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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.03.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-14
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030314021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903031402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903031402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-03
- Tag1903-03-14
- Monat1903-03
- Jahr1903
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Anzeigen «Preis die 6gespaltene Petttzelie 2k> Neklamen unke, d»m ReLoktionSstrick (»gespalten) 75 L,, voi de» Finnilirnnach richten («gespalten) 50 H. kabellarischer und Zifferusatz entsprechend höher — Gebühren für Nachweisungen und Oss-rtenannahme 85 (e;cl Porto) Orrtra-Beilagen gefalzt), »or mit der Morgen-Ausgabe, ohne Iostbesörderung 30.—. nlt Doitbesörderrmg 7V.—. Xnnahmeschluß mr Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Anzeige« sind stet» au di« Expedition zu richten. Dir Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet vou früh S bi» abend« 7 Uhr. Druck and Perlag von E. Polz in Leipzig. dir. 133. t Sonnabend den 14. März 1903. 97. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig, 14. März. Au« »em Reichstage. Wie vorauSzusehen war, mußte sich gestern da» Plenum de» Reichstage» noch eingehend mit den Forderungen für den Erwerb des Truppenübungsplatzes Neuhammer in Nieder schlesien beschäftigen, um die Frage ,u lösen, obdieBuvget- kommission die Angelegenheit giündlich genug beraten habe, um dem Plenum den Abstrich von 500 OVO empfehlen zu können. Und da stellte sich denn heraus, daß das nickt ge schehen war. Die Aufklärungen, die gestern der Kriegs minister v. Goß ter über die Ursachen der enlstandeoen Mehr ausgaben gab, waren dem Hause völlig neu und lieferten den Beweis, daß die Kommission sich nicht genügend informiert hatte. Diese wurde daher zur nochmaligen Vorbei atung verknurrt. Ein Borwurf wurde freilich nicht gegen sie erhoben und ein folcker hätte sich auch Übel genug m einer Körperschaft ausgenommen, die durch ihren Mangel an Pflickleifer di« Hauptschuld daran trägt, daß auch ihre Ausschüsse es an Eifer und Gründlichkeit fehlen lasten. Ganz geduldig wird daher das Plenum auch einen zweiten Kommissivnsberickt abwarten und für die dadurch entstehende Zeitvergeudung sich selbst ein entsprechendes Zeugnis ausstellen müssen. Dieser neue Kon,missionSberickl wird sich übrigens auch zu der vorgestern vom Abg. Or. Sattler aufgeworfenen und gestern vom Abg. v. Karborff wiederholten Krage zu äußern haben, ob der Reichskanzler als allein verantwortlicher Staatsmann rechtzeitig von der ElatSüberschreituug in Kenntnis gesetzt worden sei, resp. hätte unterrichtet werden wüsten. Zwar behauptete gestern der KriegSminister, eine ElalSüberichreitung liege überhaupt nicht vor, weil die Militär- veiwaltung bisher nur die ihr bewilligten Gelder auS- gegeben babe; aber dieser Standpunkt ist wohl formell, dock nicht sachlich richtig, denn die ratatSüberfchreltung bestehl faktisch darin, daß die Militärverwaltung Beipflichtungen eingegangev ist, die das Reich unter allen Umstände» erfüllen muß. Die Rückverweisung an die Kommission ist ja auck nur zu dem Zwecke erfolgt, daß die gestrichenen 500 000 die nach den eigenen Worten de» Ministers im nächsten Jahre dem Grasen Dohna bezahlt werden müssen, nachträg lich bewilligt werden. Nachdem diese Angelegenheit, die längst völlig erledigt sein könnte, wenigstens vorläufig erledigt War, ging die Beratung des Militäretat» mit Dampf weiter. Diesem Etat folgte der des ReicksurilitärgerichtS, der zu gar keiner Ausstellung Anlaß gegeben hätte, wen» nickt der KommissionSbericht auch hier in einem Punkte Unklarheit gelassen hätte» die eine Zurückverweisung deS betreffenden Titels nötig machte. In dem erhebenden Gefühl der Beschlußfähigkeit wurden dann noch die zurückgestellten Resolutionen zum Assistententitel des Post- etalS zur Abstimmung gebracht, und zwar gelangte unter Ablehnung deS Antrags Müller-Sagan di« Resolution v. Waldow zur Annahme, die eine weiiere Vermehrung der etalsmäßigen Stellen vom BrrkehrS.brdürfniS abhängig macht. Aber mit dieser Tat war auch vir Straft de» Hauses erschöpft. Bei der Abstimmung über einen Kommissionsantrag zum Marine-Etat mußte eS feine Besch lußunfähigkeit festgestellt sehen und damit den Kommissionen sä verflog demonstrieren, daß sie dem Beispiele deS Plenums nicht folgen dürfen. Feuilleton. 7j Miß Kachel Saltonn. Roman von Florence Marryat. verboten. Mrs. Cranley gab das erbetene Versprechen, und als Rachel ein paar rvtinutcn später die Bibliothek betrat, fand sie ihren edlen Großvater auf dem Kaminteppich stehend, während ihre Gesellschafterin am anderen Ende des Zimmers fleißig mit dem Theegeschtrr beschäftigt war. „Wie geht es dir, Großpapa?" sagte sie nachlässig, ihm zur Begrüßung die Wange hinhaltend. „Ziemlich gut, liebes Kind. Aber ich kann nicht leugnen» daß ich mich diesen Morgen geärgert habe, schwer geärgert. Oberst Behrend erzählte mir, daß du in der Akademie ein Bild sllr zweitausend Pfund gekauft hättest. Ich wollte es nicht glauben, bis ich nach dem Bureau hinübcrging und mich erkundigte. Ich meine, du hast nickt das Recht, Rachel, einen so bedeutenden An lauf zu machen, ohne deine Familie um Rat zu fragen. Du scheinst zu vergessen, daß dein Geld, wenn du unver heiratet stirbst, auf die Kinder deines Onkels Sir Henry übergeht." „Gut, da S geht aber die Saltonns doch gar nichts an." „Aber das Haus an der Portland Place erhält dein Onkel Arthur." „Was hat dies alle- mit meinem Ankauf von Mr. SalterS Bilde zu tun? Wirb hier eigentlich ein Testa ment gemacht, Großvater?" „Liebes Kind! Du verschwendest dein Geld. Du gibst es in sorgloser, ja schrankenloser Weise aus. Das ist un gerecht gegen die, welche nach dir kommen. Was in aller Welt willst du mit noch mehr Bildern anfangen?" „Das ist nicht die Frage, Großpapa! Und du wurdest mich kaum verstehen, wenn ich dir meine Gründe sagte. Ich liebe die Kunst, und du verachtest sie. Ich möchte lieber ein Bild al» sonst irgend etwas in der Gelt be sitzen und du würdest ein gutes Mahl einem Bilde vor ziehen. Feder Gert ist nur relativ, wie du siehst. Aber über einen Punkt läßt sich in keiner Weise streiten: daß ich nämlich da» Recht habe, mein Geld nach eigenem Ge fallen auSzugeben." „Ich erkenne diese» Recht nicht an", erwiderte der Herzog. Ein Ministerium von Zentrum» Gnaden? AuS Baden wird mehreren Blättern unterm 11. d. M. geschrieben: Gestern ist SlaaiSminister v. Brauer mit Ge mahlin zur Erholung nach Monte Carlo gereist und beute bringt der in Heivelberg ersckeinende ultramontane „Pfälzer Bote" einen sehr bemerkenswerten Artikel aus Karlsruhe, der sich mit dem gegenwärtigen badischen Kabinett beschäftigt und eine Antwort auf di« Frage gibt, weshalb das Mini sterium v. Brauer trotz der Vorkommnisse der letzten Zeit heute noch am Ruder ist. Der offenbar gut unterrichtete Verfasser, der die Stellung v. Brauers nach wie vor als eine höchst prekäre und schwierige ansieht und glaubt, Laß des Ministers Verbleiben von Len kommenden Wahlen und davon abhänge, wie der neue Landtag, insbesondere die Zenlrumssraktion, die Lage beurteile, bringe die latente Krisis mit der im vorigen Jahre viel be- sprochenen Karlsruher BahnhosSfrage in ursächlichen Zu- sommenhang. In dieser Frage sei v. Brauer nach mehrfachen Schwankungen zu der Ansicht gelangt. Laß die Verlegung deS Bahnhofes (um etwa '/« Stunde von seinem jetzigen Standpunkte) unumgänglich geworden. Dieses Projekt habe dann bekanntlich den heftigsten Widerstand oller derjenigen Geschäftsleute hervorgerufen, die von der Verlegung eine Schädigung erwarteten, und eine Deputation, die vom Großherzog empfangen wurde, habe diesem Widerslanbe auch Ausdruck gegeben. Infolge eines angeblich oder latsächlich unrichtig verstandenen und veröffentlichten Be- scheidrs des Lande-Herrn an jene Abordnung der Interessenten stellte dann Minister v. Brauer, wie der Einsender erzählt, die Kabinettssrage, ohne daß es indessen zum Ministersturze kam. Eine gefährliche Klippe blieb immerhin noch der Landtag, der übrigen» früher schon einigermaßen im Sinne des Brauerschen P.ojektes sich festgelegt hatte, v. Brauer sah sich aber Loch, um feiner Sache sicher zu sein, veranlaßt, den Führern der Zen- trumspartei gewisse Versprechungen hinsichtlich der Orden zu machen, und dadurch habe das Ministerium, daS ja überhaupt der Zentrumspartei von vornherein schon iympathijch gewesen (l) einen gewissen Rückhalt im badischen Parlamente ge wonnen; die Position des Kabinett- sei nach allen Seiten hin gefestigt erschienen. Diese durchaus korrekte und verständige Politik ver« danke ihre innere Berechtigung der Tatsache, daß v. Brauer sich naturgemäß vorher Lrr Zustimmung des Großherzogs ver sichert habe. Ob allerdings die Zentrumspartei nicht etwas zu gut mütig und zu vertrauensselig gewesen, sei eine andere Frage. Ein Zweifel an der Aufrichtigkeit der regierungsseitig gegebenen Ver sprechungen werbe aber beim Zentrum nicht gehegt. (I) An allerlei Intrigen seitens der Gegner des Ministeriums, diese» zu stürzen» habe es inzwischen nicht gefehlt, und die Situation des Kabinetts sei auch durch die beschämenden Vorgänge an läßlich der Verabschiedung des Erbgroßherzogs aus dem Militär dienst, sowie durch dir teilweise damit zusammenhängenden Schwierigkeiten de» badischen Gesandten von Jagemann in Berlin nicht veibessert worden, aber dir Machenschaften seien zu vffensichtig gewesen, so daß es im Sinne Les allgemeinen Staats- Interesses nicht rötlich erschienen sei, einen Personen- oder gar einen Systemwechsel in Scene zu setzen, wenngleich auch der Jusnzminister v. Dusch lebhaft von seinem Portefeuille weggedrängt habe Also, das Ministerium bleibt, wenn cs sick die Gnade des Zentrums zu erhalten versteht, und — „einige" Männer „Aber mein Vater tat es!" fügte Rachel hitzig hinzu. „Dein Bater war ein ... . Ich meine, dein Vater war sehr im Irrtum befangen. Gr setzte selbstverständ lich voraus, daß ein junges Frauenzimmer sich durch den Rat ihrer Verwandten leiten lassen würde; er lieb dir die freie Bestimmung über dein Vermögen, das ist wahr, aber er dachte nicht im Traume daran, daß du Cathcr- stone mit Leuten aus einer niedrigeren Gesellschaft füllen würdest." „Was meinst du damit?" schrie Rachel, in zornig an blickend. „Run, ich höre von Mrs. Cranley, daß du diesen Mr. Satter angestellt hast, zwei Monate lang hier im Hause zu arbeiten." „Seine Gnaden richteten die Krage an mich, liebe Miß Laltonn", warf MrS. Cranley entschuldigend dazwischen, „und ich mußte sic beantworten." „Natürlich; warum auch nicht? Ich tue nichts, dessen ich mich schämen müßte. Mr. Lalter hat die Arbeit über nommen und sie wird zwei Monate lang dauern. Was soll das aber?" „Und wo wird dieser. . . dieser Künstler wohnen, während er seinen Auftrag auSführt?" fragte ihr Groß vater. „In Catherstone natürlich." „WaS? Hier im Hause?" „Natürlich, hier im Hause! Du wirst doch nicht an nehmen, daß ich ihn im Stalle wohnen lasse?" „Nun, ich sinde es höchst unpassend!" rief der Herzog aus. „Cin solcher Mann aus niederem Stande . . ." „Woher weißt du, daß dieser Herr aus niederem Stande ist?" „Dieser Herr! Pfui, ein Künstler! Jedermann weiß, daß sic der Abschaum der Menschheit sind; und du, die hochgeborene Rachel Saltonn, meine Enkelin, willst dich wirklich so erniedrigen. Pfui! Ich schäme mich deiner!" Rachel flammte auf. »Höre mich an, Großpapa!" rief sie. „Laß dich nicht auf einen Wortwechsel mit mir ein, oder ich erinnere dich an Dinge, über die ich mich deinet wegen schämen könnte!" „Meine liebe, liebe Miß Saltonn!" rief Mr». Cranley ganz entsetzt, daß man solche Worte einem Herzog gegen über brauchen konnte. „Unterbrechen Sie mich nicht, Mrv. Cranley: ich sage, wa» mir paßt, denn dergleichen lasse ich mir nicht einmal von meinem Großvater bieten. Ich habe niemal» über ihn und die Familie Schande gebracht. Niemand ist klöster werden böckstwahrscheinlich kommen, so lautet die Moral von der Geschichte! Tschechisch-nationale Opserwilligkoit. Wie bei hohen nationalen Festen und Gedenktagen, so nahmen die Tschechen auch beim Tode Riegers die Gelegenheit wahr, ihre nationale Lpferwilligkeit auss neue zu beweisen. Rieger hat letztwillig den Wunsch aus gesprochen, an Stelle von Kranzspenden die betreffenden Beträge tschechisch-nationalen Zwecken zuzuwenden, und tatsächlich kamen die Tschechen diesem Wunsche auch in be deutendem Maße nach. Der größte Teil der Spenden floß, wie der „Tägl. Nundsch." geschrieben wird, einer „vr. Franz Lad. Rieger-Stiftung für unbemittelte Studie rende an der zu gründenden i!) tschechischen Universität in Mähren" zu, für welchen Zweck in diesen wenigen Tagen bereits an 9000 Kr. eingegangen sind. Weiter wurde vom Ausschüsse des tschechischen Schulvereins ein eigener „Rieger-Fonds" gegründet, dem an Stelle von Kranzspenden an 2000 Kr. zuflossen. Außerdem haben einzelne Ortsgruppen des tschechischen Schulvereins Sammlungen zur Ehrung des Andenkens Vv. Riegers vorgenommcn, deren Ergebnis ebenfalls dem tschechischen Schulverein zufällt. So ergab die Sammlung der Orts gruppe Pisek an 200 Kr.; unter den Spenden finden wir den Präsidenten des Kreisgerichts Heinrich Cerny, den Staatsanwalt, die Landcsgerichtsrätc, Statthaltereiräte, Gerichtsbcamtcn, Professoren dieser Stadt, also lauter k. k. Beamte verzeichnet. Die große Mehrzahl der deutschen Beamten aber getraut sich kaum, dem deutschen Schnlverein als Mitglieder beizutrcten. Außerdem wurden aber noch recht bedeutende Geldbeträge gespendet für ein Rieger- Denkmal, für den tschechischen Kunstverein „Svatobor", für die Tschechisierungsvereine für Nordböhmen nnd den Vühmerwald u. dgl. m. — Welche große Opserwilligkeit die Tschechen auch sonst zeigen — und daß sie in dieser Be ziehung die Deutschen bei weitem übertreffen —» ist be kannt. Besonders bedeutend sind auch jene Beträge, die dem tschechischen Schulverein aus lctztwilligen Vermächt nissen zufallen. To starb dieser Tage in Karolinenthal der ehemalige Musikdirektor Jandowsky, der dem tschechi schen Schulvercin sein ganzes Vermögen im Betrage von 54 000 Kr. vermacht hat. Eine solche nationale Opfer willigkeit gibt es bei uns Deutschen leider nicht. Panamerikanische Eisenbahn. Wir verzeicknelen dieser Tage die von „Renier" ver- breitele Mitteilung des „Daily Telegraph", nack welcher in Washington Vie diplomatischen Vertreter Mexikos wie der mittel- und südamerikanitchen Staaten über die Anlage einer Eisenbahn, die Nord- und Südamerika verbinden soll, verhandeln werden. Vor Jahr und Tag setzte der panamerikanische Kongreß einen Ausschuß ein, um den Bau einer panamenkanychcn Eisenbahn (von Alaska bis Südchile etwa 15 000 stm) vorzubrrciten. Die noidameritaniscken Politiker erblicken in einer Pan imerikanischen Elsenbabn einen wichtigen Foittckritt sür die Veiwirklichung des panamerika nischen Gedankens und eine Handbabe sür die Errichtung der nordamerikanischen Vorherrschaft über gan; Amerika. Im Hinblick aus die überleaene Konkurrenz beö Seeweges erscheint eine panamerikanische Bahn, ganz abgesehen von den technischen Schwierigkeiten des Baue«, überflüssig und unrentabel. Einssg und allein vom politischen Standpunkte aus ließe sich ihre An lage begründen. Trotz aller Verhandlungen dürste sie in abseh stolzer als ich auf unseren Namen und würde sich mehr in Acht nehmen, denselben zu erniedrigen; aber dies ist meine eigene Angelegenheit, und ich werde genau so handeln, wie ich es für recht hatte. Mr. Salter kommt als Gentleman in mein Hans und wird als solcher be handelt werden. Er wird am fechsundzwanzigsten kommen, und Nirs. Cranley: Sie sind wohl so freundlich, dafür z» sorgen, daß alles zu seinem Empfange be reit ist." „Ich wasche meine Hände! Ich wasche meine Hände!" wiederholte der Herzog stirnrunzelnd, und schlug sich seinen schmutzigen Inverness wieder um die Schultern. „Ich wollte, du wüschest zugleich auch deine Sachen, Großpapa", bemerkte Miß Saltonn spöttisch. „Du redest von Schandebringen über die Familie. Nun, ich denke, dein Mantel genügte, um Schande über die ganze Menschheit zu bringen." Der Herzog von Craig-Morris gab weiter keine Ant wort auf diese Bemerkung, als daß er die Bibliothcktür heftig hinter sich zufchlug. „O, liebe Miß Saltonn, ich fürchte, Sie haben Seine Gnaden schwer beleidigt", sagte Mrs. Cranley; „ich weiß, er wollte zu Mittag hier bleiben." „Ich bin sehr froh, daß er es nicht getan hat", ant- wortete Rachel; „für einen Tag haben wir gerade genug von ihm. Stellen Sie sich vor: er nimmt sich heraus, mir vorzuschreiben, wie ich das Geld ausgcbcn soll, das meine liebe Mutter mir hinterlassen hat, der zudringliche alte Mann! Ich freue mich, daß er fort ist. . . . Denken Sie nur, Mrs. Cranley, Mr. Salter hat die reizendsten Skizzen für meine Paneele gemacht und mir versprochen, daß ich mit ihm malen soll. Am fechsundzwanzigsten kommt er. Sorgen Sie, daß die Rosenzimmer für ihn bereit stehen. Ich dachte eigentlich nie daran, üinew Junggesellen in diese reizenden Gemächer zu bringen; aber jetzt bin ich dazu entschlossen und hoffe nur, daß Seine Gnaden auch davon hören werden." MrS. Cranley beschloß, baß Seine Gnaden davon hören sollte. Sechstes Kapitel. Die Rosenzimmer in Catherstone bestanden aus einem Schlaf, und Ankleidezimmer, einem Badezimmer und Boudoir und waren die schönsten Logierzimmer des Hause». Sie waren in Rosa und Weiß ausgeschlagen und — sür einen Herrn äußerst ungeeignet. Die Vor hänge waren von rosafarbenem Damast, der Spiegel barer Zeit nickt gebaut werden. Bemerkenswert ist immer, hin, daß man in Washington gerade jetzt den Zeitpunkt sür gekommen erachtet, um auch durch Wiederaufnahme de» panamerikanischen Eisenbahnprojektes die Monroedoktrin zu dem panamerikanischen Gedanken auSzugestalten mit der vor läufig allerdings noch nicht eingestandenen Losung: Allamerika für die — Nordamerikaner! Deutsches Reich. ex Berlin, 13. März. (Imperative Mandate.) Die Leitung des Bunde» der Landwirte Hal eine Anzahl von Forderungen aufgestellt, die denjenigen Kandidaten zum Reichstage zur Eiklärung vorzulegen sind, welche die Unterstützung de» Bunde» im Wahlkampfe zu erbalten wünschen. ES wird nützlich sein, diese Forderungen, welche den betreffenden Kandidaten rin imperative» Mandat von Seiten der Bundesleitung auferlegen, auch der größeren Oeffentlichkeit bekannt zu machen. Nach der Darlegung der allgemeinen Ziele de» Bundes beißt es dann: Die nächst liegenden Ziele des Bunde» der Landwirte sind: 1) In der Erkenntnis, daß die herrschenden landwirtschaftlichen Produktenpreise dem Produktionsstande der deutschen Landwirtschaft, sowie dem Kulturstande deS deutschen Volkes nicht entsprechen, erstrebt der Bund der Landwirte gesetzliche Maßregeln, welche in gleichem Interesse der Produzenten wie der Konsumenten eine mittlere Pro duktenpreis-Bildung herbeizuführen geeignet sind. Ter Bund der Landwirte erwartet daher von den mit seiner Unterstützung gewählten Abgeordneten in Bezug aus die Handrls- politik: daß sie ihre« ganzen Einfluß auf die Regierung dahin geltend machen werden, daß die sofortige Kündigung der noch lausenden tzandel-tarisverträge ohne Rücksicht auf den Stand neuer Verhandlungen erfolgt; L) daß sie neuen Handelstarisverträgen, die eine Ermäßi gung der landwirtschaftlichen Zollsätze des neuen Generaltarifs enthalten, nur zustimmen werden, wenn u) vorher die Kündigung der Meistbegnnstigungsveriräge mit den Vereinigten Staaten von Amerika und mit Argentinien erfolgt ist; d) die Jndustriezollsätze des neuen Generaltarifs bei der chemischen Industrie und bei der Eisen- und Maschinrn- Jndustrie eine Herabsetzung erfahren, durch welch« die Parität zwischen dem der Landwirtschaft und Industrie ge mährten Schutz hergestellt wird; o) die neuen Handelsverträge eine Klausel enthalten, dir dem Deutschen Reiche das Recht wahrt, in Bezug aus die Regu lierung deS Getreidciniports besondere gesetzliche Maßregeln zu treffen; ü) die Vieh, und Fleischzölle nicht unter diejenigen Lätze herab gemindert werden, welche seiner Zeit von der Tarislomnusüon des Reichstages als Mindestzolliätze beschlossen und neuer dings in dec dem Reichstage vorgelegten Resolution Herold verlangt worden sind; e) der innerhalb dcS Rabmens des neuen Genrraltarii» über haupt noch mögliche Schutz für tierische Produkt», Lelirücht», Gärtnereiprodukte, Wein, Obstbau und Sckälwald gewahrt wird; hatte einen Elfenbeinrahmen, das Porzellan war von zarter Cremefarbe und die Wände waren ganz bedeckt mit den Blumen, die den Zimmern den Namen gegeben hatten. Kein Herr, nicht einmal der Herzog von Craig- Morris, war jemals ausgefordert worden, darin zu wohnen, und nun hatte Miß Saltonn bestimmt, daß sie für den Künstler bereitgestellt wurden! Es sah ihr ganz ähnlich. Sie hatte cs nur getan, weil ihr Großvater ihr ihre Rechte als Hausfrau streitig gemacht hatte. Mrs. Cranley zeigte ihr Erstaunen über diese Bestim mung so deutlich, als sic es wagen durfte; aber sie war doch nicht kühn genug, ihrer Herrin offen Vorstellung zu machen — und bewies dadurch ihre Klugheit. „Mr. Salter kann sich sehr geschmeichelt fühlen", jagte sie. „Ich glaube nicht, daß er in seinem Leben schon solche Zimmer gesehen hat. Er wird sich gar nicht darin zu benehmen wissen." „Warum nicht?" fragte Rachel. „Er ist daran ge- wöhnt, mit Damen und Herren der ersten Gesellschaft zu verkehren. Er wohnte in Thorley Castle, als er bei dem Herzog von Cressy malte, und Catherstone kann in Be zug auf Pracht Thorley nicht das Wasser reichen." „Aber ich bin überzeugt, daß er nicht die besten Zimmer des Schlosses bewohnte." „Das ist möglich. Aber er wird die besten Zimmer von Catherstone bewohnen, und Sie werden so gut sein, dafür zu sorgen, daß sie für ihn in Ordnung gebracht werden", erwiderte Miß Saltonn in einem Tone, der keine Widerrede gestattete. * * ch Mr. Salter hatte geschrieben, daß er Mitte Juli sein Werk beginnen werde, und Rachel wurde ganz ausgeregt bei der Aussicht auf feine baldige Ankunft. Nun, dachte sie sich, wird er in meinen Salons erscheinen müssen, ob er will oder nicht. Er kann cs doch nicht abtthnen, herunterzukommen, wenn er im Hause wohnt! Sie ar beitete in den letzten Tagen viel an ihren Malereien, um sich für die Stunden bei dem Maler vorzubcrciten, und besuchte oft ihre Lieblingsstellen im Park, um zu sehen, ob sie auch in der rechten Schönheit ständen, um aus die Leinwand übertragen zu werden. Endlich kam der Tag heran, und um zwölf Uhr mit tags stellte sich Geoffry Lalter pünktlich in Cather stone ein. - . „ . . — Er war ganz einfach gekleidet» sah aber in Miß
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