01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.04.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-04-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020428015
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902042801
- OAI-Identifier
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-04
- Tag1902-04-28
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HllM-FMiilk Skririn KSniggrüßkrstraße I IS. Fernsprecher «ckt VI Nr. 83 98. »Metis« «nt Erve-W«: AvdanSttga«e 8: Urrtispttchtt l»S Und »L FiliatevPrditi»Nkst t Atkre-Hahai Huchhaadlg.. Üatversstittstzr.b^ S. Usch«» «athartaeustt. l«, a. Iwal^pü V, Dißßl^ttttlr VrrsteA^ Htrrhlruerstraße 6. -tritsptecher «äst t -K. 1-1». BezuqS-Preis ia der Haopterpediston oder den im Stadt- VEUiri »nv VEn voNiNkrt krNk^lrlk^ «pv» g--Ai»iIk» -Stzth-tt: dlttttijShrllch 4 KV, - MWM Wttchtt llabeit-äa M tz-il-^i ö.d«. ^Ürch Vit Pvsl bttdoeii !«r Dttiistztliiib » Vestetttich SiersttjStirÜchF», fitt btt il-ttgki> ÄMr KNZeistwtz-btiNiM. Morgen-Ausgabe. MMer TaMaü Anzeiger. Äintsvkatt des H'örrigttche« Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, des Aathes und Nottzei-Ämtes der Ltadt Leipzig. , . . _ . , .... .7. 7 . ' ^7 . .. -! . - .. — -— Nr. AL. Vtoutag den 28. April 1902. Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzcile 25 H. Reklame» unter dem Redaküon-strich (S-espaUea) 7d L», vor den Famtliennach- richten (S gespalten) SO H. Tadellartscher und Zisstrniatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme LS (exct. Porto). Grtxa-Vetlagea (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesördernng .4l SV.—» mit Postbesörderuug 70/—» -»M Ännahmeschluß für Anzeigen: Nbead-Au-gab«: Vormittag» lv Uhr. Mor>e»-Au-gabe: Nachmittag« 4 Uhr. Anzeige» stad stet« an di« Expedition zu richte». Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von srüh 8 bis Abend- 7 Uhr. Druck «ad Verlag von T. Polz tu Leipzig. 98. Jahrgang. Amtlicher Lheil. Bekanntmachung. Di, -ffrntllche Litileguna und Mischung »er Gewinn«geilt! L. Klasse i4l. königlich Sächsischer Kandte-Lattkri» «tfalgt ftttitag, den S. Mai ISS», n»ch»,1ltog« 8 Uhr im giehungasaair de- Lotterie- Sed-udt-, Erimmaischer Steinweg Nr. 18, MUteiba« H. vder- sejchatz. Leipzig, am IS. April 1SOL. Avnißliche Lotterle-TireMin. Schitltug. Hfl. Verdingung. Die bei dem Neubau eines Physikalischen Institute« an der Liuatstrui» rrsorderl chen Glsenarbriten, dritter Teil, sollen in« Gedinge vergeben werben. Di» Hrri-oerzeichalsie sind im Uaiversitättrentamte (Registratur) gegen Bezahlung zu entnehmen und spätestens am 1V. Mai 1SVL au dasselbe portofrei und verschlossen cinzureichen. Die «utwadl unter den Bewerbern, welche bi- zum 10. Juni 1908 an idr« Gebot« grduudea bleiben, wird Vorbehalten. Diejenigen Bewerber, Mit welchen dis dodtn ein Vertrag«- abkommen nicht vereinbart worden, habe» ihre Gebote al« adgelehnt zu oerrachten. Leipzig, den 85. April 1902. Ajiutgl. Landdauamt. KSni«l. Universttäts-Rentamt. Seidel. Riemer. König Älbert und die sächsischen Kreissiande. Eine Archivstudie von vr. Kurt Krebs. Nachdruck verböte«. Als am 23. April 1828 dem Prinzen Johann von Lachsen sein erster Sohn geboren worden war, da haben wohl die beiden Städte Leipzig und Dresden die ersten Glückwünsche dargebracht und waren es „die ober- lausitzischen Herren Landcs-Aeltesten", welche den Plan anregten, „durch eine Ständische Deputation die aller- untcrthänigstcn Glückwünsche wegen der Geburt de« Prinzen Albert" auszusprechen. Dieser Gedanke sand nicht nur bei Len übrigen Herren Ständen den vollsten Beifall, sondern auch die Billigung des damaligen CabtnetS- Ministers, so daß cö nur noch galt, für diese Deputation den Führer zu gewinnen,' und das war kein Geringes. Es war Rücksicht zu nehmen auf die Reihenfolge der Kreise» Mts die amtliche Stellung und das Alter der führenden Stände. Gewiß war cS zu würdigen, wenn von dem einen die Führerschaft wegen fortwährender Augen» schwäche, von dem anderen wegen Unfähigkeit, öffentlich zu sprechen, abgelehnt wurde, und andererseits lobend an- zucrkennen, -aß cS sich schließlich ein Vertreter des ältesten Adels zur besonderen Ehre rechnen wollte, „die Gefühle der Ehrfurcht und Freude, welche unser EorpS mit dem ganzen Lande auf das Lebhafteste theilt, den allerhöchsten und höchsten Herrschaften", so aut er rS vermochte, auszu sprechen. „Ein Redner", so fugte -er Bescheidene seiner Zusage an, „bin ich freilich nicht, aber ich hoff« auf die gnädigste und wohlwollende Nachsicht sowohl seitens Sr. Königs. Majestät und I. I. K. K. H. H. und feiten» meiner verehrten Herren Mitdeputirten". Was aus diesen Gratulationspläncn geworden, das sagen unsere Acten leider nicht; aber schon diese wenigen Ausführungen lassen die sächsischen Kreisstände als gut köntgStreue Leute er kennen, als vornehme Kreise unseres Volkes von nicht ganz so lebhaftem Tewperawcnte al» die der bevölkertsten Städte de» Lande», aber ausgezeichnet durch »orSildltche Feinheit in Beobachtungen zarter Rücksichten. Erweitert wird diese Kenntniß der Beziehungen zwischen König Atbert «nd den sächsischen Kreisständen durch Vorgänge de- Jahres 1883, in welchem bekanntlich am 18. JuNt sich det damalige Prinz Älvert vermählte Snt Prinzessin Carola von Wasa. Man hatte im Jahre 1888 noch keineswegs wieder die sonst so vornehme freundliche Ruhe gesunden, die von jeher die adligen Kreise auszuzeichnen pflegte, ja die Ein drücke der Jahre 1848/4» waren noch immer recht wenig abgeschwächt, revolutionäre Luft tag noch über unserem Lande. Die Herren von Schönburg wußten nicht, vb sie sich an einer Aufmerksamkeit gegen das hohe Brautpaar be theiligen würden und verhielten sich auch noch in einem anderen Pnncte, der später zu erwähnen sein wird, recht sehr selbstbewußt. Der übrige sächsische Adel war offen ministcrfeindlich, fanden doch die Worte „des alten ehr lichen Robbe" allseitigen Betsall, -atz nämlich der Adel unseres Landes gegenüber den auto» und bureankratischen Regierungsgelüsten der Ministerien noch durchaus nicht auf dem Puncte angekommen sei, um sich und seine Standcsinterefsen lediglich in Regierungspreßvrganen vertheidigen zu können. Wo ein konservatives Blatt er scheint, hatte Robbe gemeint, daS könne dem Adel ganz einerlei sein, wenn nur überhaupt eins erscheine. Auch die Führer der KreiSstände harmonirtcn jeyt nicht recht, so daß man befürchten mußte, die Lausitz werde, wie in so manchen Angelegenheiten, so auch jeyt ihren eigenen Weg gehen. Ja, auch einzelne Kreise waren recht wenig einverstanden mit ihren Vorsitzenden, z. B. die des erz- gebirgischcn, welche von „tollen Ideen", Unbeholfenheit u. A. ihres Führers redeten. Und auch unter den ans den Kreistagen vertretenen Städten gab es solche, welche recht weit links standen. Während die eine Stadt bezüglich eines ihr angesonnenen Beitrages zu einer HochzeitSgabe für das hohe Brautpaar schreibt, daß ihr bei ohnehin ge steigerten Abgaben aller Art keine Mittel zu diesem Zwecke zu Gebote stünden, erklärt sich die andere mit Vergnügen bereit, den auf sic kommenden Beitrag aus ihrem Stadt vermögen zu entrichten! Mit der Absicht, dem überaus beliebten Prinzen Albert und seiner künftigen Gemahlin eine HochzeitSgabe zu widmen, beschäftigte sich eine kreisständische Eonserenz schon am 10. März 1853 im Landhansc zu Dresden und wurde sich darüber klar, die Angelegenheit als Kreis angelegenheit zu betrachten» daß sich das Geschenk in har monischer Weise den übrigen Ansstattüngsgegenständen der neuen Hofhaltung ««schließen müße, ein silberne» Thee- und Kaffeeservice zu kaufe«, die Summe von un gefähr 10 000 Thalern anzuwendcn, die Beiträge dazu durch die Kreiscasscn nach Steuereinheiten aufzubrtngen, sämmt» liche Bestanbtheile au- dem Jnlande zu beziehen und die einzelnen größeren Stücke mit den Kreiswappen zu ver sehen. Die Kreisoorsttzcndcn hatten mit ihren wohl erwogenen vortrefflichen Gedanken den einzelnen StandeS- hcrrcn gegenüber trotzdem keine durchweg leichte Aufgabe, wollten doch die Herren von Schönburg keinensalls etwas von der Eingravirung ihres Waopens wissen, Andere wieder lieber einen Zug englischer Pferde mit Staatswagen schenken. Der damalige Vorsitzende derMctßnerKreiSstände, eine überaus ehrenwerthe und vergnügte Natur, bemerkt bezeichnend zu dem zuletzt angeführten Gedanken: „Dazu müßten wir aber jedenfalls englifchc Stallleute mitkommen lassen, denn die alten pumb'ichen Dresdener Stallleute würben das Vollblut bald in sächsisches verwandeln!" Der Vollständigkeit wegen sei auch jener Vorschlag erwähnt, -en -er damalige Bürgermeister von Wurzen machte und welcher dahin ging, „ob nicht die Errichtung einer groß artigen, zu Ehren Sr. Königl. Hoheit „Albertinum" zu venennde und Hochfeinem Schutze zu unterstellende milde Stiftung unter Ausbringung einer weit größeren Snmme dem deabsichttaten Zweck« nicht ans eine würdigere und nachhaltigere Weise entspreche." Daß man schließlich doch bet der Wahl eines silbernen Services im Werthc von nur 12 582 Dhlrn. 3 Groschen stehen blieb, das gefiel nament lich -er Stadt Rochlitz nicht, welche dtc merkwürdige Acuherung that: „Und bedauern nur bas Eine, daß man bet einem so wohlhabenden Lande, als das Königreich Sachsen ist, sich nicht zu einer höheren Forderung ver anlaßt gefunden und wenigstens 20 000 Thalcr in Vorschlag gebracht hat." Die Ucberretchung des Geschenkes an die Neuvermählten sollte am lv. Juni erfolgen. Von dem führenden Kretsvorsihenden der Deputation wurden zur Erweiterung derselben noch mehrere Kretsstänbe geladen; und wie man dieser Aufforderung folgte, bas bedarf auch -er Erwähnung, um die Beziehung König Albert's zu den sächsischen KreiSständeu deutlich zu charaktertsiren. Die Antwort bcS Einen lautet: „Ich werde wit um so größerem Vergnügen Folge leisten, als ich in dieser Auszeichnung einen Beweis Ihres freundlichen Andenkens und gütigen Wohlwollens erblicke!" Die des Anderen: „Ich erkenne Len Werth dieser Auszeichnung in vollem Maße an und wünsche nur, daß meine übrigen Mitständc Deine gütige Gesinnung »heilen!" Nachdem sich die Mitglieder der De putation noch über die Beobachtung einiger Formalitäten gesprochen hatten, ward ihnen am in. Juni die hohe Ehre erwiesen, vor den Königs. Majestäten und prtnzlichen Herrschaften erscheinen zu dürfen. „Nachdem", so lautet ein Bericht über die Audienz bei den hohen Neuvermählten, „Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Albert und Hvchstdessen Frau Gemahlin in das Audienzzimmer eingctreten waren, brachte der Vorsitzende Stand des Meißner Kreises im Namen der KreiSstände sümmtlicher 5 Landesprovinzen die aufrichtigsten Glückwünsche dar, richtete an die Frau Herzogin, Königl. Hoheit, das ehrerbietige Gesuch: mit einem Herzen voll Wohlwollen und Vertrauen in unser Sachsenland eintretcn zu wollen, und bat zugleich, das von den Krcisständen als Symbol der Reinheit und Unver- gänglichkcit ihrer Liebe und Verehrung ehrfurchtsvoll ofscrirte Geschenk mit Huld und Nachsicht auszunehmcn. Se. Königl. Hoheit dankten hierauf in längerer Ansprache und mit unverkennbar bewegter Stimme den Krcisständen für das werthvolle und schöne ^schenk und für die ausgesprochene Gesinnung, welche sie, „da ja die Depu tation sämwtliche Kreise rcpräsentirc, auch für diejenige des ganzen Landes annchmcn zu dürfen" glaubten un versicherten, daß „io wie die KöniqsfamiUe von jeher mit der innigsten Liebe dem Lande zngeiha» gewesen sei. Sic Selbst und auch „Ihre Frau" — wie selbige solches aus drücklich versprochen habe — stets dem Laude die aufrich tigste Liebe und Anhänglichkeit bewähren würden". Nach dem sich die Deputation auch der huldreichsten Ausnahme durch Prinz Johann und Gemahlin zu erfreuen gehabt, wurden sämmtltchc Mitglieder derselben Nachmittags 8 Uhr zur königl. Tafel gezogen. — Der energische Vor sitzende der Meißner Stände, der einmal einen Bries in -er behandelten Geschenk-Angelegenheit au v. Friesen- Rötha mit den Überbeschetdenen Worten geschlossen: „Seit meiner Reise nach Leipzig bin ich unwohl und soll eigent lich weder schreiben noch sonst mein bischen Verstand an strengen!" hatte sich schon mit der glücklichen Durchführung der dargclegtcn liebenswürdigen Absicht den aufrichtigen Dank aller gntcn Sachsen verdient, aber er that noch mehr, insofern er, da der Zusammentritt einer Deputation der KreiSstände von sämmtlichen Provinzen des Landes für immer eine freudige Erinnerung bleiben würbe, eine kurze protokollarische Niederschrift tiber das Geschehene für alle Kreißvorslyendcn anfertigen ließ. Mit der Ucberscndung derselben an seinen soeben genannten Freund hoffte er, daß damit zugleich dessen ihm überanS schmeichelhaftes Verlangen nach seiner elastischen Rede genügt sein dürfte. — In Fortsetzung -er begonnenen Charakteristik der sächsischen KreiSstände, sowie sich dieselben in Beziehung zu König Albert zeigten, ist weiter hervorzuheben, daß auch dies« vornehmen Kreise der Bevölkerung Sachsens sich über ganz Europa dahinbrausenden Stürmen nicht ganz zu entziehen vermochten und sic nicht wenig von Außlänberei erfüllt waren, andererseits aber Männer in ihrer Mitte zählten mit starkem Rückgrat gegenüber so manchem Miß verhältnis« in unserem Lande, stark in Ser Opposition, geistvoll in der Satyrc, unserem allgeliebten Königspaare schließlich aber doch so ergeben und treu, daß das ganze Sachscnland noch heute glücklich sein wird, solche hochacht bare Leute zu den besten seiner Söhne zählen zu dürfen. Viele Jahre vergingen seit der zuletzt behandelten fest lichen Gelegenheit, ohne daß König Albert und seine Kreis stände in andere als die gewöhnlichen Beziehungen zu ein ander traten, wonach zu den Tagungen der Kreisstände unter Vorlegung der Tagesordnung die königliche Er laubnis einzuholen ist. Erst bas Jahr 1878 gab wieder Anlaß zu einer herzlicheren Stellungnahme, und zwar besonders der Leipziger KreiSstände Im Sommer dieses Jahres sollte bekanntlich in der Umgebung Leipzigs Kaisermanöver abgehalten werben, und nach dem Vorbilde der anwohnenben preußischen Stände, die dem hochscligen Kaiser Wilhelm I. in Merseburg ein großes Fest zu geben planten, wurde auch im Leipziger Kreise ähnliches ge wünscht. So große und herzliche Verehrung unseres Lan- beshcrrn dieser Gedanke auch bewies, so mußte er aus manchen triftigen Gründen fallen gelassen werben, und man kam darin überein. Sc. Majestät bet dem Aufenthalte in Leipzig durch eine besondere Deputation zu begrüßen. Es geschah am 20. August jenes Jahres, und zwar gab der Führer derselben der Freude der .Kreisstände Ausdruck, Allerhöchst ihren Landesherrn in ihrem Kreis erscheinen zu sehen, versicherte hierauf Se. Majestät der unwandel baren Treue der KreiSstände, welche - wenn ihr Wir kungskreis auch in neuerer Zeit ein beschränkterer als früher geworden wäre — nie aufhören würben, alle ihre Kräfte dem Dienste des Vaterlandes zu widmen. Se. Majestät dankten in huldvollster Weise, indem auch Er Seine Freude ausdrückte, die Stände dcS Leipziger Kreises begrüßen zu können, in welchen Er die echten Träger conscrvativcr Gesinnungen erblicke und deren Be grüßung er als ein gutes Omen für die kommenden Tage ansehc. Die Mitglieder dieser Deputation hatten sodann die hohe Ehre, zur königlichen Tafel gezogen zu werden. Schon nach kurzer Zeit hatten unsere durch politischen Tact sich auszcichncnden sächsischen Kreisstündc neue Ge legenheit, unserem verchrungSwürdigcn König Albert ihr« altbewährte Liebe und Treue zu bekunden, und zwar zur silbernen Hochzeit unseres Köntgspaares. Der Gedanke, dieses Fest unseres Herrschers durch eine besonders sinnige Veranstaltung auszuzcichncn, scheint von den vogt ländischen Ständen ausgegangcn zu sein, und er sand die allgemeinste freudigste Zustimmung. Bereits nach einem Vierteljahr war man darüber einig, den kleinen Bankct- saal der Albrechtsburg in Meißen als Speisezimmer für die Majestäten einzurichtcn und 3000 bis 3500 Thir. dazu aus den Krciscassen zu verwenden. Professor Graff in Dresden wurde mit bei« Entwürfen dazu beehrt und sollte „weniger auf Großartigkeit und Kostspieligkeit, als weit mehr auf Bequemlichkeit und Annehmlichkeit" bedacht sein. Ferner wurde ihm bedeutet, daß — so weit irgend möglich — sächsische Fabrikate zur Verwendung kommen sollten; für seidene Stosse wurde eine rührige Firma in Frankcnbcrg besonders empfohlen, lieber der Möglich keit, das Geschenk in der Albrechtsburg anfstcllen zu können, vergingen leider mehrere Jahre, so daß eine kreis ständische Deputation Ihren Majestäten am 17. Juni 1878 außer den verehrungsvollsten G'ückwünschen nur die Ent würfe zu der beabsichtigten Festgabe darbicten konnte. Sowohl der mit dem Auftrage betraute Professor Grafs, als auch der mit der Ausführung von Wandgemälden für die Albrechtsburg beehrte Professor Hofmann bereiteten so viele Schwierigkeiten, daß die nachträgliche Itebcrgabe des Geschenkes erst am 11. Mai 1880 erfolgte. Sie gestaltete sich zu einem Freubentage für unser allgeliebtes Königs paar, die KreiSstände des ganzen Landes und die Stadt Meißen. Ihre Majestäten der König und die Königin Am -er Mutter willen. «tst Btivf stach bteitzitz Jährest. Bon ÄrmtnNonat. NaölrnS vrrloNn. ,Äen« ich nur bavei sein könnte» hochgeehrter Herr Präsident, wenn Sie diesen Brief öffnen, den, Gott weiß, wievielten am selben Tage, um zu verhindern» daß Sie ihn, ärgerlich über die vielen engbrschriebenen Seiten, zu» saannenknüllen Und in den Papierkorb werfen, wie die anderen Bettelbriefe auch. Sie Hüven ja so wenig Zeit, Ercrllenz, und bekommen eine solche Menge Briefe täglich, mit fo viele« Bitten ustb Gesuchen. Und nun kommt auch noch der Meine, mit acht langest Seite« — oder werden es gar zwölf werben? Wie soll ich es nun pnfangen, daß Sie diesen Brief auch wirklich lesen, mit all' der nvthigrn Ruhe und Geduld Vielleicht genügt eS, wenn ich Jhnest sage» -aß es eine Mutter ist, die sich vkrtrasttstSvoll an Ste^wenSdt, UN» für ihren Sohn bittet, eine Mutter, die vielleicht rin kleine» Recht darauf hat, vöst Jhnest zst erwarten, daß Sie lesen werbe«, Wa» sie Jhnest schreibt — nach breitzig Jahren. Wie sich die Erinnerungen tnit ist die Feber bräNgcu! Ercellestz, ich muß e» Ihne« erzählest, Morast Sie vielleicht fest dreißig Jahren nicht Mehr gedacht haben. Wa» ist aüch jene kleine Heidelberger Episode ist Ihrem ereignttzreichrst, erfolggekrönten Lebest! ... Aber ich weiß, Vie Eittnsterung ast feste Tage ttzitd Jhnest tiitht irstdiitzestdhM fein, Ustd Sie werbest gern vis zst Estve lesest» was ich Ihnen schreibe. Ustb bü iS eiste Mutter ist, die für ihren Sohn bittet, so werdest TU es verstehest, Ercellestz, baß ich etwa» umstvstv» lich wekbd, ustb Sah ter Vites am Enbe gär sechzehn Letten last» wirb. .... Wie lebendig die Ereignisse jener Tage in meinem Se» dächtniß haften. Im alten Heidelberg war». Ein zaube risch«, hrrrltch«. wundervoller Frühling in Hetdelberg. — va weckte mich das cintretende Dienstmädchen aus meistem wonnigen Dahinsinnrn. „yränletN" sagte sie, „«» tst eist Student draußen, der -ringend bittest läßt, für einge Augenblicke vorgelassen -N werden." Ich war ist höchster Verlegenheit. Gin Student, der mich dringend zu sprechen wünschte! DaS war selbst für ein VeU flotten Heidelberger Ton gewöhnte» Mädchen etwas sonderbar. Bis ist die Häufet traute sich doch sonst der StudesttkUUtt sticht. Es mußte also wirklich etwa» Besondere» seist, was mir der Herr mitzutheilen hatte. Nach kurzem UeberlegeN wagte ich e» also, selbst auf die Gefahr Yin, von Meiner Mutter nachträglich ansgezankt zu werden, den Studenten zu empfangen. Alsbald stanöest wir ttns gegenüber. Ich gespannt, Neugierig auf da- Wichtige, da- er mir mitzutheiltn hatte, er em Studestt, flott, hübsch, ist der Fülle seiner JUgenb- kraf, schlank gewachsen, mit freiem. Muthigem Blick in den treuherzig blauen Augen. So selbstbewußt und sicher er auch atisanaS in seinem Auftreten war, es ersatzte ihn doch bald eine stlcht geringe Verlegenheit, olS er vor wir stand. Da- Wort blieb ihm sichtlich in der Kehle stecken, et machte ristige linkische VerbcügUUgett ustb wußte offenbar keine rechte Einleitung für das zu finden, waS er mir NtitzU» tyetlen hatte. „Womit kaust ich Siesten» mein Herr?" srug ich Nach kürzetn Zögttst, uM Lest Studenten feister Verlegenheit zu entreißest. »Entschuldigen Sie, mein Fräulein", stotterte der junge Mann, »ich habe es gewagt, bis zu Ihnen vorzudrtngen — tnrtn Name ist Alfred v. Hellmann,.Student der Rechte, — wollen Sie die Gnade haben, mich ftir einige Minuten an- zahörest. Ich bin ja ganz nnalücklich Über die Sache, aber . . , . bitte, mein Fräulein, schenken Tie mir Gehör sür einige Momente." „Was wünschen Sic denst von stritt trug ich, ganz er staunt über dte vmständliche Sinlettung. „Sic werben mich sofort begreifest. Gtanbcn Tie mtr, mein yrästletst, daß e» mtr sehr petnltch tst, jedoch, tch uw» e« Ihnen »esteher», »atz tch Sie schwer brlridtgt hake, Das -ruckt tu an sich schon so Wonnevolle» aus, daß wir es jetzt, Mittest tm Wiuter, w» btt Schnee die verae «nd unsere Köpfe weiß gefärbt, kaum auSzudenken vermögen. Ich wohnte damals, noch eist jUNge» Mädchen von kaum zwanzig Jahren, mit weine« Eltern ist einem lieblichen, kleinen Häuschen am Wege zum Schlosse hinauf. Das nette, kleine Gebäude steht schon lange nicht Mehr, es wurde stiedcrgertssen mit vielen anderen, um Platz zu machest sür die gbotzen Neubauten Mit ihrer modernen Pracht ustb Un behaglichkeit. unter Meinem Festster lag ein kleines Gärt chen, in welchem ich liebliche vltnstest pflanzte, und dieses Gärtchen NNd wohl auch Meist Feststetlletst zvg gar oft die Blicke der vorübergehenden Studenten an. Denn die Blumen dufteten gar fein, Und ich selbst war auch Nicht übel von Gestatt Und Ansehen im Schmucke meinet zwanzig Jahre. Ach ta, die Studenten! Welche Nullen sind doch eigent lich solche Studestien, Mchtse, au» betten aber iw späteren Lebest Alle» werdest kststN Alle», aitch das Höchste. Gas ist auch au» den Jtistglistgdst geworben, die Vamül», ju Meister Mävchestzeit, ist Heidelberg stttbirtett. Ich hatte einige stähet gekannt Ustb ihre Sarrtstr mit freundlichem Jnterkssk verfolgt - welch' ttgentbitMliche Entwickelungen! Welch' seltene EtirrMte hat ». v. Ser damalige Student Alfred von Hellmann ßttttek sich! Wie bat ihm das Glück auf feistem Lebenswege geleuchtet, er ist ja heute Regie« tüstjivPrsssdetit, mächtig von Etnflutz, betheirathet, Vater blühender Kinder - da» sind Tie selbst, Etecllenz, und ich habe Ihren Lebensweg verfolgt und stttch stet» au» »er Ferne gefreut, wenn Sie e«Nr Neue Stufe glücklich ,t» klommen htitten. und ektttNM Hie sich noch, unter welch' eigenthmn- ltchrri nmstnstdeu wlt krkastut gewot-en sind? Davon will t,h Ihnen jli gerade ctzählest, jene längst Vergangene Zeit Ihnen in'S Gcdächtnm zurückrufen. Wte lebendig steht jester Tgg, feste TtUvde stvty ist Mistet Ettstnerustgl Ich schlage tn Mistem Tstgevitch stächt rithttu, hier steht Alle» aMNtztlich verzeichnet auf deti vergilbten «lauerst . . . E» M tmMt> vot>c,ß,g yatztest .... Ich faß am Festster Ustb blttkte tst Re sich vor Mit vuZbrrttenbe WatzltsttztzGtacht. Alle» blüht, and fprietzt, und für diese Beleidigung möchte ich Sic gerade um Ver zeihung anflehen " Natürlich wurde dadurch mein Interesse immer leb hafter erregt. Ich bot Ihnen, vielmehr den: Studenten Hellmann, einen Stuhl an und bat ihn, sich doch näher zu erklären. „Gestatten Sie vor Allem", begann der junge Mann, nachdem er Platz genommen hatte, „Ihnen über meine Person Einige- zu sagen. Ich würde Sie damit nicht lang weilen, aber Sie würden mich sonst nicht verstehen. Ich stamme aus einer alten Abclssamilie Thüringens — alt, aber leider arm. Eiste leichtsinnige Generation hatte ver geudet, was meine Vorfahren durch Jahrhunderte an Reichthümern emsig gesammelt hatten. Mein Vater war Beamter, starb früh und ließ uns Beide, meine Mutter und mich, in recht dürftigen Verhältnissen zurück. Mütter chen war kaum im Stande, mich durch s Gnmnasium zu bringen. Wie hatte sie gespart und gedarbt, nur, um Ihren Jungen vor Noth und Demüthigung zu bewahren. Und sie wollte doch um jeden Preis etwas Besseres aus mtr werden lassen. Sie hätte cS aber trotzdem ans Eigenem nicht zu Ende führen können; denn das Studium kostet ja so viel, zumal auf der Hochschule — da ist es meiner Mutter zum Glück gelungen, für mein UnivcrsitätSstudium ans einer adeligen Stiftung ein Stipendium zu erwirken. Sie können sich'- denken, wie froh die Gute ist, nun weiß sie doch ihren Sohn geborgen. Aber, aber .... Grundbe dingung siir den Bezug dieser Unterstützung Ist eine tadel» lose Führung. Ein Tag Karzer, und ich würde gewiß des Anspruchs auf kkaS Stipendtntn verlustig gehen. Die Stif tung nimmt eS damit unetbittttch streng. Was sollte dann au- mir werden? Und tsteiste arme Mutter . . . ach, tch möchte gar sticht daran -estken." Der junge Hellmann blickte sehr ernst drein. Natürlich hatte er meine Theilnahmc im höchsten Grade erregt, und ich ermnntcrte ihn, mir doch Alles zu sagen, -a ich eigentlich noch immer nickt wußte, wie meine Person damit tn Zu zusammenhang stand. „ES ist ja, tm Gründe genommen, sticht» Wetter, wte eist dämmer Stretch. Sie wissen ja, wir Heidelberger Studenten fühlen un» gewlssermatzea verpflichtet, uu»
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