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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 24.02.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-02-24
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190302243
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19030224
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19030224
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-02
- Tag1903-02-24
- Monat1903-02
- Jahr1903
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 24.02.1903
- Autor
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zugehen, daß sie durch Wehen mit den Taschentüchern oder durch Werfen von Blumensträußen die Pferde beun ruhigen oder sonst in einer Weise ihren Gefühlen Aus druck geben, die zivar begreiflich ist und der Absicht nach als berechtigt anerkannt werden soll, die aber den den Allerhöchsten Herrschaften schuldigen Respekt außer acht läßt und zu einer Belästigung derselben ausartet. Bekanntlich sieht es der Kaiser nicht gern, daß bei seinen Bewegungen im Freien die Polizei allzu ängstlich be- nrstht ist, Neugierige von ihm fernzuhalten, daraus aber sollten alle einsichtigen Personen Anlaß nehmen, nicht nur selbst derartige Belästigungen zu unterlassen, son dern auch an ihrem Teile dahin mitwirken, daß den Majestäten der Genuß der frischen Luft in Berlin nicht durch Zudringlichkeiten einzelner verkümmert wird, was sich leider in letzter Zeit wieder öfter bemerkbar macht- — Bei dieser Gelegenheit sei auch daraus hingewiescn, daß es ebenfalls eine unnütze Belästigung ist, wenn immer noch einzelne Personen versuchen, dem Kaiser Bittschriften und ähnliches auf dessen Spaziergängen persönlich zu über reichen. Derartige Schreiben kommen ebenso sicher an ihre Adresse, wenn sie der Post zur Beförderung über geben oder in« Schloß, beim König!. Oberhofmarschallamt, abgegeben werden. Die Meldung des „Neuen Wiener Tagblattes" daß sich durch den Rücktritt des Grafen Crailsheim die Span nung zwischen Berlin und München verschärft habe, ent behrt der „Post" zufolge jeder Begründung. Dein „L.-A." wird aus München gemeldet: Die Er nennung des Staatsrats Dr. Ritter von Wehner, zum Kultusminister dürfte geeignet sein, die Siegesfreude des Zentrums zu dämpfen, und ist die beste Bestätigung der Versicherurig des Grafen Crailsheim, daß sein Rück tritt keinen Shstemwechscl bedenke: denn Herr v. Wehner ist derselbe, dein nach dein Abgänge Lauduianns die Auf gabe zuficl, im Landtage als Referent die 100000 Mark- Position dem Zentrum gegenüber zu verteidigen. Er tat oies damals mit viel Geschick und Geschmack. Minister v, Wehner Hal die ganze Stufenfolge der Miuisterial- karrierc durchmessen, bevor er nun in das höchste Amt dieser Bahn einrückt. - Irgend eine ausgesprochene poli tische Ueberzeuguug' zu betätigen, war ihm dabei keine ttzelegenheik geboten, die Beamten seines Ressorts rüh men ihn als einen angenehmen Vorgesetzten, einen ge- scheidten Mann von ruhiger Auffassung der Dinge und kehr fleißigen Arbeiter. Wie die Verhältnisse augenblick lich in Bayern liegen, hat die Krone gewiß einen sehr glücklichen Griff getan, indem sic das, KUltuSportcfenille einem Manne anvertrautc, welcher den politischen Par teien, wenn er auch Katholik ist, unbefangen gegenüber steht und seinem schwierigen Amte volle Objektivität ent- gegenbringt. > Türkei. Eine Meldung aus Uesküb besagt, daß am 19. d. M. Nu Bezirk Resvvischte ein Zusammenstoß mit einer gegen Setrumica marschierenden bulgarischen Bande stattge funden habe. Tie Bande verlor 7 Tote. Bei den Leich namen wurde Dhuamit vorgesunden, welches Wahrschein lich zur Zerstörung der Eisenbahnen bestimmt Ivar. Rußland. Der Heilige Synod verfügte, daß, um das Andenken an Kaiser Alexander ll. in dem russischen Volke dauernd aufrecht zu erhalten, der 19. Februar als Jahrestag der Befreiung der Bauern anstatt durch eine einfache Totenmesse durch einen feierlichen Dankgottesdienst in den ortliodoxen Kirchen gefeiert werden soll. Die „Nvwoje Wremja" nennt diese Bestimmung einen wichtigen Staats akt, der um so erfreulicher sei, als gegenwärtig die Bauern frage in den Vordergrund der Staatsinteressen getreten fti. Im UnLtthause wurde die interessante Tatsache zur Besprechung gebracht, daß ein großer Teil der Minister gleichzeitig Direktoren stellen bei kaufmännischen Unlternehmungen beneidet. Manche Minister sind sogar nicht mit einer Tirektvrenstellung zufrieden, sdndern ver sehen derer» mehrere. Nach Ansicht eines der liberalen Redner sollte die Anforderung, die der Staat an einen Minister stellt, gerade groß genug sein, um seine ganze Zeit in Anspruch zu nehmen. Derselben Ansicht war auch Sir William Harcourt. Er wünschte, daß man den Mi nistern jede Nebenstellung verbieten solle. Dagegen erhob der Premierminister Einwendungen. Seiner Ansicht nach müsse inan jedem Minister freistellen, womit er sich nach Erfüllung seiner ministeriellen Pflichten beschäftige. Würde man tatsächlich die Teilnahme der Minister am GesellschafMeben verbieten, so werde man viele Leute aus dem Amte treiben. Natürlich sei es nicht angebracht, daß beispielsweise Ker Minister des Handelsamtes gleich zeitig die Stelle eines Eisenbahngesellschaftsdirektors be kleide, aber wenn inan den Grundsatz, der von der libe ralen Partei aufgestellt worden sei, fcsthalten »volle, so müßten auch die Abgeordneten schließlich nichts weiter sein als Abgeordnete. Immerhin gab das Halls bei der Abstimmung über die Frage der Billigung oder Richt billigung einer Nebcnstcllung eines Ministers deutlich genug zu erkennen, daß die Gegner derartiger Neben stellungen nicht nur unter den Liberalen zu finde» sind. Tie Mehrheit, die gegen eine Einmischung in die Privat verhältnisse der Minister war, belief sich nur aus 98 Stimmen. Aus Rom. Von einem Lpezlalkorrespondenlen. Nachdruck verlöten. 18 Febiuar 1303. Carneval. — Prinetti's Krankheit. - Ma rokko. --- Ter fahnenflüchtige Marcou«. — Ein italienischer Erfinder. — Ein neuer Brief Goethes aus Rom. - Straßeuleben. — Confetti. — Versatzstücke. -- Ostern entgegen. Die alte Tibepstadt steckt mitten im gemütlichsten Karnevalstreiben. Man hat sich Pierrots Schellen kappe dicht über die Ohren gezogen, um ja nichts anderes zu hören und zn sehen, als Scherzworte, Lachen und Fröhlichkeit. Alle Polizeimaßregeln werden jetzt lockerer hantiert, alle Nebergriffe des übermütigen Publikums milder anfgerwmmen. Man steht ja unter dem Zeichen der Lebenslust, die in südlichen Landen anssprudcln will und keine Störung duldet. Doch nachher mehr vom Karneval. Jetzt rasch noch einige andere Dinge aus dem politischen, künstlerischen, städtischen und kriminalen Leben Roms erledigt. In den gegenwävtig etwas gespannten außerpoli tischen Verhältnissen — im Hinblick auf Marokko — kam die Erkrankung des Ministers des Auswärtigen, Prinetti, nicht gerade gelegen. Alle Mittelmecrfragen hat er bis her mit vielem Geschick zum Wohle Italiens zu leiten verstanden. Die Angelegenheit Mascagni gehört bereits zu dem Vergessenem Biel gelacht wird hingegen über Marconi, den Erfinder der drahtlosen Telegraphie, der jetzt wieder in! seine Heimah die er vor Jahren als Fahnenflüch tiger verlassen, zurückkchren darf, natürlich aber mit dem Vorbehalt, daß er seine Militärzeit uachdienen muß. Eil« zweiter Erfinder, ein schlichter Manu aus dem Arbeiterstunde, macht gleichfalls viel von sich reden, wenn er auch nicht in Rom, sondern in Spezia lebt. Alfonso Bambino hat einen sehr einfachen Apparat er funden, welcher die Stelle anzeigt, an welcher ein Schiff gesunken, so daß man dasselbe mit Leichtigkeit bergen kaum Prjoben haben bereits ergeben, daß die Erfindung eine recht pvaktische ist, und sich entschieden in allen Häfen, selbst wenn die Meere-bodenveichältntsse ungün stiger sind, als in Spezia, bewähren dttrftc. Die deutsche Literaturwelt dürfte namentlich ein Brief des Altmeisters Goethe interessieren, der aus Ron» stammt und kürzlich erst an das Lickt der Leffentlichkeit gelangt ist. Dieses Schreibe»» ist vom 24. März 1788 datiert und gibt eine herrliche Schilderung vom Früh- lingscinzug in die italienische Hauptstadt. Dio betref fende Stelle des Briefes, die hiervon handelt, sei citiert : „. . . In dieser Gegend hat der Frühling schon mit Macht und Lust seinen Einzug gehalten. Da es diesen - Winter viel geregnet, so treibt das Grün gar lebhaft. Schon lange sind die Gemüsegärten frisch bepflanzt und die Küchengewächse grünen in zierlichen Beeten. Der Lorbeer, das Bibarnum, der Buchs, die Mandeln, Pfir siche, die Zitronen blühen teils, teils haben sie verblüht. Alle Dächer sind grün und die alten Mauern werden durch das neue, gelbliche Laub des Epheus und durch die herunterhängenden Blüten des Bibarnum gar lustig. Anemonen, Ranunkeln, Tulipanen, Hyacinthe», Primeln »sw- stehen in allen Gärten munter und froh, die ersten sogar auf Wiesen. Alles macht Vergnügen und wenn ich iniu nach Norden ziehe, werde ich den Frühling immer vor mir finden. Im Ganzen ist es mir sehr lieb, nicht noch einen Versuch eines italienischen Sommers zn mache»» . . Tiefem an schlichter Einfciclcheit und doch so natur getreuen Schilderung des buntfarbigen römischen Früh lings vorbildlichen Briefe Ewethös, mögen nun ein paar Szenen aus dem gegenwärtigen Karneval folgen, die den Beweis liefern werden, daß das römische Volk, trotz des inzwischen verflossenen Jahrhunderts im großen und ganzen das alte geblieben iß. Alls den großen, breiten Prachtstraßen Roms, auf dem Corso Vittore Emanuelc und der Bia Nazivnale, staut sich das Volksleben natürlich am dichtesten. In den Osterien und den Cafes ist zu gewissen Tagesstunden überhaupt kein Platz zu bekomme». Arm und Reich, Jung und Alt gibt sich hier ein Rendezvous. Hier be kommt mau die elegantesten Equipagen Roms, die glut- üugigsten Römerinnen und die harmlosige Lustigkeit des typischen Lazzaronii zu Gesicht. Hier werden in den Tagen des Karnevals jene tausend flüchtigen Bekanntschaften geschlossen, die zu den erfreulichsten Erinnerungen eines ganzen Lebens gehören. .Hier tollt und sprudelt die Laune, ungezügelt und unbekümmert um alle konven tionellen Formeln der Welt. . . Am Arco di Tito vorm Colosseum hat die Eonfetti- werserei begonnen. Tausend dünne, feine Papierschlan gen in den buntesten Farben ringeln sich durch die Luft. Airs allen Fenstern kommen sie geflogen, von den Bal lonen, von den Dächern schießen sie herab, aus der tausendköpfigen Menge, die ans der Straße einherwogt, sprühen sie auswärts, fallen hernieder, ringel» sich in das schwarze Gelock einer zwanzigjährigen Schönheit, legen sich einem lustigen Dudelsackpfeifer in schmalen Schlangcnwindungcn um sein Jnsnument, umringeln den grauen Zylindevhut cmes eleganten Dandy und liegen schließlich, ein Regen bunter Papierschnitzel, auf Damm und Bürgersteig der Straße. . . Die Geschäfte sind geschlossen. Nur die Lebcnsinittel- verkänfer halten aus, die Apotheken, die Drogisten und die — Pfandleiher. Zum Fasching muß eben alles Geld haben. Was nicht niet- und nagelfest ist, muß daran glau ben. Zuletzt kommen die Betten an die Reihe., . Niemals schmeckt auch das Konfekt süßer, der Weir» feuriger und die Salami herzhafter als zur Karnevals zeit. Und die Musik des ganzen Jahres, die zum Tanze aufspielt, weiß nie so recht die alten Volksweisen zu fin den, als zur Karnevalszcit. Die alten Bacchanalien, die Dermißl. Roman von Ewald August König. 51 Theobald blieb stehen: ein zvrniger Ausruf entfuhr seinen Lippen. „Er verfolgte Sie?" fragte er erregt. „O nein, ich kann mich in keiner Weise über ihn be klagen, im Gegenteil, er überbietet sich mir gegenüber in liebenswürdigen Ansmerksamkeiten. Aber in diesen Aus- n-.erk'mnleiten liegt etwas, was mich beunruhigt.« „Wäre nicht daraus eine Hossnung für mich zu bauen?" lugte Theobald nachdenklich. „Sie kehren zurück, berich- icn dann über den Prvzeß in einer Weise, die den Zorn Didiers wecken »Miß und verleiten ihn dadurch vielleicht zu Aenßernnge», die mir den Weg zeigen, auf dem ich mein Ziel erreichen kann." „Ich habe daran auch schon gedacht, aber ich verhehle mir nicht, baß ich mir manche böse Stunden schaffen werde. Tante Jeanette ist mir nicht freundlich gesinnt; sie hat die geheimen Absichten ihres Bruders schon erraten, mit de nen sic natürlich nicht einverstanden ist, da sie Herrin i:n Hanse bleiben möchte. Und meine Freundin Cäcilie darf ich nicht ins Vertrauen ziehen, ich spiele also auch ihr ge genüber eine zweideutige Rvllc.« „Und wenn ich Sie mm recht herzlich bitte, hierher znrnckznkchrcn und mir cmcli ferner bcizustehen, darf ich alsdann nuf Erinllnug die'er Bitte hoffen ?" Leontine antwortete nicht sogleich, aber nach einigen Se kunden trat ibn ein warmer Blick ans ihren tiefblauen, weleuvolleu Augen. „Icki werde wieberkouuneu," sagte sic mit ruhiger Eutichw'nenbeik, „aber den Tag kann ich nicht bestimmen. Denken Sic darüber nach, wie wir es alsdann ermöglichen können, einander zu setzen, olme daß Didier Kcumuis davon erhält, es darf nicht ost geßhcheu, wir bann, wenn wichtige Mitteilungen cs notwendigvderwüu- fchenswert machen." „Sie haben recht,« nickte er. „Run, ich hoffe. Sic wer- den hier eine Stelle finden, die Ihnen dann und wann einen Spaziergang gestattet, vielleicht auch ist cs mir er laubt, als Ihr Landsmann oder Verwandter Sie in Ihrem Hause zu besuchen; wir wollen uns also über diese Frage der, Kopf nicht zerbrechen. Achten Sic nur in dcr Heim'at darauf, daß Ihnen nicht irgend ein unbedachtes Wort ent schlüpft, das mich verraten könnte." „Seien Sie unbesorgt, Theobald Weimar liegt bei Cha- teau Montcrau unter dem Nasen." „Bleiben Sie dabei," bat er, „aber machen Sic sich auch auf neugierige Fragen gefaßt. Sic werden Ihren Brn- der Wiedersehen, und Ihr Bruder wird Sie mit meinem Freunde Grunau bekannt machen. Ich bitte Sie, laßen Sie sich von diesem Freunde meine Geschichte erzählen ; er wird cs gern thun, und dann forschen Sic, wie Erna die Nachricht von meinem Tvde aufgenvmmcn hat, und welche Aussichten für die Zukunft sich ihr bieten." „Sie können sie noch immer nicht vergessen?" fragte sie leise. „Vergessen? Nein, aber wenn ich mich ihrer erinnere, so trauere ich um sie, wie um eine Tote." „Wäre eS unter diesen Umständen nicht besser, wenn Sie keine Nachricht mehr von ihr erhielten?" „Es wird mich bernhigen und erfreuen, wenn ich höre, das; sie glücklich wird,« sagkeThevbaldmilgepreßterStimme. „Aber noch einmal bitte ich Sie, verraten Sie mich nicht, denken Sie nicht, Sie könnten mir dadurch einen Dienst erzeigen: trotz Uwes guten Millens wurde dvch mir das Gegenteil dcr Fall sein." Sic waren stehen geblieben, die Signalglocke verkün dete das "Rahen des Zuges, der gleich darauf mit Getöse in die Halle einfuhr. Leomine reichte ihm beide Hände und wieder traf ihn ein warmer Strahl ans ihren großen, schvnen Angcn, in denen Thronen schimmerten. „Also ans Wiedersehen!" sagte sie bewegt, „möge es ein frohes sein!« „Ja, ans Wiedersehen!" antwortete er und auch er konnte keine tiefinnere Bewegmig nicht verhehlen. „Renen Sic glücklich und grüßen Sie die Heimat von mir. Wie gern möchte ich Sie begleiten.« „Geduld, mein Freund! Die Entdeckungen, die Sie be reits gemacht haben, lassen mich nun auch hoffen, daß Sie Ihre Aufgabe löse» werden und dann hindert Sie nichts mehr, die Sehnsucht nach der Heimat zu befriedigen. Als» noch einmal: Aus frohes Wiedersehen!« Ein letzter Händedruck wurde gewechselt, die Schaffner schlugen die Thüreu zn, die Signalglocke ertönte, rasselnd und stampfend rollte dcr Zug von dannen Mik schmerzerfülltem Blick schaute Theobald ihm lange nach; ihn durchzuckte das bittere Gefühl, als ob er ein teures Wesen aus Nimmerwiedersehen verloren habe. Aber die Erinnerung an die letzten. Worte, mit denen sie Abschied von ihn» genommen hatte, tröstete und be ruhigte ihn wieder; er durfte ja mit Zuversicht darauf bauen, daß sie ihr Versprechen einlvste und schon binnen kurzem nach Brüssel zurückkehren würde nnd daun brachte sie ilnn Nachrichten aus der Heimat mit, denen er schon jetzt mit Ungeduld emgegeujah. Nachdem er in einem Äaffeehanse gefrühstückt und die neuesten Zeitungen gelesen hatte, schlug er den Weg zum Hanse Didiers ein; er war neugierig auf seine Begegnung mit Labclle, der die Vorfälle des gestrigen Abends keinen- salls vergessen hatte. Theobald war heute dcr erste im Geschäft; Didier be fand sich noch nicht in seinem Kabinett, dcr Buchhalter hatte sich ebenfalls noch nicht eingefundcn. Didier erschien bald; er blieb im Comptoir am Pulte Theobalds stehen, und der finstere Ausdruck seines Ge sichts bekundete, daß er verstimmt war. „Fräulein Renard ist heute morgen abgereist'" sagte er mir einem lauernden Blick. „Hat sie von Ihnen Abschied genommen?" „Schriftlich," erwiderte Theobald gleichgiltig. „Schrieb sie Ihnen, ob sic znrückkehren wird ?« „Nein aber sic sagte mir früher einmal, daß sie hier eine Stelle als Gouvernante inchen wolle." 107,19 „Es wird leicht sein, eine solche Stelle zu finden, ichrci- ben Sie ihr das, wem» Sie Gelegenheit dazu haben."
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