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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 29.07.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-07-29
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190407294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19040729
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19040729
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-07
- Tag1904-07-29
- Monat1904-07
- Jahr1904
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 29.07.1904
- Autor
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GMM, P st«stN« «lq«. Die GNtzullU leidea «ut« GEuflIch »d Hitzschl«,. sich -llufi« LI-««.« de« Herzen. ^fill«. De. Wlfi« Iß saß isuuer unteinNar; Full fifim rchall« die Trupp« -«Iß« LH« »ellefert, tzm fie »« ».«« «d »lkmMtß tri-fi». viel« «kranken a» de« G«uch schlecht« Waffrr. uud schätllchre Goulls«. Lat»! «er- k«u»« unser« ar»« Soldat« ta Dreck «d Schlaue« uad fittß hi« Stärkste« werd« widerfiaod«»ust-t«. Dl« llllest« Soldat«« «ah Ofiji««, hi« h«a Türkeukie« md diil« Feld- zst.« i» Ast« »il.esacht -ah«, «klär««, »fiueal. anch nur «tjrrnt solch«« Strapaz« «ad so surchtda«« Prüsnu,« uot„. wors« .«wesen z« sei«, Dah«i ist h«i de« sortwähreodev Hi«» «ah Hnwnfru de« Trapprn dir Verppe.o». »otweodt. neao.elhast «ad a»rrH«l»dii,. Schlaf -ah«» wir all« s«it kurz« «icht »ehr i» N«h« .«offen; hi« MoSllto«, hie uad La. »ad «acht z»r v«jw«ip«. trrihen, laff«« «» nicht zu« Sah« bWW«. ll«h«r d« Ne.« «d das Leh«« i» her Mandschurei hr- richtet her Kri«..lo,rrspoudmt der .Nowoj« vre»ja' «» hrr Nanuuer vo« 12./25. galt: .DI« ganze Mandschurei ist «lt «adurchdriuzlichem Schwatz bedeckt. Nicht «ur verwandelten fich di« Felder und Weg« in Pfützen, sond«r« auch di« Brr.- »ipfil sind z« Sümpfen .«worden. Seihst da. Städtchen Liau- saug taucht «ah«-« i« seeartlgeo WaffnflSchru und in kl«hrige«, tles«« Schmutz unter, in welche« der Aaß,Luger hiß aus di« Knie einfiukt. Eß wär« vielleicht das Befl«, »ru« «an dl« Wände der chiaistjchru Festung, dl« so wir so zu nicht, taugt, «inreiße» und mit den Steine» di« Straß« hepflast«« würde. Man kann wohl zu Pserde dir Straßen passieren, di« Veschützr, Patwnenktste« und MunitionSwag« tleiö« jedoch i« Schlamm steck«; die Josanterlst« müffen fich heim Passieren der Plötz« tlch entstandenen Ströme der -leider entledig« und mit de« Gewehr hoch über dem Kops hiudnechwat« . . . Sonst herrscht jedoch in Liaosaug «iu sehr sröhliche. Lehen. Griechen und Lataren au. Kasan hah« Lad« eröffnet, «» existier« auch «erschirdene Hotel, und TasS. Chantant.. Sogar rin« ameri kanische .Miß' mit einem Pianino ist da . . . L'aajoug ist vorzüglich besrstigt, außrrdem haten di« uu« aushörlich sttömend« Rrgrn neue Grüben »».gewaschen. Da. Klima ist entsetzlich: Regmgüffe und dabei schauderhast« Hitz«. Ich habe mich schon weit ia der Welt herumgetriebru, in Aegypten, Palästina «. s. w , «her so wa., wi« iu der Maud« lchn,«i -ade sch hoch noch nicht -«seh«. Daher fi»d hi«r ^tunenstiche und Hitzichläg, ebenso häufig wir Hst Dysenterie, ou der neulich der junge amerikanische Korrespondent Henry Middletown gestorben ist. Ma» soll kein Wasser trinken, ebenso vars man kein Obst «ff«, do. Schrecklichste ober ist der «and- schulisch« Schmutz. Unter« strömende» Regen, im flüsfigeu und klebrigen Schlamm sterben unsere tapfer« Soldaten, di« sonst alle» ertragen könne». Roch nie hat di« russische Arme« unter io ungünstig« Verhältnisse« gekämpft. Der Balkan ist eine herrlich« Landschaft im vergleich mit den steinigen und schlämm, bedeckten Höhen der Mandschurei, d>. Schnergestöker unendlich leichter zu ertrag« al« dieser mandschurische Regen' «o» Port Arthur. Nach Meldung« au. Port Arthur stehen dir russisch« Hauptkeäst« von der belagerte» Festung auf der ganzen Linie noch 30 Werst entfernt. Dl« Eisenbahn ist lt. .v. L.-A ' in Ihrer ganze» Läug« do« IS Werst in Betrieb. Die japanischen Teupp-n, 45 000 bl. 50000 Maua stark, bereiten rin« lang samen Zuge-ieurougriff vor. Jeden Morgen werden frische Erdarbeiten bemerkt. Am Tag« wird nicht gearbeitet. Auf de« Meer« wird «beafall» nur nacht« operi«rt. Mtventraug. »ortschtffe, Mlnrnbootr und Torpedojäger eilen hin und hrr. Aast jede Nicht hört« man klein« Salve» von den Ufrriottrrieu ,«»d den Wachtsch'ffe aui dir japanisch« Fahrzeuge. Am Tag« steht «an nur Rekogno»zi«rung.schiff«; sonst ist oll«, ruhig. Au eine Einnahm« von Port Arthur glaubt niemand, ja sogar »iu Generalstv'« wird nicht befürcht«!. Kohl« find in große, M«»g« vorband«». Zu de« Schifföbeschlug»uh«>«ten. Ao. Washin g» o» wird ««meldet, di« Untou.»Regl«rurg hat« fich mit der britische» Negierung bezüglich d«. .Kaight Commauda'» gwifchmrfull« tu Verbindung gesetzt, fi, betrucht« »« Fall eben full. ul. «iu« Beuch de» Völkerrecht« uud fitze «tu« Not« a» vir rusfische Negieruug aus, worin fi« «in« SÄ. schädig«, von Rußland verlang«. Di« Union. Negier«, er hielt anch «tu« Protrft der .Portland Milli«. Company' ge.« die veschlaguahm« d«. M«httz ans de, .Arahia'. Di« Kompa.ni« «klärt, da. M«hl f«i kein, Krie.Ikontrrbaud«, da e. »icht nach Japan .«schickt wurde und keine KcieMrfrrong »ar. Da. Staat.de pa,t«>«t hat seine Entscheid««, hierüber noch «icht kuad.rg«bln. E. erwägt d« .«samt« G«g«ftand der vehlnderung d«. amnikanifch« Handel, durch di« Krir» führ«-«. LageSgrschtchte. BowtLchob Aotch» .Wolff. Lel. B«k«u' «eldet: Der u«e deutsch-rus- fische Haudrl.vrrtrag wurde gestern iu Berlin durch d« Reichskanzler Grafen Vülov «d dm Präsident« de. russisch« Minifterkomit«. v. Witt« unterzeichne t. Mau schreibt a». Kiel: Di« Vauvollrudun. d«. kleinen Kreuz«. .Lübeck', der am 20. März d. I. auf der Vulkan« werft iu Bredow bei Stettiu zu Waffe» gekommen, tfi soweit vorgeschritten, daß die Indienststellung i« November zu erwar ten ist. Di« Probefahrt« werd« tu all« deutschen Schiff- sahrtlkrrtseu «iu außergewöhnliche. Jutereff« erweck«», denn di, .Lübeck, ist da. „st, aller deutsch« Seeschiffe, do. mit Dampf turbinen au.g„üst«t wird. Werd« di« Prob,fahren rin gut«. Resultat „geb«, so wird da. nicht ohne Einfluß aus den deut schen Schiffbau bleiben. Die Zivilagentm find von ihr« Reisetour nach Prilip uad Kruschrwo zurückgekehrt. In -roschewo konstatiert« fie dir Schäden, die im vorig«» Jahre durch Brandschatzungen seit«, der Jlavetrupp« au 150 Häusern verursacht worden find. DI« Schäden find bl.hu »ur teilweise wieder gut gemacht. Für d«u Wiederaufbau der Metropolitankirch« stellte der Sul tan 400 Pfund iu Augficht; auch die grirchfische Regle,uug leistete dm Beschädigt« Hüls«. Morgeu treten dir gtvilogroten ein« viertägig, Reise in da. Gebiet vou Ochrtda au, um zu konstatieren, ob dir gemeldete Hunger.not fich bewahrheitet uud um dt« notwendige Hils.aktiou zu beantragen. Der geheime Kampf zwischen dem ruglischru und dem russisch«« Botschafter bezirhuog.weise der «uglischen und der rusfische» Port«! im Uildiz dauert fort. Noch ist keine Tut- scheid an g gefallen; der b-itische Botschafter läßt ab«, keinen Zweifel darüber, daß fich englische Kreuzer vor di« Dardanellen leg« werden, wenn Schiffe der russischen Freiwilligen Flotte dir Erlaub»!, zur Passage durch den BoSpora. erhalten. Eine weitere Meldung besagt: Da« englische Mittel«-er- geschwader wird vor den Dardanellen erwartet. Die rusfische > Schwarze Meer-Flotte kreuzt vor dem Bosporus. Man er wartet jede» Augenblick Meldungen über Beschlagnahm« vou amerikanischen mit Krieg«kontrebavd« befracht-t« Dampfern durch dir Raffen. Angesicht, dieser Tatsache wird man im Staats departement »icht« für dir Sckiffr tun können. Im Staat.- drparmrot erklärt man übrigen», da« Recht der Durchsuchung stehe den kriegführenden Mächten zu. E« werd« ober verlangt, daß di«, in den Grenz« de. internationalen Recht» geschehe. MerroM«. Die sronzöfische Regierung und der Sulla» hab« fich, wi« d« .Time«' au« Lang« gemeldet wird, über di« Frag« drr Polizei greinfit. Da die Einfühlung einer großen Anzahl von Fremden in dl« Pollzelt,uppe die Stämme ia gefährlichster Weis« erregen könnte, hat man beschlossen, mit algerischen In struktoren zu beginnen, deren Religio», Kleidung und Leben.^rt kein« Opposition hervorroit. Dies« Jnstlvktoren werden rin- Polizeitrupp, au« den b-stehevde» Rlg'mrntern zusammrvst-ll« und wenn fich dir Stämme allmählich au di« Neuerung g« wähnt haben, io wird «nopäilchrr Einflab grllrvd -«mach' und »I«, leistuugGjL-iß« Polizei fit, all« uearaktaaifH« Städte ga» schaff« werd«. VW Jnftrakiore» »erd« nominell trotz dB französisch« Einflüsse« ganz im Dienste de. Salto», steh«. Der .TtueeS'-Korrrspoudeut bemeekt, daß fich der Sulla» st» der letzte» Zeit viel zugänglicher gezeigt -ab« uud daß da. Ab kommen so günstig fii, wie unter d« herrschend« Verhältnisse« „wartet werdrn köou«. Muroriker. Ptäfidrut Roosevelt wurde am Mittwoch formell da von iu Keuatui. gesetzt, daß die republikanische Natlouoikoiveu» tion ihn zu« PräfidentschastSkandtdot« nominiert hat. W» d« Sprecher de« Repräsentantenhaus»., Cannon, ihm im Sufnage de. Komtree. davon Mitteilung gemocht hatte, nah« Rovsivell di« Nomination au und „klärte sein« freudige Zustimmung zu d« Erklärung« «md Grundsätze» drr Konvention. In sek er Erwiderung aus di« Ansprache de« Sprecher, de« R-p»bfir- taotruhausr., Cmno», führt« Präsident Roosevelt au«: So lang« die Republikaner am Ruder find, gibt r> eine Goldwährung. Mau kann Lorifabändrruu.en vornehmen, wen» r« vo>w«dig sei» tollte, ab« Tarisveränderungen könnten mit Erlo g nur von Anhänge« der Schutzzollpolitik .«macht werden. Wir wünschen immer ein Gegenseitigkeit.Verhältnis mit fremden Na tionen, so laug« g«s«seitig» Abkommen getroffen werden könne», ohne daß amerikanische Industrie und Arbeit dadurch geschädigt werden. Unsere Beziehung«» zu allen fremden Mächten sind gegenwärtig die Niedlichst«; kein« Wolke steht am poltiische» Horizont. Da. beständige Wichsen unser« Macht ist H-nd iu Hand gegangen mit einem fink« Bebiauch unserer Macht und mit einer strikten Wahrung der Recht« aiderer und der inter nationalen Gerechtigkeit Rooirvrli wie. sodaua aus dn« schnell« Wachs« der amreikanischen Inter ffen im Stillen O,eor« hi« und «klärte, de, fist, Halt aus den Philippinen b°br dir amerikanisch« «Stellung im Wettbewerb im Handel de« seinen Oste», bedruirad gekräftigt. «erwischte». Schwerer Automsobilunfall. In der Nacht vom 23. zum 24. d. M., zwischen 2 und 3 Uhr, fuhr in der Neuen Krugallee zu Dreptow ein der englischen Bot schaft gehöriges Automobil von hinten in eine Droschke erster Kasse. Ter Führer der Droschke wurde durch den Astigen Anprall vom Bock geschleudert, von der durch das Automobil mit furchtbarer Gewalt vorgestoßenen Droschke überfahren und 'kam unter das Drittbrett des Automobils. Er erlitt außer starken Quetschungen am Kopfe und den Beinen eine schwere Riickenverletzung. Die Insassen der Droschke wurden gegen das Vorderteil ge schleudert, kamen aber wie die des Automobils mit dem Schrecken davon. Neun Personen durch Genuß von Pud ding vergiftet. Ter Aufsehen erregende Vorgang hat sich im Beamtenwohngebäude des Kasernenlazaretts in Tempelhof abgespielt. Dort wohnt im Erdgeschoß die Verwitwete Frau Rechnungsrat Rhode, bei der ein zwei undzwanzigjähriges Fräulein Müller wohnt. Frau Rhode bekam am vorigen Sonntag Besuch aus Schöneberg und stellte zu diesem Zweck einen Pudding her, zu dessen Bereitung sie Vanillezucker benutzte. Von diesem Pud ding übergab sie auch der im selben Hause wohnenden Familie des Zivilwärters Wendt einen Rest von einem Pfund. Alle Personen, die nun von diesem Gerücht aßen, sind unter Anzeichen von Vergiftung heftig erkrankt. Der fünfzehnjährige Willy Wendt, der am meisten davon ge gessen hatte, starb vorgestern nachmittag. Seine 77 jährige Großmütter sowie seine 22- 14 und 9 Jahre alten Schwe stern Pauline, Frieda und Lieschen wurden ins Lazarett gebracht, während Frau Rhode und Fräulein Müller in ihren Wohnungen verblieben. Bei allen Personen stellte sich heftiges Erbrechen ein, und die Anstaltsärzte nahmen fast überall eine Auspumpung des Magens vor. Bei eini gen der Erkrankten stellte sich inzwischen eine leichte Besserung ein, doch ist der Zustand von Fräulein Müller üoftzen Wangen liefen Helle Dränen. ES umklammerte MH beiden Armen die Knie des Grafen. „Ich kann doch nichts dafür, daß Hänschen Hingefällen ist?" beteuerte die Keine schluchzend, „Ja, du kannst immer nichts dafür, bist eben ein wildes Kind," tönte es grollend zurück. ,Last Mich gär nicht mehr lieb, — Papachen?" Das klang so weich und so bittend- daß der Zorn de- Mannes zu schwinden begann. „Geh zu Mama," sagte er milder. Und das kleine Mädchen flog auf die blasse Frau zu, barg das rotschimmernde Köpfchen in ihrem Schoß und weinte bitterlich. Das Gesicht der Gräfin zeigte einen Mißbilligenden AüSdrück. Sie streichelte liebkosend die westhen Locken des Kindes und tröstete es mit sanften Asturien. „Sei ruhig, Hella, weine nicht!" ' ,Mapa hat mich nicht mehr lieb," schluchzte die Keine. „Doch, mein Kind, — Papa hat dich sehr lieb!" „Aber Hänschen hat er doch viel, viel lieber." DaS Kind fühlte nur zu gut, daß der Graf den kleinen Langen bei jeder Gelegenheit Vortag, und dies bereitete Wui Schmerzen^ Auch die Gräfin glaubte schon öfters eine derartige Wahrnehmung gemacht zu haben. So sehr sie fich auch dagegen sträubte, sie mußte es zuletzt doch glauben, daß flst Gatte den Knaben mehr liebte, als das Mlldcheu. Und doch war Hella ein reizendes, entzücken- LB Geschöpfchem'Sie besaß ein gutes, weiches Herz, das Me Kränkung schwer empfand. Die Gräfin liebte dieses Mud so heiß und innig, daß «S ihr selbst wehe tat, wenn W> jemand ein harte- Wort sagte. Daß Arnold den Wsten seines Namens, den einstigen Stammhalter, sehr ÄMtü. begrjjf Ninp jst rooM. Der deshalb durste man dem Jungen doch nicht bei jeder Gelegenheit zeigen, daß man ihn bevorzuge. „Weshalb fuhrst; du denn Hella so barsch an," begann fie denn auch sogleich als ihr Gatte näherkam. „Du tatest dem Kinde Unrecht, denn es konnte in der Dat nichts dafür, daß Hänschen fiel. Warum ist der kleine, dicke Kerl auch so ungeschickt!" Der Graf nahm neben feiner Gattin Platz. Er sprach kein Wort. Seine Gedanken wanderten zurück. Er ge dachte jener Stunde, da er Has kleine Mädchen ausge nommen in sein Haus/ Me ost seit jener Zeit hätte ihm das Wort auf der Zunge geschwebt, das die Herkunft des Kindes aufklären sollte, und immer und immer wie der drängte er es zurück^ Er wußte, er hätte längst schon sprechen sollen, — warum er eS nicht getan? Er fürch tete sich vor dem Gedanken, daß Nina daS Ungeheuerliche vielleicht gar nicht begreifen würde. Sie haßte alles, was wie Lüge und Betrug ausfäh, VoM Grunde ihrer Seele. ,Mgen ist etwas so GeMeines," sagte sie immer. Und er, ihr Gatte? Er hatte ihr die Wahrheit ver schwiegen. Wohl war die Lüge zu ihrem Heil ersonnen worden, aber er ging nun schon fünf Jähste neben ihr her, ohne ihr irgend welche Andeutungen gemacht zu haben. Und je länger er die Enthüllung hinauSschob, desto schwerer wurde ihm das Geständnis. Manchmal war er geneigt, selbst zu glauben, daß Hella sein eigen Kind fei. Die Dienerschaft war es schon so gewöhnt, die älteren Bediensteten dächten kaum mehr daran, daß vor Jahren ein kleines fremdes Mädchen ins HauS kam, und die neueren wußten nichts davon. Als dem Grafen ein Jahr nach Hellas Verbringung nach Neuenhos der sehnlich er wartete Erbe geboren wurde, da hatte er den festen Ent- schluß gefaßt, seiner Gattin alles zu sagen. Aber Nina war mA der GAupt deL Knaben über ein Jahr krank gewesen, sie blieb immer schonungsbedürftig, sodaß er nicht wagte, ihr eine immerhin aufregende Enthüllung zu machen. Es ließ sich ja nicht voraussehen, wie sie die Eröffnung aufnehmen würde, und so blieb ihr der wahre Sachverhalt ein Geheimnis. Wer Gras Arnold sah, ihm selbst kaum bewußt, in dem kleinen Mädchen so etwas wie einen Störenfried, und er lieh es demselben manchmal durch ein heftiges Wort entgelten. Er saß auch jetzt mit finsterem Gesicht da und drehte an seinem Schnurrbart. Tie Kinder hatten sich indessen wieder beruhigt. Sie spielten friedlich mit großen Kie seln, die Hella unermüdlich herbeitrug, und Hänschen jauchzte jedesmal laut auf, wenn das Mädchen besonder große Steine gesunden hatte. Der leise laue Sommer wind trug den Tust des Flieders bis hierher; es herrschte lautlose Stille. Dio tiefe Ruhe wurde plötzlich unter brochen. Rasche Schritte näherten sich der Terrasse. Ein Mann kam den Kiesweg entlang. Er schwenkte schon von: weitem den breitrandigen, weichen Hut. Sein Gesicht, das ein dichter Bollbart umrahmte, war gebräunt von Sonne und Luft. Ter Graf blickte zuerst etwas befremdet auf den Ankömmling, dann flog es wie ein freudiger Schreck über sein Antlitz, und mit dem Rufe: „Eberhard, — mein lieber, lieber Bruder!" eilte er, die Arme weit ausbreitend, dem Heimkehrenden entgegen. Lange hielten! sie sich umschlungen. Sie fühlten beide in der Stunde des Wiedersehens die innige herzliche Freude, einander wieder zu haben. Und dann saß Eberhard bei seinen Lieben. Auch der alteü Gräfin merkte man die Freude über die Heimkehr des Sohnes an. Sie hielt seine Hand in der ihrigen und horchte gespannt auf seine Erzählung Von fremden Ländern und Menschen. Sortfetzustg MgL.' , . . . j-
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