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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.08.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-08-06
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020806026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902080602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902080602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-08
- Tag1902-08-06
- Monat1902-08
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MM M Lchzv Ägcbllitt M AHM K. M, Miooch, k. Aqilst IM. (Meiiü-MBe.) Königreich Sachsen. * Leipzig, 6. August. An Vermächtnissen, Schenkungen, Stiftungen sind nach einer jüngst erfolgten Zusammenstellung im vorvergangenen Jahre unserer Stadtgemetnde 183 302,79 zugegangen, näm lich die Adalbert Gebhardt-Stiftung für die Nicolaischule mit 500 eine Stiftung für die höhere Schule für Mädchen und das Lehrerinnen-Seminar mit 300 .< -as Metzler'sche Vermächtniß für Waisenkinder mit 20 000 ^t!, die Köppe'sche Stiftung für das Armenamt mit 1500 die Oscar und Margarethe Meyer-Stiftung mit 20 000 die E. F. Sieland-Stiftung rnit 100 000 das Vermächtniß -er Frau Sieland für die Becker'sche Stiftung mit 15 000 das Vermächtniß des Rechts anwalts Schwabe für dieselbe Stiftung mit 1000 ^t!, die Marianne Karthauß-Stiftung für die Thomasschule mit 3000 die F. C. Kahnt-Stiftung mit 7411,45 ^t!, die Pauline Kahnt-Stiftung für das Armenamt mit 5929,15 Mark, das Vermächtniß derselben für die Becker'sche Stif tung mit 4446,88 das Kunzschmann'sche Vermächtniß (Weihnachtsgabe für zwei bedürftige Familien) mit 4215,33 Zu den Kosten des Stiftungsamtcs hat die Föcke-Stiftung 250 die Stiftung eines Ungenannten 50 beigetragen. , -8- Leipzig, 6. August. Der Rector der Universität, Herr Geh. Hofrath Professor vr. Sievers, hat heute einen mehrwöchigen Urlaub angetreten; er wird in der Zeit seiner Abwesenheit in allen dienstlichen Angelegen heiten vom Herrn Geh. Hofrath Professor vr. Kirchner vertreten. — Den Studircndcn der Philosophie an unserer Universität wird jetzt bekannt gegeben, daß sog. „Militärzeugnisse" für dieses Sommersemester nur noch am 7. und 14. August Vormittags vom Decan der Facultät, Herrn Professor vr. Kirchner, im Nectorat, Augusteum, ausgestellt werden. * Leipzig, 6. August. Der diesjährige Deutsche Handwerks- und Gewerbekammertag wird am 25., 26. und 27. September im Zoologischen Garten zu Leipzig stattfinden. Am 25. September sollen die Tagesordnung für die Verhandlungen endgiltig festgesetzt, der Jahresbericht erstattet, die Neuwahl des Vorortes vorgenvmmen und verschiedene geschäftliche Dinge erledigt werden. Am 26. und 27. September wird sich die Tagung mit der Regelung -es Submissionswesens lReferent: Handwerkskammer Darmstadt), der Alters- und Jnva- liditätsvcrsicherung der selbstständigen Handwerker (Refe rent: Handwerkskammer München), der Eintragung der Handwerker in -as Handelsregister (Referent: Hand werkskammer Erfurt), der handwerklichen Sachverstän digen (Referent: Handwerkskammer Wiesbaden), dem Be richte über das Gutachten der Handwerkskammern, be treffend Befähigungsnachweis im Baugewerbe (Referent: Handwerkskammer Hannover), der Lehrlingsanleitung und Meistertitel (Referent: Handwerkskammer Harburg), der Anerkennung des Prüfungszeugnisses von Gcwerbe- und Fachschulen bet der Meisterprüfung (Referent: Hand werkskammer Weimar), der Einführung des Arbeitsbuches auch für großjährige Arbeiter (Referent: Handwerks kammer Elsaß-Lothringen), den Mitteln zur Förderung des Handwerkes (Referent: Gewerbekammer Hamburg), dem Abschluß des Lehrvertrages zwischen Vater und Sohn lReferent: Gcwerbekiammer Darmstadt) und dem Erlaß eines Preisausschreibens für das beste Buch zur Vorberei tung für den allgemeinen theoretischen Theil der Meister prüfung beschäftigen. * Leipzig, 6. August. Gegenüber der von uns wieder gegebenen Meldung Warschauer Blätter, daß die für Leipzig wegen der direkten Verbindung Leipzig-Warschau wichtige Frage der Verlängerung der Warschau-Kalischer Bahnlinie bis zur preußischen Grenze und des Anschlußes derselben an das preußische Staatsbahnnetz endlich entschieden worden ist, und daß die langwierigen Verhandlungen infolge gegenseitiger Zugeständnisse zur Zufriedenheit beider Theile zum Ab schluß gekommen sein sollen, bemerkt die „Schles. Ztg.": „Nach unseren Informationen dürfte das nicht zutreffen, da von preußischer Seite weitere Concessionen für aus geschlossen erklärt worden sind." — Es wird sich ja, schreibt demgegenüber der „Niederschles. Anz.", bald Herausstellen, ob die „Schles. Ztg." über bessere Informationen verfügt als die Warschauer Blätter. Welchen Grund hätten denn die letzteren, gerade in dieser Angelegenheit eine Nachricht in die Welt zu setzen, die den Thatsachen nicht entspricht? Wenn auch von preußischer Seite anfänglich weitere Con- ccssionen für ausgeschlossen erklärt worden sein mögen, so kann sich die preußische Eisenbahnverwaltung schließlich doch zu Concessionen verstanden haben, als sic einsah, daß ihr Standpunct auf keinen Fall die Zustimmung der russischen Regierung sindcn würde. In der gestern wiedergegebenen Meldung der Warschauer Blätter ist ja auch von „gegenseitigenZugeständnissen" die Rede. Vorder hand haben wir keinen Grund, den Informationen der „Schles. Ztg." mehr Glauben beizumessen, als denjenigen der Warschauer Blätter. , * Leipzig, 6. August. Das 7. Königs-Jnfan- terie-Regiment Nr. 106, sowie das 8. Infan terie-Regiment „Prinz Johann Georg" Nr. 107 werden mit nachstehenden Sonderzügen ab Dresdener Bahnhof nach -em Truppenübungsplätze Zeithain befördert: Am 9. August, 1 Uhr 55 Min. Nachmittags: Regimentsstab und 2. Bataillon 7. Königs- Jnfanterie-Negiments Nr. 106; am 13. August: 7 Uhr 20 Min. Vormittags: Regimentsstab und 3. Bataillon 8. Infanterie-Regiments „Prinz Johann Georg" Nr. 107, 7 Uhr 58 Min. Vormittags: 1. und 2. Bataillon 8. In fanterie-Regiments „Prinz Johann Georg" Nr. 107; 1 Uhr 55 Min. Nachmittags: 4. Bataillon 7. KönigS-Jn- fanterie-Negiments Nr. 106. Das 3. Bataillon des 7. Königs-Jnfanterie-Regiments Nr. '106 hat sich bereits am 4. dss. nach Zeithain begeben. t Leipzig, 6. August. (14. Congreß des Ver bandes Freier Vereinigungen selbst ständiger Barbiere, Friseure, Perrücken mache r u. s. w. D e u t s ch l a n d 8. 2. Verhandlungs tag.) Am Mittwoch Vormittag 9 Uhr wurden die Bc- rathungen über die ordnungsmäßig eingegangenen An träge fortgesetzt. Die Verhandlungen begannen mit dem zurUckgestcllten Berichte über die Verbandszeitung. Diese wies eine Einnahme von 4125 und eine Ausgabe von 3919 auf und hat leidliche Fortschritte gemacht. Herr Rcdactcur Bauer-Frankfurt a. M. wünscht mehr sach liche Unterlagen zu aufklärenden Artikeln in rechtlicher Beziehung und zur Beseitigung der Schmutzconcurrenz. Weiter refcrirte Herr Bauer iiber das Handwerkergesetz im Allgemeinen, über die Stellungnahme der Freien Ver einigungen gegenüber den Handwerkskammern, über die zünftlerischc Presse und über Lehrverträge, sowie über Fachschulen und über den geplanten obligatorischen Fort- bildungsunterricht im Besonderen und regte dabei an, die Handwerkskammern anzugehcn, daß auch Mitglieder der Freien Corporationcn zu den Lehrlingsprüfungsaus- schüsscn der Handwerkskammern zugezogen und auch deren eigene Prüfungsausschüße, sowie Prüfungszeugnissc und Lehrverträge allerorts anerkannt werden. Er hielt ferner den Ausbau der Fachschulen und die Einführung des obligatorischen Fortbildungsschulunterrichts für sehr zweckmäßig. In der Discussion wurde das Vorgehen der Handclskammcrsekretäre einiger Städte gegenüber den Freien Vereinigungen krittsirt. Die Berliner Herren Delcgirtcn traten insbesondere für bessere Ausgestaltung der Fachschulen zur Ergänzung des Fortbildungsschul unterrichts ein. Am Nachmittag werden die Verhand lungen beendigt. * Leipzig, 6. August. Heute Vormittag trat in der Stadt das Gerücht sehr bestimmt auf, daß der Mörder der Anna Klein verhaftet worden sei. Auf Erkun digung erfahren wir von competenter Stelle, daß er hebliche Berdachtsspuren allerdings vorhanden sind, daß aber über den Thäter selbst jetzt (Nachmittags in der zweiten Stunde) noch keine Mtttheilungen gemacht werden können. Unsere Criminalpolizei ist außerordent lich thätig, volles Licht in die Sache zu bringen, und es steht zu erwarten, daß ihr dies schon in kürzester Zeit gelingt. — Der Verband „Moden-Akademie zu Leipzig" hält am 18. August a. e. in Leipzig seine Hauptversammlung 1902 ab. Die Tagesordnung enthält folgende Puncte: 1) Bericht über die vom Verbände „Moden-Akademie zu Leipzig" veranstaltete kunstgewerb liche Ausstellung für Bekleidung, Leipzig 1901, mit Ab bildungen und den hauptsächlichsten Organen der Presse, welche über die Ausstellung berichteten. 2) Vortrag über die neuen Verhältnisse im Handwerk. 3) Vortrag über künstlerische Kleidung und das Kleidcrmacherkunstgewerbe. 4) Erhebung des Verbandes „Moden-Akademie zu Leipzig" zu einer juristischen Person. 5) Unhaltbare Zustände auf dem Gebiete der Lehranstalten für Zuschneidekunst und deren gesetzliche Abhilfe. 6) Verschiedenes. — Anfragen, den Verband und die Hauptversammlung desselben be treffend, werden durch deu Vorsitzenden, Herrn Director Alb. Thiel, Leipzig, umgehend,beantwortet. — Am 1. d. M. konnte Herr Ingenieur C. F. Schulze, Leipzig, auf eine 25jährige Thätig- keitin dem Hause Adolf Bleichert <L Co., Leipzig-Gohlis, zurückblicken. Dem Jubilar wurden an diesem Tage von den Inhabern der Firma und den Beamten in ehrender Form Glückwünsche und Geschenke dargebracht. t Leipzig, 5. August. (Arbeiterbewegung.) In einer am Dienstag im „Pantheon" abgchaltenen, von 1300 Personen besuchten Versammlung der Maurer sprach Herr Or. meä. Poppitz über „Berufskrankheiten", als welche er bei den Maurern die in Folge des hcrumflicgenden Ziegel- und Mörtclstaubcs häufig vorkommcnden Erkrankungen der Augen bindehaut, sowie der Athmungs- und Vcrdauungsorganc be zeichnete. In der Versammlung wurde weiter bekannt gegeben, daß die Zahlstelle Schkeuditz des Verbandes der Maurer an die hiesige Gauleitung und das Agitationseomite der Maurer das Ersuchen gerichtet habe, sie möge dahin wirken, daß bei dem Bau des Centralbahnhofes in Leipzig nur deutsche Maurer beschäftigt würden, und der für Leipzig festgesetzte Stundcnlohn von 55 Pfg. gezahlt werde. Von Herrn Bayer wurde bemerkt, daß in der Gaulcitung und dem Agitations- comitö völlige Klarheit darüber herrsche, daß unter dem fest gesetzten Stundenlohn im Lohnbczirk Leipzig — und zu diesem gehöre der Centralbahnhofsbau in in seinem ganzen Umfange — nicht gearbeitet werden dürfe. Anders stehe es aber mit der Beschäftigung nur deutscher Maurer: hierüber sei sich das Agitationseomite noch nicht schlüssig geworden. Es bedürfe dies reiflicher Erwägung. Ein Beschluß über diese Angelegenheit wurde nicht gefaßt. Tie Versammlung überließ dieselbe vor läufig dem Agitationseomite und der Gauleitung zur weiteren Klärung. Ferner wurde bekannt gegeben, daß auf Beschluß des Ccntralvorsiandes noch in dieser Woche eine Statistik über die Lohnvcrhältnisse ausgenommen werden solle. Die zu diesem Zwecke in Umlauf befindlichen Sammelkartcn sollen deshalb genau ausgcfüllt werden. Mit dieser Statistik soll gleichzeitig eine Zählung der gegenwärtig in Leipzig beschäftigten Maurer verbunden sein. Unter „Berufsangelegenheiten" wurde von einem Maurer, der wegen seines Verhaltens aus der Arbeit ent lassen worden war, der Ausschluß «des betreffenden Poliers aus dem Verbände beantragt, weil derselbe den Vcrbandsintcrcsscn zuwider gehandelt habe. —* Auf dem Wege von der Langen Straße bis nach der Eiscnbahnstrahe in Ncuschönescld ist am 4. d. M. Abends in der 10. Stunde einer Dame das Kleid mit einer öligen Flüssigkeit begossen und dadurch unbrauchbar gemacht worden. — Ter Thäter ist nicht bekannt. — Von einer un bekannten Person ist am Montag in der Plauenschcn Passage ein Fahrrad eingestellt und nicht wieder abacholt worden. Dasselbe trägt die Marke „Gritzner" und dürfte von einem Dicbstahl verrühren. Ter Eigcnthümcr kann sich beim Polizeiamt melden. — Jur Nachtzeit sind aus einem Fabrik gebäude eine Anzahl Kupferroh re verschiedener Weite und kupferne Stützen im Gewichte von 6 bis 8 Ccntncrn gcstohlen worden. — In der Nacht zum 3. August wurden aus einer Gartenabtheilung am Vicrtelswcgc in Gohlis gestohlen: 8Hühner,lHahn und 5 T a u b e n im Wcrthe von 40 .L, — Unter erschwerenden Umständen sind aus einer Bodenkammer in der Salomonstraßc gestohlen worden: 2 Dutzend weißleinene Herren- und Damenh cmden, „VV. X." und X." gezeichnet, und (4 Dutzend weiß- leinene Fleischerschürzen mit Latz, X." ge zeichnet. — Mittels Nachschlüssels drang ein unbe kannter Dieb am 4. dieses Monats in eine Wohnung in der Plagwitzer Straße zu Kleinzschocher und entwendete einen Geldbetrag von 70 -/k. — Durch Diebstahl ist in Verlust gerathen ein Zweirad, Marke „Hacnl, Militär rad" und ein Rover mit schwarzem Rahmen und gelben Felgen und der Fabriknnmmcr 2438. — In Haft kam eine 18 Jahre alte Arbeiterin aus Eich, die beobachtet worden tz-ar, wie sic einem Kinde, das für die Mutter Einkäufe besorgen sollte, das hierzu mitgegebcnc Geld a b n a h m. ff Leipzig, 6. August. Auf dem Dresdner Güterbahnhosc verunglückte heute Vormittag in -er elften Stunde der 38 Jahre alte Gütcrbodenarbeiter Otto Köthnig, wohnhaft in Schönefeld, Dimpfelstraße 58, dadurch, daß er zwischen eine Anzahl abgestoßener Güterwagen gcricth und von den Puffern derselben gequetscht wurde. Der Bedaucrnswerthe, welcher anscheinend schwere Xnnerc Verletzungen davontrug, mußte sofort nach dem Stadtkrankcnhause gebracht werden. 1f Markkleeberg, 6. August. Eine aufregende Scene spielte sich heute Vormittag auf einem in der hiesigen Flur befindlichen Weizenfelde ab. Daselbst arbeitete einFleischermeistervon hiev mit derMähmaschinc, als plötzlich das 3 Jiahre alte Mädchen Herzog, Tochter eines in Markkleeberg wohnhaften Arbeiters, welches sich daselbst mit mehreren Kindern belustigte, plötzlich in die Messer der im Gange be findlichen Maschine lief, wobei ihm der linke Unterschenkel abgetrennt wurde. Das unglückliche Kind mußte sofort nach dem Leipziger Stadtkrsankenhausc gebracht werden. —* Hainichen, 5. August. Zu der Unterschla- güngsangelege nheit des Ortskrankcncasscn-Vor- standes Lindner ist weiter zu melden, daß, wie verlau tet, die Revision, welche von je einem Beamten der Lan- oesversichcrungsgcsellschaft in Dresden und der Orts- krankencaße zu Leipzig vorgenommcn wird, bisher ein Deficit von ca. 13 000 ergeben hat, doch ist dieselbe noch nicht völlig abgeschlossen, so daß sich der Fehlbetrag noch erhöhen kann. Die Unterschlagungen entfallen ziemlich gleichmäßig auf die Invaliden- und auf die Krankencasse. Seine Unterschlagungen hat Lindner dadurch zu ver decken gewußt, daß er zu ganz eigenartigen Manipula tionen griff. So reihte er eine ganze Anzahl Mitglieder der Ortskrankencafle, welche in hohe Classen steuerten, in niedrigere bez. niedrigste Claßcn ein, während er bei der Jnvalidencasse gleich für ganze Monate, die bezahlt wur den, nicht „klebte". Seinen mit seinem Gehalt nicht in Ein- klang stehenden Lebensanfwand hatte Lindner damit zu bemänteln gewußt, daß er gelegentlich erwähnte, seine Eltern gewährten ihm einen namhaften Zuschuß. Als er merkte, daß man mißtrauisch gegen ihn wurde und sich vergewissert hatte» daß Lindner's Eltern gar nicht in der Lage waren, ihrem Sohn einen Zuschuß zu gewähren, suchte er auswärts Darlehen aufzunehmen, was ilnn aber nicht gelang. Vielmehr boten die über ihn cingezogencn Erkundigungen dem erwachten Mißtrauen neue Nahrung. Als einen krampfhaften letzten Versuch, sich mit einem Schlage aus seinen Finanznöthen zu befreien, kann man es wohl bezeichnen! daß Lindner allein im letzten Jahre gegen 1200 für Lotterieloose verausgabte. —* Ehrenfriedersdorf, 5. August. Als Nachfolger des zum Pfarrer nach Wiesa berufenen hiesigen HilfSgeist - lichen Pastor Graupner ist vom hohen evang.-luthe- rischen Landesconsistorium Predigtamtscandidat Voigt, gebürtig aus Schneeberg, zuletzt Pfarrvicar in Pausa, be stimmt worden. * Oelsnitz i. E., 5. August. Mit welcher Nafftnirtheit manchmal Diebstähle ausgeführt werden, beweist die Thatsache, daß vor einigen Tagen am Hellen lichten Tage Mittags zwischen 11 und 12 Uhr aus einer Lowry aus hiesigem Bahnhöfe 20 Centner Kartoffeln ge stohlen wurden. Das Geschirr, welches die Beute aus nahm, soll mit zwei Schimmeln bespannt gewesen sein und in der Richtung nach Hohndorf sich fortbcwcgt haben. f. Planen i. B., 5. August. Der hiesige Ttadlgemeindc- rath hat in seiner heute Abend abgehaltenen Sitzung zur einstweiligen Unterstützung der bei der Hauptübung der Freiwilligen Bürgerfcuerwchr am 27. Juli 1902 verletzten Feuerwehrleute, sowie zur Bestreitung des durch die Cur der Verletzten und durch das Begräbnis; des gestorbenen Feuerwehr mannes Dietrich und des gctödteten Kindes Voigt entstandenen Aufwandes ein Berechnungsgeld v o n 3000 zu Lasten des diesjährigen Ttadtcasscnhaus- haltplancs einstimmig bewilligt. Herr Oberbürgermeister Ur. Schmid nahm hierbei Veranlassung, noch einmal des Tages zu gedenken, der Trauer und Schmerz über unsere Stadt, über unsere brave freiwillige Bürgerfeuer wehr gebracht hat. Der Herr Oberbürgermeister dankte allen Denen, welche bei dem Unglück der Behörde hilf reich an die Hand gegangen sind, insbesondere dankte er Sr. Majestät dem König, der sich bereits am Tage nach der Katastrophe nach dem Befinden der verunglückten Feuerwehrleute eingehend erkundigt und damit aufs Neue seine landcsväterliche Fürsorge an den Tag gelegt habe. Den sechs noch übrigen verletzten Feuerwehr leuten ergeht es erfreulicher Weise sehr gut; einer von ihnen hat das Krankenhaus bereits verlassen. — Zittau, 5. August. Bei dem demnächst stattfinden den Wettin-Bundesschießen werden insgesammt 20 Scheiben, und zwar die drei Festscheiben „Wettin", „Zittau" und „Heimath", ferner fünf Punctscheiben, fünf Stand-Meisterscheiben, vier Feldscheiben auf 300 Me,ter Entfernung und drei Stand-Festscheiben aufgestellt. — Die Chefs einer Fabrik in Zittau gewährten dieser Tage ihrem gesamwtcn, etwa 500 Köpfe zählenden Personal freien Eintritt in die Ausstellung, Ermäßigungen zum Eintritt in die Maffersdvrfer Halle und in das Pano rama, und außerdem 2 Taschengeld für jede Person. Auch der volle Lohn für den arbeitsfreien Tag wurde aus gezahlt. Die Ausgabe, die den Chefs hierdurch erwuchs, belief sich auf mehrere Tausend Mark. Mit Tank und An erkennung nahm die Arbeiterschaft diese Vergünstigungen entgegen — bis auf eine Ausnahme. Ein Zielbcwußter sandte nämlich Eintrittskarte und Geld an die Chefs zu rück! Er hält es offenbar als unter seiner Würde, von seinem Arbeitgeber ein Geschenk entgegenzunehmcn. — Kirschau, 4. August. Am Sonnabend wurden hier bei Gelegenheit des Ausschachtens eines Baugrundes 205 Stück falsche Zweimarkstücke vom Jahre 1876 aufgcfundcn. — Meißen, 5. August. Uebcr die von KönigGeorg am Freitag auf Grillenburger Revier abgehaltene erste diesjührigeHvfjagd schreibt das „Meißn. Tgbl."; Trotz der ungünstigen Witterung begann die Jagd (^8 Uhr früh und endete nach dem zehnten Treiben gegen V26 Uhr Abends mit einer Jagdbeute von acht starken Hirschen, wovon zwei Zehn- und zwei Achtender unter dem Feuer Seiner Majestät zusammcnbrachcn. Auf der Jagd waren als Schützen die Herren Oberhofmarschall Graf Vitzthum, Hansmarschall v. Carlowitz-Hartitzsch, Obcrhofjägermeister v. d. Bussche-Ttreithorst, Oberstallmcister v. Haugk und Flügeladjutant Major v. Welck bcthciligt. In Begleitung Seiner Majestät befanden sich ferner die Herren Geheimer Forstrath Lberforstmeistcr Dittmann auf Grillenburg, Oberförster Bührdel-Grillenburg, Flcnnning-Spechts- hauscn und Leuthold-Naundorf. Da keinerlei Ab- sperrungsmaßrcgeln getroffen waren, so nützte das Publi cum die Leutseligkeit der Majestät weidlich aus und be wegte sich recht ungezwungen um den hohen Herrn. Un verhohlene Freude sprach aus den Mienen der Neu gierigen, welche ihren bejahrten König und Landesherrn in leichter Joppe dem Regen Trotz bieten sahen, während sie unter dem Dache ihres Regenschirmes Schutz suchten und nur in nächster Nähe des königlichen Jägers auf dieses Attribut des Jagdbummlers verzichteten. M Uhr fuhr Seine Majestät mit dem Hofzuae von Klingcnbcrg nach Dresden zurück. — Schandau, 6. August. Aus Fusch vom 4. d. M. wird der „N. Fr. Pr." berichtet: Hier ist das Gerücht verbreitet, daß an dem Ableben des Malermeisters Franz Müller aus Schandau, der auf der Pfandlscharte todt aufge funden wurde, kein Unglücksfall, sondern ein Raub mord Schuld war. Denn die Leiche Müller s hatte im Genick einen starken Striemen, wie er nur von einem Stockschlage hcrrühren kann; ferner fehlte das Geld täschchen, das Müller aus Vorsicht stets in der Unterhose trug. Es war herausgeschnitten, und so kam es, daß man beim Untersuchen der Leiche in Heiligcnblut nur 60 kr. fand, was seine Frau telegraphisch bestätigte. Auch das Feuer soll der Unglückliche nicht selbst angcmacht haben, und cs dürfte dies ein raffinirtes Stück des Mörders sein. Der That verdächtig ist ein aus der Schweiz zugereister Bursche, der eine halbe Stunde vor Herrn Müller Fer kelten verließ. — Dresden, 6. August. In Folge der Trauer, in welcher sich unser Königshaus durch den Heimgang König Albert's noch befindet, hat der König sowohl als auch die übrigen Mitglieder des königlichen Hauses in diesem Jahre davon absehcn müssen, der am Montag er folgten Eröffnung des Festschtcßens der prtvilegirten Bogenschützengilde beizuwohnen. Im Auftrage des Königs erschien daher der königliche Commissar Herr Kammcrhcrr v. Stammer, welcher in feierlicher Weise vom Gesammtvorstande der Gilde im königlichen Zelte begrüßt und durch Ueberrcichung eines prachtvollen Rosenbouqucts zu seiner Ncubestätigung als königlicher Commissar beglückwünscht wurde. Der Herr Kammer herr nahm die Ehrung mit besonderem Danke hin und sprach wiederholt seine Anerkennung über die Be strebungen der Gilde aus. Hierauf nahm das Schießen nach dem großen Vogel seinen Anfang, wobei der Herr Commissar mehrere bedeutende Treffer erzielte. Zugegen waren u. A. der Stadtkommandant, Herr Generalmajor Freiherr v. Stralenhcim, und der Platzmajor, Herr Hauptmann Rohde. — Zwölf Packträger vom hiesigen Hauptbahnhof, die den Sarg weiland Sr. Majestät des Königs Albert vom Packwagen nach dem Königssalon trugen, erhielten ein Erinnerungszeichen in Gestalt einer werthvollcn goldenen Busennadel. — Am 1. August waren 50 Jahre vergangen, seit zwei für das Bcrkchrsleben unserer Stadt wichtige Einrichtungen ge troffen wurden. Zunächst erfolgte am 1. August 1852 die Einführung der Nachtzügc auf allen in Dresden mündenden Eisenbahnlinien. Bis dahin hatte sich die Leipzig - Dresdner Eiscnbahngesellschaft gegen diese VcrkehrSerleichtcrung stets ablehnend verhalten. Gleichzeitig wurde bet dem Stadtpostwesen das Brief bestellporto von 6 auf 5 Pfg. herabgesetzt und der Verkauf von Postfreimarken, die bis dahin nur bei den Postämtern zu erhalten waren, auch den Kaufleuten ge stattet. Diese Erleichterungen, die man heute als selbst verständlich hinnimmt, haben damals erst nach Ucber- windung erheblicher Schwierigkeiten eingeführt werden können. Oer socialdemokratische Parteitag nnd die nächsten Wahlen in Sachsen. Die „Sächs. nat.-lib. Corr." schreibt: In dem Streite um die Tagesordnung desnächsten social demokratischen Parteitages sind auch die sächsischen Zeitungen der Socialdemokratie verschie dener Meinung. Während die „Sächsische Arbeiter- Zeitung" dem „Vorwärts" völlig zustimmt, daß die Wahl- rechtökümpfe in den Einzelstaaten und die Stellung zu dem Centrum in München besprochen werden müssen, beruft sich die „Leipziger Volkszeitung" für ihre Ablehnung dieser Vorschläge neuerdings auch auf ein Urthetl der „Frän kischen Tagespost": „Es scheint uns", schreibt diese wört lich, „eine Ucberlastung weniger des Parteitages als der im Lande arbeitenden Parteigenossen, wenn wir ihnen im Jahre des Reichstagswahlkampfes auch noch die aufreibende Thätigkeit einer Landtags-Wahl- rechtsbcwcgung aufbürden wollten. Wir könnten durch diese neue Aufgabe die Concentri- rung der Partei st reitkräfte auf die Wahl- beweguug gefährden. Auch hier ist das Gute des Besseren Feind." Aus diesen Worten geht deutlich hervor, daß viele socialdemokratische Taktiker fürchten, daß die Erörterung der cinzclstaatlichen Wahlrechtskämpfe so viele Differenzen zu Tage treten lassen werde, daß der Ein druck dieser Uneinigkeit auf die Gegner belebend einwirken muß. Den Ordnungsparteicn indessen kann es ganz gleichgiltig sein, ob diese Frage in München zur Sprache kommt oder nicht, da auch die Gegner des „Vor wärts" entschlossen sind, die Wahlrechtsfrage in den ein zelnen Bundesstaaten von Neuem aufzurollen. Redet doch auch die „Fränkische Tagespost" nur der Ver tagung das Wort, indem sie ausdrücklich betont: „Mit den in der Ncichstagswahl-Bewegung gestählten Kräften werden wir am besten in den vom „Vorwärts" empfoh lenen Kampf cintreten können." Dieser Satz hat für Sachsen noch darum eine ganz besondere Bedeutung, weil die im Herbst 1903 stattfinden den Landtagsmahlen die beste Gelegenheit bieten werden, nach diesem Rccept zu verfahren. Die Gefahr: daß die Reichstags- und Landtagswahlkämpfe in Sachsen in einem und demselben Jahre ausgefochten werden müssen, besteht ohnehin, und auch ohne Besprechung in München wird die sächsische Socialüemokratie die Retchstagswahlen im Wesentlichen unter dem Gesichtspuncte der besonderen Landesangelegenheiten durchführen. Ein schon jetzt von der Dresdener Parteileitung verbreitetes Flugblatt be schäftigt sich fast nur mit den neuen Steuergesetzen, mit der Mißwirthschaft im engeren Vaterlands und klingt in dem Rufe aus: „Hoch das allgemeine gleiche und geheime Wahlrecht zu den Landtagswahlenl" Die Aussicht auf eine reinliche Scheidung beider Bewegungen ist um so ge ringer, je näher beide Wahltermine aneinander gelegt werden. Schon um deswillen haben in Sachsen alle Ordnungsparteien ein lebhaftes Interesse daran; daß der Plan, aus Rücksicht auf das Zustandekommen des Zoll tarifs die jetzige Reichstagstagung bis in den Herbst des nächsten Jahres auszudehnen, nicht zur Ausführung ge langt. Die Ruhe der Wähler würde sonst bet -er doppelt leidenschaftlichen Agitation unserer Socialdemokratcn auf eine sehr harte Geduldsprobe gestellt werdey. ' Vermischtes. — Berlin, 6. August. Der Gabelsberger Stenographen-Congreß nahm mit 8303 gegen 782 Stimmen die Indemnität für die Pfingstvorlage an. Revisor Wcizmann-Wicn legte hierauf das Amt des Vor sitzenden der Versammlung nieder. Statt seiner wurde Lene-Braunschweig gewählt. Nachdem sodann über die einzelnen Puncte abgcstimmt worden wiar, erfolgte die Gesammtabstimmung mittels Stimmzetteln. Für die Pfingstvorlage mit dem abgeänderten Puncte stimmten 3428, dagegen 1216. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. --- In Hongkong hat ein Orkan gewüthet und an den dort liegenden Schiffen Schaden angerichtet. Letzte Nachrichten. * Madrid, 6. August. (Telegramm.) Der König wird sich morgen nach Leon begeben und am Freitag nach Oviedo zurückkchren. * London, 6. August. (Telegramm.) Die Blätter melden aus Shanghai: Der französische Consul hat dem chinesischen Vertreter mitgetheilt, die französischc Regierung sei bereit, ihre Truppen von Shanghai z u - rückzuziehen; sobald die anderen Mächte dies thun. * London, 6. August. (Telegramm.) „Times" mel den aus Shanghai: der amerikanische Commissar Sharritts hat kürzlich den Vicekönig von Nanking besucht und demselben mitgetheilt, die amerikanische Negierung werde sich nicht auf Verpflichtungen cin- lasscn, wenn sie im Artikel 8 des englisch-chinesischen Ver trages bezüglich der Aufhebung der Likin ab- gaben aufgeführt werden. * Reval, 6. August. (Telegram m.) Die Stadt und der Hafen Reval sind festlich mit Fahnen und Guir- landcn geschmückt. Im Hafen ist eine Empfangshalle er richtet. Das russische Geschwader, sowie die Handelsschiffe haben über Toppen geflaggt. Der Kaiser von R »ßland fuhr heute Morgen der „Hohcnzollern" ent gegen. Um 10 Uhr wurden die Schiffe auf der Rhede sichtbar; sie fuhren in Kiellinie, voran die „Standart" mit den beiden Monarchen, dann die „Hohcnzollern" und die Kreuzer „Prinz Heinrich" und „Nymphe". Um 10(4 Uhr feuerte das Geschwader den Salut ab. Die „Standart" fuhr darauf die Fronten des Geschwaders ab. Das Wetter ist gut. Meteorologische Beobachtungen ouk Ser 8terarr»rto In I.elprlcr. Uölie 119 Keter über clem Heere 2eit äer Leobaektuu^. N»rom. >-?<i »uk rkermo- -Or. k>ncN- ricMnne u. Nimm-I«- ^osickt. 4. äux. Xb. 8 v. 750,4 -ft 17,1 77 8VV 1 trübe') 5. » Kq. 8 » 7493 -ft 14.4 97 8.8zv 1 triids Xm. 2 - I 749,6 -ft 165 89 zv 1 lrilbs Karimum der Temperatur --- -ft 20,3". Uinimum --- -ft 13,0". Höbe cler XieäerseklLxe ---- 3,4 mm. ') *) Kegeo. Verantwortlicher Redacteur vr. Herm. Küchling inLeipzig, für den musikalischen Theil Adolf Ruthardt inLeipzig.
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