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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.08.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-10
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030810029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903081002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903081002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-08
- Tag1903-08-10
- Monat1903-08
- Jahr1903
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Abend-Ausgabe U'cMgcrTagrblM Anzeiger Drnck und Verla, von L. Pol, i» Leipzi». 97. Jahrgang Nr. M. Montag den 10. August 1903. Feuilleton 1 pzig. ng. Re. Ge- der rat eine »er, De- - Mais ,nähme» deS von d der reuz- s ent«! rr um erhielt fünf durch dieser t wor- stände r aus ! für r etn- ich die »lofsen Zegen- erlust- > auch d. »e. »L lgence frrsur- zwei- rppen. Stadt , weil Eisen- r deni »ß der !vnien für «s 7WI, SS so 43 Haupt-Filiale vresdra r Vkarie« strotze 5L. Fernsprecher «mt I Nr. 1715. 7S^> Sv ssz, S7>!. 84'.. 20«!. 68 ang per chte und ckungen» ten und »gesell- reich te ilung Aedaktion und Expedition: Johan«t»gasse 8. Fernsprecher 153 und SSL. FUtaleeepeSM»««,, AlfrepHaha, B»chhandlg„ UuiversitLtsstr.S, 8. Lösche Kalhattneustr. Ich «. KöuigSpl. 7. statisti! Jahre . gegen lusfuhr ahre. mgenen . gegen 80 000 In der t. Die Haupt-Filiale Lrrliu:. T«rl Vuncker, Herzgl. Payr. Hosbuchhanblg^ vühowstratze 10. Fevsvrecher »ml VI Nr. 460» Zur makedonischen Frage. Mit einer sehr bemerkenswerten Kundgebung tritt das bulgarische offiziöse Blatt „ Now - Wek" den Behauptungen des Organs der makedonischen Organi- sie vom neuem >erloren rkaufs- arkt zu trennen, >ärttgen brachte satz dec Eptra-Beilagen (gefalzt), nnr mit der Mvraen-Ausaab», oha« Postbesörderuug ad,—. Mit Postbesürderuug 70.—. Ztnnahmeschluß für Anzeigern »dead-Lusgabet vormittag» 10 Uhr. Pkorgeu-Lu-gaber Nachmittag» 4 Uhr. Nnzeigeu st»- stet» an die Expedition >» richten. Die Erpedition ist Wochentag» mnwtrrbrochea geöffnet von früh 8 bi» atends ? Uhr. '/L Cent is Eng- an auf hen des les un- ändische Cent ab. — ind zog -ckungen (16 .16 Z )v dr. sL L Ein Mühlrad und ein Menschcnherz, wird beides umgetricben; Wenn beides nicht» zu malen hat, wird beides selbst zerrieben. In verwitterten» rissigen Buchstaben steht der Spruch über der windschiefen Tür einer alten Mühle. Davor in Hellen Kleidern vier junge Mädchen, von denen ein paar an der Inschrift buchstabiert haben. „Und er hat recht", ruft Alma Hollig, eine bewegliche Brünette, ekstatisch: „nicht wahr, Fräulein von Grieben ?" Renate läßt den Arm der kleinen Justine Krydag los und kommt näher. „Justine gefüllt er nicht." „Er blieb mir im Magen liegen, seit ich im Pensionat den letzten Aufsatz darüber schreiben muhte." „Glückliche Kindersecle voll Institutserinnerungen! Lerne das Leben kennen, Iustinchen, und du denkst a«-er».2 Die Parteien bei der Papstwahl. Bet dem Einflüsse, den der Papst hat, ist eS angebracht, denWahlvorgängen noch einigeAufmerksamkett zu schenken. In dieser Hinsicht ist ein römischer Bericht der offiziösen „Wien. Pol. Korresp." von Bedeutung. ES heißt da: Es ist eine feststehende Tatsache, bah die Aufstellung und eifrige Förderung der Kandidatur des Kardinal» Sarto nicht, wie vielfach behauptet wurde, von An» Hangern, sondern von den Gegnern de» Kardi nals Rampolla ausgegangen ist. Die Wahl SartoS bildet somit einen Steg der leytbezeichneten Gruppe. Der ehemalige Staatssekretär erhielt in den ersten Wahl- gangen die Stimmen aller spanischen und sämtlicher fran zösischen Kardinäle, welche letzteren, nach Versicherungen von unterrichteter Seite, seitens der maßgebendsten Per sönlichkeiten in Pari» in aller Form aufgefordert wurden, für Rampolla zu stimmen. Dieser Kirchenfürst hätte, ob gleich er bei keinem Wahlgange mehr als dreißig Stimmen auf sich vereinigte, schließlich vielleicht doch den Sieg er rungen, wenn die Gegenpartei, die ihre Stimmen zer splittert sah, nicht die Gewandtheit gehabt hätte, einen Kandidaten aufzustellcn, der geeignet erschien, alle Gegner Rampollas für sich zu gewinnen und außerdem eine An- zahl von Stimmen ans den Reihen der Anhänger des- selben zu erhalten. Es war ein glücklicher Gedanke, den Patriarchen von Venedig hierfür auszuersehen, der einer seits dem Ideal eines religiösen, das heißt nicht politischen Papstes, wie es einem Teile der italienischen und der ausländischen Kardinäle vorschwebte, entsprach, anderseits in den Augen einer Gruppe von Rampollisten einen ge nügenden Zug von Intransigenz hatte, um für die Tiara geeignet zu erscheinen. Dem Kardinal Sarto wandten sich die österreichischen, die ungarischen und die deutschen Stimmen zu, die früher für Gotti abgegeben wurden, ferner erhielt er die Stimmen der französischen Kardinäle und diejenigen einer Anzahl italienischer Kardinäle, die anfangs auf Seiten Rampollas standen. Auf diese Weise ergaben sich schließlich 50 Stimmen für Sarto, d. i. um sechs mehr, als Leo XIII. seinerzeit im Konklave erhalten hatte. wird : Die Schon den w der a den ft des vethit. u den n mit r noch e und AlS sie mit einer schreienden Dissonanz schließt, knarrt gerade die Türangel. Er ist hinausgegangen. „Wenn ich die Wahrheit sagen soll — nach meinem Ge schmack war das nicht", spricht Fräulein Hengler, als Renate den Deckel -des Instruments zuklappt: „aber ich bin ja leider ganz unmusikalisch." Renat« lachte gezwunaen. „Es war voller Fehler. Man sollte im Aergcr keine Taste anrllhren", fügt sie halblaut hinzu. „Und du hast dich geärgert? Aber mir zu Liebe, Kind, habe Geduld! Es war schon unendlich viel, daß er die zehn Minuten zubörte." „Sehr gnädig, in der Tat! Nein, Tante, ich komme nachgerade zu der Ansicht, daß er seinen Berus verfehlt hat. Statt eine n«ue Art Sensenschärfer zu erfinden, hätte er Zar aller Reußen, Schah von Persien, Kaiser des Himmlischen Reiches oder so etwas werden sollen!" Sic ist einfach außer sich. „Nie, nie mehr rühre ich den Kasten da an!" „Renate! Du würdest anders denken, wenn du alles wüßtest." Sie zieht die Schultern hoch und bietet der Tante die Hand zur Gutenacht. Die habe noch zu schreiben. Am folgenden Morgen ist ihr erstes eine Abbitte bei dem alten Fräulein. Es tut ihr jetzt so unsäglich leid, sie gekränkt zu haben. Tante Friederike sieht sie nur lächelnd mit ihren stillen Augen an. Mit dankbaren Augen. mischen r Hal bungen rg eine haltend. ) Zjork: Uember Januar middl. August -7, De- 49. — l^ort. Saison «ratur: am 7. „Aber in ihrer zarten Schmiegsamkeit um so liebens werter." Dies Urteil scheint ihm so unfatzlich, daß er sie ein paar Augenblicke geradezu anglotzt. Dann aber meinte er zu verstehen und ruft triumphierend: „Selbstverständlich: Sonne plus Sonne — ein schlechtes Rechenexempel. Aber Sonne und Mond —" „Was reden Sie da für astronomischen Unsinn?" „Eine einfache Addition. Weibliche Wesen sollen im Gegensatz zum Sprüchwort ja nur ungern gleich einander anziehen." „So?" fragt sie kurz. „Meine Ansicht ärgert Sie, Herr Buschkorn. Welcher von allen gäben denn Sie den Vor zug? Doch ich will bescheidener sein als Die und Ihre Antwort nicht abwarten. Adieu!" Mit einem raschen Gleiten ist sie aus der Hängematte und im BoSkett verschwunden. Er starrt ihr nach. „Mutter Buschkorn, hüte deinen Sohn, sonst wird er dir untreu", murmelt er in einer Art Galgenhumor, bc- trachtet nachdenklich seine ringgeschmückten Hände, streicht damit den Dchurrbart glatt und kehrt, leise vor sich hin pfeifend, durch das Gartenhäuschen auf eigenen Boden zurück. Frau Doktor Buschkorn aber schien ihn nur lässig zu hüten. Wenigstens kam er fortan täglich zu einem Plauder, stündchen in Tante Henglers Garten. Bisweilen war die Besitzerin dieses nützlichen Grundstück» dabet und freute sich der unbefangenen Neckerei der beiden, öfter aber saßen oder lagen sie dort allein. Denn neben die erste Hängematte hatte er in sinnreicher Weise eine zweite gestellt und fand, daß man trotz etlicher verbummelter Semester selbst nttt der Aussicht auf ein kleines Examen recht glücklich sein könne, wenn sich als Studiengenossin «ine Renate in der Nachbarmatte schaukle und man die Zerlegung des Lichtes an der Brechung der Iunisonnenstrahlen im Brillantringe der eigenen Hand experimentell studieren könne. Glänzender Schmuck war Erich» größte Schwäche. „Ich schäme mich deswegen nicht mal, ich glaube, ich könnte glitzernde Dinge stehlen, wie 'ne Elster", hatte er ge antwortet, al» seine neue Freundin ihm weibisch« Ettel- keit vvrwarf. Die aber liebte an ihm gerade die kind liche Sorglosigkeit» die jederzeit bereit war, einen Kehler einzugestehen, und so sehr oft sein Widerspruchsgeist ihren Zorn erregte» ebenso oft wurde er wieder ihr guter KtMyrnd. Kamerad — das war bas rechte Wort für sein Ver hältnis zu ihr. Nicht Freund, nicht Bruder — dafür be saßen sie jedes zu viel Hartnäckigkeit im Behaupten ge- faßter Ansichten. Mit Georg Bollhard traf sie kaum mehr als bet Tisch zusammen, uud sie fing an, sich an seine Art zu gewöhnen, verlangte von ihm keine Galanterie, wo selbst die schlich testen HöflichkcitSformen zu fehlen schienen. Dennoch ließ er es nicht ganz an Entgegenkommen — in seiner Art — mangeln. Wenige Tage nach ihrer Ankunft hatte sie das alte Pianino in Tante Friederikens Zimmer geöffnet und greulich verstimmt gefunden. Die Tante zuckte die Achseln. „Es ist mein Instrument. Er wollte es nicht mehr an rühren, nicht einmal mehr unten sehen damals — da ließ ich «s heraufschaffen." Damals! Wann und weshalb verschwieg Tante Frie derike, und Renate wollte für ihn nicht so viel Interesse zeigen, eine Krage zu tun. Zwei Tage später wurde sie durch die monotonen Klänge des Klavierstimmers überrascht. Gleichzeitig mit ihr be trat di« Tante das Zimmer, wo Stadtmusiku» Held mit dem Stimmschlüssel hantierte. „Hast du ihn bestellt. Renale?7 «Ich? — Keine Ahnung!" Wieder ein stilles Achselzucken der Tante. Nun das Instrument einmal in Stimmung war, konnte man eS ja auch benutzen, und Renate von Grieben wußte, daß sie keine Stümperin war. So setzte sie sich denn an demselben Abend vor das Klavier, blätterte in den vor- gefundenen Noten und wählte endlich die Beethovensche L ckur-Sonate. Da, mitten im Spiel, stört sie ein Knarren der Tür und sie hält inne. „Bitte, weiter Fräulein von Grieben! Ich habe nur eine Krage an Tante Friederike." Nach Erledigung dieser Kraae aber bleibt er noch fest sitzen, steif — wie ein Bauer, der seinen Eintritt in die Jahrmarktsbude bezahlt hat, denkt sie, als sie mit der Sonate z» Ende. „Bitte!" wiederholte er. „Die stören in keiner Weise." Nun gerade will sie ausspringen. Ein flehender Blick der Tante aber zwingt sie auf den kleinen Polsterstuhl zurück. So beginnt sie von Neuem. Diesmal die vckur- Variationen von Brahms, die ihr jedoch schlecht gelingen, so sehr empört sie da» Benehmen jene» Menschen in der Gophaeck«. und treibt die Sozialdemokratie dazu. So hetzt der „Vor wärts": „Eine furchtbare Empörung über verschiedene Mißstände hat die Bergarbeiterschaft erfaßt. Da» nutzlose Bitten um Gerechtigkeit, höhnische und brutale Behand lung, Gefährdung der wirtschaftlichen Existenz und der gleichen „Annehmlichkeiten" mehr, erzeugten denn auch verschiedentlich den Gedanken: — ohne Streik wird es Besserung nicht geben." Mit welchem Mangel an Objek tivität bet d«r Hetzerei verfahren wirb, zeigt u. a. der Um stand, daß man die Arbeiter auch in Bezrog auf ihre gegenwärtigen Lohnverhältnisse zur Unzufrieden heit aufzustacheln sucht, obwohl gerade im Kohlenbergbau die Löhne trotz de» starken Rückganges der Konjunktur nach 1900 sich nahezu auf der außergewöhnlichen Höhe ge- halten haben, die sie im Jahre 1900 erreicht hatten. Der „Vorwärts" will e» als einen schweren Bedruck der Berg leute hinstellen, daß der Jahresdurchschnitt des Tagesver dienstes von 4,13 ^tl auf 3,82 im Jahre 1902 herab- geangen war, b. h. um ganze 31 Pfg. oder 7ZH Prozent, während die Arbeitslöhne de» Jahres 1901 eine Steige rung von mehr als 40 Prozent gegenüber dem Stande am Anfänge der industriellen Hochkonjunktur aufwiesen. Daß von 1900 auf 1902 die Erträge deS Kohlenbergbaues zu rückgegangen sinr>, daß insbesondere auch der Kur» der Kohlenaktien einen beträchtlichen Sturz erfahren hat, daß also die Einnahme der Unternehmer und die Erträge des in die Unternehmungen gesteckten Kapitals in ganz un gleich höherem Maße gesunken sind, als die Arbeitslöhne, übergeht der „Vorwärts" natürlich mit Stillschweigen. Geradezu komisch aber muß es berühren, wenn das sozial- demokratische Blatt jetzt sogar über den Fortfall von Ueberschichten jammert, während in der sozial demokratischen Presse früher so eifrig gegen das Ver fahren von Ueberschichten angekämpft worden ist. Freilich verkennt daS sozialdemokratische Zentralorgan unter den gegenwärtigen ErwerbSverhältnifsen nicht das Gefährliche eines Streiks für die Bergarbeiterschaft, aber dennoch reizt seine aufhetzende Sprache zu einem solch verhängnisvollen Schritt. — Mit einem Gehen-Lassen oder einer völligen Nicht-Achtung der unter der Oberfläche sich ansammelndcn Gärung der Bergarbeiter-Bevölkerung darf aber diese Bewegung weder für die Regierung noch das Unter nehmertum abgetan sein. Einer Wiederholung der Ver hältnisse und Ereignisse vom Jahre 1889 kann nicht ruhig und gelassen entgegen gesehen werden. Wenn es sich fer ner bestätigen sollte, daß die Epidemie der Wurmkrankheit bereits über 50 000 Arbeiter ergriff, so mich die Regierung Maßregeln ergreifen, die über die Beschlüsse und Gutachten der Konferenz vom 6. April hinausgehcn. Kurz: das in -en Kohlenrevieren aufsteiaende Gewölk bedarf nicht nur der sorgsamsten Beobachtung,sondern vor allem energischer Versuche, um die zunehmende Spannung zwischen Arbeit gebern und -Nehmern auf friedlichem Wege zu lösen. Von Seiten einzelner Arbeitgeber sind hierzu entgegenkom mende Schritte getan, namentlich zur Bekämpfung der Wurmkrankheit-Epidemie. Auch vergüten einzelne Zechen den von dieser Seuche befallenen Arbeitern durch ihre Krankheit entstehenden Lobnausfall. — Diese Tatsache ge steht zwar der „Vorwärts" zu: aber dennoch hetzt er die gesamte Bergarbeiter-Bevölkerung des Ruhrreoiers in leidenschaftlichster Sprache auf! * Berlin, 9. August. (Sozialdemokratischer Terrorismus.) Auf die Freiheit im Zu- kunftSstaate wirft die folgende Mitteilung eines Mit gliedes des Bundes der Landwirte an die in Stuttgart er scheinende „Deutsche Reichspost" wieder einmal «in schar- „Gebct dem Kaiser, was des Kaisers ist." Die ,Föln. Volksztg." polemisiert gegen ein liberales Blatt, das bei aller Bewunderung der persönlichen Eigen schaften des gegenwärtigen Papstes doch die Besorgnis ausspricht, Pius X. könnte seine diplomatische Begabung dazu benützen, ein suprematives Papsttum über das Kaisertum herzustellen, jedenfalls sei die schwarze Gefahr für Deutschland nicht geringer als die rote. Voller Ent rüstung entgegnet das rheinische Zentrumsblatt: „Die Regierungskretse werden wohl noch inrmer der Ansicht sein, daß Rom, welches den Grundsatz lehrt: „Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist", Deutschland weit weniger gefährlich ist als die Sozialdemokratie, welche ihrem An hänge predigt, fort mit dem Kaiser und den Fürsten." — Es kommt nicht sowohl darauf an, was Rom lehrt, als wie es handelt. Als Heinrich IV. im Büßerhemde im Schloßhofe von Canossa stehen mußte, gab damals Rom Deutsches Reich. Berlin, S. August. Im Ruhrrevter bereiten sich anscheinend ernste Bewegungen unter der Berg arbeiter-Bevölkerung vor, welche die Aufmerksamkeit der Regierung im vollsten Maße erheischen. Unablässig schürt sation „Reformt" entgegen, daß nur ein Krieg zwischen >der Türket und Bulgarien die makedon i s ch e Frage lösen könnte, daß der gegenwärtige Zeit- punkt hierfür besonders günstig wäre und daß Bulgarien entschiedene Aussichten des Erfolges in einem solchen Kampfe haben würde. „Now Wck" erklärt zunächst, die Ausführungen der „Resormi". die Türkei wäre nicht im stände, mehr al» 800 000 „hungernde, barfüßige und de moralisierte" Soldaten ins Feld zu stellen» davon aber nur die Hälfte gegen Bulgarien, baß letzteres im Vorteil wäre, da es besseres Material hätte und auf di« Unterstützung der bulgarischen Bevölkerung in Makedonien rechnen könnte, als absurd und fährt dann folgendermaßen fort: Gesetzt den Fall, daß die Türkei tatsächlich blost 150 000 Mann gegen Bulgarien ins Feld stellen könnte, ist es dann wahr, daß Bulgarien in der Lage wäre, mit seinen 200 000 Bajonetten in den Krieg zu ziehen? Glaubt denn jemand, daß besonders nach Len letzten Ereignissen unsere west lichen Nachbarn indifferente Zuschauer unseres Ringens mit den Türken bleiben würden, da doch dieser Kampf die Aenderung der Lage in Makedonien zum Ziele hätte? Das Wenigste, was wir voraussctzen müssen, ist, daß ein Teil unserer Kräfte von serbischer Seite ge bunden würde: wir haben jedoch genügend Grund, auch etwas mehr zu befürchten. Elementare Vorsicht macht cs Bulgarien zur Pflicht, auch seine anderen Grenzen nicht ohne Aufsicht zu lassen, besonders wenn man nicht vorher eine freundschaftliche Vereinbarung mit dem Nachbar jenseits d«r Donau erzielen könnte. Bulgarien wäre somit in keinem Falle im staube, der 200 000—800 000 Mann starken türkischen Heeresmacht eine zu deren Be wältigung genügende Truppenanzahl entgegenzuwerfen. Aber selbst wenn Bulgarien wider Erwarten das KriegS- glück auf seiner Seite haben sollte, woher habe es die Garantie, daß es der Herr seines allfälligen Sieges sein und die Bedingungen des Friedens diktieren werde und daß es sich nicht im Gegenteil den Beschlüssen seiner Rivalen werde fügen müssen? „Unter solchen Umständen aber einen Krieg anzusachen. wäre ein Verbrechen an dem Varerlande." „New Wck" führt historische Tatsachen und die durch die internationalen Verträge von 1815, 1856 und 1878 erhärtete Praxis, sowie den FrtedenSschluß von Bukarest nach dem siegreichen Kriege mit Serbien im Jahre 1885—86 zum Beweise dessen an, daß Bulgarien selbst nach einem sehr glücklichen Feldzuge das Schicksal der Makedonier nicht allein entscheiden könnte, sondern sich bedingungslos dem europäischen Areopag respektive den Traktatmächten unterwerfen müßte. Bulgarien hätte vielleicht einige Aussicht, bet den Vertragsmächten seine Wünsche durchzusetzen, wenn es dasBertrauennnvdaS Wohl wollen dieser Mächte erworben hätte. „Wir haben", sagt das Blatt, „jedoch nichts, gar nichts in dieser Hinsicht getan oder besser gesagt, wir haben alles getan, um das Miß trauen und den Groll dieser Mächte herauszufordern." „Ist es bei solcher Sachlage", so schließt das Blatt seine Ausführungen, „kein Verdrecken, für die Störung des Friedens und für die Unternehmung eines höchst ge wagten und gefährlichen Krieges Stimmung zu machen?" „ Renate von Grieben. Roman von Hermann Birkenfeld. Nachdruck verboten. „Nichts als Schein, Herr Studiosus: aber vielleicht kann ich von Ihnen noch profitieren. Jedenfalls haben wir hier und da gemeinsame Interessen, und vor Ihrer Gymna- siastenbtldung in den exakten Wissenschaften — das nehmen Sie mir nicht übel — habe ich nicht so tiefen Respekt, daß ich ein Zusammenarbeiten mit Ihnen für undenkbar hielte." Er kraut sich verdrießlich hinter den Ohren. „Was ich auf der Schule lernte, übergehe ich am liebsten mit Schweigen." Dann sagt er, froh, aus ein anderes Thema übergehen zu können: „Auf meine erste Frage schulden Sie mir noch die Antwort." „Ich schulde Ihnen nichts." „Verzeihung dann! Ich — bitte." Sie sieht ihn ein paar Sekunden sinnend an. „Sie erwarten von mir Glossen über Ihre klein städtische Gesellschaft." „Nur «ine Meinungsäußerung. Gerade von Ihnen würde sie mich jetzt interessieren." „Warum gerade von mir?" „Weil Sie mehr gelernt und sicherlich viel mehr gesehen haben als die jungen Damen hier." „DaS bischen Schulweisheit." „Und Lebenserfahrung." „Kür die komme ich mir, gottlob, noch viel zu jung vor." „Au!" machte Erich Buschkorn. „Schon wieder ver» schnappt." „Sie haben beut« kein Glück! Wo wir waren, will ich Ihnen aber doch verraten: Zuerst bei Frau Senator Schmitten —" „Nebst Tochter Leonore. Weiter!" „Dann bei Pastor Frodags. bet Bürgermeisters und bei Kaufmann «ltkamv. — VoiUi tont." „Kür eine Stunde genügt da». Und welche der jungen Damen gefiel Ihnen am besten? Leonore Schmitten, he?" „Nein. Biel eher die kleine Justine Krydag." „Ein herzlich unbedeutende» W«s«n", sagt er gleich, gültig, ein AslVSB VackststH -^2 dem Kaiser, wa» des Kaisers war? Und wie vielen Kaisern hat nicht Rom durch die Aufstellung von Gegen« kaisern, — heute würde man dies die Anstiftung von Revolution nennen —, bas Leben sauer gemacht! Wir brauchen aber nicht bis zum Mittelalter -urückzugehen. Der Namensvorgänger des gegenwärtigen Papstes schrieb an den Namensvorgänger und Großvater deS gegen wärtigen deutschen Kaiser» einen Brief, in dem es hieß: „Jeder, der die Taufe empfangen hat,'gehört in irgend einer Beziehung und auf irgend eine Weise, welche hier näher barzulegen nicht der Ort ist, gehört, sage ich, dem Papste an." Der Papst maßte sich also an, den deutschen Kaiser in gewisser Weise als seinen Untertan zu prokla mieren. Vielleicht meint freilich Rom und mit ihm di« „Köln. Volksztg." baß mit diesem Hörigkeit-Verhältnis gegenüber dem Papste dem Kaiser gegeben wirb, wa» de» Kaiser» ist. Nun braucht man ja diesen Ausspruch deS Papsttum» so lange nicht tragisch zu nehmen, als e» nicht die Macht besitzt, ihn zu verwirklichen: aber an dem besten Willen Roms in dieser Beziehung ist kein Zweifel erlaubt. Amtsblatt des Äöniglichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Rates und des Nolizeiamtes -er Ltadt Leipzig. Anzeigen «Preis die Sgespaitene Petitzeile LS H» Reklamen unter dem N«dakttoa»stAch s4g»spalleu) 7» vor den yamütenuach» richte« (»gespalten) 50 Tabellarischer and Kiffernsa» entsprechend höher. — Gebübren für Nachweisungen nnd Offrrtrnannohme »5 H («xcl. Porto). Politische Tagesschau. * Leipii», 10. August. Die nächste» Ziele der »ozialresorm. Die „Natlib. Korresp." schreibt: Von derselben Seite, von der früher der heftigste Widerstand gegen die prak- tische Sozialreform geleistet worben ist, weil sie einen Eingriff in das freie Spiel der wirtschaftlichen Kräfte be deute, wird jetzt darauf Bezug genommen, daß sich im Kopfe des ersten deutschen Reichskanzlers Wesen und Ziel der Arbeiterversicherung ursprünglich anders malten, als sich zunächst durchsetzen ließ. Diese Tatsache kann durch aus nicht befremden. Es war ein besonderes Verdienst des ersten Kanzlers, baß er, wenn er ein Ziel ins Auge gefaßt hatte, selbst mit der schmälsten Basis vorlieb nahm, wenn er ander» die Zustimmung der gesetzgebenden Faktoren zu diesem Ziele vorläufig nicht erlangen konnte. Da» nächste größere Ziel der Sozialreform ist, wie be- kannt, die Witwen» und Waisenversicherung der Arbeiter; das wettere dann aber die Versicherung gegen unverschuldete Arbeitslosigkeit; das Bedürfnis dafür ist durch die zahlreichen, aber meist ver« geblichen Anstrengungen der Arbeiter, sich gegen diese Folgen der modernen Produktionsweise durch Urtter« stützungSkassen zu schützen, bereits ausreichend dargeian. Auch Fürst Bismarck lntt dies anerkannt: er erklärte am 9. Mai 1884 im Reichstage: „Geben Sie dem Arbeiter das Recht auf Arbeit, so lange er gesund ist; sichern Sie ihm Pflege, wenn er krank ist; sichern Sie ihm Versorgung, wenn er alt ist." — Nicht minder wichtig, al» die Kranken- Unfall, und Jnvalibitätsvevsicherung ist für den Arbeiter, so lange er gesund ist, auch Arbeit zu finden und nicht erst durch Entbehrungen verdienstloser Zeiten vorzeitig krank und invalid zu werden. Die unverschuldete Ar beitslosigkeit läßt nicht etwa jede Reformtätigkeit ausge schlossen erscheinen. Die Sache ist allerdings nicht von heute auf morgen zu machen. Vor allen Dingen müssen auch zunächst die Grenzen eines geregelten Arbeitsnach weises gesucht und gefunden werden. Die erforderlichen Mittel hätten bann Unternehmer und Arbeiter zu gleichen Teilen auf-mbringen, entsprechend ihrem beiderseitigen Interesse. Die Lasten würden sich durch zweckentsprechende Begrenzung der Unterstützung und durch periodische gulterung der Unterstützungsbestimmungen für jedes werbe in angemessenen Grenzen halten lassen. BezugS-PreiS I» der Hcmptrrpedittoa oder deren A«sgabo. ßvll« »bgeholt: vterteliöchrltch ^4 , bet zweimaliger täglicher Zukelluna in» Hau» S.7L Durch die Post bezogen für Deutsch. stmL «. Oesterreich vierteljährlich ^l 4.60, ür di» llbrigeu Länder lau» H«itu»g»prei»list»
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