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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.05.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-05-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030528016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903052801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903052801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-05
- Tag1903-05-28
- Monat1903-05
- Jahr1903
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Gcrberstr. 8, H. L. Kröger, Butterhdlq. 8624 «neisenaustr. 12, B. Ühlich, i. Fa. Iba Hartmann, Papierbdlg. Löhrftr 15, E. Hetzer, Kolonialwarenhdlg. 979 Aortstr. 32 (Ecke Berliner Straß«), F. W. Kietz, Kolonialwarenhdlg. Im Oste«. JohanntSgafft 8, Hauptexpedition 222 Vttvlatz 4, Alfred Elfte, Cigarrenbdlg. Nauflschr Gasse 3, F. Fischer, Kolouialwarenbdlg. Tchützenstr. 5, I. Schürruchen, Kolonialwarek^lg. 1.78 Tauchaer Str. 13, E. R. Rrickel, Drogenhdlg. 8S41 Im Süden. Arndtstr. 35, I. F. Canitz, Kolonialwarenkdlg. 3033 Bayersche Str. 45, H. Neumeister, Cigarrenbdlg. 3984 Künigsplatz 7, L. Lösche, C'garrrnhdlg. 7505 Nürnberger Str. 45, M. E. Albrecht, Kolonialwarenhdlg. Zettzer Str. 85, B. Küster, Cigarrenbdlg. Im Westen. Bcethovenstr. 21, Tb. Peter, Kolonialwarenhdla. 3901 Frankfurter Str. 22 (Ecke Waldstr.), L. Siever», Kolonialwarenhdlg. Ranstädtcr Stciuwrg I, O. Engelmann, Kolonialwbdlg. 2151 Waldftr. 38, G. Beiterlein, Kolonialwarenhblg. Westplatz 32, M. Leißner, Cigarrrnhdlg. 2402 I« de« Bor- u«d Nachbarorte«. Anger-Crottendorf, B. Friedel, Cigarrenbdlg., Zwei naundorfer Str. 6, O. Oehler, Bernhardstr. 29 Connewitz, Frau Fischer, Hermannstr. 23 - Fritz Koch, Pegauer Straße 17 Eutritzsch, Robert Altner, Luchhdlg., Delitzscher Str. 25 viautzsch, Job. Wolf, Ecke Ring- und Oetzscher Str. (Äoblts, Robert Altner, Buchhdlg., Linventh. Str. 8 - Paul Schmidt, Brüderstraße 8 Kleinzschocher, G. Grützmann, Zschochersche Str. 7a in L.-Plagwitz Leutzsch, Albert Lindner, Wettiner Str. 51 in L.-Lindenau Ltndenau, Alb. Lindner, Wettiner Str. 51 in L.-Lindenau Möckern, Paul Schmidt, Brüderftr. 8 in L.-Gohli» Neustadt, Paul Kuck, Annonc.-Exprd., Eisenbabnstr. 1 Ncuschüncseld, Paul Kuck, Annoncen-Exp., Eisenbahvstr.1 Oetzsch, Carl Scheffel, Ecke Ost- und Mittelstr. Plagwitz, G. Grützmann, Zschochersche Str. 7a Probstheida, Reinhard Sachse, Buchbindergrschäft Ncudnitz, W. Fugmann, Marschallstr. 1 - O. Schmidt, Kohlgartenstr 87 - Bernd. Weber, Gabelsbrraerstr. U Schleutztg, G. Grützmann, Könneritzstr. 58 Sellerhausen, O. Oehler, Anger-Crottendorf, Bern- bardstraßr 29, pari. Ttnnz, O. Oehler, Anger-Croltend., Bernhardstr. 29, p. 820 820 2588 8475 2586 1516 1739 2588 Thonberg, R. Häntsch, Reitzenhainer Str. 58 Bolkmar-dorf, Paul Kuck, Ann.-Exped., Eisenbabnstr. 1 » Georg Niemann.Konradstr. 55(EckeElisabetbstr.) Wahren, Paul Schmidt, Brüderstr. 8 in L.-Gohlis Japan und die Räumung der Mandschurei. Aus Tokio schreibt man uns unterm 16. April: Drei Dinge sind es, die seit drei Wochen vor allem die Gemüter in Japan beschäftigen: die Ausstellung in Osaka, der Schulbücherskanbal und — die Mandschurei. Daß die erstere, deren Großartigkeit die Erwartungen hinter sich läßt, Japans Fortschritte auf materiellem Ge biete auss neue ins Licht setzt, darüber ist man sich bereits klar. Daß die Aufdeckung der Bestechungen, welche die Gefängnisse mit Gouverneuren, Schuldirektoren und anderen hochgestellten Persönlichkeiten überfüllt, der moralischen Einschätzung Japans notwendig Eintrag tut, ist eine Einsicht, mit der man sich auch nachgerade ab gefunden hat. In wirklicher Spannung hält die öffent liche Meinung daher nur die mandschurische Frage, eben weil sie noch «ine „Frage" ist. Während China scheinbar mit Apathie dem Ueberwiegen fremden russischen Ein- flusses in dem Lande, bas ihm als Wiege der herrschenden Dynastie vor anderen heilig sein sollte, zusteht, blickt Japan mit Eifersucht und schlecht verhehltem Ingrimm auf die tatsächliche Hoheit -er nördlichen Macht in dem Gebiete, wo die japanische Armee 1894 der Welt durch entscheidende Schlachten Respekt einzuflvßen verstand. Eigentlich ist es ja seltsam, -ah nicht männigltch in Japan von -er Erkenntnis durchdrungen ist, daß an Rußlands Oberhoheit in der Mandschurei nicht» mehr -u ändern ist. Die Erschließung des nördlichen Teiles durch die sibirisch-mandschurische Bahn 1897, die Abtretung eines Teiles der Liatonghalbtnsel an Rußland 1898, die Inangriffnahme einer zentral, mandschurischen Bahn von Nord nach Süd als Ver bindung der sibirisch-man-schurischen Linie mit Dalny und Port Arthur, die Besetzung der Mandschurei durch Rußland während der Boxerunruhen, die thm mit be sonderen Rechten etngeräumte Besetzung der Bahnen — alles die» sührt, sollte man meinen, eine zu deutliche Sprache, als daß noch jemand an die wirklich jemals ein tretende Räumung Mandschurias glauben könnte. Daß unter dieser nicht viel anderes zu verstehen wäre, als eine Art militärischen Spazierganges von den besetzten Punkten zur nächsten russischen Niederlassung in der Nähe der Bahnlinie, woselbst das Recht der Besetzung mit Truppen und deren Zahl ganz dem Ermessen Rußlands anheimgegeben ist; baß die Bahntrace selbst überaus ge schickt gewählt ist und daß nicht nur die Wasserwege, sondern alle wichtigen Handelsplätze und Hquptstädt« in Greifweite liegen: das ist denn auch den Japanern nicht weniger bewußt als dem europäischen Zuschauer. Gleichwohl hat man in Japan dem 8. April mit Spannung entgegengesehen, mit dem die zweite Evakuationsperiode zu Ende kam. So widerspruchsvoll nun die von japanischen Korrespon denten aus China hierher gelangenden telegraphischen Nachrichten im übrigen lauten, in dem einen treffen sie zusammen, bah von Rußland nichts Wirkliches geschehen ist, daS einer Aufgabe bisher innegehabter Positionen wirklich gleichkäme. Bereitwillig finden dazu die Gerüchte Glauben, daß Rußland im Gegenteil seine Stellung noch be festige, daß es z. B. Truppen an den Baluflutz schicke, wo japanische Brandstifter russische Pachtwaldurrgen in I Brand gesetzt haben sollen: daß die telegraphische Ver bindung zwischen Niutschwang und Chefoo, zwischen Niutschwang und Peking, sowie auch das Kabel von Port Arthur nach Waiheiwai nicht in Ordnung sei, daß Ruß land in Nagasaki und in China große Kohlenmengen und Brotvorräte kaufe und sich in Niutschwang für den Krieg vorbereite. Bon den ernster zu nehmenden Ansichten bezüglich der Frage, von der die Erhaltung des Friedens im Osten ab hängen kann, seien die folgenden vermerkt. In einer vom Fürsten Konoye telegraphisch begrüßten Politiker versammlung erklärte Professor Tom i z a, der vor kurzem selbst in der Mandschurei war, einzig Krieg ver möge das Problem zu lösen. Es gebe nur ein Mittel gegen die zunehmende Uebervülkerung Japans, und dieses sei bas Offenhalten der Mandschurei für japanische Einwanderung, die bei Aufrechterhaltung der russischen Oberhoheit ausgeschloffen sei. Armee und Marine seien bereit zum Zuschlägen und China wie Korea würben ganz unter russischen Einfluß kommen, falls Japan länger säume. Die Vertreter dieser Ansicht werfen der Regierung Zaghaftigkeit vor. Anders läßt sich der Poli tiker Ozaktsyukio vernehmen. Die russischen Truppen in der Mandschurei seien wie Sommerfliegen, die kämen, wo ein Aas ist. Man treibe sie fort und sie sammeln sich alsbald nur in größerer Zahl. Sie wegzubringen, gebe es nur ein Mittel: ihnen wegzunehmen, was sie anzieht. DaS seien die russischen Unternehmungen in der Mandschurei, Eisenbahnen, Minenbetriebe, Gebäude, Niederlassungen. So lange diese da seien, seien auch die russischen Truppen nicht wegzubringen. Die Ruffen aber zur Aufgabe ihrer Unternehmungen zu bringen, daran sei nicht zu denken. So müsse man sie dort ge währen lasten, für Japan aber als Entgelt dafür ander wärts, das heißt in Korea, Privilegien suchen. Der Einrede, baß, wenn Rußland in der Mandschurei sitze, Japan in Korea stets bedroht sei, begegnet er mit der Erinnerung, daß Japan eben alles tun müsse, wirk lich festen Fuß in Korea zu fasten, und mit der Mah nung, sich freundlicher mit Rußland zu stellen, das dann auch japanischer Einwanderung in die Mandschurei nichts in den Weg legen würde. Gegen beide Ansichten kehrt sich der Volksrechtslehrer Prof. Takahashi. Er läßt den Krieg nur als ultima ratio gelten. Aber auch ein Uebereinkommen, nach welchem Japan den Russen die Mandschurei überläßt gegen Korea, findet er unpraktisch. Denn sitze Rußland in der Mandschurei, so sei eS ohne weiteres auch um die Abhängigkeit von Korea getan, und sitze Rußland in Korea, so drohe auch der südlichen japanischen Hauptinsel Gefahr. Sein Vorschlag geht dahin, die Mand schurei zu einem Puffer st aate zu machen. Ziehe Rußland seine Truppen nicht zurück, so solle Japan seinem Beispiele folgen und gleichfalls Truppen in der Mandschurei postieren. Sein Rat geht also auf eine ge meinsame Okkupation, bet der die Mandschurei unter allen Umständen als neutrales Gebiet erklärt werden müsse. Ein weiterer friedlicherer Schlichtungs vorschlag empfiehlt der Negierung, Vorteil aus der Revision der Handelsverträge mit China zu ziehen und die Oefsnung neuer Häfen in der Man dschurei zu fordern. Als solche werben Tungkiang am Liao, Tötung an der Aalumündung und ein dritter Platz weiter aufwärts an letzterem Flusse empfohlen. Die Regierung selbst hüllt sich klug in Schweigen; daß sie besser als alle Politiker, die ihre Weisheit an den Mann zu bringen suchen, vielleicht besser al» der Hof in Peking über die wirkliche Sachlage unterrichtet ist und auch ihre zielbewußten Pläne hat, daran ist nicht zu zweifeln. Auch daran nicht, daß sie an Krieg nicht Lenkt. Denn dazu fehlt es ihr am nötigsten, am Gelbe. Zur Jesuitenfrage. Von Herrn Lehrer Rückert geht uns unter der Ueberschrift „Bermodibumselt" unter Berufung auf das Pretzgesetz eine „Berichtigung" zu, deren Abdruck wir ab lehnen könnten, weil sie eine Berichtigung im Sinne des betreffenden Gesetzes nicht ist, die wir aber trotzdem hier folgen lassen: „Donnerstag, -en 21. Mai, brachte das „Leipziger Tage blatt" eine -K--Kritik über einen Vortrag des Lehrers Rückert, betreffend Aufhebung des Jesuitengeseyes. Gegen Ende dieser Kritik heißt eS: „Man muß sich wundern, gerade bei einem Lehrer derartige Oberflächlichkeit zu finden, weil wir gewöhnt sind, unsere Lehrer mit gan§ anderen Leistungen an die Oeffentlichkeit treten zu sehen? Auf Grund dieser Beleidigung meiner Person und ver steckt -er ganzen katholischen Lehrerschaft Leipzigs*), die hier vor der Oeffentlichkeit al» nach den protestantischen Herren Kollegen **» an Qualität rangierend hingestellt wird, sondere ich mit Berufung auf 8 11 des Preßgefetzes die Aufnahme folgender Berichtigung an ebenso auffälliger Stelle wie die -lc -Kritik. I. „Lediglich auf Drängen einiger Fürsten" erfolgte die Aufhebung des Jesuitenordens durch Clemens LIV., so schreibt Herr -Ic-, und fügt hinzu, daß es aber gerade die 4 gutkatholischen Könige Frank reichs, Spaniens, der beiden Sizilien iBourbonen), und Portugals iBraganza) waren, wird verschwiegen. — Herr -K-, die Katholiken, und deshalb auch ich, haben Dar keinen Gründ, etwas zu verschweigen, auch Fehler nicht. Ich muß Ihnen gegenüber Nachdrücklichst betonen, daß ich gerade jenen Passus hervorgehoben habe. Ich führte auS: „Wie mächtig Lüge und Hatz sein können, zeigt sich daran, datz es gelang, Clemens XIV. zu bewegen, den Jesuiten orden auszuheben. 3 Jahre zögerte der Papst. 1774 hob er Len Orden auf, weil die Könige von Frankreich, Spanien, Portugal und Sizilien es verlangen." .... Der Auf fälligkeit der Tatsache wegen habe ich diese Stelle zwei mal vorgetragen. Vermutlich haben Sie, Herr -K-, Ihre Kritik auf Grund des „Tageblatt"-Berichtes über meinen Vortrag aufgebaut und auf diese Weise — ich konstatiere es nachdrücklichst — einer „oberflächlichen" Infor mation sich schuldig gemacht, oberflächlich ein ungerecht fertigtes Urteil gefällt. II. Herr -K- schreibt weiter: „Und wenn der Herr Rückert jemals daS Breve ,Dominus ucr resieinptor noster" gelesen hätte, so hätte er von der eingehenden Begründung wissen müssen, . . . usw.". Ja, Herr -ic-, wenn ich jenes Breve nicht gelesen, woher sollte ich die unter I angeführte Stelle haben: weil die Könige von Frankreich usw. DaS stoht doch im fraglichen Breve drin — siehe Nr. 117 der „Dachs. Volkszeitung", die zu fälligerweise zur eigenen Abwehr der -K-Krttik daS Breve abdruckt. Ich kann auch hier, Herr -Ic-, leider nicht anders, als den Vorwurf krasser „Oberfläch lichkeit" in Ihrer Information als Abwehr zu er heben. III. Herr -ü- schreibt weiter: Friedrich der Grotze hat sich beim Papste nicht verwandt usw. Herr -lr-, Sie sind wieder bedauerlich „oberflächlich" informiert. Ich habe in meinem Bortrage diese Seite gar nicht berührt. Vielmehr wurde diese Tatsache bei der Diskussion als weiterer Beitrag von einem andern Herrn — keinem Lehrer — gegeben. Vielleicht bringen Sie, Herr -k-, auf die Anzapfung der heutigen „Sachs. Volkszeitung" hin, den Beweis für die Spionage, die Sic den Jesuiten anzudichten den Mut haben. IV. Herr -K- schreibt weiter: Und wenn Herr Rückert ausgeführt hat, die Jesuiten seien weder vaterlandslos, noch antinational usw-, so lese er die Aufzeichnungen des ehemaligen Jesuitenzöglings Köberle usw. Allerdings, Köberle habe ich nicht gelesen; er ist ein Jesuiten„zögling". *) Warum nicht gleich eine Beleidigung der gesamten katho lischen Lehrerschaft des Reiches oder Wohl gar der katholischen Kirche? D. R. **) Von protestantischen Lehrern ist in der Kritik gar nicht die Rebe gewesen. DR. Ferrillstsn. Franyois Millet. n. Wenn jemand seinen Weg für sich geht, so wird er selten Gesellschaft finden, uüd findet er keine Gesell schaft, so findet er auch keine Anteilnahme. Geht ein Künstler immer seinen Weg für sich, so wird er lange und hart arbeiten müssen, ehe er sich durchrtngt, ehe er Leute findet, die an ihm und seinen Werken Gefallen finden. Das ist ganz naturgemäß. Alles entwickelt sich stufen mäßig und das große Publikum braucht -um Verständnis neuer Ideen Uebergänae. Einzelne können wohl unver mittelt «ine Kluft überspringen, einzelne können wohl so- fort mit einem Neuerer fühlen und von ihm sympathisch angezogen werden, das große Publikum niemals. ES wäre auch schlimm, wenn dem so wäre, dann würde auf irgend eine gedeihliche Entwickelung, aus die -Ausbildung einer Idee in der Tiefe niemals gerechnet werden können. Ist es nun ein Wunder, wenn dieser Bauer aus der Norman die, der auch nach einer kurzen Lehrzeit in Cherbourg und Paris sein« Verschlossenheit und seine Holzschuhmanieren nicht ablegte, der auch hier sein DelbständigkettSgefühl, da» in jedem Landbewohner schlummert, nicht hintenansetzte, sich in der Hauptstadt vereinsamt fühlte, sich niemand an schloß und so Wochen schönster Arbeitszeit unnütz ver- stveichen ließmrdBekanntschasten versäumte,die ihm nützen und so manche große Torge abnehmen konnten? Hierzu kommt noch, daß MilletS Bildung nicht lückenlos war. Er wußte das und arbeitete eifrig an ihrer Vollendung. Er las lateinische Klassiker und französische Dichter, er laS alles — vor allem aber die Bibel, und sie war sein Stab und sein Stecken, sie erhielt ihn aufrecht. Sein frommer Gottes glaube und fein leidenschaftliches Hetmatgefühl, da» sich später auf seine neue Heimat in Barbizon übertrug, mach ten ihm eigentlich Paris *ur Hölle. Er erkannte die Falschheit der großen Stabt, er sah die Schminke auf ihren Wangen, er fühlte sich beengt unter den vielen fremden Menschen, und dennoch sah er ein, daß hinter dieser ge tünchten Oberfläche ein starke» Herz schlug, baß in diesem Medusenhaupte eine Fülle von Gedanken wogte, daß, wenn er noch lernen könnte, er nur hier lernen konnte, daß, wenn er Erfolge, wenn er Anerkennung suchte, er sie nur in Parts oder wenigstens'durch Parts finden könne. Das, was er in Cherbourg, wohin er zuerst gegangen war, ge lernt hatte, war nur wenig, und es war ein Glück sür ihn, daß ihm ein Stk>endium des Magistrates zu Cherbourg den Aufenthalt in Part- ermöglichte. Am 81. Januar 1887, mit zwetundzwanzig Jahren, zog er in Part» ein. Einige Empfehlungen sollten thm über die erst« Zeit seine» Aufenthalte» hinweghrlfen. Sr gab die Empfehlungen gar nicht ab, und er war selbst zu stolz oder -u — schüchtern, um nach dem Louvre zu fragen, sodaß er einige Tage aus da» Suchen nach «hm verwendete. Ich hatte Augenblicke, sagt er selbst, in denen mir der leb- hafte Wunsch kam, Part» zu verlassen und in mein Dorf heimzukehren; so überdrüssig war ich deS einsamen Lebens, welches ich führt«. Ich sah niemanden, tch sprach mit keiner Seele, und kaum wagte ich eS, an jemanden eine Frage zu richten, so groß war meine Furcht, mich lächerlich zu machen, obwohl sich ja doch niemand um mich kümmerte. Ich besaß eine Schüchternheit, die ich nie verloren habe und die mich jetzt Fremden gegenüber noch oft peinigt. Do hatte ich grotze Lust, meine neunzig Meilen nach dem Bor bilde meines Onkels beim zu wandern und meiner Familie zu erklären: „Hier bin ick. ick habe da» Malen aufgegeben". Aber -er Louvre hielt mich fest, von dort holte tch mir Trost. Die Wahl eines Meister» wurde nun aber eine Notwendigkeit, wenn -er sunge Student etwa» l«rnen wollte. Mtllet war sehr unschlüssig, da ihm die Namen der führenden Pariser Meister unbekannt waren. Er hatte nicht ein einziges Bild von Ingres gesehen, nur Delaroche kannte «r dem Namen nach, aber dessen Bilder zogen ihn nicht an. Schliesslich mußte er doch zu einem Entschluß kommen, er schreibt darüber: „Ich hatte große Furcht vor diesem unbekannten Lehrer und schob den unangenehmen Tag so weit wie möglich hinaus. Aber eine» Morgens stand ich mit dem Entschluß ans, alles zu wagen. Ich er hielt Zutritt zu dem Atelier von Paul Delaroche, der all gemein für den ersten der lebenden Künstler galt. Mit Schaudern betrat ich sein Atelier, — diese Welt war mir o neu. Aber mit der Zett gewöhnte ich mich daran, und chlietzlich fühlte ich mich dort gar nicht so unglücklich, da ch einige freundliche Seelen sand; der Ton und die Um- gangSsprache waren jedoch sür mein Ohr ein fader und unverständlicher Jargon. Die berühmten Wortspiele au» Delaroches Atelier wurden eine Leidenschaft der Stu- dentemvelt; alle» wurde dort diskutiert, auch Politik. Nach und nach faßt« ich Fuß und hatte nicht mehr so viel Heim- weh." Wenn Millet sich über die jungen Leute im Atelier wunderte, so war er seinerseits den neuen Kameraden auch nicht wenig rätselhaft. Sie wußten nicht, was sic au» diesem seltsamen stillen Burschen vom Lande machen sollten. Sie gaben ihm die Beinamen „Jupiter in Holz schuhen" und .Maldmensch". Er war schweigsam und schien ihre Sticheleien so wenig zu beachten, wie des Lehre» Lob. Nur einmal, als die Spötter mit rohem Scherz zu weit gingen, ballte Millet die Fäuste, — von da an hatte er Ruhe und Frieden. Ein oder zwei der Kameraden be freundeten sich mit ihm, sonst aber wurde er für ein ex zentrische» Individuum gehalten, da er es wagte, -en Ge setzen der akademischen Kunst eine eigene Meinung geg-enüber-ustellen und sich von der allaemeinen Ver ehrung für des Meisters Stil auszuschltctzen. Die Eigenart seiner Studien und die Kühnheit seiner Zeichnung zogen bereits Delaroche» Aufmerksamkeit auf sich. Er stand lange vor Millet» erster Zeichnung, einer Skizze der Statue de» Germanicu», die regelmäßig alle 14 Tage von den Schülern koviert wurde, und fragte: „Sie sind ein Neuer? Ick kann nur sagen, datz Sie schon zu viel können und dock nicht genug." Ein anderer Meister, Couture, der die «ktitudten leitete, äutzerte überrascht von Millet» erster Zeichnung: „Hold, noursuu! wissen <^ie, daß Ihre Figur sehr gut ist?" Millet hatte noch kaum einen Pinsel angerührt, aber al» er z:»m ersten Mal« nach dem Modell malte, sagte Dela roche: „Man steht, daß Sie schon viel gemalt haben." Und Mtllet fügt hinzu: „Ich batte nur versucht, die Gelenke und
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