Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.12.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-12-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190012161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19001216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19001216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
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- Tag1900-12-16
- Monat1900-12
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.12.1900
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Anzeigen »Prei- die 6gespaltene Petitzeile 2S Rec la in en unter dem RedactionSstrich (4 gespalten) 75 L,, vor den Familiennach richten (0 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Zisfernsap entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahmr 25 H (excl. Porto). Ertra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung ./ü 60.—, mit Postbesörderung ^lt 70.—. Ännahmeschluß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Di» Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr- Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Sonntag den 16. December 1900. SL Jahrgang. Anger-Crottendorf Herr ködert Kremer, Zweinaundorfer Straße 18, Connewitz Frau klsellvr, Hermannstraße 23, Cntritzsch Herr ködert Htner, Buchhandlung, Delitzscher Straße 5, Gohlis Herr ködert Altner, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 5, Lindennn Herr Aldert Idildner, Wettiner Str. 51, Ecke Waldstr., Buchbinderei, Neustadt Herr Luek, ^imvneen-kxpeiliti'oii, Eiscnbabnstraße 1, Ranftsche Gasse 6 Herr kriedr. k!8eder, Colonialwaarcnhandlung, Ranstädter Steinweg 1 Herr 0. LurretiHLUM, Colonialwaarenhandlung, Schützenstrahe 5 Herr dltt. 8ellülll!< Ueii, Colonialwaarenhandlung, Westplatz 3Ä Herr k. Kittrled, Cigarrenbandlung, ?)orkstrahe 33 (Ecke Berliner Straße- Herr k. klett:, Colonialwaarenhandlung, Zeitzer Straste 33 Herr V. küurer, Cigarrenhandlung, in Plagwitz Herr K. Kriit/inrmu, Zschochersche Straße 7 a, - Steudnitz Herr >1'. kuxmrmi», Marschallstraße 1, - - Herr 0. 8vlmm1t, Kohlgartenstraße 67, , Herr kernd. 11'eder, Mützcngeschäft, Gabelsbergerstraße 11, - Thonberg Herr k. Urint8<;d, 3ieitzeuhainer Straße 58, - Volkmarsdors Herr Keoi'K >'ü»mrmn. Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung zur das^i. ^lei-teljahr 1901 baldgefalligst veranlassen. Der Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich für Leipzig 4 50 mit Bringerlohn für zweimaliges tägliches Zutragen »O durch die Post bezogen für das Deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn H In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, die Hauptexpedition: Johannisgasse 8, » die Filialen: Katharinenstratze 14, Königsplatz 7 und Umversitatsftratze 3, sowie nachfolgende AnsgabesteNen: Arndtstraste 35 Herr L. 0. Kittel, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstraste 1 Herr ^Iieod. keter, Colonialwaarenhandlung, Brühl 53 O. k. 8elmdert'8 Xuelil'oi^er, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Straste (Thomasiusstr.-Ecke) Herr Otto KIuut8<dlke,Colonialwaarenhandlung, Löhrstraste 15 Herr kduard kotier, Colonialwaarenhandlung, Nürnberger Straste 45 Herr 21. k. Albreeltt, Colonialwaarenhandlung, in ----- .... s Aus der Woche. DerReichstag ist nach einem Beisammensein von gerade einem Monat in die WeibnacklSferien gegangen und das zeitunglesende Publicum muß sich bis zum 8. oes ersten Mo nats des herannahcnden neuen Jahrhunderts ohne „Heiterkeit", „hört, hört" und ohne Ordnungsruf behelfen. Es steht zu vermulhen, daß eS die Carrenzzeit gesund übersteht. Die einzelnen VerhandlungStage erscheinen auf den ersten Blick recht inhaltsreich, in der nun gewährten Ueberlegungspause dürfte man finden, duz, die Krüger-Debatte eine un leugbar vorhandene Krankheit nicht geheilt, daß wir iu der China-Sache ungefähr so klug sind wie vorher, daß daS Plenum deS Reichstags entgegen dem Bundcsrath, wenn auch leider nicht entgegen dem Reichskanzler „für seine Person", bei dem Tolcranz-Antrage des CentrumS in Form einer Commission einen Wetterwinkel eingerichtet bat und daß die 12 000 Mark-Affäre, inioweit sie politisch be deutsam, nur scheinbar aus der Welt geschafft ist. Was diese letztere Angelegenheit betrifft, so muß man der oppositionellen Presse vollkommen beistimmen, wenn sie sagt, es sei ein Gegensatz zwischen dem Reichskanzler und dem Staatssekretär deS Innern zu Tage ge treten, der um so stärker auffalle, als Graf Posadowsky nachträglich und verhältnißmäßig spät den Fall Woedlke materiell und formell ganz anders beurtheilt habe, als Graf Bülow. Der Kanzler hatte die Sache für einen Mißgriff und für erledigt erklärt. Nun zeigte sich zwar Graf Posadowsky nicht als ein so üderlustiger Gesell, daß er den Fall ats noch schwebend bezeichnete; der Staatssekretär aber rechtfertigte im Grunde — beschönigte, würde zu wenig sagen was sein Borgesrtzter getadelt Halle. Dieser Widerspruch malt ein neues Fragezeichen an die politische Wand und wirft ein eigeuthümlicheS Licht auf die beim Amtsantritt gegebene Versicherung des neuen Kanzler-, daß er eine einheitliche Regierung anstrcbe. Ein um so eigenthüinliwereS, als Graf Bülow den seit BiSmarck in Vergessenheit geratbenen correcten ver fassungsmäßigen Standpunct, wonach der Kanzler der einzige verantwortliche Beamte des Reiches ist, die Staats sekretäre also, wenn sie es bleiben wollen, sich mit ibm nicht m Widerspruch setzen können, im Reichstage offenbar ge flissentlich betont hat. Nach der Verhandlung der Woedte- Interpellation glaubten wir die Angabe, Gras PofadowSly sei vor dem Ende seiner StaatSsckretär-Tage angelangt, kl eine tendenziöse, extrem - agrarische Ausstreuung kenn zeichnen zu dürfen. Nun, da der Graf „unter der Decke" mit leinen» Amtsckef polemisirt hat, ist die Annahme, daß er sich „reis" fühle und daß er für einen Abgang, den er für „schön" hält, sorgen wollte, nicht mehr so ganz von der Hand zu weisen. Jedenfalls gehen in den amtlichen Verhältnissen des Herrn v. Woedlke Aenverungen vor. Die Bezeichnung eines neuen RegirrungScommiss.irS auS dem Reichsamte des Innern, die der Präsident Graf Ballestrem, weil er die Bewandtniß kannte, mit einer von rem Reichstag, der zunächst nicht verstand, lachend aufgenommenen Feier lichkeit anzeigte, hat zu bedeuten, daß Herr v. Woedlke nicht mehr am BundeSratbSlische erscheinen wird. Für die innerpolitiiche Cardinalfrage der nächsten Zukunft, die Handelspolitik, lieferte die EtaiSdebatte die erwünschte Ausbeute nicht. Der neue Kanzler bat sich in diesem Puncte noch nicht „enlbüllt" und vielleicht ist es ihm zuzuschreiben, wenn die Zolltarif Vorlage in dieser Tagung nicht zum Vor scheine kommt. Von dem Abg. vr. Sattler als nat.-lib. FraciionSrednrr wurde diese Verzögerung bedauert und sein Parteigenosse Möller, der am vierten Tage ausschließlich zu dem Gegenstände sprach, bat die Verspätung nicht gebilligt. Im Uebrigen wurde vom Abg. Möller die Richtschnur gegeben: die Verständigung zwischen Industrie unk Handel einerseits und der Landwirthschaft ist nicht leicht, aber sie kann berbeigeführt werden, weil sie herbeigefübrt werden muß. Der Handels- Politische' kategorische Imperativ für die deutschen Erwerbs gruppen I Der consrrvative Graf Klinkowström erwiderte dem nationalliberalen Programmredner — als solchen duift« man Herrn Möller in diesem Kall« wohl anjeben— in nicht wenig versprechender Weise. Ein gutes Vorzeichen ist ferner, daß di« Nurfreihändler sich von den Darlegungen des Abgeordnete» Möller, deS weitblickendea Industriellen, enttäuscht zeigen: ein schlechter Trost, daß fast gleichzeitig der ungarische Ministerpräsident v. Szell feststeUte, Deutsch land sondere wie ehemals seine WiribschaftSpolitik von der allgemeinen Politik ab. Die- Verhalten entspricht einem Lehrsatz«, «m nicht zu sagen einem Axiom, Bismarck'-, und s» kau» i» de» manchesterlichea Leierkasten die alt« Walz wieder einmal eingesetzt werden: BiSmarck trägt an der Schutzpolitik der anderen Staaten die Schuld. Für den neuen Kanzler freilich wäre das kein Be helf, falls er Caprivi'sche Handelsvertragspolitik zu machen gesonnen sein sollte. Hat doch er und haben sich seine Reden während dieser Tage in der Krüger-An- gelegenbeit reichlich aus den Fürsten Bismarck berufen. Es fragt sich nur, ob die Geschichte den Anspruch der jetzt Regierenden, Bismarck's Wege gewandelt zu haben, auch nur mit der bekannten Einschränkung des Wachtmeisters in „Wallenstein'« Lager" anerkennt. Einstweilen bestedt die ge gebene Sicherheit nur in dem den Kritikern zugeeol.uerrcn Bescheid: „Wir sind Diplomaten und Ihr Bierbankpolitiker, folglich haben wirRecht". Eine einfache Beweisführung, die aber doch nicht ganz erfolgreich im Reichstage gewesen ist. Ein ofsiciöses Blatt meint zwar, der Abg. vr. Haffe habe dem Grafen Bülow am dritten Lage der Debatte noch in Puncten bemüht, die schon am ersten Tage durch den Reichskanzler „erledigt" ge wesen seien. Der Eindruck aber, daß Graf Bülow sich aus purer Liebenswürdigkeit gegen den Leipziger Abgeordneten und nicht, weil er nicht sicher war, Deutschland überzeugt zu haben, in die Unkosten einer zweiten langen Net« gestürzt habe, dieser Eindruck ist nichts weniger al- allgemein. Herr vr. Haffe hatte der Regierung nicht den Gefallen gethan, „alldeutsch" zu reden, er ließ sich vielmehr sozusagen „klein deutsch" vernehmen und war — wie unser Leser aus dem an anderer Stelle mitgetheilten Wortlaute ersehen können — sehr maßvoll, so maßvoll, daß den Redner sogar ein Berliner Blatt „phlegmatisch" fand. Graf Bülow's Erwiderung aber, soweit sie dem Abgeordneten vr. Hasse galt, war auf eine „Chauvinisten"-, eine Expan- stonSrede zugeschnilten, eine Rede ungefähr von der Art, wie sie kürzlich allerdings irgendwo im Reiche gehalten worden war, ohne vom Kanzler, der im Gegentheil die Ver antwortlichkeit dafür übernahm, bekämpft zu werden. Wenn ein Deutscher für die englische Beurlheilung deS deutschen nationalen GelkungSanjprucheS, die sich in der Formel o n I z? Oormaus auSdrückt, sich nicht zu erwärmen vermag, so ist er geneigt, ibn wie einen Chauvinisten zu behandeln. Herr vr. Hasse hatte thatsächlick nur der Bewahrung deS Existenz minimums von Ansehen, das ein Staat, dessen Spitzen Plätze an der Sonne nicht verschmähen, nicht entbehren kann, das Wort geredet. Gras Bülow hielt die am dritten Tage vorgebrachten Be- schwerdepuncte so wenig für „erledigt", daß erHerrnHasse sogar mit Tdatsachen entgegentrat. Daß nach der Versicherung des Reichskanzler- der greise Präsident ohne Land das deutsche Reick „überrumpel" und „vergewaltigen" wollte und das deutsche Reich sich da« nicht gefallen lassen durfte, haben wir schon hervorgeboben. Dann, eaS ist freilich keine Tbatsache, daß Herr Haffe den Inhalt deS deutsch-englischen Afrika- adkommenS gar nicht kennen könne. Tie Möglichkeit dahin gestellt, per analogiam durfte er jedenfalls schließen, daß wir auch bei dieser Gelegenheit von den Briten „überS Ohr ge hauen" worben seien. Drittens: Die Depesche vom Januar l8S6 hatte Deutschland isolirt. Aber — abgesehen davon, daß Deutschland mit jener Demonstration von Hause aus all.in stand, während «S beieinem EmpfangeKrüger'S in der Gesell,chaft Frankreich» und Holland- gesehen worden wäre: — ist ein früherer Fehler eine ausreichende Entschuldigung, in einem späteren Stadium einen richtigen Schritt zu unterlassen? Und e-wäre ein richtiger Schritt gewesen, wenn man den alten Krüger auf ein Biertelstündchen in das Berliner Schloß gelassen hätte, ein richtigerer jedenfalls, als durch ein Dutzend von Zeitungen verkünden zu lassen und sogar im Reichstag anzuveuten, die Nation — die eigene Nation —, bie jenen Einlaß für den so schwer heimgesuckten Greis begehrte, bilde eine einzige große Kriegspariei. Die Unterstellung, daß die öffentliche Meinung Deutschlands mehr wolle als einen Gefühlsact, war eine grobe Verkennung. Einig ist da« deutsche Volk in dieser Frage allerdings gewesen; die Officiösen, die gegen den Ueberrumpler zeterten, hätten seine Bewillkommnung in Berlin als Ausfluß höchster Staat-Weisheit gepriesen, wenn die Regierung eS gewünscht hätte; hinter ihnen stand eben nur die Regierung. Deutsch land war in der That einmal eine» Sinne-, und schon des halb, weil man dieser kaum jemals dagewesenen Erscheinung nicht Rechnung trug, obwohl r» durch eine politisch gleich, giltia« Handlung hätte geschehen können, war die Unterlassung rin Fehler. Sie war eS ferner, weil die 1896er Depesche an Krüger nun einmal nicht au- der Welt zu schaffen ist und weil Cecil Rhode» während de» Kriege- empfangen worden ist. Jetzt, wo Krüger abgewiesen wurde, wird im Lande dieser Empfang als ein Abgeben von der „strikten Neutralität", als eine Parteinahme für den stärkeren der kämpfenden Theile angesehen. Die Abweisung war auch nicht richtig, gerade weil wir mit England uns mehrfach besonders ver bündet haben. DaS Volk sagt sich, wenn England unser Spccialfreund ist und bie deutsche Negierung ihn, gegenüber wirklich so unabbängig dasteht, wie Graf Bülow versichert, dann hätte der Specialfreund ruhig und ohne die vom Reichskanzler an die Wand gemalten Folgen einlreten zu lassen, zuseben müssen, wenn die deutschen Machthaber, um einer inneren Verlegenheit auSzuweichen, einen England politisch nicht beirrenden Schritt that. Graf Bülow mag noch so viel betheuern: die große Mehrheit der Nation, die doch auch für die auswärtige Politik nicht unter allen Um- ständen eine czuaiitilä lleglizerrblS ist, die große Mehrheit ist überzeugt, daß Krüger bie Waldersee-„Oclroyirung", daS Verlangen nach einem auf den Knien um Frieden bittenden China und andere Acte und Proklamationen, die Deutschland in China isolirt und England in die Arme getrieben hätten, habe ausbacen müssen. Und es ist dem Reichsgedauken nicht zuträglich, daß die Nation so glaubt. Die Wirren in China. Es bestätigt sich nunmehr, daß keines der deutschen Kriegsschiffe sich unter den Schiffen befindet, die auf der Rhede von Taku eingefroren sind. Nachdem das Kanonenboot „Tiger" schon am 25». November Taku verlassen, blieben dort nur noch die großen Kreuzer „Hansa" und „Hertha", die dann auch am 10. und 1t. December in See gingen. Wenn die jetzt unter wegs befindlichen Schiffe ihre Bestimmungshäfen erreicht haben werden, wird sich der „Köln. Zig." zufolge unsere Flotte in Ostasien wie folgt vertheilen: In Tsckifu an der Nordküste der Halbinsel Sckanlung liegen der große Kreuzer „Hansa", mit dem Conlre-Admiral Kirchhoff an Bord, und das Kanonenboot „Tiger"; in dem deutschen Hafen Tsingtau an der Süeküste von Schantung das Flolten- Flaggschiff „Fürst Bismarck", mit dem Vice-Admiral Benbemann an Bord, die großen Kreuzer „Hertha" und „Kaiserin Augusta", die kleinen Kreuzer „Irene" und „Gefion", daS Kanonenboot „Jaguar" und die Torpedo- booiSzerstörer „Hai Tlcking" „8 90" und „8 92"; in Shanghai bezw. in der Iangtse-Mündung die Linien schiffe „Brandenburg" und „Kurfürst Friedrich Wilhelm", mit dem Contre-Admiral Geißler an Bord, und die kleinen Kreuzer „Geier" und „Bussard"; flußaufwärts in Tschin- kiang der kleine Kreuzer „Heia", in Nanking der kleine Kreuzer „Schwalbe" und in Hank au das Kanonenboot „Iltis"; in Swatau am südlichen Eingang der Formosa- Straße der kleine Kreuzer „Seeadler"; in Hongkong bezw. Kanton daS Linienschiff „Weißenburg", das Kanonen- boot ,LuchS" und der Torpedoboot-Zerstörer „8 91"; endlich in dem japanischen Hafen Nagasati daS Linienschiff „Wörth". Ueber die Art und Weise deS ÄeldtranSportcS in China wird dem Ostasiatischen Lloyd geschrieben: Eine neue Sendung von 100 000 Taels, die am 4. dS. von Shanghai in Nanking einlraf, wird von dort über Pukon auf dem Landwege nach Singanfu transportirt. Da an ver- schiedtnen der vom Süden gesandten Geldsendungen trotz militärischer Deckungen große Räubereien begangen wurden, bat der Kaiser Befehl gegeben, in Zukunft alle Transporte durch da« Piaoisckü zu senden. Dieses ist eine alte, gut organisirte Gesellschaft, die durch jährliche Zahlung „^umnien an die verschiedenen DistrictSbauptlinge der Räuber alle von ihr begleiteten Transporte von den Plundeiungen der gewerbsmäßigen Räuber loskauft. Sie hat Bureau- an allen größer» Plätzen und übernimmt gegen Zahlung hoher Prämien den Schutz von Transporten irgendwelcher Art. Für den Fall deS Verluste» verpflichtet sie sich zur Leistung de» vollen Schadenersatzes. Jedem ibrer Transporte giedt da- Piaotschll einige ivrer Leute mit, die sich durch eine besondere Flagge den Räubern kenntlich machen und dann unbehelligt bleiben. Gegen die Angriffe durch GelegenbeitSräuber wird solch rin Transport durch Angestellte de« Bureau« geschützt, die äußerst gewandt im Gebrauch von Handwaffe» sind. Es kennzeichnet chinesische VerbältNifse, daß Vies dir einzige Weise ist, wie die Trans port« uug«fährd«t gesandt werden können, und daß sich der Kaiser dieses gewaltigen Reiches indirect mit Räubern inS Einverstäudniß setzen muß, um seine Zufuhren zu sichern. * Berlin» 15. December. (Tel.) Das „Berliner Tageblatt" meldet aus Rom: Laut Depeschen aus Peking hat Graf Walderser einen Tagesbesrhl erlassen, der die italienischen Truppen besonders lobt und ihnen dankt. * Berlin, 15. December. Dem „Wolfs'schrn Ttlegr.- Bureau" wird aus Peking berichtet: Aus der Bahnlinie Peking.D an g-tsung verkehren bereits Arbeiterzügr. Am 15. December soll die Linie mit beschränktem Betriebe wieder eröffnet werden. * Peking, 15. December. („Reuter's Bureau") Die Ver handlungen mit den chinesischen Bevollmächtigten haben »och nicht begonnen. Der britische Gesandte hat noch keine endgiltigen Instructionen erhalten. Man erwartet, daß alle Fragen in wenigen Tagen erledigt sein werden. * London, 15. December.. (Tel.) Die „Times" berichten aus Tokio: Die japanische Regierung und das japanische Volk sind von dem Verlangen beseelt, den Frieden und die Wohl fahrt Chinas zu fördern und seine territoriale Integrität zu wahren. Was das Vorgehen Rußland« in Korea betrifft, liegt kein Grund zu der Annahme vor, daß Japan deshalb seine vorsichtige Politik des Abwartens modificiren könnte, besonders da die letzten Ereignisse es in der Ansicht bestärkt haben, daß Japan sich es leisten kann, die Entwickelung des Spieles abzuwarten. ES kann keinen schlagenderen Beweis für Japans Verlangen, China zu erholten, geben, als sein schneller und vorbehaltloser Bei- tritt zum deutjch-englijchen Abkommen. Die Unruhen im Hinterlande von Kiautschau. Im Hinterlanve von Kiautschau kommt eS noch andauernd zu Rubenösungen, die sehr hemmend für den Weiterbau der Eisenbahnen sind. Der in Tsingtau erscheinenden „Deutsch- Asiatischen Zeitung" wird hierüber u. A. aus Kaumi, da- als das Centrum der Aufständischen anzusehcn ist, geschrieben, daß in der Nacht vom Sonnabend aus Sonntag, de» 3. No vember daS Eisenbahngebäude in Lochimiao von Chinesen be schossen wurde. Von deutschen Truppen lag dort ein Unterofficier mit 6 Mann. ES war eine sehr dunkle Nacht, so daß bei Zurückweisung de« Angriffs nur 1 Chinese, der auf der Mauer saß, getroffen wurde. Man schätzte die Anzahl der Angreifer auf 60 Mann. Namentlich sollen auch Bewohner deS auS dem vorigen Jahre bekannten Dorfes Titung an der nächtlichen Affaire stark belheiligt gewesen sein. Da weitere Besuche durch die Chinesen angekündigt waren, wurde die Etappe am nächsten Tage durch 1 Feldwebel und 10 Mann verstärkt. Am Donnerstag stürmte da« Detachement Conradi daS Dorf Schah-wo, 10 Kilometer nordöstlich von Kaumi. DaS Dors wurde hartnäckig vertbeidigt. Die Chineseu batten etwa 200 Tobte, auf deutscher Seite wurden zwei Mann verwundet, Seesoldat Walter und Hornist Stäfele, beide von der 3. Compagnie deö 11^ SeebataillonS. In Kaumi selbst sieht eS, wie der Berichterstatter schreibt, in, Verhältniß zu früher recht öde auS. Die besseren Kaufleute sind fort und sehr viele Häuser sind bi« auf einen Hausver walter vollständig verlassen. Im ganzen Kreise tragen die Leute ein gedrückte« und verbissene» Wesen zur Schau. Stößt der Eisenbabnbau schon bi» Kaumi auf große Schwierigkeiten, so dürfte er hinter Kaumi obne militärischen Schutz noch immer unmöglich sein. Einige Bergbaubeamte, die sich dazu freiwillig gemeldet haben, sollen in etwa 14 Tagen zur Besichtigung der verlassenen Kohlen gebiete von Tsingtau ausbrechen. — Inzwischen wnrde in Kiautschau ein Boxerführer namens Tschanwan-Ho hinge- richtet. Derselbe wurde vor einiger Zeit wegen Verbreitung aufreizender Placate vom Oberleutnant von Schöler iu tiagrnuti fcstgenomnicn und, nachdem er «ine Zeitlang auf der Hauptwache ru Tsingtau gtsefsen hatte, der chinesischen Behörde in Kiautschau zur Aburteilung übergeben. Der Krieg in Südafrika. Ter Lte« »er vnere«. WaS wir im gestrigen Abendblatt auSgefllhrt haben, daß sich die Lage Clement»' al« sehr kritisch herau-strllen werde, bat sich bestätigt. Der Sieg der voerenkber die Engländer ist ein ganz gewaltiger. Wir haben schon gestern Aden» mitgetheüt, »atz «1 zwar
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