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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.12.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-12-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19011219023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901121902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901121902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-12
- Tag1901-12-19
- Monat1901-12
- Jahr1901
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MW z. LkUM ÄgÄlitt M AiMl Nr. 8V, JomciMii, 18. Illtnüer 1881. Weni>'MNdc.j Königreich Sachsen. * Leipzig, 19. December. Die philosophische Fakultät an unserer Universität ertheilte Herrn vr. phil. Lrahn auf Grund seiner Probevorlesung die vsuis. lesencki für Philosophie. * Leipzig, 19. December. Mit Rücksicht auf dieBehand - lung Fahnenflüchtiger, sowie sonstiger Miliiärarrestaten und von unsicheren Dienst- pflichtigen erließ das königliche Ministerium des Innern jüngst eine Verordnung, der wir unter Anderem das Folgende entnehmen: In mittleren und kleineren Städten, sowie auf dem Lande aufgegriffene Personen dieser Art sind der Vorgesetzten Amtshauptmannschaft zur Einleitung des Schubtransportes zu zuführen. Der durch diese Zuführung entstehende Aufwand ist Polizeiaufwand und wird nicht erstattet. Die Schubtransport behörden — die Amtshauptmannschaften, in Dresden die Polizei direktion, in Leipzig und Chemnitz die dortigen Polizeiämter und in den anderen Städten mit revidirter Städteordnung die Stadt- räth« — haben zu unterscheiden zwischen Fahnenflüchtigen, sowie sonstigen Militärarresiaten einer- und unsicheren Dienstpflichtigen andererseits. Fahnenflüchtige und andere Militärarresiaten sind an die nächste Militärcommandobehörde abzuliefern, deutsche un sichere Dienstpflichtige der nächsten Ersatzcommission zuzuführen. Oesterreichische Deserteure sind nach Maßgabe der insoweit noch geltenden allgemeinen Cartellconvention der deut schen Bundesstaaten vom 19. März 1831 ebenfalls und ohne daß es hierzu erst eines Auslieferunasantraqes von österreichischer Seite bedurfte, der nächsten deutschen Militärcommandobehörde behufs lleternahme des Weitertransportes zuzuführen, es sei denn daß die nächste sächsische Grenzpolizeibehörde erheblich näher liegt als die nächste deutsche Militärcommandobehörde, ivelchenfalls ausnahmsweise zur Ersparung von Transportkosten für die sächsische Staatscasse und um den zweimaligen Transport des Schüblings auf einem und demselben Wege zu vermeiden, die un mittelbare Ablieferung bei der Grenzpolizeibehörde nachgelassen sein soll. Österreichisch: Heeresunsichere, sogenannte Gestellungspflichtige, dürfen zufolge dec vorgenannten Cartell convention den österreichischen Staaten nur auf besondere, im diplomatischen Wege erfolgende Requisition dec österreichischen Behörde ausgeliefert werden. -g- Leipzig, 19. December. Folgende städtische Ar beiten wurden gestern vom Rathe vergeben: die Lieferung des Mobiliars und die Herstellung der Betontreppe für den Er weiterungsbau der 26. Bezirksschule in L.-Schleußig; die Glaserarbeiten und Oberflllgel-Stellvorrichtungen für den Neu bau der 10. Bezirksschule in L.-Lindenau; die Fuß bodenarbeiten in der Johan nishospital-Zweig- anstalt in L.-Reudnitz; die Pflasterung der Löß Niger Straße und Macadamisirung der Straße IV; die Lieferung des Bedarfs an Schleußen-Mauersteinen für einen Theil der zweiten östlichen Vorfluthschleuße und für das Jahr 1902, uqd endlich die Lieferung der fünften Dampf walze mit Aufreißungsvocrichtung. * Leipzig, 19. December. Nach einer neuerdings ergangenen amtlichen Verfügung sind von der sächsischen Regierung die Grundsätze der im Jahre 1894 fürdenUebernahme-und Heimschaffungsverkehr von Personen getroffenen Vereinbarungen im Interesse einer Vereinfachung des Verfahrens auch auf den Ausweisungsverkehr von Personen an gewendet worden, obwohl, wie sie ausdrücklich anerkennt, der Wortlaut des Uebereinkommens eine derartige Ausdehnung an sich nicht im Auge gehabt hat. Die Preußische Regierung hat gegen eine derartige Ausdehnung der bezeichneten gesetzlichen Bestimmung Bedenken nicht erhoben, sondern sic im Interesse der Beschleunigung des Verfahrens und der Verminderung des Schreibmaterials als erwünscht bezeichnet. * Leipzig, 19. December. Vom 1. Januar kommenden Jahres ab werden auf der Strecke Leipzig-Schkeuditz die Localzüge7 Uhr SO Min. Vorm. von Leipzig — 8 Uhr 15 Min. in Schkeuditz und 9 Uhr 30 Mm. Nachm. von Leipzig — 9 Uhr 55 Min. Nachm. in Schkeuditz, sowie 8 Uhr 25 Min. Vorm. von Schkeuditz — 8 Uhr 50 Min. Vorm. in Leipzig und 10 Uhr 30 Min. Nachm. von Schkeuditz — 10 Uhr 55 Min. Nachm. in Leipzig nicht mehr Verkehren. — Die Ueberfüllung der Postschalterräume in der Weihnachtszeit ist eine alljährlich wiederkehrende Klage. Bis zu einem gewissen Grade würde das Publicum selbst leicht Abhilfe schaffen können. Die Einlieferung der Weihnachts- päckereien sollte nicht bis zu den Abendstunden verschoben werden, sondern thunlichst im Laufe des Vormittags und in den ersten Nachmittagsstunden in der Hauptsache erfolgen. Frankirung der einzuliefernden Packete durch den Absender selbst müßte die Regel bilden. Das Porto für Packete ohne angegebenen Werth nach Orten des ganzen deutschen Reichspostgebiets beträgt bis zum Gewicht von 5 Kilogramm 25 H auf Entfernungen bis 75 Kilometer, und 50 H auf alle weiteren Entfernungen. Es empfiehlt sich, den Bedarf an Postwerthzeicken sich schon vor dem 19. December zu beschaffen. Für Zahlungen am Postschalter sollte das Publicum das Geld abgezählt bereit halten. Die Be folgung dieser Rathschläge würde der Post und dem Publicum gleichmäßig zum Nutzen gereichen. — Wenn die Liebe sich rüstet, den Bedürftigen den Weih nachtstisch zu decken, vergißt sie auch unserer armen Blinden nicht. Der beste Liebesdienst, der im Laufe des Jahres ihnen erwiesen werden kann, ist, ihnen Arbeit zu beschaffen. Zu Weihnachten aber sind unsere Blinden, soweit sie des Lesens der mit den Fingern zu fühlenden Blindenpunctschrift kundig sind, am dankbarsten für ein gutes Buch in Punct- schrift. Sicherlich erweisen wir allen Freunden unserer Blinden, die diesen eine bleibende Weihnachtsfreude bereiten möchten, einen Dienst, indem wir sie auf die vorzüglichen, sehr billigen (33!H Procent unter dem Herstellungspreise), von dem Verein zur Beschaffung von Hochdruckschriften und von Arbeits gelegenheit für Blinde (Leipzig) hergestellten Blindenbücher auf merksam machen. Sämmtliche Schriften sind zu beziehen durch Georg Wigand, Leipzig, Seeburg st raße 100. Möchten diese Bücher zum Segen unserer Blinden, als Licht und Trost für einsame Stunden, als gute unterhaltende und be lehrende Freunde weite Verbreitung finden. -t. Leipzig, 18. December. Vom Ausschuß der deutschen Turnerschaft sind die Herren vr. uaock. Ferdinand Goetz in Leipzig-Lindenau, Professor Max Küchenmeister, Oberlehrer am Thomasgymnasium in Leipzig, und Kaufmann Georg V 0 gelin Leipzig indenVorstandderdeutschen Ia h n st i f t u n g, die hier ihren Sitz hat, berufen worden. Tie Mitglieder der Stiftung, denen das Recht der Wahl zweier Vorstandsmitglieder zustcht, werden ersucht, davon Gebrauch zu machen und die Stimmzettel bis spätestens zum 28. d. M. an den stellvertretenden Geschäftsführer, Herrn Georg Vogel in Leipzig, ReichSstraße 10, einzuschicken. Hl Leipzig, 19. December. Die hiesigen Steinseher gehilfen hatten das Gewerbegericht Leipzig als Eini gung s a m t zur Beilegung der Differenzen angerufen, die in ihrem Berufe über die vom 1. Januar 1902 an geltenden A r - beitsbedingungen bestehen. Die Innung hat aber ihrerseits die Verhandlungen vor dem Einigungsamte abge- lehnt, so daß letzteres nicht in Thätigkeit treten kann. * Leipzig-Plagwitz, 19. December. Da der Güterschuppen des hiesigen königl. preußischen Staatsbahnhofs Plagwitz-Lindenau trotz seiner erst vor zwei Jahren vorgenommenen bedeutenden Erweiterung dem vermehrten Ver kehr nicht mehr genügt, hat sich die Erbauung eines neuen Güterschuppens nicht länger hinausschieben lasten. Das neue Gebäude in großem Umfange ist nunmehr auf dem südlich vom Wasscrthurm gelegenen Areal des Bahnhofs aufgeführt worden und wird gegenwärtig unter Dach gebracht; seine Fertigstellung ist im Frühjahr zu erwarten. Gleichzeitig werden in diesem neuen Schuppen auch Räume für die Güter expedition eingerichtet, die in Folge dessen aus dem letzigen Stationsgebäude verlegt werden wird; die dadurch in diesem frei werdenden Räume werden den Zwecken der Stations verwaltung zugänglich gemacht werden, was auch um so wünschenswerther ist, als die gegenwärtigen Localitäten dem Be dürfnisse absolut nicht mehr entsprechen. Jedenfalls dürfte aber auch nach Fertigstellung des neuen Güterschuppens der jetzige ab gebrochen werden, so daß eventuell auch die Möglichkeit einer Ver größerung dec Stationsgebäude gegeben ist. * Leipzig, 19. December. Ein Soldat eines aus wärtigen Regiments, der von dem ihm ertheilten Urlaube nicht zu seinem Truppentheile zurllckgekehrt war, wurde gestern in hiesiger Stadt betroffen und an die Militärbehörde abg «"liefert. 41 Leipzig, 19. December. Vermißt wird seit dem 13. d. M. aus der elterlichen Wohnung in der Aurelienstraße in Lindenau derSchulknabeKarlBernhardWagner, geboren am 3. Januar 1888 in Gera. Der Knabe ist mittel groß, blond, und war u. A. bekleidet mit grauer Joppe, grün- carrirter Weste und graugestreifter Hose. Die Mutter des Ver mißten vermuthet, daß ihm ein Unfall zugestoßen ist. 44 Leipzig, 19. December. In einem photographischen Atelier in der Zeitzer Straße entstand gestern Vormittag Feuer, wobei das Atelier zum größten Theile aus- bran nie. Durch die Feuerwehr wurde weitere Gefahr bald beseitigt. 2 Leipzig, 19. December. In einer Wohnung in der Grassistraßc erstickte gestern Nachmittag beim Essen ein 47jähriger Handelsmann. Ein Stückchen Fleisch war ihm in die Luftröhre gekommen. —* Gest 0 hlen worden sind eine große Anzahl Silber suche n , als Thee-, Speise- und Suppenlöffel, Serviettenringe, Becher und Anderes mehr. Die Gegenstände sind theilweise 6. L., v. L., 6. IV. und IV. IV. gezeichnet. Auf die Wieder erlangung hat der Bestohlene eine Belohnung von 500 aus gesetzt. — Aus einer Wohnung in der F-lsenkellerstraße in Lin denau wurden gest 0 hlen drei goldene Ringe mit Brillanten und anderen Edelsteinen besetzt, im Wertste von 350 c//. — In der Nacht zum 18. d. M. sind gestohlen worden aus einem Grundstück in der Leuhscher Straße in Lindenau 10 Stück Gänse, sowie 5 Hühner und 3 Hähne mit rebhuhnfarbigem Gefieder. Die Thiere sind an Ort und Stelle abgeschlachtet worden. — In der vergangenen Nacht wurde in ein Schuh- waarengeschäft in der Carl Heine-Straße in Plagwih ein- g e b r 0 ch e n und jedenfalls ein Geldbetrag gestohlen. Der Dieb erbrach dann noch die Thür eines Delicatessengeschäftes tn dem selben Grundstück, wurde aber durch ein daselbst angebrachtes Läutewerk verscheucht. — Mittels Einbruchs wurde aus einem Keller in der Zschocherschen Straße in Plagwitz ein Faß Lagerbier, 12 Flaschen Champagner und 4 Flaschen Weißwein gestohlen. Das Faß trägt die Nummer 4201. — In Haft kam ein 25 Jahre alter Kellner aus Dresden, der kürzlich aus einem Cafe am Roßplatz einen werthvollen Winterüberzieher entwendete. Derselbe konnte wieder zur Stelle geschafft werden. — Ein schon vielfach bestrafter 31 Jahre alter, stellungsloser Handlungsgehilfe aus Elberfeld entwendete in einem Restaurant in der Eutritzscker Straße einen Geld betrag und wurde deshalb vertagtet. — Nicht weniger als fünf von den Staatsanwaltschaften Leipzig, Plauen, Hannover, Glogau und Mosbach i. B. weaen Unterscblaaunq, Diebstahls. Betrugs. Bedrobung und Hausfriedensbruchs steckbrieflich verfolgte Personen, ein Schlosser aus Lüdenbach, eine Kell nerin aus Linden, ein Korbmacher aus Kittlingen, ein Arbeiter von hier und ein Kaufmann aus Friedrichsfelde, wurden heute in hiesiger Stadt von der Polizei ausgemittelt und verhaftet. —* Im Hofe eines Grundstückes der Johannisgassc fiel gestern Abend ein Arbeiter in eine Partie Flaschen hinein. Er verletzte sich dabei so erheblich an der rechten Hand, daß er ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte. — In der Kreuzstraße wurde gestern Nachmittag ein Ge schirrführer von seinem Pferde in den rechten Arm ge bissen und so schwer verletzt, daß er sich in ärztliche Behand lung begeben mußte. 14 In der Kreuzstraße kam ein 41 Jahre alter Arbeiter aus der Georgstraßc zu Neuschönefeld in Folge Ausgleitens so un glücklich zu Falle, daß er eine Quetschung der Rippen erlitt. — In Gohlis wurde der Geschirrführer Carl W. von seinem mit Eis beladenen Wagen über den linken Fuß gefahren. Der Mann erlitt einen Knöchelbruch. — Die vorgenannten Personen fanden Aufnahme im Stadtkrankenhause. * Grofz,schocher-WtnSo>f,19. December. Die Weihnachts schulfeier, verbunden mit der Bescheerung armer Kin der. findet nächsten Freitag, den 26. December, Nachmittags i/^k» Uhr. in der Aula statt. Es werden hierzu insbesondere die freundlichen Geber, sowie die Mitglieder des Gemeinderaths, des Kirchen-, Schul- und Armenvorstandes, wie alle Gönner der Schule herzlichst eingeladen. * Pegau. 18. December. Die städtischen Collegien haben die Erbauung einer Gasanstalt einstimmig be schlossen. Die Ausführung ist der Berlin-Anhalter Maschinen- bau-Actiengesellschaft übertragen worden. Die Eröffnung der Anstalt soÜ am 1. September 1902 erfolgen. Der Bau wird voraussichtlich 150 000 cA kosten. —* Frankcnbera, 18. December. Aus der Zahl der Be werber um das erledigte hiesige Diakonat hat der Kirchen vorstand den Realschuloberlehrer oauck. rev. miu. Welker aus Crimmitschau gewählt. ' — Mittweida, 17. December. Ein hiesiger Schutzmann, der sechs Jahre als Soldat gedient hat, wurde jetzt von Oester reich als dortiger Unterthan reclamirt, da sein Vater aus Oesterreich stammt. Der Bruder hat ebenfalls in Sachsen gedient. Für den Schutzmann ist die Maßnahme um so schwerer, weil er verheirathet, Vater mehrerer Kinocr und schon 33 Jahre alt ist. rä. Lugnu, 18. December. Auf Anregung der Gemeinde Oelsnitz i. E. hat die Direktion ocr dortigen Gewerkschaft „Deutschland" einen äußerst lobenswerthen Beschluß gefapl. Nach diesem wurden vierzig italienische Arbeiter entlassen und durch Anschlag bekannt gemacht, daß dreißig in ländische Arbeiter dafür in Arbeit treten können. Bei dec be stehenden Arbeitslosigkeit hat es das Werk für richtig erachtet, erst der inländischen Arbeiterschaft zu gedenken und dieser zu einem sicheren Brode zu verhelfen. ** Lvizntl; i. E., 18. December. Mit Rücksicht auf die gegen wärtigen Erwerbsverhältnisse will Heuer der Männerverein die Aufführung des so beliebten Christspiels aussctzen. Ebenso gedenkt der Bergverein in diesem Jahre seinen prachtvollen Weihnachtsberg nicht aufzubauen. Der Schneeberger Bergverein stellt dagegen seinen Weihnachtsberg auf. U Falkenstcin, 18. December. Zum ersten Male in diesem Winter mußte in Folge von Schneeverwehungen der Communicationsweg von Neustadt nach Grünbach gesperrt und der Fährverkehr nach Grünbach über Falkenstein verwiesen wer den. Für den Fußverkehr ist entsprechende Winterbahn ab gesteckt worden. — Der Eissport konnte seit einigen Tagen hier wieder ausgenommen werden. » Schneeberg, 18. December. Herr Geheimer Schul rath Grüllich, Decernent für das Seminarwesen unseres Landes im königlichen Cultusministerium, wohnte am Montag und Dienstag im hiesigen Seminare dem Unter richte in mehreren Classen bei. Dec Genannte ließ sich auch mehrere Hauptscenen aus der jüngst von der Anstalt zur Dar stellung gebrachten Antigone mit der Musik von Mendelssohn vorführen. — Lommatzsch, 17. December. In der Dunkelheit fiel der achtjährig« Knabe des Brauereibesitzers Schönberg in Zschopau in ein zum Brühen von Mais mit heißem Wasser gefülltes Gefäß und erlitt schwere Brandwunden, die den Tod des Kindes herbeiführten. rtetzt- Nachrichten. * Berlin, 19. December. (Telegramm.) Bei dem gestrigen Diner im Schlosse hielt derKaiser folgende Rede: „Der heutige 18. December ist in der Geschichte unserer hei mischen Berliner Kunst insofern von Bedeutung, als der hoch selige Protector der Museen, Mein verstorbener Herr Vater und seine künstlerisch hochbegabte Gattin, Meine verehrte Mutter, heute vor 15 Jahren das Museum für Völkerkunde einweihten. Es war dies gewissermaßen die letzte große abschließende That, die Mein Vater nach oieser Richtung hin ausgeführt hat, und Ich betrachte es als ein besonderes Glück, daß gerade an diesem Jahrestage der Abschluß für die Arbeiten der Siegesallee hat gefunden werden können. Ich ergreife die Gelegenheit mit Freuden, um Ihnen Allen erstens Meinen Glückwunsch, zweitens Meinen Dank auszusprechen für die Art und Weise, in der Sie Mir geholfen haben, Meinen ursprünglichen Plan zu verwirk lichen. Die Aufstellung des Programms für die Siegesallee hat eine Reihe von Jahren in Anspruch genommen, und der bewährte Historiograph Meines Hauses, Prof. vr. Koser, ist Derjenige gelvesen, der Mich in Stand setzte, überhaupt den Herren greif bare Aufgaben zu stellen. War somit die historische Basis ge funden, so konnte nun weiter vorgeschritten werden, und nach dem die Persönlichkeiten der Fürsten festgestellt waren, konnten dann auch, auf historischer Forschung beruhend, die wichtigsten Helfer der Herren an ihrem Werke festgestellt werden. Auf diese Weise entstanden die Gruppen und, gewissermaßen durch die Historie bedingt, fand sich die Form der Gruppen. — Nachdem dieser Theil des Programms fertig war, kam natürlich das Schwierigste, das war die Frage: Wird «3 möglich sein, wie Ich hoffte, in Berlin so viele Künstler zu finden, die im Stande sind, einheitlich zu arbeiten, um dieses Programm zu verwirklichen? Ich hatte, als Ich an die Lösung dieser Frage herantrat, im Äuge, wenn es Mir gelingen sollte, der Welt zu zeigen, daß das Günstigste für die Lösung einer künstlerischen Aufgabe nicht in der Berufung von Commissionen, nicht in einer Ausschreibung von allen möglichen Preisgerichten und Concurrenzen be steht, sondern daß nach altbewährter Art, wie es in der classischen Zeit und so auch später im Mittelalter gewesen, der directe Verkehr des Auftraggebers mit dem Künstler die Gewähr bietet für eine günstige Gestaltung des Werkes und für ein gutes Gelingen der Aufgabe. Ich bin des halb dem Professor Reinhold Begas besonders zu Dank ver pflichtet, daß, als Ich mit diesem Gedanken an ihn herantrat, er Mir ohne Weiteres erklärte, es sei absolut kein Zweifel, daß in Berlin sich allemal Künstler genug finden würden, um eine solche Idee ohne Schwierigkeiten zum Austrag zu bringen, und mit seiner Hilfe und auf Grund der Bekanntschaften, die Ich in hiesigen Bildhauerkreisen durch Besuche von Ausstellungen und Ateliers gewonnen hatte, ist es Mir in der That gelungen, den Stab zusammenzufinden, von dem Ich den größten Theil heute um Mich versammelt sehe, um mit ihm an diese Aufgabe heranzugehen. Ich glaube, Sie werden Mir das Zeugniß nicht versagen können, daß Ich im Hinblick auf das von Mir ent wickelte Programm Ihnen die Behandlung desselben so leicht wie möglich gemacht habe, daß Ich Ihnen die Aufgabe im Allgemeinen gestellt und begrenzt, im Uebrigen aber Ihnen die absolute Freiheit gegeben habe, nicht nur die Freiheit in der Combination und Composition, sondern gerade die Freiheit, das von sich hineinzulegen, was jeder Künstler thun muß, um erst dem Kunstwerk se'n eigenes Gepräge zu verleihen; denn ein jedes Kunst werk birgt immer ein Körnchen vom eigenen Charakter des Künstlers in sich. Ich glaube, daß, wenn Ich es so nennen darf, dieses Experiment nun, wo die Siegesallee vollendet ist, als ge lungen betrachtet werden darf. Es hat nur des Verkehrs be- nöthigt zwischen dem Auftraggeber und den ausfllhrenden Künstlern, um jehLn Zweifel zu beseitigen und jede Fraoe zu be antworten, und es haben sich Schwierigkeiten größerer Art nicht gezeigt. Ich glaube daher, daß wir auf die Siegesallee von diesem Standpunctc aus mit Befriedigung allerseits zurück blicken können. Sie haben, ein Jeder in seiner Art, Ihre Auf gabe so gelöst, wie Sie cs konnten, und Ich habe das Gefühl, daß Ich Ihnen dazu das vollste Maß der Freiheit und Muhe überlassen habe, wie Ich es für den Künstler für nothwendig halte. Ich bin nie in Details hineingeaangen, sondern habe M'ch begnügt, einfach die Direktive, den Anstoß zu geben. Aber mit Stolz und Frende erfüllt Mich am heutigen Tage der Gedanke, daß Berlin vor der ganzen Welt dasteht mit einer Künstlerschaft, di: so Großartiges auszuführen vermag. Es zeigt das, daß die Berliner Bildhaucrschule auf einer Höhe steht, wie sie wohl kaum je in der Renaissancezeit schöner hätte sein können. Und Ich denke, Jeder von Ihnen wird neidlos zugestehen, daß das werktyätige Beispiel von Reinhold Begas und sein« Auf fassung, beruhend auf der Kenntniß der Antike, vielen von Ihnen ein Führer in der Lösung der großen Aufgabe gewesen ist. Auch hier könnte man eine Parallele ziehen zwischen den großen Kunstleistungen dcS Mittelalters und der Italiener, daß dec Landesherr und kunstliebende Fürst, der den Künstlern die Auf gaben darbietet, zugleich die Meister gefunden hat, an die sich eine Menge junger Leute angeschlossen haben, so daß sich eine be stimmt: Schule daraus entwickelte, die Vortreffliches zu leiste» vermochte. — Nun, Meine Herren, am heutigen Tage ist auch zu gleicher Zeit in Berlin das Pergamon-Museum eröffnet wor den. Auch das betrachte Ich als einen sehr wichtigen Abschnitt unserer Kunstgeschichte und als gutes Om«n und glückliches Zu sammentreffen. Was in diesen Räumen dem staunenden Be obachter dargeboten wird, das ist eine solche Fülle von Schön heit, wie man sie sich gar nicht herrlicher vereint vorstcllen kann. Wie ist es mit der Kunst überhaupt in der Welt? Si« nimmt ihre Vorbilder, schöpft aus den großen Quellen der Mutter Natur, und diese, die Natur, trotz ihrer großen, scheinbar un gebundenen, grenzenlose» Freiheit, bewegt sich doch nach den ewigen Gesetzen, die der Schöpfer sich selbst gesetzt hat, und die nie ohne Gefahr für die Entwickelung der Welt überschritten oder durchbrochen werden können. Eben so ist's in der Kunst: und beim Anblick der herrlichen Ueberreste aus der alten klassisch«» Zeit überkommt Einen auch wieder dasselbe Gefühl; hier herrscht auch ein ewiges, sich gleich bleibendes Gesetz: das Gesetz der Schönheit und Harmonie, der Aesthetik. Dieses Gesetz ist durch die Alten in einer so überraschenden und überwältigenden Weise, in einer so vollendeten Form zum Aus druck gebracht worden, daß wir in allen modernen Empfindungen und allem unseren Können stolz darauf sind, wenn gesagt wird bei einer besonders guten Leistung: „Das ist beinahe so gut, wie es vor 1900 Jahren gemacht worden ist." Aber beinahe! Unter diesem Eindrücke möchte Ich Ihnen dringend ans Herz legen: Noch ist die Bildhauerei zum größten Theile rein geblieben von den sogenannten modernen Richtungen und Strömungen, noch steht sie hoch und hehr da, — erhalten Sie sie so, lassen Sie sich nicht durch Menschenurtheil und allerlei Windlehre dazu ver leiten, diese großen Grundsätze aufzugeben, worauf sie auferbaut ist! Eine Kunst, die sich über die von Mir bezeichneten Ge setze und Schranken hinwegsetzt, ist keine Kunst mehr, si« ist Fabrikarbeit, ist Gewerbe, und das darf die Kunst nie werden. Mit dem viel mißbrauchten Worte „Freiheit" und unter seiner Flagge verfällt man gar oft in Grenzenlosigkeit, Schrankenlosig keit, S«lbstüberhebung. Wer sich aber von dem Gesetz der Schön heit und dem Gefühl für Aesthetik und Harmonie, die jedes Men schen Brust fühlt, ob er sie auch nicht ausdrücken kann, loslöst und in Gedanken in einer besonderen Richtung, einer bestimmten Lösung mehr technischer Aufgaben die Hauptsache erblickt, der versündigt sich an den Urquellen der Kunst. Aber noch mehr: Die Kunst soll mithelfen, erzieherisch auf das Volk einzuwirken, sie soll auch den unteren Ständen nach harter Mühe und Arbeit die Möglichkeit geben, sich an den Idealen wieder aufzurichten. Uns, dem deutschen Volke, sind die großen Ideale zu dauernden Gütern geworden, während sie anderen Völkern mehr oder weniger verloren gegangen sind. Es bleiot nur das deutsche Volk übrig, das an erster Stelle be rufen ist, diese großen Ideen zu hüten, zu pflegen, fortzusetzen, und zu diesen Idealen gehört, daß wir den arbeitenden, sich abmllhenden Classen die Möglichkeit geben, sich an dem Schönen zu erheben und sich aus ihren sonstigen Gedankenkreisen heraus- und emporzuarbeiten. Wenn nun die Kunst, wie es jetzt viel fach geschieht, weiter nichts thut, als das Elend noch scheußlicher hinzustellen, wie es schon ist, dann versündigt sie sich damit am deutschen V,4ke. Die Pflege der Ideale ist zugleich die größte Culturarbeit, und wenn wir hierin den anderen Völkern ein Muster sein und bleiben wollen, so muß das ganze Volk daran Mitarbeiten, und soll die Cultur ihre Aufgabe voll erfüllen, dann muß sie bis in die untersten Schichten des Volkes hindurch gedrungen sein. Das kann sie nur, wenn die Kunst die Hand dazu bietet, wenn sie erhebt, statt daß sie in den Rinnstein niedersteigt. Ich empfinde es als Landesherr manchmal recht bitter, daß die Kunst in ihren Meistern nicht energisch genug gegen solche Richtungen Front macht. Ich verkenne keinen Augenblick, daß mancher strebsame Charakter unter den An hängern dieser Richtungen ist, der vielleicht von den besten Ab sicht erfüllt ist, er befindet sich aber doch auf falschem Wege. Dec rechte Künstler bedarf keiner Marktschreierei, keiner Presse, keiner Connexionen. Ich glaube nicht, daß ihre großen Vor bilder auf dem Gebiete der Wissenschaft weder im alten Griechen land, noch in Italien, noch in der Renaissancezeit je zu einer Reclame, wie sie jetzt durch die Presse vielfach geübt wird, ge griffen haben, um ihre Ideen besonders in den Vordergrund zu rücken. Sie haben gewirkt, wie Gott es ihnen eingab, im Uebrigen haben sie die Leute reden lassen. Und so muß auch ein ehrlicher, rechter Künstler handeln. Die Kunst, die zur Reclame he^ntersteigt, ist keine Kunst mehr, mag sie hundert- und tausendmal gepriesen werden. Ein Gefühl für das, was häßlich oder schön ist, hat jeder Mensch, mag er noch so einfach sein, und dieses Gefühl weiter im Volke zu pflegen, dazu brauche Ich Sie Alle, und daß Sie in der Siegesallee ein Stück solcher Arbeit geleistet haben, dafür danke Ich Ihnen ganz besonders. Das kann Ich Ihnen jetzt schon mittheilen: der Eindruck, den die Siegesallee auf den Fremden macht, ist ein ganz überwältigender, überall macht sich ein ungeheurer Respect für die deutsche Bild hauerei bemerkbar. Mögen Sie auf dieser Höhe stets stehen bleiben, mögen auch Meinen Enkeln und Urenkeln, wenn sie Mir dereinst erstehen werden, die gleichen Meister zur Seite sieben! Dann, bin Ich überzeugt, wird unser Volk in der Lage sein, das Schöne zu lieben und das Ideale stets hochzuhalten. Ich erhebe Mein Glas und trinke auf Ihrer Aller Wohl, und noch mals meinen herzlichsten Dank." * 2t. Etienne. 17. December. (Telegramm.) Mehrere ausständige Weber veranstalteten auch gestern Abend lärmend« Straßenkundqebungen und zer trümmerten in verschiedenen Fabriken di« Fensterscheiben. Mehrere Fabrikanten erklärten nunmehr dem Polizeicommissai, daß sie dergleichen Ausschreitungen selber mit der Waffe in der Hand verhindern würden. * Peking. 18. December. (Telegramm.) Es ist noch keine Entscheidung über die Wiedereinsetzung der chinesischen Regierung in Tientsin, das noch immer unter provisorischer europäischer Regierung steht, getroffen worden. * Washington, 18. Decenib«r. (Telegramm.) Nach einer Nachricht der „Associated Preß" wird nach halbamtlichen Nachrichten der Ausbruch der Feindseligkeiten zwischen Columbien und Venezuela als bevor- stehend angesehen. Verantwortlicher Redakteur vr. Her», Aüchling in Leipzig. Für den musikalischen Tbetl Adolf Autvoedt tn Leipzig, lHolMSpliie-AlbiM unä Albums kür Lmat6ur-?ti0to§rapk6n !n koekkvlovl' Ausstattung. uniß Uvukvilon kovkßeinsi' IVIockr IMIep 8 ketei88lra88k 8 KIIrlel-lgZclieii in rviokor äusvnkl. llöodsto ^usrviodnunx NSvizl. Sächsischs StLLtsweSatlls tllr bisher unerreichte Vollliommcnhelt in cker kubrlliutloo feine«' u. pl'sktisokei' l.eäei'vvsl'en u. Kaffen. SokuI-Ni^lilrsI »I: lsrclm, MrMr-lsttdctm.
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