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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.10.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-10-14
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190010143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19001014
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19001014
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-10
- Tag1900-10-14
- Monat1900-10
- Jahr1900
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.10.1900
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liml o» '"ESt^ tritt nur in die Gravir Allgemeinen )N l»»1 12 kort. Äsnum. >,ü^ -;. > * Man berichtet aus Mailand unter dem 10. d. M.: Heute vollendete Verdi, der gegenwärtig wieder in seiner Einsiedler-Billa zu Sant' Agata weilt, sein 87. Lebensjahr. Der Untrrrichtsminister Gallo richtete an den geseierten Greis, zu dem ganz Italien mit Bewunderung aufblickt, folgendes Glückwunschtelegramm: „Der Ge burtstag Giuseppe Berdi's ist und wird für die Nation stets ein Gedenktag sein, und ich würde gegen meine Ministerpflicht bandeln, wenn ich mich nicht daran erinnerte. Dem hochverehrten Meister, dem Stolz und dem Ruhme Italiens, dem das Land mehr als ein halbes Jahrhundert künstlerischen Primats verdankt, lege ich als Vertreter der Regierung meine Ehrerbietung zu Füßen und knüpfe daran den Wunsch, den aufrichtigen, glühenden Wunsch, daß Sie uns noch viele Jahre lang zum Ruhme der Kunst und deS Vaterlandes erhalten bleiben mögen." Wie sehr Verdi in Italien verehrt wird, das zeigte sich in diesem Sommer wieder in dem Badeorte Montecatint, wo der greise Maestro all- jährlich Sommeraufenthalt nimmt. Wenn er in die Badehalle trat, bildete das ganze Publicum Spalier, Wie Damen verneigten sich ehrerbietig, und die Männer entblößten das Haupt; wenn er dann im Lesesaale erschien, suchte Jedermann ein Plätzchen, um eine mit dem Bildnisse des Meisters geschmückte Ansichtspostkarte zu schreiben und sagen zu können: „Ich schreibe hier ihm gegenüber und bin ihm so nahe, daß ich seine Stimme hören kann;" Componisten, be rühmte Künstler und hervorragende Capellmeister drängten sich heran, um einen Händedruck, ein Wort, einen Gruß, ein Lächeln von dem „Einzigen" zu erlangen. * Der Lebenslauf eines Opernsängers. In Bleiberg (Kärnthen) ist der Opernsänger Carl Sommer, der schon vor einigen Wochen fälschlich todtgesagt worden, im Alter von 46 Jahren gestorben. Der Lebenslauf diese- Künstlers ist ein so merkwürdiger, daß eS sich wohl verlohnt, darüber zn berichten. Wir folgen dabei den Angaben eines Artikel-, den vr. Erich Freund in der „BreSl. Morgenztg."veröffentlicht. Sommer, soheißteS da, deramlb. Januar 1855 in Klagenfurt geboren war, kam nach mehrjähriger Tbätigkeit an den Hostheatern zu Sonder-Hausen, Altenburg und Dresden im Jahre 1881 au die Wiener Hosoper, an der er sich rasch durch seine prächtige Persönlichkeit, sein temperamentvolles Spiel und seine mächtige, dunkel gesärbte Baritonstimme eine allererste Stellung neben Reichmann erwarb. Dreizehn Jahre lang sang er lyrische und Heldenpartien in Wien unter größten Erfolgen, bis er plötzlich seine Entlassung erhielt. Da» kam so. Bei Sommer zeigten sich Symptome einer geistigen Erkrankung. Er begann seinen Chefs Briefe in lateinischer Sprache zu schreiben (er war von Haus au- rin „Studirter"), bediente sich desselben Idiom- im Theater auf den Proben und verblüffte auch sonst durch aller hand Seltsamkeiten. Eines Tages aber bedrohte er den Hofrath von der General-Jntendanz Wlassak, von dem er sich in seiner Gattenebre gekränkt glaubte, aus offener Straße mit dem Revolver und verfolgte den Flüchtenden bi- zum Operuhause. AIS sich dem l alle lkol tpdiv imtr.S. estvororte >, Kaiser- iind Höchstes leisten können. Dasselbe gilt vom Bucheinband. Nur ganz wenige Firmen vertreten in Paris die deutsche Buch binderei, welch' letztere durch andere Staaten, insbesondere Frankreich und Dänemark, geradezu hervorragend vertreten ist. Das Druckmaschinenwesen Deutschlands ist in der großen Jndustriehalle auf dem Marsfelde untergebracht, und leider auch nur durch ivcnige Firmen vertreten. Leipzig bot 1897 nach dieser Richtung weit mehr und kann man wohl annehmen, daß dieser in Deutschland so hochentwickelte Industriezweig einer er neuten Borführung anscheinend nicht bedurft hat. Mancher andere deutsche buchgewerbliche Zweig verschwindender Weise auf, so die Lithographie, kunst, die Eartonnagenfabrikation u. a. m. Im ist aber der Gesammteindruck des deutschen Buchgewerbes, unter Berücksichtigung des ihm nur zugedachten knappen Gesammt- raumes, ebenso wie der vieler anderer Zweige, ein sehr guter, so daß sich der Besucher mit einiger Beruhigung an die Prüfung der andcrsstaatlichen Gruppen begeben kann. Hier verdient Frankreich in erste Reihe gestellt zu werden, sowohl was Umfang als Qualität des Ausgestellten anbetrifft. Die bereits erwähnte retrospective oder geschichtliche Ausstellung umfaßt eine historische Darstellung des französischen Buch gewerbes und aller verwandten Branchen durch die verschiedenen Jahrhunderte hindurch. Sie enthält zunächst handschriftliche Bücher, Holztafeldrucke (nebst Druckstöcken), zahlreiche Früh- Drucke, Bücher des 15. bis 19. Jahrhunderts mit zahlreichen Illustrationen in Kupferstich und Holzschnitt. Eine Dar stellung der wissenschaftlichen Illustration in Büchern des 16. bis 20. Jahrhunderts. Dieselbe giebt zugleich ein Bild der Jllustrationsmethodcn in den verschiedenen Zeiten. Von be sonderem Interesse ist hier dann die Entwickelung des Noten stiches und Druckes, die Darstellung des Zeitschriftenwesens, des Placatwesens, die Entwickelung des Jllustrationswesens, das farbige, illustrirte Buch des 19. Jahrhunderts, die Ent wickelung der Schulfibeln und anderer Schulbücher. Eine voll ständige geschichtliche Darstellung der Lithographie, des Kupfer stiches, des Spielkartendruckes, der Schriftgießerei, der Buch binderci schließen sich an, während zahlreiche Documente und Urkunden das graphische und buchhändlerische Zunft- und Censurwesen der verschiedenen Zeitalter charakterisiren. Diese ganze umfangreiche Veranstaltung bot eine reiche Fülle des Be- merkenswerthen, und gab dem Fachmann insbesondere mannig fache Anregung. Das neuere französische Buchgewerbe mochte einen vollkommenen Eindruck, besonders durch seine Umfänglich keit und die Güte des Ausgestellten. Im Mittelpuncte des Ganzen stand die Gruppe der französischen Nationaldruckerei in Paris. Dieselbe hatte aus Anlaß der Ausstellung ein her vorragendes Werk hergestellt, betitelt: Hwtvrio äs l'iinprimeriö en 1'rance an milisn äu XVs möcls et an XVIe mbcls. Der erste Band des auf etwa vier Großfoliobände berechneten Werkes lag fertig vor und kann derselbe als eine Leistung ersten Ranges bezeichnet werden, sowohl was den Druck, als auch die Repro duktion der zahlreichen, oft vielfarbigen und zum Theil wenig bekannten Frühdrucke anbetrifft. Im klebrigen läßt sich über die französische Buchausstattung, wie sie durch die umfangreichen Auslagen des französischen Buchhandels und durch zahlreiche Druckcreifirmen vorgeführt wird, nur Lobendes sagen. Zumeist haftet den Werken, schon vrmöge der ausschließlichen Verwendung deutlicher, lateinischer (Antiqua-) Typen eine wohl- thuende Ruhe an, die durch reichliche Papierrandbemessung, guten Druck und Papierqualität erhöht wird. Ein vornehm wirkender Leder- oder Leinenband, sowie Fadenheftung sind weitere Eigen schaften des französischen Buches, das zumeist mit Holzschnitten oder sich gut in das Ganze einpassenden Aetzungen illustrirt ist. Der Accidenzdruck zeigt eine auffallende Vernachlässigung, für die man eigentlich keine Erklärung findet. Geschäftliche Druck sachen werden zumeist lithographisch hergestellt. Das Reproductionswesen steht auch hier auf hoher Stufe, wenngleich man sich auf einzelnen Gebieten, besonders dem des Dreifarbendruckes, noch beim Versuchen befindet. Im Farben buchdruck — besonders in großen Formaten — wird Hervor ragendes geleistet, was vielleicht auf die in Frankreich stark ent wickelte Lithographie zurückzuführen ist. Das französische Druckmaschinenwesen ist ebenfalls sehr ent wickelt und auf der Ausstellung gut vertreten, besonders gilt dies vom Rotationsmaschinenbau, der durch die theils vielfarbig illustrirten französischen Tages- und Witzblätter gut ausge bildet ist. Es mögen noch die buchgewerblichen Gruppen einiger anderer Staaten kurz gestreift sein, in erster Linie die Oesterreichs, das neben den hervorragenden Leistungen der k. und k. Hof- und Staatsdruckerei durch die k. und k. graphische Lehr- und Ver suchsanstalt vertreten ist. Das Schwergewicht des österreichi schen Buchgewerbes liegt unstreitig in der hervorragenden Aus bildung des Reproductionswesens, insbesondere der Tief- und Hochätzung. Daneben wird neuerdings die moderne Buchaus stattung, das Placatwesen u. s. w., allerdings in streng secessio- nistischem Sinne, gepflegt und damit vielleicht auch der Anstoß gegeben zu einer Reform der etwas verwilderten österreichisch ungarischen Accidenzausstattung. Die vornehme Art und Weise der Vorführung des österreichischen DruckwesenS muß als nachahmenswerthes Beispiel hingestellt werden. Eine der ersten graphischen Anstalten des Auslandes ist die k. russische Expedition für die Herstellung der Staats- und Werth papiere in Petersburg, die durch eine vortreffliche Auslage ihre Leistungsfähigkeit im Druck- und Reproductionswesen docu- mentirte. Von hohem Interesse waren russischerseits auch die Erzeugnisse der Synodal-Druckerei in Moskau, zahlreiche Druck werke mit slawischen Typen für den Gebrauch der Kirchen in farbenprächtiger Ausführung. Amerika führte seine buchgewerblichen Leistungen in der Hauptsache in einem besonderen Pavillon vor. In demselben wurde eine tägliche Sonderausgabe des „Herald" von Anfang bis Ende hergestellt, d. h. redigirt, auf Linotypesetzmaschinen gesetzt, das Ganze stereotypirt und auf der Rotationsmaschine gedruckt. So interessant und eigenartig diese praktische Vor führung auch für den Laien sein mußte, so war sie für den Fachmann doch nichts weiter, als ein von Amerika oft ver brauchtes Reclamestiick von geringem Werth. Einige, wenn auch ältere Druckmaschinen wurden ebenfalls vorgeführt und dürften dadurch die von einigen deutschen Maschinenfabriken neuerdings übernommenen Verbesserungen bald erhöhte Be achtung finden. Im Uebrigen bot die amerikanische graphische Abtheilung nichts Neues und besonders Beachtenswerthes. Fast dasselbe läßt sich von England sagen, das lediglich durch eine reiche und geschickt zusammengestellte Sammlung von Büchern in guter moderner Ausstattung vertreten war, im Uebrigen aber nur Bekanntes und weniger Bedeutendes aus gestellt hatte. Die englische Buchausstattung an sich ist heute nach jeder Seite hin mustergiltig und verdiente daher die bereits erwähnte Collectiv-Ausstellung volle Beachtung. Die Erzeugnisse der Druckindustrie Italiens, Belgiens, der oäer, «titut, l850, müber dem st. ?Iii8er litäten: orjüglicher 10. - Optik, ver- « 12. Perlmutter, Aetsegias, üemen 8. dftccher mit E'ui12. >d n. -«ratis. Kunst uud Kunstgewerbe. Leipziger Kunstvercin. Im Oberlichtsaale befindet sich eine Sonderausstellung von Eugen Urban in Berlin, sowie Bilder von Beatrice Frederickson, Marie Schnür, Leopold Schönchen, F Rabrnding, Ludwig Willroider in München, Leopold Sandrock in Charlottenburg, E. Hildebrand, Franz Paczka, Paul Schultze-Naum» bürg in Berlin, Clara Werner in Naumburg, C. Oeslerley in Blankenese, Gustav Schönleber und Ludwig Bartning in Karlsruhe, Klaus Meyer in Düsseldorf und A. Klamroth in Leipzig, ferner sind in den übrigen Räumen ausgestellt Gemälde von Elisabeth Fürstin Lwoff (V. Parlaqby), Paul von Ravenstein in Karlsruhe, Carl Hart mann, P. W. Ehrhardt und Martha Heydenbluth, Karl Albert Baur in München, Ferdinand Haas und Ernst Kießling in Leipzig, Paul Hermann in Dresden, Müller-Schönefeld in Charlottenburg, sowie eine Sonderausstellung von künstlerischen Photographien von N. Perscheid in Leipzig, Aquarellen von Max Fritz in Gr.-Lichter« selde und Oelskizzen von Frau von Prittwitz und Gasfron geb. Kestner aus Leipzig (Motive aus Peking und Umgebung). Sculpturen von Ferdinand Lepcke in Berlin und Werner Stein in Leipzig. Kunst-Talon Mittentzwey-Windsch, vrimmaische Strafte Nr. 25. Der Gemälde-Cyklus „Die Tragödie des Weibes" von Anna Costenoble ist heute, den letzten Tag ausgestellt. Neu eingetroffen ist eine Collectiv« Ausstellung von Professor Otto Günther-Naumburg, Berlin; ferner eine Collection Künstler-Litho- graphien und Handzeichnungen von Professor Kallmeyer, Karlsruhe, und einzelne Werke von F. Müller-Münster, Berlin, Martha Burger-Oetzsch, M. Heydenbluth, Leipzig, u. a. m. 8 In der Kunfthalle P. H. Beyer L Sohn, Schulstraße 8, verbleibt nur noch wenige Tage die interessante Ausstellung moderner künstlerischer Stickereien, Knüpfereien, Webereien und Entwürfe für Stickereien. Die Ausstellung wird ergänzt durch bulgarische, türkische, marokkanische und schwedische Handarbeiten. vom Lltchgemerbe auf der pariser Weltausstellung. Unter den verschiedenen Kunst- und Gewerbszweigen, die auf der Pariser Weltausstellung zu einem großen Gesammtbilde der Leistungsfähigkeit unserer Zeit vereinigt wurden, nimmt das Buchgewerbe eine Hauptstclle ein. Die verschiedensten Länder wetteifern miteinander, den Stand der graphischen Kunst sowohl wie auch den der aus ihr hervorgcgangenen graphischen Groß industriezweige zu möglichst vollkommener Geltung zu bringen und damit cinestheils das Vorhandensein des Verständnisses für zeitgemäßen Fortschritt kundzugeben, andererseits in den heute nun einmal internationalen geschäftlichen Wettbewerb zu treten. Man darf wohl mit Recht sagen, daß das Buchgewerbe durch Jahrhunderte hindurch in der allgemeinen Kunstbewcgung wenn auch nicht eine führende, so aber doch eine einflußreiche Rolle zu spielen berufen war, und naturgemäß auch unter der Ein wirkung der zeitweiligen Kunstströmungen einen höheren und niedrigeren Stand der Vollkommenheit zeigte. Nach Perioden höchster Blüthe folgten Zeiten tiefsten Niederganges in mannig fachster Hinsicht. Das neunzehnte Jahrhundert insbesondere war für das Buchgewerbe ein Zeitabschnitt der Gährung, und in der That befindet sich dasselbe auch augenblicklich noch, wenigstens in einzelnen Zweigen, in einer Periode sehr starker Gährung, und es vollziehen sich nach der künstlerischen und technischen Seite hin Umwandlungen, deren Endresultat noch nicht vorauszusehen ist, die aber erkennen lassen, daß man sich auf der einen Seite auf dem Wege zu mehr Kunst, auf der anderen durch die Massen erzeugung billiger Marktwaare gewissermaßen zugleich von dem vorgenannten Wege entfernt. Die Pariser Weltausstellung sollte und mußte denn auch der rechte Ort sein, wo die Entwickelung des Buchgewerbes im neun zehnten Jahrhundert und dessen Stand am Ende desselben klar und deutlich zur Geltung zu kommen hatte, und daß dies ge schehen ist, darüber dürfte sich Jeder klar geworden sein, der die verschiedenen Gruppen einer eingehenden Prüfung und Würdigung unterzogen hat. Bei den gewaltigen Fortschritten, die in den letzten Jahr zehnten überall und auf allen Gebieten der Technik gemacht wurden, und bei der durch die außerordentlichen Verkehrsver besserungen herbeigeführten internationalen Gleichwerthigkeit der Fabrikationsmethoden und Arbeitsweisen kann von einer eigent- ' sichen Ueberlegenheit dieses oder jenes Staates — wie sie etwa vor Jahren für den Druckmaschinenbau von Amerika beansprucht . wurde — keine Rede mehr sein. Man brauchte aber auch in Paris eine solche nicht zu suchen und festzustellen, sondern es bot sicheine dankbarercAufgabe darin, zu vergleichen und zu be obachten, wie fast überall das Bestreben geherrscht hat, Gutes und Bestes zu erzeugen und dadurch das Gesammtbild voll kommen zu gestalten. Hatte der deutsche Besucher alle Ursache, sich über den werth dollen und reichen Inhalt des deutschen Hauses zu freuen, das in seinen Haupträumen die Leistungen des deutschen Buch gewerbes ausgenommen hatte, so mußte er daneben die ganz hervorragende Eollectivausstellung des tAusgba cautaua! oder die sogenannte retrospective Ausstellung des französischen Buch gewerbes als eine historisch werthvolle Sammelarbeit ansehen, ungeachtet die gute Vorführung des französischen Buchgewerbes der Neuzeit. Sehen wir nach der englischen Abtheilung hin. so inuß uns die buchgewerbliche Eollectivausstellung der tio^al Kritisir 6owmis8ion gleiche Bewunderung in Bezug auf vor zügliche, moderne Buchausstattung abgewinnen. Daneben bilden die Darbietungen Oesterreichs, das außer in seinen zahlreichen großen Privatinstituten, in der k. und k. Hot- und Staats druckerei augenblicklich die hervorragendsteH Pflegestätte« für graphische Rcproductionskunst besitzt, ferner die Leistungen der k. russischen Expedition für Werthpapierdruck in Petersburg, ganz hervorragende selbstständige Abtheilungen von hohem, tech nischem und künstlerischem Interesse. Es schließen sich, wenn auch nicht immer mit gleich hervorragenden Leistungen, alle übrigen Staaten an, und es documentirt sich darin überall der Fortschritt. Da es nicht beabsichtigt ist, hier Einzelheiten zu behandeln, so mögen nur wenige allgemein interessirende Haupt punkte Berührung finden. Im Gegensätze zu Frankreich haben die verschiedenen anderen Staaten die historische Seite des Buchgewerbes fast unberück sichtigt gelassen und nur das Neuzeitliche vorgcführt. In Vor nehmer Weise tritt das deutsche Buchgewerbe, wie bereits ange deutet, durch die vom Deutschen Buchgewerbeverein im Auftrage des Reichscommissars veranstaltete Eollectivausstellung auf. In allerdings sehr gedrängter Anordnung werden hier die Erzeug nisse der verschiedenen deutschen buchgewerblichen Firmen zu einem Ganzen vereinigt und damit.Proben der Leistungsfähig keit und des künstlerischen Könnens in den einzelnen graphischen Druckmanieren, Reproductionsmethoden und -Verfahren, sowie in der Jllustrirungs- und Buchkunst gegeben. Der deutsche Verlagsbuchhandel, sowie die Schriftgießerei nebst verwandten Branchen sind daneben ebenfalls vertreten. Die Auslage der Deutschen Reichsdruckerei in Berlin verdiente berechtigtes Jnter- csse, und man konnte in einzelnen Druckwerken derselben ebenso wie in denen verschiedener Leipziger und Berliner Verlagsfirmen die' Durchführung der neuzeitlichen Forderungen für künstlerisch geschmackvolle Buchausstattung beobachten. Leider enthielt die Eollectivausstellung auch eine ganze Anzahl Werke, deren Druck legung und Gesammtausstattung nach alter Schablone, ohne Rücksicht auf den oft werthvollen textlichen Inhalt, erfolgte und bei denen „Billig und Schlecht" die Signatur der Entstehung war. Es ist zu hoffen, daß sich im bücherkaufenden Publicum das Verständniß für eine künstlerisch-zweckmäßige und gute Aus stattung der Bücher recht bald mehr Bahn bricht und gute Leistungen mehr und mehr geschätzt, schlechte negirt werden. Es soll damit durchaus nicht einer hypermodernen — eigent lich primitiven — Ausstattung das Wort geredet sein, wie sie neuerdings in anscheinend bereits zerfetzt aus der Druckerei kommenden Pamphleten häufig verkörpert ist, sondern jener Ausstattung und Qualität, wie sie etwa das bessere englische oder französische Buch aufweisen, und die eine deutliche Text type, gutes Papier, künstlerische Illustration und ein einfach echtes äußeres und inneres Gewand so Vortheilhaft auszcichnet. Der deutsche Accidenzdruck wird neuerdings' gründlichen Reformen unterzogen, und es treten die Resultate derselben in den ausgestellten mercantilen Druckarbeiten bereits deutlich zu Tage. Der praktische Geschäftsmann wird die Vorzüge der modernen Ausstattungsweise für geschäftliche Druckarbeiten noch mehr zu erkennen haben und sich in seinem eigenen Interesse mehr und mehr an kunstverständige Buchdrucker wenden müssen. Das deutsche Jllustrationswesen wetteifert stark mit dem ausländischen, nur fehlt es deutscherseits anscheinend leider noch an der Kauflust für graphische Kunstleistungen. Erst wenn man den Besitz eines guten Holzschnittes, eines Kupferstiches, einer guten Lithographie neben dem gut illustrirten Buche wieder mehr schätzt, wird die deutsche graphische Kunst gefördert werden Wüthendeii hier sein Vorgesetzter, Tirector Wilhelm Jahn, entgegen, stellte, stieß er diesen aus dem Wege und mißhandelte dann Herrn Wtassak thätlich. Diese Affäre kostete Sommer seine glänzende Stellung, Herrn Wlassak übrigens auch, der aber später wieder angestellt wurde. Direktor vr. Löwe, der damals im Anfänge seiner Breslauer DirecttonSthätigkeit aus sreiwerdende Berühmt heiten ein Auge hatte, bot Sommer eiu Engagement an, das dieser acceptirte. Sommer'- Urbersiedelung nach BreSlau vollzog sich aus eigenthümliche Weise. Eine- Tage- erhielt Dirrctor Löwe ein Telegramm deS Wortlaute-: „Erwarten Sie mich um .... am Bahnhof. Trappelgast." Der Adressat kannte Niemanden diese- Namen-, wußte aber al- geborener Wiener, daß eS daselbst eine Trappelgaffe giebt und daß Sommer in dieser wohnte. Also rieth vr. Löwe auf Sommer atS den Absender der merkwürdigen Depesche. Und richtig! Um die angegebene Zeit entstieg Sommer dem Coupö, die — „Fliegenden Blätter" als einzige- Reisegepäck unter dem Arme. Auf Befragen seines neuen Chefs erklärte er, daß er kein anderes Gepäck mit sich habe, da cr doch über die Grenze habe gehen müsse», weil ihm die österreichische Regie« rung bei Oderberg habe „auflauern" lassen. Sommer bildete sich nämlich seit seiner Entlassung «in, die Wiener Machthaber Hütten ihm tödtliche Rache geschworen, eine Einbildung, die ihn auch während seine- Bre-laurr Engagements nicht verließ, so daß der Künstler die seltsamsten Vorsichts« und Bertheldigung-maßregeln gegen eine etwaige Entführung traf. Dieses sonderbare Debüt machte natürlich Herrn Löwe ein wenig stutzig und er beschloß, seinen theuren Bariton ärztlich untersuchen zu lassen, natürlich ohne daß dieser eS merkte. Zu diesem Behufe arrangirte er eine Zusammenkunft in seinem Bureau, zu der er neben Herrn Somnier einen der hervorragendsten Irrenärzte «in« lud. Er hatte nur seine Rechnung ohne Sommer'- echt wienerische Vorliebe für flotte Equipagen gemacht. Als der Sänger zum Rendezvous erschien, hielt der elegante Wagen deS GeheimrathS W—e vor dem Theater. „Ach, schön, wem gehört denn dös fesche Zeugl?" erkundigte sich Sommer interessirt beim Kutscher. „Nu, dem Herrn Gedeimrath W—e, dem Director draußen von der Irrenanstalt", antwortete der biedere Rosselenker. Nun stieg Sommer, nachdem seine Neugierde befriedigt war, vergnügt zum Bureau empor. Dort warteten seiner zwei Herren, der Theater« Director und noch Jemand. „Gestatten Sie, Herr Sommer", begann der Ches, „daß ick Sie mit einem meiner guten Freunde bekannt mache, vor dem Sie ganz ungenirt reden können. Herr Sommer — Herr Kaufmann W—e." Sommer that einen hoch dramatischen Schrei, verschanzte sich hinter einen Stuhl und erklärte, er würde Jedem die Knochen zerbrechen, der ihm zu nahe käme. Es kostete Mühe, den Aufgeregten wieder zu beruhigen .... Im Uebrigen hinderte das Leiden Sommer'- den Künstler keines« wegs in seiner Berussthütigkeit. Auf der Bühne strotzte er von Kraft und Leben und als Petrucchio, Wolfram, Telramund, Holländer, Jago, lHarfner, Hans Sachs und in viele» anderen Nollen hat er in seiner damaligen Thätigkeit die Breslauer geradezu entzückt. Hinter den Coulisseu war nicht immer gut Kirschen essen mit ihm, so mancher College, mancher Chorherr, ja selbst Regisseur und Director mußten das gelegentlich erfahren. Aber vor den Coulissrn diente er mit außerordentlicher Hin« gebung und glänzendem Können seiner schönen Kunst. Von Breslau kam Sommer nach Stuttgart. Es lockte ihn gar zu sehr, wieder Hofopernsänger zu werde». Doch hatte er dort nicht allzuviel Glück, der Niedergang hatte wohl schon begonnen. So ging er auf einen Winter noch Amerika, ohne auch dort die gewünschten Erfolge zu finden. Nach Europa zurückgekehrt, nahm er ein Engagement nach Hamburg an. Er blieb nur wenige Monate, pecuniäre Schwierigkeiten — er hatte nie rechnen gekonnt und war meist in kostspielige Processe verwickelt — trieben ihn fort. ES folgte eine Zeit tiefsten Elends für den engagementslosen Sänger, bis ihn Director Löwe wieder nach Breslau berief, erst als Gast, daun als Mitglied. So war er während des letzten Winter- wieder der Unsere. Als Künstler stand er, obwohl er ost noch Bolleudetes zu bieten wußte, nicht mehr ganz auf der einstige» Höhe, aber er war strebsamer, ruhiger, be« scheidener als zuvor. Die geistige Krankheit schien völlig von ihm gewichen und er besaß Spauukrast genug, um eine Riejenrolle wie den Wotan, den er in seinen großen Zeiten nie hatte singen wollen, neu zu sludiren und mit überwiegendem Gelingen durchzusührev- Dafür packte ihn dann eiu schwere- körperliche- Leiden, dem er nun erlegen ist. Onrioi's' ki-osssi» vskzf-vsrsi'. dvskrt 8lok äea LinKLNA vlegsnlen äsr 8ai8on vrxsdon8t aorurslxon i»; Kadx-Llklckvdsii, vLbx-IkitlltsIll, S»dr-SLabodoo, vLdx-satvdoo, vabv-ckLokollsn, vLbv-Strüwptodeil null -Solmdovon Linävr-LIsläsrn, Linäsr-üNälltoln, Lincksr-ckLoKsn, LtuLvr-Mtvu, LinSvr-StrSwptsn, -Sodntzail vock -8ttolvlo, London-Kiwüsvv, LuLdso-kLlstots, Luadsn-llüton, Lnadkn-lsllütron. SsLv HV/oSrs/oomenor/on. Literatur und Theater. * Dessau. In voller Rüstigkeit und Frische begeht der Obcr-Garderobe-Jnspector Matthes, am Herzog!. Hoftheatcr in Dessau thätig, am 18. October sein 50jähriges Bcrufsjubi- läum. AugustWoldemarMatthes wurde am 2. März 1830 in Lerpzig geboren. 1850 trat er als Garderobegehilfe in dcn Verband des Leipziger Stadtthcaters. Unter der Regie des Herrn von Othegravcn, welcher 1852 das neue Sommer- iheater in Lehmann's Garten gründete, war er bei der Aus stattung thätig. Dann folgten Engagements in Oldenburg l1853), Detmold (bis 1855) und Posen unter Wallner. 1856 finden wir Matthes am Königstädtischen Theater (Grüne Neune) in Berlin, wohin ihn Wallner ebenfalls berief. 1350 kehrte Matthes nach Leipzig zurück und hat dort unter den Direktoren Wirsing, von Witte, Heinrich Laube und Friedrich Haase, auch einige Wochen unter vr. August Förster reichlich 17 Jahre seine Kräfte im vollsten Maße gewidnret. Im Jahr« 1876 kam Matthes durch Adolf Meyer's Empfehlung nach Dessau (Intendant von Normann). 24 Jahre ist cr dort thätig ge wesen und hat sich die Liebe und Verehrung seiner Mitbürger in weitesten Kreisen erworben.. Der Herzog zeichnete ihn in kurzer Zeit drei Mal durch Ordensverleihungen aus. ?. Lunss und Wissenschaft. Musik. * Eoneert Fritz »on Bose. DaS in großem Stile statt« findende Loncert des Künstlers wird am 13. November mit großem Orchester und unter Mitwirkung deS berühmten uud auch in Leipzig in bestem Andenken stehenden Baritonisteu Francesco d'Andradr stattfiuden. — Alfred Retsenauer, einer der genial« sten Pianisten der Gegenwart, gehört seit einigen Monaten zu unseren Mitbürgern. Der verdienstvollen Initiative des Directo« riums unseres königlichen Couservatoriums haben wir den Gewinn dieses großen Künstlers für unsere musikalische Stadt zu verdanken. Mit vier Clavier-Abende», die im Saale deS städtischen Kaufhauses stottfinden, wird Reijenauer uns den Beweis für die Bedeutung seiner künstlerischen Persönlichkeit erbringen. Er beherrscht dir ge« sammte Clavier-Literatur der letzten Jahrhuuderte und wird uns an den vier Abenden einen Ueberblick über dir Entwickelung der selben gewähren. Der erste Abend ist aus den 12. November angesetzt. Weiteres bringen die demnächstigen Bekanntmachungen. Abonnements für vier Concerte werden von Montag, den 15. October, ob in der Hosinnsikhandlung C. A. Klemm ausgegebeu. — Tas Lame»-Quartett Fräulein Jenny Gertrud Schmidt, Fräulein Johanna Deutlich, Fräulein Anna Lücke und Fräulein Sophie Lücke giebt Sonnabend, den 10. November, ein Concert im Kaufhaussaale. Das Programm ist durchweg neu und enthält eine Reihe sehr werthvoller Ericheinungen der Musikliteratur, die zu hören leider nur selten Gelegenheit geboten wird. — DaS Böhmische Streichquartett der Herren Hoffmann, Suk, Nedbal und Wihan giebt seinen ersten diesjährigen Quartett-Abend Freitag, den 2. November, im Blauen Saale des Krystall-PalasteS. Karten sind in der Hofmusikhandlung C. A. Klemm zu haben. — Ueber Len jugendlichen Geiger Richard Krömer, der am 26. October in einem Concert im Hotel ve Pruste hierselbst austreten wird, be« richtet die neueste Nummer des angesehenen „Mus. Wocheubt." aus Markneukirchen: „Der dreizehnjährige Biolinvirtuos Richard Krömer und sein noch jüngerer claoierspielender Bruder Hugo haben hier in mehreren Concerten gerechtes Aufsehen mit ihren Leistungen erregt. Ist Richard bereits ein ganzer fertiger Künstler, so läßt sich doch auch trotz noch geringerer Ausbildung daS ent« ichiedene Talent des kleinen Pianisten durchaus nicht verkennen." — Alexander Winogradski, Director der kaiserlichen Musikgesellschast in Kiew, veranstaltet am 20. Oct ob er im Kaushaussaale ein großes Concert mit dem Winderstein-Orchester. Zür Ausführung gelangen nur Werke russischer Componisten: Symphonie von Kalinnikow, Melancolie von Napraonik, Fantasie von Dargoinischky, Symphonische Dichtung von Moussorgsky und die dritte Symphonie (v äur) von Tschaikowski. Die heutige russische Kunst nimmt in der Musikgeschichte eine hohe Stellung ein; der Concertgrber erwirbt sich daher ein großes Verdienst, daß er uus mit einer Reihe von Werke» bekannt macht, die wohl insgesammt noch unbekannt in Leipzig sein dürften. Martin Oberdörffer, unser einheimischer Concert- sänger, welcher an allen Orten, wo er gesungen hat, leb haftester Anerkennung begegnete, begann seine vielversprechende Thätigkeit für dieses Concertjahr in Schwerin, von wo au- die Kritik Folgendes berichtet: Der aus zwei Concerten im verflossenen Frühjahr hier in bester Erinnerung stehende Leipziger Künstler veranstaltete gestern einen Liederabend, dessen Programm hauptsächlich moderne Compositionen enthielt. Wir sanden unser früheres Urtheil über den Sänger be stätigt. Derselbe verfügt nicht über eine blendende, glänzende Stimme, wohl aber ist dieselbe vortrefflich geschult, großer Schat- tirungen fähig, mit uöthiger Kraft ausgestattet und besonders im Piano ansprechend. Die Bortragskunst ist hoch entwickelt, ernste und heitere Lieder gelingen gleich gut und ihr Inhalt wird charak« teristisch wiedergegeben. Einige voller und kräftiger wirkende Ge sangsstücke hätten eine angenehme Abwechslung in das Programm gebracht. Nichtsdestoweniger hatte Herr Oberdörffer «inen vollen Erfolg durch die abgeklärte, intime Tongabe und die musterhafte feine Nüancirung. Der Künstler führte das umfangreiche Pro« gramm von 28 Gesängen, welches körperliche und geistige An spannung verlangt, von Anfang bis zu Ende frisch durch. * Frau Anna Schimon-Regan, die treffliche Gesang lehrerin, welche in den letzten Jahren am Münchener vorher am Leipziger Conservatorium gewirkt hat, ist jetzt, 59 Jahre alt, in den Ruhestand getreten. Eine geborene Böhmin, ist Anna Regan in den 1860er und 1870er Jahren mit ihrer süßen, trefflich geschulten Stimme eine Zierde deutscher Con- certsäle gewesen, die namentlich auch als Stern der be rühmten Ullmann-Concerte geglänzt hat.
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