01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.09.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-09-30
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020930015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902093001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902093001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-09
- Tag1902-09-30
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Dabellarischer und Ziffernsatz entsprechend Häher. — Gebühren für Nachweisungen und Offrrtenaonahme 25 (excl. Porto). Extra-Vellage« (gesalzt), unr mit der Morgen-Llu4gab», ohne Postbesärdernug ^ll SO.—, mit Postbesärderung ^ll 70-—^ Ännahmeschluß fSr Anzeigen: Abead-An-gaber «ornüttag- 10 Uhr. M»rg«»-Ao-gab«: Nachmittag- 4 Uhr. Anzeiger» find stet- au dt» Expedttto» P> richte». Die Expedition ist Wochentag- «mmterbroche» geöffnet vo» früh S bi- Abend- 7 Uhr. Druck und «erlag von L. Pal» i» Leipzig. Sir. 497. Dienstag den 30. September 1902. S6. Jahrgang. Herr kuul Luek, ^nironeen-Lxp., Eisenbahnstraße 3, Ranstädter Steintveg 1 Herr 0. Lnrrelmnnn, Colonialwaarenhandlung, Schützenftratze 5 Herr «tut. kvtiüinii Ilen, Colonialwaarenhandlung, Westplatr 32 Herr Aoitt« I^ei^8iiei', Cigarrenbandlung, Borkstrahe 32 (Ecke Berliner Straße) Herr >V. kivtL, Colonialwaarenhandlung, Aeitzer Ltrafze 35 Herr V. Lüster, Cigarrenhandlung, in Reudnitz Herr IV. k'uLsmanu, Marschallstraße 1, - - Herr o. 8<rüiuiitt, Kohlgartcnstraße 67, - - Herr üernli. lieber, Gabelsbergerstraße II, - - oberer Thcil Herr 0. Lunntü, Älbcrtstraße 12, - Schleunig Herr 0. (ZrütLinumi, Könneritzstraße 56, Stünz^^" ) H^r 0. Oelller in Anger-Crottendorf, Bernhardstr. 29, Part., - Thonberg Herr II. Uüiitseü, Reitzenhainer Straße 58, . Rotktnarsdor? l Herr 1'unl Luek, Eisenbahnstraße 3, vtrnrarsoorf (Herr OeoiK >iemum», Conradstr. 55 (Ecke Elisabethftr.), Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung für das IV. Vierteljahr 1902 baldgefälligst veranlassen. Ter Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich bei Abholung des Blattes 4 SO (monatlich 1^ 50^), bei täglich zweimaliger freier Zustellung 5 SV (monatlich 1 85 durch die Post bezogen für das Deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn v (monatlich 2 In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sä mmtliche Zeitungsspediteure, die Hauptexpedition: Johannisgosse 8, die Filialen: Katharineustratze 14, Königsplatz 7 und Universitätsstratze 3, sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arrrdtstrasfe 35 Herr «I. Lrleür. Oanit/, Colonialwaarenhandlung, Beethoven strafe 21 Herr Tl»eoü. I^eter, Colonialwaarenhandlung, Brühl 53 O. L. Koüubert's ktolxei', Colonialwaarenhandlung, Löhrstrabe 15 Herr Lüuurtl üet/er, Colonialwaarenhandlung, Nürnberger Straße 45 Herr 11. L. Albrevüt, Colonialwaarenhandlung, Stanftsche OZafse 0 Herr k'rleür. ^Isolier, Colonialwaarenhandlung, in Anger-Crottendorf Herr v. k'rleäel, Cigarrenhdlg., Zweinaundorfcr Straße 6, - Connewitz Frau Llseüer, Hermannstraße 23, - Cutritzsch Herr Uobert 4tt»er, Buchhandlung, Delitzscher Straße 25, - Gohlis Herr tiobert Bitner, Buchhandlung, Lindenthalcr Straße 6, - Kleinzschocher Herr 6. Orütremanu, Zschochersche Straße 7a. in L.-Plagwitz, - Lindenau Lindner, Wettiner Str. 51 in L.-Lindcnau, - Neustadt - Neuschönefeld - Plagwitz Herr 6. OrütLinanu, Zschochersche Straße 7 a, in Naunhof Herr Lnnras Letrscüo, Buchhändler. Unsere Haupt-Filialen in Dresden (Strehlenerstraße 6) und in Berlin (Königgrätzerstraße 116) führen zu gleichen Preisen Bestellungen aus. La' Lanny. i. Wenn Jemand auf einer Broschüre, die in den Buckbandler- laden auslieg«, vorstehende Worte von einer rothen Hand als Titel geschrieben liest, steht er zunächst vor einem Räthtzl, uno wenn er viele Broschüre*) aufschlägt, so wird sein Wissensdrang nach dem Sinne dieser geheininißvollen Worte auch noch nicht gleich befriedigt. Man muß erst einige Zeit in dem inieressanlen Buche blättern, ehe man diesen Sinn ganz ersaßt. A» England ist die machtvolle deutsche Eoncurrenz nicht spurlos vorüber gegangen; die Handelsbilanz weist ein Zurückgehcn des Exports und ein Steigen der Einjubr zu Gunsten deutscher und amerikanischer Products auf. Es ist kein Wunder, daß diese Thatsacke een englischen VolkSwirtb in Nachoenkcn erhält und raß dieser zuerst darauf bedacht ist, die Ursache der Ueberslügclnng zu entdecken. Bei dem entwickelten Schiffsverkehr, bei dem sich auögleichenden Well- maiktpreise und bei so ziemlich gleicher Löhnung liegt die Bermuthung nicht fern, die Uriache liege in einem größeren Bersländniß und einer größeren Intelligenz der deutschen oder amerikanischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Das züzuzestehen, wird sich indessen ein Brite hüten; er sucht die Ursache wo anders. Ein Mitarbeiter der „TrnieS" will sie gefunden baden. Ob seine Annahmen dnichweg richtig sind, können wir nicht beuilheilen, eine große Wahrscheinlichkeit aber haben sie für sich und die Tvatsachen, die der Autor zu ihrer Begründung antührt, wiegen bcjonderS schwer. Außer dem haben wir in Deutschland in gleicher Dichtung ähn liche Erfahrungen gemacht — wir erinnern nur an die jüngsten Differenzen zwischen den Accordmaurern und der Gewerkschajt in Hamburg —, so daß nnö die Argumente deS „Timev"-MilalbeilerS nicht eben befremdlich sind. Der Autor macht nämlich den englischen Gjewerk sch asten den Boiwurs, daß sie künstlich und mit Gewalt die Arbeits leistung herabdrücken, um, wie sie vorgeben, den vielen leeren Händen Arbeit zu verschaffen. Bei uns ist dieser Grund satz auch schon ausgestellt, aber im Allgemeinen noch nicht durchgejühil worden. Wohin die allgemeine Durchführung unsere Industrie bringen würde, das erweist nun der Auior an deu Zulläuecn in Engianv. Seine Schilderung enthüllt ein trauriges Bild von gewerkschaftlicher Tyrannei, einer Tyrannei, gegen die die Abhängigkeit deS Arbeitcis vom Arbeitgeber eine große Freiheit ist. Der Amor führt eine ganze Reihe einzelner Fälle an, mit denen er seine Behaup tungen belegt und die iu der Thal die Leitung der eng lischen Gewerkschaften in einem so düsteren Lichte zeigen, daß die srühcr bei unS gewohnheitsmäßig geübte Lob hudelei der englischen Gcweikschasten dem Gegeniheil Platz machen muß. Nach seinen Beobachtungen haben die Gewerk schaften in ihrer Mehrzahl keinen weiten Blick, sie haben nicht das geringste nationale Interesse, für die Aufgaben der BolkSwirthschair fehlt ihnen jedes Verständnis, sie sind nur rein egoistiiche Berussgcscllsrbaslen, deren Leiter sich i» wohlbczahlten Stellungen befinden und diese Stellungen gebrauchen, um ihre Macht Arbeitgeber und Arbeitnehmer fühlen zu lassen, den ersten duich das Eingreifen in ihre Betuche und daS Dazwischen treten zwilchen Principale und Gebülfen, den letzteren durch Auferlegung schwerer latzungsgemäßer Strafen, denen die Mit glieder der Geiclllchast sich unterwerfen, weil sie aus die ost sehr geringen Unterstützungen der Geiellschaft im Alter und bei Krankheit angewicicn sind. Der Mangel einer staatlichen Füriorge in England befördert diese Anmaßung der Gewerk- schaslsbcamten in hohem Grade. oaunzc ist ein Aufdruck, der sich von dem letzten großen HasenarbeitcranSstandc herschreibt und der ungefähr be deutet: Laß Dir Zeit, nur nicht zu schnell. Er faßt die Lehre gewißer moderner Nalionalökonowen zusammen, der Lehre, die in der Beschränkung der AibeitSleistung gegenüber der intensiven Arbeit in verminderter Zeit Vie Gesundung unserer AibcitSverhältNissc sicht. *) ,,Cä' 0/VXXV'. Ein Copitrl aus der modernen Gewerk- schajlspoliiik von W. G. H. Freiherrn von ReiSwitz, Generalsekretär de- ArdriigrbervrrbandeS Hamburg-Altona. Preis 2 „DaS also", sagt der englische Autor, „ist das Prinzip deS ,,0s' canu)", oder nvt anderen Worten: der „Productions- einschränknng durch Minderleistung von Arbeit", in der daS Ideal ter jüngeren Richtung der GeweikschafiSbeweg..ng bestebt. Aber die Anwendung dieses PiinzipS als Ersatz sür die Streiks ist nur eine der vielfachen Arten, eS zu ver- wertben. ES soll nämlich auS einem ganz anderen Grunde zur Richtschnur für das politische Verhalten der englischen Arbeite schast werden. Das ist zum wenigsten das Bestreben ter socialistischen Aibcitersührer von heule. Die Leute tüifen nicht ihre volle Arbeitskraft bergeben. Sie sollen vielmehr so arbeiten, daß ihre etwa feiernden Eollegen eingestellt wer den müssen, um die volle Arbeitsleistung zu erzielen, und auf diese Weise hofft man die Arbeitsgelegenheit nach Be lieben verbreilcrn zu können. Zn der That hat diese Idee bereits bei einer großen Anzahl englischer Arbeiter An klang gesunde», weil die Verringerung der Arbeits leistung den einzelnen an sich sehr willkommen ist Aber in ter ursprünglichen Absicht der Erfinder bieicü socialen Allheil mittels lag noch eine viel Weiler gebende Ausnützung. Man hoffte mit der Zeit auf diese Weise die Arbeitslosigkeit über haupt aus der Welt zu schaffen; anstatt dieses Ziel durch daö äußerst wünschenswertste Mittel einer größtmöglichen Ausdehnung der britischen Production zu erstreben, sollte es dadurch erreicht werden, daß bei dem gegenwärtigen Stande der Production möglichst viel Arbeiter sich in die zu leistende Arbeit theilten. Sobald dann erst alle Arbeitslosen versorgt wären, würden die Arbeitnehmer daS Unternebmertdum ganz in der Hand haben und in der Lage sein, die Arbeitslöhne und AldeitSbedingungen nach ihrem eigensten Ermesse» auf zustellen." Es besteht nur zu viel Grund zu der Befürchtung, daß die Arbeiterschaft Englands, obne die verbängnißvolle Be» dcutung dieser Taktik zu erkennen, durch die Billigung der selben schließlich Englands industrielle Betbäiigung völlig zu untergraben bereit sein wird. Nicht darauf kommt es an, ob ein Mann seine volle Zeit arbeitet — möge diese Zeil bemessen sein, wie sie will —, sondern ob er seine ganze Kraft an die Bewältigung seiner Arbeit setzt. Aber wenn man natürlich allgemein wünicht, den vollen Tagelohn zu erbalien, so besteht aus der andern Seite eine ebenio große Abneigung unter den Anhängern der Gewerkschaftsbewegung, sür diesen vollen Tagelohn auch volle Tagesarbeit zu leisten! ES giebl zabllose Beispiele dafür, daß Leute willig sind, ibr Bestes zu »hun, aber von ihren Genossen gezwungen werden, von der Absicht, ihre Pflicht dem Aibeitgeber gegenüber zu erfüllen, abzulassen. Der Autor schließt seine Einleitung: „Daö ganze Syllem, wie es jetzt gehandhabt wird, ist in Wahrheit das unmittelbare Ergebniß einer Verkuppelung der Theorien deS GewerkschaftSwesenö mit denen des extremen SocialiSmuS. In seiner milde» Form sucht eö den starken, fleißigen und fähigen Arbeiter auf daS Niveau des schwächsten und unfähigsten Arbeiters herabzudrücken, und in seiner ichärfsten Form läuft cS insofern aus überlegten Betrug hinaus, als ein Mann seine ganze Fädigkeit und ArbeiiSkrast gegen eine bestimmte Entlohnung einzusetzen verspricht und aledann nur die Hälfte davon hcrgiebt." Der Verfasser geht nun zur Begründung seiner Meinung auf die einzelnen Gewerbe ein. Wir können ihm natürlich nicht in Allem folgen und verweisen wegen vieler Einzel heiten auf die Broschüre selbst; einiges aber wollen wir doch daraus mittheilrn. Unsere deutschen Arbeitgeber werden darin manches ihnen selbst nicht mehr Fremdes finden und verstehen lernen, warum auch unS jetzt die amerikanische Concurrenz droht, der Wettbewerb eines Landes, das in dieser Begebung die Taclik der Beschränkung der AibeitS- leistung nicht kennt. Es soll nicht geleugnet werden, daß in dem Prinzip der Beschränkung der Arbeitsleistung zum Zwecke der Erweiterung der ArbeitSgelegenbeit ein humaner Kern steckt, aber das Prinzip ist in absehbarer Zeit undurchfübr- bar, wenn es nicht mit der Industrie derjenigen Staaten, in reuen cS einseitig zur Herrschaft gelangt, auch die Ai beiter schädigen soll. Sv lange die Eoncurrenz der einzelnen Staaten besteht, darf man nicht einseitig gegen die Bedingungen des Weltmarktes verstoßen, ohne Gefahr zu laufen, durch künstliche Herabsetzung ter Arbeitsleistung das Arbeilöpioduct und die Eoncurrenzsäbigkeil des betreffenden Landes aus da schwerste herabzudrücken. Deutsches Reich. /X Berlin, 29. September. l.k r c u z z e i t u n g s - Vvrwürfc.s Die „K r c u z z e i t n n g" stellt in einem Artikel vvm A>. September die Behauptung auf, daß die verbündeten Regierungen entschlossen seien, wie vor 20 Jahren der Entwickclnng de r I n - dnstrie die L a n d m i r t h s ch a s t z u vpfe r n ! Diese wunderliche Auffassung wird gegenüber einer Er klärung des Grasen P n s adv >vst n geltend gemacht, der doch fast seit einem Jahrgehnt die Nothwcndigkeit eines stärkeren Schutzes der Laudwirtlischast vertreten hat! Be sonders auffallend ist eS auch, daß dieser Vorwurf seiner Zeit bei Vorlegung des Tarifentwurfcs nicht erhoben ist, und daß er erst jetzt erhoben wird, nachdem in der Com mission eine ganze Anzahl von I n d n st r i e z ö l l e n er mäßigt, dagegen die l a n d w i r t l> s ch a f t l i ch c n Zölle wesentlich über die Sätze des Tarifcntwurfes er höht sind. Die Regierung hat ihre Stellung gegenüber der Landwirtbschaft von Anfang an nicht geändert und auch darüber nie einen Zweifel anfkommen lassen, daß die weitergehenden Anträge der Cvnnnissivn auf ihre Zu stimmung nicht zu rechnen hätten. Wenn die Feststellung der Thatsache bemängelt wird, dak das Verhältnis! zwischen landwirthschaftlichcr und industrieller Bevölkerung sich immer mehr zu Ungnnslcn der ersteren verschiebe, so er innert dies Mißvergnügen darüber in der Tllat an den Mann, der das Barometer schilt, weil das Instrument un günstiges Wetter anzcigt. Ob man diese Verschiebung durch eine künstliche Unterdrückung der industriellen Ciil- wickclnng oder durch eine mittelalterliche Beschränkung der Freizügigkeit verhindern solle, hat der Berfasscr des Artikels leider nicht ausgesprochen. Der Staatssekretär hat auch nicht erklärt, wie ihm untergeschoben wird, das; die Regierung auch „sachlich begründete" Forderungen der Landwirthschaft im Hinblick auf andere Bvlkskrcise und die Industrie ablehnc, sondern er hat erklärt, das; die ver bündeten Negierungen, selbst w c n n jene hohen Forde rungen berechtigt wären, es nicht verantworten konnten, dnrch deren Genehmigung eine plötzliche wesentliche Steige rung der kosten der Lebenshaltung des deutschen Volkes hcrbciznführcn und hierdurch sehr bedenkliche wirthschast- liche Verschiebungen zu veranlassen. Tic Negierung hält die von der Mehrheit gestellten Forderungen aber auch sachlich nicht sür berechtigt, wie ans ihren wiederholten Erklärnngcn hcrvvrgelst, und damit füllt der künstlich aus gebaute Angriff in sich zusammen. Ter Verfasser ver schweigt auch klüglich, wie die verbündeten Negierungen im Hinblick auf die vcrhältnisnnüsnge Abnahme der landwirth- schaftlichcn Bevölkerung den im gleichen Verhältnisse zu nehmenden Schwierigkeiten begegnen sollen, höhere land- wirthschaftlichc Zölle in Zukunft politisch dnrchznsctzcn. Wer derartige theoretische Vorwürfe erhebt, hat auch die Verpflichtung, den Nachweis zu führen, wie solche Schwlc- rigkciten gegenüber der berufsmäßigen Zusammensetzung der Bevölkerung, die in den Wahlen mehr oder weniger ihren zahlenmäßigen Ausdruck findet, auf gcsctzmäs; gein Wege überwunden werden sollen. Andernfalls tragen solche Auslassungen nur dazu bei, nrthcilslvsc Inter essenten zu erregen, ohne irgend etwas für die Förderung der sachlich berechtigten Interessen zn thun. Tas; die äußere Classifieirnng des Zolllariscs vorzugsweise durch die größere technische Spccialisirnng der Industrie bedingt war, da die Landwirthschaft an sich ihrem ganzen Wesen nach ncnartige Waarcn nicht hervvrbringt, ist für jeden Sachverständigen klar. Indessen bat gegenüber dem vcr- altcten, noch jetzt im Wesentlichen gütigen Tarisschcma ans dem Anfänge des vorigen Jahrhunderts die Landwirts», schast in dein neuen Tarifcntwnrse eine einheitliche und individuelle Berücksichtigung ibrer Erzeugnisse erfahren, wie sie selbst der Industrie gerade wegen der Vielseitigkeit ihrer Erzeugnisse nicht voll zn Tbeil werden konnte. Ter der Landwirthschaft zngcwcndctc Schutz ist aber der Natur der Lache nach im Verhältnisse -um Werth Ihrer Erzeug nisse wesentlich höher, wie der den industriellen Erzeugnissen gewährte Schutz, eine zahlen mäßige Thatsache, die der Verfasser verschweigt oder nicht kennt. Zollsätze wir- man nie nach arithmetisch bereltw"'.en Erzeitgirngskasten bemessen kön '"n: -as ü' schon deshalb unmöglich, weil in jeoer Faorw nuo »» tei.» m landwirthschaftlichcn Betriebe die Erzeugungskvstcn nach der persönlichen Leitung des Betriebes und den örtlichen Verhältnissen verschiedene sein werden. Eine solche Auf fassung l>at auch der Erklärung der Negierung offenbar nicht zn Grunde gelegen. Tie verhältnißmäßigc Ver schiedenheit der Erzengungskrsten kommt dagegen im Preisunterschiede zwischen den inländischen und auslän dischen Waarcn zum Ausdruck, und unr auf diesen Preis unterschieden kann die Bemessung der Zollsätze fnßen. Tau dieser Grundsatz nicht so weit getrieben werden kann, daß jeder Gegenstand, der vom Ausland eingcht, auch mit Zoll zu belegen ist, bedarf keines Beweises, denn sonst würden Handelsverträge kaum jemals zn Stande kommen. Folgt man jenen Wünschen, so müßten auch zahlreiche tu» dustricUc Rohstoffe mit Zoll belegt und damit unsere ganze hochentwickelte gewerbliche Thätrgkeit in Frage gcstellr werden. Unter den schwierigen Verhältnissen des Wider streites der Interessen beinüücn sich die verbündeten Ne gierungen, der Landwirthschaft einen höheren Zollschny zu- znivcndcii. Ter Verfasser des Artikels der „Kreuzzeitnng" sucht dagegen unter völlig unbegründeten, künstlich hervor gesuchten Angriffen die landwirthschcrftliche Bevölkerung anss Tiefste zu erregen und zu einem hoffnungslosen Kampfe ansznsordcrn, dessen Ende nicht abzuschcn ist. Bei dieser Sachlage müssen wir die Frage amwcrscn: Wer vertritt das Interesse der Landwirthschaft wirksamer? Tic verbündeten Negierungen, welche inncrüalb der poli tischen M vglichkeitcn der Landwirthschaft zu helfen suchen und ihr baldige Hilfe bieten wollen, oder ein pnblieisiischer Tücorctiker, der mit leichtem Herzen die praktis ch c Arbcit zcr st ö r e n will, um die Land- wirthe, die schnelle Hilfe brauchen und erwarten, auf einen unabsehbaren politischen und wirthschaftlichen Kampf zn vertrösten? Wir meinen, die „kreuzzeitnng" hat sich und der deutschen Landwirthschaft durch Aufnahme jenes Artikels leinen Dienst erwiesen. * Berlin, 29. September. (Die neuen KrirgSartikcl.) Wie berichtet, hat der Kaiser neue Kriegöartikel für daö Heer cingcführt. Die neuen Artikel lauten in ihren Hauptparagraphen: Eingedenk seines hohen Berufs, Thron und Vaterland zu schützen, muß der Soldat stets eifrig bemüht sein, seine Pflichten zu erfüllen. Ter Dienst bei der Fahne ist die Schule sür den Krieg; was der Soldat während seiner Dienstzeit gelernt bat, soll er auch im Beurlanbtcnstande sich erhalten. Tic unverbrüchliche Wahrung der im Fahneneid gelobten Treue ist die erste Pflicht des Soldaten. Aächsidem erfordert der Beruf des Soldaten: Kriegssertigkeit, Muth bei allen Dienstobliegenheiten, Tapferkeit im Kriege, Gehorsam gegen die Vorgesetzten, chrcnhaste Führung in und außer Dienst, gutes und redliches Verhalten gegen die Kameraden. Jeder rechtschaffene, unverzagte und ehrliebeiide Soldat darf der Anerkennung und des Wohlwollens seiner Vorgesetzten versichert sein. Dem Soldaten steht nach seinen Fähigkeiten und Kenntnissen der Weg selbst zu den höchsten Stellen iin Heere offen. Wer sich durch Tapferkeit und Muth hervorlbut oder in langer Dienstzeit gut führt, hat für seine treue Pflichterfüllung die verdiente Belohnung Lurch ehrenvolle Aus zeichnungen zu ktwaiten. Mer nach längerer vorwurfsfreier Dienstzeit die Beschwerden des Dienstes nicht mehr zu ertragen vermag, wer durch Verwundung vor dem Feinde tiensluniähig wird oder sonst im Dienste zu Schaden kommt, erwirbt den Anspruch aus Pension oder Anstellung im Civildiensie. Freiheitsstrafen von mehr als sechs Wochen werden aus die aclive Dienstzeit nickt ongerechnet. Die Feigheit ist sür den Soldaten besonders schimpflich und ent ehrend; niemals darf er sich durch Furcht vor persönlicher Gefahr von der Erfüllung seiner Berusspslichten abwendig machen laßen. Ter feige Soldat hat schwere Ircihüts- und Ehrenstrofen, im Kriege Zuchthaus oder die Todesstrafe zu erwarten. Ter ehren«
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