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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.10.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-10-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19021004010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902100401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902100401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-10
- Tag1902-10-04
- Monat1902-10
- Jahr1902
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6850 zeigt schon unsere „großzügige Politik" und erslllle „mit bewundernder Vorstellung von der tiefgründigen Weisheit unserer Regierenden"; Lob und Ehre verdienten die Frauen, die den Mut hätten, im „Segment" zu sitzen. Oberlehrer M e n e r-Hannover begrüßte die Verfamm- iuüig im Namen des hannoverschen Lvkalausschusscs. Ost- elbischer Junkergeist, ostelbische liberschncidigkeit und ost- elbisllxs Strebertum haben in Hannover keinen Boden. Die versuchte tvnscrvative Parteigründung sei deshalb elend gescheitert. Die Hannoveraner seien, wenn auch „Mußpreußen", gute Preußen in Anerkennung der großen Mission Preußens, die nur durchführbar sei durch die Zer- trüminerung der Kleinstaaterei. Pfarrer Gros-lisch betonte, daß unter den Nativnalsozialen im Gegensatz zu allen anderen Parteien „das einheitliche politische Denken" bestehe. Die nativnalsvziale Partei habe auf die Svzial- idemokraten reformierend eingcwirkt. Keine Partei setze sich mit ihnen ja auch geistig auseinander. Man habe sür sie höchstens Ausnahmegesetze, Staatsanwalt und Gen darmen. Redner forderte zum Schlüsse zu energischer Wahlagitation für die nächste ReichStagsivahl auf. Nach dem dann noch zahlreiche Redner Grüße überbracht und über den Stand der nativnalsozialen Bewegung berichtet, fand die Begrüßungsfeier mit einem Schlußworte des Lithographen Tischcndörfer-Berlin ihr Gude. o. Ltegnitz, 3. Oktober. (Privaltelegramm.) Für die durch den Tod des Skadtrats Kaussmann notwendig ge wordene ReickötagSwabl bat die freisinnige VolkSparlei den Zustizrat Pohl in Gleiwitz, die Sozialdemokratie den Redakteur BruhnS in BreSlau als Kandidaten aufgestellt. * Aus der Pfalz, 2. Oktober. Herr Treutler, der Her ausgeber des „Pfalz. Kurier", erklärt in einer Zuschrift an die Presse die vom Reichstagsabgeordneten F tz verbreitete Behauptung, er habe in München mit dem Abg. Di-. Sckaedler über ein Wahlbündnis zwischen dem Bunde der Land wirte und dem Zentrum verbandelt, sür unwahr. * München, 2. Oktober. Wie der „Allgem. Ztg." aus Rom mitgeteilt wird, ist als Nachfolger deS nach Wien be rufenen Frbrn. v. Tücher der bisberige bayerische Gesandte in Paris, Frdr. von der Tann-Na thsam Hausen, in Aussicht genommen. Frankreich. GrüudungSschwindrl. * Paris, 3. Oktober. (Telegramm.) Ter klerikale Gründer Boulaine, der Genosse de» Obergerichisvoisitz-nken außer Dienst Per,vier in der verkrachten lai twirtschasilichen Kreditbank, ist wegen neuer Gr ündungSschwindelere u verhaftet wordra. (Boss. Zig.) Niederlande. Paul Krüger. * Utrecht, 3. Oktober. (Telegramm.) Ter trübere Präsident Krüger begi-bt sich, wie jetzt festgesetzt ist, am 14. Oktober nach Menlone. Spanien. Eine Vergrößerung der spanischen Flotte. * London, 3. Oktober. (Telegramm.) Ter Madrider Korrespondent deS „Daily Expreß" will erfabren haben, daß Spanien in den nächsten acht Jahren 12 große Panzerschiffe, 8 Kreuzer, 77 Torpedoboote und lO Unterseeboote zu bauen beabsichtige. Diese Vergrößerung der spanischen Flotte werde in Zusammenhang gebracht mit der zwischen Spanien und Frankreich erzielten Verständigung. (Alle Hochachtung vor Spanien, aber zum Flottenbau gebärt, wie zum Kriege, Geld, Geld und nochmals Geld. Und Spanien . . . ? D. Red.) Großbritannien. Vom Besuch Kaiser Wilhelms. * London, 3. Oktober. (Telegramm.) Der Berliner Korrespondent deS „Daily Telegraph" will von der Reise Kaiser Wilhelms nach England folgende Einzelheiten erfabren haben: Der Kaiser wird am 7. November die Fahrt antrcten, in Portsmouth landen, daselbst seine Flagge als Admiral der britischen Flotte bissen und an Bord der „Hohenzollern" die Kapitäne der zufällig auf der Reede liegenden britischen KliegSschlffe empfangen. Er klingt sür König Eduard ein Wertvolles Geburtstagsgeschenk mit. Die Reise erfolgt auf besondere Einladung des Königs. Der Besnch in Sandringhaiu wird bis zum 15. November dauern. (Mgdb. Zig.) Orient. Makedonische Bewegung. * London, 3. Oktober. (Telegramm.) Eine Kon stantinopeler Trabimeldung der „Times" besagt, unter dem Drucke Sinowikffs habe der Sultan beschlossen, kräftigere Maßnahmen in Makedonien zu ergreifen. Die Truppenmacht in den VilajetS Saloniki, in Monastir und Kossovo soll von 247 auf 300 Bataillone erhöht werden. (Voss. Zig.) Afrika. Aus dem Sudan. * Loudon, 3. Oktober. (Telegramm.) Wie verlautet, drohen ernste Wirren im nördlichen Teil von Nigeria. Der mächtige Emir von Kano soll alle seine festen Plätze wieder ausgebaut und allgemeine Vorbereitungen zum Beginn der Feindseligkeiten gegen di« Engländer getroffen haben. Vor sichtshalber wurde die britische Besatzung von Saria (in Sokoto) verstärkt. Amerika. tztrubenarbetterbewegung. * Washington. 3. Oktober. (Telegramm) Die „Post" meldet: Die Präsidenten der KoblentianSporlbahnen würden jeden Vorschlag, mit dem Piäsidenlen der Vereinigten Grubenarbeiter, Mitchell, zu verbandeln, ablehnen. Sie erwägen jedoch einen Versuch, nach welchem sie eine Ver ständigung Vorschlägen dahingebend, daß die Arbeiter ihre Arbeit wieder aufnchmen und daß ihre Beschwerden, soweit sie individuelle sind, einem vom Präsidenten Roosevelt zu wählenden Schiedsgerichte vorgelegk werden. Die Eisen- bahnpräsidenten würben sich der Entscheidung der Schieds richter unterwerfen. Marine. O Berlin, 3. Oktober. (Telegramm.) S. M. CS. „Ulan" und „Mars" sind am 2. Oktober von Kiel in See gegangen. — Posislaiion sür S. M. S. „Hildebrand" ist vom 6. Oktober ab bis auf weiteres Kiel. Bericht über die volkstümlichen Hochschulkurse in Leipzig im Winter 1M/W02. Die volkstümlichen Hochschulkurse sind in derselben Weise wie in den Vorjahren svrtgeführt worden. Das all gemeine Ziel blieb- dasselbe: es sollen durch das Unter nehmen weiteren Kreisen die Ergebnisse reifer wissenschaft licher Arbeit zugänglich gemacht und das Verständnis sür wissenschaftliche Forschung eröffnet werden, wobei natür lich Parteibestrebungcn irgend welcher Art gänzlich ausge schlossen sind. Veranstaltet wurden zwei Reihen Vorträge von je drei Kursen. Die erst» Reihe fand statt vom 4. Oktober bis tt. Dezember 1901, die zweite vom 9. Januar bis 10 März 1902. Zwei Kurse umfaßten je 4, einer 5, und drei je 0 Stun den, davon wurden abgehaltcn drei in der Aula der städtischen Mädchenschule, einer im Physikalischen Institut lThalstraße 35), einer im ersten chemischen Laboratorium lLicbigstraßc 18), einer in der Universität. Die Gesamtzahl der Besucher betrug 1038 Personen lcrtl. 41 Freikarten) gegen 1841 im Vorjahre (bei 8 Ku.scn); im Verhältnis ergibt sich also ein Plus von 18 0 Prozent ycgen das Vorjahr bei gleicher Anzahl von Kursen. Unter den Teilnehmern waren 87 Prozent männlichen, 13 Pro zent weiblichen Geschlechts. Die Zahl der weiblichen Be sucher hat sich gegen das Vorjahr um 8 Prozent verringert. Im Durchschnitt entfielen auf jeden Kurs 273 Teilnehmer. Gegen das Vorjahr ist die Durchschnittsziffcr um 40,o Pro zent gestiegen. Im einzelnen betrug der Besuch bei dem Kurse von I (2) Prof. Dr. Studniczka: „Ausgrabungen in Griechen land u. s. w." 380 Besucher. I (3) Prof. Dr. W. Stieda: „Handelspolitik" 379 Besucher. I (1) Dr. A. Dahms: „Strahlungscrscheinuugen" 302 Besucher. II 10) Prof. Dr. Rassow: „Die Bereitung der wichtigsten Nahrungs mittel u. s. w." 237 Besucher. II (4) Privatdozeut Dr. B. Hofmann: „Uber daS Blut und seine Bedeutung" 158 Be sucher. II >5) Konsistorialrat Prof. Dr. Heinriei: „Das Urchristentum" 110 Besucher. Eine Statistik über Berufsaugehörigkeit ließ sich nur für 1551 Personen aufnehmen, 87 Personen mußten außer Betracht bleiben. Es waren: Unselbständige Kawsleute und HandlungS- gchülfen (4451, Gehiilsinnen i14>, Gchnlfenssrauen (0! 405 gleich 30 Prozent, Arbeiter (353>, Arbeiterinnen (7), Ar beiterfrauen <1) 301 gleich 23,4 Prozent, Lehrer (182>, Lehrerinnen 1100), Erzieherinnen 14), Lehrcrsfvauen lO> 292 gleich 18,8 Prozent, Subalternbeamte (131), weibliche sTelegraphcngchnlsinnenj (11) 142 gleich 9,1 Prozent, Studenten >04«, Studentinnen (3) 07 gleich 4,3 Prozent, Höhere Beamte lPvst, Bahn, Steuer, Reichsgericht nnd Militär) 04 gleich 4,1 Prozent, Architekten, Ingenieure, Techniker 48 gleich 3,1 Prozent, Frauen ohne Beruf 38 gleich 2,4 Prozent, Schüler 125), Schülerinnen (9) 34 gleich 2,2 Prozent, Gelehrte, Geistliche, Schriftsteller, Offiziere, Rechtsanwälte u. s. w. 22 gleich 1,4 Prozent, andere selb ständige Berufe 18 gleich 1,2 Prozent, zusammen 1551 gleich 100 Prozent. Auch in diesem Jahre sind die Kurse wieder ganz über wiegend von denen besucht worden, für die sie bestimmt sind: von Arbeitern, Handlungsgehülfen, kleinen Beamten, Lehrern und Lehrerinnen «zusammen 81,3 Prozeni, gegen 75,7 und 74,8 Prozent in den Vorjahren). Eine wesentliche Veränderung in der Bcrussangchvrig- keit der Teilnehmer ist gegenüber dem Vorjahre nur in sofern zu verzeichnen, als die Gruppe der unselbstäudigen Kaufleute u. s. w. von der dritten Stelle im Vorjahre 120 Prozent) in diesem Jahre an die erste Stelle (30 Prozent) gerückt ist, wogegen sich die Gruppe der Arbeiter auf dem zweiten Platz behauptet hat und die Zahl der Teilnehmer von 21,7 auf 23,4 Prozent gestiegen ist. Die Gruppe der Lehrer (18,8 Prozent) nimmt dieses Jahr den dritten Platz ein, während sie im Vorjahre mit 25 Prozent den ersten Platz inne hatte. Diese Verschiebungen erklären sich durch das besondere Interesse, das einzelnen Kursen von bestimmten Ständen entgegengebracht wurde; so wurde der Kurs von Herrn Professor Stieda über Handels politik überwiegend von Kaufleuten besucht. Im nächsten Winter ist eine Erweiterung und Ver tiefung der Tätigkeit insofern in Aussicht genommen, als im Anschluß an einzelne Kurse Diskussionsabendc statt finden sollen, die eine eingehendere Behandlung einzelner Fragen gestatten als dies bisher möglich war. Die Einnahmen setzen sich folgendermaßen zusammen: an Kassenbcstand vom Vorjahre 210,92 1547 Eintritts karten L 1 > 1547 82 Eintrittskarten » 3 .4! 240 .< 11 Eintrittskarten ü 30 Pfg. 3,30 .41, Zinsen 10,52 .4(, zu sammen 2017,74 Dem gegenüber stehen an Ausgaben: für Honorare 980 Lokal (Heizung, Beleuchtung, Reinigung) 225,50 .4^, I Drucksachen (Plakate, Adressen n. s. w.) 320,45 .< besondere I Ausgaben bei den Vorträgen 215,40 .41, Porti n. s. m. ! 94,05 Buchhaltung und Verwaltung 40 .L, Druck und Versendung von Berichten Oll .42 Zusammen 1880 .4( Es bleibt demnach ein Kassenbcstand von 131,74 .4?. Obwohl der Besuch der Kurse sehr günstig war, obwohl die Räume für die Kurse von dem Rate der Stadt oder vvu d.r Un wersität in dankenswertester Weise zurVerskigun z gestellt waren, obwohl auch die Verwaltungskosten auf ein Minimum eingcschräukt sind, so wäre doch ohne den Kassen bestand des Vorjahres ein Defizit entstanden. Daher ist es um so mehr zu begrüßen, daß der Rat der Stadt für das Jahr 1902 eine Unterstützung von »500 gewährt hat. Ihm sei dafür auch an dieser Stelle unser ehrerbietigster Dank ausgesprochen. Aus dem Ausschüsse sind infolge Wegzugs die Herren Professor Dr. Marcks und Dr. Pohle, sowie Herr Bankier Mayer ausgcschieden. Vermischtes. Der Landwirtschaftsminister v. Podbielski hat die Einsnhr lebender Schweine ans Österreich gestattet. Unter dieser im ersten Augenblick verblüffenden Spitzmarle schreibt die „Allg. Fleischer-Ztg.": Uns ist, obgleich die Grenzen für (lebendes) ausländisches Vieh geschlossen sind, der Vorzug zuteil geworden, drei österreichische Schweine einführen zu dürfen; und zwar sollen diese Tiere Versuchen dienen, die in erster Linie dem Fleischer gewerbe und der Landwirtschaft, dann aber auch dem ge samten Publikum zugute kommen. Bekanntlich gehen all jährlich viele Hunderltansende ans Deutschland nach Österreich für Prager Schinken, und es handelt sich darum, ob nicht diese Lummen, die mit der zunehmenden Beliebtheit und dem wachsenden Verbrauch des Prager Schinkens jedes Jahr großer werden, der nationalen Wirtschaft erhalten und den deutschen Landwirten und Fleischern zugcwendet werden können. Die Voraussetzung hierfür ist natürlich, daß es gelingt, aus deutschem Schweinematcrial Schinken hcrzustellen, die den Prager Schinken völlig gleichwertig sind. Zu diesem Endziel werden drei Schweine böhmischer Art, wie sie zur Her stellung des Prager Schinkens in der Heimat dienen, nach dem Berliner Schlachthofe eingeführt, wo sie zugleich mit drei geeigneten deutschen Schweinen von gleichem Alter u. s. w. geschlachtet werden; man hofft dadurch, daß man die deutschen und böhmischen Schinken von der Schlachtung der Tiere ab durch alle Stadien der Herstellung ver gleichend beobachtet, ein zweckentsprechendes Verfahren für die Erzeu g u n g v o n Prager Schinken a u ö dent sch en Schweinen zu finden; in diesem Kalle würde sich ein weites Gebiet der Tätigkeit für unsere Fleischer eröffnen, denn der seinschmeckcnde Prager Schinken würde sich bei niedrigerem Preise schnell in vielen Kreisen einbürgern. Der Kommission, die die Versuche leitet, gehören die ersten Wurstfabrikanten und fleischer meister und ein hervorragender Landwirt an. — Die „Allg. Fleischer-Ztg." deckt sämtliche Kosten des Experimentes. — Der Kotau vor dem kaiserlichen Siegel. Aus Shanghai, Ende August, wird der,;Krtf. Ztg." berichtet: Mit welcher Ehrfurcht dlt Mandarinen allem, was sich auf ihren Kaiser bezieht, gegenübertreten müssen, davon kann ich heute wieder ein Beispiel anführen. Für Österreich- Ungarn war unlängst ein eigener chinesischer Gesandter ernannt worden, während die Geschäfte in Wien bislang entweder von der chinesischen Gesandtschaft in Berlin oder der in Petersburg wahrgcnommen wurden. Für den neuen Gesandten hatte ein hiesiger Silberschmied ein kaiserliches Siegel aus Silber anzufertigen. Als es voll endet war, nahm es der Gesandte in der Amtswohnung des Tavtai «Regierungspräsidenten) von Shanghai in fol gender Weise in Empfang. Er kniete zur Seite einer Tür nieder, durch die ein niederer Mandarin das Siegel hereintrug. Dieses lag, umwickelt mit gelber Seide, in einem Kasten aus hartem Holz, um den wieder gelbe Seide geschlagen war. Der Träger hielt den Kasten mit beiden Händen hoch über seinem Haupte und setzte ihn dann auf einen Tisch, auf dem sich zwei große rote brennende Kerzen und brennender Weihrauch befanden. Nnn erhob sich der Gesandte und näherte sich dem Tische bis auf einige Fuß, worauf er sich auf einen roten Teppich dreimal nicderwarf und neunmal mit der Stirn den Boden berührte. Dann nahm er den Kasten mit dem Siegel nnd hielt ihn empor, während sein Gefolge herankam, und nun machte ein Man darin nach dem andern gleichfalls den Kotau vor dem Siegel. Ter Gesandte hielt dabei das Gesicht abgewendct, als Zeichen, daß die Ehrenbezeigung nicht ihm gelte. Bei der ganzen Eeremonie wurde kein Wort gesprochen. Erst als man das Siegel in ein Nebenzimmer gebracht hatte, durften sich bei der üblichen Tasse Thee die Zungen lösen. --- Madrid, 3. Oktober. (Telegramm.) Bei der Ent gleisung eines Poslzuges in der Nähe von Granada er litten gestern 14 Personen Verletzungen. echt amerüe. Klüsmcbl L. tlerstel. v. Lullüinjxs, r urwn, aivülvpeiocn. livsohmoellv. Kvrepte ». jeä. 1 Pbl.-I'scket, vorrll?I.Vörü»uIioh><oit, LiimMr. iikIIMI SEX l!l>. iiM-Mll. Warnung von kslovkung I ,, /rck/r»» in lllllen nockt in l?ulvertorm noch mit U I x-cmisckt, oonävrn D nnp >" t'iascheu mit ein^epnixtem Kamen int IIUI echt. lmMkcks HiIiziimMeiiiüs r« Ichrii. Sonnabend, 4. Oktober, Vorm. 8'/, vkr. Tageskalender. Telephon - Anschluß r Expedition deS Leipzig" Tageblattes . , , , , Nr. 22L Redarüon des Leipziger LaäetrlatteS . . , , , - 168 Buchdruckerei des Leipziger Tageblattes tE. Bolz) . »Hill Alfred Hahn norm. Otto Klemm'« Sorrknenl. Filiale: Um- versuälsstrake 8: Ar. 4048. Louis Lösche, Filialen des Leipziger Tageblattes: Katharinen- straße 14: Nr. 2936. KomgSplatz 7: Nr. 760S. j leipziger Tageblatt. Verkehrs-Bureau Berlin 8V., 116 Königflrätzerstraße 116, (» direct am Anhalter Bahnhof. ' I Fernsprecher Amt VI Nr. 33M. Lesezimmer. — Adreßbücher. — Kursbücher. Stadtpläne rc. re. Huzirunkl über Verkebrsverbältinsse und NackweiS von Preis- I würdigen Hotels und Pensionen rc. Ter BerkevrS-Verein Leipzig, Städtisches Kaufhaus, errheilt unentgeltlich Auskunft über Leipzigs Verkehrs- und Aufent halts-Verhältnisse, Gasthöfe, Wobnunaen» Kunst- uw) Bildungsanjlaltcn, Vergnügungen und Reiftgelegenheiten. Auvknnfwstelle der königlich sächsischen StaatSeisendahnen tn Leipzig (Grimmaische Straße 2, Telephon Ar. 8721), und die Austuiisicstelle der tönigl. preuß. Staatseiienhahnverwaltung (Brühl 76 u. 77, iLreditmyralt, ptr. rm Laden), Telephon 6704, beide geöffnet an Wochent. v. 8 Uhr Bonn, ununter brochen bis 6 Uhr Aachm., Sonn- und Festtags 1OZ4—12 Uhr Bonn., geben unentgeltlich Auskunft o. tm Per sonenverkehr über Ankunft und Abgang der Zuge, Zug anschlüsse, Reiserouten, Bttletpreise, Reiseerleichterungen, Fahrpreisermäßigungen rc.; d. im Güterverkehr aber allgem. Trailsporlbeoingiingcn, Frachtiatze, Kartirungen rc. Funddnreau der kSnigl. sächs. StoalSetsenbahnen (Linien Leip- zig-Hof, Leipzia-Chemnttz und Leipzig-Meuselwltz), Bayer. Platz 2, Part. (Bayer. Bahnh., Abgangsseite, 1. Geb.) in der rönigl. BahnhofS-Jnjpection. Auskunftsstrlle für Seeschifffahrt». o«d Reise-Berkehr. Relief- Weltkarte der Hamb. Rhedererern R. Jaeger» Augustus- platz 2. Unentgeltl. AuskunftSerih.: Wochent. 9-12 u. 8-8 Uhr. Hauvtmeldcamt deS Bezirk«.EommandoS Leipzig, Atcolaiktrch- hof 2, l. Stock, Zimmer 1. Meldest.: Wochent. v—I. Sonn tags 11—12. An den hohen Festtagen, sow. an d. Geburts tage,, deS Kaisers u. Königs bkewt daö Hauptmetdeami ge)chl. Friedhofs-Expedition nnd ttaste kür den Sud-, Nord- und neuen Johanuistriedhos. Georgenhalle, 1. Et. rechts (Elng. Ritter straße 28). Vergebung der Grabstellen aus vorgedachlen Friedhöfen, Vereinnahmen der (LonceftwnSgelder und die Er ledigung der sonstigen auf den Betrieb bezüglichen Angelegen, betten. Geöffn. Wochent. v. S—AI u. 8—6 Uhr. Sonn- und Feitert. jedoch nur für dringliche Fälle, v. 11—12 Uhr. Echlufizeit für den Besuch deS Neuen JohanmS-Friedhuscs ZLO Uhr, des Süd- und Nordfriedhofcs Aü Uhr. Dir städtische Te«infertions-Anstatt, Gustav Adolph-Str. Nr. 2, übermmmt die Deömsectton von Pferde- und RtnVer - „Wie? Ich habe wohl nicht recht gehört ? Sie, Sie wollten " „Meinen Abschied erbitten und die Befürwortung an Allerhöchster Stelle nachsuchen!" „Ja aber, Herr — sind Sie des Tenfels? Ein Offizier von Ihren Fähigkeiten; — na, nehmen Sie sich 'mal zu erst hier den Stuhl, dann wollen wir die Sache in Ruhe bespreche«. — Sie haben sich übereilt, ich weiß dienstlich noch von nichts! — Die Sache muß zuerst mal privatim besehen werden. — Hm! Hm! — Sie wollen also kveg?!" — „Jawohl, Herr Oberst!" „Na, und weshalb?" „Aus familiären Gründen!" „Ist cs indiskret, wenn ich um näheres Detail bitte?" »Herr Oberst wissen, ich habe kürzlich meine Mutter verloren. Meine zwei Schwestern — siebzehn und sechzehn Jahre alt, stehen allein; sic bedürfen des Beschützers." „Haben Sie denn keine Verwandte, bei denen die lungen Damen wohnen könnten?" „Nein, Herr Oberst, wir drei stehen ganz allein!" „Nun, dann nehmen Sic -och eine Repräsentations dame ins Haus — weiß wohl, es ist schmerzlich, eine Fremde da walten zu sehen, wo die Mutter — und ist auch nie zu ersetzen — aber immerhin ein mockus vivencki. Und Sie, Astorp, könnten ja jeden Sonntag 'rüberfahrcn, nach dem Rechten sehen." „Das ist leider auch nicht möglich!" „Na, und wieso nicht?" „Wir sind — wir sind nicht — nicht wohlhabend genug dazu!" „Hm! Sie hatten ja sechzig Mark Zulage, nicht wahr?" »Lu Befehl — nun aber auch nicht mehr." „Ihre Frau Mutter hatte kein Vermögen?" <^vtr lebten von Mamas Pension!" „Ihr Herr Papa war auch Offizier — ich weiß. Wo stand er eigentlich?" „Er hatte das 190. Regiment in Stettin! Starb am Schlag vor der Front!" „Und Ihre Frau Mutter hat das nicht verwunden? Wie lange hat sie ihn überlebt?" „Fünf Jahre!" „Und wie lange sind Sic Offizier?" „Auch fünf Jahre. Wenige Wochen nach Papas Hin scheiden erhielt ich die Epanletten!" „Und — gesetzt den Fall, Sie scheiden aus der Armee aus — was deuten Sie dann anznfangen ? Nein, lieber Astorp, cs ist heute nicht so leicht, in einem wildfremden Beruf Fuß zu fassen. — Verstehe ich Sie recht, so wollen Sie Ihre Schwestern ernähren — das ehrt Sie — ist aber kein Kinderspiel. Haben Sie denn etwas in Aus sicht?" „Nichts Bestimmtes, halbe Zusagen " „Das ist also gar nichts!" Herr v. Markenfrei« stand auf und ging fünf Minuten auf und ab. Endlich blieb er vor dem jungen Offizier wieder stehen. „Nun, und wenn Sie Königs-Zulage erhielten — wollte mich warm dafür verwenden?!" „Für mich ginge es wohl, Herr Oberst, aber die Kinder " „Ja, verstehe! Und — und, nehmen Sie's mir nicht übel, Herr von Astorp, ganz unter uns Offizieren — ich persönlich bin sehr gern bereit, in jeder Weise — ver stehen Sie mich nicht falsch — durchaus keine Wohltätigkeit — nur aus Egoismus, um dem Regiment einen tüchtigen Offizier zu erhalten!" „Herr Oberst!" „Sehen Sie, Astorp. daö wäre mir wirklich ein großes Vergnügen, und verpflichtet Sic zn nichts, mich auch nicht — nur Geschästssache; und wenn Sie Hauptmann erster Klasse sind, zahlen Sie die Geschichte zurück. Gott, wie kurz ist das — in vier Jahren sind Sie Oberleutnant, in acht Jahren Kompagniechef — also praeter propter, zehn Jahr! Und ich merke es wahrhaftig nicht." „Gehorsamsten Dank, Herr Oberst! Und ich darf wohl mehr sagen, als diesen kühlen, dienstlichen Dank. Auf richtigen und wärmsten Dank für dieses Zeichen Ihres Wohlwollens — allein es ist unmöglich. Aus tausend Gründen unmöglich! Ich kann sterben, kann Malhenr haben nnd Invalide werden !" „Aber, Mann, seien Sic doch gescheit. Sterben tonnen Sie auch als Eivilist, Invalide werden auch im schwarzen Kittel. Dann sitzen Sic auch da!" „Ja — aber " „Aber, Sie wollen mir nichts schuldet!! Torheit! Schulden mir gar nischt! Einfach Vorschuß! Meinetwegen sogar mit Zinsen, wenn Sic das beruhigt — und — na — wissen Sie, vielleicht auch mit Gegenleistung; Bergmann, mein Adjutant, geht jetzt ans Kriegsakademie — habe an Sie als Nachfolger gedacht. Könnten mir da große Dienste leisten, für mich ebenso viel thun, wie ich für Sic." Astorp bedeckte einen Augenblick mit der Hand die Augen: Rcgimentsadjutant werden, sorgenfrei sein — cs waren herrliche Zukunftsbilder. Aber dann wieder: Nein! Sollte er die großmütige Gesinnung einer flüchtigen Stunde auf lange Zeit hinaus ausnutzen? Konnte es den Kommandeur nicht bald, bei der ersten Differenz gereuen, dauernde Hilfe versprochen zn haben ? Würde sein eigener Eharaktcr unter diesem fortwährenden Drucke nicht leiden müssen? Und endlich — als Adjutant ihres Vaters fast täglich mit i h r in Berührung kommen und niemals sagen dürfen, daß sie — nur sie ! „Nein, Herr Oberst" -- mit tonloser Stimme sprach Astorp — „es geht nicht. Und ich bitte, genehmigen Sie mein Gesuch: Noch einmal also und das dienstlich. Ich bitte gehorsamst nm die Befürwortung meines Abschieds aus Familiengrüuden an Allerhöchster Stelle." Herr von Markenstcin war sehr ernst geworden. Er reichte dem jungen, bleichen Offizier die Hand: „Gehen Sie mit Gott. Herr von Astorp." — Der Leutnant klappte die Sporen zusammen und ver ließ das Zimmer; aber er kam nicht wett, denn im Vor gemach trat ihm eine schlanke Mädchengestalt rasch ent gegen. „Ich habe alles gehört — Herr von Astorp! Sie wollen fort!" Der Offizier verneigte sich wortlos. „Müssen Sie wirklich fort — müssen Sie?" „Ich muß, gnädiges Fräulein!" „Ihre Schwestern — ich weiß! Warum habe» Tie sie uicht zu utts gebracht? Warum nicht zu mir? Ich hätte so gern Geschwister!" „Gnädiges Fräulein — Tie sind so gut, so gut wie der Herr Oberst „Wird cs Ihnen denn so leicht, uns zu verlassen? Bleibt hier niemand zurück, der Ihnen lieb war?" „Gnädiges Fräulein, Sie machen mir den Abschied so schwer — ja, das liebe Regiment, die Kameraden, die alte Stadt, " „Und sonst niemand? Nieman-, Joachim?!" „Eharlottc!" „Na, jetzt habe ich auch ein Wörtchen als pater kamilia^ mitzurcden", sagte der Oberst, als er einige Minuten später die Hände der beiden jungen Leute ineinauder gelegt hatte, ..ich verbiete Jhueu ganz einfach, mein lieber Sohn, den Abschied zu nehmen. Überdies sind Sie mir Ersatz schuldig: da Lotte uns von Ihnen entführt wird, so ist es recht und billig, daß Sie uns Ihre Schwestern abtreten. So gewinne ich zwei Töchter und auch der Dienst, an den wir als gute Militärs -och immer denke« müsse«, soll dabei nicht zu kurz kommen. Das Feldartillerie-Regiment hat sich einen tüchtigen Regimentsadjutanten gesichert, und zwar kurz bevor er den Waffenrock und Säbel mit Smoking und Regenschirm vertauschte. Na, Kinder! So lange habt ihr euch beide also schon angcschwärmt und doch einander nichts merken lasten?! Nun war es aber hohe Zeit, ihr habt euch wirklich gefunden *er Stund«"!"
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