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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.06.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-06-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010619019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901061901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901061901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-06
- Tag1901-06-19
- Monat1901-06
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4420 .stufenweise» Ausbau» nach Maßgabe der Dringlichkeit" die Verbesserungen an der Havel—Spree und unteren Oder zu allererst zu berücksichtigen hat. Denn wenn hier an diese» Flußläusen — schon seit Iahrzehuten — nachgewiesener- «aßen schwerste Schäden obwalten, so muß die erste Sorge die sein, vor «eiteren detrimeutis Staat und Anlieger zu bewahren, Verlorene» zu ersetzen, ehe man daran geht, neue Verkehrswege zu schassen. — Die zweite und nächste Sorge wäre aber wohl die, sich den Besitz solcher Landstrrcken zu sichern, welche ohne jeden Zeitverlust erworben werden müssen, wenn überhaupt der Ursprung- ltche Plan einer in westöstlicher Richtung die Monarchie durchquerenden Wasserstraße durchgrsührt werden soll, d- h. also des Gebiets an der Emscher. Will man hier mit besonderer Vorsicht zu Werke gehen und den „technischen Bedenken" die Spitze abbrechrn, so mag sich eventuell der Versuch empfehlen, über die schon seitens der Provinzen bewilligten Gummen hinaus noch eine weitere Deckung bis zum vollen Bau» betrag bezw. dessen Verzinsung von den Nächstinteressenten, den industriellen Anliegern, zu erhalten. Die des Oefteren erhobene Klage, daß der Staat, d. h. iwpUcite der Steuerzahler, ein allzu großes Risico lause, würde damit wesentlich abgeschwächt werden.— Diese beiden Theile nun — die Verbesserungen an der Oder, Havel und Spree und der Erwerb Les Emscher Gebiets — würden zusammen sehr wohl die Quote für eine erste Vorlage im Rahmen der Gesammtaction ausmachen können, sei eS nun, daß der Weg der Inanspruchnahme deS Staatscredits oder der der Etatisirung gewählt wird. Und so fortschreitend weitere Vor« lagen in nachfolgenden Jahren, alle aber auf der anfänglichen Grundidee weitrrbauend und in der Hauptsache nach dem größten Bedürsniß geordnet. Dabei braucht ja die Rücksicht aus unsere parteipolitischen Verhältnisse durchaus nicht grundsätzlich aus dem Auge gelassen zu werden. Ihren Anforderungen wird man unter Umständen am besten gerecht werden, wenn man pari passu mit diesem sorglich abgestuften Wasserbauprogramm, allerdings unter Einsetzung erheblich höherer Summen in den Etat, als dies bisher geschehen, für den Weiterausbau der Unterbahnen und Kleinbahnen — namentlich im Osten der Monarchie — Sorge trügt und den Schlesiern einen wirklich zu jeder Zeit schiffbaren Oder-Strom schenkt." * Berlin, 18. Juni. (Polnische Anti-Alkohol« beweg ung.) Ten Posener Polen ist am letzten Sonntag Heil widerfahren: Der Herr Erzbischof vr. von Stablewski konnte ihnen besondere päpstliche Gnaden in Aussicht stellen, wenn sie sich eines neuen Mittels zur Stärkung im wirthschaft- lichenWettbewerbund nationalen Kampf bedienten. Seit einiger Zeit wird nämlich von verschiedenen Führern der national polnischen Bewegung nicht ohne Erfolg gegen dicTrunksucht mobil gemacht, die sicherlich einen nicht unbedeutenden Tbeil der Kräfte, die man für die genannten Zwecke gebrauchen möchte und könnte, lähmt. Jetzt soll die Bewegung gegen die Trunksucht bester in Fluß gebracht werden, was unter den Polen an scheinend nur mit Hilfe der Kirche möglich ist. Bekannter maßen kann der tiefe Hang zum Schnaps nur unter An wendung der stärksten Mittel besiegt werden, und hierzu gehört das in den polnischen Gebieten nicht seltene förm liche „Absckwören" des Schnapses gegenüber dem Geist lichen. Rückfälle sind zwar auch dann nicht ausgeschlossen, aber in vielen Fällen wird der Schwur auch gehalten. Der Beistand der Kirche ist nun der polnischen Antialkoholbewegung in besonderem Maße zugesichert worden. In einer von nahezu 1000 Personen besuchten polnischen Versammlung in Posen wurde am Sonntag ein Schreiben des Erzbischofs vr. von StablewSki verlesen, in dem er der Versamm lung seinen Segen ertheilt und die Bewegung freudig begrüßt. Spielwuth und Trunksucht hätten, so wirb darin weiter ausgeführt, viel heimathlicken Boden „fremden Händen" ausgeliefert. Der Papst habe an den Posener Mäßigkeitsverein ein Breve gerichtet, wonach jeder, der den Mäßigkeilsbestrebungen beitrete, kirchlicher Gnaden theilhaftig werde. Dieses Breve werde demnächst in den Kirchen verlesen werden. Es wurde darauf die Absendung einer Dankadresse an den Erzbischof beschlossen. Daß die Polen den Kampf gegen den SchnapSteufel aufnehmen und von der Kirche darin unterstützt werden, kann nur gebilligt werden. Aller dings wird man auch die durch die Jnscenirung der Bewegung hervorgerufene Nebenerscheinung nicht übersehen dürfen; denn nach der Abfassung des erzbischöflichen Schreibens ge hört nur eine geringe Verdrehungskunst dazu, um seitens der polnischen Agitation der Bevölkerung den Glauben beizu bringen, daß der Papst, indem er besondere kirchliche Gnaden für die Betbeiligung an der polnischen Antialkoholbewegung in Aussicht stellt, der nationalpolnischen Bewegung, der sie ja dienen soll, seinen Segen giebt. An dieser durch daS Schreiben recht leicht gemachten Verdrehung werden die Agitatoren es nicht fehlen lassen. * Berlin, 18. Juni. Mehrere Fälle klerikaler Intoleranz haben in der letzten Zeit wieder unliebsames Aufsehen erregt. Die klerikale Presse, die bisher zu den betreffenden Berichten schweigen mußte, versucht nachträglich, durch „Berichtigungen" unwesentlicher Einzelheiten den Ein druck Hervorzurusen, als ob die Mittheilungen unbegründet wären. So schreibt die „Germania": In jüngster Zeit waren eS wieder zwei „intolerante" Priester auS Düsseldorf und St. Blasien, welche in der ganzen akatholischen Presse Spießruthen laufen mußten. Der Düsseldorfer Fall hat zur Grundlage die Thatsache, daß eine Frau, die von ihrem ersten noch lebenden Manne geschieden war und mit einem zweiten sich civiliter verbinden ließ, aber im Krankenhause die Versühnung mit der Kirche erbat und erhielt, dadurch einen weiteren Verkehr mit ihrem letzten „Manne" auSschloß (!) DaS ist für jeden Katholiken, der weiß, daß die Ehe ein Sacrament und daher unauflöslich, die spätere Verbindung zu Lebzeiten deS ersten Gatten also ein Loncubinat war (!) selbstverständlich. Die gegnerische Presse verschweigt aber die frühere Ehe und stellt die Sache so dar, als ob lediglich der Umstand, daß die (letzte) Ver bindung der Frau nur vor dem Standesamt geschlossen war, die Abweisung de» Manne», und zwar gegen den Wunsch der Kranken, bewirkt habe. Die gleiche Unwahrhastigkeit finden wir nun auch in dem Eingangs erwähnten Falle au» St. Blasien wieder. Herr Stadtpfarrer Popp giebt nun folgenden Aufschluß: Berste! war protestantisch getraut und hatte protestantische Kinderrrziehung. Ich verweigerte den Sacramentempfang, um den Vor schriften der Kirche zu entsprechen. Deswegen mußte ihm die kirchliche Beerdigung versagt werden, lieber seine Ehe, als ob sie eine „wilde" sei, habe ich kein Wort gesprochen, ebenso habe ich über die Sinder kein Wort gesagt, verlangte also auch nicht, daß sie katholisch getauft werden. Liefe Behauptungen sind freie Er findungen und frech« Lügen. Die „Germania" bestätigt damit, daß in dem Düssel dorfer Fall die sterbende Frau ihren Mann vor dem Tode nicht Wiedersehen durfte, weil sie, die gesetzlich mit ihm verbeiratbet war, im „Concubinat" gelebt habe; und sie bestätigt, daß dem Bürgermeister von St. Blasien die Sterbesacramente und die kirchliche Beerdigung versagt wurden, weil er protestantisch getraut war und seine Kinder protestantisch erziehen ließ. Von „frechen Lügen" zu reden, hat da» Blatt also durchaus keinen Anlaß. Die Hervorhebung gleichgiltiger Nebensachen ändert nicht» an der nun von klerikaler Seite selbst in dem Ableuguungsversuch festgestellten Thatsache der klerikalen Un duldsamkeit. 8. Berlin, 18. Juni. (Privattelegramm.) Einem Telegramm der „Voss. Ztg." au« London zufolge meldet der Cherbourger Berichterstatter de» „Daily Expreß", Kaiser Wilhelm werde mit einem Krieg»geschwader den von China zurückkehrenden deutschen Truppen Riff SL^t. Lack 8»lr8oIiI1rk oä. eineLaus-I'rinüeur KRIvIRI« der^rrt? mit Lairscklirker Lonikaeius. — Kreisen erzählt wird, soll die Inb. vutöllt- anvalt Lack. Zu der Aufhebung des wird der „Schles. Ztg." aus antiseptisch und erfrischend, bestes Mittel znr Haarpflege u. Kräftigung des Haarwuchses. Alleinige Fabrikanten: Kunutli L m Iil»t/8eli, Leipzig. Niederlage bei: vr.K«88berx L 8trnn88, Grimm. Steinw. 11, sowie in den meisten Parfümerie-,Drog.- u.Friseur-Geschüsten. kir.l'llolibaUo, Lrilbl 2. In l Verwalter sacir-i.cii'ris: »och i S Veträ spesens 2 »SOI r die N der iu Hs nm 23. llu Aünnerebe 8oloquarte liier Lintr Laukbau8, kileli »eul nd: 8ob vonnersl 1uäu8trik Städtische» Le Werktage von während der ' und theilweise über dem n erneucrung (s FriedhofS-vxp Johannissriet Vergebung bei der Eoncessioi Betrieb bezch nur früh m Schlutzzeit fü, deS Süd- un Die städtische übernimmt d Schweinsb BundeSra! Patent-, Geb, (Tuchhallc), Oessentliche? Universit« tagen geb abends) ! S—1 u. S erfolgt tä, Nachm. v« S tadtbib! Dienstage Büchera Bibliothe Bücheraui Vorlegun Bibliothe Volksbib Volksbibt Pädagogisch« acöst'n.Mitt Mufikbiblioi u. 3-6 Uh können im volkSbtbliot jeden Mitt» „Volksburci heiten Leip zeit 1—3, ' Städtisches Knustvcrc tagen '/,11 tagen 10— und Freit« Sonnabeni tritt in de Grasfi-Mus u. Feiertag Montaql Grasfi-Mn und Feiert Montags Bibliothek von 10 1 Eintritt je Tas Antik« versitätsse geöffn. Zi Sainniluii, Johannis u. Mittw Museum v Veteranen Hiktor.Mn Im Gasth sandten in Athen ernannt worden. — Der Generalmajor Irandarenko ist zum Militärgouverneur des Ferghana- GebietcS ernannt worden. Orient. Kreta und die Mächte. * Kanca, 18. Juni. (Telegramm.) DieGeneralconsuln jabeu dem Prinzen Georg mitgetheilt, daß die Mächte ge willt seien, in Kreta den status guo aufrecht zu erhalten. Afrika. Lage in Algerien. * Paris, 18. Juni. (Tel.) Die „AgenceHavaS" berichtet auS Algier, daß der angeblich an einen Sohn deS Jnsurgenten- ührerS Mokrini gerichtete Brief, in dem von der Vor- »ereitung eines allgemeinen Aufstandes gesprochen wird, als apokryph anzusehen sei. Australien. Der englische Thronfolger. * London, 18. Juni. (Telegramm.) Der Herzog und die Herzogin von Cornwall und Aork sind in Wellington auf Neuseeland eingetroffen. Kirchliche Nachrichten. Wahren: Freitag, den 21. Juni, Wochencommunion. Mr BÄ» m FchMri M MorfthrzeM empfiehlt es sich, sich nach dem Wertbe einer guten Bereisung zu erkundigen. Bon Fachleuten wird der Continental Pneumatik als ein erstclafsiges Fabrikat empfohlen. Colonial-Nachrichten. * Von dem Afrikareisenden Oskar Nenmann sind Nach richten in Berlin angekommen, die melden, daß er nach Ueber- winduiig unsäglicher Schwierigkeiten von Adis-Abeba Lurch Kassa und Djiuma (Süd-Aethiopien) sein Ziel Faschoda erreicht hat. Auf dem Wege dahin hat er das Cobatgebiet durchforscht und die Quellen des Gelo, des Nebenflusses Les Sobat, ausgesucht. Gestern bereits meldete eine Depesche aus Abu Guma, zwischen Faschoda und Chartum gelegen, daß der Forscher durch eine Trauerkunde aus der Heimath sich veranlaßt sieht, seine Rückreise direct auzutreten. Unterrichtswesen. — KausmännischeFortbildungSschulevonRudolsSchneider Leipzig, Sternwartcustrafte 4. Diese kaufmännische Fort bildungsschule ist staatlich concessionirt und zerfällt in zwei Ab- theilungen: 1) Lehrlings-Abtheilung, Cursus zweijährig (die Schüler derselben sind von dem Besuche der städtischen Fortbildungsschule befreit), 2) Abtheilung für Privatunterricht in sämmtlichen kauf männischen Wissenschaften und Sprachen für Damen und Herren. Auf die letztere Abtheilung sei heute hier an dieser Stelle ganz besonders hingewiesen, da die Aneignung guter kaufmännischer Kenntnisse in unserer Zeit, in der es nur dem wirklich Tüchtigen und Leistungsfähigen möglich wird, sich eine gute dauernde Stellung zu verschaffen, von größter Wichtigkeit ist. Dieselbe bietet ganz nach Wunsch am Tage oder Abend gründlichen Unterricht in gewerblicher, einfacher, doppelter und amerikanischer Buchführung, 4iusmännischem Rechnen,Handelscorrespondenz, Handelsrecht, Wechsel- und Actienlehre, Comptoirarbeiten, Maschinenschreiben, Gabelsberger Stenographie, Schönschreiben und neueren Sprachen durch nur be währte Fachlehrer. Der Eintritt kann zu jeder Zeit stattfinden; das Honorar ist mäßig gestellt, sodaß auch dem Minderbemittelten es möglich ist, sich daran zu betheilige». Prospekte stehen gratis zur Verfügung. Für Damen sind Separatcurse eingerichtet. öffentlich Bei 8ei v In Concurs Eoloni« 1« Uh' gezoger D Darleh SO. Se gegen scheine, also m ärztlich empfohlen als Stärkungsmittel. Eine Verbindung von Casein und Glycerinophosphat. In Apotheken u. Drogerien erhältlich. Frankreich eine Million Francs für die ungarische Unab- hängigkeitspartei zur Verfügung stelle und daß in Pest eine große ranzösisch-ungarische Bank mit 100—150 Mill. Capital geschaffen werde.. Ferner verlangt das Programm, daß man in Ungarn dreibuudfeindliche Journale gründe. I» der Broschüre Wird behauptet, Delcasss habe, als er am 17. Januar 1900 Ugron, den dreibundseindlichen Führer der kleinen ungarischen Unabhängig» keitspartei, in Pari» empfing, die Förderung diese» Programm» ormrll versprochen, insbesondere die Bank, die daS Binde glied („Is joint'* soll DelcasjS wörtlich gesagt haben) bilden würde. Telcassö habe in der Bankfrage persönlich inter- venirt und die Herren mit einem Pariser Finanzinstitute in Ver bindung gebracht. Aus der Broschüre geht hervor, daß Delcässv ich später zurückgezogen und auf Briese Rimlfr'S nicht weiter geantwortet habe. Natürlich wird der französische Minister des Aeußern heftig angegriffen und des Vcrraths beschuldigt. Er habe Ugron gefoppt und ihn eingeladen, nach Paris zu kommen, um hier ein „definitives Uebcreinkommen" zu treffen. Ein Brief Ladislaus Rieger'S vom 14. August 1900 ist in der Broschüre veröffentlicht. Rieger schreibt: „Würde ich der Kaiser von Rußland entschließen, nach Wien zu kommen und an maßgebender Stelle gegen die in Oesterreich sich efnschmug- gelnde pangermanische Herrschaft, die mit „kinis ^ustriae" gleich bedeutend wäre, fein Veto einzulegen, fo wäre dies ein großer Triumph über die Teutsch-Oesterreicher, die beständig mit krasser Offenheit nach Berlin hinüberschielten." Rieger beauftragt Herrn Rimler, der im Begriffe steht, nach Petersburg zu reisen: >,Grüßen Sie herzlichst unsere Freunde, insbesondere Pobedonoszew, die Generale Jgnatiew, Komarow und Bogdanowitsch." Die Broschüre wird von den französischen Nationalisten gehörig auSgebeutet, um das Cabinet Walveck-Rouffeau und besonders Delcassv, der, wie aus obigem hervorgeht, sich von dem dunkeln Handel bald zurückzog, als Verräther der wahren Interessen Frankreichs hinzusteUen. — Die ganze Sache koiuint aus eine Blamage Ugron'S hinaus, der jetzt eifrig bemüht ist, Herrn Rimler von sich abzuschütteln. Einem Interviewer gegenüber sagte er: Delcass« hat mir nichts ver- prochen und mir nichts verweigert, denn, von eeren Höflichkeiten abgesehen, enthielt unsere Conversation absolut nichts. Zeuge der Unterredung mit dem französischen Minister war Herr Rimler und diesen hatte der AuSgang derselben natürlich sehr wenig »efriedigt. Er überhäufle Ugron mit Vorwürfen, daß der selbe nicht länger bei Delcasss verweilte und sich mit dem Austausche von Höflichkeiten begnügte. Nachdem Ugron nun die Situation übersah, verließ er Paris am dritten Tage und lehnte es ab, wie Rimler eS ihm insinuirte, auch den Präsidenten der Kammer, Herrn Deöchauel, und andere Politiker zu besuchen. Als Ugron in Zürich eintraf und auf dem Perron des Bahnhofes ein Exemplar deS Münchener Blattes kaufte, fand er in diesem Blatte eine genaue Darstellung seines Pariser Aufenthaltes, seines Besuches bei Herrn Delcasss und alle die Phantastereien, die Herr Rimler jetzt in seiner Broschüre auftischt. Ugron nahm daS Zeitungs blatt, sendete eS an die Adresse Delcasss's mit dem Be merken, daß diese Mittheilung nur von Rimler herrühren könne, da er, Ugron, mit Niemandem gesprochen habe. So viel glaubte er sich selbst schuldig zu sein. Bis auf Weiteres ist man auf diese spärlichen Mittheilunge» angewiesen. Ter Kaiser und die Nationalitäten. * Wie», 18. Juni. (Telegramm.) Der Kaiser traf heute früh in Begleitung deö Ministerpräsidenten v. Körber hier ein und fuhr, von der Menge lebhaft begrüßt, nach Schönbrunn. * Prag, 18. Juni. (Telegramm.) Ein kaiserliches Handschreiben an den Statthalter Graf v. Coudenhove drückt den besonderen Dank des Monarchen für die ihm von beiden Völkern Böhmens in so schöner und einträchtiger Weise dargebrachten herzlichen und innigen Kundgebungen treuer Anhänglichkeit für den Kaiser und daS Kaiserhaus auS und fährt fort: „Der überall sicht bare Fortschritt, den Ich auf allen Gebieten deS geistigen und wirthschaftlichen Lebens wahrzunehmen Gelegenheit hatte, und die überraschende Entwickelung, die Meine Königliche Hauptstadt Prag ebenso wie andere von Mir besuchte Städte aufweisen, haben Mich hoch erfreut und bekräftigen aufs Neue Meine Hoffnungen, daß auch das sichere Unterpfand der dauern den Blüthe des Landes, der so heiß ersehnte nationale Friede, der durch die erfolgreiche Annäherung beider Nationen auf wirthschaftlickein Gebiete angcbabnt worden ist, Meinem geliebten Königreiche bald beschieden sein wird. Das walte Gott!" Das Handschreiben schließt mit der Anweisung, diese Gefühle des Monarchen, sowie seinen Dank und seine Anerkennung für die musterhafte Haltung der Bevölkerung zur Kenntniß zu bringen. Beendete Ausstände. * Wien, 18. Juni. (Telegramm.) Die beiden großen Ausstände auf den galizischen ErdwachSzruben in BorySlaw und auf den ungarischen Eisenwerken der Staats eisenbahn in Neschitza sind beendet und in beiden Fällen haben die Arbeiter einen vollen Erfolg erzielt, im ersteren Falle Lobnerhöhung, im anderen eine nachmittägige Arbeits pause. (Voss. Ztg.) Frankreich. Wasserstratzenvorlage; Ernennung;EhinesischeElttschädigung. * Paris, 18. Juni. (Telegramm.) Der Arbeits minister Baudin hielt gestern in Orleans bei einem Banket des CongresseS für die Schiffbarmachung der Loire eine Rede, in der er die Politik deS CabinetS vertheidigte und die ein gebrachte Canal- und Wasserstraßen-Vorlage be sprach. Unter Anderem erklärte der Minister unter dem Beifall der Versammlung, daß die Schienenwege und die Wasserstraßen einander keineConcurrenz machen, sondern sich gegenseitig ergänzen und unterstützen. * Paris, 18. Juni. (Telegramm.) Im heutigen Ministrrrathe im Elysee unterzeichnete Präsident Loubet ein Decret, durch daS RSvoil zum Generalgouverneur von Algerien ernannt wird. Der Minister deS Aus wärtigen Delcaffö bestätigte, daß die Gesandten in Peking sich über die Zahlungsweise der von China zu leisten den Entschädigungen, sowie über daS für diese Zahlunc zu gewährende Unterpfand geeinigt haben. Internationale „Solidarität" »er Genossen. * Paris, 18. Juni. (Telegramm.) Wie auS Grenoble berichtet wird, verlangen die ausständigen Berg arbeiter in La Motte d'Aveillan», daß die Gesell schaft keinen einzigen Italiener mehr beschäftige und sich verpflichte, die wegen der letzten Unruhen verhaf teten französischen Arbeiter wieder einzustellen. Bisher sind 22 Franzosen, die an der Plünderung italienischer Arbeiter wohnungen theilgenommen haben, verhaflet worden. Ruhland. Wieder eine Prinzessin. * Petersburg, 18. Juni. (Telegramm.) Die heute früh geborene Großfürstin hat den Namen Anastasia erhalten. (Die junge Großfürstin ist dit vierte Tochter deS Zarenpaare», dessen Ehe (14. November 1894) bisher mit drei Töchtern, den Großfürstinnen Olga (geb. 3. No vember 1895), Tatjana (geb. 29. Mai 1897) und Maria (geb. 14. Juni 189S) gesegnet war. Die Hoffnung auf einen Thronerben ist abermals vereitelt worden: der Bruder deS Zaren bleibt vorläufig „Großfürst-Thronfolger".) * Petersburg, 18. Juni. (Telegramm.) Der russische Gesandt« in München, Baron v. Rosen, ist zum Gr- s Vie 82in^6-Vipüv2!6r vitkion-tzueUe r» 14» re vortreMieti bei Klieren- und Ilssenleicken, bei Parngries, )(»rndesoittv«rck«n, Akeumstismus h giebt, leruer bei 6«i»rrken der Atkmungs- tz Verckauungrorg»n«. Harntreibende XVirkunx! Nt.sotrel! I-eickt VerU»ullck l N.lLiorisotrel! entgegenfahrrnd und sich an deren Spitze stellen. DaS l gramm» ist, wie wir der „N. Fr. Pr." entuehmen, der, daß deutsche Geschwader werde in Cherbourg halten, wo sich ihm daS französische Nordgeschwader anschließen werde. Präsident Loubet werde nach Cherbourg kommen, um den Kaiser auf der Rhede zu begrüßen. Die Zusammen kunft werde etwa Ende August stattfinden. — Da der Kaiser befohlen hat, daß daS unter dem Com- mando deS Prinzen Heinrich stehende Geschwader der aus China zurückkehrenden Panzerdivision bis Cadix ent- gegcnsahre, so ergiebt sich, daß die Meldung von dem Cher bourger Berichterstatter der „Daily Expreß" erfunden ist. UebrigenS wird Präsident Loubet schwerlich wünschen, sich durch eine Begrüßung deS deutschen Kaisers in weiten Kreisen der frauzösischen Bevölkerung unpopulär zu machen. 6. H. Berlin, 18. Juni. (Privattelegramm.) Die Ablösungsmannschaftcn für Vie ostafiattfche Besatzungs brigade treten Anfang Juli auf dem Truppenübungsplatz in Altengrabow zusammen. Sie werden von 2 Stabsofsicieren geführt.dcnen 7 Hauptleute, 17 Leutnants und 4Sanitätsosficiere steigenden sind. Es dürfte sich wohl um 1000 Mann handeln. (-) Berlin, 18. Juni. (Telegramm.) Der „Reichs anzeiger" veröffentlicht die Verleihung des Rothen Adler- OrdenS zweiter Classe mit Eichenlaub an den Vorsteher einer mit der Berliner Akademie der Künste verbundenen Meister- chule für musikalische Composition Professor Martin Blümer, Mitglied deS Senats der Akademie. — Unter den Nachklängen zu den Canalverhand lungen verzeichnen die „Wasserstraßen-Nachrichten" eine Er innerung an die Verhandlungen von 1886, betreffend den Dortmund-Ems-Canal, welche ein Streiflicht auf den damals von conservativer Seite beliebten, im Jahre 1901 aber weit abgewiesenen „Kuhhandel" wirft: Als 1886 der Dort- mund-Ems-Canal in der Schwebe war, begaben sich einige Freunde des Canals aus Westfalen nach Berlin, um bei Abge ordneten aller Parteien ein gutes Wort für den Canal einzu legen. In dieser Absicht wurde auch der damalige Führer der Conservativen, vonRauchhaupt.in dessen Privatwohnung im Hotel Kaiserhof aufgesucht. Herr von Rauchhaupt empfing die Canalfreunde sehr zuvorkommend, aber mit der Erklärung, daß er persönlich Gegner der Canäle sei. Es liege den Conserva tiven aber sehr daran, im Reichstage die damals geplante Ge treidezoll-Erhöhung durchzubringen. Deshalb mache er folgenden Vorschlag: „Wenn Sie, meine Herren, es fertig bringen, daß die „kleine Excellenz" (Windthorst) mit dem größeren Theile des Centrums im Reichstage für die Getreidezölle stimmt, so verpflichte ich mich, mit einem Theile meiner Partei im Abge ordnetenhause für die Canalvorlage einzutreten." Eins der jüngeren Mitgiieder der Abordnung wagte darauf die Be merkung: „Das ist ja der reinste Schacher", von Rauchhaupt aber erwiderte kühl: „Nein, das ist Politik." — Windthorst stimmte mit seinen Freunden für die Getreidezölle, und der Canalgegner von Rauchhaupt hielt Wort und half mit seinen Freunden die Canalvorlage durchbringen. (-) Siel, 18. Juni. (Telegramm.) Aus Anlaß der Geburt der Großfürstin Anastasia setzten heute Mittag die Kriegsschiffe Flaggengala und feuerten einen Salut von 2l Schüssen. -tk. Sondershausen, 18. Juni. Ter Landtag des FürstenthuniS wird zum 2. Juli einberufen werden. r. Mühlhausen i. Th. 17. Juni. Eine Versammlung, zu der die Spitzen der Behörden u. s. w. erschienen waren, beschloß, ein Bismarck-Denkmal zu errichten. * Gotha, 18. Juni. Wie die „Goth. Ztg." hört, hat die herzogliche StaatSregierung den Entwurf einer Verordnung, betr. Vorschriften zum Schutze der bei Bauten be schäftigten Personen fertiggestellt. Der Entwurf wird nunmehr den landräthlichen Behörden des HerzogthumS und einer Anzahl von Sachverständigen aus allen betheiligten Kreisen zur Begutachtung vorgelegt werden. rv. Weimar, 17. Juni. Dem gestern wieder zusammen getretenen Landtage sind bekanntlich nur die Eisenbahn- vorlagen zugegangen. Vor Eintritt in die Tagesordnung stellte Staatsminister Rothe dem Landtag den neuernanntcn Chef der Finanzen, Staatsrath vr. Hunnius vor. Durch seine bisherige Thätigkeit sei vr. Hunnius in vortheilhaftester Weise dein Land tage bekannt und fo bedürfe es einer besonderen Empfehlung desselben nicht. Der Abg. Baudert interpellirte sodann da? Ministerium über die durch den Registrator Ingber beim Amts gericht Apolda verübten Unterschlagungen von Depositengeldern. Staatsminister Rothe erklärte, daß die Untersuchungen über die Höhe der unterschlagenen Gelder noch nicht abgeschlossen seien. In die Tagesordnung eintretend, empfahl Departemcntsches v. Wurmb die Eisenbahnvorlagen. Vieles von dem, was die Bevölkerung und auch die StaatSregierung gewünscht, sei zwar nicht erreicht worden, doch solle man mit dem Erreichten zufrieden sein. Auch die Regierung bedauere, daß Geisa nicht an die directe Linie zu liegen komme, sondern nur eine Stichbahn erhalte, ebenso, daß die Vorarbeiten bezüglich Ler Nassathalbahn und der Bahnverbindung mit Remda noch nicht weiter vorgeschritten seien. Auch sei nicht erreicht worden die brennende Brückenfrage in Jena zugleich mit der Bahnfrage zu lösen. Auch Münchenbernsdorf müsse noch auf eine Bahn warten, da Reuß j. L. nicht früher feine Zustimmung zum Ban dieser Bahn gäbe, al» bis eine Einigung über den Um bau des Bahnhofs Gera erzielt sei. Staatsrath vr. Hunn iuS ver breitete sich alsdann ausführlich über die Bahn Eisenberg-Bürgel- Porstendorf. Eine directe Verbindung der Stadt Bürgel mit Jena fei aus mancherlei Gründen unmöglich, fo daß die Negierung dringend empfehle, die Linie über Porstendorf nach Jena anzunehmen. -s- Altenburg, 18. Juni. Der Streik einer bestimmten Abtheilung Arbeiter in der hiesigen KLHler'schen Nähmaschinen fabrik ist nach mehrwöchiger Dauer zu Ungunsten der Aus ständigen ausgefallen. Wer wieder angenommen wurde, hat bereitwillig die Arbeit unter den alten Bedingungen ausge nommen. * BreSlau, 18. Juni, russischen Grenzerlasses Russisch-Polen geschrieben: Wie in hiesigen — russischen Aushebung deS Grenzerlassc» nur den sehr eifrigen und gut moti- virten Vorstellungen der zuständigen deutschen Behörden zu zuschreiben sein, welche den pekuniären Nachtheil der Grenzsperre für Deutschlands Gewerbe-Jnteressenten zugaben, aber auch den Hinweis betonten, daß der russischen Grenzbevölkerung rin ebenfalls sehr sichtbarer und bei Innehaltung des Zustande» von schweren materiellen Folgen begleiteter Schaden zugefügt werde. Eine rege Correspondenz entwickelte sich zwischen den Grenzkammern und Warschau einerseits nnd zwischen Warschau und St. Petersburg andererseits und es ergab sich als Facit der geheim gehaltenen Verhandlungen uud Aussprachen die Aufhebung der strengen Grenzmaßrrgel. Auch unter der hiesigen ländlichen christ- lichea Bevölkerung giebt sich hierüber lebhafte Genugthuung kund, indem besonder» der nach Preußen in so großem Maßstabe betriebene Geflügel- und Eierhandrl, den zumeist nur jüdische Handel-leute vermitteln, wiederum einen lebhaften Aufschwung nehmen wird. Eine Folge wird aber die aufgehobene Grenzmaßregel noch nach sich ziehen, indem dem ohnehin schon scharf auf den Leib gerückten Schmuggelwesrn noch energischer auf die Finger gesehen werden wird, da eine weitere Vermehrung von Grenzsoldaten er folgen und eine etwaige Bestechung derselben durch Schmuggler durch Anwendung der gesetzlich zulässigen höchste» Strafe» ge ahndet wird. Oesterreich-Ungarn. Treibundseindliche Treibereien. „Die Nothwendigkeit der sranzösisch-russisch-oster- reicht sch-ungarischen Allianz ist der Titel einer soeben in Pari» erschienenen, vom pensionirten Hofsekretär de» österreichisch-ungarischen Ministeriums de» Aeußern, Rimler, verfaßten Broschüre, die gewisse Treibereien gegen den Drei bund kennzeichnet. Der erst« Punct de» in dieser in deutscher und franzö- j sischer Sprach« veröffratlichttn vroschür« »«treten«» Pro» Tageskalender. Telephon-Anschluß: Expedition de» Leipziger Tageblattes I Nr. 223 Redaktion des Leipziger Tageblattes - 153 Bnchdruckerei de» Leipziger Tageblattes (E. Polz) . - 1173 Alsred Hahn vorm. Otto Klemm'» Sortiment, Filiale: Uni- versitätsstraße 3: 4046. Louis Lösche, Filialen de» Leipziger Tageblattes: Katharinen straße 14 : 2935. Königsplad 7: 3575. Adressen aller Branchen, Stände nnd Länder liefert unter Garantie Welt-Adressen.Verlag Emil Reiß, Leipzig. Katalog gratis. Fernspr 3229. Telegr.-Adresse: „Wrltreiß-Leipztg". 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Bohnh., Abgana-seite, 1. Geb.) in d. kab BahnhosS-Jnspection. AnSknnstSstelle sür See-Schifffahrt»- nnd Reise-Verkehr. Relirf-Weltkarte der Homburger Rhedrretea: R. Jaeger, August««-. Vlatz2. Unentgeltliche Au»kunst»erth.: Wocdent. 9-12 u. 3-6 U. Hanpt-Melde-Am» »es Vezirks-Lommando» Leipzig, Nikolai» kirchhos 2, l. Stock, Zimmer 1. Meldest.: Wochentag» S—I, Sonntag» 11—12. An den hohen Festtagen, sowie an den Srborl»- togea de» Kaiser» und König» bleibt da» Hauptmeldeamt g,schloff««. NI Be zahlba 30. Iu!
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