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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.01.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-01-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030109013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903010901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903010901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-01
- Tag1903-01-09
- Monat1903-01
- Jahr1903
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1S0 Ta«ne«g elfter flüstern", bi« ans vielseitigen Wunsch von Mitgliedern des Vereins und deren Ange- hörigen zu erneuter Darstellung gelangt. Ein Ball wird die Yeter, zu der auch Gäste Zutritt haben, beschließen. — Die Bemühungen des Stammtisches (der sog. historischen Ecket in dem altrenommierten Etablissement „PragerS Btertunnel" um eine Weih nachts» bescherur»g für die Kinder würdiger Ar men find auch in diesem Jahre von schönem Erfolge be gleitet gewesen. Es konnte 17 Kinder», darunter mehreren Konfirmanden, am hohen Neujahrstage abends 4H5 Uhr beschert werden. Kleidungsstücke (vollständige Anzeige), Spielzeug, Stellen imd andere nützliche Sachen waren die Geschenke. Die Beteiligung war eine sehr rege. Nach dem die Kinder durch Herrn Scheller zuvor mit Schokolade und Kuchen bewirtet worden waren, wurden sie an ihre Plätze geleitet. Beethovens Hymne an die Nacht: ^Heil'ge Nacht, o gieße du", von dem Gesangverein „Phönix" vorgetragen, und eine von Herzen kommende und zu Herzen gehende Ansprache des Herrn Irrgang versetzten alle Anwesenden in die weihevolle Festes stimmung. Die Kinder wurden ermahnt, Gott und denen zu danken, die unaufhörlich das Liebeswerk der Wohl tätigkeit pflegen. Auch derer gedachte der Redner, die nicht mehr unter den Lebenden weilen, aber bei Lebzeiten sich große Verdienste um das Zustandekommen und Fort bestien de- SisbeSwerkeS erworben hatten. Die Motette von M. Hauptmann „Dü, Herr, der alles wohlgemacht", schloß die schön verlaufene Feier. Ein Grundstock von Am ist für die nächste Weihnachtsbescherung wieder festgelegt. — Bei der Berichterstattung Mer das Jubelfest der Cw- fellschaft „Bereintgung" in der 8. Beilage des „Leipz. Tagebl.^! (Morgenausgabe) vom 8. d. M. sind einige Namen-fehler «ntergelaufen. Der erste Vorsitzende urch Gründer der Bereinigung heißt nicht Kuntze, sondern Kreutzer (Gustav Kreutzer), und die als Sängerin er wähnte Dame, Krl. Heinze, heißt nicht Clara Heinze, son dern ste ist die bekannte Konzertsängerin und Gesang lehrerin Krl. Anna Heinze. * Leipziß-Liudeuau, 8. Januar. Mit Beginn dieses Jahres ist hier eine kirchliche Hülfs lasse ins Leben gerufen worden, deren Grundstock in der Höhe von 66 durch freiwillige Beiträge und sonstige Liebesgaben so «eit erböht werden soll, daß von den Zinsen des Ge samtkapitals eine kirchliche Armenpflege geübt werden kann, die allerdings, da die städtische Armenpflege alle Armen umfaßt, nur die kirchlich gesinnten Armen zu be rücksichtigen hätte. * Großzschocher-Wiudorf» 8. Januar. Die Vor arbeiten für die Wasserversorgung des hiesigen Orte- sind beendet. Ueber den Befund des Wassers wird der leitende Ingenieur demnächst Bericht erstatten. Die Versuch« haben an Kosten die verwilligten 6000 fast beansprucht. Seitens der Gemeinde ist eine neue Turm uhr beschafft worden, welche einen Kostenaufwand von 2100 verursachte. D Grimma, 8. Januar. Erfreuliche Aussichten bietet der für -a- Jahr 1903 aufgestellte städtische HauS- vakt-lgü den stsuerzahlenden Einwohnern unserer Stadt, So weist derselbe u. a. eifte Ermäßigung der Grundsteuer von 3^ Pfg. pro Einheit auf. Während dieselbe bisher mit 18^ Pfg. eingezogen wurde, soll sie im laufenden Jahre nur mit 10 Pfg. pro Einheit erhoben werden, was einen Steuerausfall von 7000 bedeutet, ohne Laß sich hierdurch eine Erhöhung der Gemeinde- anlagtu notig erweist. Trotz mehrfach im vergangenen JaLre gegen den Voranschlag verminderter Einnahmen und bedeutender unvorhergesehener Ausgaben — so er brachten -. B. die Gemeinde- und Kirchenabgaben statt der eingestellten 156 000 nur 150 000 .^!, und hatte die Stadt wieder 7—8000 für Einquartierungen auf- -ubringen — zeigten sich die Kassenverhältnisse doch allen an sie herantretenden Forderungen gewachsen. Haupt sächlich trug hierzit der günstige Stand der Sparkasse bei, deren Ueberschutz von 48 000 auf 57 000 stieg. Er freulich zu verzeichnen ist ferner, daß sich bei den neueren bedeutenden städtischen Unternehmen, wie Schlachthof und Wasserleitung, schon eine Rentabilität zeigt, so steht bei letzterem ein Ueberschutz von 2700 zu erhoffen, hin gegen wird die Kaserne bei einer Einnahme von 28 153 noch eine- städtischen Zuschusses von 9124 bedürfen. Für Unterhaltung der städtischen Promenaden und An lagen Wstrden 88Ü0 für Schleusenbauten 4350 ./! in d«l neuen HauShaltplan eingestellt. 12 492 .sl betrugen im Vorjahre allein die Kosten für Straßenbeleuchtung. Die von über 1500 Kindern besuchte Volksschule er forderte einen Zuschuß von 54 588 die Realschule einen solchen von 20902 aus städtischen Mitteln. Für das laufende Jahr werden an Steuern aufzubringen sein: 9000 ^t! Biersteuer, 900 von Bier« und Branntwein schank, 127 000 Gemeinde* und 15 874 .<(( Kirchen anlagen. * Grimma, S. Januar. Grotzfeuer zerstörte ver hangene Nacht einen großen Teil des an der Leipziger Ttratze «eben d>m Postgebäude liegenden „Gelben Vorwerks". Ter Brand war in einem Wagcn- schuppett äüsgebrocheu, ergriff das daranstoßendc Gc- sindewohnhaus, sowie eine große, mit Getreide, Stroh ujnd Futtermitteln engesüllte Scheune und äscherte diese drei Gebäude völlig ein. Gerettet konnte fast nichts wer dens allein im Wagenschuppen fielen 12 Wagen aller Art dem Feuer zum Opfer. Die Feuerwehr mutzte ihr Haupt augenmerk auf das NachbargrSndstück, Villa und Fabrik- gebcnrde der Essig-Sprit- und Sensfabrik von Linke, richten, Ko schon mehrere Holzteile von den Flammen ergrifftrr waren. Besonders galt es auch die Drähte de- über die Sressnen-en Gebäude führenden Fernsprech- st^eS untkr Wasser -u erhalten. In dem abgebrannten, gebildet. Und doch hatte Döring sonst so wenig vom Ko mödianten an sich, wenn damit die bloße Fähigkeit des NachahmenS bezeichnet werden soll. Dörings Komö diantentum erschien nur durch das Medium seiner In telligenz, seines unversieglichen Humors. Mit diesem rmcktc er in eine Höhe, die weder von Devrient, geschweige denn von Heydelmann erreicht worben ist. Humor besaß auch Devrient, aber das war der dämonisch flackernde, leicht verzerrte Humor, der bei den nächtlichen Weingclagen bei Lutter und Wegner in E. T. A. Hoffmann Widerhall fand. Dörtvgs Humor war feine Ironie, Behagen und Liebens würdigkeit, von Devrients Humor so weit verschieden, wie beider Lebenslauf. Früh brach Devrient, körperlich und geistig zerqüttet, zusammen, während Döring bis ins Greisenalter sich jugendliche Frische und den Sinn für die Schönheit des Daseins bewahrte. Schlicht verlief sein äußerer Lebenslauf, so schlicht wie der jede- beliebigen Menschen. In Warschau war er am 9. Januar 1803 als der Sohn des preußischen Salinen direktors Häring geboren und hatte zunächst in Prenzlau, sodann in Berlin das JoachimSthalsche Gymnasium be sucht. Nach dem frühen Tobe des Vaters trat er als Lehr ling in ein Berliner Galanteriewarengeschäst ein, verließ aber diese Stellung bald, nachdem er durch einige Auf führungen in einem Liebhabertheater seinen wahren Be ruf erkannt hatte. Es war am 6. Dezember 1824, als er die Postkutsche bestieg, die ihn und drei Gefährten nach Bromberg zum Direktor einer Wandertruppe bringen sollte. AuS dem Häring wurde ein Döring. Am 25. Ja- nuar trat er zrnn ersten Male in einem Stücke von Kotzebue auf, natürlich mit dem üblichen Mißerfolg, der zu allen Biographien großer Schauspieler nun einmal gehört. Kreuz» und Ouerzchae nach alter Komödiantenart folgten; da» Kcmbwerk der BÜhsttz wärd auf ihnen gründlich er seit 1638 stehenden Arbeiterwohnhause hatten sich in früheren Zeiten die Diensträume der Königlichen AmtS- hauptmannschaft befunden. Brandstiftung wird in diesem Falle mit Bestimmtheit angenommen. r. Rochlitz, 8. Januar. Am 5. d. M. traten beide städtische Kollegien unter dem Vorsitz des Herrn Bürgermeisters Schilling zu einer gemeinschaft lichen Sitzung zusanrmen. Nachdem der Herr Vor sitzende den üblichen Rückblick auf die städtischen Ange legenheiten im vergangenen Jahre gegeben hatte, erfolgte die Einweisung der neu- bez. wiedergewählten Stadtverordneten. Zum Vorsitzenden des Kol legiums wurde Herr Rechtsanwalt I)r. Kirsten gewählt und zum stellvertretenden Vorsitzenden Herr Stadtver ordneter Rennert. u. Döbel«, 8. Januar. In der gemeinschaftlichen Sitzung beider städtischer Kollegien am 5. d. M. wurde der Bebauungsplan für die Klostergärten nach einer nochmaligen Aenderung, durch die eine ausgiebigere Bebauung dieses Areals er reicht wird, endgültig fest gestellt und soll nun an das Königliche Ministerium des Innern zur Ge nehmigung cingereicht werden. Der Haushaltplan der Stadthauptkasse und der Schulkasse für 1903 wurde genehmigt. Der vorgelegte Haushaltplan ergab in Ein nahme und Ausgabe 791645 Hiernach würden durch direkte Gemeindeabgaben, einschließlich der Kirchen anlagen, 270 000 .F aufzubringen sein, das sind 38 000 mehr als im Vorjahre, und würde die Anlageneinheit mit 2,7 Pfg. zu besteuern sein, gegen 2,4 Pfg. im Vorjahre. Durch verschiedene Abstriche und Inanspruchnahme eines Reservefonds wurde jedoch der Haushaltplan derart ab geändert, daß nur 2,5 Pfg. für die Einheit aufznbringen sind. — Die Interim skirche hofft man am Refor- mationsseste einweihen zu können. — Burgstädt, 8. Januar. Auf ein 50jähriges Bestehen kann beute der „Burgstädter Anzeiger und Tageblatt" zurückblicken. In rastloser Arbeit seiner Verleger und seiner Redakteure hat sich das ehemalige kleine „Wochenblatt für Burgstädt und Umgegend", aus dem das heutigen Blatt entstanden, zu einem der bestge leiteten, in seinem Wirkungskreise maßgebenden Lokal blätter entwickelt. * Zwickau, 8. Januar. Ein Jahrhunderte lang be standenes Band, das einen Teil der Staütgemeindc Zwickau mit der Kirche zu Reinsdorf verknüpfte, ist im vorigen Jahre gelöst worden, indem der Stadtteil an Neinsdorf aus dem Reinsdorfer Kirchenverband ausgeschieden und in den Kirchen verband Zwickau eingepfarrt worden ist. — In einem Vororte ist eine Dame nach Teilnahme an einer spiritistischen Sitzung tobsüchtig geworden. — Beim Spielen mit einem Terzerol hat ein Lehrling hier einen Schlossergesellen in den linken Unterschenkel geschossen. Der Verletzte mußte nach dem Königlichen Krankcnstift gebracht werden. r. Thum, 8. Januar. In der gemeinschaftlichen öffent lichen Sitzung der beiden städtischen Kollegien erfolgte die Verpflichtung und feierliche Einweisung des zum Stadtrat auf weitere sechs Jahre wieder gewählten Strumpfwaren-Fabrikanten Emil Otto Hof mann, nachdem vorher die Stadtverordneten zu ihrem Vorsitzenden, stellvertretenden Vorsitzenden, Schrift führer und dessen Stellvertreter sämtliche Ausgeschiedenen ebenfalls wiedergewählt hatten. Nach diesem ernsten Teile fand in gewohnter Weise das Stadtratsesscn im Hotel Thierfeldcr statt. * Plauen i. Vogtl., 8. Januar. Wie dem „Vogtländi schen Anzeiger" ans Schönberg am Kapellenberge ge meldet wird, hat dort gestern der Gelegenheitsar beiter Frisch seine eigene 70jährige Mutter so schwer g em i ßh a n de l t, daß deren Tod alsbald eintrat. Frisch wurde verhaftet und ins Amtsgericht zu Adorf ein geliefert. (Wdhlt.) —r. Schwarzenberg, 8. Januar. Wie wir erfahren, beabsichtigt die sächsische Staatsbahnverwaltung, im kommenden Sommer während der Hauptreisezeit — das ist von Pfingsten bis Ende August — versuchsweise einen neuen Personcnzug iu jeder Richtung auf der Linie Schwarzenberg - Johanngeorgcn- st a d t in Verkehr zu bringen. Soviel bekannt, soll der neue Zug ^2 Uhr nachmittags in Schwarzenberg abge fertigt werden und gegen Vs8 Uhr in Johanngeorgen stadt ankommcn. Anschluß von hier aus an diesen Zug würde der vormittags 7 Uhr 36 Min. vom Leipziger Bayerischen Bahnhöfe und 11 Uhr 8 Min. von Zwickau abgehende Personenzug bieten. In der umgekehrten Richtung ist die Abfahrt von Johanngeorgenstadt im An schluß an den Zug von Karlsbad gegen ^41 Uhr mittags in Aussicht genommen. Er wird kurz nach 1 Uhr in Schwarzenberg eintresfen und dort noch den um 3 Uhr in Werdau ankommenden Personenzug erreichen. Für Weiterreisende nach Leipzig steht ab Werdau der nach mittags 5 Uhr 58 Min. aus dem Leipziger Bayerischen Bahnhofe fällige Schnellzug oder der Personenzug, abends 0 Uhr 53 Min. in Leipzig fällig, zur Verfügung. ** Eibenstock, 8. Januar. Der Bau der Eisen bahn nach unserer Stadt hat wegen einer anderen Planung für den Bahnhof eine Verzögerung erlitten. Die städtischen Kollegien erklärten sich mit der Jnaussichtnahme der Verlegung des Bahnhofes auf das Terrain von der Schneeberger Straße bis an die Oststraßc einverstanden. Durch eine Abordnung will man bei der Regierung Auf klärung über die gestellten Bedingungen usw. cinholcn. — Der wegen Fahnenflucht gesuchte Soldat Hof mann vom 139. Infanterie-Regiment ist hier festgenommen worden. Hofmann hatte in einer Scheune zwei Nächte kampiert und sich am Tage bettelnd umher getrieben. B. Pirna, 7. Januar. Die hiesigen städtischen Kollegien hielten heute ihre ersten Sitzungen im neuen Jahre ab. Ter Sitzung der Stadtverordneten ging dabei die feierliche Einführung der neu- bez. wieder- gewählten Mitglieder des Kollegiums durch Herrn Bür germeister Schneider voraus. An die Spitze der Stadt verordneten wurde wieder der langjährige Vorsteher, Kommerzienrat Haensel, berufen. — Die Unglücks chronik des neuen Jahres fand durch einen betrübenden Vorgang bei Birkwitz eine traurige Einleitung. In folge Anfahrens an eine Boje kenterte dvrtsclbst vorgestern abend der Ucberfahrtskahn, so daß die Insassen, etwa 20 an der Zahl, sämtlich ins Wasser stürzten. Zuerst sprach man in den schnell umlaufenden Mitteilungen von 8 und 6 Toten; diese Zahlen waren jedoch übertrieben. Wie heute festgestellt werden konnte, sind zwei Personen er trunken, und zwar der 40jährige Fabrikarbeiter Schramm aus Vorderlessen, sowie der in den 30er Jahren gestandene Maurer Rietschel aus Graupa. Die Rettung der klebrigen, darunter auch ein Sohn des erstgenannten Ertrunkenen, wurde durch verschiedene günstige Umstände ermöglicht. Immerhin gestaltete sich der Vorgang in seiner Gesamtheit zu einem ungemein aufregenden. Eine amtliche Untersuchung ist eingeleitet. Doch dürfte nach den gegebenen Schilderungen kaum jemand eine Schuld betzinnessen sein. Lag auch, wie es heißt, eine Ueber- ladung des Kahns vor, so erfolgte dieselbe jedoch gegen den Willen der Fährgehülfen. <t Göppersdorf bei Liebstadt, 8. Januar. Die beiden größeren Güter, welche auf kleiner Anhöhe zwischen der Wingendorfer und Göppersdvrfer Straße liegen, sind heute früh ntederqcbrannt. Obwohl die Feuer wehren der Nachbarorte schnell zur Stelle waren, konnten die Gebäude nicht gehalten werden, da sämtliche Neben gebäude aneinander grenzten und dem Feuer überaus reichliche Nahrung gaben. Einen großartigen Anblick ge währten die mächtigen Feuergarben. K Dresden, 8. Januar. Infolge der Einver leibungen umfaßte Dresden am 1. Januar 1903, also das gesamte Stadtgebiet, 6730,31 Hektar. Auf dieser Fläche wurden am 1. Dezember 1900 480 652 Menschen gezählt, während sich für den 1. Januar 1903 der Bevölkerungs stand auf 493 650 Menschen berechnet. Der Gesanrtzu- wachs bezifferte sich nach dem Flächeninhalt auf 1732,89 Hektar und nach der Bewohnerzahl auf 77 832 Personen nach einer Schätzung am 1. Dezember 1900, die sich nach einer Schätzung und Berechnung des städtischen statistischen Amtes auf 85 977 Personen erhöht haben. Cotta brachte hiervon 160,79 Hektar und 13200 Personen, Kaditz 495,28 Hektar und 4000 Personen, Löbtau 204,65 Hektar und 38 957 Personen, Mickten 185,09 Hektar und 4721 Personen, Naußlitz 128,48 Hektar und 4450 Personen, Plauen 206,92 Hektar und 12 400 Personen, Trachau 196,55 Hektar und 5300 Personen, Uebigau 95,13 Hektar und 1840 Personen und Wölfnitz 60,W Hektar und 730 Personen. — Dem von Dresden scheidenden österreich-ungarischen Gesandten Grafen von Clary und Aldringen wurden gestern bei einem vom österreich-ungarischen Hülfsverein in Dresden zu seinen Ehren im Hotel „Europäischer Hof" veranstalteten Bankett die Abschicdsgrüße der österreich ungarischen Kolonie und des Hülfsvcrcins dargebracht. Dem Abschicdsbankett wohnten alle Mitglieder der öster reich-ungarischen Gesandschaft, die Konsuln Oesterreich- Ungarns zu Dresden und Leipzig, Direktoren der großen Elb-Tampsschisfahrtsgesellschaften, die Mitglieder des Vereins und zahlreiche distinguierte Gäste bei. Durch den Gcsamtvorstand empfangen, wurde dem Gefeierten im Wintergarten mit einer seine Verdienste um den Verein hcrvorhcbendcn Ansprache das kunstvoll ausgeführte Di plom der Ehrcnmitgliedschaft des Hülfsvereins überreicht. Bei dem hierauf folgenden Festmahle gedachte der Herr Gesandte in herzlichen Worten des segensreichen und pa triotischen Wirkens des Hülfsvereins und widmete seine mit Enthusiasmus aufgenommenen Trinksprüche dem Kaiser und König Franz Josef und König Georg von Sachsen. Weitere Toaste galten dem scheidenden Herrn Gesandten unter dankbarer Würdigung seiner dem Hülfs verein jederzeit erwiesenen Unterstützung und Förderung und herzlichen Wünschen für dessen neuen Wirkungskreis, sowie der Gräfin Clarn und Aldingen, welche den: Verein stets eine opferfreudige Gönnerin war. — Ein deutsches Generalkonsulat im Auslande schreibt: „Es kommen aus allen deutschen Ländern für die zahl reichen Deutschen hier sehr viele Briefe an, deren Adressen mit deutschen Lettern geschrieben sind. Die hiesige Post kann natürlich mit diesen Briefen nichts machen, somit schickt sic dieselben zn uns auf das Konsulat und wir be sorgen sie. Was hier geschieht, das wird auch für ander wärts gelten, aber auch für solche Orte, an denen kein deutsches Konsulat nnd auch sonst niemand da ist, die Adressen zu kontrollieren. Wie viele Briese mögen da ver loren gehen! Wie viel Schmerz entstehen, wie viele Familicubanbe gelockert werden! Ein Sohn im Auslände schreibt seiner alten Mutter, einmal, zweimal, er erhält keine Antwort. Ta denkt er: „Die alte Frau wird tot sein", nnd schreibt nicht mehr. Und unterdessen sitzt das Mütterlein in angstvoller Er:oartung zu Hause und weint sich die Augen ans, weil es nichts mehr von dem Sohne hört. „Der Junge wird tot sein." Ach nein, aber — der Brief des alten Mütterchens mit den ungelenken deutschen Zügen, der ist niemals angekvmmcn. Opfern Sie dieser Sache einmal ein paar Worte, und sagen Sie dem lieben Publikum, es möge sich für die Adressen nach romanischen Ländern nur lateinischer Buchstaben bedienen, es ist mit den deutschen Zügen gerade so, als wolle jemand nach Deutschland mit griechischen Lettern Briefe adressieren. Zeitnngen, die auf dem Lande gelesen werden, sind herz lich gebeten, diese Mahnung abzudrucken, sie können da durch vielen Leuten vieles Leid ersparen." Bergnüsiimgeu. — Stndttheater. NeucsThcater. Heute: Wegen Er krankung des Herrn Moers gelangt anstatt des „Barbier von Sevilla" und der „Abreise" zur Aufführung „Louise". Morgen: zum ersten Mate wiederholt: „Kaltwasser". — Altes Theater. Heute: „Das Tbeaterdorf". Morgen: Nachmittags 3 Uhr: zu ermäßigten Preisen „Prin zessin Gotdhaar". Abends 1/28 Uhr: „ Fatinitza ". — Am Sonntag geht im Neuen Theater Offenbachs Operette „Orpheus in der Unterwelt" in Scene; im Alten Theater wird nachmittags 3 Uhr bei ermäßigten Preisen „Prinzessin Goldhaar" und abends „Alt- Heidelberg" gegeben. — Leipziger Schauspielhaus. Heute, Freitag, wird das Volksstück „Geschwister Lemke" von R. Skowronnek und Leo Stein zum ersten Male wiederholt. Am Sonnabend gehen die beiden Moliercschen Lustspiele „Der Geizige" und „Die ge lehrten Frauen in der Bearbeitung und Uebersetznng von Lud- ivFind , in Scene. In den Hauptrollen sind beschäftigt die Damen Frl. Frey, Frl. Sicaert, Frl. Anders, Frl. Wenthaus, Frl. Fontclive und Frl. Kolmar, ferner die Herren Eggeling, Mehnert, Brückner, Hofmann, Grevcnberg, Bornstedt, Wilden hain, Wirth usw. Die erste Wiederholung dieser Lustspiele fwdet Montag statt. Sonntag abend Ivird „Geschwister Lemke" von Skowronnek und Stein gegeben, tvährend der halben Preisen am Sonnabend und Sonntag nachmittag das Weihnachts märchen „Aschenbrödel" zur Aufführung gelangt. — Kristallpalast-Theater. DaS Gastspiel von „La belle Guerrero" naht seinem Ende; es lohkt sich daher, die nur noch wenigen Vorstellungen zu besuchen, zumal da der gesamte der zeitige Spielplan cm besonders reichhaltiger ist. — Vielfachen Wünschen von Leipziger Kunstfreunden, die das letzte allzu kurze Gastspiel des „Bunten Theaters" nicht gesehen haben, gern entsprechend, hat die Berliner Direktion des nunmehr einzigen und originalen Ueberbrcttls die Fortsetzung des Gastspiels am 12., 13., 14. und 15. d. M. im Theatersaale des KrrstnllpalastcS festgesetzt. Das lustige Künstlerensemble, dem die bewährtesten Stützen, wie Marcell Salzer, Bokken Läsion, Tarla Lingen, ferner die für Leipzig neuen Kräfte Emil Justiz, Elln Riccarda angehören, wird nebst hochinteressanten Neuheiten, die sich in Berlin als Schlager erprobt haben, auch die Glanznummern älteren Stils, wie die Duette „Der lustige Ehe mann", „Haselnuß", „Die Kanzletburlesque", „Die Hasen- vfote" mit Marcell Salzer als Kanzleigespenst, zur Aufführung bringen. Marcell Salzer wird ferner nebst seinen karrrkatu- ristischen Zeitsatiren auch bedeutsame Schöpfungen zeit genössischer Dichter erstmalig zürn Vorträge bringen. Der „Böhmische Fremdenführer", der allabendlich Lachsturmc ent fesselt und der besonders gewünscht wurde, lvird natürlich auf dem Programm nicht fehlen dürren. Billets zu diesen Vor stellungen sind an der Tageskasse des Kristallpalastes zu haben. — Durchschlagenden Erfolg erzielt in dem Bariktß Batten berg durch seine meisterhaft zum Ausdruck gebrachten Vor träge Kml Maxstadr, die wie unverfälschte Natur direkt zum Herzen geben. Sein unerschövflicheS Repertoire gestattet es Herrn Marstadt, immer aufs neue den lebhaften äa cspo-Rufen zu folgen und seine Zuhörer durch eine Reihe von Perlen ersten Humors zu erfreuen. — Zentraltheatcr. Ein so großartiges Schaustück, wie Willy Hagedorns „Wasser Feerie", dürfte man Wohl so gleich nicht wieder zu sehen bekommen. Von einer geradezu märchenhaften Pracht wirken die farbenreichen entzückenden Bilder in Ver bindung mit springenden Wässern. Schon allein diese Nummer lohnt einen Besuch der Vorstellung, aber auch alle anderen Dar bietungen können nur als erstklassig bezeichnet werden. — Am 14. Januar findet in sämtlichen Räumen das große Pracht- Maskenfest statt. Nach den getroffenen Vorbereitungen verspricht dieses Fest an Glanz und Vielseitigkeit alle bisher in Leipzig veranstalteten Maskenbälle tveit zu übertreffen. — Ein originelles Konzertprogramm bietet heute der „Zoologische Garten", indem neben dem Musikberos Richard Wagner besonders der Meister des Dreivierteltaktes figuriert. Ter „Wagner- und Strauß-Abend" wird sicher ein großes Publikum aiizichen. Die einen werden Genuß an den gewaltigen Weisen des Bayreuther Meisters finden, die anderen Freude an den prickelnden Walzermclodien. Wer klug ist, erfreut sich an beiden I — Leipziger Palmengarten. Heute, Freitag, abend kon zertiert das MusikkorvS deS Königs-Jnfanterie-Regiments Nr. 106 unter Leitung des Herrn Milrtärmusikdirigentcn I. H. Matthey im Palmengarten. Da das Programm ein ganz vor treffliches ist, kann bei der hohen Leistungsfähigkeit der 106er Kapelle ein besonders genußreicher Abend in Aussicht gestellt werden. — Schloß TrachcnfelS resp. sein Besitzer August Schöpfe! bietet heute wieder ein großes Konzert. — Brauers Noßwcincr-Sänaer in „Drei Linden" werden heute abend 8 Uhr em ganz besonders gewähltes Programm zur Aufführung bringen. Der Besuch kann empfohlen werden. Schuldirektoren-Einweijung. * Leipzig, 8. Januar. Wie wir bereits mitteilten, fand am vergangenen Freitag die Einweisung von drei neuen Direktoren Leipziger Volksschulen statt, womit in zwei Fällen die Verabschiedung der seitherigen Direktoren verbunden war. Wir lassen über die Feierlichkeiten nach stehend noch ausführlichere Mitteilungen folgen. Feier i« der XIII. Bürgerschule zu Plagwitz. Hier versammelten sich vormittags 9 Uhr mit den oberen Klassen der XIII. Bürgerschule Vertreter der königlichen und städtischen Behörden, die Geistlichkeit und Kirchcnvorsteher von Plagwitz, Direktoren benachbarter Volksschulen, das Lehrerkollegium der XIII. Bürger- und 24. Bezirksschule, sowie zahlreiche Damen und Herren. Eingcleitet wurde die Feier mit dem Gesänge des Liedes: „Bis hierher hat mich Gott gebracht". Dann wendete sich der Königliche Bezirksschulinspektor Herr Schulrat vr.M ülleran den nach vieljähriger segensreicher Tätig keit in den Ruhestand tretenden Herrn Direktor Hermann Böhm nnd widmete ihm herzliche Worte des Dankes. Dabei erinnerte der Redner an die bedeutende Entwicke lung von Plagmitz und seines Schulwesens in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts; ein Zeuge nnd fleißiger Mitarbeiter dieser Entwickelung sei Herr Direktor Böhm lernt. Da führte ein günstiges Schicksal den jungen Schauspieler nach Breslau, in die Nähe Ludwig De vrients, dessen Spiel für den Anfänger von größtem Ein fluß war. In Intriganten- und Charakterrollen bildete er sich schnell zur Höhe seiner Kunst. Mainz sah ihn 1829, Mannheim 1832, Hamburg 1836 und endlich Stuttgart 1838. Hier übernahm er, in der frischesten und reinsten Blüte seiner Entwicklung, Seydelmanns Rollenfach, blieb aber, von den engen Verhältnissen bedrängt, nur einige Jahre dort. In Wien, Pest, Karlsruhe, Frankfurt hatte er als (yast inzwischen die größten Triumphe gefeiert, und so trieb es ihn nach dem Beifall einer größeren Menge. Drei Jahre spielte er als Nachfolger Grunerts in Han nover, dann zog er 1845 als Nachfolger Seydelmanns im Berliner Hofthcatcr ein. Vvm ersten Auftreten als Franz Moor bis zu seinen letzten Worten als Attinghauscn am 15. Juni 1878 blieb er den Berlinern treu, Meister Döring schlechthin genannt, als Künstler und Mcnsch von Jahr zu Jahr mehr geliebt. Den höchsten Ausdruck freilich fand diese Liebe erst, als er im Januar 1875 sein 50jähriges Bühnenjubiläum feierte. Es war eine Art nationaler Gesamthuldigung, die dem Meister dargebracht wurde; Kaiser und Kronprinz stellten sich in erster Reihe ein; der Kaiser von Oesterreich, der Baycrnköntg Ludwig, die Fürsten süd- nnd mitteldeutscher Staaten schlossen sich ihnen an; einmütig überschütteten ihn die Bühnen Deutsch, lands mit Adressen und Lorbeer; die Deutsche Shakespeare- Gesellschaft huldigte dem Darsteller des Falstaff, Shylock, Jago und Malvolio; Presse und Literatur sandten ihre Vertreter, und so ging cs fort mit Huldigungen ver schiedenster Art bis zu dem entschlossenen Schritte der Stu- denken, die dem Meister die Pferde des Wagens aus spannten. Drei Jahre später, an einem August- morgen des Jahres 1878, wurde Döriug zu Hrabe ge tragen. Welche Fülle von Gestalten verschiedenster Art batte er verkörpert! Welcher Reichtum menschlichen Seelenlebens mußt? ihm erschlossen sein! Vom Juden Schema in Cumberlands altmodischem Stücke bis zum Franz Moor, vom Schneider Fips bis zw König Lear, vom Elias Krumm im „Geraden Weg" bis zu seinem Nathan, vom Timotheus Bloom bis zum Mephistopheles — gibt cs weitere Darstellungsgebictc, die eines einzigen Künstlers Veranlagung gleich geschickt betreten kann? Für alle diese Rollen ist Dörings Meisterschaft bezeugt, und wenn sich einschränkende Stimmen finden, so drücken diese nicht den Zweifel an Dörings vollendetem Können aus, sondern sie weisen gerade in Anerkennung der reichen Mittel und Fähigkeiten ans den allzu großen Aufwand hin, der mit ihnen öfter gemacht wurde. Und so ergibt sich aus einer vorurteilsfreien Prüfung der vornehmsten Urteile über Dörings Laufbahn, daß seine Glanzzeit in die Mitte des Jahrhunderts zu setzen ist. Je mehr er sich, verwöhnt und verhätschelt, in der Gunst des Berliner Publikums festsetztc, desto leichter glitt er bisweilen von dem schmalen Grenzivege höchster Kunstreinheit auf das Gebiet des Virtuosentums ab, wenn er auch nie völlig zum Virtuosen wurde. Davor bewahrte ihn schon seine schlichte Persön lichkeit. Zur Zeit der Münchener Gastspiele unter Dingel stedts Leitung aber durfte er unter den deutschen Schau spielern als erster genannt werden. Da spielte er oen Wirt in der „Minna von Barnhelm" mit verblüffendem Erfolge, nicht minder den Dorfrichter Adam, eine an Meisterzügen kleinster Art so überreiche Leistung, sowie den Banditen Angelo in Lessings „Emilia". Bon seinem Bansen im „Egmont" urteilte schon damals Thc-ophile Gautier: „ce n'ent pa8 uns cbarga comms pourraieot la crvquor nos aeteurs äs vaucievillo, mais uno eorts cio arotsrqn«, evoiquo et pnjgLLnt, qai rapells cert»ioe» uxuros ä'Ostacks et äo Braver". Mit gleicher Bewunderung schrieb damals Gautier über Dörings Mephistopheles, der allerdings eigenartig und persönlich durchge-ührt er schien, dagegen in den Augen schärferer Kritiker einer ein heitlichen Lösung des Problems Mensch-Teufel entbehrte. Reich ist die Zahl -er übrigen komischen Charaktere, in denen Döring aus seinem Innern behaglich gab, in denen er den Dichter durch den Schauspieler oft be reicherte. Sowohl hier, wie in den ernsten Charakteren blieb der Sinn für das Natürliche stets der Grundzug von Dörings Kunst. Alles Pathos, alle Deklamation lag ihm zweifellos fern. Dafür ist sein Nathan der schönste Be weis, in jeder Hinsicht übrigens ein Zeuge von Dörings menschlich-künstlerischer Abgeklärtheit. Bon Rötschcrs scharfsinnigen Erörterungen bis zu dem Jubel der Jubi läums-Vorstellung im Januar 1875 hat Dörings Nathan, tausendfältigen Dank und Liebe gefunden. Hier war ein Nathan, weise nicht aus Ueberlegung und Bücherstudium, sondern aus seiner innersten Natur heraus. Hatte Döring anfangs dem Nathan einen leisen Anflug des jüdischen Idioms geliehen, so verminderte er es, je häufiger er die Nolle spielte, und erreichte allmählich jenen „universellen, allgemein menschlichen Standpunkt, der die ausgeprägte Besonderheit deS Judentums ganz überwunden hat." Da mit aber war auch der letzte Mangel an DöringS Nathan beseitigt und die Nolle konnte neben den humoristischen Gc- stalten als Inbegriff seiner Kunstrichtung gelten, die darauf hiuauSlies: das Natürliche frisch und gleichsam als persönliches Erlebnis zu verkörpern, stets auf das Kenn zeichnende in allen typischen Figuren bedacht. In dieser frischen, gesunden Art liegt auch für unsere Zeit noch etwas Vorbildliche-, da- ohne deS Meisters be lebende Gegenwart gepflegt werben kann.
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