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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.11.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-11-30
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19001130027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900113002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900113002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-11
- Tag1900-11-30
- Monat1900-11
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«I L So. schcn chen p-ls, mm"s ösche, f. i Revier- n. Herrn i Bautzen o Schede- > Siegelt . Polliner ml Arthur Johann Mölbis, tenmaurer tte verw. g- Frau in Ober- Hideghst, Italaanau. in Ehren- uickmann, e Caroline Herr Karl rr Heinrich hau. 88MW es Gustav LcilUe zm LchM Tageblatt mit Anzeiger Ar. Alt, Freitag. H. Nanenibcr lSW. flbenit'Ansgabe.) Königreich Lachse«. tt Leipzig, 30. November. Der Erbgroßherzog von SaLsen-Weimar passirte gestern Abend auf der Reise nach Dresden, von Weimar kommend, unsere Stadt. * Letp-tg, 30. November. Die militärische Platz musik wird in der Zeit vom 2. bi« mit 8. December wie folgt auSgeführt: Sonntag, den 2 December, vom Musik corps des lO. Infanterie-Regiments Nr. 134 vor der Wob? »ung de« commandirenden General-, Beginn l l Uhr 30 Mm. DieoStaa, den 4. December, vom TiompetercorpS de» 2- Ulanen-Regiments Nr. 18 vor der Wohnung deS Garnison- Aeltesteo, Schuistraße Nr. 12, Beginn 12 Ubr Mittag». Donnerstag, den 6. December, vom TrompetercorpS de- 7, Feld'ArtiUerie-Reaiment« Nr. 77 auf dem AugustuSplatz, Beginn 11 Uhr 30 Mm. Bormittag-. —m. Leipzig, 30. November. Alljährlich pflegen, traditio neller Einrichtung entsprechend, die Mitglieder der ameri kanischen Colonie ihren „T h a n k S g i v i n g Dah in hergebrachter Weise durch eine siobbeledle gesellige Zu sammenkunft in unseren Mauern zu begehen. Sie feiern, fern vom heimathlichen Boden, ihren Nationaldanktag, den einst Abraham Lincoln zu Ende deS Bürgerkrieges au» einem ehe maligenrein religiösen undicht familiären Feste zu einem wahrhaft allgemein nationalen erhoben hatte. So kamen denn auch gestern Abend die in Leipzig lebenden Angehörigen der Union in statt licher Anzahl im Festsaale des Kaufmännischen Ver- einihauses zum üblichen „T h a n k s g i v i n g Supper" zusammen. Es war für dasselbe wiederum, wie schon in den vorhergegangenen Jahren, die ansprechende zwanglose Form einer ganz dem Belieben des Einzelnen überlassenen Gruppirung der Betheiligten eingeführt worden, eine Einrichtung, welche sich al« höchst zweckmäßig und einflußreich auf die Be lebung deS Abends erwies. Dankbar mußte man vor Allem Reverend Mr. Maxwell und dessen Gattin Mrs. Maxwell für das reizende Arrangement sein, das diese mit allem Recht als „Vater und Mutter der Colonie" bezeich neten Festordner mit so außerordentlichem Geschick und mit so anheimelndem Geschmack geschaffen hatten. In der Mitte des Saales strahlten schimmernde Weihnachtsbäume, und darüber schwebte, in nicht mißzudeutender Anspielung auf die chinesische Frage, ein mächtiger chinesischer Schirm, von den Flaggen aller Länder umgeben, während vom Orchester die „stars ancl stripsa" der Union grüßten. Hier unter den Weihnachtstannen, wo reizende Ladies allerlei heimische Gerichte boten, wie an den langen Buffets an den Saalwänden ging es lebhaft her; Alt und Jung drängten sich zu den am „Thanksgiving Day" ge gebenen materiellen Genüssen, die selbstverständlich ein ganz amerikanisches Gepräge trugen. Das Hauptgericht bildete der traditionelle Putenbraten (Turksv auck ci außer, y-sauoel verschiedene beliebte Pies, wie Mince-Apple, Pumkin-Pies, kamen auf die Tafel, ebenso der berühmte Chicken Salad und die Boston Baked Beans, weiter wurden Colo-Puddings und CakeS gereicht, abgesehen von verschiedenen Süßigkeiten. Dazu trank man Kaffee, Thee und Limonade. Plaudernd und scherzend bewegten sich die Erschienenen, unter denen wir auch die Herren Viceconsul Friedrich Nachod, vr. Ioung, Or. Wilson bemerkten, in den Festräumen, bis sie Rev. Max well um sich versammelte, um ihnen die Proclamation des Präsidenten fcierlichst bekannt zu geben. Die folgenden Stunden gehörten dann vorzugsweise der jungen amerikanischen Welt, die ausgiebig dem „Dancing" huldigte. */» Leipzig, 30. November. (Arbeiterbewegung.) In einer am Donnerstag im „Pilsener Hof" abgehaltenen, von etwa 200 Personen besuchten Versammlung der Barbier-, Friseur- und Perrückenmachergehilfen hielt Herr Etzkorn aus Hamburg einen Vortrag über die Nothwendig- keit der Erhöhung des Lohnes und der Verbesserung der Arbeits verhältnisse. Redner betonte die Nothwendigkeit der Organi sation, die in Leipzig unter den Barbiergehilfen noch recht schwach sein soll. Er empfahl die Abschaffung des für Leipzig bestehen den Staffeltarifes und Einführung eines den Verhältnissen ent sprechenden Mindestlohnes, Regelung des Kost- und Logis- wesenS, Abschaffung des Contractbuches, wonach den Gehilfen die Annahme, bezw. das Behalten des Trinkgeldes bei sofortiger Entlassung untersagt werden kann, Ueberweisung des Arbeits nachweises an die Gehilfen und Einführung eines 8-Uhr- Ladenschlusses, sowie einer Mittagspause. — In der Discussion wurden in Bezug auf die ArbeitSvevhältnisse verschiedene Klagen vorgebracht, die völlige Sonntagsruhe an den zweiten Feiertagen der hohen Feste und die Einführung eines Mindestlohnes von 18 ohne Kost und von 12 bei halber Kost gefordert. ES gelangte eine im Sinne der Ausführungen deS Referenten gehaltene Resolution zur Annahme, wonach dar AgitationS- comitS mit der Aufstellung von Forderungen beauftragt wurde, die den Principalen im nächsten Frühjahre unterbreitet werden sollen. * Leipzig-Lindenau, 30. November. Der Vorstand deS Bezirksvereins Leipzig-West versendet hier zur Zeit folgendes Schreiben: Sehr geebrter Herr! Nachdem in neuerer Zeit im Bezirksverein Leipzig-West die Frage der Aufhebung des Lindenauer Kram- und Lieb markte« angeregt worden ist, erlauben wir un», mit der Bitle an Sie beranzutreten, uns mit Hilfe der beiliegenden Karte (1. Halten Sie das Fortbestehen der Lindenauer Früh- jabrS- und Herbstmärkte von wirtbschastlicbem Wertbe für unseren OrtStheil? 2. Halten Sie das Aufbören der Märkte für wünsckenSwertb?) Ihre Ansicht über die Frage mitzu- theilen. Es handelt sich vor Allem darum, zu erörtern, ob der Markt in wirtbschafllicher Beziehung den Händlern und Gewerbtreibenden unsere« StadttbeileS einen solchen Nutzen bringt, daß dadurch die schweren Nachtbeile deS Markte-, die Zufubr billiger und minderwertbiger Maaren, der Zuzug jüdischer Kleinhändler, die Förderung de« GeldvrrtbuenS in den Schankwirtbschaften, die Störungen deS Verkehrs, das Auftreten liederlicher, unsittlicher Elemente — der Hefe der Leipziger Bevölkerung —, die Verführung der Jugend zum Naschen und GeldanSgeben, die Belästigung der Bewohner deS Markte- und seiner Umgebung rc. auf- gewogen werden. Durch Verlegung der Leipziger Michaelis messe fängt außerdem, wenn in Leipzig der Trödel der wilden Messe vorüber ist, dessen Nachspiel sofort wieder in Lindenau an und wird sogar noch an den dem Markte folgenden Sonntagen fortgesetzt. Im Wesentlichen dürfte der Markt nur «in Geschäft für die Wirtbe sein. Wir dürfen wohl hoffen, daß Sie unsere Bitte, un- Ihr Urtbeil mitzutheilen, erfüllen. Der Vorstand de« BezirtSvereinS Leipzig-West. Im Auftrage: Or. F. Goetz. * Leipzig, 30. November. Auf dem Rangierbabnbofe EngelSborf fuhr gestern Abend 10 Uhr der von Dr««den-Fr. kommende Durchgangsgüterzug Nr. 1578, dem irrthümlich die Einfahrt freigegebeu war, eine in seinem EinfahrtSgleise stehende Wagengruppe an, wodurch die letzten 8 Wagen dieser Gruppe entgleisten und beide Hauptgleise der Leipzig. DreSvner Linie vorübergehend gesperrt wurden. Infolge be herrschenden dichten Nebels batte der Locomotivfübrer das Hinderniß erst bemerkt, al« eS ihm nicht mehr möglich war, den Zug zum Halten zu bringen. Der Materialschaden ist ziemlich erheblich. Verletzt ist aber Niemand. I Leipzig, 30. November. Heute Vormittag wurde in einer Fabrik in der Wcststraße ein daselbst beschäftigter 26jäbriger Drechsler von dem infolge Zerreißen« eines Delle« herabstürzenden Fahrstuhle erschlagen. H Leipzig, 30. November. Vermißt wird seit dem 8. d. M. dl» Aufwärterin Clara Ida Schneider, geboren am 12. Juli 1881 in Teuchern, zuletzt Gerberstraße Nr. 44 wohnhaft. Die Vermißte, dir sich mit Selbstmord gedanken trug, ist von untersetzter Gestalt, hat dunkelblondes Haar, längliche« Gesicht, braune Augen. Bei ihrem Weg gänge war sie u. A. mit hellgrauem Kleid mit weißem Koller, gelben Knöpfschuhen, dunkelblauem Sammethute und grauem Winterjacket bekleidet. —* Unter Anwendung eine- Nachschlüssels entwendete ein schon mehrfach vorbestrafter Arbeiter auS Holzbausen einen Anzug. Als er ihn veräußern wollte, wurde er ab gefaßt und zur Haft gebracht. Außerdem bat er noch kürz, lich aus dem Hofraum eines Grundstücks in der Sellerbäuler Straße in Anger-Crottendorf eine Partie Wäsche, die z.um Trocknen aufgebängt war, gestohlen. — Zum Nachtbcile zweier bei seiner Mutter wobnhasten Schlafderren ent wendete ein schon vorbestrafter 23 Jahre aller Arbeiter von hier Kleidungsstücke im Wertbe von circa 200 .F, die er zum größten Tbeil verkaufte oder verpfändete. Der Dieb wurde von der Criminalpolizei verhaftet. — Wegen Fle, schdiebstah 1S auf dem städtischen Scklachtkofe wurde ein Ibjähriger Fleischerlebrling fcstgenommen. Der Bursche bat trotz seiner Jugend schon wiederholt Bekanntschaft mit der Polizei ge macht. — Gestohlen wurde ein schwarzer Frauenrock im Wertbe von 75 am Mittwoch Vormittag aus dem un verschlossenen Vorsaale einer Wohnung in der Auenstraße. — Unter erschwerenden Umstände» sind in der Nacht zum 28. d. M. von einem umplankten Lagerplatze an der Elisen- straße vier Hähne und zwei Hühner, italienische Rasse mit verschiedenem Gefieder, gestohlen worden. — Am Nach mittag des 28. November entriß ein unbekannter circa 18 Jahre alter Bursche in der UniversitäiSstraße einem jungen Manne ein Packet, das dieser unter dem Arme trug. Leider entkam der Dieb, in dessen Begleitung sich noch ein gleich alteriger Bursche befand, durch die Flucht. Das Packer ent- hielr Nachrrischdeckcn und einen Kopfshawl. —* Von einem Herrn wurden anr Georgiringe gestern zwei Knaben beobachtet, die sich in verdächtiger Weise mit einem Fahrrad zu schaffen machten. Einer der Knaben wurde einem Schutzmann übergeben, während der Andere die Flucht ergriff, an demselben Tage aber wieder ergriffen wurde. Das Rad war in der Neicksltraße entwendet worden. Die Bürschchen, die noch nickt slrafmündig sind, hatten die Absickt, raS auf dem Rav befindliche Bebältniß zu erbrechen und sich den Inhalt anzueignen. AuS einem Bäckerladen in der Bergstraße in Reudnitz batten die Beiden am 27. dss. Mts., wie bei den Erörterungen an den Tag kam, eine Cassette mit 35—40 Inhalt gestohlen und das Geld zum größten Tbeile verthan. Da« eine der Bürschchen beschäftigt fick mit Vorliebe damit, obne Aufsicht stehende Handwagen und Geschirre von ihrem Standorte weit weg- zufahren. . .. . — Lausigk, 28. November. Bei der heutigen S t a d t v«r - ordneten-Ergänzungswahl wurden von 337 stimm berechtigten Bürgern nur 145 Stimmen auf 44 Personen abge geben. Gewählt bez. wiedergcwählt wurden die Herren Seirig, Haubenreißer und Engelmann als Ansässige und Töler und Heinig als Unansässige. Von den unangesesscnen Bürgern machten 50 Procent und von den Ansässigen nur 39 Procent von ihrem Wahlrechte Gebrauch. — Töbeln, 29. November. Am 27. November starb hier Herr Professor Franz Brenthel, der am königlichen Real gymnasium mit höherer Landwirthschaftsschule daselbst seit Be stehen der Anstalt thätig war. Leisnig, 29. November. Bei der heutigen Stadt verordnetenwahl wurden gewählt: Ansässige: Gärtner Anton Müller, Schlossermeister Otto Aßmann, Baumeister Georg Schurich, Materialwaarenhändler Herm. Fischer; Un ansässige: Amtsgerichtsrath Paul Keller, Tuchfabrikant Max Viehweger und Ür. msck. Stiebitz als Ersatzmann. Von 793 übten 432 — 541H ihr Stimmrecht aus. Mit Herrn Fischer ist der zweite Socialdemokrat ins Stadtverordnetencollegium eingezogen; vielleicht werden die Ordnungspartrien in Zukunft doch noch zu der Einsicht kommen, daß sie mehr Zusammenhalten müssen. t. Erimmttschau, 29. November. In seiner gestrigen Sitzung begann unser Stadtverordneten-Colle- gium die Berathung des H a u s h a l t p l a n e s für 1901. Nach dem vom Finanzausschüsse aufgestellten Voranschläge be tragen die bei den einzelnen Capiteln erforderlichen Zuschüsse 485 625,32 dagegen die Ueberschiisse 125 004,84 c/k, so daß 360 620,48 zur Deckung des Fehlbedarfs durch Stadtanlagen aufzubringen sein würden. Hierbei ist aber der voraussichtlich am Ende deS Jahres verbleibende Ueberschuß der Stadtcasse noch unberücksichtigt geblieben. — Aus noch unermittelter Ursache war heute Morgen gegen 5 Uhr in dem Wirthschaftsgebäude des Oekonomen Gabler am Gablenzer Berg ein Brand entstanden, in Folge dessen Stall und Scheune vollständig niederbrannten. Da» Vieh wurde gerettet. Die Feuerwehr schützte da« Wohn gebäude. * Zwickau, 29. November. Ein gräßliches Unglück hat sich im König Albert-Werk (Eisenhüttenwerk) heute früh ereignet. Der Arbeiter Zohrer ist daselbst in die Schlackenmühle gestürzt und in viele Theil« zerrissen worden. Die einzelnen Stücke des Körpers mußten erst gesammelt werden. Natürlich ist der Tod sofort eingetreten. * Glauchau, 29. November. Bei der heutigen Stadt verordnetenwahl wurden von 2354 stimmberechtigten Bürgern 1171 Stimmen abgegeben. Von den zu wählenden 9 Stadtverordneten brachte der Wehrdigter Bezirksverein 8, der Verein der Liberalen und Conservativen 7 und der Hausbesitzer verein 6 Candidaten durch. Gewählt wurden: Kaufmann Geitner, AmtSgerichtSrath Berndt, Fabrikant Günther, Zahn künstler Eichhorn, Weberobermeistrr Pflug, Fleischormeister Wilhelm, Apotheker Brox, Webermeister Greim und Kaufmann Macht. * Glauchau, 30. November. Die Betheiligung an den gestern hier vorgenommenen Stadtverordneten - Er gänzungswahlen ist nicht so stark gewesen, wie man dies nach den vorhcrgegangenen Wahlversammlungen und dem ge radezu sinnoerwirrenven Inhalt der in den hiesigen Tages zeitungen veröffentlichten Aufrufe und Wählerlisten hätte er warten sollen. Don den in der Liste deS liberalen, sowie deS con servativen Vereins aufgestellten neun Candidaten wurden sieben gewählt, während für die beiden anderen Mandate je «in Can- didat des deutsch-socialen Riformvereins, sowie des Hausbesitzer vereins die meisten Stimmen bekam. Ein klägliche« Fiasko er litten bei der Wahl die Socialdemokraten. Während die Stim men der Candidaten der Ordnungspartei zwischen rund 450 bis 1000 variirten, konnten die voraeschlagenen socialdemokratischen Candidaten «S kaum auf 200 bringen. * Glauchau, 30. November. Heute Vormittag verließ Frau Gräfin Frieda von Schönburg-Glauchau, die Wittwe deS vor einigen Wochen verstorbenen Grafen Clemens von Schönburg-Glauchau, das hiesige Schloß, welches in Folge Absterbens der protestantischen Linie des HauseS in den Besitz des in letzter Zeit so häufig genannten katholischen Grafen Joachim von Schönburg-Forderglauchau übergegangen ist. Gräfin Frieda hat während der vierzehn Jahre, die sic in glück, lichster Ehe an der Seite ihres verstorbenen Gemahls verlebte, und nicht minder seit ihrer Wittwenschaft, es verstanden, sich die Sympathie aller Kreise zu erwerben. Insbesondere verdanken ihr die Armen Hierselbst Diel. Das Scheiden der so schwer ge prüften und nun hier heimathloS geworvenen hohen Frau er weckt deshalb allgemeine Anteilnahme. — Auerbach, 29. November. Dem hiesigen Freisinnsblatte zufolge haben beide städtische Collegien bei der königlichen Kreis hauptmannschaft in Zwickau die A m t s s u s p e n d i r u n g des Herrn Bürgermeisters Kretzschmar und dessen gerichtliche Ver folgung wegen angeblicher Amtsvergehen beantragt. — In dem- selben Blatte befindet sich folgender Bericht über eineG,erichts- v e r h a n d l u n g vor dem königlichen Schöffengericht Auerbach: Der Beleidigung des Stadtraths und besonders des Rathsmit gliedes Herrn Kaufmann Meinlschmidt angeklagt war Herr Baumeister Emil Herm. Winkelmann aus Auerbach. Derselbe war am 17. Juli in der Tonhalle zu Mühlgrün anwesend. Als gelegentlich die Sprache auf das Bauwesen kam, äußerte er sich über die Mitglieder des Stadtrathes zu Auerbach in Bezeich nungen, welche beleidigend warem Es war ihm nämlich ein ein gereichter Bauplan nicht nach seiner Zeichnung genehmigt worden und ex deshalb in ärgerlicher Stimmung. Ein „guter Freund" des Angeklagten brachte dessen Aeußerungen anonym zur Kennt- niß des Stadtraths, welcher durch seinen Vorsitzenden, Herrn Bürgermeister Kretzschmar, Strafantrag stellen ließ. Der Ver- theidiger des Beklagten, Herr Rechtsanwalt vr. Möller aus Plauen, führte zur Entschuldigung seines Klienten aus, daß, wenn nichts Schlimmeres über den Stadtrath von Auerbach geäußert würde, man die Winkelmann'schen Aeußerungen un beachtet lassen könnte, denn „wenn man alle derartigen Kritiken unter Anklage stellen wollte, hätte der Gerichtssaal keinen Raum für die Angeklagten, da die Zustände in Auerbach sogar über Sachsens Grenzen hinaus abfällig besprochen würden." Unter Zubilligung mildernder Umstände erkannte der Gerichtshof auf eine Geldstrafe von 75 mit Zugabe der Gerichtskosten und achttägigen Aushang des Urtheils in der Tonhalle zu Mühlgrün. — Netzschkau, 28. November. Der Montag Abend 5 Uhr 46 Minuten von Reichenbach abgezangene Personenzuz 2084 mußte kurz vor Netzschkau auf offener Strecke halten, und zwar in Folge Ziehens der No th le ine. In einem Wagen dritter Classe soll sich ein Mann befunden haben, der vie übrigen Passagiere durch Gewaltthätigkeiten bedrohte und in einen der artig aufgeregten Znstano gerathen war, daß die Mitreisenden sich schließlich genöthigt sahen, den Zug zum Halten zu bringen, um den gefährlichen Menschen nur los zu werden. In Netzschkau wurde der unangenehme Passagier, welcher in Begleitung seiner Frau nach Blauen reisen wollte, zur Feststellung des Sachver haltes dem Stationsvorsteher zugeführt. * Zittau, 29. November. Auf dem zum 2. December nach Zittau einberufenen nationalliberalen Parteitage wird nach dem Reichstagsabgeordneten Bassermann, der über die politische Lage spricht, Herr Reichstagsabgeordneter Möller die wirthfchaftspolitischen Fragen unv den Abschluß künftiger Handelsverträge behandeln. Als gewiegter Kenner aller in Betracht kommenden Verhältnisse dürfte kaum ein Zweiter so geeignet sein, dieses aktuelle, wichtige Thema zu be handeln, wie Herr Abg. Möller, der, nebenbei bemerkt, auch dem wirtschaftlichen Ausschüsse zur Vorbcreimng der Handels verträge' angehört. Von angesehenen Mitgliedern der Partei und Abgeordneten haben ihr Erscheinen zugesagt die Herren Reichstagsabgeordneter Or. Esche-Dresden, die Landtagsabge- ordneten Rolffuß-Zittau, Richter-Großschönau, Lolke-Hirschfelde, Paulus-Markneukirchen, Teichmann-Werdau, Heitzig-Zwickau, Bößneck-Glauchau, Gontard-Leipzig. Unter den zur Theilnahm: angesagten Görlitzer Parteifreunden ist an erster Stelle Herr von Schenkendorff zu nennen. Von Seiten des Centralvorstandes der Partei nimmt Herr Generalsekretär Patzig-Berlin an der Tagung Theil, die sich aus allen Theilen des Landes regen Zu spruches erfreuen wird. 8. Pirna, 29. November. Den Gegenstand längerer Dis- cussionen bildete jetzt in unserem Stadtoerordneten- Collegium eine mehrfach bekämpfte Bestimmung der Local schulordnung, laut welcher in den Schulausschuß nur Solche ge wählt werden sollen, deren Kinder die hiesige städtische Volks schule besuchen resp. besucht haben. Zur weiteren Behandlung dieser Angelegenheit soll nun eine Umfrage bei denjenigen säch sischen Städten unternommen werden, in denen neben der städtischen Volksschule noch ein« andere existirt, wie dies hier hin sichtlich der Seminarschule der Fall ist. — Die amerikanische EntwickelungSart, welche unsere Nachbarorte Heidenau, Mügeln u. s. w. aufweisen, hat sich jetzt auch auf die Wahl- thätigkeit übertragen, indem es gestern bei den daselbst ab gehaltenen Stadtverordneten - Wahlen in der Ge meinde Mügeln im vollsten Sinne des Wortes stürmisch zuging. Der geradezu leidenschaftlichen Agitation entsprach dann aber keineswegs die Wahlbetheiligung, indem von 247 Wahlberech tigten der beiden Claffen nur 75 ihr Wahlrecht ausübten. — In Bezug auf Kirchen-Erneuerungen herrscht in unserem weit ausgedehnten Bezirk eine besonders erfreulich« Thätigkeit. So wird am Sonntag auch in der alten Kirchfahrt Ottendorf bei Pirna das schön erneuerte Gotteshaus eingeweiht. o. Dresden, 30. November. Bei der Sitzung der Stadt verordneten am gestrigen Donnerstag kam es zu dem wohl einzig dastehenden Falle, daß 23 Stadtverordnete in öffentlicher Weise gegen Herrn Stadtverordnetenvicevorsteher Baumeister Hartwig eine Erklärung abgaben, iy der sie ihn eine öffentlichen Ehrenamtes der Stadt Dresden nicht mehr für würdig halten und ihn auffordern, hieraus die Folgerungen zu ziehen. Begründet wurde dieses Vorgehen mit Urtheilen des hiesigen Schöffengerichts und des Landgerichts, die gegen den Baumeister Hartwig schwere Vorwürfe bezüglich deS Verkaufs seiner an der Strehlener Straße gelegenen Parzelle 309 X aussprechcn. Insbesondere stellt das Urtheil des Schöffen gerichtes fest: 1) daß Hartwig sein verpfändetes Manneswort nicht eingelöst habe, 2) daß er sich über eine moralische Ver pflichtung, an die er als anständiger Mensch gebunden war, aus pekuniären Rücksichten hinweggesetzt habe, 3) daß vom sittlichen Standpuncte aus sein Verhalten einer unlauteren und unter Umständen strafbaren Schiebung gleichstehe, 4) daß der Privat kläger Bargou sachlich begründete Bedenken gehabt habe, ob Hartwig durch seinen Charakter eine Gewähr dafür gäbe, daß er sich bei seiner Thätigkeit im Stadtverordnetencollegium nicht durch unlautere, egoistische Gründe leiten lasse. Zudem sagt das Landgericht, daß der Privatkläger Bargou mit Recht von Hart wig Thatsachen behauptet habe, die geeignet waren, Hartwig verächtlich zu machen und in der öffentlichen Meinung herabzu würdigen. An die Erklärung schloß sich eine Debatte, in welcher Stadtverordnetenvorsteher Rechtsanwalt vr. Stöckel den recht lichen Sachverhalt auf Grund der revidirten Städteordnung klarlegte und sodann dem Beschuldigten das Wort gab. Derselbe bemerkte, ohne auf den Kern der Sache einzugehen, daß er voll kommen ruhig im Gewissen sei, daß Urtheilen eine Unfehlbarkeit nicht anhafte, und daß er nur die Meinung der Bürger über diesen Fall hören möchte. Schließlich wurde die Erklärung an den Vorstand des Collegiums mit dem Ersuchen abgegeben, ge meinschaftlich mit den berichterstattenden Ausschüssen das Weitere zu bcrathen. Auf die in kommender Woche stattfindenden Stadtverordnetenwahlen wird der ganze Vorfall sicher ebenso stark einwirken, wie auf die persönlichen Beziehungen einzelner Mitglieder des Stadtverordnetencollegiums zu einander. Im weiteren Verlaufe der Sitzung wurden u. A. noch bewilligt 600 278 zur Errichtung einer neuen Bezirksschule, 20 800 Beihilfe für das Jahr 1901 an den hiesigen gemeinnützigen Ver ein zur Unterhaltung seiner 12 Volksbibliotheken, zur Abhaltung öffentlicher Vorträge, zur Gewährung von Freistellen an ärmere Volksschüler im Handfertigkeitsunterrichte, zu öffentlichen Jugendspielcn und zur Unterhaltung einer Koch- und Haus haltungsschule, 6500 c/ik Beihilfe für 1901 an die Kinderheil- stätte Neu- und Antonstadt und 3000 ckl jährlicher Beitrag auf die Jahre 1901 bis 1908 an den Verein für Kinderheilstätten an den deutschen Seeküsten. Tresdcn, 29. November. Zur Frage der Einfüh- rungeiner Maaren Haus st euer hat sich nunmehr auch der Allgemeine Dresdner Handwerkerverein, die größte sich aus Handwerkern zusammensetzende hiesige Ver einigung, gutachtlich an die Dresdner Gewerbekammer hören lassen und u. A. folgende Wünsche geäußert: Der Verein erachtet die vom Stadtsteueramt entworfene Gewerbesteuer- Ordnung in Bezug auf die Großbetriebe und Zweiggeschäfte für angemessen den Dresdener Verhältnissen und für annehmbar, im Hinblick auf die Waarenhäuser aber für durchaus ungenügend und ergänzungsbedürftig. Bezüglich der Waarenhäuser ent schloß man sich, der Eintheilung in 12 Waarengruppen, wie sie von der freien Vereinigung selbstständiger Kaufleute und Industrieller in Leipzig festge legt ist, beizutreten und diese Eintheilung der Kammer vorzu schlagen. Die Ausführung der Besteuerung soll derart erfolgen, daß Diejenigen, die ihr Geschäft in mehr als einer Gruppe be treiben, mit einem Zuschlag zur Umsatzsteuer belegt werden, auch soll die Besteuerung dann schon bei einem Umsätze von 100 000 ckl beginnen. Der Verein verlangt ferner eine schär fere Anwendung des Gesetzes gegen den un lauteren Wettbewerb gegenüber den eigenartigen, augenscheinlich auf einen Eingriff in den Umsatz des Klein gewerbes berechneten Maßnahmen gewisser Geschäfte. — Zu der Ueberreichung deS JnterimSmarsckall- fiabes an den König von Sacksen, den der Kaiser durch seinen Flügeladjutanten Oberst Graf v. Moltke, Commandeur deS Leib-Ki'irassierregimcnt- Großer Kurfürst, überbringen ließ, dürfte, wie Berliner Zeitunaen sckreiben, darauf hinzuweisen sein, daß der Kaiser dem König Albert, der seit dem Tage deS Einzug- der Truppen des 12. zsäcksiscken) ArmeccorpS in Dresden im Jabre 1871 preußischer General- seldmarsckall ist, bereits am 22. October 1893, dem „Er- rnnerungStage einer zurückgeleaten 50jäbrigen militäriscken Dienstzeit", einen Feldmarichallslab in Brillanten widmete, „als ein ganz besonderes Zeichen vollkommenster Hochachtung und wahrer Freundschaft". Letzte Nachrichten. * London, ZO. November. „Daily Telegraph" erfährt: Lord Kitchener übernimmt heute den Oberbefehl über die Truppen in Südafrika. Die Wirren in bbiua. 1'. Shanghai, 29. November. (Privattelegramm.) Das Consularcorps hat im Einverständniß mit den Regierungen die Einfuhr von Materialien zur Her stellung von Waffen und Munition irgend welcher Art verboten. Der japanische Consul behielt sich weitere Schritte vor, bis Befehl von der Regierung in Tokio einge gangen ist. k'. Peking, 29. November. (P r i v a t te l eg r a m m.) Graf Waldersee ist gestern Abend zum Besuch der Minggräber nach Nankoupaß abgereist. In der Pro- vinz Tschili ist die Ruhe fast vollständig hergestellt. I k. Peking, 29. November. (Telegramm des Deut-, schen Flottcnvereins.) Graf Jork ist am 27. No vember an der K o h l e n g a s v e r g i f t u n g in Kalgan ge storben. Graf Waldersee reist zum Besuch nach Kal gan. — Die Nachricht von dem Vordringen französischer Truppen in der Provinz Schansi ist unrichtig. Verantwortlicher Redakteur vr. Herm. -Schling in Leipzig, Für den musikaUschea Theil Adolf Nnthardt in Leipzig. Msil-Mtzkilliiig VLKllLr H ErvIlIÜL Msil-LMkiliW 18vINll8tL »88« L LT/ST. 8Villen, Lvirnv, 8trün»nEe, LT »IInnnvvn, ««8i»n»vntvn, sVnckeln.
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