02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.08.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000804024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900080402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900080402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-08
- Tag1900-08-04
- Monat1900-08
- Jahr1900
-
-
-
6212
-
6213
-
6214
-
6215
-
6216
-
6217
-
6218
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Abend-Ausgabe npM t r T agM M Druck und Verlag vo» L. Pol» tu Lrivzi» SL Jahrgang Sonnabend den 4. August 1900. /i. IIS,— ). 88,90 181,00 Die Morgen-Au-gabe erscheint um '/,7 Uhr. die Abend-AuSgabr Wochentag- um 5 Uhr. lick vr« loiUek- Iso uni loiloeU los» in x«n Lör»« i rntUK. In» mell wüssitr m«o >«> e. Il.Sll" nnksr vtir >d»<I" nnä u.cti u.vd <t ti 5 i. d r ? 84,40 216,— ,nrx- Xr. 44 itsn. " <2,81 kooe; Wüjr«, wpksr Z) von Lam- ' <3/81 »dur«, 3'i. 28 71» b71« 80 1131« 73'1« 73'^ Lct. tviüo ilv. tüvv. out Itiiossso 731« eiüo »t ISS,— VS, 75 212.25 193,— 185 40 205.25 148.25 119,90 107,40 den So des am in Feuilleton. hältniffen Chinas angepaßt. Die Truppe hat verschiedene An züge für die heiße und die kältere Jahreszeit erhalten. Während für den Sommer gelbgesärbte Drillichanzüge vorgesehen sind und ein Strohhut die Sonnenstrahlen vom Scheitel und Nacken zurückhält, ist die Truppe für die kältere Zeit mit Tuchuniformen (Litewka, Mantel) ausgerüstet. Um Erkältungskrankheiten vor zubeugen, sind die Leute mit wollenem Unterzeug und wollenen Leibbinden ausgestattet, für den Winter sind sogar Pelze vor gesehen. Besondere Sorgfalt ist auf eine zweckmäige Ernährung der Mannschaften verwendet. Es sind dem Expeditionscorps von hier aus Nahrungsmittel in einer für lange Zeit ausreichen den Menge und in reichhaltiger Auswahl mitgegeben worden. Bei der Zusammensetzung der Speisen ist auf die besonderen Ver hältnisse Rücksicht genommen worden, besonders ist dafür Sorge getragen, daß Lurch geeigneten Wechsel der Nahrungsmittel und ourch Darreichung von Pflanzenkost, Citronensäure u. s. w. dem auch heute noch bei Seefahrern nicht ganz seltenen Skorbut vor gebeugt werde. Von ausschlaggebender Bedeutung für den Gesundheits zustand einer Truppe ist die Versorgung mit einwandfreiem Trinkwasser. Da es nach den Erfahrungen feststeht, daß die Brunnenanlagen Chinas sehr unvollkommen sind, häufig sogar die Leute auf den Genuß von Oberflächenwasscr ange wiesen sein dürften, so mußten Maßnahmen getroffen werden, ein gutes, vor Allem bacterienfreies Trinkwasser zu gewähr leisten. Zu dem Zwecke sind leistungsfähige und zweckmäßig construirtc Wasserkochapparate gebaut worden, welche ein sogleich trinkbares Wasser liefern, dessen Temperatur nur 4—5 Grad höher ist, als die des Rohwasscrs. Zu umgehen ist es allerdings auch bei diesen Apparaten nicht, daß das gekochte und wieder abgekühlte Wasser einen etwas faden Geschmack hat. Um ihn anfznhebcn, sind große Mengen Thee und Citronensäure mit gesandt worden, welche dem abgekochten Wasser einen frischen und angenehmen Geschmack geben, gleichzeitig das Durstgefühl vollkommener beseitigen, als reines Wasser. Große Berkefeld- Filter werden es ferner ermöglichen, in reichlicher Menge voll kommen keimfreies Wasser zu erhalten. Es wurden lediglich große Filter gewählt und sollen diese nur unter ärztlicher Aufsicht Verwendung finden. Abstand wurde davon genommen, den einzelnen Leuten kleine Filter mitzugeben, weil die Bedienung der Filter nicht leicht ist und bei falscher Handhabung und nicht geeigneter Aufsicht bei allen Filtern nicht nur keine Ver besserung des Wassers erzielt wird, sondern sogar eine Ver schlechterung herbeigeführt werden kann. Auch mittels Chemi kalien kann Wasser genußfähig gemacht werden. Als besonders brauchbar hat sich das von Ober-Stabsarzt Or. Schumburg ausgcarbeitete Verfahren der Wassersterilisation mittels Brom mit darauf folgender Neutralisation des letzteren erwiesen. Von diesen Präparaten werden ebenfalls große - Mengen ^nit gesandt. Daneben bleibt es aber immer noch Wünschenswerth, wenn irgend möglich, ein an sich einwandfreies Trinkwasser zu er schließen. Als das beste Wasser ist stets das Grundwasser in genügender Tiefe des Erdbodens anzusehcn. Um auch dieses der Truppe, wenn möglich, zugängig zu machen, ist eine größere Anzahl von Abessinierbrunnen mit dem erforderlichen Bohr zeug und Vorkehrungen für etwa erforderliche Enteisenung des Wassers beschafft worden. Dieses Wasser wird jedoch nie be nutzt werden, bevor es nicht durch eine eingehende chemische und bacteriologische Untersuchung als einwandfrei erkannt ist. Es sind daher allen Sanitätsformationen die für die Unter suchungen erforderlichen Utensilien beigegeben, sowohl Geräthe und Chemikalien für eine genaue chemische Untersuchung, als auch der in der Armee eingeführte bacteriologische Kasten, Srtra-Beilagen (gefalzt), nur mit de. Morgen»Ausgabe, ohne PostbeförderunA 60.—, mit Postbesörderuug 70.—. I so I 4-l. .Annahmeschluß snr Anzeigen: Ab end »Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morge»»Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ed» halbe Stunde früher. Anzeige« sind stets an die Sx-edttt»» z» richte«. Bcgriibnitzfeierlichkciten. Das Zimmer, in dem der tobte König in Monza auf- gebabrt liegt, ist zur Trauercapelle umgewandelt worden. Auf den Sarg, der mit einem Bahrtuch mit dem Kreuz von Savoyen bedeckt ist, werden Helm und Degen gelegt, zu Füßen deS Sarges liegen auf einem Kiffen die Orden des Entschlafenen. Um den Sarg werden die Kränze gel«gt> -di» fortwährend in großer Zahl ankommen. Die Tobten- wache wird abwechselnd von den Prinzen gehalten. Dem Gernehmen nach findet die Ueberführung der Leiche nach Rom Mittwoch Abend und daS Leichenbegängniß in Rom am Donnerstag den 9. August statt. Es verlautet ferner, daß die Majestäten vor der Ueberführung der Leiche abreisen und daß die Eidesleistung deS Königs am Sonnabend stattfindet. Die Minister reisten gestern Abend nach Rom ab. Aus Nom selbst wird unS unterm 4. August telegraphirt: Zahlreiche Arbeiter begannen unter der Leitung des Depu tieren und Architekten Sacconi die Ausstattungsarbeiten im Pantheon. Die Arbeiten werden auch in der Nacht fort gesetzt. Nur das Innere des Tempels wird reich auS- gestatlet. In der Mitte wird ein prächtiger Katafalk errichtet nach dem Vorbilde der AfruSkischen Gräber. Auf den mit schwarzem Sammet bedeckten Katafalk wird ein großer Schleier herabhängen, der oben an der Königskrone befestigt ist. Um den Katafalk Redaktion und Expedition: JohanniSsaffe 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen grösfizrl von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: klfreh Hahn vonn. v. Klemm'» Dorti». Uoiversitätsstratze 3 (Paulimun«, Louis Lösche, 1«, pari. n»d König-pla» 7. sperrten und deren Botschaften so sorgfältig absingen: denn diese Botschaften hätten der Welt da draußen erzählt, daß es der gesammten Armee der chinesischen Hauptstadt sammt ihrem Generalissimus nicht gelinge, rer paar Aus länder Herr zu werden, sie hätten die Feigheit dieser Soldateska in das gebührende Licht gerückt und ver- mutblich zur Folge gehabt, daß der so lange verzögerte Vormarsch auf Peking längst eine Thatsache geworden wäre. DaS aber zu hindern, war daS einzige Streben der Chinesen. Dr. Morrison, der ärztliche Berichterstatter der „Timeö", spottet in einem Bericht vom 21. Juli mit Recht über die chinesische Feigheit. Er tbeilt mit, daß die Generäle Bunglu und Tungsuhsiang in kaiserlichen Erlassen wegen ihrer Tapferkeit belobt worden seien und fügt ironisch hinzu: „Ihre Tapferkeit bestand darin, daß sie einen Monat lang wehr lose, in den Gesandtschaften zusammengepfercht«: Frauen und Kinder mit Gewchrfcuer, Schrapnells, Nuntkugeln und Ex- plosionSgeschossen bombardirten." Und selbst dieser traurige, nur auf respectable Entfernungen geaichle Muth siel den Zopfträgern in die Unausiprechlichen, als die Kunde eintraf, Laß die Verbündeten Tientsin erstürmt hätten. Den Truppen der Mächte sollten diese Nachrichten ein mächtiger Ansporn zur Eile sein. Hygicinischc Mnszunhmcn für das deutsche Lstafiatischc lfypcditionscorps. Daß von unserer Heeresverwaltung in umsichtiger und aus giebiger Weise für das Wohl der nach China entsandten Mann schaften gesorgt und Alles gethan worden ist, um etwaigen Schä digungen der Gesundheit vorzubeugen, kann mit Recht voraus gesetzt werden. Es dürfte gleichwohl nicht ohne Interesse sein, etwas Näheres über die Vorbereitungen zu erfahren, zumal es galt, mit ganz neuen Verhältnissen zu rechnen, und insbeonderc mit klimatischen, epidemiologischen und Ernährungsverhältnissen, welche von Len unseren erheblich abweichen. Wir lesen in der „Norddd. Allg. Ztg.": In Folge der großen Zahl Mannschaften, welche sich freiwillig zum Eintritt in Las Expeditionscorps gemeldet haben, hat es sich ermöglichen lassen, bei der Auswahl die strengsten Anforderungen an den Gesundhöits- und Kräftczustand zu stellen und nur Leute, die als völlig tropendienstfähig erachtet wurden, einzustellen, so daß eine wirklich ausgesuchte, vorzügliche Truppe hinausgesandt werken kann. Da es erfahrungsgemäß leichter gelingt, durch geeignete Vor beugungsmaßregeln gute Gesundheitsverhältnisse zu erhalten, als nach Ausbruch von Krankheiten wiederherzustellen, so ist eine entsprechende Vorschrift ausgearbeitet worden, in welcher in übersichtlicher und leicht verständlicher Weise Rath sch läge für ein gesundheitsgemäßes Verhalten während des Seetransports und in China ertheilt werden. Diese Vor schrift ist allen Officieren und Sanitätsofficieren behufs Be lehrung der Mannschaft ausgehändigt worden. Die eigenartigen klimatischen Verhältnisse Nordchinas, welche während des Sommers dem Tropenklima nahekommen, im Winter dagegen mehr unseren Witterungsverhältnissen ähneln, machten es erforderlich, daß bei den Vorbereitungen für die Unterkunft des Expeditionscorps für den Sommer und für die kalte Jahreszeit besondere Vorkehrungen getroffen wurden. Durch Nachsendung von Baracken ist, soweit dies irgend möglich ist, dafür Sorge getragen, daß die Truppe nicht auf die vorhandenen Gebäude angewiesen ist, sondern an geeigneten Stellen in kurzer Zeit den sanitären Anforderungen gerecht werdende Lager auf schlagen kann. Auch die Kleidung ist den klimatischen Ver icw.so 134.10 137,30 156.75 133,80 150.75 137 10 130.10 43,75 165.10 101.25 88 — 100.50 147.50 144.50 211,00 184,— 161.25 70— 14«.— 208.75 3S4,— 201,— 160 75 147.25 87,— «8,50 153.25 167,50 68.25 203.75 121,— 212,60 81.25 König Humbert -f-. -(> Monza und Rom rüsten sich in edlem Wetteifer für die 517 480 333 317 266 380 ir. «jf. Id. >t »o iten. 02,50 llts 82,75 k. » 0l,S0 II.8 00,25 10 00,75 l. 3 00,00 llb 57.10 ,ill. 103,30 65.20 lld) 87,30 i 16,34 Anzeiger. Ärnlsbkttt des Äömgltchen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Nattzes und Noüzei-Ämtes der Stadt Leipzig. I.-L Uod I.L. ». i-.L. urr Llstix. 120 »oiüci 71^ ro7,ss, Still. 213,— 82.— 03,10 155.50 114.50 153.— 55,— :d. ilr I« S3L,— I 1431 otisil — - I 22,70 it j 2'1, Die Wirren in China. -l». Bei den verbündeten Streitkräften, an die schon so ergreifende Nothrufe aus Peking ergangen sind, scheint die Parole zu sein: Nur immer langsam voran I AuS Tientsin wird dem „Reuter'scken Bureau" unterm 25. Juli gemeldet: Die Officiere und Soldaten sind von den besten Gesinnungen beseelt, alle fraternisiren, aber der Mangel an Organisation unv daS Fehlen eines Oberbefehlshabers hemmen jeden Fortschritt. Die Bereitschaft und die Tüchtigkeit der Japaner erregt allseitige Bewunderung in Tientsin. Mit den Belagerten in Peking befreundete Ausländer, -die hierher kamen, um Nachrichten abzuwarten oder um die Entsatz expedition zu begleiten, sind ungehalten über den Mangel an Fortschritt in den Vorbereitungen für den Vor marsch, beschuldigen die Armee der Gleichgiltigkeit und sagen, die Schwierigkeiten, die sich dem Vormarsch auf Peking ent- gegenstellen könnten, würden übertrieben. Wie man weiß, liegt die Schuld — ein englisches Blatt, der „Standard", meldet dies bekanntlich — an den Eng ländern, welche nie fertig werden können oder nickt wollen, das Letztere vielleicht, um dadurch für künftige Geschäfte und Abmachungen mit China günstigen Wind vorznbereiten, indem sie sich als die einzigen Freunde Chinas hinstellen, die nur gezwungen etwas gegen die Hauptstadt des himmlischen Reiches unternehmen. Sicher ist wohl nur, daß bis jetzt ein NrcognoScirungSgcfccht unbedeutender Art stattgefunden hat. Nach einem in Washington eingelroffenen Telegramm des Admirals Newcy aus Taku vom 2. August meldet nämlich General Chaffee, daß 800 Japaner eine RecognoScirung in der Richtung auf Peitang ausführlen, wobei 9 Mann fielen und 25 verwundet wurden. Der Feind hielt Gräben und mit Schießscharten versehene Häuser besetzt. Die in Tientsin für den Vormarsch verfügbaren Truppen sind 2300 Engländer, 1600 Amerikaner, 58 Oesterreicher, 53 Italiener, 12 000 Japaner und 4500 Russen. Tie Lage in Peking. In Peking hat man heillose Augst vor dem Anmarsch der Verbündeten und man sucht ihn durchaus zu verhüten, indem man bald die Sonne des Friedens scheinen, bald eS donnern läßt. Aber auch hinter der freundlichsten Miene des Tsung li Damen lauert der giftige Haß gegen die Fremden, man nur verbergen, nicht aber unterdrücken kann, sagte Li - Hung - Tschang nach einem Telegramm amerikanischen Generalconsuls Gordnow in Shanghai Freitag zu dem französischen Consul, den Gesandten P eking werde kein eBotsch ast auSgehändigt, weil die fremdenTruppen aufPeking vormarschirtcn. Zwei fremdenfreundlicke Mitglieder des Tsung li Jamen, die auf Beschützung der Gesandten drangen, wurden auf Befehl Li Ping Kengs, der jetzt die Truppen in Peking befehligt, enthauptet. Li Ping Keng hat auch daS Massacre in Peking angeordnet. Die Hauptsache ist aber, wie wir!schon auöführten, daß die Gesandtschaften sich so lange gegen eine unglaub liche Uebermacht halten konnte und sich anscheinend noch halten. DaS macht eS auch verständlich, weshalb die Chinesen die Gesandten so ängstlich von der Außenwelt ab- lvez«F»«PreW > der Hauptexpedttton oder de« ta» SttldS- Bezirk u«d de« Vororte« errichtete« Ao«, ^lbestellen ab geholt: vierteljährlich ^44.50, -er zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierlelzährlich 6.—. Directe tägliche Kreuzbandiendung i«L Ausland: monatlich 7.50. Gold und Glut. Roman aus Südafrika von O. Elste r. Nachdruck »krbvteü. Fünftes Capitek. Die Verwundeten waren, so gut es ging, untergebracht; be reitwillig hatte der alte Walter alle seine Räume, mit Aus nahme seines und seiner Tochter Zimmer, zur Verfügung gestellt; als man aber noch einen schwerverwundeten Capitän der irischen Füsiliere brachte, räumte er diesem noch sein eigenes Schlaf zimmer ein. Hans von Ehrenstein wollte dagegen protestiren, der Capitän könne mit den verwundeten Unterofszcieren indem Speisezimmer liegen, aber Herr Walter ließ den britischen „Gut, gut. Ich denke, die Flasche Capwein soll uns auch so schmecken." Er ging in das Haus, um das Nöthige anzuordnen, und bald erschien Betsy und der Boy Walter's, um den Tisch zu decken und Speise und Trank cherbeizubringen. Nachdem man gegessen, saßen sich die beiden Männer eine Weile schweigend gegenüber. Die Nacht war vollständig herein gebrochen und ruhte gleich einem finsteren Bahrtuch über Berg und Thal. Im Lager der Boeren war es still geworden; nur einzelne Wachtfeuer brannten noch leise knisternd, ihr Schein beleuchtete die dunklen Gestalten der schlafenden Männer oder zuckte mit röthlichen Flammen über die schwarzen Silhouetten der Wachtposten, die, Gewehr im Arm, außerhalb des Lagers auf- und abgingen. Zuweilen klang das Schnauben eines Pferdes durch die Stille oder das dumpfe Brüllen eines Rindes aus dem nahen Kraal. Aber draußen, in der dunklen Nacht, auf der nebelumwallten Steppe, in dem finster daliegenden Walde, wurden unheimliche Laute wach. Bald klang es wie das Kreischen von Alraunen, bald wie das dämonische Lachen von Gespenstern, das verstummte vor einem tiefen, dumpfen Murren, dem dann oftmals ein langgezogenes gähnendes Heulen und Bellen folgte. Hans Ehrenstein schauderte leicht zusammen. Der alte Walter sagte ernst: „Die Hyänen und Schakale halten ihr schauerliches Mahl, morgen früh werden die Aasgeier hinzu kommen, und in kurzer Zeit bleichen nur noch die Knochen der Gefallenen auf der Steppe." „Wir werden die Gefallenen morgen in aller Frühe be erdigen", entgegnete Hans. „Sie sollen ein ehrliches Soldaten grab erhalten." „DaS haben die armen Burschen auch verdient, die für ihre Königin gestorben sind." „Sie waren Söldner — geworbene Söldner, die für Geld und Lohn kämpften . . ." DeS Alten Faust auf dem Tische ballte sich. „Und um was kämpfen Sie, Herr von Ehrenstein?" „Ich habe mich dem Kampfe aus Sympathie für die Boeren angeschlossen, weil ich ihr Recht anerkenne." „Ich will Ihnen wünschen, daß Sie sich nicht täuschen." „Ich habe mich schon gewundert, daß Sie als Deutscher nicht auf Seiten der Boeren stehen ..." „Das will ich Ihnen sagen, Herr Leutnant. Weil ich das Recht der Menschheit, der Civilisation, der Freiheit im All gemeinen höher stelle, als das Recht der Boeren." „Und dieses höhere Recht wäre auf Seiten der Engländer?!" „Ja — denn sie fordern von den Boeren nichts weiter, als welcher ein kleines Laboratorium repräsentirt und eine voll kommene bacteriologische Untersuchung an Ort und Stelle vor zunehmen ermöglicht. Ausgeführt werden diese Untersuchungen von besonders geschulten und praktisch erprobten Sanitäts- officiercn, die auch alle bei Auftreten oder Vorfinden etwaiger epidemischer Erkrankungen nöthigen Untersuchungen auszuführen in der Lage sind. Die Ausstattung des Ostasiatischen Expeditionscorps mit ärztlichem Personal und Material ist in wesent lich reicherem Maße geschehen, als dies für einen europäischen Krieg vorgesehen ist. Auf ungefähr 120 Mann kommt jedesmal ein Arzt. Es ist auch dafür Sorge getragen worden, daß zahlreiche, in den verschiedensten Richtungen specialistisch ge schulte Aerzte zur Verfügung stehen. Für die Krankenbchand- lung steht neben, einer Sanitätscompagnie und 4 Feldlazarethen, deren jedes mit Material für 200 Kranke ausgestattet ist, noch das Kriegslazarethpersonal zur Verfügung, 127 Zelte und 15 Baracken mit vollständiger Ausstattung (unter Anderm 3000 Bettstellen, 5000 wollene Decken, 100 große eiserne Oefen, 200 Mosquitonetze u. s. w.) sind allein für Krankenzwecke mitgegeben. Um beim Auftreten ansteckender Krankheiten erfolgreich vor gehen und Epidemien im Keime ersticken zu können, fehlt nicht ein großer, fahrbarer Dampf-Desinfectionsapparat neuester Construction und mehrere Formalin-Desinfectionsapparate zur Wohnungsdesinfection. Daß auch eine fahrbare Roentgen-Ein- richtung, die in sinnreicher Weise von der Firma Siemens und Halske construirt ist, und ein weiterer Apparat im Lazarethschiff vorhanden ist, ist schon erwähnt worden. Falls trotz der sorgfältigen Auswahl und aller Vorsichts maßregeln Mannschaften tropendienstunfähig werden sollten, so wird für deren Zurücksendung ein Armee-Lazareth- schiff (Dampfer „H. H. Meyer" des Norddeutschen Lloyd) ein gerichtet, das nach jeder Richtung hin den weitestgehendsten An forderungen hinsichtlich der Krankenunterkunft und Krankenpflege entsprechen wird. Anzeigen-PretA die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklame« unter dem RedactionSstrtch («g» spalte«) 50vor den Familieunachrichie» (6 gespalten) 40/H. Größere Schriften laut unserem Preis- verzrichniß. Tabellarischer und Zisferafatz «ach höherem Tarif. senkten sich bereits in die Thäler und Schluchten der Berge nieder und streckten ihre dunklen Fittiche immer weiter und weiter über das nach Osten zu flacher werdende Land aus. Draußen vor der Farm lagerten die Boeren um die Biwakfeuer und brieten sich das Fleisch der rasch geschlachteten Rinder. Eine Abtheilung der Verfolger war zurückgckehrt und hatte sich mit dem zurückgebliebenen Commando wieder vereinigt. Man er zählte an den Lagerfeuern, daß die Engländer bei Dundee eine empfindliche Schlappe erlitten hätten und sich eiligst nach Lady smith zurückzögen. Eine siegesgewisse Stimmung herrschte in dem Boerenlager; als eben der feurige Sonnenball hinter den Gipfeln der Drakensberge versank, da erhoben sich alle Boeren, nahmen ihre breitrandigen Hüte ab und falteken die arbeits schwieligen Hände -u dem Abendgebet. Ein graubärtiger Boer sprach laut das Gebet, Alle senkten das Haupt und sprachen ge meinsam das Amen mit. Dann Hub der Graubart einen Psalm zu singen an, und hundert rauhe Männerstimmen fielen ein, und feierlich erklang der Choral in den rasch hereinbrcchenden Abend hinaus. Herr Walter war neben Hans von Ehrenstein getreten, der ebenfalls den straußenfedergeschmückten Hut abgenommen und die Hände gefaltet hatte. In seinem früheren Leben hatte er sich nicht viel um Religion gekümmert, hier in der Einsamkeit der großartigen Natur, umgeben von den Schrecken des Krieges, griff ihn doch der fromme Gesang der einfachen Männer tief ans Herz und er beugte sein Haupt vor dem allmächtigen Gott. „Wunderbare Leute das", sprach die tiefe Stimme des Herrn Walter neben ihm. „Gehen zum Kampf, wie zu einer Lustbarkeit und hegen in dem Männerherzen die Frömmigkeit des Kindes." „In ihnen lebt das Bewußtsein", entgegnete Hans von Ehrenstein, „daß sie einen guten und gerechten Kampf für ihre Freiheit und Selbstständigkeit kämpfen." „Meinen Sie?" fragte der alte Farmer mit einem ironischen Lächeln. „Na, ich will Ihnen Ihren Glauben nicht rauben, der Sie wohl auch in die Reihen der Boeren geführt hat. — Wollen Sie gehen?" „Ich habe hier nichts mehr zu thun . . ." „Hm — wir sind doch nun einmal Landsleute — die sollen Zusammenhalten — wollen Sie also für heute Abend mein Gast sein?" ' „Sehr liebenswürdig — ich nehme mit Dank Ihre Ein ladung an", entgegnete der Officier rasch, und in seinem Auge leuchtete es flüchtig auf, in der Hoffnung, Mary wiederzusehen. Walter schien seine Gedanken zu errathen. „Auf die Gesell- schaft meiner Tochter müssen wir freilich verzichten, sie ist er müdet und hat sich in ihr Zimmer zurückgezogen." „Ich bedauere sehr ..." die Anerkennung gleicher Rechte für alle Weißen — einerlek, welcher Nation sie sind." „Dadurch würden die Boeren ihre Selbstständigkeit vernichten und die Goldminenbesitzer von Johannesburg würden die Herren in Transvaal sein." „Mag sein — ich würde es nicht beklagen, denn die Ver waltung der Boeren ist schlecht und corrumpirt. Sie sind noch nicht lange genug im Lande, um das beurtheilen zu können, ich lebe seit vierzig Jahren in Südafrika und habe in den ver schiedensten Gegenden gewohnt. Ich kenne Land und Leute. „Wie kamen Sie hierher?" „Als Söldner, Herr von Ehrenstein — als „feiler Söldner", wie die deutschen Zeitungen jetzt die britischen Soldaten ver ächtlich nennen." „Wie soll ich Sie verstehen?" „Haben Sie schon einmal von der deutschen Legion gehört, welche General von Stutterheim während des KrimkriegeS für England anwarb?" „Allerdings." „Nun, ich ließ mich als junger, thatendursti^er Mensch auch anwerben — das war bei uns in Hannover nichts Ungewöhn liches, hatten unsere Väter doch stets Schulter an Schulter mit den Briten gekämpft und hatte mein Vater selbst in der KingS- German-Legion in Spanien und bei Waterloo unter britischer Fahne gefochten — ehe wir aber nach der Krim gingen, wurde Frieden geschlossen. Da sandte uns die britische Regierung nach Südafrika, eine Zeit lang kämpften wir gegen die Basutos, die Zulus und andere wilde Völkerschaften, dann wurde uns Land zugetheilt, wir gründeten Dörfer und Städte oder wohnten au? einsamen Farmen — Sie treffen da in Capland auch noch die Namen Lüneburg, Hannover und so weiter. DaS sind unsere Gründungen." „Und Sie haben sich unter der britischen Herrschaft wohl gefühlt?" „Ja — wir nahmen dieselben Pflichten auf unS, wie die britischen Unterthanen, wir erhielten aber auch dieselben Rechte und Freiheiten. Unter britischem Scepter ist Jedermann frei — sogar den Schwarzen werden die freien Menschenrechte nicht versagt." „Ich erkenne die Vortheile der britischen Verwaltung gern- an. Um so ungerechter ist eS aber auch, die Freiheit und Selbst ständigkeit der Boeren antasten zu wollen. Dke Boeren sind ein freies Volk, sie haben sich ihre Wohnsitze mit den Waffen in der Hand erkämpft, sie können sich in ihrem Lande einrichten, wie sie wollen. Am allerwenigsten brauchen sie sich von den goldgierigen Speculanten der Chartered-Company und den habgierigen britischen Abenteurern knechten zu lassen." «pesteznnmer liegen, aber Herr Walter ließ den brit Officier, trotz des Protestes, in sein Schlafzimmer bringen. „Ich begnüge mich mit dem Ruhebett im Gartenzimmer", sagte er lächelnd, „habe in meinem langen Leben schon oft schlechter gelegen. Der Capitän soll sein bequemes Lager er halten, damit Basta." Leutnant von Ehrenstein fügte sich schweigend. Er batte in dem zum Hospital verwandelten Hause nichts mehr zu thun, der junge, französische Arzt, welcher sich bei der Boerentruppe be fand, waltete jetzt seines traurigen Amtes, unterstützt von Mary, die eS sich nicht nehmen ließ, die Verwundeten durch Speise und Trank zu erquicken. Die armen Burschen, welche daS sichere Ge schoß der Boeren niedergeschmettert hatte, waren denn auch von rührender Dankbarkeit gegen das junge Mädchen. Sie folgten ihr mit den Augen, wohin sie ging, und schienen ihre Schmerzen auf kurze Zeit zu vergessen, wenn sich Mary theilnehmend über sie neigte. Nur der schwerverwu«dete Capitän bemerkte nichts von der Anwesenheit der freundlichen, sanften Pflegerin; ein Geschoß hatte ihm die Brust durchbohrt, ein anderes ihm den linken Arm zerschmettert, durch Blutverlust völlig erschöpft, lag er in todtenähnlicher Bewußtlosigkeit da, die Augen geschlossen, die fahlen Lippen halb geöffnet und leise röchelnd. „Er wird die Nacht nicht überleben", sagte achselzuckend der Arzt. „Es wäre ein Wunder, wenn er gerettet würde." Hans von Ehrenstein stand unschlüssig, ob er bleiben sollte, auf den Stufen, die zur Veranda führten. Der Tag senkte sich zur Rüste und hinter den Drakens- und Biggarsbergen flammte der Himmel blutroth auf, wie von einer gewaltigen Feuersbrunst. Die Felsengipfel leuchteten wie glühendes Erz, aber tiefe Schatten iov US lf»krlk UieLt. m. Vo». 8il«»i«t Llsillb itiooud 101,— t'eüt. I 403,— 288,— 416,— ! 106,50 ootoo «a a 1 L ll/L :«r -ontsvvrorttis >i« ul- , >r»ii. Li z»» I lltsu 459,50 io i 200,60 c Ici-r 118.58 krr 242,90 seUsslj 96,00 19,32 118,58 255,50 94 50 1860 279.— 270,—
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- No fulltext in gridpage mode.
- Show single page
- Rotate Left Rotate Right Reset Rotation
- Zoom In Zoom Out Fullscreen Mode