Delete Search...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.09.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-09-22
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190109225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19010922
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19010922
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-09
- Tag1901-09-22
- Monat1901-09
- Jahr1901
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.09.1901
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
DerRathzuLeipzig hatte die Gewölbe des Gewand- hauses geräumt und auch ein gegenüberliegendes Haus gnmethet und zu einer Schreibstube umwandeln lassen. Nach "'Ar neigtheit, sich an diesem Handel zu betheiligen, suchte der Kurfürst auch die Leipziger Kaufmannschaft sür den Pfeffer handel zu interessiren, um so die kostspielige Gefahr dieses Handels mit auf andere Schultern zu logen, doch di« Kaufleute waren äußerst vorsichtig und wollten erst mit Roth selbst ver handeln. Fortgesetzt blieb Roth bemüht, den Spezereihandel auch auf sein« Mitgesellschafter zu übertragen und fordert« dafür Wechsel in Höhr von 150 000 Gulden auf Lissabon. Hierzu waren die Gesellschafter, die nichts dabei zu verlieren hatten, bald geneigt, doch der Kurfürst wollte, bevor nicht Leipzig eine bündige Erklärung wegen der Betheiligung gegeben habe, von weiteren Vorschüssen nichts wissen. Durch seine großen Unternehmungen war Noth in finanzielle Bedrängniß gekommen. Um aus dieser einigermaßen befreit zu werden, kam er immer wieder auf den Spezereihandel zurück, um wenigstens noch 150 000 Gulden Vorschuß vom Kurfürsten zu erhalten, doch dieser wollte nur ein Viertel des Risicos vom Spezerevhandel auf sein« Schultern übernehmen und war bereit, dafür 60 000 Gulden Vorschuß zu gewähren, den Roth aber ablehnte, später aber, von der Noth gedrängt, annahm. Trotz dieser Zahlung forderte Roth immer wieder Geld. Im October 1579 wurden ihm für aufzukaufenden und in Leipzig angekommenen Pfeffer und Drogen 55 800 Gulden gezahlt, dennoch forderte er weiter Geld. Dies Gebühren machte die Gesellschafter stutzig, sie verlangten, daß mit dem Verkauf von Pfeffer begonnen werde, damit endlich Geld hereinkomme. Roth meinte jedoch, es seien noch zu große Vorräthe in anderen Städten vorhanden, dies« müßten erst aufgekauft und nach Leipzig geschafft werden. Um gewisse Nachrichten über den Geschäfts betrieb des Roth zu erhalten, ward I)r. Funk nach Lissabon gesandt, dieser fand Alles in Ordnung, so daß die Thüringsche Gesellschaft den Kurfürsten im Februar 1580 ersuchte, weitere Gelder zum Pfefferaufkauf bereit zu halten. Da jedoch die Pftfferpreise ins Sinken kamen, ward der Kurfürst mißtrauisch er wies seine Vertreter an, möglichst viel Pfeffer nach Leipzig bringen zu lassen, alsdann Roth dorthin zu bescheiden und mit ihm hier zu verhandeln. Roth kam nicht nach Leipzig, am 18. April 1580 ward gemeldet, er sei gestorben, die Untersuchung ergab, daß er sich vergiftet hatte. Sofort wurden die noch lagernden Vorräthe und die, die in Schiffen unterwegs nach Leipzig waren, mit Beschlag belegt, Roth's Factoren aber ward mitgetheilt, daß die Thüringsche Gesellschaft Willens s«i, den Vertrag weiter zu erfüllen und den Contract aufrecht zu erhalten. Ueber diese Nachricht war der Kurfürst sehr eisschrocken, doch bestimmte er, es solle weiter gehandelt werden. In Leipzig lagerten um diese Zeit 1665 Centncr 49 Pfund Pfeffer und 854 Centn«! 98^ Pfund Kaneel, wofür von der Thüringschen Gesellschaft 283 185 Gulden 17 Groschen 10 Pfennige verausgabt waren; die Vorräthe hatten einen Werth von 162 871 Gulden 13 Groschen 1 Pfennig, so daß sich ein Fehlbetrag von 120 314 Gulden 4 Groschen und 9 Pfennigen ergab, welcher aber durch die aus wärts mit Beschlag belegten Maaren reichlich gedeckt war. Um diesem höchst verdrießlichen Handel rin Ende zu machen, sah sich der Kurfürst nach zahlungsfähigen Käufern um. Es fanden sich auch solche, doch wollten sie die Nothlage des Kurfürsten ausnutzen, da sie der Meinung waren, der Kurfürst müsse unter allen Umständen verkaufen. Nach längeren Verhandlungen erkauften Augsburger Kaufleute alle in eLipzig lagernden und au anderen Orten mit Beschlag belegten Vorräthe nebst Schuldansprüchen der Thüringschen Gesellschaft für den Preis von 194 611 Gulden. Thüringsche Gesellschaft des Pfefferhandels zu Leipzig. Kurfürst Vater August war fortgesetzt bemüht, Handel und Wandel in seinem Lande zu beleben, besonders lag ihm auch daran, Leipzig auf der Höh« einer bedeutenden binnenlän dischen Handelsstadt zu erhalten und ihr möglichst das Ueber- gewicht über die großen süddeutschen Handelsstädte zu verschaffen. Diese Absicht, sowie die Aussicht auf einen ansehnlichen Handels gewinn bestimmten ihn, an der Begründung der Thüringschen Gesellschaft des Pfcfferhandels*) zu Leipzig lebhaften Antheil zu nehmen. Die Aufgabe der Gesellschaft bestand darin, den ge summten Pfeffcrhandel in Nieder- und Oberdeutschland, in den Ländern der Ostsee, in Polen, Böhmen, Ungarn, Schlesien und Oesterreich allein in die Hand zu nehmen und Leipzig zum Mittelpuncte dieses großartigen Unternehmens zu machen. Die Anregung zu diesem wcitausgreifenden Unternehmen ging von dem Kaufmann Konrad Roth in Augsburg aus, der an dem Handel zwischen Lissabon und Indien lebhaft be- theiligt war, und der zu wiederholten Malen für die kurfürstliche Hofhaltung in Dresden Gewürze und Südfrüchte geliefert hatte. Dieser legte zuerst dem kurfürstlichen Kammermeister Hans Harrer den Plan vor, es war dies zu Anfang des Jahres 1579. Der Factor Roth's trug dem Kammermeister vor, daß König Sebastian von Portugal seinem Herrn, dem Kaufmann Roth in Augsburg, den Handel mit indischem Pfeffer allein übertragen habe. Um diesen Handel allein ausfiihren zu können, sei so viel Geld nöthig, um in Indien bis 30 000 Quinta! Pfeffer — ein Quinta! gleich 110 Pfund — aufkaufen zu können. Den ge stimmten Pfefferhandel habe Roth in 30 Theile zerlegt, 12ft^ Theile wolle er für sich behalten, 10 Theile wolle er den Portu giesen und 7'/2 Theile den Italienern überlasten. Die Portu giesen sollten den Pfefferhandel im Westen, die Italiener im Süden, er selbst aber wolle ihn im nördlichen und östlichen Theile von Europa betreiben. Den Mittelpunct dieses Handels für das nördliche und östliche Europa solle Torgau bilden, weil es auf der Elbe von Hamburg aus bequem zu erreichen sei. Dieser Handel würde Torgau sicherlich zum Aufblühen bringen. Auf Einladung des Kammermeisters Hans Harrer kam Roth Ende Februar 1579 nach Dresden, um über die Pfeffer- contracte mit dem Kammermeister, Hans von Bernstein, Geh. Kammerrath, und Hans Jenitzsch, Kammersekretär, zu verhandeln. Man stimmte dem zu, daß Roth allen Pfeffer im Gebiete des Königs von Portugal aufkaufe und unter die drei Gesellschaften Vertheile. Seinen Antheil, der jährlich 8000 Quintel betrug, überließ er der „thüringschen Gesellschaft des Pfcfferhandels zu Leipzig". Er mußte ihn trocken und unausgelcsen auf seine Gefahr in der Gesellschaft Haus zu Leipzig bringen, die eine Hälfte des Pfeffers gehört der Gesellschaft, die andere verbleibt Roth und Söhnen. Für jedes gelieferte Quinta! zahlt die Gesellschaft 50 Gulden. Sollte der Pfeffer in Leipzig gut abgehen, so verpflichtet sich Roth, noch mehr von seinem Antheile nach Leipzig zu liefern, im anderen Falle aber es nicht mit Pfeffer zu überladen. Bis zur nächsten Ostermesse sollte Roth 1400 Centncr Pfeffer nach Leipzig bringen, er verpflichtet sich auch, wenn ein größerer Bedarf sich einstellen sollte, den Pfeffer stets zu dem Preise zu liefern, wie er denselben vom Könige von Portugal erhielt. Zur Bequemlichkeit der frem den Kaufleute wurde in Leipzig ein Wechselplatz eingerichtet, wo zu die thüringsche Gesellschaft 50 000 Thaler niederlegte. Bevor Kurfürst August den Vertrag mit Noth genehmigte, trat er durch seinen Kammermeister Harrer mit dem Rathe der Stadt Leipzig in Verhandlung und legte ihm nahe, welche Vortheile es für Leipzig bringen müsse, wenn nicht Torgau, sondern Leipzig zum Mittelpuncte des Pfcfferhandels gemacht werde. Zur Unterbringung der Vorräthe, zum Betriebe des Handels brauche er eine große Behausung mit wenigstens einer Schreibstube und Kammer, drei große Gewölbe, einen großen Boden zum Aufhängen der Säcke und einen bedeckten Raum zur Zusammenkunft der Kaufleute und Händler. Am geeignetsten erschienen ihm die Räume des Gewandhauses, man möge die Räume von Konrad Roth besichtigen lassen und mit ihm des Miethspreises wegen verhandeln. Der Rath hatte ge wichtige Bedenken gegen das gesammte Unternehmen und war der Meinung, man möge es zuvörderst mit einer kleinen Specerei versuchen, da erst nach und nach die Händler und Kauf leute an einen solchen Handel gewöhnt und nach Leipzig gezogen werden müßten. Auch die thüringsche Gesellschaft reichte beim Kurfürsten ein Bedenken ein, in dem sie bat, er selbst möge mit seiner Person dem Handel ferne bleiben, da es nicht ausbleiben würde, daß allerlei Verdrießlichkeiten sich einstellen könnten und würde alsdann der Name des Kurfürsten mit hineingezogen, er möge die gesammte Vertretung der Gesellschaft allein über lassen. Nach diesen Verhandlungen ward am 21. März 1579 der Contract mit den Gesellschaftern und Roth vollzogen, von dem zu erwartenden Gewinne sollten Roth und Söhne die eine Hälfte, die andere Hälfte der Kurfürst er halten, dessen drei Vertreter: Harrer, von Bernstein und Jenitzsch wurden wiederum vom Kurfürsten mit einem Viertel seines Ge winnes bedacht. , Da di« Verhandlungen mit dem Rathe zu Lsipzkg noch nicht zum Abschluß gekommen waren, so ließ der Kurfürst Gewölbe in der Pleißenburg zur Aufnahme der unterwegs befindlichen 1400 Centncr Pfeffer Herrichten und die zum Betriebe des Handels nöthigen Gelder auszahlen. Die Pfefferankäufe sollten so lang« fortgesetzt werden, bis man durch die Vereinigung aller Vor räthe die Herrschaft über den Preis gewonnen habe. Um diesen Plan durchführen zu können, ließ der Kurfürst bis zum 20. Sep tember 1579 an Roth oder dessen Bevollmächtigte die Summe von 183 746 Gulden auszahlen. Roth's Absicht ging dahin, auch den Handel mit anderen indischen Ge würzen, wie Zimmt, Nelken, Safran und dergleichen, in die Hand der thüringschen Gesellschaft zu bringen, doch fand er hierin bei den Gesellschaftern keine Unterstützung, destomehr sucht« er den Kurfürsten dafür zu interessiren, indem er ihm nahe legte, daß so ein Austausch einheimischer Produkte, besonders Berg- und Hüttenerzeugnisse, begünstigt werde. Zur Erlangung schnellerer Postverbin dungen mit Italien und den Niederlanden regte Roth beim Kurfürsten den Plan an, eine reitende Post einzurtchten, deren Mittelpunct Leipzig sein solle. Schnell war er mit einem aus führlichen Plane zur Hand, der auch den nördlichen und öst lichen Theil von Europa in sich schloß. Wiederholt suchte der Kuvfürst um Genehmigung dieser reitenden Post beim Kaiser nach, doch wurden immer ausweichende Antworten gegeben. *) Benutzte Literatur: Johannes Falke, die Geschichte des Kurfürsten August von Sachsen in volkswirthschaftlicher Be ziehung. Witterungsverlauf im Monat August 1901. (Mitchrilung des königl. m«t«orolozischen Institutes.) Der letzte der drei meteorologischen Sommermonate, der dies jährige August, war der ungünstigste in Bezug auf warme, heitere und trocken« Witterung. Zwar verlief auch er etwas zu warm, jedoch vorwiegend trüb und feucht. An 5 Tagen lagen die Mittel temperaturen 4 Grad bis 5'/^ Grad (11.) über den vieljährigen, in der Zeit vom 27. bis 30. gingen sie 3 Grad bis 4^ Grad (29.) unter dieselben herab. Das Monatsmittel der 12 Correspondenz- stationen übertraf mit 15,6 Grad 0 den Durchschnitt um 0,5 Grad; im Einzelnen schwankten dieselben von 10,5 Grad (Fichtelberg) bis 18,1 Grad (Leipzig) oder 0,1 Grad unter (Reitzenhain) bis 1,1 Grad über der Normale. Meist am 11., zum Theil schon am 1., stellten sich di« Maxima mit 20,4 Grad (Fichtelberg) bis 31,2 Grad (Zschadraß) ein, denen am 28. und 29., vereinzelt am 18., Temperaturen von 10,2 Grad (Dresden) bis 1,7 Grad (Fichtelberg) als Minima gegenüberstehen; der Monat blieb also von Nachtfrost frei; auch kam es noch nicht zu Reifbildung. Da nur bis zu 5 Tage heiter verliefen, dagegen 6 bis 11 trüb, hatte der Monat im durchschnittlichen Mittel der Bewölkung von 63 Procent einen Ueberschuß von 5 Procent gegen den Normal werth auszuweisen. Die Unterschiede an den 12 Stationen lagen innerhalb der Grenzen 53 Procent (Elster, Altenberg) und 79 Procent (Fichtelberg), d. i. 6 Procrnt zu niedrig, bis 19 Pro cent zu hoch. Obgleich das Landesmittel des Niederschlages mit 77 Milli metern um 5 Millimeter übernormal war, di« Einzelsummen stellenweise auch sogar beträchtlich (Leipziger Gegend) zu klein blieben, brachten doch von den 10 (Leipzig) bis 19 (Reitzenhain) Niederschlagstagen verschiedene, stellenweise ziemlich ergiebig« Regenmengen. So fielen vom 1. zum 2. im Mittel 10,5 Milli meter (Oberlauf der Weißen Elster, Zschopau und Zwickauer Mulde, an der Göltzsch, Flöha, Pockau und Schwarzwasser 20 bis 30, Preßnitz und Pöhlbach, Vereinigte und Rothe Weißeritz sowie Gottleuba 34 bis 43, Röder 62 Millimeter), vom 2. zum 3. durchschnittlich sogar 30 Millimeter (Oberlauf der Zwickauer und Freiberger Mulde, Elbe, W<ißerihg«biet,Pol«nz und Schwarze Elster 50 bis 75 Millimeter), vom 13. zum 14. IOV2 Millimeter (Elbe, Weißeritz, Röder, Pulsnitz, Schwarze Elster, Löbauer Wasser und Neiße 40 bis 58 Millimeter), auch vom 26. zum 27. wurden vielfach über 10 (Zschopau-Unterlauf, Elbe, Kirnitzsch 19) gemessen. Vereinzelt ergaben sich noch 50 bis 55 Millimeter an der Würschnitz und Zwönitz vom 12. zum 13., sowie an der Röder vom 15. zum 16. Unter den 12 Correspondenzstationen hatte Freiberg am 2. mit 49,5 Millimetern den größten Tages werth. An den ersten beiden Tagen des Monats und vom 12. bis 16. traten häufig Gewitter auf, die letzte Hälfte war frei davom Die mittlere Stärke der vorwiegend westlichen — nur am 1. 10., 11., 18. und 19. östlichen — Luftströmungen wurde zu 2,6 Grad der Beaufort'schen Scala — 3,4 Meter Geschwindigkeit in der Sccunde berechnet; am Fichtelberg betrug sie 4,8 Grad gleich 7,6 Meter, am 28. wehten mehrfach stürmisch« LV^-Mndc (8 Grad 15s/> Meter). Der Zeit nach entfielen 16 Proccnt des Monats auf anhaltend sonniges und 38 Procent auf heiteres, trockenes Wetter' 24 Pro cent verliefen trüb, aber trocken, und 22 Procent unter Nieder- schlag. Die mittleren Niederschlagsmengen in den 8 Hauptfluß. geb»t«n nach Millimetern, oder Litern auf den Quadratmeter nebst d«n in Klammern mit (-ft) bez. l—) beigefügten Ueber- schussen. bez. Fehlbeträgen waren: Weiße Elster 57 f 14z Zwickauer Mulde 78 (-ft 2), ZschoMu 97 (-ft 17), Freiberger und Vereinigte Mulde 62 (— 9), Elbzuflüffe 94 (-ft 20) Elb- in Sachsen 64 (— 2), Röder und Pulsnitz 81 (-ft 15') und im Lausitzer Flußgebiet 96 (-ft 27). ° Chemnitz, den 19. September 1901. Vermischtes. ---- Sin klerikales „Witzblatt" in Sicht! Di« ultramontane „Augsburger Postztg." macht folgenden, sehr ernst ge meinten, aber überaus komisch wirkenden Vorschlag: „Auf einen Mangel unserer katholischen Publicistik sei hier aufmerksam gemacht. Unsere Gegner haben den „Kladdera- datsch^, den „Ulk" Simplicissimus", die „Jugend", den „Wahren Jacob , den „Suddeutschen Postillon" u. s. w.; all' diesen Witz- bla t t e r n steht nicht ein einziges Witzblatt katholischer Tendenz gegenüber. Dieser Mangel ist um so fühlbarer als der Einfluß der gegnerischen Witzblätter auf das Denken und Em- Psinden des Volkes vielleicht ein größerer ist, als der der ernsten , - „Ableger" sie sind. Humor, Witz und Satire ist mn Gebiet, das uns Katholiken principiell versagt wäre. Schreiber dieser Zeilen hat gerade unter dem katholischen Klerus, auf dem Lande und in der Stadt, Anlagen zu all' dem gesunden, die ihn bedauern liehen, daß das Alles nur so für den Augenblick und in einem engen Kreise hingeworfen wurde, während es doch werth gewesen Ware, in weitesten Kreisen bekannt zu werden. uns/r?8^? Witzblatt würde in der Originalität es fNerus allein eine unversiegbare Quelle zur Verfügung haben, abgesehen davon, daß auch unter denkatk 0 - r. re n ha b.e n kann. An Künstlern für ent- sp echende Illustrationen wurde es wahrlich auch nicht fehlen Das Blatt brauchte nicht ausschließlich tendenziös zu sein wir L °b» --.di-"" E» »ich, tiefes r 'N letzten Jahren auf «ün sehr Ä herabgesunkenen „Fliegenden Blätter". Wer waat verlie«n^ solchem Unternehmen aus di« Dauer nichts?» L - L' s° nwg doch für den Anfang gewagt erscheinen Mehrere?'« - Ä ' ^^^^^^^rnehmen es s's,,,, .-.EU ab und zu einmal Einer einen gut«n Gedanken d-n LLLL 2' L. l'? Vi - u? »nd Vom Zoologischen Garten. Ein unliebenswürdig.r, verdrießlicher und reizbarer vier- beiniaer Gast ein prachtvoller schwarzer Sunds- pai?ther, hat seit einigen Tagen em Quartier 'm Raub- tdierhause unseres Zoologischen Gartens bezogen. Nicht das Heimweh ist es allein, das daü jüngst erst Import,rte Raub hier U. schlechter Laune erhält, vielmehr sein angeborenes bösartiges Naturell dem jede sanfte Regung, wenn man überhaupt von einer solchen bei einer Bestie reden kann, zu mangeln scheint. In Rücksicht auf diesen Umstand durfte auch das Einsetzen von eiftrnen „Doppelfenstern" an dem Gelaß des Wuthenchs als durchaus gerechtfertigt gelten; wenn etwas an der Bestie noch aussöhnen konnte, so war es die Schönheit ihres wmidervollen tiefschwarzen Sammetfells, das, von prachtvollem Glanz, ein wahres Galakleid für die geschmeidige, zähnefletschende und augenrollende Großkatze bildet. An Schwere des Knochenbaues stehen die Leoparden merklich hinter dem Jaguar, an Größe und Stärke weit hinter Löwen und Tiger zuruck, nicht aber an Muth und Gefährlichkeit. Im Gegentheil, als wirklich „greuliche Katzen", von denen der Mensch bei jeder Begegnung sich auf das Schlimmste gefaßt machen muß, bleiben nach den neuesten und zuverlässigsten Ge währsmännern gerade diese Kleinsten der Großen ubria. Und dieselbe Meinung kann man sich jeden Tag im Zoologischen Garten bilden. Wenn solch ein kohlschwarzer Satan, trotz täg lichen guten Zuredens, stets erst wüthend aus der hintersten Ecke seines Käfigs herausfaucht und im nächsten Moment, blitz schnell vorspringend, mit beiden Vorderpranken wild durch das Gitter fuchtelt, um einen zwischen die weit vorgestreckten Krallen zu fassen, da glaubt man es gern, daß er gefährlicher ist als der Tiger, und, ans Menschenfressen gewöhnt, zu einer furchtbareren Geißel wird als dieser. Jene ursprüngliche Scheu vor dem Menschen, welche die anderen großen Katzen besitzen, und die sie unter gewöhnlichen Umständen stets vom Angriff zurück hält, ist dem indischen Panther durchaus nicht eigen; er macht gar keinen Unterschied zwischen einem Menschen und anderer Beute. Schließlich offenbart sich der abweichende gefährliche Charakter natürlich auch bei der Jagd; und die beiden hervor ragendsten Körper- und Geisteseigcnschaften, die den Panther auszeichnen, tollkühne Entschlossenheit und blitzschnelle Ge wandtheit, ergänzen sich dabei gar oft zu ganz erschreckender und verderblicher Wirkung. Die Pantherjagd wird daher auch in Indien im Allgemeinen viel ernster genommen als die Tiger jagd, und der Jäger macht sich stets darauf gefaßt, von dem aufgespürten Räuber plötzlich angegriffen zu werden, ehe er nur einen Schuß abgegeben hat. Durchbricht doch die verwegene Bestie mitunter selbst eine geschlossene Masse von Lanzen trägern, die der Tiger in Freiheit niemals angreift, indem sie, plötzlich aus ihrem Versteck brechend, mit wüthenden Bissen und Tatzenschlägen einige Leute über den Haufen wirft und im Nu wieder verschwunden ist, ehe man ihr mit den Augen folgen kann. Da möchte man wahrlich das Urtheil des alten Natur geschichtsschreibers Gesner Wort für Wort unterschreiben: „Ein grausam, grimm, fleißig, geschwind Thier, begierlich zu metzgen und Blut vergießen!" Unweit des Raubthierhauses hat man die beiden Reise begleiter des schwarzen Panthers untergebracht, zwei mächtige Pythons von stattlicher Länge. Vorläufig noch träge zu- sammengeknäuelt, auf Wärmflaschen und Pferdedecken gebettet, passen diese Riesenschlangen noch wenig zu dem Bilde, das wir nach den Schilderungen der Reisenden von ihnen zu entwerfen gewohnt sind; noch vermissen wir an diesen langen Repräsen tanten der von der Mythe so fürchterlich gezeichneten Ungethüme die nervigen Bewegungen, die schönen Windungen, alle die prächtigen Körperstellungen, wie sie uns Bilder darstellen, unsere Phantasie uns ausmalt, doch zeigen sich schon bei ihnen Spuren von temperamentvollen Regungen, die ihren Antrieb unstreitig von zwei als Opfer bestimmten, unruhig in der Schlangen behausung auf- und abschlüpfenden Kaninchen empfangen, nach denen ab und zu die riesigen Reptilien züngeln. —Ur. Namens LewisWay. Er stellte der genannten Gesellschaft 200 000 zur Verfügung, um die Missionsthätigkeit zu fördern, und wirkte auch persönlich durch die Macht der Rede dafür, gewann auch den König von Preußen und den Kaiser Alexander für seine Pläne, die er auf dem Fürstencongreß von 1818 darlegen durfte. Von London aus verbreitete sich die Mission über Deutschland. In Dresden wirkte biS 1848 Goldberg, in Leipzig Smith. Darauf entstand durch Verschmelzung zweier Gesellschaften der Sächsische Missions verein. Professor Delitzsch in Leipzig vollbrachte das Werk, das neue Testament ins Hebräische zu übersetzen, welches be sonders in Osteuropa verbreitet ist. Die sächsische Mission unterstützte später den Missionar Pöschcl, der m Sud deutschland wirkte. Nach und nach wurden die hier und dort bestehenden Missionsvereine verschmolzen, bis 1870 der Leip ziger Centralverein für Mission unter Israel entstand. Missionar Eisenberg wirkte in Hessen und Bayern wahrend der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts. — Ein anderer Mann, Namens Faber, trat während der letzten 15 Jahre in Leipzig mit den zur Messe gekommenen Juden in Verbindung, um von da aus Fäden im Osten, in Galizien, anzuspinnen. Die Er folge oller dieser Bemühungen sind mäßig, wenn nicht gering fügig zu nennen. Der Jude trennt sich nicht leicht von seinen Glaubensgenossen, und namentlich seit der von Herzl in Wien ins Leben gerufenen zionistischen Bewegung hofft er mehr als je auf den Messias, auf die Wiedergewinnung Jerusalems. Gleichwohl soll das Missionswerk weiter qefördert werden, um dem Auftrag Jesu Christi, der auch den Juden das Heil nicht vorenthalten wollte, gerecht zu werden. Reicher Beifall lohnte den interessanten Vortrag. In seinem Nachwort erwähnt der Vorsitzende, daß im abgelaufenen Jahr hundert immerhin 200 000 Juden für den christlichen Glauben gewonnen wurden. Von den sich anschließenden Mittheilungen aus dem Gemeindeleben seien folgende erwähnt: Der Ein weihungstag des Heimes, der 18. September, soll Sonntag, den 22. September, durch ein geselliges Beisammensein gefeiert werden. Dem Vorstande lagen in seiner letzten Sitzung zehn Unterstützungsfälle vor; in 7 Fällen wurde eine Unterstützung bewilligt. In den Kirchenvorstand ist Herr Director Reimer eingetreten. Zur Vorbereitung der bevorstehenden Kirchenvor standswahl wird ein Wahlcomitö durch die Hausväterverbände gebildet werden. Der Umbau der Nicolaikirche schreitet rüstig vorwärts. Der Reingewinn der letzten Verloosung ist ein sehr erfreulicher. Gegen U11 Uhr wurde die Versammlung ge schlossen und dabei dem ausscheidenden Mitgliede, Herrn Thier arzt Wohlthat, ein Abschiedswort gewidmet. Hausvaterverband im 3. Bezirk der Nicolaigemeinde. In der am 18. September abgehaltenen MonatSversamm- lung, der ersten nach der Urlaubs- und Reisezeit, sprach der Sekretär des Centralvereins für Mission unter Israel, Herr Pastor Anacker, über Anfänge und Entwickelung der evangelischen Judenmission. Er führte Folgendes aus. Schon Luther hat in Predigten und Schriften darauf hin. zuwirlen gesucht, die Juden für das Christenthum zu gewinnen, obwohl er späterhin in ziemlich feindlichen Gegensatz zum Judenthum trat. Der Herr Vortragende legte dabei nachdrück lichen Widerspruch ein gegen die mißbräuchliche Ausnutzung von Luther'schen Aussprüchen über die Juden von Seiten übereifriger Antisemiten. In den beiden ersten Jahrhunderten nach der Reformation war von einer Missionsthätigkeit in Folge der inneren Angelegenheiten der evangelischen Kirche, welche der Ordnung bedurfte, keine Rede. Einzelne Disputationen zwischen evangelischen und jüdischen Gelehrten können nicht als Missions- thätigkeit aufgefaßt werden. Erst im 17. Jahrhundert dringt der Gedanke stärker durch: Esdras Ezardus in Ham burg beginnt, massenhaft evangelische Schriften unter den Juden zu verbreiten. Mehr noch wirkt Spener, der em- pfiehlt, durch Gebet, Schriftenverbreitung und Predigten zu wirken, wobei er der Anschauung huldigt, daß die Juden eventuell obrigkeitlich zum Besuch der Predigt veranlaßt werden müßten. Was das Gebet betrifft, so empfindet es der Vor tragende als Mangel, daß selbst heute noch der Judenbekehrung nicht im Kirchengebet gedacht werde. Im 18. Jahrhundert be mächtigt sich August Hermann Franke des Gedankens, und wenn er auch selbst noch keine eigentliche Mission gründete, so wurde doch Kallenberg in Halle durch ihn dazu an geregt. Mit Hilfe eines jungen bekehrten Juden, NamenS Frommann, verbreitete er unter den Juden ein hebräisch geschriebenes, selbst gedrucktes Bekehrungswerkchen unter dem Titel: Licht am Abend. Beide Männer entsandten nun Boten, darunter Stephanus Schultz, der später an Stelle de» altersmüden Kallenberg das Hallenser Missionswerk übernahm. Späterhin hörte unter dem Einfluß der Aufklärungszeit der Missionseifer auf, bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts wieder frisches Leben auf diesem Gebiete erblühte. Josef Jmanuel Frey, ein christenfeindlich erzogener Jude aus Bayern, trat zum evangelischen Glauben über wurde in Berlin unter Jänicke zunächst für die Heidenmission ausgebildet, wandte sich dann aber der Judenmiffion zu, um nach sorgfältiger Aus- bildung im Jahre 1805 öffentlich zu wirken. Er kann alS Gründer der noch heute in London wirkenden Gesellschaft zur Ausbreitung des Christenthums unter den Juden gelten. Da« neben erstand unter den Engländern rin bedeutender Mann, Ä. St. SkkMiev s, SS, "
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview