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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 18.09.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-09-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189909185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18990918
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18990918
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-09
- Tag1899-09-18
- Monat1899-09
- Jahr1899
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 18.09.1899
- Autor
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den 17. September vercnstaltet am 20. d. stattfinden, aber nicht als Zielpunkt haben. Genannt Die k.'idcn Ehrenpreise für die genannten Ausstellung ausgestellt. halb Dresdens nicht verwendbar ist, denn es kann keinem Fleischer oder Gastwirth zugemuthet werde», seine NahrungS-- bezichungSweise Gc iißmittel mit gefrorener Jauche zu kühlen. — Die Fernfahrt ab Berlin, die bekanntlich für die Aussteller der Internationalen Motor» gen-Ausf.ellmig Ber lin 1899 am Sonntag, werden sollte, wird nun Dresden sondern Leipzig haben bereits 22 Wagen. Fahrt sind jetzt in der Sie bestehen aus einer kunstvoll gearbeiteten Vase im Werthe von 1000 M., gestiftet vom Mitteleuropäischen Motorwagen- Verein, und einer silbernen Fruchtschale ini Werthe von 800 M., gestiftet vom Präsidenten des Motorwagen-VereinS, Oberbaurath A. Klose in Charlottenburg. — Falb stellt in seinem Witterungsbericht vom 14. d. M. wieder „Tendenz zur Trockenheit" in Aussicht. Man wird sich da wohl auf weiteres Regenwetter gefaßt machen muffen! Morgen, Dienstag, ist ein kritischer Tag 1. Ordnung. — Zur Geschäftslage auf der Elbe schreibt das „Schiff" aus Aussig, 12. September. Tie Braunkohlenverladungen am hiesigen Platze sind in den letzten Tagen etwas lebhafter geworden, als dies vorher der Fall Ivar und dürften sich in den nächsten Tagen noch lebhafter gestalten, da infolge des anhaltenden Regens der Wasserstand der Elbe zur Vollschis- figkeit der Fahrzeuge ansteigen dürste. Laderaum ist nicht übermäßig viel am Platze, doch ist derselbe vorläufig hin reichend, um den gegenwärtigen Bedarf zu decke», denn durch den Wasserwuchs erhöht sich der Kohlenbedarf für die bereits vorliegenden Kähne doch auf das doppelte Quantum, außerdem sind die Kohlenwerke sehr lebhaft mit Bahnaufträgen be schäftigt, so daß die zur Elbe benöthigten Quantitäten nicht so schnell abgeliefert werden können, als wie dies im In teresse des Geschäfts Wünschenswerth wäre. Für Zucker ist keine Abmachung getroffen worden, da dieser Artikel nur von Gesellschaftskähncn transportirt wird. Die Kohlenfrachten sind gegenwärtig fest zu nennen, denn die Grundsrachten zu den bisherigen Staffeln haben sich bisher behauptet. — Das Ministerium des Innern erläßt nachstehende Verordnung, die Anzeigepflicht beim Auftreten der Pest be treffend. Da die Pest im Laufe dieses Jahres nicht nur bis in die Nähe von Europa vorgedrungen, sondern auch bereits in Europa selbst aufgetreten ist, somit aber die Gefahr der Einschleppung dieser Krankheit nach Deutschland näher gerückt erscheint, so wird hierdurch Folgendes angeordnet: 1) Sobald ein Mensch an Pest oder unter pestvcrdächtigen Erscheinungen erkrankt oder stirbt, ist hierüber sofort der Ortspolizeibehörde (Stadtrath, Bürgermeister, Gemeindevorstand, Gutsvorsteher) schriftlich oder mündlich Anzeige zu erstatten. 2) Verpflichtet zur Erstattung dieser Anzeige sind a. der behandelnde Arzt, b. jede sonst mit der Behandlung oder Pflege des Erkrankten beschäftigte Person, 6. der Haushaltungsvorstand, ä Derjenige, in dessen Wohnung oder Behausung der Erkrankungs- oder Todesfall sich ereignet. Die Verpflichtung der unter b bis ck genannten Personen tritt nur dann ein, wenn ein früher genannter Verpflichteter nicht vorhanden ist. Für Krankheits und Todesfälle, welche sich in öffentlichen Kranken-, Ent- bindungs-, Pflege-, Gefangenen- und ähnlichen Anstalten er eignen, ist der Vorsteher bez. Verwalter der Anstalt, für Krankheits- und Todesfälle, welche auf Schiffen und Flößen Vorkommen, der Schiffer oder Floßführer ausschließlich zur Erstattung der Anzeige verpflichtet. 3) Die Ortspolizeibehörden haben, unbeschadet der ihnen selbst obliegenden Verpflichtung zur thunlichsten Verhinderung der Weiterverbreitung der Seuche, die an sie ergehenden Anzeigen umgehend und auf kürzestem Wege, — soweit der Telegraph nicht benutzt werden kann, schriftlich durch besonderen Boten — dem Bezirksarzte mit-Meilen; eine gleiche Mittheilung hat, soweit kleine und mittlere Städte und plattes Land in Frage kommen, an die Amtshauptmannschaft zu erfolgen. 4) Nichtbeachtung der Vorschriften unter Nr. 1 und 2 wird, soweit nicht durch all gemeine Strafbestimmungen eine härtere Strafe festgesetzt ist, mit Geldstrafe bis zu 150 Mk. oder mit Haft bis zu 6 Wochen bestraft. — Wvchenspielplan der König!. Hofthcater zu Dresden. Opernhaus: Dienstag: Die Folkunger. — Mittwoch: Undine. — Donnerstag: Jessvnda. — Freitag: Die lustigen Weiber von Windsor. — Sonnabend: Joseph in Aegypten. — Sonn tag, den 24. September: Tannhäuser. — Schauspielhaus: Dienstag: Hans — Mittwoch: Der Gesandtschafts-Attachee. — Donnerstag: Zum ersten Male: Das fünfte Rad. — Freitag: Das fünfte Rad. — Sonnabend: Zur Feier von Theodor Körners Geburtstag: Zriny. — Sonntag, den 24. September: Faust, 1. Theil. ch Meißen, 17. September. Ihre Majestäten der König und die Königin wollten heute mit der österreichischen Erzherzogin Marie Theresia und deren zwei Töchtern zum Besuche der Albrechtsburg und der Pozellanfabrik hier ein treffen. — Die Offiziersdeputatton des ostpreußischen Dragoner regiments Nr. 10 wurde heute Nachmittag von den König!. Majestäten in Schloß Moritzburg empfangen und nahm an der Königl. Tafel daselbst theil. Meißen, 15. September. Recht naive Anschauungen äußerte dieser Tage ein Dienstmädchen seiner Dienstherrin gegenüber, als dieselbe ohne Vorwissen des Mädchens eine Durchsuchung seiner Commodensächer vornahm und dabei eine Menge Tischtücher, Handtücher, Servietten und andere Wäschestücken vorfand. Das sonst ruhige, bescheidene und auch sehr arbeitswillige Mädchen war nicht im Geringsten verlegen, als die Hausfrau ihm zurief: „Aber Minna, das Hütte ich nicht von Ihnen gedacht, Sie sind ja eine ganz ge fährliche Diebin," sondern entgegnete ruhig: „Ich habe Ihnen noch nichts genommen." Als die Frau nun das Mädchen neuen Gesetzes herontzstellen, so kann es durch den Landtag im Vercuw mit dec Regierung, aber auch nur auf diesem Wege, abgeändei! weiden. Sorgen wir doch dafür, daß das gegenseitige Vertrauen zwischen Volk und Regierung nicht geschwächt werde! Wir hoffen, daß es im Sachsenlande noch genug Einsichtige giebt, um das schöne Verhältniß, das zwischen Volk und Negierung bisher bestanden hat, nichjt in's Wanken gerathen zu lassen. — Wie bereits gemeldet, ist Herr Pastor Wittig in Tornreichenbach als Pfarrer in Pausitz mit Jahnishausen gewählt worden. Das Pfarramt Pausitz, dessen Patron bis vor Kurzem Se. Königl. Hoheit Prinz Max war, steht jetzt unter dem Patronat Sr. Majestät des Königs, in dessen Besitz das Rittergut Jahnishausen bekanntlich übergegangen ist. Vertreter des hohen Patrons ist z. Z. nach dem W. T. der Chef der Privatvermögensverwaltung Sr. Majestät des Königs, Herr General der Infanterie und Generaladju- tant von Minckwitz, Cxcellenz, auf Dornreichenbach. Als eine Seltenheit ist es wohl zu bezeichnen, daß das Pfarramt zu Pausitz seit 108 Jahren Glieder ein und derselben Familie in 3 Generatienen innegehabt haben. 1791 wurde der Großvater des jetzt in den Ruhestand tretenden Herrn Pastor Pötzsch als Pfarrer in Pausitz angestellt. — Zu den schönsten Jugenderinnerungen des Turners gehört die Theilnahme an einem Wett-Turnen im Turnverein, wie es der hiesige Turnverein gestern Vormittag für seine Zöglinge abhielt. Gelingt es wohl gar, einen Sieg zu er ringe», so spornt dieser erste Erfolg fortgesetzt an zu weiterem Streben, und der schlichte Eichenkranz oder die bedruckte Schleife in den Turnerfarben wird als Kleinod ausbewahrt. Es traten 17 Zöglinge an, ihre Kräfte im Hochsprung, Weit sprung, Hautelstenimen und Armwippen lReck) zu messen. Die Leistungen wurden nach Anleitung der deutschen Turnordnung gewerthet, 25 Punkte mußte wenigstens erreichen, wer als Sieger anerkannt sein wollte. In der ersten Abtheilung ge lang dies den Turnern Freyer mit 30 und Clauß mit 26 Punkten, während Risse leider nur 24»/, Punkte erreichte; in der zweiten Abtheilnng mit ein wenig geringeren Anfor derungen wurde Geißler mit 29 Punkten erster, Hesse mit 27 Punkten zweiter, Quertin mit 26»/, Punkten dritter und Zinke mit 25 Punkten vierter Sieger. Bei Ueberreichung hübscher Schleifen forderte Turnwart Hofmann zu treuer Weiterarbeit auf. Darauf, und daß Eltern und Lehrherren auch hierorts mehr und mehr die allseitige Nützlichkeit des deutschen Turnens besonders für die jungen Burschen erkennen und diese dem Turnverein zuführen, ein kräftiges „Gut Heil". — Von der über die Bahn nach Lommatzsch führenden Brücke aus bemerkten gestern Nachmittag Spaziergänger im anschließenden Birkenwäldchen einen Mann, der sich nach § 176» des RStrGB's. verging. Dem sofort benachrichtigten Herrn Brigadier Banmgärtel gelang cs alsbald, den Thäter in der Person eines 34 Jahre alten Arbeiters festzunehmen und an das Kgl. Amtsgericht abzuführen. Mit dieser Ein lieferung eines Gefangenen vollzog sich die erste in das neue Kgl. Amtsgericht, 12 Insassen der Gefängnißzelle» sind vom alten Amtsgericht dahin überführt. — Am 14. dieses Monats hat eine abermalige Aus lassung Königlich Sächsischer Staatspapiere stattgefunden, von welcher die 3«/, Staatsschulden-Kassenscheine vom Jahre 1855 betroffen worden sind. Die Inhaber der genannten Staatspapiere werden hierauf noch besonders mit dem Hin- zufügcn aufmerksam gemacht, daß die Listen der gezogenen Nummern in der Leipziger Zeitung, dem Dresdner Journal und dem Dresdner Anzeiger veröffentlicht, auch bei sämmt- lichen Bezirks-Steuer-Einnahmen, sowie bei allen Stadträthen, Bürgermeistern und Gemeindevorständen des Landes zu Jeder manns Einsicht ausgelegt werden. Mit diesen Listen werden zugleich die in früheren Terminen ausgeloosten bez. gekündig ten, aber noch nicht abgehobenen Nummern wieder aufgerufen, deren große Zahl leider beweist, wie viele Interessenten zu ihrem Schaden die Auslvosungen übersehen. Es können die selben nicht genug davor gewarnt werden, sich dem Jrrthume hinzugeben, daß, so lange sie Zinsscheine haben und diese unbeanstandet eingelöst werden, ihr Kapital ungekündigt sei. Die Einlösungsstellen können eine Prüfung der ihnen zur Zahlung präscntirten Zinsscheine nicht vornehmen und lösen jeden echten Zinsschein ein. Da nnn aber eine Verzinsung ausgelooster oder gekündigter Kapitale über deren Fälligkeits termin hinaus iu keinem Falle stattfindet, so werden die von den -Betheiligtcn in Folge Unkenntniß der Ausloosung zu viel erhobenen Zinsen seinerzeit am Kapitale gekürzt, vor welchem oft empfindlichen Nachtheile sich die Inhaber von Staats papieren nur durch regelmäßige Einsicht der Ziehungslisten (der gezogenen wie der restirenden Nummern) schätzen können. — Der Chemnitzer Allgemeinen Zeitung (Nr. vom 17. September) wird aus Dresden geschrieben: Allerorten, wo sich an den Ufern der Elbe Menschen zu Gemeinden zu- sainnicngethan, vernimmt man jetzt Protestrufe gegen die Fäcalienabfuhr Dresdens in die Elbe. Mit behördlicher Ge nehmigung wurden nämlich auch in den letztverflossenen 6 Tagen seitens der Stadt Dresden dicht vor dem Orte Cotta 1845 Wagenladungen Dresdner AbtrittSgrubeninhalt in den Elbstrom geleitet! Da jeder Wagen 2 obm gleich 2000 Liter Inhalt faßt, so ergiebt dies ingesammt 3690 obm gleich 3690 000 Liter Unrath, mit welchem die Elbe in den letzten 6 Tagen verpestet wurde. Die Fäcalienzufuhr nach dem be zeichneten Orte geschieht fortgesetzt täglich und währt die ganze Nacht. Obwohl sich nun gelehrte Sachverständige da hin ausgesprochen haben, daß die massenhafte Einfuhr von Exkrementen das Wasser nicht verseuche und den Anwohnern keinerlei Nachtheile bringe, ist man in Laienkreisen doch ganz anderer Ansicht und aufs Tiefste erbittert über diese Maßnahmen. Es ist z. B. nachgcwicscn, daß das Eis untcr- Port«-«!. Wie der Madrider '„Epoca"sauS Lissabon gedrahtet wird, sind in der 400 Einwohner zahlenden por tugiesischen Ortschaft Silvarcv de Tondella 50 schwere Pest fälle ermittelt worden. ES soll dort Häuser geben, in denen sämmtliche Bewohner ausgestorben sind. Auch in Tcmatave wurde das Auftreten der Pest Freitag amtlich festgestellt. In Oporto beninimt sich die Bevölkerung den gesundhenliche» Maßnahmen gegenüber oftDre chtAmgeberdig.fA s OertllchesMndlSSchfisches. !UM;M18DL»pt«mbe>k1899M — Tagesordnung für die' öffentliche Stadtvcrordneten- Sitzung, Dienstag, den 19. September 1899, Nachm. 6 Uhr. 1. Mittheilung des Stadtraths über den mit Ende dss. Js. eintretenden Ablauf der Wahlperiode für die Herren Stadt- räthe Hynek und Heinrich. 2. Bekanntgabe einer Verordnung des Kgl. Ministeriums des Innern und Rathsbeschluß hierauf, das Stadtwappen und die Stadtfarben betr. 3. Rathsbe schluß, Verwilligung von 640 Mark zur Einstellung in den nächstjährigen Haushaltplan zn Herstellung von 3 Stnndarten- Jahnenstangen auf dem Dache des Nathhauscs betr. 4. Raths beschlüsse über Verwilligungen bez. Nachverwilligungen von u) 2000 Mark zur Ausführung von Tachdeckerarbeiten aus Schloßbrauereidächern, d) 400 Mark für Tachdeckerarbeiten am Rathhausdache, o) 206,96 Mark zu nöthig gewordenen Mehrausgaben bei der Schnltasse. Nathsdeputirtcr: Herr Bürgermeister Boeters. — Schneller als man erwarten konnte ist der Hoch wasserstand der Elbe zurückgegangen. Tas Elbquai ist wieder frei und auch der Betrieb auf demselben wieder ausgenommen. — Infolge des eingetretenen und andauernden Wasser falls hat heute die Sächs.-Böhm. Dampfschifffahrts-Gesellschaft de» Betrieb auf der Gesamnitstrecke wieder ausgenommen. — Das Kgl. Amtsgericht nahm heute in vollem Um fange die Expedition im neuen Amtshause (Albertstraße) auf. — Man schreibt uns aus unserem Leserkreise: In der öffentlichen Wühlerversammlung am vorigen Mittwoch eiferten unter Anderem die beiden Herren Socialdemokraten, denen das Wort ertheilt worden war, auch gegen das neue Wahl gesetz. Wir habe« uns schon früher darüber ausgesprochen, daß dem Wahlmodus nach dem neuen Gesetze eine gewisse Schwerfälligkeit anhaftet; das ist nicht zu leugnen. Es ist uns auch bekannt, daß das Wahlgesetz viel Mißbehagen unter der Bevölkerung hervorgerufen hat, und man bezeichnet cs vielfach als einen Rückschritt; aber wem haben wir cS denn zu danken, daß man an eine Acnderung des Wahlsystems gedacht und sie borgen om ni en hat, als den auf den Umsturz aller be stehenden Verhältnisse gerichteten Bestre bungen? Wie oft hat man nicht bei den Wahlen nach dem früheren Modus wohlmeinende Wähler sagen hören: „Man sollte die Stimmen nicht einfach zählen müssen; man sollte sie wägen können!" Nun wohl! jetzt werden sie ge wogen, und zwar nach dem Grundsätze, daß dem Staats bürger, der größere Pflichten erfüllt, nämlich höhere Steuern (in progressiver Weise!) bezahlt, auch größere Rechte zuzu billigen seien. Da bezeichnen es nun die Unzufriedenen als ein Unrecht, daß der Werth der Stimmen „nach dem Geld beutel" bemessen wird. „Nach der Intelligenz muß es bei der Wahl gehen!" hörten wir den einen der socialdemo kratischen Redner wiederholt sagen. Wie mag sich aber das der betreffende Herr denken ? Da sollen sich , wohl die Wähler Censnren geben lassen, wie sie Schülern ertheilt werden? Und wer soll diese Abschätzung der Wähler nach ihrer Intelligenz vornehmen ? Sollen etwa die Wähler gar eine Prüfung vor einer socialdemokratischen Prüfungscommission bestehen? Wollte der Staat oder irgend Jemand eine Be- werthung der Stimmen nach der Intelligenz der Wähler fest stellen, sollte dann nicht wieder Jemand mit dem Rufe kommen: „Das ist falsch; es muß anders gemacht werden"? Wenn nun weiter einer der erwähnten Redner behauptete, das jetzige Wahlgesetz sei der Socialdemokratie förderlich; es führe ihr so viel Anhänger zu, daß cs ihr zum Siege verhelfen müsse, so meinen wir, daß in diesem Falle die Herren Socialdemokratcn Ursache hätten, sich für das neue Wahlgesetz zu bedanken, anstatt dagegen zu eifern. Wir glauben aber übrigens nicht, daß Jemand um deS neuen Wahlgesetzes willen Socialdcmo- krat wird. Wer aber etwa Vvrgiebt, diesen Schritt aus dem erwähnten Grunde zu unternehmen, der ist wohl schon längst der Socialdemokratie ergeben, wen» er sich auch bisher nicht öffentlich dazu bekannt hat. Als Leute, die infolge des neuen Wahlgesetzes der Socialdemokratie anhciinfallcn müßten, wurden besonders die „kleinen Beamten" bezeichnet. Wir aber meinen, daß auch unter den jetzigen Verhältnissen jeder Beamte mehr noch als andere Staatsbürger die Pflicht hat, treu zu König und Vaterland zu stehen. Wir können auch nicht annehmen, daß unsere kleinen Beamten so kurzsichtig sein werden, sich infolge eines vom Landtage genehmigten Gesetzes, nach dem doch Verfahren werden muß, in's Lager der Umstürzler treiben zu lassen; das wäre ein Schritt, der ben Beamten verhängnißvoll werden könnte, ihnen aber durch aus nicht das von den Umstürzlern zngesagte Glück bringen würde. Der Socialdemokratie heimlich anzuhangen, also seine Zugehörigkeit nicht offen zu bekennen, ist nicht ehrenhaft. Wem daran gelegen ist, daß auch ferner Ruhe und Ordnung ini Vaterlande herrscht, wird sich mit de» neuen Wahlverhält nissen anSsöhnen, sich aber nicht in's Lager Derer begeben, nm deren Bekämpfung willen das Wahlsystem geändert worden ist. Tie Eintheilnng der Wähler in Abtheilungen nach ihrem Einkommen ist eine Form, die bei der Wahlhandlung zu er füllen ist, sonst aber keinen Einfluß auf unsere Lebensverhält nisse ansübt, und sollte sich wirklich die Unzulänglichkeit^des
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