche hie Deutschen auch dem Reiche erhält? Darum ist die Fortführung der Handelsvertragspolitik auch in dieser Hinsicht eine durch und durch nationale, volkSthümliche. Die Gegnerschaft gegen die weitgehenden Forderungen der Agrarier wäre im deutschen Reiche zweifellos eine weit größere, wenn allseitig bekannt wäre, welche Lasten der Bevölkerung durch die Zollerhöhung an sich schon entstehen. Da wir rund 120 Mill. Doppel-Centner Getreide verbrauchen, bedeutet jede Zollerhöhung von 50 Pfg. 60 Mill. Mark zu Gunsten einer Minderheit der Landwirthschaft und eine weitere Erhöhungum 3 «4k wurde einer jährlichen Belastung von 360 Mill. Mark gleichkommen. Welch anderer Stand de» deutschen Volke» verlangt eine derartige Subvention? Man weist freilich darauf hin, daß die Zollwünsche der Agrarier selbst von einigen Jnteressenverbänden der Industrie gutgeheißen worden sind. Wer die in diesen Verbänden ver tretenen Industrien kennt, der weiß sehr genau, daß diese Ver bände bei den Agrariern eine Unterstützung suchen müßen für Ihre »uweilen ebenfalls weit über da» Ziel jeder Berechtigung
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