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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.01.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-01-13
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030113029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903011302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903011302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-01
- Tag1903-01-13
- Monat1903-01
- Jahr1903
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Bezugs-Preis in der Hauptexpedition oder deren Ausgabe stellen abgeholt: vierteljährlich .-L 3.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus 8.7K. Durch die Post bezogen für Deutscki- land u. Oesterreich vierteljährlich 4.50, für die übrigen Länder laut Zeitungspreisliste. Redaktion und Expedition: Ivhannisgaffe 8. Fernsprecher 153 und 222. FttialeepedMonen: Alfred Hahn, Buchhandlg., UmversitätSstr.3, 8. itische, Katharinenstr. 14, «. König-pl. 7. Haupt-Filiale Dresden: Strehlener Straße 6. Fernsprecher Amt I Nr. 1713. Haupt-Filiale Serlin: Earl Duncker, Herzgl.Bayr.Hosbuchhandlg., Lützowstraße 10. Fernsprecher Amt VI Nr. 4603. NLreud-Ausgabe. Anzeiger. Ämlsökalt des Äöniglichett Land- nnd des Sönigkichen Ämtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Rotizeiamtes der Stadt Leipzig. Nr. 22. Dienstag den 13. Januar 1903. Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzrile 85 H. Reklamen unter dem RedaktionSstrich (4 gespalten) 75 H, vor den Familiennach richten (0 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsap entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto) Ertra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne PostbefSrderung 60.—, mit PostbefSrderung 70.—. Äunahmeschluß für Äuzeigeu: Abend-AuSgab«: vormittags 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen sind stet« an di« Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag- uunnterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Truck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 87. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig, 13. Januar. Der Reichöhaushaltsctat für 19VS. Der den Mitgliedern des Reichstags zugegangene Reichshaushaltsetat ist einer der ungünstigsten von allen, die dem hohen Hause jemals vorgelegt worden sind. Wenn man ihn recht beurteilen will, darf man allerdings nicht außer acht lassen, daß sowohl in den dauernden, als auch in den einmaligen Ausgaben des ordentlichen und des außerordentlichen Etats sehr erhebliche Posten sich befinden, die in Wirklichkeit nicht zu dem Ansgabebedarse des nächsten Jahres gehören. So figurieren in den dauernden Ausgaben die 542 Millionen Mark Uebcr- weisungen an die Bundesstaaten, die lediglich einen durch laufenden Posten bilden. Zu den ordentlichen ein maligen Ausgaben zählt auch der Bedarf zur Deckung des Fehlbetrages des Jahres 1901 mit über 48 Millionen Mark und zu den außerordentlichen einmaligen Aus gaben die Znschußanleihe von 95 Millionen Mark. So er gibt sich, daß in Wirklichkeit an e i n m a l i g e n ordent lichen Ausgaben nicht, wie es der Form nach de» An schein hat, nahezu 46 Millionen Mark mehr, sondern 2ZL Millionen Mark weniger als im laufenden Jahre gefordert werden. Ebenso ergibt sich nach Abzng jener 95 Millionen statt eines Mehrbedarfs von beinahe 89 Millionen Mark ein Minderbedarf von 6 Mil lionen bei den e i n m a l i g e n a u ß e r o r d e n t l i ch c n Ausgaben. Umgekehrt erhöht sich der Mehrbedarf an dauernden Ausgaben von 25,8 Millionen Mark nm denjenigen Betrag, nm den die Ueberweisiingen für 1903 niedriger angesctzt sind, als für das laufende Jahr. Für die richtige Würdigung dieses Mehrbedarfs an dauernden Ausgaben kommt zunächst in Betracht, daß nicht weniger als 12^ Millionen davon auf die Betriebs verwaltungen, namentlich die Post- und Eisenbahnver- waltnng, entfallen und das; ein nicht unerheblicher Teil dieses Mehrbedarfs durch die Gehaltserhöhungen bedingt wird, auf die der Reichstag seit Jahren so lebhaft hin gedrängt hat. Sodann ist zu berücksichtigen, daß be kanntlich eine Reihe von Ausgaben von gefcyeswegen in stetiger Steigerung begriffen ist. Dies gilt insbesondere von dem Zuschüsse für die Invaliden- und Alters versicherung, dessen Steigerung den Löwenanteil an der Zunahme der Ausgaben für das NcichSamt dcS Innern mit rund IZH Millionen Mark in Anspruch nimmt: sodann von dem durch den Ausbau unserer Flotte bedingten Anwachsen der dauernden Ausgaben des Marineetats, auf den der größte Teil der Steigerung der dauernden Ausgaben für unsere Flotte mit OsH Mil lionen entfällt: ferner von dem Anwachsen des All gemeinen Pensionsfonds mit mehr als 3 Mil lionen Maik und der Ausgaben des NeichS- i n v a l i d c »f o n d s mit 1,4 Millionen Mark. Erwägt man ferner, daß die Zunahme der Ausgaben für die Reichsschuld mit etwas über 6 Millionen Mark vor gesehen werden muß, so erhellt, -aß in Bezug auf solche Steigerungen der dauernden Ausgaben, welche nicht auf festen gesetzlichen Grundlagen beruhen, sondern bei denen mehr der freie Wille obwaltet, die größte Zurückhaltung geübt und nur daß unbedingt Notwendige eingestellt ist. Unter diesem Gesichtspunkte gewinnt aber die unerfreu liche Tatsache, daß zur Balanzierung des Etats eine Feuilleton. s, Frau Huna. Roman von Karl Tanera. Nachdruck verboten. „Die Japaner, gnädige Frau, sind ein Volk, welches ausgezeichnete Eigenschaften und vorzügliche Einrich tungen hat oder, besser gesagt, hatte. Es gab bis zur Umwälzung der Jahre 1867 und 68 kein so konservatives Volk wie sie auf der ganzen Erde. Gehorsam, ja sogar Unterwürfigkeit, Respekt vor der Obrigkeit, dem Gesetz, den Eltern und dem Alter lag den Japanern sozusagen im Blut. Sie waren zu höflichen, liebenswürdigen, fleißigen und braven Menschen von oben herab erzogen worden. Infolge dieser guten Eigcnsckmften führte die strenge Feudalherrschaft des Hofes und der Adligen im allgemeinen weder zu Ausartungen, noch zu einer De generation der vornehmen Geschlechter, und das Bvlk blieb bescheiden, arbeitsam und sympathisch für jeden Fremden, der diese, gleich naiven Kindern erscheinenden Japaner kennen lernte. Da kam die Umwälzung jener Jahre. Ms dahin hatten die Schogune de^ Mikado immer mehr vom Bvlk abgeschlossen, um selbst die Herrschaft auszuüben. All mählich aber wurden die Japaner mit den Sitten, Ge bräuchen, Einrichtungen und Anschauungen des Abend landes bekannt, und cs vollzog sich auch bei ihnen ein Umschwung in staatlicher, geistiger imd moralischer Be ziehung. Der Mikado wollte selbst die Zügel der Rcgte- - rilng führen, und das untere Bvlk strebte, gegenüber dem bevorzugten Adel, größere Freiheiten zu erlangen. So entstand eine Revolution, bet der die höchsten Spitzen, d. h. der Mikado und der Hof, und das untere Volk sich gegen den hohen Adel, nämlich gogen die Schogune, welche als Statthalter eine fast unbeschränkte Macht hatten, und deren Anhänger vereinten. Letztere nnd ihre Armeen wurden besiegt. Nun begann die neue Zeit. Mit einer unglaublichen Energie und Schnelligkeit wur den die europäischen Verhältnisse etngeführt. Es ging alles so über Hals und Kopf, daß sich in kanm 25 Jahren, welche in der Geschichte eines zweinndeinhalb Jahr tausend alten Reiche- wie zwei oder drei Tage in einem Menschenleben erscheinen, eine vollständige Umwälzung vollzog. Man führte europäische politische Einrichtungen, Z u s ch n ß a n l e i h e von 95 Millionen Mark in Aussicht genommen werden mußte, eine besonders ernste Bedeutung. Wenn in einzelnen Organen der Presse die Behauptung ausgestellt wirb, daß die Be schaffung der Mittel zur Deckung des Fehlbetrages durch eine solche Znschußanleihe mit den Bestimmungen der Verfassung nicht vereinbar sei, so erscheint eine solche Be hauptung nicht als stichhaltig. Anleihen können nach den Bestimmungen der Neichsverfassung zur Beschaffung der Deckungsmittel für den Neichsbedarf hcrangczogen werden. Regelmäßig wird auch ein beträchtlicher Teil der Ausgaben des Reichs aus solchen bestritten. In früheren Jahren, ehe die feste, jetzt vereinbarte Ab grenzung zwischen einmaligen Ausgaben des ordentlichen und des außerordentlichen Etats bestand, half man sich einfach damit, daß der größere Teil der einmaligen Aus gaben auf den außerordentlichen Etat übernommen und demzufolge aus der Anleihe bestritten wurde. So sind noch im Anfänge des vorigen Jahrzehnts erheblich weniger einmalige Ausgaben ans ordentlichen Ein nahmen gedeckt worden, als dies für 1903 in Aussicht genommen ist. Ueberdies liegt es ja in der Absicht, die Znschußanleihe nicht als dauernde Belastung des Reichs zu gestalten, sondern ihre Rückzahlung aus den bei wieder aufsteigender Bewegung zu erwartenden Uebcr- schüssen der Uebcrweisungcn über den Etatsbctrag hin aus sicherzustellen. Die Zuschußanlcihe stellt sich nach alledem als ein unter den obwaltenden Umständen un- nnrgänglicher Notbehelf zur Herstellung des Gleich gewichts im Reichshaushalte dar. Aber sie kann nur als ein vorübergehendes Auskunftsmittel vom Stand punkte solider Finanzwirtschast für zulässig angesehen werden, und man wird nicht umhin können, sobald sich nur einigermaßen übersehen läßt, waö an Mclnerträgcn aus dem neuen Zolltarif zu Balanzierung des Etats ver fügbar wird, darauf Bedacht zu nehmen, daß durch a u s- r eich en de Entwickelung der Einnahmen des Reichs der Boden für die ordentlichen Ausgaben- desselben dauernd sichergestellt wird. Papst Leo und die katholischen „Neuerer". Papst Leo hat bekanntlich durch den Kardinal Rampolla dem Bi,schofvvn Keppler für seinen Kanrpf gegen die „verwegenen Versuche der falschen Reformer", ihre „Kunstgriffe" und „Kühnheit" Lob gespendet und damit öffentlich seine eigene Stellung zum Reformkathvlizismns deutlich gekennzeichnet. Das Organ der bayeri - scheu Zentrum sparte! zeigt sich hierüber aufs höchste befriedigt, indem es ansrnft: „Uoma ioeuta! Damit ist für alle, die es mit der Kirche aufrichtig halten, das ent scheidende Wort gesprochen." — Das bayerische Zcn- trnmoblatt hat also im voraus das Memorandum gerichtet, daß die hervorragenden Vertreter des Reform katholizismus laut der „Münch. Allg. Ztg." dem Papste behufs ihrer eigenen Verteidigung cinreichen wollen. Das Urteil des Papstes über den Resvrmkatllolizismus, wie es in dem Schreiben Rampvllas an den Bischof von Keppler vvrlicgt, trifft aber nicht bloß die eigentlichen Nesi-rmkatholiken, sondern auch den sogenannten politi schen Katholizismus, und zwar in seinem hervorragendsten Organ, der „Kölnischen Volkszeitung". Denn das rheinische Zentrumsblatt l-at am 11. Dezember vorigen Jahres zu der Kepplerschen Kritik des Reformkatholizis mus wörtlich folgendermaßen Stellung genommen: „Wenn wir auch mit den Ausführungen des Herrn Bischofs in europäische Wissenschaften, die neuesten technischen Er findungen usw. ein, und bis jetzt geht alles ziemlich gut. Die Japaner haben sich im allgemeinen vielfach euro päisiert- Das erforderte natürlich manchen harten Kampf. Daher hatten sich die Verhältnisse sehr zugespitzt. An dem, was sie von der alten Zeit übernommen haben, halten aber auch die modernen Japaner nngemeln zähe fest, und dazu gehört in erster Linie das Familienleben und die Erziehung der Frauen. Kein Missionar, keine Lektüc-c, keine Kenntnis der europäischen Zustände und kein Wirten der in dem von Ihnen, gnädige Frau, er strebten Sinn vorgehenden Amerikanerinnen konnte daran etwas ändern. Auch Sic selbst werden sich vergeb lich bemühen. Dao werden Ihre ersten Enttäuschungen sein. Die nächsten sind ernsterer Art. Ihre unleugbar großartigen Erfolge sind den Japanern in den Kopf ge stiegen und haben sie zu einem hochmütigen, arroganten Volk gemacht, wenigstens den Teil, der sich ganz ans die moderne Seite geschlagen hat. Sie glauben, daß sie schon jetzt alles besser verstehen als ihre Le lxr meist er selbst. Sie sind aber schlau genug, als Lernende dies in Europa nicht merken zu lassen. In ihrer Heimat kommt es aber überall zum Durchbruch. Dort lassen sie sich gar nichts sagen, leben ganz nach ihrer Art und vergessen schnell, was sie sich in Europa vo^ienommen. Je näher ein Japaner bei der Rückreise seiner Heimat kommt, desto mehr wird er wieder echter Japaner. Das ist am meisten in familiärer Beziehung der Fall. Darum, gnädige Frau, geht mein Rat dahin. Sic müssen in Ihrer neuen Heimat sehr fest auf allem bestehen, was Tic erreichen wollen und können. Sic dürfen nicht glauben, daß alle Versprechungen, welche Ihnen gemacht wurden, auch ge halten iverden, ünd Sic müssen sich auf Enttäuschungen jeder Art gefaßt machen." „Oki, Herr General, meines Manne? bin ich sicher. Er liebt mich innig, nnd seine sanfte, weiche Art wird ihn immer veranlassen, meinen Wünschen nachzltgcbcn, soweit es in seiner Macht liegt- Ich danke Ihnen aber aufrichtig für Ihre gut gemeinten Ratschläge und werde dieselben, soweit sie die allgemeinen Verhältnisse be treffen, sehr in Erinnerung bebakten." In diesem Augenblick kehrte Professor Jzuna aus dem Bad zurück. Herr v. Menzbeim wollte daher das Ge spräch nicht mehr fortscyen. Er lehnte sich in seinen Stuhl, beobachtete, während Julie ihrem Gatten ent gegenging, wieder daß junge Paar und dachte bei sich: „Die arme, junge Frau!" weitem Umfange üvereinstimmen, so bedürfen doch gewisse scharfe und verallgemeinernde Wendungen der Rede eine Erläuterung und Einschränkung und der ganze Gegenstand der Ergänzung." — Gleichzeitig veröffentlichte die „Kölnische Volkszeitung" eine lange Darlegung eines katholischen Theologen, der fast auf allen Gebieten des kirchlichen Lebens einschneidende Reformen verlangte. Seme Forde rungen erstreckten sich auf den Hyperkonservatismus in der Geschichte, auf die Dogmatik, auf die Interpretation der heiligen Schrift, auf die Spekulation, auf den Katechismus, auf das Kirchenrecht, auf das kirchliche Strafrecht, auf die Mvraltheolvgie, auf die Studienordnung, auf die UebSr- spannung des Autoritätsbegriffes. Nachdem die „Köln. Volksztg." in solcher Weise das Reformbedürfnis des Ka tholizismus anerkannt hat, wird ihr die Anerkennung des Grundsatzes „Koma looutal" sicherlich wenig behagen: an der Anerkennung selbst jedoch wird sie es natürlich nicht fehlen lassen. Ncuaufwcndung des Reiches für die deutschen Auslands- schulen. Unter den Resolutionen, welche auf dem ersten deutschen Kolvnialkvngreß zur Annahme gelangten, befand sich auch eine solche vom Allgemeinen Deutschen Schul verein zur Erhaltung des Deutschtums im Ausland eingebrachte, die eine Erhöhung des Reichsunterslützungsfvnds für deutsche Schulen im Aus land bezweckte. Schon vor zwei Jahren hatte der Vor stand des Schulvereins sich mit einer Denkschrift an den Reichskanzler gewendet und die Notwendigkeit einer solchen Erhöhung durch Darlegung der tatsächlichen Ver hältnisse und Bedürfnisse begründet. Die Regierung hat nun ihre Erkenntnis dieser Notwendigkeit und ihr warmes Interesse an der nötigen Abhülse dadurch be kundet, daß sie in dem soeben an den Reichstag gehenden Entwurf des Staatshaushaltes den Fonds zur Unter st ützung d c u t s ch e r S ch u l e n i m Aus land von 300 000 .L auf 400 000 .ei. erhöhte. Es erscheint ganz zweifellos, daß der Reichstag diese Forderung be willigen wird, da ja auch dann noch das Reich mit feinen Anfwendnngcn für diese Zwecke hinter andern Ländern zurückblcibt, so hinter Frankreich, ja sogar hinter -ein armen Italien, das für seine Auslandsfchulen jährlich eine Million ansgibt. Jedenfalls beweist aber das Vor gehen der Regierung aufs Erfreulichste ihr auch sonst schon zum Ausdruck gebrachtes wachsendes Interesse am deut, schen Anslandsschulmesen, um so mehr, als diese Erhöhung bei einer ungünstigen Finanzlage des Reiches erfolgt ist. Non italienischen Hochschulen. Der italienische Unterrichtsminister Nunzio Nasi hat an die Rektoren sämtlicher Universitäten deS Königreiches ein Rundschreiben gerichtet, in welchem er an sie die Anfrage stellt, wie viele Stunden sämtliche Professoren im Laufe des Jahres wirklich gelesen haben. Diese eigentümliche Anfrage erklärt sich aus den höchst merkwürdigen Zuständen, welche an den italienischen Hoch schulen herrschen, und ist nur aus ihnen zu begreifen. Ter „Eorrierc della Sera" schildert sie in kurzen Worten. Er sagt, viele Professoren lesen drei- bis viermal im Monat, andere nur ein- oder zweimal, manche aber gar nicht. Der eine ist Senator, der zweite Abgeordneter, der dritte Mit glied einer in Rom tagenden staatlichen Kommission, der vierte Gemeindebcamter. Die Herren haben somit keine Dann nahm er ein Buch in die Hand und laS. — In den Stunden, welche dem Gespräche zwischen Julie Jzuna und dem General v. Mcnzheim folgten, hatte die junge Frau eine Empfindung des Aergers gegen den alten Herrn. Ihre tiefe Liebe für ihren Gatten ließ sie in ihm eine Ausnahme gegen die anderen Japaner sehen, und es kränkte sie etwas, daß Herr v. Mcnzheim, wenn auch verblümt, seine Warnungen doch eigentlich so ausgesprochen hatte, als ob sie sich direkt auf ihren Mann beziehen sollten. Allmählich aber ließ diese Regung nach, und sie stellte sich vor, warum der General wohl alles gesagt habe? Es war ihr klar, daß ihn keine andere Ursache bestimmen konnte, als der Wnnsch, ihr zu nützen. Er war ein Herr, dessen Jahre ihn über jeden Neben gedanken erhoben. Auch erkannte sie genau, daß er ihr ein wahrhaft väterliches Wohlwollen entgcgcnbrachte. Also batte er sie keinesfalls gegen ihren Gatten auf hetzen und gewiß sie nicht kränken wollen. Im Gegen teil! Er war sicher von dem, was er sagte, voll über zeugt. Dieser <Äedanke erregte rviederum ein Gefühl des Unbehagens in ihr, es entstand in ihrem Innern ein Zweifel über die Zukunft. Ungerecht oder falsch konnte gewiß ihr geliebter Mann nie gegen sic handeln. Davon ivar sie überzeugt. Ob er aber immer gegen die Ein flüsse feiner Heimat fest bleiben würde! Ihr Zweifel faßte jedoch noch nicht festen Fuß, denn Jznna erwst-ö sich gleich liebenswürdig, sanft und auf merksam gegen sie wie bisher. Sie bemühte sich daher, auch ihm die Stimmung, welche sie erfaßt hatte, zu verbergen und sic sogar aus ihrem Innern zu verdrängen. — Am 20. Dezember früh tauchten die zackigen, gelben Felfenbergc von Aden auf. Drei Stunden später warf der „Friedrich der Große" in der dortigen Bucht Aukcr. Im Nu erstiegen eine Menge von indischen, arabischen und jüdischen Händlern, persischen Geldwechslern, Somali negern, welche Straußenfedern und Antilopenhvrner an boten, und anderen Menschen da? Verdeck. Ein buntes, echt orientalisches Bild entwickelte sich, noch origineller als in Port Said, weil in Aden daß Abendland mehr als dort in den Hintergrund tritt. Julie und der Professor unter hielten sich am meisten mit den vielen Neger-jungen, welche ohne Scheu vor den zahlreichen Haifischen auf kleinen Balkenftückcn oder in auSgehöhlten Bäumen um den Dampfer herumpaddelten und unter fortwährendem Schreien anffordcrten, kleine Silbcrmünzcn ins Meer zu werfen. Diese tanchten sie dann aus oft sehr großer Tiefe wieder herauf und steckten die so erworbene Beute in den Zeit, Kollegien zu lesen. Selbst jene Professoren, die eine rühmliche, aber seltene Ausnahme bilben und sich daran erinnern, daß sie eigentlich für die Studenten da find, pflegen nur eine geringe Stundenzahl anzufetzen und ver stehen das auch in andern Ländern übliche „akademische Viertel" so aufzufassen, daß sie den Hürsaal, wenn das Kolleg beispielsweise von 9 bis 10 Uhr angefetzt ist, 25 Mi nuten nach 9 Uhr betreten und 10 Minuten vor 10 Uhr verlassen, so daß die Vorlesung — 25 Minuten dauert. Tas Schuljahr, sagt der „Corriere" weiter, besteht aus einer langen Folge von Ferien, di« hier und da durch eine Bor lesung unterbrochen werden. Der Ptinister weiß das ganz gut, und er weiß auch, daß ein Professor, der fein Ann ernst nimmt und fleißig Vorlesungen hält, sich den Haß seiner Kollegen zuzieht, und daß die Studenten die Kollegien nicht besuchen, weil die Professoren nicht da sind. Z« den Reformen in Makedonien In einem mit dieser Ucberschrift versehenen Leit artikel schreibt die Petersburger „Nowoje Wremja" u. a: Rus, c» rd und Oesterreich-Ungarn verlangen Reformen mit Bürgschaften. Solche Reformen werden der Türkei nach gegenseitiger Vereinbarung -wischen Ruß land und Oesterreich-Ungarn vorgeschlagen werden. Die Hauptpunkte schon jetzt zu bestimmen, ist nicht schwierig. Es sind dies: 1) Einsetzung einer finanziellen Kontrolle über die Erhebung der Stenern in den europäischen BilajetS, sowie über die Gehaltszahlung an die Beamten und die Truppen 2) Einsetzung einer Kontrolle über die Gendarmerie durch Wahl der Offiziere ans Angehörigen der neutralen euro chäischen Sraatcn (Belgien, Holland, die Schweiz). 3) Sehr er wünscht ist eine Kontrolle über die Gesamlverwaltung Makedo niens, zu welchem Zwecke eine Persönlichkeit erforderlich ist, die in gleicher Weise von den türkischen Traditionen, wie nach Mög lichkeit vom Kjildiz Kiosk selbst unabhängig ist. Das Blatt bemerkt am Schluffe: Diese Maßregeln wer- den zwar die türkische Eigenliebe empfindlich berühren, aber der Türkei selbst großen Nutzen bringen. Die Türkei bedarf in ihren europäischen Provinzen einer kleinen Ope ration. Jede Operation ist aber schmerzlich und ruft natur- gemäß den Widerstand -es kranken Organismus hervor. Dieser nuiß aber durch gewisse Gewaltanstrengungen überwunden werden. Man mutz hoffen, daß die Türkei sich fähig erweisen wird, der Stimme der Vernunft zu ge horchen und daß sie die aus freiem Antriebe ihr dar gebotene Hülfe annebmcn wird. Deutsches Neich. EU. Berlin, 12. Januar. (ReichSzesundheit-amt.) Die Arbeiten in der Veterinarabteilun.q beim ReichSgesund- beitSamI' baden in den letzten Jabren, insbesondere durch die Einbeziehung der Veterinärstatistik und durch die Maßregeln gegen Schweineseuchen und Geslügelkrankheiten eine außer gewöhnlich schnelle und große Zunahme erfahren; mir den: ans den 1. April 1903 festgesetzten Inkrafttreten de« Schlacht vieh- und Fleischdcschaugesetze« wird rin weiterer erheb licher Zuwachs an Arbeit auf dem bezeichneten Ge biet rinlreten. Die dem Gesundheitsamt obliegenden Arbeiten auf dem Gebiete der Wasserversorgung, der Beseitigung der Abfallstoffe einschließlich der Flußverunreinigung, der Heizung, Lüftung und Beleuchtung ujw. haben im Laufr der Mund. Da sie nahezu keine Kleidung trugen, so bildeten ihre Backcntaschen den einzigen Raum, wo sie die Geld stücke anfbewahren konnten. In Aden wurden wieder Kohlen eingenommen. Darum machten fast sämtliche Passa giere auch hier Abstecher nach der Umgebung der zwar wenig Interessantes bietenden Hafenstadt. Jzuna, feine Frau und der General nahmen sich ebenfalls einen Wagen und fuhren nach der eigentlichen Stadt Aden. Sie lag etwa 4 Kilometer von der Hafenstadt, welche eine rein englische Ansiedelung ist, entfernt. Damit eröffnete sich der jungen Frau abermals ein neues, ungeahntes Bild nach dem andern. Baum- und buschloS, überhaupt ohne jedes Wachstum war die Gegend, welche sie nun kennen lernte. Ueberall starrten nackte, wild zerklüftete Felsen in die Höhe, denen man deutlich ansah, wie sie einer ge waltigen, vielleicht vor vielen Jahrtausenden erfolgten vulkanischen Eruption ihre Entstellung verdankten. Tann folgte die interessante Araberstadt Aden. Hier lebte kein einziger Europäer. Alles war echt arabisch, vo« den niederen, llütteuartigcn Häusern bi» zu den Üamelstallen und offenen Verkaufsplützen. Unter den Bewohnern fall man solche von der jenseitigen, nahen Küste Afrikas, schmutzige Stadtarabcr und arme, bettelnde eingeborene Blinde und Büppel auS allen nur möglichen Ländern des Orients, die nach Schiffbrüchen oder anderen Zufällen hierher gekommen warcu. Ter General erklärte dem jungen Paare alles, was man erblickte, und dadurch wurde der AuSflug ein nicht nur genuß-, sondern auch lehrreicher. Man besichtigte noch die Tanks, d. h. die Zisternenanlagen der Engländer und kehrte hierauf nach der Hafenstadt zu rück. Dabei begegnete man eküer Schwadron englischer Kamelrcitcrei, welche ebenfalls einen äußerst originellen Anblick gewährte. — Acht Stunden nack -er Ankunft setzte der „Friedrich der Große" seinen Weg ostwärts fort. Im Laufe von anderthalb Tagen durckssnrchte er den Meer busen von Aden, passierte die Insel Sokotra und steuerte dann in das weite arabische Meer. Als miedest die endlose, blaue Wasserfläche den Tampfer umgab, keine User den Blick fesselten nnd die Glut der heißen Zone jede Bewegung lästig machte, be gann von neuem das stnudenlage, ruhige Sitzen der Passa giere in den bequemen Rvhrftühlcn, und man hatte Zeit, seinen Gedanken nalllznhängcn. Während Jzuna unter der drückenden Luft eingeschlafen war, lag Julie ruhig in ihrem Stuhl und blickte über die blaue, endlose Fläche. Jede Drehung der Schiffsschraube führte sie weiter von der alten Heimat weg, ihrer zukünftigen, unaekannten
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