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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.10.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-10-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190310150
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19031015
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19031015
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-10
- Tag1903-10-15
- Monat1903-10
- Jahr1903
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.10.1903
- Autor
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, ,..E-....... —«-—-"——7—7---— —V " '' - 7 — alle Krankheiten mehr oder weniger durch Störungen im Blutkreisläufe geltend, ist ja das Herz der Mittel punkt des Blutumlaufs. Meist komplizieren sich die Herz krankheiten mit anderen krankhaften Erscheinungen. Eine der gewöhnlichsten Komplikationen ist die Wassersucht; sie tritt um so später ein, je länger noch Herz- und Lungentätigkeit kräftig genug bleiben. Als charak teristisches Merkmal, daß die Bauchwassersucht wirklich nur die Folge, also die Begleiterscheinung einer vor handenen Herzkrankheit ist, gilt die Erscheinung, daß zuerst die Schenkel wassersüchtig anschwellen und dann erst der Bauch. Im umgekehrten Falle hängt die Bauch wassersucht nicht mit einer Herzkrankheit zusammen, son dern hat in der Erkrankung eines anderen edleren, inneren Organs seine Ursache, denn die Wassersucht ist niemals . eine Krankheit an und für sich, sondern stets nur eine Begleiterscheinung. Wer also Zeichen einer beginnenden Wassersucht bei sich bemerkt, der begnüge sich nicht, wie es so oft geschieht, damit, durch Wachholdcrbecren-Tee oder dergleichen Mittel, das Wasser aus dem Körper zu entfernen, sondern lasse sich vom Arzte genau un tersuchen, damit der kranke Teil ermittelt und geheilt werde, dann verschwindet die Wassersucht von selbst. Eine fernere Komplikation ist die Leberanschwellung und der Lungenkatarrh. Bei erweitertem .Herzen können Lungeublutungen eintreten und bei linksseitiger .Herzer weiterung ist Nasenbluten eine häufige Erscheinung. Herz krankheiten wirken immer niederdrückend auf das Ge müt, daher sind solche Patienten vorwiegend tranrig und melancholisch gestimmt; sie sehen bei noch so ge sicherter Lebenslage alles schwarz und fürchten ohne Grund irgend ein Unglück. Alle Herzkranken müssen daher eine ganz besondere Lebensweise führen, die sogenannte „Herzdiät". Es gibt keine Krankheit, bei welcher in der körperlichen und geistigen Selbstbewachung so große Auf merksamkeit erforderlich ist, als gerade bei den orga nischen Herzleiden. Die geringste Unvorsichtigkeit in jedem aufregenden Genuß rächt sich oft sehr schwer. Wer als Herzkranker sein Dasein bis zu einem hohen Alter ermöglichen will, der muß eine gewisse entsagende Lebensweise, eine resignierende Willens- und Charakter stimmung annehmen. Nichts darf ihn zu sehr freuen, nichts zu sehr ärgern, alles muß er mit einer gewissen, unerschütterlichen Ruhe an sich herantreten lassen. Auch in der Wahl der Nahrungsmittel muß er die leichte Seite nehmen und alle schwerverdaulichen Speisen und alle aufregenden Getränke streng vermeiden. Dann muß der Herzkranke noch ganz besonders darauf achten, durch große Reinlichkeit die Hautfunktionen in ungestörtem Gange zu erhalten. Leibesverstopfungen darf er niemals dulden, sondern sie durch reichliches Wassertrinken oder einen bis zwei Eßlöffel voll Rizinusöl gleich heben. Eine sehr häufige Erscheinung ist das Herzklopfen. Wer bei der geringsten körperlichen Bewegung oder gemütlichen Erregung Herzklopfen bekomnit, der ist herz krank. Das stärkere Klopfen des Herzens und der Pulse bei stärkerer Bewegung, wie Laufen und Springen, oder Schreck und Zorn ist eine normale, vorübergehende Er scheinung. ssin krankhaftes Herzklopfen kennzeichnet sich durch ein Gefühl von Angst, verbunden mit einer Art von zitternder, flatternder oder polternder Bewegung in der Brust, und das Herzklopfen kann stundenlang dauern. Die Ursachen des Herzklopfens können höchst mannigfaltig sein, und den Ursachen muß die Behandlung entsprechen. Die häufigen Ursachen sind: Fettsucht, Hämorrhoidal- srockungen, Kongestionen, unterdrückte Menstruation, Lun- genleidcn, dann bei mehr nervösen Herzklopfen: Hypo chondrie, Hysterie nud Bleichsucht. Die Behandlung der Anfälle von heftigem Herzklopfen besteht zunächst in tiefem Einatmen von kühler, frischer Luft und im Trinken von kühlenden Getränken, wozu sich ani besten Zitronenlimonade eignet. Bei Hysterie und Bleichsucht suche man durch angemessene Diät diese Leiden zu beseitigen. Man genieße nahrhafte aber leicht verdauliche Speisen, nehme leicht verdauliche Eisenpräparate und bewege sich so oft und lange wie möglich in der freien Luft. Herzkranke tun überhaupt gut, statt Kaffee oder Tee nur Milch oder Schokolade zu trinken. Auf ungestörte Nachtruhe ist strengstens zu halten. Herzverfettung tritt als einfache Fettanhäufung oder als Fettwucherung auf, wobei das Herz von einer mehr oder minder dicken Fettschicht eingeschlossen ist und so in seinen hochwichtigen Funktionen gestört wird; diese Störung kann bis zur Herzlähmung, also zum plötzlichen Tod sich steigern. Die Ursache dieser Krankheit kann all gemeine Fettsucht sein, meist ist sie aber selbst verschuldet, am meisten von Gewohnheitstrinkern. Heilung ist haupt sächlich nur durch strenge Diät und nebenbei durch Trin ken von auflösenden Mineralwässern, wie Marienbader, Kissinger-- oder Karlsbader Brunnen zu erzielen. Herzvergrößerung oder Herzhypertrophie ist eine Vergrößerung der Hcrzmuskulatur und tritt ein, wenn diese gesteigerte Arbeit leisten muß. Sie kann die rechte oder die linke oder beide Kammern befallen. Am häufig sten entsteht diese Vergrößerung durch anstrengende Märsche und durch Herzklappenfehler, weil durch den mangelhaften Verschluß auch hier das Herz mehr Anstreng ung ausübcn muß, um den notwendigen Druck zum Blut umlauf zu erzielen. Personen mit vergrößertem- Herzen können sehr alt werden, wenn sie vorsichtig leben, daß also nicht eine fettige Entartung sich einstellt. Personen mit vergrößertem Herzen leiden viel an Herzklopfen und müssen daher jede Ueberanstrengung meiden. Zu unter scheiden ist zwischen Herzvergrößerung und Herzerwei terung. Diese ist mehr ernsthafter Natur als jene und besteht in einer krankhaften Erweiterung der Herzhöhlen mit schwacher Muskulatur uud gefährlicher Verdünnung der Herzwandungen. Tie Entstehungsursachen sind ent weder Krankheiten des Herzfleisches, besonders ent zündliche Zustände, oder abnorme mechanische Störungen. Die charakteristischen Merkmale sind: Blansucht (d. h. blaue Färbung der Lippen, Nase, Wangen und Finger spitzen), Herzklopfen, Atemnot und Ohnmachtsanfälle. Bei dieser Krankheit tritt am leichtesten Wassersucht ein und meist so hochgradig, daß der Tbd durch Herzlähmung bald eintritt. Medikamente nützen bei allen .Herzkrankheiten so gut wie nichts und niemals soll man solche ohne ärztliche Verordnung einnehmcn. Jede ernstlich Herzkranke Per son hole sich ärztliche Verhaltungsmaßregeln ein. «ermtschte». Ein Seiten stück zu dem Fall Dippo-ld. Zu Tode gemißhandelt hat eine Arbeiterfrau ihr eigenes Kind, die deshalb von dem Schwurgericht in Prenzlau zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Die Arbei terfrau Sophie Heiner aus Wildenberg bei Prenzlau ist der Tötung der 5 jährigen Frida Heiner angeklagt; die Frau war in zweiter Ehe mit dem Tagelöhner H. ver heiratet, der aus erster Ehe vier Kinder besaß, darunter die fünfjährige Frida, die die Angeklagte geradezu mit Haß verfolgte. Im Mai d. I. erkrankte das Kind infolge der Mißhandlungen, die es von der Stiefmutter zu er dulden hatte. Das entmenschte Weib zwang das Kind aus dem Bette aufzustehen; als die Kleine zu Boden fiel, band die Frau der Frida die Füße mit einem Stricke zusammen und hing das arme Wesen so an einen Ofenhaken auf. Als das Stöhnen des Kindes immer ärger wurde, nahm die Rabenmutter das Mädchen wieder herab und warf es auf das Bett; dieses wiederholte sich mehreremal, so daß die Kleine vor Angst und Schmerz einer Ohnmacht nahe war. Jetzt befahl die Furie dem Kinde, das sich auf den Beinen halten konnte, sich an den Ofen zu stellen; als dieser Befehl nicht sofort aus geführt wurde, wurde das Kind an den Bettpfosten festgc- bunden. Noch in derselben Nacht starb das Kind nnter Qualen, nachdem es noch kurz vorher von der Stief mutter mit einem dicken Stocke geprügelt worden war. Die Beweisaufnahme ergab, daß das kleine Mädchen planmäßig zu Tode gequält worden ist; die ärztliche Untersuchung hat einen Rippenbruch und zahllose Ver letzungen durch Schläge festgestellt, die in Verbindung mit der mangelhaften Ernährung das Ende deö Kindes herbeiführten. Der Spruch des Gerichts lautete aus zehn Jahre Zuchthaus und Ehrverlust von gleicher Dauer. Wie ein Philosoph vor Gericht aussagt. Aus Wien berichtet das dortige „Extrablatt": Der Ein spännerkutscher Tröstler war vor dem Bezirksgerichte Jo- sefstadt wegen Gefährdung der körperlichen Sicherheit an geklagt, weil er in der Währingcrstraße an eine „Elek trische" angefahren war. Ter damalige Fahrgast des An geklagten, der Professor der praktischen Philosophie an der Wiener Universität, Hofrat Tr. Laurenz Müllner, wurde als Zeuge vernommen und erklärte: „Ich kann meine Aussage nur unter dem Vorbehalt der sub jektiven Richtigkeit machen, da ich der Ansicht bin, daß niemand in der Lage ist, einen Vorgang, der sich un vermutet vor ihm abspielt, nach Ablauf einiger Zeit mit Sicherheit objektiv richtig darzustcllen. Es tritt da eine Reihe psychischer Unterströmungcn auf, die es be wirkt, daß nur innerliche Gedankenbilder, logische Schlüsse und subjektive Empfindungen mit dein wirklich Erlebten zu einem neuen Bilde vermengt werden, das dem Vorgänge objektiv keineswegs genau entspricht. Ich kann daher nur angeben, daß vor dem Pferde des Ein spänners ein Radfahrer fuhr, daß der Einspänner die sem ausweichen wollte und dabei mit der entgegenkom menden Tramway kollidierte. Ich selbst habe die Kolli sion vorausgesehen uud bereits versucht, die Stoßwirkung abzuschwüchen und mein Verhalten so einzurichten, daß ich nicht verletzt werde. Ich hatte den Eindruck, daß der Kutscher im Dilemma, einen Menschen zu überfahren oder an die Tramway zu streifen, von zwei liebeln das geringere gewählt habe." — Der Richter sprach auf Grund dieser Aussage deu Kutscher frei. Ein kugelsicherer Panzer? Aus Mailand wird dem „N. W. A." geschrieben: Vor einigen Tagen hat Ernesto Benedetti, der Erfinder eines kugelsicheren Pan zers, seine im Vorjahre in Rom vorgeführten Versuche in Mailand vor einem Kreise von geladenen Gästen und dann öffentlich im „Teatro Alessandro Mauzoni" wie derholt. Es handelt sich um eine geheimnisvolle Masse, die trotz der geringen Dicke von drei Millimetern kein Handfeuerwaffengeschoß durchläßt. So wird also die Wir kung der Schußwaffen vollkommen aufgehoben. Aber auch Hieb- und Stichwaffen erweisen sich dem Panzer Benedettis gegenüber als wirkungslos, und während die Geschosse etwa einen Millimeter tief eindringcn, dann aber abgeplattet stecken bleiben, läßt ein Säbelhieb oder ein Dolchstich nicht einmal eine bemerkbare Spur zurück. Es braucht nicht hervorgehoben zu werden, welch große Bedeutung diese Erfindung, vom militärischen Gesichts punkte aus betrachtet, besitzt, wenn sie sich weiter be währt, woran aber wohl noch gezweifelt werden darf. Augenblicklich ist Benedetti damit beschäftigt, seine Er findung auch für Panzerplatten nutzbar zu machen. Das Grab im Meere. Der kürzlich verstorbene Direktor des Berliner Kupferstichkabinetts Dr. Friedrich Lippmann, ein gebürtiger Prager, hat, wie das „Prager Tagblatt" erfährt, die letztwillige Verfügung getroffen, daß sein Leichnam in Hamburg verbrannt und daun seine Asche nächst Cuxhaven in die offene See gestreut werden solle. Nun hat der älteste Sohn Lippmanns den letzten Wunsch seines Vaters erfüllt und dessen Ueberrcstc den Fluten des Meeres übergeben. daran, den Saal wieder aufzuräumen und die Spuren des Festmahls zu vertilgen. Mit keiner Silbe verriet das junge Mädchen, auch ihrem Vater nicht, was sie selbst in den letzten Stunden durchlebt hatte. Ten ganzen Tag hatte sie unablässig an das Versprechen gedacht, das sie gezwungen Jean Testat hatte geben müssen, um ihren Vater und seinen .Herrn zu retten. Am Nachmittag war ein kleiner zerlumpter Bengel in die Küche geschlichen, ein Bettelkind von der Land straße, der fremde Koch hatte ihm ein Stück Brot gereicht und bedeutet, er solle gehen, trotzdem hatte der Knabe, listig und verschlagen wie er war, es möglich gemacht, die richtige Persönlichkeit herauszufinden. Er hatte Anna einen Zettel in die Hand gedrückt, auf dem ohne Namens unterschrift die Worte standen: „Gedenke Deines Ver sprechens. Ich erwarte Dich heute abend. Wehe Dir und den Deinen, wenn Du nicht kommst!" Anna wußte sehr wohl, daß Jean seine Drohung in der gemeinsten Weise wahr machen würde, wenn sie nicht kam. Als die neunte Abendstunde schlug, die Franzosen lustig tafclteu, und auch die alte Dame keine Dienste mehr von ihr verlangte, warf sie einen dunklen Mantel um und ergriff einen Leinenbeutel, den sie bereits im Laufe des Tages mit allerhand alten, wertlosen Eiscnwaren gefüllt und sorgfältig zugebunden hatte. Der Beutel war schwer, und wenn man ihn niedersetzte, gab er einen metallischen Klang von sich. Sie nickte beruhigt, dann eilte sie mit raschen Schritten durch den Park, öffnete das Pförtchen und spähte in die Dämmerung draußen hinein. Bald erkannten ihre scharfen Augen das kleine Wägel chen Oborniks, das bereits reisefertig dastand; aus dem Schatten der Parkmauer löste sich eine Männergestalt und trat rasch aus sie zu. Ls war Jean. „Endlich!" jagte er. ,-Schon seit einer halben Stunde warte ich hier, und mir wurde Zeit und Weile lang. Wärst Du nicht gekommen, ich hätte den Franzosen morgen alles verraten!" Sein blasses, verzerrtes Gesicht zeigte deutlich, daß er die Wahrheit sprach, es war eine verbissene Wut über ihn gekommen, die im Notfall niemand geschont hätte. „Ich konnte nicht eher!" beruhigte Anna ihn. „Tu mußt doch bedenken, was heute für ein Trubel bei uns herrschte. Dies war der erste Augenblick, in dem ich es möglich machen konnte, mich fortzuschleichen, und es ist doch erst neun Uhr, — noch gar nicht spät." „Die Ungeduld des Verliebten!" bemerkte Jean mit einem widerlichen Grinsen. „Hast Du das Geld?" Statt aller Antwort stellte Anna den mitgebrachten Beutel auf den Boden des Leiterwagens, es klirrte. „Dar Geld!" sagte Jean befriedigt. „Das ist auch besser als Kassenscheine! Nun komm, wir wollen fort!" Das kleine, schmale Leiterwägelchen hatte statt der Sitze zwei festgestopfte Strohsäcke, die hintereinander lagen. Anna stieg auf und setzte sich auf den hintersten Sack. Jean ergriff die Zügel und wollte sich neben sie setzen. Das Mädchen wehrte. „Nein," sagte sie ganz entschieden, „Du mußt vorn sitzen, Du weißt, daß unser Weg uns durch Groß-Rauschen führt. Es ist noch nicht spät, und die Leute sind alle noch auf. Ich kann mir den Mantel über das Gesicht ziehen, Du aber mußt fahren, und Dich kennt jedes Kind. Sitze ich hinten, so bist Du mein Kutscher und fährst irgend eine Fremde, um die sich dann keiner weiter besonders kümmert; sitzest Du neben mir, so bleibt ja der Vordersitz leer, und das fällt auf. Dann könnte man schon dadurch auf unsere Spur kommen, so aber weiß niemand, daß gerade ich mit Dir davon gegangen bin." „Haft recht!" sagte Jean nach kurzem Besinnen. Er 22-2: setzte sich auf den Vordersitz und wandte auf diese Weise Anna den Rücken, das Pferd trabte munter vorwärts, und bald hatten sie die Landstraße erreicht, die nach Groß- Rauschen durch ein kleines Wäldchen führte, das nur einige hundert Schritte lang war. Ein wildes Herzklopfen erfaßte das Mädchen. „Was ist denn das?" fragte Jean und deutete mit der Peitsche aus einen Hellen Schein, der zwischen den Stämmen hindurchschimmerte und immer größer wurde. „Feuer!" rief er erschrocken, „es brennt in Groß-Rauschen! O! Anna, wie sollen wir nun unerkannt durch das Dors kommen? Das erschwert unser Vorhaben sehr!" Im selben Augenblick krachte ein Pistolenschuß, Jean sank tödlich getroffen vornüber. Das erschrockene Pferd machte einen Seitensprung, dann stand es, an allen Glie dern zitternd, still. Das Mädchen sprang vom Wagen und rannte, von Furcht und Schrecken getrieben und doch dem Geschick dankbar, den Weg zurück, durch das Pfört chen wieder in den Schloßpark hinein. Sie kam gerade zu rechter Zeit im Schlosse an, um den Selnitzkas bei ihrer so unfreiwillig verfrühten Abfahrt behülflich sein zu können. Niemand im ganzen Schlosse hatte ihre Ab wesenheit überhaupt nur bemerkt. Einstweilen nahm sie sich vor, über dies Erlebnis gegen jedermann zu schwei gen. In Groß-Rauschen war zu später Abendstunde alle in angestrengtester Tätigkeit. Auch hier lagen Franzosen, und ein betrunkener Dragoner hatte im Uebermut seinen Karabiner auf das Strohdach einer Scheune abgeschofsen, das, durch die Julihitze ausgetrocknet, im Nu in Flammen stand. Rasch ergriff das Feuer die anderen Gebäude des Bauernhofes, bald stand auch das Nachbargehöft in Flammen, und die Gefahr für das enggebaute Dorf wurde sehr groß. Fortsetzung folgt.
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