02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.08.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-29
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000829027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900082902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900082902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-08
- Tag1900-08-29
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Der Richter war im Laufe des Nachmittags von Webprim ge kommen; da es Abend geworden, und Juran nicht nach Hause kam, suchte er ihn auf. „Was thust Du hier so lange?" fragte er, in das bleiche Ge sicht des Sohnes sehend. „Ich war müd' und ruhte aus." „Wozu arbeitest Du so lang' und gönnst Dir keine Ruh'?" fragte Ianos. Sprach er so, weil sich das väterliche Gefühl in ihm regte, als er das bleiche, düstere Gesicht sah, oder wollte er ihn durch diese Worte gewinnen?" „Ich hab' Dich aufgesucht, Juran, weil ich Wichtiges mit Dir zu reden hab', das sich nit aufschieben läßt. Hast' keine Ahnung, was ich meine?" „Nein", sagte Juran kurz. „So hör'! Ich bin kein Freund von langen Reden und schleich' nit gern wie die Katz' um den Brei herum, also: Marie Kyraly will Dich zum Manne haben; ihre Mutter war bei mir anfragen; die Partie ist gut, ich hab' zugesagt." „Für wen, für LajoS?" „Du hörst ja, daß sie Dich will, wie kommt da der Lajos ins Spiel?" „Nun, so sagt ihr, daß ich nit will, so hat die Geschicht' ein End'." JanoS war auf Widerstand gefaßt, und so blieb er auch ruhig und sagte: „Sie ist nit zu End', denn ich bin dafür und hab' in Deinem Namen zugesagt." „Und wozu fragt Ihr mich, wenn Ihr Alles im Voraus abgemacht habt?" fragte Juran bitter. „Ihr denkt, ich bin rin Stück Dieb, das Ihr nach Belieben verhandeln könnt' . . ." „Ich denk', ich hab' einen gehorsamen Sohn", unterbrach ihn der Richter ruhig, „der weiß, daß der Vater sein Bestes will, und der sich nit im bösen Trotz auflehnen wird." „Es ist kein Trotz in mir", erwiderte Juran, den die ruhige Stimme seines Vaters wieder zu sick brachte und aus dessen Worten jetzt ein tiefes, unsägliches Weh klang, „es ist kein Trotz in mir, und wenn Ihr wirklich mein Bestes wollt, wie Ihr sagt, so dürft Ihr mir jetzt mit keinem solchen Antrag kommen, jetzt nit. . ." „Nur jetzt, Juran, Du bist wie in einem brennenden Haus, das keinen Ausgong bat; Du kannst Dich nur retten, wenn Du aus dem Fenster springst." „Wenn ober das Haus zu hoch ist und ich mir den Schädel zerschmettere? . . . Nein, nein, ich mag von einem solchen Aus weg nit wissen." »Hör, Juran", rief der Richter, der die Geduld zu verlieren anfing. „Wenn ich wüßt', daß Du noch mit einem Gedanken an der schlechten Dirn hängst, so, so. . ." „Was würdet Ihr thun, es wehren?" rief Juran; und jetzt riß es sich los aus seiner Seele, wie ein Strom, der seine Ufer übertritt. „Verbietet dem Sturm, er soll nit toben, der See, sie soll nit stürmen, der Saat, sie soll nit aufgeh'n. Könnt Ihr das? Ebenso wenig könnt Ihr mir wehren, was mit meiner Seel' ver wachsen ist, was so alt ist, als ich denken kann. O, Ihr nur seid an meinem Unglück schuld, nur Ihr!" fuhr er mit unend licher Bitterkeit fort. „Euer Stolz und Eure Härte, Euer Haß und Eure Undankbarkeit gegen Bator, der Euch stets nur Liebes und Gutes erwiesen hat. Ein Anderer als Ihr hätte längst ein gewilligt und mit Freuden das Mädel seine Tochter genannt, und so wär sie schon mein Weib gewesen, und all' dies wär' nit geschehen. Ihr aber, Ihr freut Euch über das, was passirt ist. Euch lacht das Herz im Leib bei dem namenlosen Weh Eures Sohnes. Ihr habt es ja kommen sehen, Tag für Tag, denn Ihr wäret gegen Eure Gewohnheit fast täglich in der Fischer hütte, und mich hieltet Ihr zurück, daß ich nichts sehen und merken sollt'. Ihr saht es kommen, Euch aber fiel nit ein, den alten Mann zu warnen. Was kümmert Euch auch das ver nichtete Glück eines Anderen, wenn nur Euer Vortheil dabei herauskommt." „Jetzt aber hab' ich genug!" rief der Richter zornig. Er hatte nicht gedacht, daß ihn der Sohn so klar durch schauen werde. War es aber so, was nützte «s noch, die Maske zu tragen? Er hatte Juran stets mit einer gewissen Nachsicht behandelt, das feste, kernige Wesen des Sohnes hatte ihm etwas wie Achtung eingeflößt, aber diese Regung konnte nur so lange dauern, so lange der Vortheil des Richters nicht zu sehr in Frage kam. Er hatte geglaubt, mit der Untreue des Mädchens alle Brücken hinter ihm abgebrochen zu haben; zeigte er sich doch noch widerspenstig, nun, so sollte er ihn kennen lernen, wie er war! . . . Ein kalter, böser Blick glitt aus den Augen des Richters und bohrte sich in die seines Sohnes. O, jetzt sollten kein« feinen Redensarten mehr gebraucht werden. Die volle väterliche Ge walt wollte er einsetzen, den starren, festen Willen, den harten, unbeugsamen Sinn — und er wollte sehen, ob tt ihn nicht zwingen würde. „Also, ich wäre Schuld an Allem?" sagte JanoS spöttisch. „Ich hätt' gesehen, bemerkt und nichts gesagt? ES ist Alles wahr. Wem hätt' ich's eigentlich unter die Nase stecken sollen? Dem Alten? Hat er denn nit gewußt, waS daraus wird, wenn ein junges Mädel mit einem Herrn immer allein und zusammen ist? Ist er von heut' und kein Mann? Oder Dir hätt' ich'» neurs von Schansi, Du-bsien, eines berüchtigten Fremden feindes und Freundes ver Boxer. Mr. Saunders, der mit diesen Missionaren nach Hankau kam, erzählte, daß der freundlich gesinnte Magistrat in Ping- Hao von dem Gouverneur Du-Hsien den ausdrücklichen Befehl erhielt, alle fremden Teufel zu ermorden. Die Missionare machten sich nach Tai-yuan-fu auf den Weg, eine Entfernung von 54 Meilen, begleitet von einer Escorte. Als sie ungefähr 50 Meilen gereist waren, trafen sie einige eingeborene Christen, vie sic warnten, nach Tai- uuan-fu zu gehen, wo die Häuser der Inland-Mission nieder gebrannt worden seien, die römisch-katholische Kirche sei ebenfalls zerstört und der Bapristen-Mission sei ebenfalls mitZ'rslörun.z gedroht worden. Mr. Saunders und seine Begleiter kehrten dann nach Ping-Hae zurück. Die Escorte verließ sie und die Missionare mußten, um ihr Leben fristen zu können, Alles ver setzen, waS sie hatten, sogar die Trauringe der Frauen. Sie kamen unbelästigt nach Lu-cheng, aber nannten nichts mehr ihr eigen. Bon da flohen sie südwärts mit einer Esels wagenladung an Betten und einer geringen Summe Silber. Als sic 12 Meilen marschirt waren, wurde ihnen vom Mob der Esel, das Silber und die Betten weggcnommcn und alles Andere verbrannt. Den Flüchtigen wurde nichts weiter an Kleidungsstücken gelassen, als einige Eingeborenenbyjamas. Halbnackend in der brennenden Sonnenhitze zogen sie weiter, von einem Torf zum andern getrieben, zu essen batten sie fast nichts und trinken konnten sie nur daS Wasser aus den Pfützen. Manchmal gab ihnen ein chinesischer Beamter etwas Lebensmittel, einer gab ihnen sogar ein wenig Silber. Mr. Saunders versuchte dann, einen Wagen siir die Frauen zu mietben, aber die Dorf bewohner waren nickt dazu zu kriegen, ihm einen solchen zu geben. An einem Orte wurde die ganze Gesellschaft vom Mob geschlagen und ihnen das letzte Geld abgcnommcn. ZweiFranen starben infolge derdabci erhaltenen Verwundungen. Als sie nach Honan kamen, gab man ihnen Brod und Wasser, und dann wurden sie als Ge fangene abgeführt. In Hu-peh fanden sie dann, daß die chinesischen Beamten im Auftrage des BicckönigS von Wu- ckang sehr freundlich waren. Die eingeborenen Ebristen er- wicien sich dcn unglücklichen Flüchtigen gegenüber sehr zuvor kommend und freundlich. Die ganze Irrfahrt dauerte fünfzig Tage. Der Krieg in Aiidufrika. —9 Wir sind gespannt darauf, wie lange die „große Be friedigung", welche in Pretoria über das bisherige Resultat der Kämpfe bei Machndodorp herrschen soll, anhasten wird. Nach der „Central News" sind am 27. angeblich di: Linien der Boercn durchbrochen worden und ist der Feind znrückgewicben. Nach Meldungen aus Lourentzo Margues hätten die Boercn gar ihre Ge schütze im Stiche gelassen. Nun, das wäre ja der Anfang vom Eure. Aber wir fassen uns doch in Gleickmurh. Osficiell ist nur gemeldet, daß Buller eine Position der Boeren bei Bcrgendal genommen hat, sonst nichts. Fügen wir hinzu, daß die „Central News" von bedeutenden Verlusten der Engländer berichten, so kann man nur sagen, daß Roberts bisher einen kleinen Fortschritt sehr theuer bat erkaufen müssen. Außerdem fragt cS sich noch, ob die Boeren nicht absichtlich zurückgegangen sind, denn das Terrain fordert ja geradezu zu einer solchen Taktik heraus. Jeden falls aber hat nur ein Tbeil der Boeren die rückwärtige Be wegung gemacht, wie die folgende Meldung zeigt: * Loudon, 28. August. Nach einer Depesche des „Standard" aus Belfast vom 27.August hält derFeind noch immer den Höhenzug südlich der Bahnlinie besetzt, er ist aber von dcn Felsen vertrieben worden, von denen er gestern sein Gewehr feuer unterhielt. In den Schluchten liegen noch immer kleine Trupps von Boeren. Zwei schwere Geschütze be schießen die Stellung der Engländer in Zwischenräumen und zwangen sie, ihren Train zurückzuziehen. Das nimmt sich doch ganz anders auS, als die Sensations nachricht der „Central News"! Bezeichnend ist, daß die Engländer genöthigt waren, ihren Train zurückzuziehen. Ist seine Beförderung aus den steilen, felsigen Wegcn an sich schon mit ganz enormen Schwierig keiten verknüpft, so wird sie so gut wie zur Unmöglichkeit, wenn rechts und links, vorn und hinten scharfblickende Feinde lauern. Nicht minder gefährlich ist das Buschfeld, namentlich im Norden von Pretoria, und zweifellos ist General Paget nicht in das Hauptquartier zuriickgekcbrt, weil cs für jetzt nicht wünschenöwerlh war, weiter nordwärts „vor zurücken", sondern weil er im Busch nicht mehr Weiler konnte. Das Kampfgcländc. Von einem Freunde des Blattes, der daS augenblicklich in Frage kommende Gelände selbst bereist hat, geht der „Köln. Ztg." folgende instructive Schilderung zu: Das große Hochplateau, welches den Freistaat und den südlichen, sowie östlichen Theil Transvaals umfaßt, fällt von Johannesburg allmählich über Pretoria nach Norden und über Rustcnburg nach Nordwest zum Buschfeld ab. Das Buschfeld beginnt wenige Peilen nördlich von Pretoria, im Osten erstreckt es sich aus den südlichen Be zirken Transvaals nach Norden weit über Ermelo hinaus, um ziemlich unmittelbar im Bezirke von Barberton abzusallen. Die Stadt Middelburg liegt noch auf der Hochebene, aber nur wenig nördlich beginnt auch hier das Tiefland, dos Buschfeld. Das Buschfeld ist der südafrikanische Wald, dessen Bäume von Dornen strotzen und den man zu Pferde nur auf gebahntem Wege un gestraft durchqueren kann. Der Boer nennt sehr bezeichnender Weise einen der dort vorkommenden Bäume „Wart' ein bischen", denn die hakenförmigen Dornen dieses Baumes halten jeden un vorsichtigen Wanderer unerbittlich fest und zwingen ihn, will er sich nicht die Kleider vom Leibe reißen, sich mit Geduld aus seinen Umarmungen zu lösen. Ter Boden unter den höchstens 10 bis 12 nr hohen Bäumen ist mit fast mannshohem Gras bewachsen. Den Sommer hindurch ist das Buschfeld meist unbewohnt. Herrenlos sind die Gebiete jedoch nicht, auch bleiben, freilich in geringer Zahl, Farmer während des Sommers dort. Meist aber gehört daun der ruhende Wald dem Wild. Die größeren Naubthicre, z. B. die Löwen, haben sich recht weit nach Norden zurückgezogen, auch die größeren Antilopenarten sind festen geworden. Kleinere Gazellen jedoch, Hasen, namentlich aber Flugwild (Perlhühner, Rebhühner, kleinere Trappenarten, Fasanen, Wildenten, Tauben) sind reichlich vorhanden und bieten zur Winterszeit Gelegenheit zur Ausübung der Jagd. Schlangen und Spinnen, fast alle giftig, sowie Skorpione, sind hier häufig. Jnsecten, als unangenehmste die Mosquitos, durchschwirren die Luft. Das Buschfeld liefert Feuerung für Pretoria und Jo hannesburg. Man sammelt lediglich abgestorbene Stämme und Aeste und erzielt für Frachten von 40 bis 60 Centner in Jo hannesburg von 80 bis 300 je nach Angebot und Nach frage. Hierher steht die Sehnsucht des Hochfeldfarmers im Abend-Ausgabe I 131,0» !s47,— Dnnk und Verla« von L. Polz in Leipzig Jahrgang. Mittwoch den 29. August 1900. sowohl die Erfolge Rußlands ä § Kriek so Fe«illetsn «i und Niemand lindern «ev/Lndr 'srdotsil.) IX to k>o- .Lackori»- »oliimpker ' 67/8) von m» kowti. Di« Morgen-Au-gabe erscheint um '/,7 Uhr, die Abrnd-Au-gabe Wochentag- um 5 Uhr. Die Tage Die Die Auch 185, »5, 200.75 343.50 189,90 170.75 199.20 148,35 119,00 107,10 I 103,75 Ledlllks >a vrsiter von cker vellr 6er erlllle in ater vor- «3,75 82,50 91,— 99,25 99.75 9090 50.90 102,90 64.90 55,50 210,75 110,10 196,— 81,40 21«.— 213.20 216,— 84.60 216,45 50 00 00 75 00 80 4500 3575 17600 3550 3600 1900 V935O 16900 9300 11400 7250 13850 4275 2700 3400 600 1500 3200 900 2100 2375 2750 15000 1200 1575 '175 2600 180 20300 1200 8775 1150 740 13900 400 3475 «00 2800 9800 1300 Vos 111,10 72,— 146,50 89,75 81,25 169,— Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Au-qabr: Vormittag» 10 Uhr. Margeo-Au-gabe: Nachmittag- 4Uhr. Vei den Filialen und Annahmestellen je ei» halbe Stunde früher. kn-etge» sind stet- an die Erpeditt»» ur richte«. Redaktion und Expedition: Jobanni-sasse 8. Di« Expedition ist Wochentags unvnterbroche» geöffnet von früh 8 bi» Abend- 7 Uhr. Filialen: Alfred Hahn vorm. v. Dlemm'A Lartt». Uainersitüt-straße 3 (Paultnum^ Loui» Lösche, I«, purt. «ud Sönig-platz D ) .8»cd»«ll" -o«»»- von rkitrot-, io j) „Nolanä- kokodaill»; ,L»ii«ria »cd Sontk- Ileberhaupt beschäftigt sich Im Lüden nimmt unterdessen die Erhebung weiteren Umfang an. So theilen die „Daily Newö" aus Shanghai unter dem 28. August mit: Ein Telegramm des englischen ConsulS in Amoy, datirt vom 27. August, berichtet, daß die Japaner ein Geschütz auf das Damen deS Taotais gerichtet hätten; die Lage sei bedrohlich. Der Taotai protestire gegen die Landung der Truppen, da dies gegen daS mit den Vice königen geschlossene Abkommen verstoße, und erkläre sich außer Stande, die Ordnung aufrecht zu erhalten, wenn die Truppen nicht zurückgezogen würden. — Die „Times" veröffentlichen nachstehendes Telegramm aus Hongkong unter dem 28. August: Hier sind Meldungen eingegangen, nach denen die Schwarzflaggen forlwährend Siedelungen am Nordflusse angreifen und daS Eigenthum der Missionare zerstören. Nach in Hongkong vorliegenden Berichten auS Amoy sind der japaniscke General Dato und sein Stab aus Formosa dort cingetroffen. Japanische Truppen beschützen die fremden Colonien. Kanonen sind auf einer die Stadt beherrschenden Stellung aufgestellt. Die Chinesen verlassen die Stadt. In Kanton hält die Ruhe an. Die Kaufmanns gilden unterstützen die Armen, um Unruhen zu verhindern. Sonst wird noch gemeldet:' * Rom, 28. August. Die gejammten Verluste der italie nischen Marinetrnppen in China vom 12. Juni bis 18. August betragen, wie die „Agenzia Stefani" mittheilt, 19 Tobte, von denen 13 in Peking, 5 in Langfang, 1 in Tientsin gefallen sind, und 11 Verwundete, von denen 7 auf Peking, 1 auf Langfang, 3 auf Tientsin kommen. Ein 500 Mann starkes Bataillon Marine soldaten unter dem Commaudo deS Corvettcncapitäns Manuzardi ist in Peking zur Verfügung der italienischen Gesandtschaft ein- getroffen. Man wird dort sogleich einen Begleitungsdienst ein- richten, durch den die Verwundeten, die Familie deS Gesandten Salvago Noggi und die Ueberlebendrn der Schutztruppe der Ge sandtschaft nach Tientsin gebracht werden. Morgen wird Admiral Candini den Oberbefehl über die in Ostasien befindlichen italienischen Streitkräfte zu Lande und zu Wasser übernehmen. Rivalitäten. Gerüchte, die schwer oder gar nicht zu controliren sind, wissen wieder von starken Strömungen und Gegenströmungen im Hauptlager der Alliirten zu berichten und die „Times" erwähnt, allerdings mit dem Zusatz, daß sie >oo LOj trt. or»dLll»sll »- Lll««. »»» 87b O., , Lorumi» Vsr. Ooll- 1 I80V 8., »ll «iV0 8., U 8lllmsll- Sckvsrill ick »4b0 S., sim«i»b«re I7U00 8., II200 6., !d»rlottsll- krit« ir varR«: icil»llk dsl tisllroUsrll MO 0„ - oki»<t«ll» r 87b 8. Ztetlix. U 129 °I 711. Die Wirren in China. 't>- Auch heute sind Nachrichten Uber die Lage zwischen Peking und Tientsin, die über den 19. August hinauSreicben, nicht zu verzeichnen. Dies kann daher rühren, daß nichts von Belang geschehen ist, aber ebenso kann der Grund auch darin liegen, daß die telegraphische Verbindung von den Boxern und den chinesischen Truppen unterbrochen ist. Die ganze Linie von Peking bis Tientsin zu occupiren, dazu sind die den Generälen zur Ver fügung siebenden Truppen doch zu gering an Zahl. Sie können nur die nächste Umgebung der genannten Städte sichern und müssen sich im Uevrigen auf einige wenige Etappenposten beschränken. es für unglaublich hält, die Meldung, der russische General sei das Hinderniß für eine harmonische Coa- lition. Mit einiger Besorgniß weisen übrigens neben der „Times" mehrere der großen Londoner TageS- blälter darauf hin, daß die Nüssen die ihnen vor einigen Wochen von den vereinigten Admiralen in Tak» übergebene Controle der Eisenbahnlinie für die Strecke Tang-Ku Tien-Tsin nunmehr auch auf die Seclion Dang- Tun ausgedehnt haben. Ileberhaupt beschäftigt sich die englische Presse mit offenbarem Unbehagen mit dem russischen Vorgehen und sowohl die Erfolge Rußlands in der Mandschurei unv Mongolei, als auch die ihnen eng- lisckerseits zugeschriebene Absicht, die Kaiserin-Wittwe zu reiustalliren, haben das an und für sich schon große Miß trauen, das man in Englano gegen die russischen Ab sichten hegt, wesentlich verstärkt. Die Kaiserin - Wittme ist für englische Begriffe ein für alle Mal unmöglich geworden, um so mehr, als man sie als das willenlos: Werkzeug Rußlands anzusehen geneigt ist. „Chronicle", der übrigens zuweilen auffallend gute In formationen aus Wasbmgtcn erhält, will wissen, daß das Cabinet Mac Kinley'S ebenfalls Unruhe über die russische Politik in China empfindet und bereit ist, förmlich zu protestiren, wenn Rußland osficiell China den Krieg er klären sollte. Dasselbe sei Deutschland gegenüber eventuell beabsichtigt. Aus London, 26. August, wird uns nock geschrieben: Die Stimmung in London bezüglich deS Verhaltens der beiden „Verbündeten" Japan und Nvrdamerik a wird immer ge drückter. Die japanische Negierung ist offenbar entschlossen, sich der Führung Englands zu entziehen, um selbstständiger gegenüber Rußland und Tentsckland austrelen zu können. Natürlich muß deshalb Japan irgend welche Grünte für seine Schwenkung angebcn, und so war ter japanische Ge sandte in London veranlaßt worden, von Befürchtungen seiner Regierung bezüglich geheimer Abmachungen zwischen Deutschland und Rußland zu sprechen. In Wahrheit handelt es sich darum, daß Japan nicht mehr länger durch seine „Freundschaft" niit England in diplomatischer Unthätigkeit gehalten werden möchte. — Auf der anderen Seite wird das Verhallen Mac Kinley's immer unverständlicher. In London hatte man gehofft, daß dieser jetzt offen als Genosse Englands auftreten würde; statt dessen legt sich die nordamerikaniscke Regierung mit ihrer freiwiltigen Vermittlerrolle und ihrer völlig un möglichen Friedenspolitik derart fest, daß England, um sich nicht zugleich in derselben Weise zu verrennen, sehr bald und recht deutlich von der Mac Kinley'schen Politik wird abrücken müssen. Tie Leiden flüchtiger Missionare. Wie der Correspondent des „Standard" erzählt, hatten die Missionare und deren Familien, die aus dem Innern China ausgewiesen wurden, Entsetzliches durchzumachen. Sie mußten lange Strecken in der fürchterlichsten Sonnenhitze geben. Auch die Berichte aus Hankau besagen, daß die Missionare, die aus Shanghai dortselbst ankanien, schreckliche Entbehrungen durchzumachen hatten. Frauen kamen halbtodt an; dieselben hatten 27 in der größten Sommerhitze marschiren müssen. Flüchtigen waren dabei noch ohne Nahrung, am Leben gebliebenen Kinder waren nur noch Skelette, mehrere Erwachsene waren unterwegs Hungers gestorben. Diese unglücklichen Leute waren die Opfer des Mandschu-Gouver- so 20 l)0 Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile SO Pfg. Verkamen unter deinRedaction-strlch (4g«» spalten) 50/ij> vor den Familiennachrichtr» (bgespaltrn) 40/4- Größere Schriften laut unserem Preis- verzrichniß. Tabellarischer und Zisfernsatz nach höherem Tarif. Optra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung ^l 60.—, mit Postbesörderung ^l 70.—. VezuHS-PrefS h« Hauptexpedition oder den im Et»d-< ßttirk und den Vororten errichteten Au»- rgvrstellen abgeholt: vierteljährlich^4.50, v«i zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau» ^l 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandiendung tu» Ausland: monatlich ^ill 7.50. kleine Plattform, beschattet von einer breitästigen Eiche, bildeten den höchsten Punct des Bergkegels. Juran arbeitete hastig und ununterbrochen; es schien, als wenn er sich betäuben wollte, um nicht zum Bewußtsein seines quälenden Schmerzes zu kommen; doch als es Abend wurde, fühlte er sich matt und müde; seine Nerven und Muskeln kümmerten sich nicht um die seelische Er regung und forderten gebieterisch ihr Recht. Er stieg zur Plattform hinauf und setzte sich im Schatten der Eiche nieder. Die Sonne sank, und durch das Geäst des Baumes drangen ihre Strahlen und fielen in tausend schimmernden Streifen auf sein Haupt; sie kamen und gingen, brachen in Strahlen durch das dunkle Laub und huschten, wie glühende Schlangen über den breiten, knorrigen Stamm der Eiche und die feste, kernige Gestalt des Mannes, der unter dem Laubdache saß. — . Vor ihm dehnte sich das Gewässer weit und unendlich, mit dem Horizonte fast verschmolzen, und der purpurne Himmel spie gelte sich in den Wellen und entzündete mit seinem Lichtstrahl die kalte Fluth, daß sie in flammender Rothe erglühte. Links sah er die Ebene, schrankenlos dehnte sie sich, und die leichten Nebel des Abends wallten auf ihr und umhüllten die Dörfer und Weiler wie mit einem durchsichtigen Schleier. Juran sah das Dorf Tyhany und den Thurm und das Kreuz der Kirche, dann blickte er wieder auf da» goldflimmernde Gewässer, auf dem der fremde Mann gekommen war, und tausend Gedanken stiegen in ihm auf und schwanden und kehrten wieder, aber nicht mit jenem glänzenden Lichte, wie dir Strahlen, die auf ihn niederfielen . . . öde und trostlos waren sie, wie ein grauer, trüber Himmel, der sich über eine wüste Landschaft dehnt. Er dachte, ob es nicht besser sei, in der stillen Fluth unter ihm ewiges Vergessen zu suchen, als mit diesem unsäglichen Weh zu leben, da» Niemand verstand konnte. Juran neigte sich tiefer und tiefer über das Gewässer, daS leise murmelnd an daS Gebirge schlug und ihn zu rufen schien. WaS sie wohl sagen würde, wenn man ihr die Nachricht brächte? . . . Doch nein, so sollte e» nicht mit ihm enden, so nicht! . . . Er warf sich jäh zurück, wie, um sich vor sich selber zu retten, und bezwang mit seinem braven, starken Herzen, die Versuchung, die an ihn herantrat. Dann stand er auf und trat einen Schritt zurück. Ein nahender Schritt wurde in diesem Augenblicke hörbar; der Richter kam herauf. In keinem Augenblicke hätte er unge legener kommen können. Die Seele des Sohnes war noch zu sehr erregt, zu sehr au» den Fugen gerückt; er bedurfte der Sammlung, um über diese schwache Stunde hinwegzukommen. oo 50 oo Ilonka. Roman von C. Deutsch. Nachdruck verboten. Juran sah sie an, denn die Augen hatten einen bannenden Ausdruck und die Erscheinung etwas unwiderstehlich Fesselndes, dann sagte er langsam und kalt: „Du bist schön, aber nit in meinen Äugen, denn Du hast kein Herz in der Brust." „Wer sagt daS?" fuhr sie auf. „Jeder im Dorf. Du spielst mit den Burschen, wie die Buben mit den Käfern, die sie an Nadeln stecken und zappeln lassen. Du hast kein Herz. Einmal hab' ich Dich im Winter einen Hungrigen mit der Peitsche von der Schwelle Deines Hauses jagen sehen, und seit der Zeit weiß ich's, dann hast Du einen kleinen Knaben halb todt geprügelt, weil er Dir eine Blum' aus dem Garten genommen bat, und seit der Zeit weiß ich's. Du behandelst Deinen Vater schlecht. Du hast kein Herz in der Brust, Du hast nur heißes Blut." Die funkelnden Augen des Mädchens senkten sich, alles Blut war aus ihrem Gesichte gewichen. „Es ist nur mein Stiefvater", sagte sie leise, „und dann . . . meine Mutter thut's ja auch " „Du wickelst den Willen Deiner Mutter um den Finger herum, warum thust Du es nit hier?" „Wenn Du es haben willst . . . Juran . . ." Sie machte einen Schritt gegen ihn und sah ihm leidenschaftlich ins Gesicht, „wenn Du es haben willst, so thue ich's... so thu ich Alles, Alles! Aber sei mir gut, Juran, nur ein bissel gut . . .' Und wieder klang der Ton so weich und innig. „Wie kann ich Dir geben, WaS ich nit hab'? Verlang von der Nacht die Sonn' und von dem Winter die Hitz'! Ich hab' nichts Derartiges, weder für Dich, noch für eine Andere. Drum bitt' ich Dich, Marie, gieb' jeden Gedanken an mich auf und tritt Du zurück, daß mich nit der Vater zum Aeußersten treibt. Denn ebenso wenig wie der Winter und Sommer zusammen kommen und ein» werden, ebenso wenig werden wir je ein Paar werden." Damit ließ er sie stehen und ging fori. XIII. Juran ging nach den Weingärten; sie lagen dicht am See und stiegen in schönen Linien bi» zum Gipfel de» Berge» auf. Eine U'l'ip.rigcr TaMatt Anzeiger. Ämtsvkatt des Hönigtichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Aattjes und Notizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. 109,— I3I5O 137,30 157,— 132.75 1 146,— 130.10 130.75 98,— 42,50 155.10 99.75 82.75 197.75 148.25 139,50 211.25 178,— 157,90 181,— 142.25 18^,25 344.75 196,60 159,— 84,70 69,— 25. - 1600 50 50 25 <10 25 00 >75 00
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