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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.07.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-07-03
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010703015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901070301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901070301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-07
- Tag1901-07-03
- Monat1901-07
- Jahr1901
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4780 Grafen v. Arco » Vallay wird !n dem Aprilhefte de» „Evangelischen Diasporaboten" der Vorwurf erhoben, daß er als Gesandter in Rio de Janeiro derrömischenPropaganda wenn nicht Vorschub geleistet, so doch nicht in erwünschtem Maße entgegengeireten sei. Gesellschaftlich zwar wurden der Francis- kancrprior in Petropolis und der evangelische Pastor „pari tätisch" behandelt, nebenher aber lief eine Bevorzugung und Unterstützung der katholischen Kirche und ihrer Institute, welche die Evangelischen um so mehr verletzen mußte, weil diese weit die Mehrheit unter den Deutschen in Brasilien ausmachcn. Hier nach heißt es in dem „Evang. Diasporaboten" weiter: Die Lage wurde jedoch erst kritisch, als inan die Propaganda auch auf die brasilianische Bevölkerung und Kirche auszudehncn begann. . . . Die Franziskaner haben über die Köpfe der Be völkerung hinweg einige Vorthcile zu erlangen gewußt, welche diese geradezu als Berrath empfand. So war es völlig über raschend, als am 1. December 1900 die Katharinenschwcstern in das neuerbaute Hospital Santa Teresa in Petropolis einzogen. Die Bevölkerung war entschieden dagegen, sie war gewiß, daß der neuerwählte Staatspräsident nie seine Zustimmung dazu geben würde. Da hatte man in aller Eile mit der alten Staatsregierung noch das Abkommen getroffen, welches das große Hospital den deutschen Schwestern auslirfcrte. Bezeich nender Weise getraute man sich nicht, den Contract zu ver öffentlichen. Erst allmählich kam zu Tage, welch außerordent liche Vergünstigungen den Schwestern zugebilligt waren. Die Zeitungen konnten nur nachträglich vergeblichen Protest er heben. Sie sprachen es offen aus, daß dieser Vertrag nur durch hohe Protection bei der StaatSrcgierung erreicht sein könne, und fragten: „Warum bezahlt Deutschland die Ercaturen des Vaticans?" Aber wilder noch loderte kurz darauf der Nati vismus der Brasilianer auf, als plötzlich der Obcrpfarrer an der Matriz in Petropolis vom Bischof abberufcn und durch einen deutschen Franziskaner ersetzt wurde. Tre Zeitungen erhoben Lärm und dem entlassenen Vicar wurden stürmische Ovationen gebracht, bei denen das Volk schrie: Tod den deutschen Franziskanern l Der „Evang. Diasporabote" knüpft hieran die Bemerkung: Es läßt sich natürlich schwer controliren, ob oder wie weit die Vermuthungen, welche in brasilianischen und deutschen Blättern offen ausgesprochen wurden, zutreffcn, daß der Ge sandte das Gewicht seiner Persönlichkeit und die Autorität seiner Stellung in den bcregten Angelegenheiten zu Gunsten der Franziskaner eingelegt hat. Immerhin hat er seine katholischen Neigungen, die ihm als Privat mann Niemand verübeln wird, auch in seiner amtlichen Stellung so sehr hervor treten lassen, daß in nur zu begreiflicher Weise solche Combi nationen sich an das unerwartet schnelle Aufwachsen der ihm so befreundeten Franziskaner geknüpft haben. Dadurch flieg die Gefahr, daß die Brasilianer ihren Haß gegen die fremden Ordensleure auf das ganze Dcutschthum übertragen, um so mehr, als ihrer Auffassung nach der deutsche Reichsvertreter persönlich den geheimen Machenschaften der Mönche nicht ferne stand Um des Friedens willen können wir daher uns nur dem Wunsche anschließcn, mit dem eine Zeitung von drüben die Ernennung des Herrn v. Trcutler begrüßt, daß der neue Gesandte in seiner hohen Stellung beiden Confessionen volle Parität zu Theil werden lassen, unerhörte Zumuthungen kurz und biindig zurückwcisen lvird, damit die scharfe Aus prägung kirchlicher Thätigkeit gewisser Leute an Schärfe wieder verlieren möge, die seither begünstigt und mit deutschem Gelbe in solius Koma« gloriain bezahlt worden sind. (-) Berlin, 2. Juli. (Telegramm.) Die „Nord deutsche Allgemeine Ztg." hat an eompelenter Stelle sest- gestellt, daß die Nachricht einiger Blätter über die Ein führung «euer Rangabzeichen für bentsche Secofficiere, sowie die Einzelheiten darüber (Aermelftreifen) zederBegründung entbehrt. — Nach einer dem Generalsuperintendenten der Provinz Ostpreußen v. Braun zugegangenen Mittheilung hat nun mehr die Kaiserin das Protektorat über den Bau von zehn Jub iläumSkirchen in den ärmsten Gemeinden Ost preußens übernommen, nachdem durch die Spende von je 50 000 seitens zweier hochherziger Männer aus der Provinz und durch bereits vorhandene Fonds der Bau von drei Kirchen gesichert ist. Zur Bollendung des Planes sind noch 150 000 in der Provinz zu sammeln. — Der BundeSrath hat am Sonnabend seine Ferien «»getreten, ohne sich mit dem Beschluß des Reichstages, betreffend die Aufhebung des Jesuitengesetzes, besaßt zu haben. Die „Germania" citirt deswegen einige Grob heiten, die Graf Hompesch vor vier Jahren aus gleichem Anlaß dem Bundesrathc gewidmet hat, und erklärt, daß sie auch heute noch zutreffend die Empfindungen der deutschen Katholiken bezeichnen. — Der frühere langjährige russische Botschafter am hiesigen Hofe und spätere Generalgouverneur von Warschau, General der Infanterie, Generaladjutant Graf Paul Schuwalow hat, wie schon mitgetheilt, mit seiner Familie Berlin wieder verlassen. Er ist während seines Berliner Aufenthaltes von der hiesigen Gesell schaft mit größter Aufmerksamkeit ausgezeichnet worden, vor Allem hat ihm der Kaiser in liebenswürdigster Weise sein besonderes Wohlwollen bekundet. Er hatte nach der „Köln. Ztg." besohlen, daß der Graf während seines hiesigen Aufenthalt- militärijcherseits wie ein preußischer commandirender General zu behandeln sei, und ihm einen Osficier des Kaiser-Alexander-Garde-Grenadirr-Rrgiments zugeorduet. * Königsberg 1. Pr., 1. Juli. Für die Kaiserfesttage ist folgendes Programm in Aussicht genommen: Der Kaiser und die Kaiserin treffen am 6. September Abends 7 Uhr, von Marienburg kommend, in Königsberg rin. Am 7. Sep- tember wirb die große Parade des 1. Armeecorps aus dem Derauer Exercirplatz abgehalteu. Nach derselben reitet der Kaiser an der Spitze der vom Grenadier-Regiment Kronprinz gestellten Fahnen- compagnke in die Stadt zurück. Abends 6 Uhr ist großes Paradediner für die Herren vom Militär im MoSko- witrrsaale des königlichen Schlofft- und Abends 9 Uhr aus dem Schloßbose großer Zapfenstreich. Am Sonntag, 8. September, wird Vormittags in der Schloßkirche zur Erinnerung an die im Jahre 1701 daselbst vollzogene Krönung rin großer Festgottesdienst abgehalten, zu welchem Vertreter der Militär- und der Ttvil- behörden der Provinz und der altangesessenen Familien Einladungen erhalten haben. Nachmittag- 6 Uhr findet im MoSkowitersaale das Festessen für die Spitzen der Civilbrbörden und die Ver- treter der Provinz statt. Am Montag, 9. September, Vormittags soll die Einweihung der Luiseukirche stattfinden. Mittag» begiebt sich der Kaiser nach dem Landeshausr, um dort einen Ehrentrunk von den Vertretern des Provtnzialvrrbandr» rntgegenzunehmen, und Nachmittags fährt der Kaiser nach Pillau, wo er sich an Bord der „Hobenzollern" begiebt, um den Uebuugra der Flotte beizuwohnen. Die Kaiserin begiebt sich »ach Cadinen und bleibt dort bis zum Beginn der Festlichkeiten in Danzig. (7) Travenründc, 2. Juli. (Telegramm.) Der Reichs kanzler Graf v. Bülow ist um 3 Uhr Nachmittags von hier abgereist. * Halle a. T., 2. Juli. Der polnische Studenten verein „Philoni atia" Hierselbst wurde von der Univer- sitätSbebörde geschlossen, weil der EultuSminister verfügt hat, daß in Preußen akademische Vereine, die ausschließlich polnische Mitglieder haben, nicht bestehen dürfen. * Bochum, 30. Juni. In einer gestern Nachmittag im Evangelischen Vereinshause abgehaltenen vertraulichen Be sprechung von Vertretern der zum Kreisverbandc Bochum ge hörenden evangelischen Arbeitervereine wurde mit allen gegen eine Stimme beschlossen, in der am 3. Juli in Dort mund stattfindenden Ausschußsitzung des rheinisch-westfälischen Verbandes für die in Königssteele gefaßten Beschlüsse einzutreten. In Königssteele war bekanntlich eine Resolution angenommen worden, mit welcher die Abtrennung des Verbandes von Rhein land und Westfalen vom Gesammtverbande evang. Arbeiter vereine verlangt, den einzelnen Vereinen jedoch freigestellt wird, als solche dem Verbände auch weiterhin anzugehören. Der über 1200 Mitglieder zählende Arbeiterverein von Bochum und Um gegend ermächtigte heute seinen Vertreter, in demselben Sinne zu stimmen. tü. Eisenach, 2. Juli. Der großherzogliche Bczirksdirector bat eine öffentliche Versammlung verboten, in welcher der Reichs- und LandtagSabgeordnete Baudert auS Apolda über das Thema: „DeS Reiches Größe, Macht und Herrlichkeit" sprechen wollte. (-) München, 2. Juli. (Telegramm.) Bei den heute fortgesetzten Verhandlungen des Kunstgewerbetages hielt der UnterstaatSsekretär a. D. Prof. Mayr einen längeren Vortrag über das Thema „Kunstgewerbe und Zollpolitik", wobei er auch für bestimmte Gruppen kunstgewerblicher Er zeugnisse besondere Schutzzölle befürwortete. Im Laufe der Debatte sprach Direktor Brinckmann aus Hamburg den Wunsch aus, daß jedenfalls Alterthümer von der Verzollung auszunehmen seien. Frankreich. Tas Prager Lokolfcst. * Paris, 2. Juli. (Telegramm.) Der Pariser Stadt rath beschloß auf den Bericht seiner Abordnung über ihre glänzende Ausnahe in Prag die Absendung nachstehenden Telegrammes: „Der Pariser Stadtrath, tiefbewegt von ver Aufnahme, welche die StadtbehörLe und Bevölkerung von Prag seiner Abordnung bereitet hat, erneut den Ausdruck seiner glühenden Sympathien für die tschechische Haupt stadt und Nation." Dem Bürgermeister von Pilsen, ver in seiner Ansprache den Nationalismus feierte, sagte der Führer der Abordnung, Dausset: „Die Tschechen lieben ihr Vaterland und verabscheuen den Bedrücker; unsere Herzen schlagen einträchtig. Sie zählen bei uns nur Freunde; wir haben die nämlichen Freunde und Feinde." (Voss.Ztg) Rußland. Pretzccnsur. * Petersburg, 2. Juli. (Telegramm.) Der „Re- gierungSbote" veröffentlicht folgende, die Verwarnungen der periodischen Presse betreffende Verordnung: Die erste Verwarnung behält während eines Jahres Kraft, vom Tage der Verkündigung an, wenn in dieser Frist nicht eine zweite Verwarnung erfolgt. Wenn eine Zeitschrift während eines Jahres zwei Verwarnungen er hält, so bebalten beide zwei Jahre hindurch Kraft, und zwar vom Tage der Verkündigung der zweiten Verwarnung an, vorausgesetzt, daß die betreffende Zeitschrift nicht eine dritte Verwarnung innerhalb dieser Frist erhalten hat. Nach dem Ablauf des erwähnten Zeitraumes wird die Zeit schrift von den erhaltenen Verwarnungen befreit, und eine hierauf erfolgte Verwarnung wird wiederum als erste gerechnet. Die Wirkung dieser Regel wird auch aus alle bisher an die periodischen Zeitschriften erlassenen Ver warnungen rückwirkend angewendet. Der Minister des Innern befreite die Zeitungen „Birschewfia Wjevomosti" und „Voschod", sowie die Monatsschrift „Chosjain" von Len Folgen des Gesetzes nach dritter Verwarnung, nämlich von der Censur vor der Herausgabe. Orient. Neues Armenicrgcmetzcl. * Konstantinopel, 2. Juli. (Telegramm.) Nach jüngst eingelausenen Nachrichten hat im Vilajet Musch die Spannung zwischen den Kurden und Armeniern eine drohende Aus dehnung genommen. In Musch verursachten die Kurden eine all gemeine Panik. Bewaffnete Türken und Kurden durchzogen die Stadt, sodaß die Armenier ihre Häuser nicht zu verlassen wagten und der Bazar leer blieb. 14 Armenier wurden getödtrt. Der Verkehr zwischen Musch und mehreren umliegenden Dörfern ist unterbrochen. Ihren Hauptangriff richteten die Kurden gegen das Dorf Mogounk. Die Kurden beschuldigte» die Armenier, den Aga von Musch, durch de» mehr al- 150 Armenier ringekrrkert worden sind, getödtrt zu haben. Eine Anzahl Dörfer wurden von den Kurdeu geplündert. Greil zzwischetlfällr. * Belgrad, 2. Juli. (Telegramm.) AuS Sjenitza im Sandschak Novibazar werden abermals serbenseindliche Ausschreitungen dortiger Albanesen und türkischer Soldaten gemeldet. Letztere besetzten mehrere serbische Dörfer. Die Bevölkerung wurde unter dem Vorwande, daß sie Waffen bei sich versteckt halte, verfolgt. Dementi. * Bukarest, 2. Juli. (Telegramm.) Die „Agence Roumaine" bezeichnet die von einem Wiener Blatte gebrachte Nachricht über eine angebliche Einladung deS Königs Carol zu den diesjährigen Manövern der österreichisch ungarischen Armee als vollständig unbegründet. — Drei Zeitungen haben die Mittheilung veröffentlicht, daß alle Meldungen anSwärtiger Blätter über die Reisepläne deS Königs und der Königin von Rumänien und über angeblich bevorstehende Besuche von Fürstlichkeiten in Sinai» ganz ungenau seien. Afrika. Marokko. * Paris, 2. Juli. (Telegramm.) Wie auS Tanger berichtet wird, ist dort anläßlich der Flottenmanöver ein aus 12 Schiffen bestehendes französisches Geschwader ein getroffen. Der französische Geschäftsträger gab zu Ehren des Geschwadercommandanten ein großes Fest, dem die Mit glieder des diplomatischen Corps beiwohnten. Australien. * Hobart (Tasmanien), 2. Juli. (Telegramm.) Der Herzog und die Herzogin von Cornwall und Aork sinv hier eingetroffen. Während der Reise herrschte stürmisches Wetter. Personalveränderungen in der k. sächs. Armee. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Den 29. Juni. Den Hauptleuten u>td Comp.-Chefs: Feller im Schützen-(Füf.-)Regt. „Prinz Georg" Nr. 108, Witt- maack im 7. Jnf-Regt. „Prinz Georg" Nr. 106, Fränzel im 9. Jnf.-Regr. Nr. 133, ein Patent ihres Dienst grades verliehen. — v. Metzsch-Reichenbach, Oberltnt. im 2. Jäg -Bat. Nr. 13, zum Hauptm. und Comp.- Chef befördert. — v. Beul Witz, Rittuu und Escadr.-Chcf im 1. Königs-Hus.-Regt. Nr. 18, den Haupt'eutcn Blümncr, Battr-Chef im 3. Fcldart.-Regt. Nr. 32, Stall ing, Battr.-Chef im 7. Feldart.-Rcgt. Nr. 77, S ch u l tz e - S a I i ch, » In suite des 1. Pion.-Bats. N^. 12, commandirt zur Fortification Feste Kaiser Wilhelm II in Mutzig, ein Patent ihres Dienstgrades ver liehen. — Fischer, Oberltnt. im 4. Fcldart.-Regt. Nr. 48, zum Hauptm. und Battr.-Chef, vorläufig ohne Patent, be fördert. v. AbschicdSbcwilligunge». Den 27. Juni. v. B e u st, Hauptm. und Comp.-Chef im 2. Jäg.-Bat. Nr. 13, der Abschied bewilligt. Luchdruckerlag in Dresden. ii. fj, Am Montag, den 1. Juli, Nachmittags 3 Uhr wurden die Verhandlungen des Deutschen Buchdruckcrvereins wieder fort gesetzt. Zunächst referirte Herr Johann Weber-Leipzig über die W e t t be w e r b a u s w L ch se in den Lieferanten kreisen des Buchdruckgewerbcs. Die ausgedehnt« Debatte zeitigte di- Annahme folgender Resolution: „Die Hauptver sammlung des Deutschen Buchdruckcrvereins am 1. Juli 1901 zu Dresden nimmt mit lebhaftem Bedauern Kcnntniß, daß die Wett- bewerbauswüchse in den Lieferantenkreisen des Buchdruckgewerbcs in den letzten Jahren ein« sehr bedenkliche Zunahme erfahren haben und erklärt insbesondere die leichtfertige Be gründung von Buchdruckereien, sowie die Be einflussung von Druckerei» mge st elltdn durch Lieferanten mittels Provisionen und Geschenken als unmoralisch und sowohl dem Stande der Lieferanten, wie dem Buchdruck gewerbe höchst nachtheilig. Es liegt deshalb im Interesse sowohl d«r Lieferanten, wie der Buchdruckereibesitzer, mit allen Kräften ein« Besserung und Beseitigung dieser Uebelstände anzustreben, und zu diesem Zwecke beauftragt die Hauptversammlung den Ver einsvorstand, mit den gesammten Lieferantenkreisen d«s Buchdruck gewerbes in Verbindung zu treten, um 1) gemeinsam mit den Lieferanten die vorhandenen Mißstände festzustellen und Vor kehrungen zu ihrer körperschaftlichen Bekämpfung zu treffen, 2) gemeinsam mit den Lieferanten auf Grund der vorzunehmen- den Untersuchungen und Feststellungen eine Eingabe an den Bundesrath und den Reichstag zu richten, in welcher um Abände rung oder Ergänzung des Gesetzes zur Bekämpfung des un lauteren Wettbewerbes vom 27. Mai 1896 ersucht wird, die es ^ermöglicht, die hervorgetretenen Wettbewerbauswüchs«, insbe sondere das Bestechen von Angestellten, strafrechtlich zu fassen, lieber di« Ausführung dieser Beschlüsse ist der nächsten Haupt versammlung Bericht zu erstatten." lieber den Centralverband der preußischen Gcmeindebeamten als buchgewerbliche Unter nehmer berichtete Herr vr. A l l m e r s - Varel. Derselbe faßte sein« eingehenden Darlegungen in folgender Resolution zu sammen, die auch einstimmig angenommen wurde: „Die am 1. Juli 1901 in Dresden tagende Hauptversammlung der Deutc schen Buchdruckcrvereins hat von der Art und Weise Kenntniß genommen, in welcher der Centralverband der Gcmeindebeamten Preußens ein« eigene Formulardruckerei mit Formularverlag in Ebcrswalde unter Beibringung der Buchdruckerei C. L. E. Müller errichtet hat und nun die Mitglieder des Bcamt«nverband«s ver anlaßt, den Bedarf der Behörden, bei denen sie angestellt sind, nicht nur an Formularen und Drucksachen, sondern auch an Papier, Schreibmaterialien und den mancherlei Bedarfsgegen ständen der Behörden ihrem Unternehmen zu ihrem persönlichen Vortheil zur Lieferung zu verwenden. Di« Hauptversammlung erblickt darin einen Wettbewerb mit unlauteren Mitteln, der für viele Provinzbuchdruck«r, deren ganze Existenz auf den behördlichen Lieferungen beruht und die ihr Vermögen in den dazu erforderlichen Geschäftseinrichtungen an gelegt haben, derhängnißvoll werden muß und außerdem für die Schreibwaaren- und Papierhändler, die bisher den Communal« behörden ihren Bedarf lieferten, ein« empfindliche Schädigung bedeutet. Die Versammlung ist der Ansicht, daß die Beein flussung der Gemeindebeamten zu dem Zwecke, Lieferungen zu den ihnen vorgesetzten Behörden einem bestimmten Unternehmer zuzuwenden, im Widerspruch steht mit den Traditionen des preußischen Beamtenthums und des preußischen Staates, und daß die preußische Staatsregierung Maßregeln dagegen zu er greifen hat, wenn die Integrität des preußischen Beamtenthums, dessen Tüchtigkeit und Verdienste voll anerkannt werden, erq halten bleiben soll. Sie ist ferner der Ansicht, daß, während die Reichsregierung bestrebt ist, durch gewerbliche Fürsorge den Mittelstand zu heben, die preußische Staatsregierung dieser Be drohung vieler tüchtiger, strebsamer Staatsbürger in ihres Existenz und diesem in seinen Consequenzen überaus gefährlichen Angriff auf die Integrität ihrer Gemeindebeamten nicht ruhig zusehen kann. Sie beauftragt deshalb den Vorstand, beim preußischen Ministerium des Innern vorstellig zu werden, und ferner die gesammte deutsche Presse und die Communalverwaltungen und -Vertretungen zum Protest gegen das Gebühren des Verbands-Formularverlages in Eberswalde aufzurufen." Den nächsten Gegenstand der Berathungen bildete die E i n - flußnahme der Handwerkskammern auf die Lehrlingsausbildung im Buchdruckg e w erbe (Referent Herr Johannes B a e n s ch - D r u g u l i n - Leipzig). Nach ebenfalls längerer Debatte wurde folgender Beschluß ge faßt: „Die Hauptversammlung des Deutschen Buchdrucker-Ver eins am 1. Juli 1901 zu Dresden verspricht sich von dem Ein fluß, den die Handwertcrkammern auf Grund der am 1. April d. I. in Kraft getretenen besonderen Bestimmungen der Gewerbe ordnung für das Lehrlingswesen des Handwerks auf das Lehr lingswesen des Buchdruckgewerbcs ausüben werden, eine bes sernde und vortheilhafte Wirkung. Damit diese Wirkung voll erreicht werde, erachtet sie jedoch für erforderlich, daß 1) das gewerbliche Lchrlingswesen der Großbetriebe den Be stimmungen der ßß 129—132» unterstellt werde, 2) in die bei den Handwerkskammern errichteten Lehrlingsprüfungsausschüsse thunlichst Buchdrucker berufen werden, 3) die für das Buchdruck gewerbe aufgestellten Prüfungsordnungen für die Gehilfen prüfung thunlichst in Uebercinstimmung im ganzen Reiche ge bracht werden, 4) vom Bundesrath Vorschriften über die höchste Zahl der Lehrlinge unter Zugrundelegung der in 8 38 des Deutschen Buchdruckertarifs festgesetzten Lehrlingsscala erlassen werden, die in den einzelnen Betrieben des Buchdruckgewerbes gehalten werden dürfen. Die Versammlung beauftragt den Vorstand, die zur Erfüllung dieser Forderungen geeigneten Schritte in die Wege zu leiten." Hierauf erstattete noch Herr Commerzienrath Olden- bourg-München einen Bericht über Druckpapierzoll fragen. Auf seinen Antrag wurde nach kurzer Aussprache einstimmig folgende Resolution angenommen: „Im Hinblick auf die Bestrebungen der deutschen Papierfabrikanten, welche dahin gerichtet sind, daß für die Einfuhr von Papier aus dem Aus lande für die Zukunft ein höherer Zoll als der jetzige eingeführt werden soll, beschließt die Hauptversammlung des Deutschen Buchdruckervereins: Der Vorstand des Deutschen Buchdrucker vereins wird beauftragt, ungesäumt an den deutschen Reichs- t a g und an den Bundesrath eine Eingabe zu richten, in welcher gegen diese Bestrebungen Stellung genommen und mit aller Entschiedenheit Verwahrung gegen eine Er- höhungdergegenwärtigenPapierzölle Namens des deutschen Buchdruckgewerbes eingelegt wird." Als Ort für die nächstjährige Hauptversammlung wurde Constanz bestimmt und auf Antrag des Vicepräsidcnten des Reichsverbandes der österreichischen Buchdruckereibesitzer Herrn Feller-Karlsbad beschlossen, die Frage der Einführung internationaler Buchdruckertage auf die Tagesordnung der näch sten Hauptversammlung zu setzen, desgleichen auch auf Antrag des Herrn Jasper-Prag die Frage der Einführung einer einheitlichen Orthographie für alle deutschen Sprachgebiete. Hierauf wurde Abends 7 Uhr die Versammlung geschlossen. Abends fand Festtafel im königlichen Belvedere statt, am Diens tag eine Dampferfahrt nach der Sächsischen Schweiz. ZanLlogen Ifocdveae«trntler Kräftigungsmittel. Bisher nicht gekannte Erfolge, von Professoren u. Aerzten glänzend begutachtet. Was Lack Snlrsokllrt ock. eine Haus-Trinlceur KURvIR», cker^rrt? mit Lnlrsclrlirker Lonitncius. Llr.I'ucbdnUa, LrüblL sneK-i.cii'ris: Ink. ?atent- nnvalt 3neü. im Wasser zu jagen und zu fangen — manchmal auch nichtzu fangen — versteht. Der erwähnte Brown beobachtete einen Eisbären, der einen halben Tag lang vergeblich Jagd auf einen Seehund gemacht hatte. Das Thier entwischte ihm nach aller seiner Arbeit doch noch, und der Bär war ersichtlich außer sich vor Wuth, er fluchte auf seine Art, d. h. er heulte laut auf, schleuderte den Schnee um sich mit grimmigen Tatzenschlägen in die Luft und trottelte endlich ab, mit dem bitteren Gefühl höchster Enttäuschung. Der gestrandete Cadaver eines großen Walfisches ist für die Eisbären in Wahrheit ein gefundenes Fressen, und Brown sah, wie bei Ponds Bay an den west lichen Klippen der Davis-Straße sich mehr als ihrer 20 sich an der duftigen Leiche eines solchen Riesenthieres gütlich thaten. Wir Menschen leben vielfach in der Vorstellung, daß das Dasein der Thiere ein sehr vergnügliches, lustiges ist, — ein großer Jrrthum. Das Leben ist für sie wirklich ein „Kampf um daS Dasein", den sie mit Klima, Witterung, nachstellcnden Feinden, Concurrenten und mit ihrer Nahrung theilweise selbst zu kämpfen haben. Sie müssen hart arbeiten, und ermatten oder nachlässig werden ist für sie in der Regel der Anfang vom End«. Der Eisbär, bei seiner überlegenen Kraft und mit seiner reichhaltigen Speisekarte, ist verhältnißmäßig noch nicht so gar schlecht daran: im späten Lenz geht er auf die Suche nach Enteneiern und ist im Stande, eine Brutinsel in wenigen Stunden auf das Gründlichste auszuplündern. Die Noth, in der bekanntlich sogar der Teufel Fliegen frißt, zwingt auch den Eisbären, unter die Vegetarier zu gehen und, wie weiland König Nebukadnezar, seinen Bauch zu füllen mit Gras und Krautern. Mit einer lebenden Beute spielt er meist eine Weile, bevor N sie tödtet, wie «S viele Raubthiere thun, und daS Verhältniß zwischen Katze und Maus ist in dieser Hinsicht ja sprllchwörtlich geworden. Es ist wahr, sentimental ist die Natur nicht, aber solche Grausamkeiten haben in der Regel einen tieferliegendcn Grund, der sie zwar nicht mildert, aber doch verständlich macht und nicht als unnütz erscheinen läßt. Was kann nun wohl der Grund jener unser Gefühl auf das Stärkste beleidigenden Er scheinung sein? Wäre es nicht möglich, daß das Fleisch der armen Schlachtopfer durch die Angst einen erhöhten Wohl geschmack annähme, gewissermaßen eine Angst-haut-gout er hielte? Der Gedanke ist vielleicht weniger absurd, als er auf den ersten Augenblick aussieht. Hat der Eisbär die Spielerei mit dem erbeuteten Seehund satt, so knackt er ihm zwischen den Kiefern den Kopf wie eine Nuß, und derjenige, den seiner Zeit Vr. Bürgen hatt« mit gehen heißen, wollte nach derselben Schablone arbeiten, als der Gelehrte noch rechtzeitig Succurs erhielt. D«r Eisbär besitzt ein« wunderbar« Virtuosität darin, sich d«n schlafenden, aber auch dann sehr vorsichtigen und aller Augenblicke sich ermunternden Scehunden geräuschlos zu nähern. Da er vortrrfflich taucht und schwimmt, folgt er s«in«r Beute auch in das Wasser. Er läuft sehr schnell, klettert wie eine Katze an strilen, zerrissenen Felsen hängen, und seine Krallen, behaarten Tatzen und rauhen Sohlen befähigen ihn in hervorragender Weis«, auf dem Eise zu mar» schiren. Das Eis ist sein recht eigentliches LebenSelement, „er klebt", sagt der Engländer Markham, „an der Scholle, wie kein anderes Thier, noch dazu an der Eisscholle, scheut da» feste Land und betritt es nur, wenn das Eis mit demselben ver schmolzen ist. Di« bewegliche Eisscholle dient ihm als Fahrzeug, auf dem er di« weitesten Reisen unternimmt; genügt ihn, die «ine nicht, so schwimmt er zu einer anderen. Von jäher EiSwand stürzt er sich 50 Fuß hoch hinab in das Meer. Vor den Luft- löchern der Seehunde (Oeffnungen im Eis«, in welche diese Thier« in das Wasser hinein- und wieder au» demselben herauftauchen) macht er sich Schutzbrustwehren aus Schnee, ja, er schiebt gar ein Eisstück als Schirm vor sich her, wenn er sie beschleicht." In Grönland findet er sich entlang der ganzen Küste, aber an deren westlich«» Theil im Norden häufiger al» tm Süden, sehr selten ist er in Mittelgrönland zwischen dem 66. und 69. Grad nöxdl. Br. Im Ganzen werden jährlich durchschnittlich 50 er legt, für di« die dänische Regierung 5 Reichsthaler (etwa 12 <-M für das Stück Schußgeld bezahlt. Bei Cap Farewell herrscht die eigenthümliche Sitte, daß der Erleger des Bären blos sein Fleisch und Speck erhält, diejenige Person aber, die ihn zuerst sah, gleich- giltig, ob es ein Mann, Weib oder Kind war, bekommt das Geld für das Fell. Früher waren auch diese Thiere häufiger als jetzt. Scoresbysah einmal gegen 100 beieinander, von denen er 20 erlegte. Di« Bäreninsel hat ihren Namen von ihm, und vor dem konnte man wohl 18 Stück auf ihr beisammen erblicken, jetzt ist er hier ausgerottet, auf Spitzbergen und Nowaja Senrlja ist er in starker Abnahme begriffen. Der Eisbär führt auf feinen treibenden Eisschollen ein freies Seefahrerleben und geht an der westlichen und östlichen Küste Nordamerikas südlich über den 55. Grad n. Br. hinaus, einer wurd« sogar auf Spotted Island, nördlich vom Dominohafen (bei 53 Grad 30' n. Br.) erlegt, auf Labrador ist er ein ständig«! Bewohner. Im Jahr« 1690 zeigten sich mehrere in den nördlichen Theilen de» japanischen Archipels. Hofmann berichtet, in den sechzig«! Jahr«n des neunzehnten Jahrhunderts sei ein verirrter im europäischen Rußland, im Wälde bei Uftjzylma, mehrere Hundert Werst von der Küste, er legt worden. Zu Pennant' S Seiten kamen sie oft auf Eis schollen von Grönland über die Dänemark-Straße nach Island, und Pennant selbst kannte einen Mann, der allein 20 Stuck hier erschlagen hatte. Auch hier bezahlt« di« Regierung ein« Prämie. Jetzt soll im Durchschnitt jährlich etwa ein Dutzend antreiben, und die Isländer stellen seit der Mitte de» vorig«» Jahrhundert», wenn da» grönländische Ei» anfängt sich zu zeig«», nn Norden ihrer Insel Wachen aus, um das Vordringen der gefährlichen Thiere nach Süden zu verhindern. Ueber das Wesen des Winterschlafes des Eisbären sind wir nur mangelhaft unterrichtet. Nach Markham gräbt .r sich im Schnei zwischen zusammengefrorcnen Eisschollen im Winter «in« klaftertief« Höhle, in die er sich für di« Dauer der ganz kalten Jahreszeit zurückzieht, und hier soll die Bärin ihre beiden Jungen werfen. Damit stimmt aber nicht, daß di« „Germania" unter Koldeway bei ihrer Ueberwinterung, wie schon bemerkt, von einem Eisbär«n-Corps förmlich belagert >wurde. Die Ein geborenen Nordsibiriens mein«», di« im Winter ' auftritenden Eisbären, die sie Schatung, Bummler, Herumtreiber nennen, sei«» alte, unfruchtbar gewordene Individuen beiderlei Geschlechts oder solch«, die es im Herbst versehen hätten, sich die für die Ueber- winterung nöthig« Lage Spick anzumästen, und nun gezwungen wären, Nahrung zu suchen. Es ist sehr wahrscheinlich, daß nur die trächtige Bärin einen längeren Winterschlaf hält, wie e» auch beim braunen Landbär d«r Fall ist. Das schöne Fell dieser Thiere ist namentlich für Zimmer teppiche sehr beliebt, und eS kommen seitens der Grönländischen Compagnie jährlich Mischen 50 und 200 Stück Felle auf den Markt. Ihr Transport ist schwierig, man kann si« nur vom Schiff in das Wasser hängen und nachschleppen, da an Bord die Gelegenheit fehlt, sie zu trocknen, und sie durch Einsätzen fleckig werden. Die an der Küste wohnenden Dolganen, ein tungussscher Volksstamm Nordsibiriens verkaufen die Reibzähne der Eisbären an ihre weiter südlich am Chatanga-Flusse wohnenden Landsleute, die sie in ihren Zopf einflechten, als sichere Amulette geg«n die Angriffe des braunen Landbären. Dieser, d«r „Neffe", soll einen gewaltigen Rrspect vor den Zähnen seine» größeren und wilder«» „Onkels" haben. vV.
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