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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189902045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18990204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18990204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-02
- Tag1899-02-04
- Monat1899-02
- Jahr1899
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.02.1899
- Autor
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— 20 — s» T«s str tag im Seschüst auShalte» zu müssen, alle Lan- >m» der Säufer zu ertragen?" ,O nein," unterbrach ihn Elisabeth, und ihre Augen, »och srncht von den vergossenen ThrSnen, leuchteten freudig, .»k Ml eA gar nicht' schwer, Len» ich thue eS gern, weil Ich damit meiner lieben Mutter Sorgen abnehme, und deren hat sie genug, seit der Bater todt ist." .Sie find ganz allein mit der Mutter?" »Ja, Geschwister hab« ich nicht, die sind alle gestorben." Der Rechtsanwalt schwieg eine Welle, als ob er sich be sinne, dann fragte er langsam, in flüsterndem Tone, und seine großen prüfend« Ang« sucht« bis auf die Seele des jungen MwchenS zu dring«: »Mein Fräulein, wenn Ihnen nun Jemand fog« würde, «an soll Sie nie wieder eine Consec- ttoneuse «mr«, d. h. eS würde Ihn« Jemand einen Aus weg andirt«, daß Sie eS nicht mehr nöthig hätten, in rin Geschäft zu geh«, würden Sie darüber froh sein?" »Wenn ich auf eine bessere Art und Weise ebensoviel Verdiente, dann natürlich!" beantwortete Elisabeth die merk- »ürdige Frage. »So »einte ich da- nicht," sagte der Fremde daraufhin trächtig, »Sie müsse» mich recht versteh«, mein Fräulein, Ich »eine, wenn «an Ihn« daS Geld schenkte." Run war G aber genug, nun wußte Elisabeth plötzlich, was sie zu thnu hatte. Siedmd heiß schoß ihr daS Blut zu Kops rmd in aufrichtigster Entrüstung sprang sie auf. „Verlassen Sie mich, Sie . . ." Die kaum gestillten Thränen brachen aufs Reue hervor- Der Fremde hotte sich ebenfalls erhoben. Vor Elisabeth hintrrtrnd, betrachtete er sie einen Augenblick seltsam prüfend; da» nahm« seine Züge plötzlich einen zärtlichen, freudigen Ausdruck an, und während er versuchte, sonst ihre Hände vom Ant- Stz zu lösen, sagte er in verändertem, hochachtung-vollen Tone: »Verzeihung, tausendmal Verzeihung, mein gnädiges Fräulein!" Lisa wollte sich hastig umwmden, doch der Fremde fuhr in bittendem Tone fort: „O weinen Sie nicht mehr! WaS ich vorhin sagte, roar nicht für Sie bestimntt, versuch« Sie nicht mehr daran zu denke», d«u Sie liebe-, unschuldige- Kind möchte ich nicht länger gekränkt seh«. Setzen Sie sich, ich flehe Sie an» rmr noch rin« Augenblick und ich will Ihn« Alle- erklären." „Nein, kaff« Sie mich," wehrte Lisa schwach, bk- sie «düch doch seiner Bitte Gehör gab. »Wissen Sie, wa- e- heiA mein Fräulein, wenn ein junges Mädch« ein« Mann ernstlich interesfirt?" Zoloft blickte Elisabeth ihn an und er fuhr fort: »Nun gut also, sag« wir sogar, ein junger Mann liebt ein Mäd chen, kennt sie aber nicht weiter, als vom Sehen. Wie will er mm heutzutage, wo die Grenze, welche reine, harmlose Natürlichkeit von rosfinirtestrr Cokrtterie trennt, so schwer zu «A»« ist, au seine Auserwählte glaub« können? Er prüft sie H«, und sie wird ihm da-, wenn sie ihn liebt, verzeihen. Und die vorige Frage, mein Fräulein, gebrauchte auch ich »r, um Sie Kun« zu lernen. Ihre Thränen, Ihre auf richtige Entrüstung, Ihre Fassungslosigkeit sagten mir bester, als eine lange Bekanntschaft, daß ich an Sie glauben darf." Erstaunt, sprachlos starrte Elisabeth d« kühn« Sprecher Vor sich an und plötzlich fand sie, daß er schön, sehr schön fei. Also « hatte sie nur prüf« wollen und nun glaubte er an sie. Wie glücklich machte e- sie auf einmal, daß dieser fremde Mensch an sie glaubte! ,O sag« Eie mir nur. daß Sie mir verzeihen, daß Sie mein« Worten Glauben schenken, daß es mir vergönnt sein wird. Sie wiederzusehen!" Leidenschaftlich preßte der Fremde ihre kleine Hand, während er erregt fortfuhr: »Elisabeth, glauben Sie mir, lesen Sie in meinen Augen und Sie wist« genug, wist« Alles, nur grenzenlose Liebe konnte Sie so kränken." Elisabeth entzog ihm ihre Hand nicht, und als er die selbe küßte» rieselte es heiß durch ihre Glieder. „O bitte, sagen Sie nichts weiter," flüsterte sie hastig, „ich bin Ihn« ja nicht mehr böse." „Und ich darf Sie Wiedersehen, darf hoffen, von Ihnen gern gesehen zu werden?" ' »Ja., sagte sie einfach. „Aber nun muß ich zurück, ge wiß wartet schon die Mutter auf mich, ich hatte sie beinahe vergessen," setzte sie reizend verlegen hinzu. „Leb« Sie denn wohl, Elisabeth, Sie holdes Kind!" Noch einmal drückte der Rechtsanwalt deS Mädchens Hand und dann schritt er langsam, mit glücklichem GesichtS- auSdruck aus dem Garten. Auch Elisabeth kehrte zur Mut ter zurück. Ein Jahr war vergangen. Vor dem hübschen, neuan gestrichenen Sommeretabliffement hält eine Equipage. Ein junger, eleganter Herr steigt heraus und bietet galant einer hübschen, blonden Frau den Arm, indem er zärtlich sagt: „Nun bitte, Elisabeth, steige aus, wir wollen hier ein wenig rasten und . . ." setzte er lächelnd hinzu, „alte Jugender innerungen wieder auffrischen!" „Warte nur. Du Böser Du," antwortet sie ihm schel misch drohend. Zwei Damen gehen vorüber. Zuvorkommend grüßen sie die junge Frau. Es waren Elsa und Margot Bollert. Denk- «nd Sinnfprüche. Wenn Du in Groll und Zwist, Mit einem Deiner Nächsten bist, So denke, daß vielleicht schon morgen, Enthoben aller Erdensorgen, Vorbei das Leben ist, Und mit dem Leben auch — der Zwist. F. Groß. * * * Wenn ein Edler gegen dich fehlt, So thu', als hält« st Du's nicht gezählt; Er wird es in sein Schuldbuch schreiben Und Dir nicht lang im Debet bleiben. * * * Geschlossen sind der Neugrbor'nen Hände, Zur Faust gepreßt: Als hielten sie des Glücke- volle Spmde Unlösbar fest. Doch off« streckt sich, ausgespreizt in'S Leere, Des Tobten Hand: Nichts folgt von Allem, was die Welt gewähre, Zum Grabesrand. Druck und mm Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Redaktion verantwo.tlich: Hermann Schmidt in Mesa. Erzählet an der Me. velletr. Gratisbeilage zum „Riesaer Tageblatt" Nr. S Riesa, den 4. Sebrnar 18SV. »D. Jahrg. Falsches Geld. Krincknal-Novelle von E. v. Lippe. (Fortsetzung!. „Nun ja, ich sagte Wochen!" erwiderte der Vicomte. „Ich seh', Sie sind nicht mit dem Gange der Sache vertraut," erwiderte mein Kollege, „ich werde es Ihnen aber sagen," setzte er wohlwollend hinzu, pasien's aber die Herren recht genau auf. Sehen's, morgen bericht' ich nach Peters burg, daß ich zwei Herren hier in Haft genommen habe, aus die daS Signalement der Fälscher genau paßt. Dann wird nun wohl, so nehme ich an, ein Beamter von dort hergeschickt werden, der Sie als die Gesuchten zu rekognos- ciren hat." Das Gesicht des Herrn van Habermeister war um einen Schein bleicher geworden, während die Augen des Vicomte auch eine Sekunde unruhig ausleuchteten. „Wenn dann der Beamte erklärt, Sie wären nicht die Gesuchten, es läge ein Jrrthum vor, wie ich fast annehmen muß, daß es kommen wird, nun, dann werben's gleich auf freien Fuß gesetzt. Sie können sich also leicht sagen, wie lange Sie in Hast bleiben können, bedenken's ober wohl dabei, daß die Ruffen in solchen Geschichten verteufelt langsam sind." „Aber, mein Herr, wenn Sie selbst sagen, daß Sie einen Jrrthum voraussetzen, wie können Sie uns dann ver haften wollen?" bemerkte van Habermeister. „Mir ist eine solche Handlungsweise unbegreiflich" — ' setzte der Vicomte hinzu. > „Mir aber gar nicht," war die mit größter Ruhe ge- , gebens Gegenantwort, „Sie sind nur nicht dem, was ich sagte, mit voller Aufmerksamkeit gefolgt. Dann passen's noch 'mal gefälligst auf. damit wir mit dieser fatalen Sache aus einander kommen. Ich sagte, ich nehme fast an, daß hier - ein Jrrthum vorliegt, — das meinte ich von meiner Person; denn ich kann nicht glauben, daß zwei Herren, wenn sie sich s BöseS bewußt wären, mir so ruhig gegenüberständen, wie ! das bei Ihnen der Fall ist. Sehen Sie, ich sp ech' ganz offen mit Ihnen — das würde ich nicht thun, wenn ich glaubte, Sie wären die gesuchten Verbrecher — also, daß ich das nicht glaube, habe ich Ihnen bewiesen. Aber nun fällt derBnicht der Herren Rusten in die Waogschaale; die hab« ' von Ihnen ein genaues Signalement hierhergeschickt und be- ' Haupt«, wie ich Ihnen schon sagte, daß Sie falsche russische ' Banknoten ausgeben." j „Aber mein Herr, ich versichere auf mein Ehrenwort, ' daß ich seit Jahr und Tag keine Rubelnotcn auSgegeben i Hobe," sagte der Vicomte fast feierlich. ! „Und ich versichere auf das Heiligste, daß ich, so weit j ich mich zu erinnern vermag, seit langer Zeit auch nicht ein- ' mal eine Rubelnote gesehen habe," sagte van Habermeister. > „Ja schaun'S, meine Herren, ich will Ihnen das schon gern glauben, aber die Russen behaupten doch das Gegen- ' theil; ja noch mehr, cS wird angenommen, Sie sollen ganz beträchtliche Summen in Falsifikaten bei sich führen." j Ich wußte jetzt, was mein Kollege mit all' seinen Reden bezweckte. Er wollte das freie Anerbieten der Leute haben, eine HauSsuchunng bei denselben vornehmen zu können, und I eS war ihm vollständig geglückt: denn nach einer kleinen Pause ; sagte der Vicomte gepreßt, al- wenn e- ihm schwer würde, das, was er aussprechen wollte, in Worte zu kleid«: „Also daS ist seitms der russisch« Behörde über mich behauptet? Ich ersuche Sie, mein Herr, meine Effekten auf das Sorgfältigste durchsuchen zu lasten —' „Und ich bitte ebenfalls darum," fiel jetzt Herr van Habermeister ein, „damit der auf unS geworfene Verdacht entkräftet wird. Genügt Ihnen daS nicht?" setzte van Haber meister hinzu, als er bemerkte, wie der Kommissar mit dem Kopf schüttelte. „Schaun'r, meine Herren, was Sie mir da sag«, ist ganz hübsch; aber es genügt mir halt nit," — war die ent schiedene Antwort; — „denn wmn ich auf Ihre Idee ein ginge, Ihre Effekten durchsuchen ließe, wer sagt mir gut, daß Sie nicht die Fafifikate in Ihren Taschen, in Ihr« Kleidern, die Sie jetzt tragen, verborgen hab«? — Hm — was meinen Sie wohl, welche Blamage mich träfe, wmn nun an einem andern Orte bei Ihnen falsche Rubelnoten ge sunden würden?" „Sie können meine Person ebenfalls der eingehendsten Durchsuchung unterwerfen," erwiderte van Habermeister. „Auch ich bin damit einverstanden," sagte der Vicomte, „es soll mir sogar gleichgültig sein, ob Sie hier eine Visi tation vornehmen lasten, oder in meinem Hotel; nur möchte ich bitten, daß eS sofort geschehe, damit diese für mich pein liche Scene ein Ende erreicht." „Ja, den Wunsch will ich Ihne» gern erfüllen; wir wollen aber dort inS Nebenzimmer geh«, wir könnten hier gestört werden," erwiderte der Kommissar, aufstehend und seine Beamten durch einen Wink verständigend, zu folg«. „Einen Augenblick, Herr Kollege, nehm« Sie wieder freundlichst Platz," mischte ich mich ein, „auch Sie, meine Herren, werden noch hier bleiben," sagte ich zu dem Unter beamten ; der Kommissar sah sehr erstaunt zu mir auf, aber er ließ sich auf einen Stuhl nieder. „Ich will mir nur er lauben, an die Herren einige Fragen zu richten," sagte ich, und um die Aufmerksamkeit aller anwesenden Beamten scharf auf die Verdächtigen zu lenken, fragte ich in höhnendem Tone: „Sie nennen sich van Habermeister?" „Ich meine, Ihnen dies schon gesagt zu hab«," bekam ich zurück. „Und Sie bezeichnen sich als den Vicomte de Rochat, Ritter der Ehrenlegion?" fragte ich den andern. Ich erhielt zur Antwort nur ein stummes, fast stolze- Neige» deS Kopses. „Sie haben sich erboten, „Ihre Effekten durchsuch« zu lasten, Sie wünschten sogar, daß die Durchsuchung auf Ihre Person ausgedehnt würde, damit, wie Sie, Vicomte de Rochat» sich auszudrücken beliebten, diese für Sie mehr als peinliche Scene ein Ende erreiche. — Aber ich sage Ihnen, daß weder Sie selbst, noch Ihre Effekten durchsucht werden soll«; dmn es wäre eine nutzlose Mühe und ich habe nicht das geringste Verlangen, die Beamten rrsultatloS zu Ihrem Vergnüg« ar beiten zu sehen." Van Habermeister war sichtlich erblaßt, während auS den Augen des Vicomte mehr als Unruhe sprach; aber r-
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