01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.03.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-03-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010316018
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- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901031601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-03
- Tag1901-03-16
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IM §8 Berlin, 15. Marz. (Privrntkleflramm.) Zur Vorlage über die oftasrtkunischc Eisenbahn ist dem BundeS- rath nachträglick noch eine ausführliche Begründung zn- gegangen, der wir das Folgende cnlnebnien: DaS jetzt in Aussicht genommene Capital von 24 Millionen Marl setzt sich wie folgt zusammen: 1) die reinen Baukosten, bei theilweise wtniger provi sorischer Ausführung als nach dem der Eiais- sordrrung angesügteu Kostenanschläge 16 500000 ./L 2) zur Deckung für Risico und Gewinn deS Bau unternehmers 1 500 000 - 3) für den Betrieb von durchschnittlich 100 km jähr lich zu Lasten des Baufondö für 3 Jahre ü 1000 300 000 » 4) für die Verzinsung des Baucapitals in durch schnittlicher Höhe von 9 000000-/6 wahrend 5Jahre zu 4 Procent 1 800 000 . k>) Fonds für in den ersten Betriebsjahren sich als nvthwendig herausstellende, noch dem Bausonds zur Last fallende Ersatz, und Ergiinznngsbanten . 1 500 000 - 6) Reserve für etwaige Betriebsunfälle in den ersten Betriebsjahren 1000 000 » 7) Betriebsfonds 500000 - 8) zur Deckung unvorhergesehener Ausgaben, ins ¬ besondere mit Rücksicht aus die Schwierigkeit der Bauausführung im tropischen Klima .... 900 000 » Zusammen 24 000 000 Die sichere und rechtzeitige Fertigstellung der Bahn zu Lasten der Gesellschaft bedingt eine nicht zu knappe Be messung der Mittel, welche auch insofern im Interesse des Reichs liegt, als dieses die ZinSzaranlie ledig lich den Antheilseignern gewährt, so daß in den ersten Jabren die Gesellschaft bei der Beschaffung weiterer Mittel voraussichtlich aus erhebliche Schwierig keiten stoßen würde. Andererseits ist es ausgeschlossen, daß der Gesellschaft aus etwaigen Bau-Ersparnisse» ein Ge winn erwächst. Solche Ersparnisse sind vielmehr einem Reservefonds zuzuführen, welcher unter Genehmigung des Reichskanzlers zinsbar angelegt werden muß und bezüglich dessen Zinsen der Reichskanzler alljährlich bestimmt, ob sie dem Fonds selbst oder den Betriebseinnahmen znsließcn sollen. — Die Rückzahlung der gelvosten Antbeile zu 120 Proc. wurde von den Banken als unumgänglich bezeichnet, wenn das Gesamnitcapital dem Reiche zu pari überwiesen, dagegen die Zinsgarantie nicht über 3 Proc., erhöbt werden sollte. — Die Minister kommen und gehen, die Geheimräthe aber bleiben. So klagt das Centrum seit Jahren, wenn eS hieß, daß wieder ein schöner Traum nur Schaum gewesen sei. Nun findet aber auch der Bund der Landwirt he, der Geheimrath sei sein Freund nicht. Die „Dtsch. TageSztg." schreibt: Wir wissen längst, daß es irgendwo an irgend einer Stelle der Reichsregicruug Geheimräthe giebt, die fanatische Gegner der landwirthschaftlichen Fordcrnngen bezüglich der Neuregelung Les Zolltarifs sind. Die Spuren dieser Herren haben wir in den Quertreibereien der freihändlerischen Presse mehr als einmal ver folgen können. Bisher haben wir darauf verzichtet, in dieses Treiben näher hincinzuleuchten, wir wollen cs auch heute noch nicht thun, weil wir vorläufig der Ucberzeugung sind, daß die ganze Mache nicht schaden wird. Es könnte aber sein, daß wir, wenn die Quertreibereien sortdaucrn, uns einmal für verpflichtet halten werden, dasjenige offen mitzutheilen, was uns in dieser Be- Ziehung berichtet worden ist. Manche Leute erinnern sich, daß Geheim- und andere Räthe gegen die Canalvorlage gearbeitet haben und des halb von den Organen des Bundes der Landwirthe nicht nur höchlick belobt, sondern auch der Belohnung und Be förderung für würdig erachtet worden sind. Auf die Re gierung wird es also schwerlich tiefen Eindruck machen, wenn die „Dtscbe. TageSztg." jetzt Geheimräthe, die ihr nicht gefallen, gerüffelt wissen will. Der Wille der „D. TageSztg." ist doch noch lange nicht mlprvma lex. (2 Posen, 15. März. (Telegramm.) Das amtlich ermittelte Wahlergebnis; der Reichstags-Ersatzwahl vom 11. März im hiesigen Wahlkreise ist folgendes: v. CbrzanowSki (polnisch-radical) ist mit 15412 von 25621 Stimmen gewählt; Oberbürgermeister Witting (natl.) erhielt 9482 und Kasprzak (soc.-dem) 720 Stimmen. * AuS Schlesien wurde vor einigen Tage» berichtet, das Generalcommando des VI. Armeecorps habe den katholischen Militärgeistlichen verboten, polnische Predigten für die Soldaten polnischer Zunge anzusetzen. Jetzt schreibt die »Schief. Ztg.": Die Nachricht ist in dieser Form falsch. Den katholischen Militärgeistlichen steht es nach wie vor durchaus frei, den polnisch sprechenden Soldaten die Predigten in ihre Muttersprache zu über- setzen, so lange diese Soldaten der deutschen Sprache nicht vollständig mächtig sind. Sobald aber festgestellt ist, daß die Soldaten polnischer Sprache das Deutsche vollständig verstehen, sollen die Predigten und Gebete selbstverständlich nur noch in deutscher Spracht stattfinden. So „selbstverständlich" scheint nnS daS leider doch nicht gewesen zu sein, sonst hätte eS ja nicht erst eines besonderen Erlasses bedurft. * LhligS, 14. März. Dank der Haltung der Ultra montanen gingen aus der gestrigen Stadtvcrordneten- Stickwahl die beiden socialdemokratischen Candidaten als Sieger hervor. Sie erhielten 328 und 331 Stimmen, während die Candidaten der bürgerlichen Parteien nur 295 und 302 Stimmen auf sich vereinigten. Die Ultramontanen, die den Ausschlag geben mußten, haben sich zum Tbeil der Stimme enthalten, zum Theil sogar die „Genossen" ge wählt. (Köln. Ztg.) * Darmstadt, 14. März. AuS Anlaß des von dem Groß herzoge und dem socialdemokraiischen Abgeordneten Ulrich be suchten parlamentarischen Bierabends wird in einer Zuschrift an den „Schwäb. Merk." auf die übergroße Rücksicht hin gewiesen, die der Präsident der Zweiten Kammer, Geheimer RegierungSrath Haas, den Wünschen der Socialdemo- kraten zu Theil werden läßt. Es heißt darin: Die Betheiligung der Socialdcmokraten am Bierabend war nur möglich io Folge der Nachgiebigkeit des Präsidenten der Zweiten Kammer, der den diesen Abend besuchenden socialdcmokratifchen Ab geordneten vorher die Versicherung gegeben hatte, daß keinerlei monarchische Ovationen stattsinden würden. Eine solche Nachgiebigkeit hat der Präsident schon öfters bewiesen. In der letzten Freitagssitzung fiel es z. B. auf, daß er des Attentats auf den Kaiser erst am Schluß der Sitzung gedachte. Wie nachher bekannt worden ist, geschah LieS auS Rücksicht auf die Social demokraten, die sich erst nach Schluß der Debatte entfernten. Wenn der Großherzog gewußt hätte, daß Herr Ulrich und Genosse» eine solche Rücksichtnahme verlangt hätten, so würde er sich schwerlich mit Herrn Ulrich in ein Gespräch eingelassen haben. Oesterreich-Ungarn. * Wien, 15. März. (Telegramm.) Das Abgeord netenhaus nahm die Wahl der Quotendeputation vor und setzt« die erste Lesung der JnvestitionSvorlage fort. Frankreich. Dsronlbde * Lausanne, 15. März. (Telegramm.) Die Zeugen Döroulöde's und Buffct'S haben vergangene Rächt ein Abkommen vereinbart, durch da» angesichts der Thatsache, daß den beiden Gegnern Ausweisungsbefehle nebst Hast- androhnung ^»gegangen sind, und ein Duell durch die Polizei absolut unmöglich gemacht ist, der Zwischenfall Döroulöde- Buffet als erledigt erklärt wird. Döroulüde ist heute früh über St. Gotthard nach Mailand, und Buffet gleichzeitig nach Basel abgercist. Arbeiter Ausstände * Marseille, 15. März. (Telegramm.) Die aus ständige» Arbeiter hielten heute Bormittag eine Versammlung ab und beschlossen die Fortsetzung des AuSstandeS. Sie zogen dann, 2000 Mann stark, nach den Quais und vor das Nathhaus, wo eine Abordnung eine Unterredung mit dein Bürgermeister batte. * Paris, 15. März. (Telegramm.) Der gestrige Mitfastentag wurde bei sonnigem Wetter geräuschvoll und lustig gefeiert. Die Aufzüge der Waschhäuser und Markt hallen boten keinen besonderen Reiz. Dir Ausständigen von Mont ceau-leS-Mines batten den wunderlichen Einfall, zwei Wagen mit Darstellungen aus dem Leben der Grubenleutc im Carnevalsaufzug mitfahren zu lassen und bei der Ctraßeumenge für ihre Kame raden zu sammeln. Sie fanden jedoch nicht die geringste Gegenliebe. Niemand rückte einen Sou heraus. Biele Leute riesen: „Weg mit der Politik! Keine Politik am Faschings- tag!" Und die Polizei bestimmte die Leute, auS dem Auszuge auSzuscheide». Der Zwischenfall gab einigen Strolchen den Gedanken ein, sich für Bergleute auszugebcn und angeblich für die Ausständigen zu betteln. Sie wurden aber rasch entlarvt und verhaftet. (Boff Ztg.) Orient. Albanesisches; t^ros;l>nlgarischc Ttrebnngcu. * Konstantinopel, 15. März. (Telegramm.) Die für nächste Zeit in Dibra geplante albanesische Volks versammlung ist in Folge der vom Hildiz-Palaste den Localbehörben ertheilten Weisungen endgillig ausgegeben worden. * Sofia, 15. März. (Telegramm.) Wie bestimmt verlautet, hat der Minister deS Inner» anzeordnct, daß den makedonischen Schützende rein en die Waffen ab- znnehmen und das; ihre militärischen Uebungen zu ver bieten seien. Asien. Tie japanischen Stcuervorlagen. * Aokohama, 15. März. (Telegramm.) Das Ober haus nahm eine ehrfurchtsvolle Antwort auf die Botschaft deS Kaisers, in der das Hans seine Zustimmung zu den vom Kaiser geäußerten Wünschen ansspricht, an. Tie Steuer vorlagen wurden sodann an die Commission zurückverwiesen, damit diese einen neuen Bericht auSarbcite. Antiühnastischc Agitation in Pcrjicn. * Petersburg, 13. März. I» Persien hat sich das Gerücht verbreitet, am Bairamfest, den persischen Neujahrs tag am 22. März, Werve ein Erlaß des Schahs veröffentlicht werden, durch den der Geistlichkeit die Verwaltung ihres großen Landbesitzes entzogen werden würde. Die den Geistlichen ge hörenden Ländereien sollen in Zukunft von besonderen NegierungSbeamten, und zwar angeblich von Belgiern, verwaltet werden. Dieses Gerücht hat unter den Mullahs eine große Erregung verursacht. Sie betreiben eine eifrige antidhnaslische Agitation unter dem Volk. In Teheran wiegelten in der großen Moschee die Geistlichen kürz lich daS Volk gegen den Schah auf. Es entstand ein Volksausrubr. Nach blutigen Straßeukämpsen stellte das Militär mit Mühe die Ruhe wieder her Eine«' der Hauptschuldigen, ein Mullah, wurde öffentlich erdrosselt. M<;rcre, dem Hofstaat des Schahs angehörende hohe Würren- träger, die an der Anstiftung des Ausstandes betheiligt sind, wurden nach Choraszan verbannt und ihr gesammteS Besitz- thum wurde confiScirt. (Frkf. Ztg.) Marine. G Berlin, 15. März. (Telegramm.) Laut telegraphischer Meldung ist S. M. S. „Seeadler", Eommandant Corvetten- Eapitän Schack, am 14. Marz in Amoy augckommen. S. M. S. „Hansa", Eommandant Fregatten-Capitän Paschen, mit dem zweiten Admiral Les Kreuzergeschwaders, Contrcadmiral Kirchboss an Bord, ist am 14. Mürz in Tongkn angekommen. S. M. S. „Stein", Eommandant Fregatten-Eapilän Bachem, ist am 14. März in Falmouth angekommen und beabsichtigt am 28. März nach Kiel in See zu gehen. Kunst und Wissenschaft. Musik. Zwanzigstes GewandbauSconcert am 14. März. Diesmal trat uns jeder Einzelne unseres wackeren uner müdlichen Gewandhausorchesters als Uebermensch, der gefeierte Dirigent Herr Arthur Ni lisch als Oberüber- mcnsch entgegen. Zarathustra, nicht in der einfachen melo dische» Sprache Nietzsche'S, sondern in musikalischer Gewan dung von sinnverwirrender Farbenpracht hat endlich seinen nicht gerade triumphirenden, aber immerhin unbestrittenen, von Bielen lebhaft begrüßten Einzug in die, nagelneuen Kunstbestrebungen mehr und mehr gastliche Herberge ge währenden Räume deS alten Kunstinstitutes, wo nach (Ferdi nand Pfohl) früher nur alte Kleider auSgeklopft wurden, daher der Name GewandbauS, gehalten. Die öfters abstoßenden Seiten dieses Werkes konnte unser Orchester freilich nicht bergen, aber die mannigfachen, von Niemand angefochtenen Schönheiten desselben traten mit berückender Gewalt in die Erscheinung und fügten ein frisches Lorbeerblatt dem Nubmes- kranze deS Gewandhausorchesters und seines Führers, der sich in neuen Kleidern heimischer als in alten Gewändern fühlt, hinzm Wie begreiflich lenkte Zarathustra am Abend daS Hauptinteresse auf sich, wird jedoch de» Wirerstreit der Meinungen über den „Pfadfinder" einer neuen Kunst nach den Einen, über die Verirrungen eines hochbedeutenden Künstlers nach den Anderen, in Nichts vermindern. So kann ich mich denn über die anderen bekannten Nummern, alS: Haydn's Symphonie Cckur, „I-'on>8" — so genannt wegen des Finales, eine Art von Tambourin, Bärentanz —, über die reizende, durch schalkhafte Anmuth der Nhytbmik be stechende Serenade für Streichorchester von R. Volkmaun und die Freischütz-Ouverture nur auf eine Erwähnung be schränken, um mich wiederum, so weit es der Raum zuläßt, mit Zarathustra zu befassen. Vorher sei aber noch der Mit wirkung von Frl. Edyth Walker, k. 1. Hofopernsängeriu aus Wien, rühmend gedacht, deren herrliche Altstimme, gleich ausgezeichnet durch Fülle und Wärme der Ton gebung, die ein leises vibiato noch bestrickender macht, wie durch die vollblütige dramatische Art ihres VortrazS, die allerdings stracks auf die Bühne deutet, allgemeine und stürmische Zustimmung sand. Sie sang Scene und Arie von Beethoven (,,-4ii l'erücko"), „Auf dem Meere" vou N. Franz, „Kindcrklage" von Victor Boschetti (gute Trillerctude für den Begleiter), „Kreuzzug" und „Rastlose Liebe" von Franz Schubert. Ihrer Natur angemessen zündete sie am unmittel barsten mit den Gesängen leidenschaftlichen Charakters. Des wegen bildete die Zugabe („Neue Liebe" von A. Rubinstein) und nicht der bekannte, den Altistinnen von jeher anS Herz gewachsene „KNuzzug" vvn Schubert den Höhepunkt ihrer Leistungen. — Und nun wieder zu Zarathustra! Die Philosophie des Friedrich Nietzsche hat schon angcfangen, Unheil anzurichten, und wird es deS Weiteren thun, freilich am meisten bei Denen, die sie mißverstehen. Daß aber Nietzsche, denn Nietzsche ist Zarathustra, eincS Tages in Musik umgewerthet werden könne, das hätte ihn, so wie ick den Philosophen kannte,* *) höchlichst ergötzt, vielleicht hätten ibn aber die Greuel, die von Strauß in seiner Tondichtung mit der Absicht verübt worden sind, um die mittels einer wundersam schonen, klaren und reinen Sprache in Nietzsche'S Buch niedergelegten Gedanken und GeisteSwandlungen musikalisch zu illustriren, zu deuten, oder — aufrichtig gesagt — zu verundeutlichen, betrübt, wenn nicht entrüstet. Ein solches Unterfangen liegt einmal nicht im Wesen und im Ausdrucksvermögen der Musik, so sehr ihr, und gerade ihr die Macht verliehe» ist, die zartesten Geheimnisse und Regungen der Seele, die tiefsten Wallungen des Herzens, wo selbst das beredteste Wort versagt oder ent» nüchtert, zu offenbare». Der rein musikalische Kern, wenn wir ibn herauSznschälen uns bemühen, ist in Zarathustra von Strauß nickt bedeutend. Auf enormem Wissen fußend und aus alle Fälle überaus geistvoll stellen sich die Ver knüpfungen, Erweiterungen, Verengerungen, die Bezugnahme der Leitmotive oder, wie sie jetzt auch genannt werden, der Symbole dar, ebenso die Gruppirung der Theile und zwischen diesen die gleichsam organisch herauswachsenden Uebergänze, da, ivo sich bei minderwerthigen Programm-Musikern allerlei nichtssagende VerlegenheitSmeliSmen oder langweilige Jnstru- mental-Necitative einznstellen Pflegen. Die Leitmotive Richard Wagner'S bedürfen eigentlich keines CommentarS, dieser geht ans dem Zusammenhänge mit der Scene, der Handlung nnd den Figuren hervor. Die bedenklichste Schwäche der durchgeführten absoluten Programm-Musik liegt aber darin, daß man zur Erlangung des Verständnisses und möglicher Geuußfreudig- keit erläuternder Beihilfe nicht entrathen kann. Du lieber Himmel, man wird älter, und da griff ich in meinen Nöthen nach der Schrift des jüngsten und begeisterungserfülltesten Schildknappen der Strauß'scken Morgenröthe, nach Gustav B re ch er (Richard Strauß, Leipzig, Hermann Seemann Nach folger). Nach Brecher schließt Zarathustra die fünfte SchasfenSperiode deS Tondichters ab. „Seine SckaffenSidee gelangt zum idealsten, gesteigertsten Ausdruck. Der seine Wclt- uud Kunstanschauung in ungeheurer Erhabenheit ver- lörpernde Vorwurf hat seine musikalische Phantasie zu einer Höhe und Größe emporgernngen, alle seine Fähigkeiten so mächtig angespannt, daß diese Ton dichtung, dem gewaltige Vorwürfe völlig ebenbürtig und auck an und für sich zu einem Klimax symphonischer Kunst geworden ist, dessen ganze Tragweite und historische Be deutung von uns Nahestehenden noch gar nicht ermessen werden kann." Nachher klagt Brecher „über Unverstand sicher aber noch mehr bösen Willen der Zunstkritikcr", und läßt etwas verlauten von „viel Mißverstandniß seitens hart- nnd schwerköpfig Organisirten" — bei diesen Worten fahre ich mir ganz verwirrt über meine zurückgebliebene Stirn. Doch weiter belehre ich mich über die verschiedenen Motive »nd dringe vom Natur-Thema (dem herrlichen Sonnenauf gang, der allerdings seines Gleichen sucht), von dem Sehnsuchts thema, dem verstopften Credo, den Hinterweltlern, dem Eckel motiv über die grunzende füiifstimmige Fuge, über das ziemlich triviale Tanzlied und noch einmal das Eckelmotiv hinweg, zum Schluß in llclur vor, der aber in (.'stur auf hört, sehne mich aber daraufhin zurück nach dem hintersten Hinterlande der Hintcrwclt. Adolf Rut Hardt. *) Es war mir vergönnt, im Jahre 1885 während eines mehr wöchigen Sommerausenthalts in Sils Maria den Philosophen, dessen Bekanntschaft ich zufällig gemacht, fast jeden Nachmittag bis Sonnenuntergang ans seinen einsamen Spaziergängen ins Val Fex zu begleiten. Freilich, diese edle lautere Persönlichkeit flößte mir mehr Bewunderung ein als seine ganze Philosophie. Voncert -er Ungarische» Zigennercapelle im Paluicngarten. Leipzig, 14. März. Die Direktion des Palmcngartens scheut weder Mühe noch Kosten, um ihren Besuchern mit eigen artigen und interessanten Concertvcranstaltungen aufwarten zu tonnen. Mit dem Engagement der Ungarischen Zigeunercapelle, die unter der Leitung von Piros Jüzsi (Hofcapellmeister des Erz herzogs Joseph von Oesterreich Ungarn) am Donnerstag zum ersten Male ihre Weisen ertönen ließ, hat sich die Dircction den Dank des musikliebenden Publicums verdient. Die Capelle, die von Pest (wo sie auf der sog. Margarethen-Insel als Curcapell« sungirt) direct nach Leipzig gereist ist, setzt sich in der üblichen Weise aus Streichinstrumenten und dem nationalen Cymbal zu sammen und besteht aus 16 Mitgliedern, ist also eine der stärksten Zigeunercapellen, die gemeinhin nicht mehr wie höchstens zehn Spieler zu zählen pflegen. Die Klangfarbe dieses 16 Mann starken Orchesters ist aber «ine so gesättigte und voluminöse, daß man die doppelte Anzahl von Spielern zu hören vermeint. Es ist eigenthümlich, wie diese Leute zu schattiren verstehen, sie instrumentiren gleichsam das von ihnen vorgetragene Tonstück. Ein gewöhnliches, nur aus Streichinstrumenten zusammen gestelltes Orchester würde auf die Dauer einseitig wirken, hier dagegen empfindet man nicht den Mangel der Blasinstrumente, letztere würden im Gegentheil nur störend und das Ganze be einträchtigend eingreifen. Die heimathlichen, einen aus gesprochen nationalcharakteristischen Typus tragenden Weisen der Pußtasöhne fesseln uns deutsche Zuhörer immer am meisten, denn der Deutsche hat gerade für diese fremdländische Musik mit ihren schwcrmüthigen Lassans, feurigen Frischkas und wildlustigen Czardas einen ausgeprägten Sinn und kann sich der zauberhaften Phantastik dieser Tongebilde nicht ver schließen. Die Rhythmik und Ornamentik der Improvisation ist ein ureigenstes Princip dieser Zigeunermusik, die man auch nur von Zigeunern hören kann. Liszt, der weste Kenner und glühendste Verehrer dieser Musik, sagt darüber: „Hier giebt sich die Improvisation allen Wellenlinien und jeder Laune einer ins Blaue hinein in Paraphrasen sich tummelnden Phantasie hin, die seltsamsten Schlangenwindungen, die verschlungensten Kreise, das verworrenste Zickzack erscheinen und lassen sich auf syncopirten Rhythmen wie auf einer Schaukel wiegen, cadenziren, als sollten sie den Sternen vorantanzen, senden Funken in Trillerraketen empor und ruhen wie auf einem wunderbar weichen und lieb lichen, und doch wieder ernsten und plastisch scharfen Mordent (Doppelschlag) aus." — Die Capelle erregte aber nicht nur mit ihren nationalen Weisen, sondern auch mit formell ab geschlossenen Tonstücken die größte Bewunderung. Selbst minder- werthige Kuustproducte werden in dieser gleichsam papricirtcn Auftragung schmackhaft gemacht. Die Künstler verstehen die seichteste Melodie zu heben und zu veredeln. Ein Besuch dieser Concerte, in denen man neben dem tüchtigen Geigen virtuosen Piros J'.zsi auch einen vorzüglichen Cymbalisten zu hören Gelegenheit hat, kann Jedermann bestens em pfohlen werden. L. Wamboldt. * Therese Behr muß wegen starker Indisposition ihr für den 20. d. M. ongesetztes Concert aufgeben. Die Eintritts karten werden in den betreffenden Handlungen zurückgezahlt. Noch einmal Pkter Benoit -s». Mit dem Dircctor des königl. Conservatoriums zu Antwerpen, dessen Tod uns der Tele graph in diesen Tage» gemeldet hat, verschwindet eine der talent vollsten und originellsten Persönlichkeiten des belgischen Musik lebens. Peter Benoit war am 17. August 1834 zu Harle« bete in Westflandern als Sohn eines armen Handwerkers ge boren und ursprünglich für die Laufbahn eines Anstreichers und Laclirers bestimmt. Ter unwiderstehliche Hang zur Musik trieb ihn gegen den Willen der Eltern nach Brüssel, wo er nach schweren Jahren 1857 am Eonservatorium mit seiner Kantate „Der Tod Abei's" den großen Staatspreis für Composition erlangte und damit die Mittel für ausgedehnte Studienreisen. Nach längerem Aufenthalt in R o m kam er nach Deutschland und faßte hier, für die Wagner-Liszt'sche Richtung begeistert, den Plan einer Wiedererweckung der alten vlämischen Musikschule, welchen er in einer an die Brüsseler Akademie der Wissenschaften gerichteten Schrift, „Tie vlämische Musikschule und ihre Zukunft-, MM: 19l Vor8 Her, Pro! im Sanzrn o' war) zur Aufbewahrung übergeben worden, sehr gut entwickelt nnd gestaltet; es wiegt Bei Ba Dividenl H Neue M i l l i o n ä r s g e s ch e n k e an die Wissen schaft. John Rockefcllcr in Chicago hat wieder einmal eine Kleinigkeit seines Ricsenvermögcns der Wissenschaft geopfert, indem er der Brown-Universität eine Million Mark überwiesen hat, falls für dasselbe Institut von anderer Seite vier Millionen Mark zu sammengcbracht werden. Eine solche Bedingung Pflegt in Amerila regelmäßig Erfolg zu haben, nnd dieselbe Hochschule hat ans diese Weise schon einmal ein Geschenk von vier Millionen Mark erhalten, von denen ebenfalls AockcfeUcr eine Million gezeichnet hatte. Gleich zeitig hat die Universität von Süd-Calisornien von einer reichen Dame 100 000 -L überwiesen erhalten, an deren Auszahlung eben- salls die Bedingung geknüpft wurde, daß ein dreifacher Betrag vou anderer Seite gesammelt werde. 0. L. Das Gehirn eines Componisten. Das Gehirn des vor einigen Tagen verstorbenen vlämischcn Componisten Peter Benoit ist vvn den Aerzten Dewandre und Verriest aus dem Schädel des todten Meisters entfernt und dem Antwerpener Eonservatorium (dessen Leiter Benoit Benoit's Gehirn ist 1205 Gramm. * Der Pressa-PreiZ, der aller vier Jahre von der Akademie der Wissenschaften in Turin verliehen wird, ist Ende dieses Jahres wieder fällig. Er besteht in einer Summe von 8000 und soll als Auszeichnung für die wichtigste Forschung oder Erfindung während der letzten vier Jahre ansgctheilt werden. Tien«ta Villielm 8«! dikÄ vnssührlich darlcgie. NN Ntffftt 1861 Ubnnvhnk er sn Pckkk»,' um sei» Leben z» fristen, die Stelle des Eapellmeisters an dem von Offenbach geleiteten Theater der BoufjeS Parisiens. Nach seiner Rückkehr nach Belgien (1803) erregte er die Ausmertsamteii durch sein lebhaftes Eintreten für die vlämische Bewegung im All gemeinen und die Wiedergeburt der vlämischen musikalischen Kunst im Besonderen, sowie durch eine Reihe beachtenswerther Kompo sitionen. In dieser Beziehung find zu nennen das Oratorium „Lucifcr- (1860), die Oper „Isa« und das Oratorium „Die Schelde« (1867», das religiöse Drama „Dir Kirche» und dir Cantate „Der Krieg« >1873). Im Jahre 1867 nach Antwerpen, der alten vlämischen Hochburg, übergefiedelt, schuf Benoit hier in seiner bescheiden begonnenen ftädtijckicn Musikschule eine Pflanzstätte für die neue vlämische Musik. Es folgten nun an größeren, überall in Belgien mit verdientem Beifall gegebenen Werken das lyrische Drama „Charlotte Corday« nnd die „Rubens-Cantate« (1877), das Oratorium „Der Rhein« (1880) und eine Reihe patriotisäzer Compositionen, unter denen die reizend friscl-e „ K i n d c r c a n t a t e« hervorzuheben ist, deren Aufführung durch 1400 Schulkinder im Stadtpark zu Brüssel (1885) unter Leitung des Componisten bei dem Schreiber dieses einen unvergeßlichen Eindruck hinterlassen hat. Vor zwei Jahren hatte Benoit die Genngthnung, seine Musikschule, Dant deni Fortschritte der vlämischen Bewegung, durch Kammerbeschlng zum König!. Vlämischen Eonservatorium erhoben nnd sich an die Spiße gestellt zu scheu. Lauge hat er sich Les Triumphes der guten Sache, welcher er sein ganzes Leben gewivmet hatte nnd für die er bis zuletzt mit jugendlichem Eifer schaffte, nicht freuen dürfen; aber sein Andenken wird in seinem Vater lande, nnd vor Allein bei seinen engeren vlämischen Lande-genossen, als das eines charaktervollen Mannes und hochbegabten Künlllers für alle Zeiten hochgehalten werden. §auht-Mel tirchhof i Sonntag» lagen des! Tic ftädtiset übernimmt Schwein, BundrSr Patent-,«« cTuchhalle Qfsentlichc Uuiversi tagen g abends) 9-1 u. eriolgt l Nachm. Stadtbi! Dienstch B sicher Biblioth Bücherai Vorlegu Biblioth Boiksbil Volksbib Piidagogisck aeössn.Mii »iusikbiblio n. 3-6 UI können im PolkSbiblio jeden Mitlt , volksburc Heiken Lei; zeit 1—3, Städtisches Kunstvcrc tagen '/,11 tagen 10 — und Freit, Connabenk tritt in de> O»rassi-Mns u. Feiertag Montags Dienstags, V.rajsi-Mns (ausgenomi tagen von Sonnabeick thek wochi Tas Antike versitätsfer geösfn. Zlp Sammlung« Johannisp u. 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Denn in letzterem Falle kann sie sich viele Arbeit, Kohlen und auch Aerger ersparen, da sich mit Len Knorr'schen Fabrikaten in wenigen Minuten eine ganz vorzüglich schmeckende Suppe, bei der jede Ge fahr des Mißlingens ausgeschlossen ist, Herstellen läßt. Wissenschaft. td. Hachschlilnachrichtctt. In den Lehrkörper der Berliner Universität sind als Privatboccnlcn bei der medicinischen Facultüi eingetreten Or. Albert Köhler, Arzt in der Charite, Or. Max Martens, Assistenzarzt bei Professor König, nnd Or. Morn; Borchardt, Assistenzarzt bei Professor Bergmann. — Professor Or. des Coudrcs in Göttingen hat den Rus nach Würzburg abgelchnt. — Gcstorben ist Professor Wilhelm Neurath von der Hochschule für Bodencultnr in Wien. — Der Privatdocent an der Universität München, Or. Friedrich Erk, Dircctor der mcteo rologischcn Ccntralstation, wurde zum Honorarprofessor in der dortigen philosophischen Facnltät ernannt. „Für die Frauen- und Kinderpraxis ist sie die Beste, welche ich bis jetzt kenne» gelernt habe", wird von ärztlicher Seite geschrieben. Die Patent-Myrrholin-Seife ist überall, auch in den Apotheken, er hältlich. Li der Jahrgang, obiger Weinoi Julius 8IÜ4IZNSN, riüßsl »Uli?iauiii08 SS. LU88tsIIUll§8dLU8 vollÄSmIigei' Mmingselm'ielitiiligei! Orimmuiseke 8tr. 10. Tageskalender. Telephon - Anschluh r Vxpkdition des Leipziger Tageblattes .... Redaktion des Leipziger Tageblattes Bnchdruckerei des Leipziger Tageblattes (E. Polt). Alfred Hahn vorm. Ltt» Alemm'S Sortiment, Filiale: Uni. versitälsstraßr 3: 4046. Louis Lösche, Filialen des Leipziger Tageblattes: Katharinen, straße 14 : 2935. KönigSplad 7 : 3575. Adressen aller vranchen, Stände und Länder liefert unter Garantie Welt.Adressen.Verlag Emil Reiß, Leipzig. Katalog gratis. Fernspr 3229. Telegr.-Adresse: „Weltreib-Leivitg". Ter Verkehrs-Verein Leipzig, Städtisches Kaufhaus, erthettt unentgeltlich Auskunft über Leipzigs Verkehrs» und Aufenthalts- Verhältnisse, Gasthöfe, Wohnungen, Kunst, und Bildungsanstalten, Vergnügungen und Neisegelrgrnheiten. Anökunftüstclle der königlich sächsischen StaatSetsenkahne» in Leipzig (Grimmaische Straße 2, Televbon Nr. 6721) und die AnokunstSftelle der königlich prentzische» TtaatSetsenbabii- verwaltnng (Brühl 75 u. 77, Creditanfialt, Part, im Laden), beide geöffnet an Wochent. v. 8 Ubr Vorm. ununterbrochen bis 6 Ubr Nachm., Sonn» u. Festtags 10'/,—12 Uhr Vorm„ geben unent geltlich Auskunft »- im Personenverkehr über Ankunft viid Abgang der Züge, Zuganschlüsse, Reiserouten, Billetpreise, Reise- erleichterungen, Fahrpreisermäßigungen rr.; d. im Güterverkehr über allgemeine Transportbedingungen, Frachtsätze, Kartirungen rc. Fundhureau der köuigl.iächs. Ttaaraeisendahnen (Linien Leipzig. Hof, Leipzig-Chemmtz u. Leipztg.Meuselwitz) Bayer. Platz 2, park. (Bayer. Badnh.,AbgangSleite, 1. Geb.) in d. kgl.Bahnhos««Jnspection. AnSkunftSstelle für See-Schifffahrt«- und Reise-Verkehr. Relief-Weltkarte der Hamburger Rhrdrreien: R. Jaeger, Blücher, platzt. Unentgeltliche AuSkunftSerth.: Wochent. 0-12 «. 3-6 U.
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