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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.02.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-02-02
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030202018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903020201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903020201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-02
- Tag1903-02-02
- Monat1903-02
- Jahr1903
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Bezugs-Preis t» der Havptexprdttton oder deren Ausgabe stelle» abgeholt: vierteljährlich 8.—, bei zweimalig«: täglicher Zustellung tu» Hau» >1 S.7V. Durch die Post bezogen für Deutsch» land u. Oesterreich vierteljährlich 4.V0, ür di» übrige» Länder laut Zettung-preiSltste. Nedaktion und Lrvedilionr Johannisgaffe 8. Fernsprecher 1VS und LLL. FUialevpedMaor« r Alfred Hahn, B»chhandlg„ UuiversttätSstr.8, L. Löschs Kathariuenstr. 1», u. könig-pl. 7. Haupt-Filiale Vresdeu r Etrrhlruer Straße 8. Fernsprecher Amt I Nr. 1718. Haupt-Filiale Serlin: Carl vuncker, Herzgl. Bayr. Hofbuchhandlg^ Lützowstraße 10. Fernsprecher Amt VI Nr. 4608. Morgen-Ausgabe. WpMcr TaMalt Anzeiger. ÄmksVM des Ltöniglichen Land- nnd des Llönigtichen Ntttlsgerichles Leipzig, des Rates nnd des Notizeiaintes der Ltadt Leipzig. Sl »zeigen-Prei- dtr 6 gespaltene Petitzeile Lü Reklamen unter dem Redaktton-strtch (»gespalten) 78 vor de» Fomilteaaach- kichteo (S gespalten) 80 Tabellarischer und Ztffernsah entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Osfertenannahme LS L, (cxel. Porto). Vrtra-Beilagen (gesalzt^ nur mit der Morgeu-AuSaab«, ohne Postbesörderung SO.—» mit Postbesärdernug ^ll 70.—» Annahmeschluß fiir Äuzeigeu: Lbend-AuSgaber Vormittag» 10 Uhr. Morgen »Ausgabe» StachmtttagS 4 Uhr. Anzeigen stud stet» au die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet oou früh 8 bi» abeud» 7 Uhr. Druck oud Verlag von L. Polt tu Leipzig. Nr. 58. Montag den 2. Februar 1903. S7. Jahrgang. Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Mit Genehmigung der Königlichen KreiShauptmannschaft Leipzig haben wir den bisherigen 8. stellvertretenden Standesbeamten beim Königlichen Standesamt Leipzig IV Herrn Otto Paul Schmriffcr zum 1. Stellvertreter und den Expedient Herrn Richard Hugo Teichmann zum 2. Stellvertreter des Standesbeamten bei diesem Amte ernannt und in Pflicht genommen. Leipzig, am 2. Februar 1903. Der Rat der Stadt Leipzig. Pcrs.»Reg. 1l9. vr. Tröndlin. vr. Pallmann, Stadtschr. Brennholz-Auktion. TienStag, den 3. Februar d. I., sollen in Abt. lOad des Burgauer Forstrevieres, zwischen der Flutrinne und dem Hunde» wasser am Leutzsch-Wahrener Fahrwege, ca. 180 starke Abraumhausen und - 100 - Langhaufen meistbietend gegei» sofortige Bezahlung versteigert werden. Zusammenkunft: Vormittags 9 Uhr am Leutzsch-Wahrener Fahr» weg und der Flutrinne. Leipzig, am 23. Januar 1903. Des Rats Aorstdeputation. Ocffcntliche Zustellung. Ter Kaufmann August Ludwig Lelschlägcl, allein. Inhaber dec Firma A. L. Lclschlägel sc Eo. in Schöneck, — vertreten durch die Rechtsanwälte Justizrat 1)r. Langbein und Theile in Leipzig klagt gegen den Bautechniker Karl Koch, früher in Halle a. S., jetzt unbekannten Aufenthalts, — wegen Feststellung des Pfandrechts zur Sicherung einer Teilfvrderung von 200 mit dem Anträge, festzustellen, daß der Kläger am 28. November 1902, als dem Tage der Zwangsversteigerung des Grundstücks Blatt 560 des Grundbuchs für Leutzsch, berechtigt war, sich wegen seiner Forderung von 200 .41 aus der an diesem Grundstücke lastenden, im Grundbuche in der III. Abteilung unter Nr. 8 ver lautbarten Höchstsicherungshypothek von 4000 zu befriedigen, sowie dem Beklagten die Kosten Les Rechtsstreites auszuerlegen und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechts streits vor das Königliche Amtsgericht zu Leipzig, Peterssteinweg 2/6, Zimmer 57 auf den 13. März 1003, vormittags 0 Uhr. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. Leipzig, den 26. Januar 1903. Der Gerichts,chrciber des Königlichen Amtsgerichts. lieber das Vermögen des Kaufmanns Adolf Rosenzwcig in Leipzig. Uferstrage 1, alleinigen Inhabers des Weigwaren-Grosso- uejchästs unter der Firma: Roienzweig L Fenüler in Leipzig, Reichsstr 42, ist heute, am 12. Januar 1903, vormittags '/.12 Uhr das Konkursverfahren eröffnet worden. Herr Rechtsanwalt vr. Carl Müller in Leipzig wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkurssorderungen sind bis zum 17. Februar 1003 bei Lein Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlugsasfung über die Beibehaltung des er- nannten oder die Wahl eines anderen Verwalters sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und einlretenden Falles über die in 8 132 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände auf dcu 4. Februar 1003, vormittags II Uhr, und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen aus den 4. März 1003, vormittags II Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Nebenstelle Johannisgaffe 5, Termin anberaumt. Allen Personen, die eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird ausgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auserlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, sür die sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 12. Marz 1008 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Leipzig, Abt. II Johannisgaffe 5, — den 12. Januar 1903. lieber das Vermögen deS Schneidermeisters Bernhard Georg Julius Schories, Inhabers eines Herrenschneiderelgeschästs IN Leipzig, Gottfchedslraße 12,1., ist heute, am 12. Januar 1903, Nach» mittags '/<6 Uhr das Konkursverfahren eröffnet worden. Herr Rechtsanwalt Kranec in Leipzig wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 17. Februar 1003 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung deS ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in 8 132 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände auf den 4. Februar 1003, Bormittags 11 Uhr, und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 4 März 1003, BormtttagS II Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Nebenstelle, Johannisgasse 5, Termin anberaumt. Allen Personen, die eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgcgeben, nichts an den Gemcinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auserlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für die sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 12. Marz 1003 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Leipzig, Abth. HF.', Johannisgaffe 5, den 12. Januar 1903. Geschäftsversteigenmg. Heute und morgen kommen von früh 10 Uhr an in Leipzig, Krenzstr. 30 im Laden Stoffe, Wäsche, 1 eis. Gcldschrnnk rc. zur öffentlichen Versteigerung. 'I'rummlllr, Lokalrichter. Konknrsniaffc-Bcrkanf. Am Mittwoch, bc» 4. Februar, früh von 9 bis mittags 3 Uhr, wird die Gertrud Golbsteinsche Konkursmasse im Lade» Leipzig, Brühl Nr. 23, Plaueniche Passage. Eingang von der Plauenschen Straße, gezeigt und daselbst um 3 Uhr öffentlich und meistbietend im ganzen verkauft. Die Masse besteht aus Kleider» stoffen, Leinen und Baumwollwaren, der Einkauiswert beträgt 4347,90 und Las Inventar hat einen Taxwert von 143 Die besonderen Bedingungen werden im Termin bekannt gegeben, eine Bictungskaution von 1000 ist vorzu,eigen. knul tiottkvüuioll, Konkursverwalter. wiederholte Nachrichten. Aus der gestrigen Ausgabe wiederholt, weil zu spät cingetroffen, um auch in dem frühzeitig nach auswärts versendeten Teile der Auslage Ausnahme finden zu können. 6. ü. Berlin, 31. Januar. (P r i v a t t c l c g r a m m.) Die plumpen Bersuche Castros, sich den Verbindlich keiten Venezuelas durch Aufhetzung Frankreichs und der Union gegen Deutschland, Italien und England zu entziehen, dürften, wie mau hier überzeugt ist, keineu Erfolg haben. Letzte Nachrichten. * Berlin, 1. Februar. Gestern Nachmittag unternahmen daS Kaiserpaar, Prinz und Prinzessin Heinrich und Prinz und Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe einen Spazier gang im Tiergarten. Heute morgen besuchten Ihre Majestäten mit den hier weilenden fürstlichen Gästen den Gottesdienst in der Kaiser Wilhelm-GedächtniSkirche. Nach mittags um 2 Uhr wird der Kaiser die Rapporte der Leibregimenter entgegennehmen. * Berlin, 1. Februar. DerKaiser, Prinz und Prin zessin Heinrich, Prinz und Prinzessin Adolf zu Lchaum- burg-Lippe und Prinz Wolrad zu Lippe wohnten gestern abend der Vorstellung im Opernhause bei. Es wurde Humperdincks „Hänsel und Gretel" und das Ballet „Die Puppenfee" gegeben. Zahlreiche Damen und Herren der Hofgesellschaft hatten in der großen Loge Platz genommen. * Berlin, 1. Februar. Wie die „Post" erfährt, wird der Kaiser Mitte Februar bei seinem Aufenthalte ans Hel goland die Befestigungen der Insel einer eingehenden Besichtigung unterziehen. Die winterlichen Stürme sollen nämlich dem Eiland nicht unerheblichen Schaden zu» gefügt haben, indem sie mehrfache Abbröckelungen des Küstcngestcins verursachten. Bon diesem Naturereignis ist dem Kaiser sofort Meldung gemacht worden, worauf er sich zu dem erwähnten Ausfluge entschloß, um bei dieser Gelegenheit sich von den Gewalten der Natur persönlich zu überzeugen. * Berlin, 1. Februar. An maßgebender Stelle ist, dem „Verl. Lok.-Anz." zufolge, noch keine Entscheidung über den Zeitpunkt der Neuwahlen zum Reichstage getroffen worden. Einer Anregung, die Wahlen erst im Herbst vornehmen zu lassen, dürfte airf keinen Fall Folge gegeben werden. * Berlin, 1. Febrnar. Eine bescheidene Acnder n n g des preußischen Wah kreglem ents wird offi ziös angckündigt; cs wird gemeldet, daß die zur Sicherung des Wahlaktes erforderlichen Abänderungen des Wahl- reglementS dem Staatsministerium vorgeschlageu seien und seiner Prüfung und Beschlußfassung unterliegen dürf ten. Gemeint sind indes nur diejenigen Aenderungen, welche erforderlich sind, um die Vollziehung der Wahl auch in den besonders volkreichen Wahlkreisen mit Tausenden von Wahlmännern zu ermöglichen und um die angekün digten sozialdemokratischen Schikanen zu verhindern. * Berlin, 1. Februar. Der neue Gesandte Speck v. Sternburg, der seine jetzige Stellung, wie er humoristisch bemerkte, mit einem Sechsfußsprnng er reichte, gewährte dem New Aorker Korrespondenten des „B. T." an Bord des Dampfers „Auguste Viktoria" eine Audienz. Er erklärte, die BiSmarcksche Regel, wonach die Ehe mit einer Landcstochter die Ernennung zum Ge sandten ausschlicße, sei heute veraltet. Mit Präsident Roosevelt sei er seit 1886 befreundet. Speck v. Sternburg erwartet bestimmt, eine bessere Verständigung zwischen den beiden Nationen hcrbeizuführen. Die Differenz be ruhe vielfach auf gegenseitiger Ilnbekanntschaft der Auf fassung der Regierungen. Eine identische Erklärung der Monroe-Doktrin sei trotz des venezolanischen Zwischen falles das beste Mittel zur Erhaltung des Friedens auf der westlichen Hemisphäre. Die schleunigste Auf hebung der Blockade sei der aufrichtigste W u u s ch d eö K ais crs, den er baldigst erfüllt zu scheu hofft. Die neueste Komplikation, wonach Frankreich die bevorzugte Befriedigung der Alliierten zu vereiteln sucht, wurde erst soeben nach der Abreise Sternburg? au? Washington gemeldet. * Berlin, 1. Februar. Kommodore Scheder ist mit der „Bineta" und dem „Falke" vor Mara caibo cingetroffen. Der „Panther" hat dagegen die Beobachtung der Maracaibobarre aufgegeben und wurde nach Cura?ao beordert. * Berlin, 1. Februar. Das Befinden des Handels- mtnisterS Möller hat sich erfreulicherweise derart gebessert, daß er morgen seine Amtsgeschäfte wieder auf nehmen kann. * Berlin, 1. Februar. Heute Vormittag fand auf dem Gelände LeS Luslschiffer-BataillonS die feierliche Uebergäbe deS Denkste ins sür den am 1. Februar 1902 in Anlwerpen verunglückten Hauptmann Bartsch v. SigSseld an daS Offizierskorps des Bataillons statt. Der Feier, bei welcher Geheimrat Professor BuSlcy die Weiherede hielt, wohnten der Bruder v. Sig-feldS, Kommandeur deS 16. Dragoner- regimentS, und andere Verwandte, Generaloberst v. Hahuke, der Kommandeur des Gardekorps v. Kessel, Gras Zeppelin, sowie das Lustschifferbataillon in Paradeuniform bei. * Berlin, 1. Febrnar. Staatsminister vr. Rudolf v. Delbrück ist beute nachmittag gestorben. * Berlin, 1. Februar. Amtliche Meldung. Von der Holländischen Eisenbahngesellschaft ist folgende Depesche ans Amsterdam von gestern, 5 Uhr nach mittags, eingegangcn: Ersuchen, von heute ab weder Reisende, Gepäck noch Güter zur Beförderung nach und transit unserer Stationen an zu nehmen. Werden, insoweit Dienst auf einzelnen Strecken noch nicht eingestellt ist, das Mögliche tun, denselben durchzuführen. Zustand ist aber derart, daß vollständige Henunung wegen Dienstverweigerung jedeu Augenblick eintrelen kann. * Berlin, 1. Febrnar. Amtliche Meldung. Ein Telegramm der Holländischen Eisenbahnge sellschaft aus Amsterdam von heute, 10 Uhr morgens, besagt: Die Hemmung des Verkehrs auf allen unseren Strecken hat aufgehört; Reisende, Gepäck nnd Güter können wieder übernommen werben. * Berlin, 1. Februar. Amtliche Meldung. Bon der H v l! ä n d i s ch e n E i s c n b a y n g e s e l l s ch a f t ist aus Amsterdam folgende Depesche cingcgangen: Ver kehrsstörung Dampferlinie Errkhuizen-Sta- voren wird am 2. Febrnar aufgehoben. * Berlin, 1. Februar. Dem „Berliner Lokalanzeiger" zufolge ist der Prokurist der Handschuhfirma Gebr. Plenuer, Fritz HanS Rot her, nach Verübung bedeutender Unter schlagungen flüchtig geworden. * Hanuover, 1. Februar. Wie der „Hann. „Kurier", wisse« will, ist iu bestimmte Aussicht genommen, daß der Kronprinz das hiesige königl. Schloß zu ständigem Aufenthalt beziehen werde. * Dortmund, 1. Februar. Heute vormittag wurde die achte Jahresversammlung des Gcwerkvcr- einS christlicher Bergarbeiter Deutsch- Fettilleton. Die Stubenfliege. Eine Plauderei von Hauus Albre ch t. LMchvrucl verdate,.. Fürchten Sie nicht, eine ermüdende Abhandlung über die Stubenfliege im allgemeinen zu lesen: wie sic entsteht, wie viel Augen und Beine sie hat und was ihre Haupt- uahrung bildet — ganz im Gegenteil, es handelt sich hier nur um eine Stubenfliege, und um eine ganz besondere, wie Sie sehen werden. „Wenn nur ein Mensch diese Fliege fangen konnte", sagte Herr Meyer eines schönen Herbsttages, als er sich gerade iu der Losaecke zurechtgesetzt hatte, um sein Mit- lagsschläfchen zu halten. Leine Löhne, die beiden Gym nasiasten, sahen sich ernst an und lachten dann, ohne den Mund zu verziehen, worin sic von der Lchule her eine 'ärmliche Virtuosität hatten. Lina, die erwachsene sieb- .ehnjährige Tochter, zuckte die Achseln, um dadurch ihre Machtlosigkeit der Fliege gegenüber anzudcuteu, und die Mama verlieb geräuschlos die Ltube, um auch ihrerseits das unvermeidtichc „nur ein Viertelstüudchcn" zu respek tieren. „Surr, surr" ging es durch die Ltube, und die Fliege setzte sich gerade immer in dem Augenblicke auf deö Vaters Nase, wenn sein müdes Haupt etwas zu tief zur Seite sinken wollte. Wahrend dieser schweigsamen Zeit, die die Brüder Ernst und Fritz mit Lchulaufgabcn und Lina mit einer Handarbeit auszufüllen pflegten, reifte in oeil brüderlichen Herzen ein wenig schöner Plan. „Du, die kultivieren wir", sagte der Aeltere, Ernst, der Land wirt werden wollte, leise in prophetischem Tone zu Fritz, der natürlich auch Landwirt werden wollte. Als der Vater erwacht war, unternabm er am Fenster noch einige vergebliche Versuche, die Fliege zu Haschen, dann begab er ich ins Bureau. Kann, batte sich die Tür hinter ihm ge schloffen, so gingen die beiden Buben ans Werk. Sie »achten aus einer Streichholzschachtel eine zierliche Fütte- ' iingsansialt zurecht, die mit klarem Zucker und Avfel« üückchen ausgefüllt wurde. Bald flog denn auch die Fliege herzu und ließ stch's gut schmecken, und an ihrem Appetit I war zn sehen, daß sie Vorhalte, den Winter im warmen Stübchen gut zu überstehe«, zur Freude der beiden bösen Brüder und zum Aergcr des geplagten Hausherrn. Tenn cs war wirklich wie verhext, kaum hatte sich die Familie zum Mittagessen oder zur Abendmahlzeit gesetzt, gleich war die Fliege da und naschte mit einer Selbstverständlichkeit an allen Lpcisen, vornehmlich an den süßen, die geradezu verblüffte. Doch das Hütte man ihr schließlich noch ver ziehen, wenn das unausstehliche Lummen nicht gewesen wäre und das Vvrbeistrcichcu an den Gesichtern, den Händen und so fort. „Das Tier macht einen geradezu nervös", versicherte der Hausherr euimal übers andere, wenn er sich gemütlich bei der Lampe au seinen Roman setzte und Lui« (bitte eng lisch auszusprechenj hinzuslog, inuerhato des Lampenschir mes summte und von Zeit zu Zeit liebevoll das Haupt haar des Lesende» streifte. Aber da war nichts zu machen. Alle Versuche, das treue Tier ins Jenseits zu befördern, waren vergebens, und wer nur einmal die Jagd gesehen hätte, die Gebvüdcr Ernst und Fritz mit Feuereifer und unter hvlicnähnlichcm Gelächter jeden Tag veranstalteten, der würde nie an der Echtheit ihrer Gefühle gezweifelt haben. Die Futteruiias-, mau könnte beinahe sagen Mast anstalt, wurde zum Glück vor jedes Lterblichen Äuge ver borgen gehalten. Täglich konstatierten die beiden Böse wichte, daß Lum fett und fetter würde und batten sich schon den Augenblick, wo sic platzte, mit allen Farben der Phantasie ausgcmalt, wünschten ihn aber auf der andern Leite noch in weite Fernen, um ihrem geliebten Väterchen den kleinen täglichen und, wie sie behaupteten, auch ge» sundeu Acrger noch recht lange zu gönnen. Lum zeigte sich so dankbar,wie cS ihr möglich war. Erfinderischer im Quälen des armen, nervösen Herrn Meyer hätte sie gar nicht werden können: nirgends war er vor ihr sicher, sein Mittagsschlas, sonst geheiligt und sanktioniert von allen Hausgenossen, wurde täglich nur noch eine aufgeregte und aufregende Fliegeniagd, ja, er behauptete sogar, sic ver folge ihn überall hin. durch die ganze Wohnung. Doch die Plage sollte sich noch verschlimmern. „Kinder", sagte Frau M-yer eines Tages, „wißt Ihr das Neueste, wir haben Mäuse!" Herrn Mencr sträubten sich die Haare vor Entsetzen, wenn er daran dachte, wie teuer ihm der letzte Umzug gewesen war, denn sie wohnten beiläufig noch I kein halbes Jahr in der neuen Wohnung, und nun war ein neuer Umzug womöglich die Losung. „Leit mal alle ganz still", sagte sic zu den Kuaben, die laut aufkrcischten, da sie sich von einem etwaigen Müusefaug sehr viel Ver gnügen versprachen, „hort ihr nichts?" Und wirklich, man Höne ein Knistern, Rascheln und Kraspcrn in der Ecke, wo der Ofen stand. Familie Meyer lag in allen ihren Vertretern an der Erde, nm das Mauseloch zu entdecken, doch cs fand sich nicht. Da kreischte Fritz laut jubelnd auf: „Lum ist cs gewesen!" schlug sich aber gleich auf den Mund, da er im Eifer nun schon den so schön gewählten Namen, also gewissermaßen eine Art Interesse au dem sorgfältig gehüteten Haustiere verraten hatte. Richtig, Lum wurde in einer Glasvase, die auf dem Qfenslms stand, entdeckt, in der sie lustig hcrumsummte und knisterte, in jenem Augenblicke aber die Gedanken des Herrn Mcner, der sich auf sie stürzen wollte, zu erraten schien und sich freudig wieder in die Lüste schwang. „Na, da soll doch gleich dieser und jener" .... sagte Herr Meyer, und setzte sich vor seinen Roman, zu dem ihm, wie er knurrte, nun wieder der ganze Appetit vergangen sei, sobald er nur an die Fliege denke. Wirklich, dg war sie auch und leistete in rührender Anhänglichkeit der Fa milie diesen, wie alle Abende, Gesellschaft. „Wissen Sie nicht, wie man Fliegen fängt?" fragte endlich Herr Meyer auch den jungen Doktor Schmidt, der jetzt recht ost einmal zu einem Plauderstündchen auftauchte. Dieser guckte ihn erst ein bißchen verblüfft an, denn die Frage, wie man Fliegen fängt, ist für gewöhnlich nicht gerade eine Begrußungsanrede. Aber da er den besten Willen hatte, sich in alle kleinen und großen Eigenheiten des Herrn Meyer zu schicken, überlegte er erst eine Mi- nute, und gab dann eine ganze Masse Ratschläge, die mehr gut gemeint als gerade originell waren, und Fliegen glocken. Fliegenleim, Fliegendiiten usw. hießen. „Daß du unsere Tum nicht fangen läßt, das möchten wir dn gelten baden", sagten die Bvüder am Abend zu Lina. „Ach, laßt mich zufrieden", erwiderte diese und dachte nun, an wen wird sie wohl gedacht haben? Jedenfalls nicht an Sum. Desto mehr und intensiver be schäftigte sich Herr vr. Schmidt mit diesem edlen Tiere, denn nachdem ihm der arme .geplagte Hausherr und Vater seiner angebeteten Lina alle seine Not und Qualen, die er von dem einzigen Tiere ausstehen mußte, auvertraur hatte, lebte in ihm, als späteren Bewerber Linas, nur der eine Gedanke, sich dem zukünftigen Lchwiegervater gefällig und, wenn es ging, sogar unentbehrlich zu zeigen. Die Besuche des jungen Doktors wurden nun natürlich häufiger denn er hatte doch sozusagen stillschweigend die Pflicht übernommen, das Meyersche Heim von dem großen kleinen Quülgeiste zu befreien, und dazu konnte nur ein eingehendes Liudium der Räumlichkeiten, gewissermaßen des Terrains, verhelfen. Inzwischen sahen die Brüder mit einer Art mit Neu gierde vermischten Bedauerns, daß Lum recht wohl ge nährt, aber leider auch ein bißchen schwerfällig zu werden begann. Lic fürchteten bereits das Aergsic für ihren Schützling, waren aber trotzdem sehr gespannt, „wie lange sie sich noch aus der Affäre ziehen werde", wie sie sehr herzlos sagten. Lie sollten — iu Lums Interesse muß mau sage» „leider", nicht mehr lange zn warten brauchen: denn einesteils wiegte sich Lum nun schon so in vollständiger Sicherheit, daß sie keinem der Hausbewohner mehr einen bösen Gedanken zutraute, anderseits war aber mit zn nehmender Liebesalut in dem Doktor ein sörmliMer Kampiesirut erstanden. Und eines schonen Nachmittags, als die Brüder i» der Schule saßen und Mama Mener an ihrem Nähtische häkelte, als ob fie's bezahlt bekäme, und Lina und der Doktor an einem winzigen Tischchen Schachspiel mar kierten — denn in Wahrheit sahen sic sich in die Angen und lächelten dazu — kam Lum arglos augeilogen und setzte sich vertrauensselig auf die Lckiachbrettkantc. Wie in einer Eingebung von oben fuhren Linas und des Doktors Hand zu gleicher Zeit auf die arme Fliege nieder, Lum hauchte ihren letzten Atemzug aus, aber die beiden Hände hielten sich noch lange fest, nachdem die Mama ein paar Rührungstränen geweint und damit, ohne es zu wollen, auch der treuen Lum die letzte, verdiente Ehrung erwiesen hatte. Der schließlich hinzukonnnende Vater aber sagte, als er von dem Borgeiallenen hörte, nur das eine Wort: „Endlich", und alle Beteiligten blieben eigentlich im Un klaren, ob er damit daS gehasste Finden der beiden Herzen oder das gehoffte Ende der Ltubenfliege gemeint hatte.
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