01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.03.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-03-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020318012
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-03
- Tag1902-03-18
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Morgen-Ausgabe eipMtr. TaMalt Anzeiger Druck und Verlag von 2. Polz in Leipzig. 96. Jahrgang Nr. 139 Dienstag den 18. März 1902. 6. > ti. VII. !-k- l. i. l> itlttllvn. it. ti. > d» > ti. > ti. L ti. * London, 17. März. (Telegramm.) Eine Klerksdorper Meldung deS Kriegsberichterstatters der „Daily Mail" über das Treffe» bei Tweebosch besagt, daß Lord Methuen verwundet wurde in dem Bemühen, die berittenen Mannschaften zurückzu- bringen; sein Pferd wurde unter ihm erschossen. Delarey behandelte Methuen höflich und rücksichtsvoll und ordnete seine Rückkehr nach Klerksdorp an in Gemeinschaft mit Oberst TownSend, der an drei Stellen verwundet war. Sein Neffe beaufsichtigte den Transport. Biele Boeren beanstandete» die Frei lassung Methuen's und eine Anzahl von ihnen brachte den General zurück, aber Delarey bestand aus der Freilassung und stellte ihm und Townsrnd zwei seiner Wagen zur Verfügung. Ein Eapslädter Berichterstatter der „Daily Mail" meldet, daß die geplanten Operationen gegen die Rebellen im Nordwesten der Capcolonie durch das Mißgeschick, das zwei Proviant- colonnen zustieß, verzögert worden sei. Große Mengen Proviant und Munition fielen in die Hände der Boeren. (Boss. Ltg.) 6. o. l. l. 0 l. I> 1.1> 1.1) ch * I'. K. — Juzwischcu ist Lord Mcthlien von den Bocrcn frcigelasseu und in Klerksdorp cingetroffen. Die Boeren führen diesen Krieg mit außergewöhnlich großer Rück sichtnahme. Liegt in dieser Richtung für einen britischen Staatsmann nicht der Ausgaugspuuct für eine vornehme Erledigung der südafrikanischen Krisis? gewandter Jager folgt dem Wild, ein genialer Feldherr treibt den unbequemen Gegner in die Enge; aber er ver sucht nicht, ihn einzumauern. Kitcheuer geht methodisch vor, wie dereinst der Feldherr Daun; cö scheint, er findet seine Ziethen und Seydlitz. Immer unabsehbarer spinnt sich der Krieg in Südafrika hin. Tast Lord Methuen aus der Luft ist, daS ist möglicher Weise ein Glück für die britische Kriegsführung. Als ich 10W in Südafrika war, erfuhr ich von einem Bocreu, wenn verschiedene Corps gegen De Wet operirten, dann frage er immer nur, welches wird von Lord Methuen evmmandirt. Gegen dieses wendet er dann sich selbst. Niemals ohne Erfolg. Nun ist der arme Teufel ver wundet in den Händen der Boeren. Man must mensch lich Mitleid haben, und um so mehr, als man der britischen Kricgöführung gratuliren kann, daß er nicht mehr commandirender General, sondern Kriegs gefangener ist. Von allgemeinem Interesse ist die Frage: was nun? Lord Kitchcncr selbst ist der Meinung, daß Dclarey's Offensive ein Versuch sei, De Wet Luft gegenüber seinen eigenen Opcrativnen zu schaffen. Wenn dies der strategische Zweck war, so ist er vielleicht nicht erreicht. Aber es ist doch höchst zweifelhaft, ob Kitchcncr selbst fähig ist, De Wet und Steijn cinzufangen. Bislang ist De Wet ihm immer wieder ans dem Garn gegangen. Ich nehme an, daß die Absicht Dclaren's eine viel näher liegende war, nämlich, die Boeren noch einmal zu Herren über der Verbindung zwischen Capstadt und Nhodesia zu machen, wie sie dies bis zum Mai 1000 waren. That- sächlich sind sie dies bis auf Weiteres, wenn sie ihren Sieg ausnützcn. Hier in England glaubt man, der Krieg müsse zu Ende gehen, weil es dem Feinde allmählich an Mannschaften und Munition zu fehlen beginne. Aber, wie es scheint, geht cs den Bocrcn wie dem Drachen des Herkules: für jeden heruntergehanenen Kopf wachsen zwei neue; und Munition erbeuten sie augenscheinlich täglich. Die Er eignisse der letzten Wochen gewähren jedenfalls nicht den Eindruck, als ob die Initiative der Bocrcn im Av- nehmen begriffen sei. Auch kann ein objectivcr Beob achter nicht gerade finden, daß das Blockhaus-System des Lord Kitchcncr besonders erfolgreich sei. Also, was nun? Wie ich erfahre, stehen mehr Caprcbellen als eigentliche Boeren heute unter den Waffen. Natürlich kann Großbritannien mit seinen Colonien die ganze holländische Bevölkerung in Süd afrika letzten Endes aufreiben. Das Gesetz der Mafien gilt ja nicht blos in der unorganischen Natur. Aber ich wiederhole meine Frage, ob dies noch staatsmännisch ist; ob cs vor Allem der traditionellen Colonialpolitik Englands entspricht. Es ist klar, daß Großbritannien nach einer Nieder lage, wie der vorliegenden, keine Friedcnsvorschläge machen kann. ES würde damit seine ganze Wcltstellung riskiren, obwohl dieselbe bei diesem Lande weniger als bei irgend einer anderen Großmacht von militärischem Prestige abhängt. Aber cs ist klar, daß auch das spröde England klug timt, auf Mittel und Wege zu sinnen, end lich dieses südafrikanische Geschwür los zn werden: Mit anderen Worten, den plumpen Fehler der Annexion Sans pin'Nko zu redressircn. Ob Lord Rosebery s Vorschlag, die Bocrcnvcrtrcter in einem Lciten-Wirthshaus zn treffen, noch erfolgreich sein wird, steht dahin. Jedenfalls liegt die Regelung der süd afrikanischen Krisis zur Zeit augenscheinlich im Wesent lichen auf diplomatischer Seite. Diesen Krieg wie bisher fortzusctzen, ist ohne Frage thöricht. Es werden Tausende von Privatitttcrcsscn fortdauernd gestört, ohne daß ein klares staatsmännisches Ziel in Sicht kommt. Briten kämpfen in Südafrika nicht zum ersten Male, aber diesmal sehr ernstlich, mit Niederdeutschen. Aus ihren Köpfen wird sicherlich nach und nach der alte Dünkel verschwinden, daß ein Engländer so gut wie drei Ausländer sei. Wenn dies die Wirkung des südafrika nischen Krieges in England ist, so ist cs heilsam für diese Nation. Das Angelsachsentluim ist ohne Frage ein wesentliches Element für die Culturentwickclung auf unserem Planeten. Deshalb wäre es in hohem Grade nützlich, wenn die Engländer von Carlyle lernen wollten, daß in dieser Welt der Massen die Realitäten entscheiden, nicht aber der Schein; und daß ein Volk, welches eine Weltherrschaft erstrebt, wirkliche kriegerische Arbeits leistung gegenüber den anderen Nationen aufwcisen muß. Man kann mit bloßem „INukk" und mit Phrasen nicht für immer opcriren, sondern man läuft Gefahr, ge legentlich an einen brutaleren Machtfactor zu stoßen und zu scheitern. t.v. >. v «. i>. >. i». t i» » lichst cxcommunicirt und v.erüammt, — „und daß sie als von der Gemeinschaft -er Kirche Ausgcstoßcne und überhaupt als Schismatiker zu erachten und zu meiden sind, stellen wir hiermit fest, verkündigen wir und zeigen cs aller Welt an." Leo's Abneigung gegen die evangelische Mission, von der schon oben die Rede war, mag vom päpstlich nltra- montancn Standpunctc aus begreiflich sein. Auch das Schreiben vom -'4. Juni 1898, das die Heranbildung eines Klerus aus den Eingeborenen Ostindiens fordert, spricht sehr verächtlich von den protestantischen Missions bestrebungen, wobei dem Papste besonders die cvang e- lischen Missionsschulen ein Dorn im Auge sind. „Giebt cs doch kaum, oder vielmehr nicht einmal ein ein ziges Institut, in dem ein genügender und vollständiger «katholischer) Unterricht mit Alumnen gehalten würde", so klagt Leo, „und dies zu einer Zeit, wo die weltlichen Gouverneure und die Protestanten (man beachte diese ge flissentliche Znsammenstellung!) in nicht geringer Zahl weder Kosten noch Mühen scheuen, damit nur die gesummte Jugend fein planmäßig erzogen werde." Nur nebenbei mag die Bulle „^postolicao curao" vom 13. September 1890 erwähnt werden, worin auch die anglikanischen Weihen als „ungiltig" und „überhaupt als nichtig" erklärt sind. Wichtiger ist die vier Monate später, am 25. Januar 1897, erlassene C o n st i t u t i o n, betreffs dcsVerbotes und der Ccnsur ge wisser Bücher. Nach einer geschichtlichen Uebersicht, wobei in erster Linie ans die verderblichen Folgen der Er findung des Buchdruckes und auf das um sich greifende Gift der lutherischen Häresie hingedeutet wird, heißt cs: „So haben wir beschlossen, allgemeine Dccretc herauszu geben, .... denen die Katholiken des ganzen Erdkreises gewissenhaft gehorchen sollen." Es folgen nun die be kannten schroffen Bestimmungen über „die verbotenen Bücher von Abtrünnigen, Ketzern, Schismatikern un ähnlichen Schriftstellern", „die Ausgaben des Grund textes und der nicht für den Allgemcingebrauch bestimmten Bibelübersetzungen", „die populären Uebersctzungen der heiligen Schrift", „die Erlaubniß, verbotene Bücher zu lesen und zu behalten" u. s. w. Die Deuunciation soll hier nicht nur erlaubt, sondern als ein gottgefälliges Werk geboten sein. „Wenn cs schon aller Katholiken Pflicht ist, zumal derer, die durch Gelehrsamkeit hervor- rageu, verderbliche Bücher den Bischöfen oder dem aposto lischen Stuhle anzuzcigen (ckonuntiaro), so ist cs vor Allem eine Specialaufgabe für die Nuntien, die apostolischen Delegaten, die Ordinariate und die Rectoren der durch das Lob ihrer Gelehrsamkeit blühenden Universitäten." Stoff zum Nachdenken giebt u. A. schon das angehängte Sätz chen: „Diejenigen, denen eine Denunciation übermittelt wird, sollen es als eine heilige Pflicht betrachten, die Namen der Dcnnneianten geheim zu halten" (äonuutiuu- tirun nomina seerota sorvaro). Recht umfassend sind auch die Strafbestimmungen, die den Uebertrctern der Constitu tion angc-roht werden. Der erste unter Tit. II, Cap. V, angeführte, hierauf bezügliche Grundsatz charakterisirt zur Genüge den.Geist dieser ganzen päpstlichen Verord nung: „Alle im Einzelnen, die wissentlich, ohne Erlaubniß des apostolischen Stuhles Bücher von Abtrünnigen und Ketzern .... lesen, oder Bücher irgend eines Verfassers, die durch apostolische Schreiben namentlich verboten sind, sowie Diejenigen, die solche Bücher behalten, drucken oder auf irgend eine Weife vcrthcidigcn, verfallen durch ihr bloßes Thun der Excommunicatton." In seiner ganzen nltramontanen Größe aber hat sich Leo XIII. iil der berüchtigten Eucyklika „^lilitautis eooiosiao" vom 1. August 1897 bekundet, einer Schmähung des Protestantismus, die unter dem Namen „C a n i s i u s- Encyklika" bekannt geworben ist. Indem hier der „friedliche" und „sanftmttthige" Leo die sogenannten Ver dienste des ersten „deutschen" Jesuiten Petrus Caniüus pries, sprach er zugleich von einer „lnthcrischcn Rebellion" und gab als ihren Grund kurzer Hand an: „Da die Moral sich geändert hatte und von Tag zu Tag mehr zu sammenbrach, war ein leichter Zugang zum Jrrthum ge geben; der Jrrthum aber selbst hat den endgiltigen Ver fall der Sitten beschleunigt. So sind allmählich mehrere vom katholischen Glauben abgefallcn; bald durchzog das üble Gift N) fast sämmtliche Länder . . ." Man begreift es, daß bald nach Bekanntwerden dieser Beschimpfung der evangelischen Kirche ein Sturm protestantischer Entrüstung ausbrach und selbst solche Kreise bewegte, die für gewöhn lich Rom gegenüber eine stille, kritiklose Bewunderung zu empfinden pflegen. Daß der Papst jetzt ein persönliches Jubeljahr feiert, ist kein Grund dafür, daß jene Schmäh epistel einfach vergeßen werden müßte. DaS Jahr 1899 brachte ein päpstliches Rundschreiben (unter dem 8. September), das zwar zunächst nur an den französischen Klerus gerichtet war und lediglich eine Anweisung betreffs des Studiums der Kirchen geschichte enthielt, das aber gerade wegen des hierbei rückhaltlos ausgesprochenen Prtncips der Gebunden heit dieser wissenschaftlichen Disciplin an die Kirchen lehre von allgemeinerem Interesse ist. „Diejenigen, die sie studiren, dürfen niemals außer Acht lassen, daß sie eine Summe von dogmatischen Thatsachen umschließt, die auf den Glauben Bezug haben und die Niemand in Zweifel ziehen darf." („.... gu'il n'ost pormi8 st porsouoo äo rsvoquor on ckanto.") Das ist's, was dann weiter als der leitende Grundgedanke jenes Studiums ausgcführt wird,- „cstto löse äirectrico ct suruaturello . . Leo XIII. ist ein vielseitiger Herr und so hat er sich auch hin und her mit dersocialen Frage beschäftigt. Eifrige Papstfreunde haben darum nicht gesäumt, das Schlagwort vom „Arbcitcrpapste" aufzubringen, womit ja bei großen Katholikenversammlungen u. dgl. trefflich operirt werden kann. Zu Anfang vorigen Jahres hielt der Papst cs für nöthig, durch eine merkwürdige Eucyklika über die „ch ristlichc Demokratie" seinen socialen Gefühlen von Neuem Ausdruck zu geben. Man wird auf den ersten Blick nicht recht klug, was diese „Demokratie", — ein Wort, das zum Mindesten zu manchen Mißver ständnissen Anlaß geben kann — eigentlich bedeuten und bezwecken soll. Es sind doch sehr billige Gemeinplätze, wenn da von -er neuen, unter den päpstlichen Schutz ge- Mtea Bewegung gesagt wird: „Im vorliegenden Zn- Ertra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderuag 60.—, mit Postbeförderung 70.—, »ö <i. so ir. so II. — v. Der Krieg in Südafrika. Nochmals die Niederlage Lord Methuen's. Or. Carl Peters schreibt in der Londoner „Finanz- Chronik": Die englischen Zeitungen nennen cs „roverso" («chick- salsschlag), „clisastor", „mißkortunv" oder „mi-ümp". Thatsächlich ist die Niederwerfung Lord Methuen's eine der armseligsten 'Niederlagen, welche die Kriegsgeschichte kennt. Alle Fehler, welche eine schlechte Führung be gehen kann, sind gemacht worden. Dazu kommt directe Feigheit der Mannschaften. Lord Mcthncn, guten Angedenkens vom Modder River her, der laugst nicht mehr handelnd ans dem Kriegsschauplätze Hütte sein sollen, marschirt von Vry- burg gegen Norden, um sich mit Grcnfell gegen den Boereucounnandantcn Delarey zn vereinigen Unter seinem Commando hat er 900 Mann Cavallcrie und 800 Mann Infanterie, dazu vier Kanonen und ein Marimgeschütz (Pom-pvm). Nicht gewitzigt durch die vielen Schlappen, welche England und ganz besonders er selbst von Beginn des Krieges an durch Nachlässigkeit in der Aufklärung er litten hat, zieht Lord Methuen gemüthlich dahin, ohne Aufklärung an der D'te oder rechts und links. Mit sich führt er Provisionen auf Ochsen und Manleselwageu. Delarey wird ja selbstverständlich dem Lord Methuen aus dem Wege gehen. Aber Delarey thut dies nicht. Zwischen Twccbosh und Palmuttkuill sehen sich die Engländer plötzlich von drei Seiten angegriffen. Und nun kommt das Scham lose der Sache. In der englischen Linie reißt ohne Weiteres absolute Panik ein. Major Paris von der Cavallcrie, der 900 Mann unter sich hat, „sammelt" davon 40 und „avancirt" auf einen Hügel, eine Meile vor dem ganzen Zug; hier wird er gefangen genommen, von den Boeren jedoch alsbald wieder laufen gelassen. 550 Mann britischer Cavallcrie aber kneifen einfach ans, und zwar über 40 Meilen weit, bis nach den englischen Stationen von Maribogo und Kraaipan, wo am folgenden Tage auch der frcigelasscne Paris mit seinen Leuten eintrifft. «Durch diese Darstellung wird auch der Widerspruch in der Depesche Kitchcncr's vom 9. März (s. Nr. 27 des „L. T."i aufgeklärt, in welcher zunächst be richtet wird, daß Major Paris entkommen, dann, daß er gefangen sei. Die erste und die zweite Hülste der Depesche sind augenscheinlich verstellt worden. D. Red.) Lord Methuen, der commandircndc General, mit allen Ge schützen und allem Gepäck bleibt in den Händen der Boeren, Lord Methuen mit einer Munde im oberen Schenkel. Diese Niederlage nun schlägt jede andere in diesem südafrikanischen Feldzüge: Colcuso, Modder River u. s. w Sic ist ebenbürtig den Niederlagen von Roßbach und Jena. Ich nehme im Interesse der britischen Waffcnchrc an, daß ihr ein Kriegsgericht folgen wird, und daß, soweit „Feigheit vor dem Feind" erwiesen wird, die Schuldigen auch die militärische Bestrafung finden werden. Aber damit ist es nicht gethan. Ich fange an, zu b e - zweifeln. Laß Lord Kitchcncr der Al, fgabe, Südafrika zu beruhigen, gewachsen ist; und ich gestehe, daß ich meine Meinung über diesen Puiiek in den letzten Wochen ändern mußte. De Wet manöurirt ihn augenscheinlich jedesmal aus. Jetzt schlägt Delarey eines seiner Flankcneorps kurz und klein. Das Block haus-System habe ich von vornherein für ein äußerst plumpes Mittel aus dem südafrikanischen Gelände ge halten. Als ob man die Löwen und Panther durch ein System vpn Hecken cinengen und fangen wollte! Ein Vie schriftlichen Negierungsacte Leo's xm. -ö- Angesichts der mancherlei Ueberschwänglichkeiten, mit denen man den Papst nicht nur in katholischen, sondern auch in evangelischen Kreisen anläßlich seines Pontificats- jubiläums begrüßt hat, dürfte ein Hinweis auf die vielen officiellen Kundgebungen Leo's XIII. am Platze sein, aus denen zur Genüge hcrvvrgcht, wie stockultramontan und vor Allem antiprvtcstantisch auch dieser greise Pontifex gesinnt ist. Wir beschränken uns auf die wichtigsten Encykliken, Decretc, amtlichen Schreiben u. s. w-, für deren Wortlaut der Papst in allen Füllen die volle Verantwortung trägt, so daß man hier kurz von schriftlichen N e g i e r u n g s a c t e n Leo's reden kann. Schon die Encyklika „^otsrui patris", eine der ersten größeren Verordnungen Leo's XIII. — sic datirt vom 4. August 1879 —, zeigte deutlich, daß auch ein moderner Papst völlig auf mittelalterlichem Boden stehen konnte und wollte. Es handelt sich bei dieser Encyklika um nicht mehr und nicht weniger als um eine vfficielle Erneue rung -erScholastik, wie sie in Thomas von A quino seiner Zeit ihren beredtesten Ausdruck gefunden hatte. Warum dieses solenne Zurückgrcifen ans einen Ge lehrten, der ins 13. Jahrhundert gehört? Weil es Thomas meisterlich verstanden hat, jegliche Wissenschaft dergestalt in den Bannkreis der Papstkirche zu ziehen, daß cs lediglich von dieser abhängt, zu entscheiden, was wahre und was falsche „Wisienfchast" sei. Leo XIII. fand diesen Gedanken einer kirchlich approbirten „Forschung", deren letztes Ergebniß a priori vorgcschriebcn ist, immer noch zeitgemäß genug, um ihn zum Gegenstände cinerEncyklika zu machen. Auf daß nicht „die Reinheit des Glaubens" getrübt würde, so heißt es da, müßten cS die kirchlichen Oberen als eine besondere Pflicht erachten, „mit hervorragender Wachsam keit dafür zu sorgen, daß in Gemäßheit des katholischen Glaubens überall alle menschlichen Wissenschaften über liefert würden, vor Allem die Plnlosvphic". Thomas von Aquino aber wird in diesem Zusammenhänge gerühmt, weil er, „bereits die Jrrthümer späterer Zeiten zurück gewiesen und zur Bekämpfung der Jrrthümer, die in be ständigem Wechsel in der Folgezeit noch entstehen werden, unbesiegbare Waffen geschmiedet hat." Es ist begreiflich, daß bei einer derartigen Zurückschraubung alles geistigen Lebens auf den Ttandpunct eines mittelalterlichen Kirchenlehrers für ein scharfes, selbstständiges Denken, etwa wie bei Kant, schlechterdings kein Raum mehr ist. Manchen Seitenhicb auf die evangelische Mission enthält die Encyklika vom 3. Decembcr 1880 „Hanota vc-i civitv«", worin von „betrügerischen Männern" die Rede ist, die unter dem Borgcbcn, „Apostel Christi" zu sein, als evangelische Missionare „das Amt der katholischen Priester untergraben". Die bekannte ultramontane Verquickung von Reli gion und Politik bekundet u. A. die Encyklika „viutul'num illuck" vom 29. Juni 1881. Leo XIII. hat hier die alte Phrase aufgcfrischt, daß das heilige römische Reich eine unmittelbare Schöpfung der Päpste gewesen sei, und im Anschlüsse hieran ist er vor der Behauptung nicht zuriickgcschreckt: „Die römischen Päpste haben durch Ein setzung des heiligen Imperiums die volitische Gewalt auf eine einzigartige Weise cvnsecrirt". Der moderne Staats- gcdaule mit seinem scharfen Gegensätze gegen den Ultra- montanismus wird bitter beklagt: „Die von Neueren hin- nchtlich der weltlichen Gewalt erfundenen Ansichten haben den Menschen schon große Bitterkeiten verursacht nnd man muß fürchten, daß sie künftig das Aeußcrstc an Nebeln ver ursachen werden." Der Papst kann cs eben nicht ver schmerzen, daß in Folge der rettenden That Luthcr'S auch das deutsche Natioualbewußtscin kräftig gegenüber der römisch-curialistischcn Internationale rcagirte und er starkte; darum die Bemerkung: „Jener sogenannten Re formation, deren Förderer und Führer die geistliche und weltliche Gewalt (des Papstthums) durch neue Lehren von Grund aus bekämpften, sind plötzliche Tumulte und toll kühne Rebellionen, zumal in Deutschland, gefolgt." Auch Leo XIII. sah von Anfang an in den Vätern von der „G c s c l l s ch a f t Jes u" die treuesten und ge eignetsten Freunde des heiligen Stuhles. Das Breve „Dvlemns intar vlik" vom 13. Juli 1880, das eine feierliche Bestätigung sämmtlichcr Privilegien, Facultäten und Jn- dulte des Jesuitenordens brachte, bedauert, daß der Orden „um der Gerechtigkeit willen schwere Verfolgungen er litten hat", und cö folgt die päpstliche Ermunterung: „Möge also die Gesellschaft Jesu, die sich so wohlverdient gemacht hat, fortfahren, .... bei der so großen mensch lichen Abneigung gegen die Kirche Jesu Christi, ihren Zweck zu erreichen zum höheren Ruhme Gottes und zum ewigen Heile der Seelen; möge sic fortfahrcn, gemäß ihres Amtes in heiligen Expeditionen die Ungläubigen und die Ketzer (inkickelcs et imereticos) zum Licht der Wahrheit zu führen und zurückzurufen, die Jugend in den christlichen Tugenden und guten Künsten zu unterrichten, die philo sophischen und theologischen Wissenschaften , . . weiter zu überliefern." Natürlich war und ist auch der gegenwärtige Papst weit davon entfernt, irgendwelche Freiheiten innerhalb des katholisch-kirchlichen Lebens zu gestatten, wofern sie nicht ausdrücklich vom heiligen Stuhle als von diesem allein abhängig schon früher zugestandcn sein sollten. Leo XIII. erkennt die dem Erzbischof Coddc (gest. 18. Decembcr 1710) folgenden Erzbischöfe der Utrechter Kirche nicht an, weil dieselben als Schismatiker und „Jansentsten" anzuschcn seien. Als nach dem Tode des Bischofs Johannes Heykamp (gest. 17. Januar 1892) der Kanoniker Gerard Gul vom Capttcl zum Utrechter Oberhirten gewählt und am 11. Mai 1892 durch Bischof C a s p a r Ntnkel consekrirt wurde, hat Leo XIII. durch sein Schreiben „volonteu o<iui<lom animo" aller Welt gezeigt, daß auch er alle „Ketzer" gründlich zu verfluchen versteht. Die erfolgte Wahl deS Betreffenden wird in dieser päpst lichen Auslassung als „ungesetzlich, schändlich, ungiltig, nichtig" bezeichnet, und entsprechend heißt cs von der vor genommenen Consekrativn, daß sie „unerlaubt, ungesetz lich, tcmpclschändcrisch" sei. Ter neue Erzbischof, seine Wähler und Anhänger werden dann des Weiteren seicx- I.V,K» ».v «. i». .n-»<-l>. l.tr«.t-v. ro l.0 eo n. — u. so o. so u. — u. 7S 0. — «i. so ». 7S ti. Anzeige«-Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 25 H. ßkeelam,» unter dem Redaettonsstrich (4 gespalten) 75 vor den Familiemrach- richten (-gespalten) 60 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (rxcl. Porto). "wböooÄbM. u. d» 0. ti. ti. ti. ti. ti. L ti. ti. ti. u. ti. ti. u. ti ti. o. . x»r.vL7U0I,bv ti. ti. ti. > ti. > ti. 6. ti. N. ti.L Amtsblatt des Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes nnd Molizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Annahmeschluß fiir Anzeigen: Abend-Ausgab«: Bormittags 10 Uhr. Morgen-Tu-gabe: Nachmittags 4 Uhr. Set den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh ö bi» Abends 7 Uhr. sammenhange ist sie so aufzufassen, daß unter Beiseite lassung alles politischen Beigeschmacks kein anderer Sinn in ihr steckt, als eben jene wohltyätige, christliche Ein wirkung auf das Volk." Also eine einfache, erneute Em pfehlung der christlichen Nächstenliebe? Ganz so einfach ist die Sache denn doch nicht gemeint; wenigstens kann der Kundige Manches zwischen den Zeilen lesen, wenn Leo XIII. weiter schreibt: „Die Vorschriften der Natur nnd des Evangeliums stehen an sich außerhalb der irdi schen Wechselfälle nnd dürfen deshalb von keinerlei Staatsfvrin abhängig gemacht werden, sind jedoch^mit jeder Staatsform vereinbar, soweit diese nicht der Sitte und der Gerechtigkeit (letztere selbstverständlich nur vom ultramontancnStandpuncte aus m werthcnswiderstreitct." Dieser Satz, der nur unvollkommen den alten Gedanken von dem principicllen Vorrange der römischen Inter nationale gegenüber allen rein nationalen Bestrebungen verhüllt, wird im Folgenden nicht ohne Grund als die „stete Lehre der Kirche" gepriesen. „Nach dieser Richtung sind die Päpste stets mit den Staaten -erfahren (!), welche Vcrfassungsform immer sic gehabt haben." Unter solcher Voraussetzung klingt cs doch etwas bedenklich, wenn die Encyklika erklärt: „Aus diesem Grunde kam: ein Katholik bei Förderung der Interessen der Besitzlosen weder theo retisch noch praktisch einer Staatsform vor der anderen den Vorzug geben". Ucbrigcns scheint man mit dieser socialen Encyklika im Lande des Papstthums selbst bereits Vieles erreicht zir haben, — was gar nicht beabsichtigt war, denn ganz neuerdings hat Kardinalstaatssekrctär Ram- polla im Namen des Papstes durch ein geharnischtes Rundschreiben gerade die eifrigen Verfechter der christlich, demokratischen Grundsätze mit Tadel überhäuft und in sonderheit dem Klerus jede Nntheilnahmc kategorisch untersagt. Die schriftlichen Negierungsacte Leo's XIII. verratben allenthalben den mehr und mehr den Katholicismus be herrschenden Jesuittsmns. So hat z. B. die oben erwähnte, im Namen des Papstes ergangene Encyklika „^Storni Mtris", betr. das Studium der Philosophie des Thomas, direct einen Anhänger Loyola's, den bekannten Jesuiten Kleutgen, zum Verfasser. Schon im Hin blick darauf hat der Protestantismus allen Grund, in dem Jubeljahre eines Papstes, der allcvdings „die geschichtliche Idee des Papstthums" so einzigartig verkörpert hat, ge hörig abseits zu stehen und zum Mindesten eine recht kühle Reserve zu beobachten. — ir. — ei. so n. 70 ti. — ti. eo ti so «i. «r. so ti. so d. — o. — o. Bezug--Prei- l, der Hauptexpedition oder den im Stadt, bezirk und de» Bororten errichteten Au», gabestellen abgeholt: vierteljährlich ^tl 4.50, — zweimaliger täglicher Zustellung in» SauS^l 5.50. Durch di« Post bezogen für Deutschland u. Oesterreich: Vierteljahr«, ^l 6. Man abountrt ferner mit «ntsprecheudem Postaufschlag bei den Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem- bürg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, der Europäischen Türkei, Egypten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch di« Expedition diese» Blatte» möglich. e ktäok - Utv:- r». i w ; u. o w s n. 5 ti. 1 v. 2 O. 0 «. 2 v. o v. S ti. L ti. 3 ti. 0 <i. 0L ! 0 ti. 0 ti. o ti. SU. I k r>tllelc ti. u. ti. 0 ti, «i. U. l'ro««ar ,S0 0, ti ti. k so o. ,00 ti. ,so ti. .— ti. 2ö ti. Ledaction und Expedition: Iohamrttgaffe 8. Fernsprecher 153 und SLS. FUkalnieprdttioirrir r Alfred Haha, Bnchhandlg., Uutversttättstr. 8, L. Lischt, Kalharinenstr. 14, «. KönigSpl. 7. Haupt-Filiale in Serlin: Köuiggrätzerflcaße 116. Fernsprecher Amt VI Nr. 33S3. d-L l-ll d.0. t.1). 6. I-v. d-S. l-v. ti. l-V. ü. ti. mw.-3. v.IÄNI d-ti. t»UM.i «. «. I). ti. i-V. ti. ti. l.0. b» t»ir.uue) ti. ti. 5 drti. l. 0. t.V. «. l. 1> <!. l.I>. ti. t.v. ti. 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