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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 07.01.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-01-07
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190101076
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19010107
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19010107
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-01
- Tag1901-01-07
- Monat1901-01
- Jahr1901
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 07.01.1901
- Autor
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Ueber wektfich« Einfluß t« «gltsch« Heer« «achte die Londoner Wochenschrift .Free Lance' vor Kurze« sensationell« Enthüllungen, di« viele» Engländern so »»angenehm «arm. daß sie dm Redakteur Element Scott mit einer Muth von Vliesen und Vorwürfen überschütteten. Darauf antwortet der Redactrur, indem er in der letzten Nummer der .Free Lance" folgenden vrief eine» englischen Offizier» veröffentlicht: .Wenn Sie einige dlutlich« Beispiele über dm Einfluß haben wollen, den da» Boudoir auf die Laufbahn mancher Goldatm auSübt, so be trachten Sie die Fälle der Offiziere, die während de» gegen wärtigen Feldzug«» .Pech gehabt" haben. Zu Ende de» Jahre» ISS8 gab e» vier hervorragende Generale, die In Südafrika fürchterliche Fehler begangen hatten. In der deutschen, fran zösischen oder russischen Armee würden diese vier sicherlich sofort entlassen worden sein. Wa» jedoch geschah thatsächlich bei un»? Zwei dieser Generale hatten keinen Einfluß in der höheren Ge- sellschaft, und wurden in Folge dessen in Ungnadm nach Hause geschickt, von den auderm beiden war der eine — der die gröbsten Mißgriffe begangen hatte — ein Liebling der Gesell- schast. (Lord Mrthuen ist gemeint.^. Die Damen der höchsten Kreise standm auf seiner Seite und waren so lebhaft zu seinen Gunsten thätig, daß da» KrirgSministerium ihm gestattete, sein Kommando zu behalten und sogar soweit ging, den Tadel de» Generalkommandirrnden über da» Verhalten de» General» zu unterdrücken. Der vierte der Generale war gleichfalls in hoher gesellschaftlicher Stellung und ein Liebling vieler Boudoir». In Folge dessen geschah auch gegen ihn nicht da» Mindeste. Ganz dasselbe ist der Fall bei Offizieren niederer Ränge, die während de» Feldzuges Fehler begangen haben. Sie sind bei den Damen beliebt, die im KrirgSministerium Einfluß besitzen, so geschieht ihm» nicht das Mindeste; waren sie jedoch in der unglücklichen Lage, jenen Damen nicht den Hof gemacht zu haben, so werden sie eben einfach entlasten." Die Ereignisse in China. Ueber die Verluste, welche die Explosion eine» Ge schützes im Peitang-Fort beim Salut-Schic sie n am Neu jahrstage zur Folge gehabt hat, ist aus Tientsin ein aus führlicheres Telegramm eingetroffen. Danach wurden ge- tödtet: Vom Ostasiatischen Bataillon schwerer Feldhau bitzen 2. Batterie: Obergefrciter Kayser, früher Fuß artilleri« - Regiment 10 ; Lux, früher Iußartillerie - Regi ment ti; Kanoniere Nowack und Pchle, früher Fuß artillerie-Regiment S. Vom Ostasiatischen Pionier-Ba- taillou 3. Compagnie: Gefreiter Bortz, früher Pionier- Bataillon 1; Pionier Zettwitz, früher Pionier-Bataillon 12. — Wie es möglich war, daß dieser Unglücksfall sich er eignen und so schwere Verluste an Menschenleben zur Folge haben tonnt«, darüber fehlt e» noch an jeder amtlichen Mittheilung. Z«m Kriege in Südafrika. Vom Kriegsschauplatz liegen heute früh gar keine De peschen vor, was man schwerlich zu Gunsten der Engländer deuten kann. Aus Bloemfontein meldet man nur, daß ein englischer Sergeant, welcher in Krügersdorf einen englischen Kolonial-Ofsizier ermordete, erschossen worden ist. - Aus Kapstadt wird gemeldet: Die Regierung hat dem Bürgermeister erlaubt, eine Bürgerwehr zu er richten. welche unabhängig von den Truppen zur V.r.hci- digung der Kolonie herangezogen werden soll. Die ver schiedenen Bürgerwehrkorps sollen sich in der Beschützung der Stadt gegenseitig abwechseln. — In Kapstadt muß hiernach eine gewaltige Aufregung und große Furcht vor den Buren herrschen. Wie die Buren es mit den gefangenen Eng ländern machen, wird in dem recht frisch geschriebenen in einer holländischen Zeitung veröffentlichten Briefe eines Kämpfers unter de Wet geschildert. Das Schreiben ist von einer kürzlich aus dem Kaplande im Haag eingetroffenen englischen Dame der Familie des Verfassers übergeben worden. Es heißt da: „Mit unfern Kleidern allerdings sieht's traurig aus. Wir ziehen den gefangenen Tommys wohl Immer Ihre Kleider au», aber da» Zeug taucht nicht viel; dafür sorgen die Armeelieferanten. Die Tommy» thun un» ja recht leid, wenn sie im Hemd den Marsch nach ihrem Knox antreten müssen, aber wir können doch nicht ohne Hofen zu Pferde sitzen. E» sieht wirklich komisch au», wenn die auSgekletdeten Tommys im Gänsemarsch ihrem Lager zusteuern; sie sehen dann wirklich au», wie eine Heerde Gänse. Merkwürdig, daß keiner von ihnen Strümpfe trägt. Da ich solche schon seit acht Monaten entbehre, suche ich eifrig danach; aber wie viel Tommys ich auch schon die Stiesel habe ausziehen lassen, ich kann keine finden..." Auch über die Gründe, die viele Buren veranlassen, in englisches Gebiet einzudringen, läßt sich der Briefschreiber au». Er sagt: „Hier macht es einem kein Vergnügen mehr zu kämpfen, da die Engländer überall, wo gekämpft wurde, Alles dem Boden gleich machen. Ich bin deshalb fest über zeugt, daß im neuen Jahre verschiedene Commandos in der Kolonie, in Natal und Griqualand herumschwärmen wer den. Groß werden diese Commandos nicht sein, denn wir Vertheilen uns gegenwärtig in kleine Haufen, welche jedoch dermaßen Fühlung mit einander haben, daß in kurzer Zeit ein paar Hundert beisammen sind, um. „Khaki", so bald er von einem Ort zum andern schleicht,' wie Bracken ein Wildschwein, bei den Ohren zu nehmen." vermischte». Eine Höch st sonderbar« Sekte, die Sekt« der Dyrniki, hat sich, wie russische Blätter berichten, in einem Dorfe bei Omsk fest niedergelassen. Die Dyrniki ver achten alle Heiligenbilder und verrichten ihre Andacht unter freiem Himmel, wobei sie das Antlitz nach Osten wenden. Ta es aber im Winter nicht immer gut möglich ist, im Freien zu beten, begnügen sie sich mit einer Oesf- nung in der Zimmerwand, die sie gewöhnlich mit Lappen verstopfen. Jeden Besucher ihrer Hütte segnen sie mit dem Zeichen des Kreuzes. Will Jemand zu ihnen über treten, so muß er vorher eine vierzigtägige Fastenzeit durchmachen. Nach dieser Prüfung und nach Abschwören aller Ketzereien, begiebt sich der Neubekehrte mit dem Tanfpathen und den Lehrern an einen See oder Bach, wo der Taufail vollzogen wird, und zwar sind für diesen Zweck im Winter zwei Löcher ins Eis gehauen. Der Täuf ling wird vollständig entkleidet in das eine Loch hinein getaucht und dann mit Hilfe von Stricken durch das andere Loch wieder herausgezogen, worauf er in Pelze gehüllt, nach der Wohnung des Taufpatheu getragen wird: dort ist inzwischen schon für die entsprechende Stärkung gesorgt. Die Toiletten des Papstes. Wer würde es wohl glauben, daß der greise Kirchenfürst Leo XIII. im Vatikan mehr Kammermädchen und gewandte Näherinnen beschäftigt, als in dem Dienste irgend einer Herzogin stehen? Und doch ist dies eine Thatsache, denn die Gar derobe des Papstes erfordert stündige Aufmerksamkeit. Je des einzelne der zahlreichen Kleidungsstücke mnß, sobald es für wenige Stunden seinem Zwecke gedient hat, sorg fältig von etwaigen Flecken gesäubert und ausgebügelt werden. Da der Papst stets weiße Gewänder von sehr em pfindlichen Stoffen trägt, ist es kein Wunder, wenn sie nach einmaliger Benützung nicht mehr ganz tadellos sind. Auch für die rechtzeitige Erneuerung der Garderobe müssen die Kammerfrauen des Papstes sorgen. Für gewöhnlich zeigt sich Leo Xlll. in einem schlichten, weißen Gewände, das im Sommer aus Seidenmoirö und im Winter aus seinem Tuche besteht. Es wird in der Taille durch eine mit Goldfransen verzierte weiße Schärpe zusammenge halten. Den Kopf bedeckt eine weiße oder rothe Mütze. Tie letztere, Comauro genannt, ist von scharlachfarbenem Lammt und mit Hermelin umrandet. Wenn der Papst die Zimmer verläßt, um sich in den Garten zu begeben, wirft man ihm einen langen, mit Goldborten besetzten rothen Tuchmantel um die Schuldern. Tie Mütze wird dann meist mit einem ebenfalls goldverzierten rothen Baret vertauscht. Bei Privatzeremonien zieht der Papst eine Art Chorhemd von kostbarer Spitze über und nimmt eine rothe Pelerine um, zu der im Winter Tuch und wäh rend der heißen Jahreszeit leichter AtlaS genommen wird. Auf seiner Brust hängt an dicker goldener Kette da» Hirten kreuz, und die Stola ist mit dem päpstlichen Wappen be stickt. Höchst komplizirt ist die Toilette de» Heiligen Vater» bei großen Festlichkeiten. Dann legt er zuerst die „Falda" an, ein weites, nathloses Gewand von weißem Atlas, um das sich eine breite, lang herabhängende, weiß-, gold- und amaranthroth-gestreifte Schärpe schmiegt. Ueber die sen Anzug wird das „Pallium" drapirt. Dies ist ein große» Stück kostbaren Stoffes, der mir Edelsteinen besät ist. Zu letzt kommt ein rother, goldbestickter Sammtumhang. An den Füßen trägt Leo XIII. immer leichte, rothe Sammt- schuhe, deren Stickerei sein Familienwappen darstellt. Au ßer dem Fischerring kann man au den Fingern des Papstes oft Ringe mit den schönsten Edelsteinen, bewundern. Mit der Tiara, die aus purpurnen, blauen und grünen Sammt- streifen und dreifachem goldenen Kronenreif zusammen gesetzt ist, schmückt sich der Papst nur bei äußerst seltenen Gelegenheiten. Bei wirklich großen Zeremonien ist die prunkvolle Kleidung des Kirchenfürsten überhaupt so schwer, daß er nicht im Stande ist, zu gehen. Er wird da rum in einer Sänfte getragen. („N. Fr. Pr.") Damen-Ringkämpfe in Wien. In einem Wiener Vergnügungsetablissement wird jetzt um die Mei sterschaft von Oesierr.ich gerungen, und Avar von Ringer innen. Der Erfolg dieser Wettkämpfe, die mehr für die Ge witztheit als für den guten Geschmack der Unternehmer sprechen, war schon am ersten Abend entschieden, und die Namen der „Stars" unter den Kämpferinnen werden lei der bald ebenso populär sein wie die ihrer männlichen College». Tie Ringerinnen treten ebenfalls in Tricots auf, das Kopfhaar ist mit einem Tuchkäppchen verdeckt, um die Haare festzuhalten. Die Gebärden, mit denen die Ringerinnen aufeinander zugehen, sind den berühmten Vorbildern getreulich abgeguckt. Bald kommen auch sie in Rage, und im Verlaufe von wenigen Minuten ist das Bild, das sie bieten, nichts weniger als ästhetisch und spricht aller Weiblichkeit Hohn. Tie Haare sind gelöst, die Gesichter schwcisibedeckt und die Ver.heid gungsstell- ungen nicht weniger als schön. Es ist, darin stimmen alle Wiener Berichte überein, das Abstoßendste, was man in diesem Genre gesehen hat. Ein neuer Frauenberuf eigener Art hat sich bei der Post eröffnet. Zur Ermittelung des Absenders unbestellbarer Briefsendungen besteht bei sämmtlichen Ober-Postdirectionen des Reiches ein sogenannter Aus schuß. Dieser öffnet die im Bezirk endgültig unbestell bar gebliebenen Briefe, soweit deren Absender nicht an der Außenseite des Briefes festzustelleu ist. Diesen Aus schuß bilden etwa sechs bis zwölf Beamte. Nachdem der Ab sender ermittelt ist, wird sein Name auf der Außenseite vermerkt und der Brief amtlich geschlossen. Tie Ober- Postdirection Berlin hat nun vor Kurzem versuchsweise in diesen Ausschuß zum ersten Mal Damen eingestellt. Zu nächst vier an der Zahl, liegt ihnen vorläufig das Aus schneiden, die Ermittelung leicht sich ergebender Adressen und das Wiederverschließen ob. Doch sollen die Damen später zur selbstständigen Behandlung der todten Briefe, wie man die unbestellbaren Sendungen nennt, herange zogen werden. Vis jetzt hat sich die Thätigkeit der Frauen aus diesem neuen Gebiete durchaus bewährt. Auch scheint die weibliche Neugierde und Neigung zum Weitererzählen nicht hindernd im Wege zu stehen. Zur Einstellung ge langen ausschließlich Frauen, die als Telegraphengehilf innen bei der Post eingetreten sind. Es sind bis jetzt ausschließlich Damen in etwas reiferem Alter. Zur Ver schwiegenheit sind sie naturgemäß ebenso verpflichtet wor den wie die Männer — nur daß ihnen diese Aufgab« wohl etwas schwer fällt! Jetzt sprang Marie auf. „Und doch!" sagte sie «ntschlos- sen. „Ich werde «S erkämpfen; ich werde Mittel finden, ihn zu befreien. Der Man» ist so unschuldig wie ein Kind, das werde ich beweisen, und ist er frei, dann stehen wir auf einer Stufe. Ich habe mir dann meinen Stand neben ihm errungen." 23 „Du bist rein ungescheutI" sagte Frau Walter. „In Deinem Kopfe muß etwa» nicht richtig sein. Du willst den Mann befreien, willst für ihn kämpfen, willst ihn heira ten ? Die überspannte Elli Bvrinann hat Dich angesteckt, Du bist reif für» Narrenhau»!" „Die ganze Welt ist ein Narrenhau», Mutter! Werner soll einen Attentäter gedungen haben und ist deshalb in Haft genommen. Ist da» nicht Wahnsinn? Wo solche Narrheiten gemacht werden, da darf ich mit den meinen auch vortreten. E» ist mein fester Wille!" „Dabei wirst Du Dich schön blamieren," meinte die Alte. „Ich riskiere dabet nicht». Will mich Werner nicht, nun, so bleibe ich, wie ich bin. Ich kann mich ernähren." Kopfschüttelnd verließ die Mutter da» Zimmer und Marie folgte ihr. Die letzter« war der Mutter bisher im mer so vernünftig vorgekvmmrn, da» Stückchen aber war denn doch zu viel. Da» Reichstheater war durch da» Attentat in eine nicht sonderlich gute Situation geraten: zwei hervorra gende Programm-Nummern wareu ausgefallen, und e» droht« der Verlust einer dritten, Signora Stantnt wei gerte sich, aufzutreten. Die Italienerin war an jenen, verhängnisvollen Abend den» Krankenwagen gefolgt; am Portal oe» Krankenhau ses hatte sie sich, trotz energischen Proteste», nicht zurück- weisen taffen. Erst durch die ruhige Vorstellung de» An- staltSarzte», der ihr auseinandersetzte, daß sie jetzt nur hinderlich sei, und daß durch ihre Gegenwart dem Pa- ttenteu Gefahr drohe, nahm st« Abstand. ES wurde ihr bedeutet, daß Feodor unbedingt 84 bi» 36 Stunden einer ! sorgfältigen Beobachtung durch den Fachmann ausgesetzt werden müsse; später, nach Verlauf dieser Frist, könne sie I ja wiederkommen. Es dürfe aber, entgegnete da» Mädchen, keiner an- deren Dame der Zutritt gestattet werden. Sie erhielt die feste Zusicherung, daß kein menschliche», unberufenes Wesen zugelassen werde. Kleinlaut, gepeinigt von den Qualen der Eifersucht, schritt sie neben Herrn Berg her. Sie waren eine kurze Strecke gegangen, da fragte sie ihren Begleiter nach Elli Bormann, wa» diese eigentlich bet der Sache zu thun ge habt habe, sie sei doch die Braut eine» andern. -Berg vermochte ihr darüber keine Auskunft zu geben, er schüttelte den Kopf. Der Bureauvorsteher war sehr froh, als sich die Künstlerin von ihm entfernte. De» folgenden Tage» erklärte Signora Gianini, daß sie nicht auftreten könne, so lange Herr TouSkani in Le bensgefahr schwebe; e» sei ihr nicht möglich, zu arbeiten. Man machte ihr die denkbar weitgehendsten Konzessionen, erschöpfte alle Bernunft»gründe .. vergeben». Man hatte Mitleid mit der Artistin und stand eben im Begriff, ihr wunderliches Ansinnen, sie auf einige Tage zu dispensieren, zu bewilligen, al» die Thür des Gemache» sich öffnete und ein« kleine, lebhafte, tief verschleierte Dame etntrat. Dieselbe trat auf der» Direktor zu, schlug den Schleier zurück und reicht« ihr« Hand -um Gruße hin: „Gilten Lag, Herr Direktor!" sagt« sw. „Ah, Madame Mateau!" erwiderte der Theaterleiter, ihr die Hand reichend. „Eie führt ein guter Stern zu un». Ueber zehn Jahre sind verstrichen, daß wir un» nicht sahen." „Weit über zehn Jahre, Herr Direktor," ergänzte Frau Mateau-Trendler, die soeben in Bremen angekommen war. ! Ich heiß« übrigen» jetzt Morell, Mademoiselle Morell, Herr Direktor, doch davon später. Habe»» Sie Arbeit für ! mich? Ich habe mich zur Athletin ausgebildet, mache v«r- blüffende Stücke, na, haben Sie? Ja? Gut! Nun möchte ich mich nach jemand erkundigen, einein Leichtfuß, einen» Schmetterlingsjäger, einem Kunstschützen, der hier gastiert. Zamara wird er sich wohl genannt haben." „Zamara?" fragte erstaunt der Direktor. „Kennen Sie den Menschen?" „Na, so oberflächlich," sagte die Französin. „Ist er noch hier, oder komme ich zu spät?" „Ja, den Man,» finden Sie nicht mehr unter den Le benden." „Tot?" Da» Wort klang wie ein Schrei. Da» Gesicht der lebhaften Dame wurde fahl. „Tot? Unglück gehabt?" „Nein, der Mann ist erfroren, untgekominen ans dem Wasser, auf der Flucht. Er hatte hier in» Theater gegen jemand ein Attentat verübt." „Gegen wen?" / „Gegen einen Feodor TouSkani!" „Gegen wen?" „Gegen einen Kollegen, einen Violinvirtuosen aus der Leiter..." Mademoiselle Morell sank lautlos zu Boden. Jetzt sah man erst, wie alt und hinfällig sie war. Man sprang der Ohnmächtige»» zu Hilfe und besprengte sie mit Wasser. End- ltch kam sie wieder zu sich. „Feodor TouSkani," sagte sie dumpf. „Warn», hat er das gethan? Ist er tot?" „Ja, der Zamara ist tot, aber TouSkani lebt noch," sagt« Signora Gianini. „Er ist wahrscheinlich nur betäubt und wenig verletzt. Kennen Sie den Zamara?" „Nein!" sagte die Französin. „Ich kenne thn nicht; nur den» Namen nach; aber der Feodor TouSkani, wie fleht er au», schlank, schöne Augen, Helle» offenes Gesicht, Haar wie Seide?' „Ja, so steht er au»," wurde bestätigt. „Er ist mein Sohn!" kam «speise von ihren Lippen, „mein Sohn, den ich fast fünfzehn Jahr« nicht gesehen und null so finden muß." (FoRsetzung folgt.) 84,19
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