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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 16.10.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-10-16
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190110169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19011016
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19011016
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-10
- Tag1901-10-16
- Monat1901-10
- Jahr1901
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 16.10.1901
- Autor
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Beilage r«m „Riesaer Tageblatt". »«ck «ab »«lag w» Laag«, L »tnterltch « »«es«. — Fit, bi« Rebaetlo« vamMmNach: Her««»» Schmidtw Mas«. S4S«itt»»ch, IS. Oetaber 19S1, «beab». S4. Jahr,. und E«ßlan- in Rittel-Nfien. )I( Fürst Bismarck hatte einmal gesagt, an der Nordpforte Indio» werde der Elefant und der Walfisch um die Herr- schäft kämpfen. Im Rotdweste« Indien» liegt in der That die Achillesferse des brtttsche» WelttelcheS. ES ist daher be- greistlch, daß dl« Engländer mit gespannter Aufmerksamkeit die Vorgänge beobachten, di« sich seit dem Tode de« Emirs Abdur- rahnum in Afghanistan abspirlen Aber auch Rußland ist auf der Hut, um sich nicht von den Ereignisse» überraschen zu lasten. Die Anwesenheit des Erirgsmluister» Kuropatkln, de» Urheber» jener vielbesprochenen „Probe-Mobilmachung" kaukasischer Trup. perr «ach Kuschk, dem befestigten Posten gegenüber Herat, in Mittel-Asien beweist da». Sollte e» hier einmal zu einem Zu sammenstoß zwischen Rußland und England kommen, so dürste Rußland im Bortheil sein. Beider Machtvrrhältnifle gestalten sich ungefähr folgendermaßen: Die Streitkräfte Rußland» im Kaukasus und in Turkestan erreichen eine Kriegsstärke von 350000 Manu, die, beliebig verstärkt, auf der Eisenbahn in wenigen Tagen Herat und Af ghanistan besetzen und gegen Indien Vordringen können. Dabei hat Rußland den großen Bortheil sür sich, daß die Böller Eentral-Asien» ihm freundschaftlich gesonnen find. Rußland ver folgt nämlich in diesen «nkultivirten Ländern, namentlich durch die Anlage von Eisenbahnen und Chausseen sowie durch eine schonende Behandlung der Eingeborenen, auch eine civilisatorische Mission. England hatte, nach dem Ausweise sür da» Jahr 1S00, in Indien nicht mehr als 73827 weiße Truppen. Von diesen mußten im Anfang de» südafrikanischen Kriege» ein« Anzahl eilig »ach dem dunkeln Weltthrilr geschafft werden. An «inge borenen Truppen hatte England in Indien 145627, zusammen 219454. Die Zahl der farbigen Truppen überwiegt also jetzt die der europäischen um mehr als daS Doppelte. In den indischen Vasallenstaaten halten die dortigen Fürsten ihre eigenen Heere. ES ist ein offene» Grheiwniß, daß sich diese Fürsten durch russische Instrukteure modern geschulte Armeen heranbilden lasser» und eine günstige Zeit abwarien, um die Engländer aus dem Lande zu jagen. Erinnert man sich deS Sipoy-AufstandeS von 1857, der Englands Herrschaft fast an den Rand deS Ab grundes brachte, so scheinen diese Zustände, bei einer etwaigen Gefahr von außen her, sür England sehr bedenklich. Dazu kommt noch ein anderer Umstand: England hat be kanntlich dem Sultan manchmal hart zugesetzt. Nun ist Central- Jndieu mohammedanisch und in Nord-Indien leben 57 Millio nen Anhänger deS Islam, die geistig und materiell obenan stehen. Der Sultan hat aber die Würde deS Khalifen, oder Vertreter Mohammeds, also gleichsam eines mohammedanischen Papstes der gesammten islamitischen Welt und übt kraft dieser auf die 300 Millionen Gläubigen der drei alten Erdtheile einen großen Einfluß auS. ES ist daher kaum nnzunrhmen, daß Eng land bei einem etwaigen Kampfe mit Rußland von der indisch mohammedanischen Bevölkerung unterstützt werden wird. England ist nach alle Dem in einer keineswegs beneldenS- wertheu Lage. Zwar versichern russiche Blätter, daß Rußland jetzt keine Verschiebung der Verhältnisse erstrebe, wenn es nicht durch England gezwungen werde. An der Aufrichtigkeit dieser Versicherung ist nicht zu zweifeln. Dir russische Politik kann warten; bisher sind ihr die Früchte in Aste« in der Regel ohne große Mühe in den Sckooß gefallen, und «» liegt kein Grund vor, anzuuehmen, daß Rußland ohne Roth von dem Grundsatz deS Warten» abweich«. Immerhin können unvorher gesehene Ereiguiffe rin treten, dir «ine militärische Aut einander- setznng zwischen den beiden Mächten nothwendig mach«. Und diese Möglichkeit rechtfertigt die Sorg«, mit denen England der Zukunft «tgegenfieht. TageS»eschichte. Morgm, Donnerstag, ist ei« Jahr verfloss«, feit Sr«f VSlow zn« Reichskanzler ernannt wurde. Am 17. Oktober vollzog der Kaiser in Hom- bürg von der Höhe seine Ernennung an Stell« de» Fürst« Hohmlohe. Die Organe der konservativen und der national- liberal« Partei beschäftig« sich au» Anlaß diese» Jahrestage» mit der Politik de» Gras« Bülow und drück« dem Reichs kanzler ihr volle» Vertrau« au». Die .Konservative Korrespondenz" schreibt: .... ES ist dem Graf« Bülow gelung«, di« Homogenität der Regierung im Reich und in Preußen herzustell« und zu wahren, und wiederholt hat er erklärt, die Bahnen seine» groß« Borgänger», de» Fürsten BiSmarck wandeln zu wollen. In diesem Sinne hat der Herr Reichskanzler auch zweifellos in allen wichtig« Frag«, nament lich in der unsre innere Politik beherrschenden Frage deS Schutzes der national« Arbeit, einen entschied«« Standpunkt vertret« und sich dabei im Anklange mit d« Konservativ« befunden. Wie also dir konservative Partei schon bei dem Amtsantritt de» Grafen von Bülow nicht gezögert hat, ihn ihre» Verträum» zu versichern, so könnm wir auch jetzt, au» Anlaß der Preßbetrach- tungen über sein .einjährige» Kanzler - Jubiläum", feststell«, daß der leitende Staatsmann noch wie vor de» Vertrauen» der konservativen Partei sicher lein kann." — Die .National liberale Korrespondenz" saßt ihr Urtheil folgender maßen zusammen: .Die sichere Hand, die Graf Bülow bet der Zurndeführung der internationalen Intervention (in China) be währt hat, dergestalt, daß e» gelang, ein gemeinsame» und ver- nLnstigeS Frledensprogramm aufzustellen und zwischen den ver schiedenen Mächten unserer Neutralität, unsere Selbständigkeit und unser« Frieden, also die groß« dauernden Interessen de» Reiche», zu wahren, scheint eine Bürgschaft dafür zu biet«, daß auch die schwebenden inner« Fragen von ihm einer glücklichen Lösung werden entgegengeführt werd«, nachdem jene äußere zu einem befriedigenden Abschluß gebracht worden ist, welche zeit weise die wichtigste Voraussetzung unserer nationalen Daseins- bethätlgung, die Erhaltung de» Friedens, zu gefährden drohte. Das vielfach unbefriedigende, waS in unfern Partei-Verhältnissen liegt, verleitet zu der Verkennung der Größen-Verhältniffe der Dinge und Personen, aus die eS bei dem Streben, auch die Bürgschaft« des innern Friedens und der sittlichen und materill« Wohlfahrt zu stärken, wesentlich mit ankommt. Wer sich von dieser Art Zeitgeist nicht in die Irre führen läßt, wird mit Befriedigung feststellen müssen, daß der Kanzler wie vor einem Jahre sich auch heute durch daS Vertrauen sowohl seines kaiser lichen Herrn und der deutschen BundeSsürsten und Regierungen al» auch der unbefangen urtheilmd« patriotischen BevölknmU de» gemeinsam« Vaterland«» gestützt sieht." — Uebel ausge nommen in d« weitest« Kreis« wurde«» nur, daß der Kanrler dm Empfang de» alt« Präsidenten Krüger durch dm Kaiser abwie». »«Ische» Mich. Da» Befind« de» Grafen Walderfe« ist noch immer nicht zufrledmstellmd. Infolge dessen muß der Gmeralsesd- marschall seine Abreise von Neckargulm immer wieder ver schieb«. Auch di« für de» 17. October im Berliner «affrrhof festgesetzte Feier der Offiziere und höher« Bei wall ungSbeamt« aller Zweig« de» China-Expeditionrcorp» findet vorläufig »och nicht statt. Eine Mahnung zur Besonnenheit in zollpolttischm Frag« ist ein Rundschreib«» da» der Vorsitzende der Pariser Handel»- kammer, Fumonze, an alle französisch« Handelökammern und Gewerbesyndikate richtet. Darin macht er angeficht» der in dm betreffenden Kreis« wahmehmbarrn lebhaften .Beunruhigung" darauf aufmerksam, daß der deutsche Zolltarif erst ein Entwurf sei, der vom BundeSrathe und Reichstage abgrändert »erd« könne; daß die Reichöregierung sich nur sür den Getreidesoll an einen Mindestsatz binde, für alle Gewerbeerzeugnisse da» gegen freie Hand behalte, daß unter all« Umständen dke gegenwärtig« Zollsätze bi» zum 31. Dezember 1903 güt« und daß alle Zugeständnisse in Zollverträgen Deutschland» mit England, Rußland, Oesterreich u. s. w. auch Frankreich zu Gnte kämm. Die .Nordd. Allgem. Ztg." schreibt: In den letzten Tag« find in verschiedenen Blättern SuSlaffungm erschien«, die auf dm Rücktritt de» Minister» von Thielen vorberettm wolle«. Wir könnm erklären, daß e» an jeder thatsächlichm Unterlage für solche Erörterungen fehlt. Insbesondere ist e» unricht^, daß der Minister selbst, der erst vor wenig« Tagen eine ein gehend« Rücksprache mit dem Präsidenten de» Staatsministerin«» gepflogen hat, sich mit Rücktrittsgedanken trage. Der sogenannte Loleranzantrag des CentrumS wird dm Reichstag vermuthlich sehr bald beschäftige». Bekannt lich hat da» Cmtrum, weil «S die Erledigung de» Antrag«» noch in dem vergangen« Tagungsabschnitte wünschte, auf die Berathung de» zweit« Theile« de» Anträge» in der Kommlsfioa verzichtet, so daß das Plenum deS Reichstage» sich nur mit dem ersten Theile befassen wird. Die Bestimmungen diese» erst« TheilrS wurden in der Kommission mit sehr erheblicher Mehr heit avgmommm und dürst« auch im Reichstage selbst An nahme find«. ES fragt sich nur, ob angesichts der verändert« Sachlage daS Centrum nun dm zweit« Theil wieder ausnehmm oder sich vorerst überhaupt bei dem ersten Theile beruhig« werde. Sollte daS Erstere der Fall sein, so würde selbstver ständlich der Antrag wieder einer Kommission überwiesen werd« müssen. Bei der Geschäftslage de» Reichstage» dürste r« dann ziemlich schwierig sein, dm Antrag in der bevorstehend« Tagung zu erledig«. ES ist sonach wahrscheinlich, daß da» Cmtrum sich mit dem begnügen werde, wa» die Kommission beschloss« und dem Plenum zur Annahme empfohlen hat. Mit einzeln« Bestimmungen deS Antrages, wie er au» der Kommission her- vorgegangm ist, kann man wohl einverstanden sei», die gnmd- sätzlichen Bedenk« aber, daß der vorgrschlagene Gesetzentwurf SW" für die Freitag- und Sonnabend-Nummer (Jahrmarkt-Rumwern) d. Bl. erbitten wir uns recht bald, um denselben die erforderliche Sorgfalt in der technischen Aus stattung zuwenden zu können. Das „Riesaer Tageblatt" erscheint z. Z. in einer tägliche« Auflage von er». 480V Lxomplaoon und finden dadurch Ankündigungen aller Art in Stadt und Bezirk Riesa beste Verbreitung. Seme Rache. 4) Nach dem Französischen bearbeitet von M. Grabt. Fortsetzung. „Ter rohe Schurke!" rief Heinrich entrüstet; ich aber dachte daran, daß dieser Krüppel Magdalenes besonderer Schützling sei und vergegenwärtigte mir einen Jagdaus flug, den wir im Winter unternommen hatten. Der Mar quis und meine Base waren voran geritten, und Letztere hatte dem Krüppel mit freundlichem Blick ein Geldstück zu geworfen. Ta hatte Herr von Villiers seine ganze Börse aus der Tasche gerissen, sie dem Geldstück nachgeschleudert und hatte ausgerufen: „Mach' Dir einen frohen Tag, Alter!" und Magdalene hatte hold gelächelt. Der heutige Schlag redete eine deutlichere Sprache, und der Muth drohte mir zu sinken. Doch der Reitertrupp entfernte sich im Trabe, und je weiter er dahinflog auf dem staubigen sonnigen Wege, desto leichter wurde mir zu Sinn, und desto höher wuchs mein Muth. „Hurrah!" rief ich, und dann stoben wir alle drei den Schneckengang hinab auf die Terrasse, über den Burghof ins Wohnzimmer, wo die Frauen saßen, und riefen: „Magdalene, er ist fort! Ter Geier hat die Stadt erlassen!" Aber uns wurde keine Antwort. Tas Mädchen sah . un» nur aus großen verweinten Augen an, dann stand es auf, glng zum Fenster und sagte: „Ihr seid Narren!" Wir waren sprachlos. Sv hatte Magdalene noch nie zu uns gesprochen. Und wie sie aussah! Wie bleich, wie verweint! — Ich blickte fragend zu Heinrich hinüber, der zuckte die Achseln und wies auf Frau Claudia. Die aber saß da und weinte. „Was ist geschehen, Magdalene?" fragte ich. „Freut Ihr Euch nicht, daß er fort ist?" „Tu bist ein Thor!" sagte Magdalene. „Hast Du Dir eingebildet, der Geier würde sich mit Knaben schlagen? O nein, er weiß besser, wie und wo er seine Rache haben und mich tödtlich treffen kann! — Ta, — steh dies hier!" Sie wies auf etwas Weißes, das zu ihren Füßen lag. Cs war ein Streifchen Pergament, dessen wächsernes Sie gel eine Geierklaue zeigte. Ich hob es auf und las: „Fräulein von Mnotmorency, ich gehe nach Paris und werde dort Herrn von Regnier treffen. Dann heißt es: „Er oder ich," und der Geier von Quercy ist bisher noch immer Sieger geblieben! — Doch seid ohne Sorge, Ihr sollt Euren Liebsten Wiedersehen: ich will Euch sein Herz und seine rechte Hand zuschicken oder ihn ganz und gar vor Cure Füße werfen! Habt Ihr gedacht, ein Geier ließe mit sich spielen?" „Ter Feigling!" schrie Heinrich, als ich geendet hatte. „Tenn nur ein solcher kann einem Mädchen drohen!" Frau Claudia war zu Magdalene getreten und wollte sie trösten, doch unsere Base schob sie beiseite und sagte heftig: „Laßt mich! Laßt Mich, Alle! Ihr wißt ja doch nicht, was ich leide! — O, die» ist ja schlimmer als der Tod! Tenn ich kenne den Wilden, er wird sein Wort halten, er wird ihm das Herz aus der Brust reißen!" Sie schauderte. Ta war Heinrich vor ihr niedergekniet, der hübsche Heinrich, der mit seinen blauen Augen und blonden Locken fast einem Mädchen glich, dessen Herz aber tapfer war, wie eines Mannes Herz. „Seid ruhig, Magdalene!" sagte er. „Wir werden nicht leiden, daß Ludwig von Regnier Gewalt geschehe! Haben wir Luch nicht gestern gesagt, daß wir Eure und seine Diener seien? Der Weg nach Paris ist frei für Alle, wir können so gut hin, Wie der Geier, und dann wollen wir sehen, wer das letzte Wort behält!" „Ja, das wollen wir!" riefen Karl und ich Magda lene aber stand auf, nahm Heinrichs Kopf in beide Hände, sah ihn lächelnd an und küßte ihn. „Jetzt wird er sich selbst das Herz aus dem Leibe reißen lassen," dachte ich, ,^ehe er aufhört, ihr zu dienen.'" Wir hatten Heinrichs Vorschlag mit Feuereifer er griffen und dachten nicht einen Augenblick an ein Miß lingen. Freilich heute konnten wir nicht mehr fort. DaS stand leider fest, wir mußten Geld auftreiben und unsere Pferde, die außerhalb waren, einholen lassen. Aber wen« wir morgen ganz früh vor Sonnenaufgang aufbrachen unk uns nirgends lange verweilten, so konnten wir trotzdem hoffen, mit dem Marquis zugleich oder doch nicht lange nach ihm in der Hauptstadt etnzutreffen. — Was ob« dann? — Ja, was wollten wir eigentlich in Part»? —, Wollten wir mit dem Geier kämpf«» und ihn tödte»? ,
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