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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.09.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-09-24
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020924027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902092402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902092402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-09
- Tag1902-09-24
- Monat1902-09
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herrschung de« westlichen Mittrlmerrbrckea« von grober Bedeutung sein, steht ober hinter Maddalena (da-in italienischer Hand) tuküct." Angesicht« dieser Ausführungen ist e« nicht glaubhaft, daß Spanien und Frankreich die „Grundlagen" eine» Bündnisses gutgeheißen baden, obwohl sie betreffs Ceuta« und Port Mahon« noch nicht einig geworden sind. Im russischen Justizministerium war vor eiustrcr Zeit eine Commission ziisammcngetreten, welche die Frage einer Prüfung unterzog, ob der Vortrag der juristischen Facher auf den Universitäten und der Lehrplan für die künftigen Richter und Anwälte nicht reformbedürftig sei. Es lagen für die Arbeiten zahl reiche Gutachten von Präsidenten und Prveureurcn der Gerichtshöfe vor. Das Ergebnis; der Bcrathungen wird fegt im vfficiellen „Journal des Justizministeriums" ver öffentlicht, lautet aber wcuig schmeichelhaft für die jungen Juristen des Zarenreiches. Vor Allem wurde seslgcstellt, das; die meisten, wenn sie die Universität verlassen, sich wenig für ihren verantwortnngövvllcn Berus eignen. Sic machen starke orthographische Kehler und sind nicht im Stande, logisch und klar ihre Gedanken auozudrückrn. Kcnntniß der Geschichte, der Literatnr, der Philosophie und der modernen Sprachen geht den meisten ab. Letzteres verhindert sie, die juristische Literatur des Auslandes kennen zu lernen. AuS dem engen Rahmen ihrer beson deren Thätigkeit können sie sich anfangs selten erheben. ES mangelt ihnen an weitem nnd klarem Blick. Es ist nicht- Seltenes, daß man die gewöhnlichsten strafrecht lichen Begriffe, wie „Diebstahl, Raub" n. s. w. nicht unter scheiden kann. Die Commission wünscht, daß die Juristcn- facultäten auf diesen Uebelstand Rücksicht nehmen. E' soll an den Schulen aber auch dafür gesorgt werden, daß die Knaben eine bessere allgemeine Bildung erhalten. So offen ist kaum früher über' die Früchte russischer Lehr- thätigkeit an russischen Universitäten in einem amtlichen Organ geschrieben worden. Wie unS in der Angelegenheit der rumänische» Inden aus Bukarest unterm 21. September geschrieben wird, ist sich die Negierung über die amerikanische Rote noch nicht schlüssig geworden. Fast alle Minister befinden sich auf Reisen, obgleich auch der König außer Landes ist und während seiner Abwesenheit die Rcgicriingsbcsugniß in die Hänvc des Ministcrraths gelegt hat. Bom deutschen Standpunkte aus beleuchtet die „Köln. Ztg." die Frage, indem sie schreibt: Wie bedauernSwcrth auch die Lage der Juden in Rumänien sei, so werden doch die einzelnen Staaten sich die Frage vor- zulcgcn haben, ob die Angelegenheit, die fremde Unterlbanen betrifft, ein Einsetzen der eigenen Staatsgewalt rechtfertigt. Amerika und England müssen klarlegcn, wie sic sich die Betrei bung der ganzen Angelegenheit vorstcllcn. Deuiscbland sei als Einzclstaat an der rumänischen Judenfragc in keiner Weise bc- rheiligt. Das Blatt fährt fort: „Aus dem Umstande, daß der Berliner Vertrag in Berlin unterzeichnet sei, erwachsen uns nicht mehr Verpflichtungen zu dessen Vcrthcidigung als anderen Nationen. Hieraus crgiebt sich, daß wir uns keinesfalls zu einer führenden Rolle berufen fühlen, umsoweniger, als wir über die Schwierigkeit der Unternehmung uns keiner Täuschung hingebcn dürfen. Rumänien Härte besser gcthan, die Inden- Gesetzgebung anders zu gestalten; die von Rumänien ange wandten Mittel sind aussichtslos. Denn Rumänien dies er kennen wird, werden sic vielleicht die Gesetzgebung anders ge stalten, da sie das größte Interesse daran haben, daß die Judenfrage von der Tagesordnung verschwindet." Dem kann man nur allenthalben zustimmcn. Deutsches Reich. H Berlin, 23. September. (Der Postvcrkehr der preußischen Behörden.) Die Meldung der „Kieuzztg", daß den preußischen Behörden besondere Marken von ter Post verwaltung zum Verkauf gestellt weiden sollen, um die Portoaversioniruug in Fortfall zu bringen, dürste i» dieser Form nicht richtig sein. Wir schon früher gemeldet, ist von verschiedenen Ressort«, u. A. dem der Eisenbahnverwaltung, eine Erhebung für das Jahr 1!lü3 in Aussicht genommen, um genau fesizustellen, welche Portosummen in Wirklichkeit gebraucht werden. Um eine durchaus zuverlässige Controlc in dieser Beziehung zu haben, wird beabsichtigt, für die zur Post zu gebenden Sendungen besondere, von der NeickSVruckerei herzustellende Marken zu verwenden. An dem Verbrauche dieser Marken wird man genau die Summe erkennen können, welche die einzelne Verwaltung für ihre postalischen Zwecke im Jahre aufwenden muß. Welchen Einfluß die Ergebnisse der Erhebung später auf die Beziehungen der staatlichen Behörden zur Postverwaltuug haben werden, laßt sich natürlich jetzt noch nicht sagen. Auf Verlangen dec Post- verwaliung ist bekanntlich die Pauscksumme, weiche vom preußischen Staate für äversionirte Porto- und Gebühreu- belräge gezahlt wird, von 7,5 Millionen Mark, auf welche sie früher bemessen war, auf 8,8 Millionen Mark erhöht worden. E« ist selbstverständlich, daß iu Preußen nach einer Grundlage gesucht wird, auf der die Pauschsumme mit einiger Sicherheit von den einzelnen Ressort« abgemessen werde» kann. * Berlin, 23. September. lBrief- und Tele phon verkehr mit Luxemburg.) Am 1. October ö. I. tritt das -wischen «dem Deutschen Reiche und Luxemburg abgeschlossene Uebc rein kommen über den gegenseitigen Brief» und Fernsprechverkehr in Kraft. Danach gelten folgen»-« Pvrtosätze: Für Briefebis 20 Gr- einschlkßl. 10 Pfg. (in luxcnrburgischer Währung 1R/L Centimes); über 20 Gr. bis -nm Mcistgc- wichte von 250 Gr. 20 Pfg.; für unsrankirte Briefe bis 20 Gr. 20 Pfg., über 20 Gr. bis 250 Gr. 30 Pfg.; für Post karten 5 Pfg., mit Antwort 10 Pfg.; für Drucksachcn bis 50 Gr. 3« Pfg. (4 Cent.), von 50 bis 100 Gr. 5 Pfg. «0 Cent.), von 100 bis 250 Gr. lO Pfg. slSVz Cent.), von 250 bis 500 Gr. 20 Pfg., von 500 Gr. bis 1 Kg. 80 Pfg.; für Waarenproben bis 250 Gr. 10 Pfg., von 250 Gr. bis :>50 Gr. 20 Pfg.; für Gcschäftöpapicre und für zusammen gepackte Gegenstände lDruclsachcn, Warenproben, Gc- schüftspapicrcj bis 250 Gr. 10 Pfg., von 250 bi- 500 Gr. 20 Pfg., von 500 Gr. bis 1 Kg. 30 Pfg. In dein den Fernsprechverkehr zwischen dem Reich und Lnrembirrg regelnden Ucbereinkvmmcn ist bestimmt, daß jede Verwaltung auf ihre Kosten die Fernsprechlinien für ihr eigenes Ekbiet errichten und unterhalten läßt. Inso weit die Leitungen durch den wechselseitigen Verkehr nicht voll in Anspruch genommen werden, können sie für den Fernsprechverkehr zwischen inländischen Orten mitbenutzt werden. Als Einheit sowohl für die Gebührenerhebung als auch für die Dauer der Verbindungen gilt das Ge spräch von drei Minuten. Die Gebühr für diese Dauer beträgt bis zu 100 Kilometer l^t!, bis zu 500 Kilometer 1,50 Mark, bis zu 1000 Kilometer 2 darüber 2,50 Für dringende Gespräche, die den Vorrang vor gewöhnlichen Gesprächen genießen, rvird die dreifache Gebühr erhoben. Von jedem gewöhnlichen Gespräch erhält Luxemburg einen Antheil von 50 Pfg., von jedem dringenden Gespräch einen solchen von 1,50 der Rest fällt an Deutschland. Jin gegenseitigen Einvernehmen kann auf den Fernsprech- linicn der beiden Verwaltungen ein Durchgangsverkehr mit Nachbarländern eröffnet werden. Die Bestimmungen des Abkommens werden nächstens durch eine Dienstord nung vervollständigt werden. — Ter Kaiser wird, sicherem Vernehmen nach, in der ersten Hoffte ^S Mona!« November aus Schloß Groß- Strehlitz in Oberschlesien cinlreffen, uni al« Jagdgast des Grafen Tscbirsckky-Nenard einige Tage dort zu ver weilen. — Die diesjährige Hosjagd in der Letzlinger Haide findet, wie verlautet, erst in der letzten November- Woche statt. Vor dieser Hosjagd wird Prinz Heinrich von Preußen in der Letzlinger Haide eine Jagd auf Dam- Kirsche veranstalten; sie wird zu Ehren einer dem Präsidenten Roosevelt nahestehenden Persönlichkeit stattfinden, welche sich gegenwärtig besuchsweise in Berlin ausbält. An der eigentlichen Letzlinger Hosjagd sollen auch einige amerikanische Gäste theilnehmeu. — Di« Uebersiedelung de« Hofstaate« de« Prinzen Heinrich von Preußen von Hemmelmark nach Kiel bat durch die Erkrankung des zweite» Sohnes de« Prinzen- vaareS, des Prinzen Sigismund an den Masern, eine Verzögerung erlitten. Der Verlauf der Krankheit ist im klebrigen normal. — Die endgiltige Gestaltung de« Gesetzentwurfs wegen Regelung des RecktsverbältnisseS zwischen Arbeit gebern nnd Arbeitnehmern im HanvelSgewcrbe hängt, wie wir kören, davon ab, wie weit die Justizver waltungen bereit sind, aus einen Theil ihrer bisherigen Ein nahmen zu verzichten. Außerdem spielt eine gewisse Rolle die Frage, eb man e« für angezeigt halten will, die viel berufene Institution der Gewerbegerichte noch weiter zu stärken. — Der Streik der Bleigläser Berlin« umfaßt nach Angaben der Lobncomlnission 36 Geschäfte mit 166 Gesellen, während 18 Firmen bewilligt haben. — Der Ausstand der Dreber bei Borsig-Tcgel nimmt eine ernsthafte Wendung. Die Vertrauensleute der einzelnen Branchen haben für den Fall einer längeren Dauer de« DreberstreikS den General streik der Arbeiter der Tezelwerke aller Branchen in« Auge gefaßt. — Die Bauklempner baden anläßlich der Be endigung des Autstande« eine Siebener-Tarif-Commission gewählt, welche in Gemeinschaft mit den Meistern die Arbeits bedingungen, welche vom 1. April 1003 gellen sollen, jest- legcn soll. (B. N. N.) — Auch bei den diesjährigen Erntearbeiten macht sich im Osten der Monarchie der Uebelstand geltend, daß die Arbeitgeber vielfach auf die Unterstützung der au« Rußland zugewanderten Arbeitnehmer angewiesen sind. Diese erweisen sich in keiner Weise als sichere Cantonisten. E« kommt immer wieder vor, daß sie eine« schönen Tage« — auch bei Lenkbar bester Behandlung — von der Arbeit sortlaufen und nicht nur die Pässe, ohne welche sie die Grenze nicht über schreiten dürfen, sondern sogar einen Theil de« verdienten Lohnes im Stiche lassen. — Fürst Eulenburg soll beabstchtlgr», Anfang November von Schloß Liebenberg aus seinen Wiener Bolschasterposten zuröckzukehren. — Der Stoattjrleetnr teS Reichs-Postamt« Kraetke ist vom Erholungsurlaube nach Berlin zurückgekehrt und hat die Dienst- gelchäür im Reich-.Postamt wieder iidernommen. Der geistliche Vice. Präsident de« Evangelischen Ober - Kirchenrath« Freiherr von der Goltz ist vom Urlaub hierher zurjrckaekehrt. Der Bice» Präsident der ReichSbavk vr. Gallepkawp. welcher am 10. d. M. seinen 70. Geburtttag feierte, Hot eine» sech-wächigen Urlaub an getreten und sich nach Italien begeben. — Pi» Angelegendelt Lanswiodt soll, wie der Erfiqder mit- theilt, jm Reichstage von dem Abg. Jakobskötter zur Sprach« gebracht werden. — Die Nuinmer 75 de« in Pari« erschein,»den Witzblatte« „l'aaeiotts au deurro' ist wegen Beleidigung de« deutschen Kaiser« aus Verfügung ber Siaatsanwaltschast.in Berlin, soweit erreichbar, beschlagnahmt worben. * Posen, 23. September. In einer kürzlich an ihre In- svectionr» und Dienststellen gerichteten Verfügung hat die Posener Eisenbahndirection daraus hingewiesen, daß c« zu den Pflichten der in einem staatlichen Betriebe be- schäjligten Beamten und Arbeiter gehör), sich aq den kom munalen Wahl«» zu betheiligen, in der Provinz Posen besonder« im Hinblick auf den SwatSministerialeriab vom 12. April 1808. Die Beamten und Arbeiter baden daher auch bei den Stadlverordnetenwahlen ihr Wahlrecht auszuüben. Damit die« möglichst von Allen geschehen kann, baden die Dienststellen an den betreffenden Tagen den Dienst entsprechend zu regeln; auch haben sie die Wählerlisten, sobald diese auSliegen, Lurch einen geeigneten Beamten daraufhin einsehen zu lassen, pb alle dort beschäf tigten Beamten und Arbeiter ausgenommen sind. Soweit vie« nicht geschehen, hoben die Betreffenden ihr« Ausnahme bei dem Magistrat alsbald uachzusuchen. * Haunvver, 38. September. Am Sonnabend ist unter dem Bors!« de» zum kSuigt. Wahlcommissar ernannten Uuterstaat«« srkrctär« Weser dir Wahl eine« neuen AbteS in Loccum voll« zogen. Da« Ergeboi« der Abi-wahl wird jedoch bi» zur Bestätigung de« Erwählten durch den König geheim gehalten. * Karlsruhe, 23. September. Der Generaldirektor ter badischen StaatSeisenbabueu, StaatSrath Eisrn- lo hr, tritt sicherem Vernehmen noch in allernächster Zeit in den Ruhestand. Seit seiner kürzlich rrsolgten Rückkehr au« dem Urlaub hat er den Dienst nicht wieder angetreten; mit der einstweiligen Versetzung seine« Posten« ist Direktor Roth betraut. Als Nachfolger Eisenlohr'« werden genannt: Geh. LegatiouSralh Hehn vom Ministerium de« Auswärtigen, badischer BundeSbevollmächtiater Scherer iu Berlin und Zolldirector Seubert. (Tgl. Rvsch.) 8UK. AuS Baden. Der Minister de« Innern vr. S ch enker rmpsing am Montag den Oberbürgermeister Ur. Scbuetzler- Karlsruhe und den Bürgermeister Martin-Maunbeim, die al« Vertreter der vor einigen Tagen abgcholtenen Conferenz der badischen Oberbürgermeister deren Anschau ungen hinsichtlich der Fleischpreissteigerung darlcgten. Der Minister erkannte an, daß nach den bisherigen, übrigen« noch nicht endgiltig ermittelten Ergebnissen der auf Anord nung de« Ministeriums de« Innern rrsolgten Feststellungen der bezüglichen Markt- und Preieverhältnisie ein gewiffer Rückgang de« Auftriebs, insbesondere von Schweinen, und eine Steigerung der Fleischprrise nachgewiescn ist, und er erklärte ferner, daß die großbcrzogl. Regierung demgemäß in eine Prüfung der Frage eingetrelen sei, ob nicht etwa durch eine Milderung der bestehenden Vorschriften die Möglichkeit einer Einfuhr lebender Schweine herbeizuführen sein werde. * Ttratzbnrg, 23. September. Bon einem Vorfälle an der deutsch-französischen Grenze berichtet die „Straßb. Post" wa« folgt: Mehrere in der Nähe von Plaine, Kreis Mölsheim, beschäftigte Holzbauer au- Württemberg hätten sich am letzten Sonnabend Abend über die Grenze nach Belool, Arrondissement St. Dis, begeben und wären dort in einer Wirthjchast eingekebrt. Al« die Gemülber erhitzt gewesen, sei e« m der Wirtschaft zu Streitigkeiten und schließlich auch zu Tätlichkeiten gekommen. Wer den Streit begonnen habe, sei bi« jetzt noch nicht sestgestellt, da die Aussagen der Beteiligten sich widersprächen. Schließlich aber wären die Deutschen von französischen Grenzaufsebern ver haftet worden. Einer der deutschen Holzhauer, der erst am Montag wieder freigelassen worden sei, erzähle, daß sie von den französischen Wächtern und Polizcibeamten in rohester Weise mißhandelt worden seien und keine oder nur ganz ungenügende Nahrung erhalten Kälten, und da« „Alle« nur, weil sie Deutsche waren". Die „Post" knüpft an diese Schilderung deu Wunsch, der Vorfall möge baldigst völlig aufgeklärt werden. Oesterreich - Ungarn. Zolltarif. * Wien, 23. September. Heute Nachmittag fand eine Ministerconfercnz statt, an welcher die Ministerpräsidenten v. Körber und v. Szell und ihre Fachmtnister theil- nahmen. Die Beratung, die 4 Stunden dauerte und dem autonomen Zolltarif galt, wird morgen fort gesetzt werden. * Wie«, 23. September. Dse „Neue Freie Preße" schreibt: Die Ministerconferenzen über den Ausgleich wer. den 3 bis 4 Tage dauern, da beiderseits die ernste Absicht besteht, die Verhandlungen zu Ende zu bringen. Heun wurde eine Annäherung bezüglich der Chemikalien er. zielt. Differenzen bestehen noch bezüglich der Zollsätze aus Maschinen, kleine Eisenwaaren, Hanf, Jute, Baumwolle und Glas. Frankreich. Die Lprcchgenerale. * Pari«, 23. September. Der Deputirte Coch in erklärt im „Journal de« TsbatS", daß er infolge der Rede dc« Ministerprasidenten Combe« auf die von ibm beabsichtigte Interpellation über Pie Rede» Pelletau'« und Andre'« verzichte. Niederlande. Stell«. * Haag, 23. September. Der frühere Präsident SKeiin ist in Begleitung Fischer's heute nach Clärens abgcreist. Orient. Albanesenunthatcn; Großbulgarische Bewegung. * Belgrad, 28. September. Aus dem Sandschak Novibnzar drangen Albanesen in das Kopa- onikgcbirge in Serbien und griffen drei Stunden vpn der türkischen Grenze serbische Fuhrleute an, deren Ochsen und Wagen sie raubten. Zwei -er Fuhrleute wur den getödtet, drei als Gefangene fortgeführt. Als dic Grenzwächter erschienen, entflohen die Räuber. * Sofia, 28. September. Nach Meldungen au- Make, donien ist dic aufständische Bewegung dort im Zu nehmen begriffen. An den Eisenbahn- und Telegraphen anlagen wurden vielfach Verwüstungen angerichtet. Asten. * Peking, 23. September. Der Vicekönig von Tschili, Auanschikai, und der Gouverneur von Scheng-king wurden zu Vertretern Chinas bei der Hebern ahme der Eisenbahn Schanhaikwan-Niutschwang er nannt. Afrika. Sur südafrikanischen Frage. Welche Veränderungen in Südafrika noch Vorgehen werden, läßt sich nock nicht übersehen. Daß man in Loudon mil verschiedenen Plänen umgeht, aber offenbar noch nicht zur Entscheidung gekommen ist, geht au« manchen Anzeichen bervor. In einer Rede von Ende August Hal der Oberst Crewe geäußert, er wisse bestimmt, daß in kurzer Zeil Nbotesia mit Transvaal verbunden werden würde. Ta:u bemerken die „South Asrican News": „Wir kennen die Ouelle dieser Mittbeilung nicht, aber die Angabe wirs nur baS allgemeine Gefühl hier verstärken, daß die Colonie durch di« Erhaltung deS Parlament« eine starke Stütze bekommen bat. Hätten die SuSpensionisten mit ihrer Agi tation Erfolg gehabt, so würde wahrscheinlich Rhodesia an dir Kapcolonie angeschlossen worden sein. Heute aber wird kein verständiger und unabhängiger Mann einen solchen Vor schlag noch in der Oeffentiichkeir wagen." ÄuS diesen Angaben ist, so schreibt die „Schlesische Ztg.", ersichtlich, daß die Engländer Rbodesia, aus dem bisher trotz aller Bemühungen nicht« zu machen war, an eine andere, bester fundirte Colonie anschließen möchten. Weiterhin läßt sich erkennen, daß die bisherige Südafrikanische Re publik auch in ihren bisherigen Grenzen ver ändert werden soll. Sie soll ganz au« dem Gesichts- kreise verschwinden. Ein beträchtliche« Stück derselben ist schon in Natal einverleibt worden; nun wird man wohl den übrigen Tbeil mit den Nachbargebielen zu verschmelzen suchen. Dock entsteht hierbei eine besondere Frage. In dem Friedensschlüsse vom 1. Juni sind den Boeren repräsentative Institutionen, die zur Selbstverwaltung führen, versprochen worden. Wie wird man diese Zusage erfüllen können, wenn Rbodesia mit Transvaal verschmolzen wird? Daraus wüsten unübersehbare Conflicte entstehen. Offenbar sucht man in London jetzt nach einer Form, um über diese Klippe hinweg zukomwen. Da man dort in politischen Fragen nicht allzu skrupulös ist, wird wohl bald ein Ausweg gesunden werden. Die Sprachenfrage wird bald un Kaplande und in ganz Südafrika brennend werden. Ueberall erstehen die Zeitungen in holländischer Sprache wieder. So ist in Graaf Ncinet auch „Onze Courant" seit Mitte August wieder er- schienen. Da« holländische Element tritt mit frischen Kräften auf und hält seine Sprache fest und hoch. Amerika. Operation des Präsidenten Roosevelt; Roosevelt über den Zolltarif. * Indianapolis, 23. September. Einem Bulletin zu folge ist eine leichte Operation bei Präsident Puh! Nun fliegt draußen in der Mägdekammer ein Holztrittltng polternd gegen d,e Thür. Das ist so die üblichste Gewohnheit -er Sandl, wenn sie im Zeichen deo Zorne- steht. Aber von den Lippen des Franz verschwindet jetzt bei dem neuen Geräusch jäh das Lächeln, und ein ernster Zug breitet sich um dieselben hin. Er weiß schon, die Sandl ist l,ur so bös, weil sie zu nichts mehr ist. Könnt' sie noch an greifen allwege, wär' es anders; thät sie sich nicht ärgern. Aber so schiebt sie bald der, bald die bei Seite: „Geh' weg, Du verthust grad' die Sach' und hältst uns auf!" — und das mag die Sandl nicht leiden; von ihrer Jugend auf ist sie die harte Arbeit gewöhnt gewesen, jetzt thut es ihr „ahnd", daß sie davon wegbielben soll, nur blos zujchauen darf. Sie mücht' ihre Glieder noch rühren und kann cs nimmer. Daß die Arbeit einen Menschen so froh macht! So frisch und lebenslustig und mit anderen Menschen ver- kehrsamer! Er selber — ja, er ist schon auch Einer, der ohne Arbeit nicht fein könnt', dem 's Leben zuwider wär' ohne sie! Und wenn er es niemals nöthig hält', er thät' ^och ar beiten, all' Tag', wo ihm unser Herrgott die graben Glieder ließ' und die Gesundheit! Aber er hat es schon nöthig; der Hof da ist keiner, der dem Bauer das Fau lenzen leicht sein lieb'; der möcht' so Einem unter den Händen -avonschwimmcn, der braucht harte Arbeit. Und der Franz nickt mit seinem tiefernsten Gesicht vor sich hin. Dann besinnt er sich plötzlich, daß er eben doch faul dasitzc, statt zu arbeiten. Spott über sich seib.t huscht über seine Züge, und er springt auf und reckt die Arme hoch und dehnt die kräftigen Glieder. Heut' ist ja ein Feiertag, aber er kann doch irgend etwas thun, braucht nicht so ganz ohne Arbeit dazusitzcn. Er holt sich den Kalender und setzt sich damit wieder aus Fenster. Auf den leeren weißen Blättern beginnt er zu rechnen; mit dem Müller muß nächstens abgerechnet wer- den, wenn da- letzte Getreide gemahlen worben ist; dem Obsthändler hat er in der vergangenen Woche Obst ge liefert, — er addirt die Summe zusammen, dic derselbe zu bezahlen Hai; nächste Woche fährt er noch einmal hinein zu dem, dann gilt es, zu verrechnen und die Gelder in Empfang zu nehmen. Eintönig plätschert der Regen draußen weiter; vor dem Fenster hat sich im Rinnsal ein Bächlein angesawmelt und die zahlreichen Tropfen fallen klatschend vom Dache her nieder inS Bächlein. Manchmal peitscht «in Windstoß den Regen gegen daS Fenster, und dann rinnen dic Tropfen in Eile dic Scheiben entlang, als versäumten sie cs schon, zur Erde hinunter zu kommen, zu ihren Gefährten. Franz sieht auf; seine Arbeit ist fertig. Er sinnt, was er etwa noch thnn könnte. 'Aber es fällt ihm nicht- ein. Ta sieht er durch den Regen draußen Eins gegen tos Haus kommen. Ein Weibsicut. Ein junges; denn der Gang ist schnell, behende, die Gestatt schmächtig und schmiegsam. „Wer wird denn hent' in dem Wetter daher kommen?" kommt eö verwundert über die Lippen deS jungen Burschen. Aber so scharf er auch zuschaut, er kann sie nicht erkennen, die. Und bann entschwindet sie feinem Blick, sie muß der Thür näher getreten sein. Draußen fällt auch schon der eiserne Klopfer gegen die Hauöthür. Noch einmal. In der Mägdckammer fliegt wieder der Holztriitüng gegen die Thür — den schickt die Sandl wohl aus, statt ihrer die HauSthür zu öffnen! Mit einem kurzen Lachen über die erboste Sandl tritt -er Franz auf die Thür zu und geht in den Flur hinaus. Rasselnd fliegt die Sperrkette zu Boden und der Riegel schiebt sich klappernd zurück. Von draußen wird jedoch die Thür nicht gleich geöffnet, da drückt der Franz die Klinke nieder und macht die Thür weit auf. Aber erschrocken steht er und starrt in da- Gesicht der vor ihm Stehenden. AuS dem schmalen, weißen Gesicht schauen ihm schwarze Augen mit finsterem Ausdruck ent gegen. Das — mein Gott, das ist ja die, die er neulich in der Kirch' gesehen hat, die ihm seither nimmer au» dem Kopf gekommen — das fremde, schöne Dirndl ist»! Als wär' ein Wunder vor ihm geschehen, so starrt er sie immerfort an. Von seinen Lippen kommt kein Wort. Bis er sich plötzlich besinnt. Ein, zwei Schritte tritt er zurück. „Geh' — geh', komm' herein!" stößt er stammelnd hervor. „Schau, komm' herein — so ein Wetter, wie da draußen ist! So ein schieche-! Mutzt net stehen bleiben da — geh'!" Wortlos tritt sie über die Schwelle in den Flur. Er schlietzt hinter ihr die Thür. Nnd wie er sich wieder um dreht zu ihr und sie ansieht, da rinnt ein Schauer durch seine Glieder, daß sie zittern, und sein Herz thut einen starken Schlag. — Das schöne Dirndl ist da, bei ihm, und er braucht nicht erst lange zu suchen, zu fragen, bi« er sie findet! Sie steht da vor ihm, daß «r sie mit den Händen greifen könnt'. Die Helle F-reude feine« Herzen- tritt in sein Antlitz, leuchtet au- seinen Augen, und fast lachen» klingt sein Ton, al« er jetzt sagt: „Aber geb', fo mach' doch hinein in d Stuben! Wirst doch net stehen »leiden da versüßen i Komm'! Und nachher sagst mir, was D' gern hätt'st, wegen was Du 'kommen bist zu uns." Er weist nach der Stube hin, aber sie bleibt sichen und schüttelt den Kopf. Ihre Lippen regen sich, aber ohne Laut. Sie schaut mit wunderlichem Blick in sein Helles, frohes Gesicht. Bis sie mit der Rechten eine heftige Bewegung macht, den Kopf zurückwirft in den Nacken, und cS rauh von ihren Lippen kommt: „Hadern! Hadern mücht' i, wenn Du hastl" Da durchfährt es ihn wie im heißesten Schreck, und jäh fahl werdend im Gesicht, schaut er sie aus weit offenen Augen entsetzt an. Und dann .fastt er mit der Hand nach einem Stützpunct an ber Wand und stockend fragt er: „Was — was hast «'sagt ? Recht g'hört hab' i viel leicht net!" In ihr Gesicht ist Las heiße Blut geschossen und färbt eS roth bis in die Stirn hinauf. Ladern möcht' t!" fällt eS schwerfällig von ihren Lippen. Gleich darauf flammt es in ihren Augen heiß auf, der feingeschittttene Mund wölbt sich troyig, und hastig, mit ungutem Klang in der Stimme sagt sie: „Um was hast denn g'meint, daß i käm'?" Um 'was Besser' zu holen? Dazu langt'S Geld net in meiner Taschen! Mutzt schon zufrieden sein, wenn i Dir'S Schlechteste forttrag' aus Deinem Hof. I bin's ja auch, wenn 'waö hast für mich, zufrieden. Aber wie zu frieden auch noch! I kann Dir gar net sagen, wie zu- frieden!" Ein gelles, kurze-, halblautes Lachen folgt, den zuletzt höhnenden Worten und hallt wunderlich durch den stillen Flur. Es ruft die alte Sandl drüben aus der Kammer. Berwuiidert steht die und schaut herüber auf die Dir»', die ihr völlig fremd ist. Dann thut sie ein paar Schritte herzu- Ihr Getrampel — sie trägt die Holzschuhc wieder an oen Küßen — stört den Franz ans seiner schreckhaften Erstarrung auf. Er schaut nach ihr. „WaS will die Dirn ?" fragt die alte Magd jetzt, 'leicht einen Dienst snchen da? Oder sonst was?" Den Franz würgt eS in ber Kehle, da er sprechen will. Endlich kommen die Worte hervor — ruckweise: Ladern — möcht' f'l — Hast - solche? Nachher - gieb ihr s'l" Eine Hadernsaminlerin! Und noch dazu so eine junge! Die Sandl erfaßt Empörung. Die könnt' arbeiten! Die har noch Kräft'! Und so eine faulenzt in jungen Jahren, wo sie al- alte Dirn' da- Faulenzen noch nicht verwinden kann! ^Hadern» Dl« haßen wir t»et!" stößt sie -orntg hervor. „Und für so etn jung'» vlut, da- unser'm Herr gott fein' Tag abstiehlt, schon gar nimmer! Soll s' zu gehen, die faul' Dirn'!" Aus der jungen Dirne Antlitz ist das Blut entwichen, so daß cs von einer fahlen Blässe erscheint; zornig leuchten die Singen. Aber da sie schon den Mund öffnet, um zn sprechen, schüttelt sie den Kopf, cs zieht plötzlich herbe um die Lippen und dieselben pressen sich fest zusammen. Dic Dirne wendet sich lautlos, um zu gehen. Stumm hat der Franz nach ihr gesehen, jetzt faßt er jäh nach ihrem Arm und hält sie fest. Unendlich weh thut ihm der Anblick der Verbitterung, die sich in ihrem (-vesicht jetzt so deutlich auöspricht. Wer weiß, wie viel böse Wort' und Schimpfreden sie schon gehört hat! — denkt er sich. „Geh', sei net herb, die Sandl ist schon so eine! Nimm so eine Red' net übel!" bittet er und noch mehr bitte» seine Augen. „Komm' herein in d' Stuben!" Sie zaudert; dann lacht sie, aber es klingt nicht fröh lich, sondern gequält. „WaS thät' i dort, wenn nichts hast für mich!" sagt sie harten Tones. „I bin kein B'such, an dem man Freud' hat! Bin Line, die an der Thür schon weiter gehen kann, wenn nichts zu haben ist für sic." Und sie streckt die Hand aus nach der Thürklinkr. Aber die Augen des Franz flammen jäh auf — nein, er läßt sie nicht gehen, jetzt nicht! Er mutz mehr wissen von ihr. „Wart' ein wenig!" sagt er hastig zu ihr; uud, zur Sandl hinübergewendct: „Sandl, hast wirklich nichts?" „Na", schallt es grob zurück. „Ist erst vor zwei Wochen -er alt' Peter dag'wesen. Und dem ist's zu vergönnen, weil er zu schwach ist zu einer Arbeit. Un- so schneit wieder sind keine Hadern da." Sie verschwindet in der Kammer mit hartem klappernden Tritt der Holzschuhe. Der Kranz aber winkt dem Dirndl zu: „So geh nur herein in d' Stuben und wart' ein wenig. Ich schau' halt selber, ob nicht- da ist bei uns. Mußt halt ein wenig warten, bis i nachg'schaut hab'." Und zur Stube voran schreitend, stößt er die Thür rasch auf. Er rückt am Tische einen Stuhl zurecht. „Schau, da setz' Dich her. Und da im Krug ist noch Most drinnen, trink ! Hast wohl ein bihl Durst! Oder net?" „Na", erwidert sie. „Und ist g'scheiter, i bleib da stehen. I bin ganz naß und last' Dir ü' Stuben nct trocken!". (Fortsetzung folgt.)
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