02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.08.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000818020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900081802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900081802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-08
- Tag1900-08-18
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Ännahmeschluß für Anzeigen: Ab end-Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je et« halbe Stunde früher. Anzeige« sind stets an die Expedition « richten. Druck und Verlag vo» L. Polz tu Leipzig 'ilS. Sonnabend den 18. August 1900, 9L Jahrgang. Die Wirren in China. —c- Heute ist eine halbamtliche Bestätigung der gestrigen Meldungen von dem Einzug in Peking zu verzeichnen. Man berichtet unS: * Washington, 17. August. Ter amerikanische Consnl in Tschifu telcgraphirt unter dem 17. d. MtS.: Ter japanische Avmiral thcilt mit: Tic BerbünSeten griffen Peking vo» Osten am 1». d. Mts. an. Sie stießen ans hartnäckigen Widerstand. Abends drangen sie in die Stadt ein nnd umringten sofort die Ge sandtschaften, deren Bewohner wohlbehalten sind. Die Japaner verloren 100, die Chinesen ZOO Mann. Zwei Monate gerade haben die Weißen in Peking helden- mülhig ausgehalten und sich erfolgreich gegen eine vieltausend fache Uebermacht vertheidigt. Einer wie der Andere, bereit, sein Leben theuer zu verkaufen. Nun sind sie endlich frei und die deutsche Fahne weht neben denen der anderen Mächte auf den Zinnen der Hauptstadt. Wenn, so schreibt die „Tgl. Runbsch." zutreffend, die letzten Meldungen sich bestätigen, so haben die Ereignisse auf dem chinesischen Kriegsschauplätze eine Wendung genommen, die der Gesammtlage eine neue und völlig veränderte Physiognomie geben. Es ist nämlich nicht zu verkennen, daß von dem Augenblick an, wo die fremden Ge sandten in Sicherheit und die verbündeten Truppen Herren von Peking sind, die Neigung bei einzelnen Mächten wachsen wird, sich vom „Concert" loszulöscn und Politik auf eigene Faust zu treiben, schon aus dem naheliegenden Grunde, um von den schlauen Chinesen besondere Bortheile einzu heimsen. Die Politik des „äiricke et impern" ist ja bisher schon von den „Staatsmännern" des Tsung li Damen in ausgiebigstem Maße geübt worden, und wenn sie noch keinen Erfolg gehabt, so lag das zum guten Theil in der beängstigenden Ungewißheit über das Schicksal der einzelnen Legationen; nun hat aber beispielsweise Amerika schon längst eine ganz merkwürdige Bereitwilligkeit gezeigt, auf jedes chinesische JnterventionSgesuch einzugchen, und map kann tausend gegen eins wetten, daß Old England, wenn es nicht der Magnet gewesen ist, nach dem sich die amerikanische Staatskunst gerichtet hat, sehr bald dem Beispiele Onkel Zonathan'S folgen wird, wenn erst Sir Macdonald und Mr. Conger im Sicheren sind. Daü eröffnet naturgemäß — zumal für unS — keine sehr erfreuliche Perspective für die nächste Zukunft und cs wird aller Klugheit, aber auch aller Festigkeit unserer verantwort lichen Staatsmänner und Diplomaten bedürfen, um Deutsch land auS den mannichfachen Schwierigkeiten zu ziehen, die zweifellos sich noch in viel höherem Maße als bisher erheben werden', ohne Schädigung unseres Ansehens und unter Wahrung des guten Einvernehmens mit Rußland. Tie Flucht der Saiserin-Wittwe nnd ihrer Umgebung, namentlich des berüchtigsten Prinzen Tuan und der Boxerführer, zeigt, daß sie Alle sich schuldig fühlen und mit Recht daS strenge Strafgericht der Mächte fürchteten. DaS Ziel ihrer Flucht ist die Stadt Heianfu oder Hsianfu, auch Singanfu und Singan genannt. Sing an, daS schon im 12. Jahrhundert vor der christlichen Zeit ¬ rechnung erbaut worden sein soll, ist noch heute, was Um-1 fang, Bevölkerung und Handelsverkehr angeht, neben Peking I die bedeutendste Stadt im nördlichen China und die Haupt stadt des gejammten Nordwesteus. Die Stadt ist unzählige Male zerstört und wieder aufgcbaut worden, immer aber hat Singan als Vermittlerin des Handels zwischen dem Westen und dem Centrum von China seine Bedeutung als Durch- gangspuncl des Handels und Verkehrs behauptet. Die Bevölkerung besteht heute auö Thibetanern, Mongolen, Tataren und den Mohammedanern, die sich nach dem großen islamitischen Aufstand in den Jahren 1865—73 unterworfen haben. Die Stadt birgt eine aus Stein gehauene Colossal- statue des Buddha, und als ältestes Wahrzeichen christlicher Missionsthätigkeit eine in einem Tempel aufbcwahrte Tafel der Nestorianischen Mission ans dem Jahre 781. Der Name, der sich am längsten für diese älteste Stadt der Welt be hauptet hat, ist Tschangan, d. h. „ewiger Friede"; er möge für die ferneren Ereignisse von guter Vorbedeutung werden. Frhr. v. Nichthofen, der in den sechSziger Jahren Singan besuchte, schildert die Stadt folgendermaßen: Singanfu ist heute noch eine imposante Stadt und in praktischer Beziehung die Capitale des nordwestlichen Chinas, wenn auch der Generalgouverneur von Scheust und Kansu wegen der großen extramuralen Landstriche, deren Verwaltung ihm zusteht, seine Residenz in Lautsbousu hat. Nichts ver- räth die Annäherung an eine Großstadt, wenn man von Osten kommt. Langsam geht es in einer Schlucht auf die von Osten heranführende Lößterrasse hinauf. Hier sichr man plötzlich die weithin in gerader Linie sich ziehende Stadtmauer. Ausgedehnte Vorstädte, jede selbst eine kleine Stadt mit be sonderer Umwallung, liegen vor den vier Hauptthoren, welche sich in der Mitte jeder der vier Seiten befinden. Sie hatten den Mohammedanern nicht zu widerstehen vermocht und waren jetzt völlig zerstört. Zwischen Ruinen führte die Straße hin. Die Thore sind groß artiger als die von Peking, die Mauern sind nicht ganz so mächtig wie dort. Das Straßennetz im Innern ist größtentheilö recktwinkelia angelegt. Die Häusermasse erfüllt ein Ouadrat von 10 Li (^'4 deutsche Meile) Seitenlänge. Im nordöstlichen Theil liegen innerhalb besonderer Um wallung die MagistratSgebäude und da"? Quartier der Mandschu-Garnison. Aber die Ruinen der 36 Paläste auS früher Zeit, welche die NeichSgcographie e'n^eh-nv beschreibt, sollen kaum noch erkennbar sein. Die Einwohnerzahl wurde mir auf eine Million angegeben, darunter 50 000 Mohamme daner. Diese befanden sich zur Zeit meines Besuches in der traurigsten Lage. Sie hatten eine wohlhabende und einfluß reiche Mittelclasse gebildet. Bei Ansbruch der Rebellion wurden die angesehensten unter ihnen festgenommen und zu Formalitäten gezwungen, welche als mit der Abschwörung ihrer Religion gleichbedeutend erachtet wurden. Hohe Con- tributionen, die Unmöglichkeit, die Stadt zu verlassen und damit ihrer Hauptbeschäftigung, dem Handel und der Ver kehrsleitung , nachzugehen, sowie die veränderte sociale Stellung, hatten ihre Wohlhabenheit vernichtet und ihren Uedermuth gebrochen; sie waren arm und unterwürfig ge worden. Obgleich sie schwuren, mit den Rebellen nichts zu thun zu haben, bewachte man sie doch aufs Genaueste. Die Stabt stand wie auf einem Pulverfaß. Täglich sah man der Möglichkeit eines Ausbruches des antagonistischen Elementes entgegen, und an demselben Tage würden, wie Mandarinen versicherten, sämmtliche 50 000 Glaubensgenossen nieder gemacht worden sein. Singanfu ist vor diesem schrecklichen Ereigniß bewahrt geblieben. Der Handel war zurück gegangen. Nur unter großen Gefahren, unter beständiger Vorsicht und auf wenig bekannten Pfaden, konnte ein Verkehr mit Inner-Asien aufrecht erhalten werben. Die Bedürfnisse der Provinz selbst hatten sich nahe zu in demselben Maße wie die Bevölkerungszahl ver mindert. In geringer«, Grad war die ProductionSkraft geschwunden, da die Erzeugnisse der Landwirlhschaft weitaus den ersten Rang einnchmen. Der gegenwärtige Handel von Singanfu gründet sich theils auf einheimische, theils auf importirte Producte. Tie einheimischen bestehen aus Weizen und Baumwolle, nebst Tabak und Opium. Dem Norden bietet eS neben diesen die ganze Fülle der Erzeugnisse des Südens und der fremden zur See eingehenden Importe, dem Süden hingegen Alles, was die Steppenländer des Nordens und die fernen Gebirgsgegenden des Tienshan, Pamir und Kwenlun hervorbringen, nebst manchen russischen Waarcn. Die Bewegung wird dadurch eine sehr mannigfaltige. Singan liegt in der Luftlinie nach Süd Westen, an die 1000 Icin von Peking entfernt. Den Uebelthätern mit Heeres- macht dahin zu folgen, um das Strafgericht an ihnen zu voll ziehen, ist so gut wie ausgeschlossen. Die Mächte werben sich also, gestützt auf die Ansichten ihrer jetzt wieder frei gewordenen Berather, darüber schlüssig zu machen haben, wie sich ihr weiteres Programm in China, dessen Hauptpuncte bekanntlich lauten: „Sühne für die begangenen Verbrechen und Bürg schaften für die Zukunft", abzuwickeln hat. Trotz der Flucht der Maudschudynastie wird an Peking als der Hauptstadt des Reiches festzuhalten sein; ihre geographische Lage, die Nähe der Küste und ihre Bedeutung für den gesummten Außenhandel machen die Stadt zur natürlichen Capitale des Nordens und OstenS, und wenn sich die Mandschu weigern, dorthin zurückzukehren, so wäre (meint die „Köln. Ztg.") in Erwägung zu ziehen, ob nicht der Zeitpunct geeignet erscheint, auf eine chinesische Dynastie, vielleicht auf das jetzt noch allgemein verehrte Haus der Ming, von dem noch Sprossen vorhanden sein sollen, zurückzugreifen. Die Lösung der politischen Fragen und Sorgen ist jedoch jetzt, wo Peking gefallen ist, nicht mehr an den Tag gebunden, die Hauptsache ist die Genugthuung, daß eS den Mächten gelungen ist, die Achtung vor dem Völkerrecht zu erzwingen und ihre Landes angehörigen nebst den bedrängten eingeborenen Christen den Händen der cultivirten Barbaren, die bisher in Peking hausten, zu entreißen. " , Der Krieg in Südafrika. Lord Roberts berichtet wieder über eine neue „Schandthat" der Boeren, die dm englischen Obersten in der Aeomanry, Helyar, heim tückischer Wsise „ermovdet" haben sollen. Dieser Officier war seit dem 31. Juli als vermißt gemeldet, und jetzt ist sein Leich nam, der Schußwunden aufweist, von einer englischen Patrouille gefunden und nach Pretoria geschafft worden. Roberts läßt nichts darüber verlauten, wo und wie der angebliche Mors aus geführt wordon sein soll, obwohl er besagt, daß zwei der That verdächtige Boeren verhaftet und vor ein Kriegsgericht gestellt worden seien. Diese Fälle von angeblichen Gräuelthaten auf Seiten der Boeren treten seit kurzer Zeit ganz regelmäßig in wen officiellen Meldungen der britischen Generale auf, ent behren jedoch gewöhnlich jeder thatsächlichen Grundlage und sind meistens in Absicht oder Unkenntniß aufgcbauschte Vorkomm nisse, aus denen jetzt nach Kräften für eine noch intensivere bosrenfeindliche Stimmung im englischen Volke Capital ge schlagen wird. In England wird man eben immer ungeduldiger und räsonnirt immer lauter und rücksichtsloser über die Un fähigkeit der eigenen Generale und die Geschicklichkeit der feind lichen Führer, sowie über die fast immer zu rosig gefärbten officiellen Depeschen. Diesem unverkennbaren Kriegs-Ueberdruffc muß natürlich mit allen Mitteln entgegengearbeitet werden, und man scheint es daher officiös für erforderlich zu halten, die Boeren direct als Kannibalen hinzustellen, welche kein« Schonung mehr verdienen. John Bull zeigt eben immer mehr den Teufels fuß, je mehr die Boeren den kostspieligen und verdrießlichen Guerillakrieg auszudehnen verstehen, und in echter verbißener Bulldogg-Natur möchte der Engländer daher am liebsten kurzen Proceß mit seinem Gegner machen und ihn zum außerhalb joden Völkerrechtes stehenden Rebellen, Räuber und Mörder, zum süd afrikanischen „Boxer" stempeln. Diese Absicht tritt nicht nur in der Presse und im Publicum immer deutlicher zu Tage, sondern auch mehr oder weniger offenherzig in den officiellen Kund gebungen des Krisgsamtes, der Regierung und ihrer Vertreter. Im besseren und besten Publicum wird bereits längst mit Vor liebe ein schwedonmäßiges Aufräumen unter den Boeren, die der Durchschnitts-Engländer sich nun einmal nicht anders als ein schmutziges, verkommenes Barbaren - Gesindel Vorsteven kann, befürwortet und mit brutalem Wohlgefallen erörtert. Die Feldzugs-Medaille für die britische Armee in Südafrika ist bereits im Entwurf fertiggestellt worden und hat die Zustimmung der Königin ge funden. Diese Decoration wird aus einer silbernen Medaille in der Größe eines deutschen Fünfmarkstückes bestehen, die auf der Vorderseite den Kopf der Königin uNd auf der Rückseite eine Symbolisirung des Krieges gegen die Boeren zeigt; das Band hat einen Mittelstreifen in Heller Orangefavbe, der an beiden Seiten marineblau gerändert ist, während der Rand des Bandes selbst scharlachroth ist. Diese bunte Decoration wäre also für die britischen Helden 'schon in Bereitschaft, 'wenn nur der böse Krieg selbst erst zu Ende kommen wollte. * London, 18.August. (T.) Ein Telegramm de- Feldmarschalls Roberts aus Pretoria vom 17. d. M. meldet: Ich fürchte sehr, daß eS De Wet gelungen ist, seinen Verfolgern zu entgehen, dadurch, daß er wie ich glaube, seine Kolonne in kleine Abtheilunge« auf löste. Nach den letzten Nachrichten soll er sich in der Nähe von Rustenburg befinden. Das letzte von Kitchener vom 15. d. M. datirte Telegramm besagt, daß er zum Entsätze drS Oberstleutnants Hoare von Südosten herangehe. General Carrington stand gestern in Ottoshorp, etwas weiter östlich von diesem Orte war die Jeomanry mit den Feind im Kampfe. * Kapstadt, 17. August. („Reuter's Bureau") Kitchener entsetzte nach einem sorcirten Marsch die Truppen Hoare'S bei Elandsriver. * Mascking, 17. August. („Reuter'S Bureau".) General Carrington war gestern mit einer kleinen feindlichen Abtheilung bei Malmain in einen Kampf verwickelt. Das Feuer hielt mit mehrfachen Unterbrechungen den ganzen Tag an. Man vermuthet, daß sich der Feind jetzt nach Zeerust zuruckzieht. Tie englischen Verluste sind unbedeutend. Feuilleton. A Der kritische Tag. Eine heitere Geschichte von Anna Klie. Nachdruck verboten. „Platz da! Vorsicht!" Ein heranrollender Gepäckwagen zwang die Besitzerin des Mopses, seitwärts zu flüchten. Die Folge dieser Bewegung war eine Verwickelung der beiden Hundeleinen und ein durch heftiges Knurren und Zähnefletschen an den Tag gelegtes Miß fallen der beiden Thiere. Tante Jettchen, Gisela und die fremde Dame bemühten sich sogleich einmüthig, dem Unheil zu steuern. Gefällige Mit menschen griffen hilfreich ein und verschlimmerten dadurch nur noch die Verwirrung. Die streitenden und sich schließlich heftig beißenden Hunde wurden zum Mittelpunct eines Menschen- knäuls, und im Strome der vorwärts eilenden Menge entstand eine Verkehrsstockung. In diesem Augenblicke tauchte Jlsen's Gesicht mit neugierig erstaunter Miene in einer Lücke des Zu schauerkreises auf. „Tante! Tante Jettchen! Gisela! Aber so hört doch!" Keine der Angerufenen vernahm die Mahnung. Tante Jett chen hatte nur Augen für ihren Tell. Und Gisela Ja, das war seltsam! Gisela stand wie weiland Schiller in seinen Phantasien an Laura „Jetzt zur Statue entgeistert" auf dem Schauplätze des Hundedramas und hatte sichtlich keinen Blick für das Schauspiel. Ihre Augen waren starr auf einen sich fortbewegenden Punkt in der vorübereilenden Menge gerichtet. Diesen Punct aber bildete das Gesicht und die Gestalt eines schlanken, jugendlichen Herren mit braunem Vollbart, der, einen eleganten kleinen Reise koffer in der Rechten, soeben dicht an Gisela vor- Lbergeschritten war, ohne sie zu beachten, denn, wie alle Vor übergehenden, ward er zunächst auf den Hundekampf auf merksam. „Gisela! Tante Jettchen! Der Zug fährt gleich ab!" „Au, mein Trommelfell!" äußerte ein Schüler dicht neben der aus Leibeskräften die beiden Namen schreienden Ilse. „Bleiben Se man nich selber sitzen, Fräuleinchen", fügte ein Dienstmann wohlmeinend hinzu. Ilse erröthete vor Verdruß und Aufregung. Da! Endlich! Gisela hatte sie bemerkt. Ilse winkte mit beiden Händen und zog fürchterliche Grimassen. Waren die Beiden denn ganz von aller Einsicht verlassen, daß sie sich nicht beeilten? Was Ilse anbetraf, so verspürte sie keineswegs Lust, mit ihnen zusammen die Fahrt zu vergessen. Sie wandte sich um und spähte in der Richtung des wartenden Zuges rückwärts. Der Schaffner schlug gerade geräuschvoll die Thüren zu. Wie ein abgeschossener Pfeil flog Ilse den Bahnsteig entlang auf den Schaffner zu. „Halt! Halt! Ich muß ja noch mit!" Keuchend und stolpernd landete sie in den ausgestreckten Händen des Herrn James Ubbelohde. „Papa! Mama! Denkt nur — Tante Jettchen und Gisela bleiben sitzen Tell beißt sich mit einem anderen Hunde, und kein Mensch kann die Leinen auseinander kriegen 0, wie bin ich gerannt!" Sie schnaufte vor Athemnoth. Zwei fremde Herren, die sich im Coupo befanden, lächelten. Herr Fritz Lindner und Gemahlin lächelten nicht, rbenso wenig Herr James Ubbelohde. Gerade im Augenblick, als der Zug sich in Bewegung setzte, tauchten Tante Jettchen und Gisela mitsammt dem befreiten Tell dicht vor dem Coupefenster auf, aus dem ihnen Herrn Lindner's erzürntes und Herrn Ubbelohde's untröstliches Ant litz einen flüchtigen Abschiedsblick schenkte, bevor eine Biegung des Schienenstranges sie den Hinterbliebenen entrückte. „Ach, Du großer, barmherziger Schöpfer!" ächzte Tante Jettchen, „was fangen wir nun an?" „Wir gehen nach dem Stationsvorsteher!" Dieser verständige Vorschlag, den Gisela mit leidlicher Fassung vorbrachte, ward von der guten Kaffeemütze mit Be geisterung ausgenommen. „Ein Glück nur, Giselchen, daß wir allesammt Rundreise hefte haben!" Dies fand der Stationsvorsteher ebenfalls günstig und entließ die Damen mit dem Bescheid, daß der nächste Schnellzug leider erst in drei Stunden abführe. Somit hatten sie die Aussicht, erst um Mitternacht in Leipzig einzutreffen. „Das ist gar nicht so schlimm, Tantchen", tröstete Gisela. „Papa kommt sicherlich selbst zur Bahn und holt uns ab. Ich finde es eigentlich ganz drollig, daß wir Beide hier den Zug verpaßt haben. Nun sehen wir uns gemächlich in das Restaurant und essen zu Mittag. Geld hast Du hoffentlich für mich mit? Ich habe meine Umhängetasche mit meinem Portemonnaie näm lich Ilse in Verwahrung gegeben, als ich ausstieg." Tante (Jettchen erbleichte. „Allmächtiger! Nein, dies ist schrecklich! Mein Porte monnaie steckt ja im Handkoffer, und den hat Dein Vater mir abgenommen. O Du lieber Himmel, nun sitzen wir hier Beide ohne einen Pfennig Geld " Gisela starrte die Sprecherin an, als hoffte sie noch immer auf die Möglichkeit eines Scherzes oder Jrrthums. Aber Tante Jettchen's klägliche Miene schloß jede Hoffnung aus. Mit einem starren Verzweiflungsblick streifte sie den Asphaltboden des in zwischen leer gewordenen Bahnsteigs. „Nicht einmal eine Bank, um darauf in Ohnmacht zu fallen"^ murmelte Tante Jettchen. Der ungeberdig an der Leine zerrende Tell brachte sie auf andere Gedanken. „Du abscheuliches Thier bist an Allem Schuld! Nun können wir hier elendiglich verhungern! Giselchen, was meinst Du, wenn wir unsere Uhren versetzten?" Gisela hatte indessen mit plötzlichem Eifer ihre Kleidertasche untersucht und brach nun triumphirend in die Worte aus: „O, wie prachtvoll! Einen Groschen wenigstens haben wir!" Sie hielt die Münze, die sie zu Tage gefördert hatte, lachend in die Höhe. „Erinnerst Du Dich, Tantchen, daß ich gestern nach dem Bahnhofe ging, um eine Freundin zu begrüßen? Zu dieser Ge legenheit steckte ich mir einen Bahnsteiggroschen ein, traf sie aber außerhalb des Bahnhofes, und nun finde ich hier den Groschen wieder! Vor dem Verhungern wenigstens sind wir geschützt. Gieb acht, Tantchen, was wir thun werden: für fünf Pfennige kaufen wir uns zwei Weißbröde, und für den anderen halben Groschen Birnen. Dann setzen wir uns auf eine Bank in den Schloßgarten und stärken uns. Etwas Anderes bleibt uns nicht übrig, denn mit diesem einen Groschen können wir doch in einer Restauration nichts ausrichten!" „Du bist ein praktisches Mädchen! Der Mann, der Dich mal zur Frau kriegt, kann sich freuen! Ich bin einverstanden, also vorwärts." Tell, der vermöge der Intelligenz, die ihn auszeichnete, so gleich wahrnahm, daß seine Führerinnen nun der Worte genug gewechselt zu haben vermeinten und sich zu Thaten anschickten, feierte diesen Fortschritt durch ein Freudengeheul. „Pst, Tell, willst Du gleich manierlich sein?" schalt Gisela, „sonst verlierst Du die Anwartschaft auf einen Brocken Weiß brot» und sämmtliche Birnenstiele!" Die drei Leidensgefährten, Tell mit eingerechnet, machten sich nun auf den Weg nach der Stadt. „Sieh mal, da drüben hat eine Obstfrau ihren Stand, Giselchen! Ich meine der Birnen wegen." „Nein, Tantchen, wenn Du nichts dagegen hast, möchte ich lieber in einer ordentlichen Obsthandlung einkaufen, ich weiß eine hier gleich am Markte, da bekommt man mehr fürs Geld!" Tante Jettchen hat nichts einzuwenden. Die Birnen wurden erhandelt und in eine Tüte gepackt. „Die Frau hat mir eine zu kleine Tüte gegeben", tadelte Gisela, als beide Damen wieder draußen auf dem Marktplatze angekommen waren. „Da! Siehst Du — ach, wie dumm!" Die Tüte war nämlich geplatzt, und ihr Inhalt kollerte auf das Straßenpflaster hinab. „Pech über Pech!" seufzte die Tante, und bückte sich gleich falls, um die Birnen aufzulesen. Mitten in diese unbequeme Beschäftigung hinein sprach plötz lich eine muntere Stimme dicht hinter dem jungen Mädchen: „Guten Tag, Giselchen! Darf ich meine Hilfe anbieten?" Wäre der ehrwürdige Thurm der benachbarten Kirche aus den Lüften herabgestiegen und hätte die gleiche Frage gestellt, Gisela's Ueberraschung wäre keine größere gewesen. Rosenroth im Gesicht starrte sie zu dem unvermutheten Noth- helfer empor. Dieser stand vor ihr in der Person eines sehr stattlichen jungen Mannes mit einem braunen Vollbart und einem lustigen Zwinkern und Blitzen in seinen braunen Augen. „Werner!" stammelte Gisela, „also warst Du es wirklich vorhin auf dem Bahnhofe? Ich sah Dich vorübergehen, aber ich traute meinen Augen nicht " „Ich war es wirklich", entgegnete der freundliche Helfer in feierlichem Tone, während seine Äugen nichts von seinen Worten wußten, sondern selbstvergessen an dem lieblichen erglühenden Mädchenantlitz hingen. Einen Moment nur — dann besann er sich und las ihr flink den Rest der Birnen auf. „Tante Jettchen — mein Vetter Werner Lindner! Nun ist Alles gut — gottlob — der leiht uns Geld!" Ein warnender Strafblick Tante Jettchens begleitete die etwas zurückhaltende Verbeugung, mit der sie die Vorstellung entgegennabm. Unglaublich, wie harmlos Gisela war! Ohne Zweifel handelte es sich hier um den Sohn der feind lichen Partei — Tante Jettchen glaubte ihren Gastfreunden eine würdige Zurückhaltung auch im Namen Gisela's schuldig zu sein, denn das junge Mädchen stand doch augenblicklich unter ihrem Schutze. Und nun fiel Gisela gleich mit der Thür ins Haus und ver- ricth, in welcher Klemme sie steckten! Während Werner Lindner den Pudel zu beschwichtigen suchte, der an ihm heraufsprang, bemühte sich die Tante, Gijela durch Zeichen und Mienen zum Schweigen zu verpflichten. Aber Gisela schien taub und blind. Stehenden Fußes eröffnete sie dem Vetter das Mißliche ihrer Lage. „So sehr amüsant kann ich die Sache nun gerade nicht finden", äußerte Tante Jettchen mißbilligend, als die beiden jungen Leute miteinander in ein fröhliches Gelächter aus-
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