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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.05.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-05-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030519018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903051901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903051901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-05
- Tag1903-05-19
- Monat1903-05
- Jahr1903
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Vie in letzter 8»i80ii S MollS.1v in Lsrlio, 8« i8t Mr. vlsvolo xexen»8rlix ll»8 VsKss ßvsprLvd in Vrvsäev. Vie „vresllner >seii- rieitlen" selireiben unterm 7. 6. U.: „—* I»onpiue tsto I,oop iin Zirkus Schumann. Nachdem die Radfabr- kunst die höchste Vollendung längst erreicht und man heutigen Tages, auf dem Kopfe im Sattel stehend, das Pedal mit den Händen führend, in scheinbar gleicher Leich tigkeit und Selbstverständlichkeit dabiniaust, wie früher kaum im regelrechten Fahren, mußte livopin-r tlis I.vnp, „Der Sckleisenfahier in der Schlufe ', kommen — er, mit seiner tollkühnen, halsbrecherischen und zugleich staunenswerten Leistung, er allein in seinem kaum ausdenkbaren Kunststücke und der damit verbundenen Todes verachtung war im stände, alles bisher Tagewesene weit zu überbieten. Nur so war die Sensation möglich, durch die unglaubliche Ueberbietunq im Tollkühnen und Eigenartigen, in der nervenspannenten, ateinraubeiiden Boifnhrung einer Produktion, die in der Tat geeignet ist, auch die Schaulust der Blasiertesten der Blasierten zu reizen und Iivopin^ tste I-oop als den „Star" aller bisherigen An ziehungen zu erklären. — Kommen wir zu dem Sensationsakt selbst, wie er gestern zum ersten Male im Zirkus Schumann gezeigt wurde. Nachdem eine Fülle groß artiger. origineller Pferdedresiuren, circensischer Künste, akrobatischer und eqnili- bristischer Produktionen vorgeführt worden war, begann mnn gegen halb ll Uhr unter gewaltiger Spannung der Zuschauer, mit den Vorbereitungen zu der sensationellen Fahrt. Mit Zuhülsenahme des gesamten Zirkuspersonals wurde die Rielenjchleife. die bis dadin an der Decke des Zirkus, durch ein eigenes Gerüst fest gehalten, schwebte, inittels eines sinnreichen Mechanismus herabgelassen und mit minutiöser Genauigkeit bis aus das Zentimeterteilchen in die mit Winkelmaßen und Wasserwagen sestqestellte Lage gebracht. Tie schmale, kaum mehr als einen Meter breite Fahrbahn sällt nun von der höchsten Höhe des Zirkus steil ab, in die direkt auf der Reitbahn ruhende Schleife; diese läuft in eine breite Fahrbahn zu einem der Ausgänge der Manege aus, wo eine riesige Barrikade von mächtigen Matratzen ausgebaut ist, zum Zwecke, den furchtbaren Anprall des tollkühnen Fahrers zu parieren. Während dieser Vor bereitungen ist Mr. Diaoolo in seiner Garderobe sür den Oorso mortale präpariert worden. Ein Arzt hat ihn, wie allabendlich vor der Fahrt, sorgfältig untermcht, die Spannkraft der Muskeln, die Zuverlässigkeit der Herztätigkeit geprüft; er ist genau gewogen, und die etwaige Differenz des bis aufs Gramm festgestelUen Grwichies ist mittelst Belastung von Bleikörnern reguliert worden — kommt es bei dieser ver wegenen Fahrt doch ganz genau auf die Schwere des Fahrers und des Rades an, die mit der, man möchte sagen, geheimnisvollen Kraft der Zentrifugalwukunq in Berechnung gebracht werden muß Alles das ist endlich in Ordnung... die Fahrt kann beginnen. Unter fieberhafter Aufregung — zahlreiche Damen in den Logen und Parketts machen sogar Miene, sich von der Schaustellung abzuwenden, den Zirkus zu verlassen — betritt Mr. Diavolo die Arena. Er ist von schlankem, iehnigem Wüchse, von unheimlicher Ruhe und Sicherheit, kein anderes Anzeichen, als die auffällige Blässe des Gesichts, verrät, daß er im Begriff steht, das Leben zu riskieren, daß er Gefahr läuft, durch die furchtbare Wirkung der Zentrifugalkraft möglicherweise zerschmettert zu werden. In schlichter, farbloser Kleidung, ohne irgend einen Aufwand von Gestik und Mimik prüft er genau den Apparat, hier und da noch einen Befehl erteilend, dann läßt er sich durch einen der Stall meister vorstellen, der in seiner Ansprache an die Zuichauer besonders betont, kein Zeichen des Beifalls, keinen Ausruf des Schreckens oder der Span ¬ nung während der Fahrt laut werden zu lassen, da die» Mr. Diavolo wesentlich beeinflussen und gefahrbringend für ihn werden könnte. Unter lautloser Stille steigt Mr. Diavolo die steile Fahrbahn langsam hinaus . . . aller Augen hängen an ihm ... die Schwüle der Stimmung nimmt alle gesangeu. Oben, am Ausgangspunkte der Fahrt, reicht man Mr. Diavolo — nur wenige Zuschauer sind in der Lage, eS zu bemerken — eine leichte, dünne Gesichts, maske, die er, als Schutz gegen den Anprall der Luftbewegung, anlegt. . . . Dann richtet er, mit gleicher Sorgfalt, wie ein Schütze das Visir, da» Rad — ein« ein- fache, unansebnliche Maschine — zur Fahrt. Die Situation wird jetzt atem raubend ... die Stille unheimlich. Da, von oben ein turzes Kommandowort: „Leaäv?" . . . „6oo!" antwortet e» von unten . . . und schneller, als der Blick es sassen kann, rast Mr. Diavolo, einer Windsbraut gleich, die entsetzlich steile Bahn herunter, durchfährt die Schleis«, an deren oberem Teile er einen Moment mit dem Rode, gleich einer Fliege om Spiegel wie angeklebt hängt und ... unten ist er ... wie ein Blitzstrahl zuckt er aus der Hchleife heraus. In einer halben Sekunde hat er mit der Schnelligkeit von 116 Kilometer pro Stunde die Höllenfahrt zurückgelegt und — 1250 ^1 (sein tägliche» Honorar) verdient. Ein Schrei der Erleichterung, der Bewunderung aus aller Munde, der die entsetzliche Spannung aufbebt, durch- braust den Zirkus, hundertstimmige Bravoru'e, frenetischer Beifall begrüßen I Mr. Diavolo, der wohl, an ein halbes Dutzend Mal hervorg,rufen, die begeisterten I Kundgebungen mit derselben Ruhe und Gleichgültigkeit entqegennimmt, wie er sie I vor der Fahrt zur Schau getragen. Aufgeregt, noch fiebernd in der Erinnerung I der sensationellen Leistung, verläßt die Menge den Zirkus — man hört nur Worte I des Staunen» und der Bewunderung, und in der Tat ist man Zeuge einer Sen- I sation gewesen, eben so einzig in ihrer Art, wie großartig, kühn und eigenartig in I der Ausführung. Da» tollkühne, mit Todesverachtung gebotene Schaustück bedarf I keiner besonderen Empfehlung — ganz Dresden wird es sehen müssen I" In meinen beiden Neubauten und Neu stadt, Neustädter Straße 13 und 15 sind per I. October, event. früher herrschaftliche WohUNUgc» von 480 — 5dO >4 zu ver- mietden. 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