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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 18.01.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190501185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19050118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19050118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-01
- Tag1905-01-18
- Monat1905-01
- Jahr1905
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 18.01.1905
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mit welchem sich eine für den Austausch nötige Genauig keit nicht erzielen ließ. Ter moderne Präzisionsmaschinenbau hat daher die Herstellung sorgfältiger Meßwerkzeuge zu einer besonde ren Wissenschaft erhoben und hat für die Herstellung ge nauer Maschinenteile ein System zuverlässiger Maßlehren aufgestellt, welche den weitgehenden Anforderungen ge nügen. Es würde an dieser Stelle zu »seit gehen, woll ten wir alle Einzelheiten dieser Tecknik auch nur streifen. Indessen werde ein einzelnes Beispiel, nämlich die Her- stellung einer genauen zylindrischen Bohrung, heraus- gegrisfen. Es werde verlangt, daß diese Bohrung auf 1 Tausendstel Millimeter! genau sei. Mit dem alten Taster sind derartige Genauigkeiten natürlich nicht festzustellen, denn der 1000. Teil eines Millimeters ist eine außer ordentlich geringe Größe. Trotzdem macht er sich bei passender Lehre sehr fühlbar. Ter moderne Maschinenbau nimmt einen Metalldorn, der an verschiedenen Stellen verschiedene Durchmesser zeigt. Beispielsweise weist der vordere Teil des Dornes auf 1 Zentimeter Länge einen Durchmesser auf, der um 2 Tausendstel Millimeter! kleiner ist als der gewünschte der.fiSohrung. Dann! folgt eine bpecke, die Um 1 Tausendstel Millimeter kleiner ist, dann «ine solche, die genau im Durchmesser entspricht, dann eine solche, die um 1 Tau- sendstelMillimeter zu groß ist. Schiebt man nun die her gestellte Bohrung über diesen Dorn und nimmt man ein mal an, daß sie wirklich vollkommen genau die gewünschte Größe hat, so muß sie sich auf dem vordersten Teil des Dornes spielend leicht drehen. Auf der zweiten Abteilung des Dornes muß sie noch mit mäßiger Hemmung rutschen, lieber die dritte Abteilung muß sie sich mit recht fühl barem Widerstande überschieben lassen, und um die Boh rung über die vierte Abteilung, welche 1 Tausendstel Milli meter zu groß ist, zu schieben, wird es bereits eines Druckes von mehreren 100 ja 1000 Pfund bedürfen. Wir sehen also, wie hier die verschwindend geringe Größe eines Tausendstel Millimeters bei Verwendung einer« solchen Tornlchre außnlordentlich viel ausmacht, und wie dabei die für das Ueberschieben notwendige Kraft plötzlich von Null auf Hundert Pfund steigen kann. Es liegt auf der Hand, daß bei derartig empfindlichen Lehren, welche der moderne Präzisionsmaschinenbau nun für alle nur denkbaren Maschinenteile geschaffen hat, in den fabrik mäßig hergcstellten Maschinenteilen ohne weiteres eine früher nie geahnte Genauigkeit erreicht wird. Die Fol gen davon sind für die deutsche Industrie außerordentlich segensreich gewesen und haben ihr insbesondere nach dem Auslande, nach den amerikanischen und englischen Kolo nien bedeutenden Absatz verschafft. chen, mit Waffengewalt die Herrschaft über die Länder >es Mittelmeeres zu gewinnen, ist nicht in Erfüllung gegangen, aber die neue deutsche Handelsflotte hat in rtedlichem Wettbewerb der deutschen Flagge im ganzen Mittelmeer eine achtunggebietende Stellung errungen. . Aus aller Welt. Christi ania: Bei ReSbalen, nördlich von Borgen, stürzte am Sonntag abend plötzlich ein Teil der das Ufer ;ildenden Felswand in den Lönvandsee. Tie dadurch her vorgerufene 20 Fuß hohe Welle riß die in der Nähe bc- indlichen Häuser und Menschen mit sich fort. 59 Per- onen find umgekommen; bis gestern sind 4 Leichen ge borgen worden. Ter herrschende starke Sturm hinderte daran, daß aus den anderen am See liegenden Ortschaften Hülfe gebracht werden konnte. „Bergens Tidende" meldet ferner noch, daß die große Flutwelle noch drei Höfe von Nesdalen mit fortriß, wobei etwa 60 Menschen verletzt wurden. Zahlreiches Vieh ist umgekommcn. — Mainz: Ter Aütomobilfabrikant Opel ist mit einem Automobil gestern nachmittag auf der Straße zwischen Pischoffsheim und Gustavsburg gegen eine Tclegraphenstange gefahren. Tie Insassen flogen heraus. Ter Chauffeur erlitt lebens gefährliche Verletzungen und mußte nach Mainz ins Spi tal gebracht werden, wo sofort eine Operation vorge nommen wurde. Opel ist geringfügig verletzt. — Mün chen: Ein Soldat des Jnsanterie-Leibregiments wollte kurz vor einem Akkumulatorcnwagen über die Straße springen, stolperte aber über die vorstehende Kuppelungs stange, fiel zu Boden und wurde überfahren. Tödlich verletzt brachte man ihn ins Lazarett. — Nürnberg: Ein Feuer in dem Transsormatorenvochraum der Schuckertschen Fabrik zerstörte nahezu das genannte Ge bäude. Es brannten 6000 Liter Mineralöl. Ter Schaden, den das Feuer angerichtet, beläuft sich auf über 80000 Mark. Tie Ausdehnung des Brandes auf die iibrigen Fabrikräume wurde verhindert. — Gijon: 5 Matrosen des deutsch?» Dampfers „Ajax" stürzten, als sie vom Land an Bord zurückkehrten, ins Meer und ertranken. — Wien: Bei der Entgleisung des Brünner Schnellzuges auf der Strecke Bernhardtal-Hohenau, die infolge Schienenbruchs erfolgte, sind sechs Reisende schwer und 17 leicht ver letzt worden. Hilfszüge sind nach der Unfallstätte abge gangen. — Schwerin i. Mecklb.: Im Tachstockwerk des Nordflügels des hiesigen Bahnhofsgebäudes brach gestern früh Feuer aus. Tie dortliegenden Stuben brannten völlig aus. Ter Feuerwehr gelang es, die unteren Stock- Die deutsche Flagge im Mittelmeer. tt. Auf den deutschen Reisenden, der in einen der großen Handelsplätze des Mittelmeers kommt, macht nächst der bezaubernden Schönheit der sonnigen, meerumspül ten Gestade die überraschend großartige Vertretung der deutschen Flagge unter den im Hafen verkehrenden Schiffen den tiefsten und nachhaltigsten Eindruck. Wer im Hafen von Genua, etwa vom Leuchtturm aus, das unvergleichlich herrliche Panorama betrachtet, und unter den zahlreichen Dampfern, die den Hafen beleben, die Gruppe der statt lichsten und schmucksten heraussucht, entdeckt bei näherem Zusehen zu seiner freudigen Ueberraschung, daß es deutsche Tampser sind. Auch im Hafen von Neapel ragen aus allen Schiffen der Welt, die hier anlegen, die deutschen durch ihre Größe und Anzahl hervor. Dom Eingang ins Miltelmeer, von Gibraltar an Lis zu den Lrienthäfen, bis Perl Said und Konstantinopel, sieht der Deutsche mit Stolz seine Flagge von zahlreichen stattlichen Schif fen wehen. Alle großen deutschen Reedereien lassen durch ihre Schiffe Mittelmeerhäfen anlaufen, der Norddeutsche Lloyd, die Hamburg - Amerika - Linie, die Hansa, die Deutsche Levante-Linie, die Ostafrika-Linic und noch manche andere. Voran steht der Norddeutsche Lloyd, sowohl was die Größe der Dampfer als die Bedeutung der Linien für den inter nationalen Reise- und Frachtve.rkehr betrifft. Ter größte Handclsdampfer, der durch das Mittelmeer in den fernen Osten fährt, ist der „Große Kurfürst" dieser Gesellschaft, dem sich noch mehrere Schwesterschiffe ebenbürdig an schließen. Vier reguläre Linien des Lloyd berühren Mit- telmecrhäfcn: Tie Dampfer seiner ostasiatischen Neichs- postdampserlinie laufen in vierzchntägigem Dienst sowohl ausgehend als cinkommend Gibraltar, Genua, Neapel und Port Said an, die seiner australischen Reichspostdampfer linie in drcichwöchentlichem Dienst ausgehend lind ein- lommend Genua, Neapel und Port Said. Ferner hat der Lloyd zwischen Marseille, Neapel und Alexandrien einen wöchentlichen Tampserverkehr und endlich eine Schncll- dampferlinie Newyork—Genua, deren Dampfer Gibral tar, Neapel und Genua, ausnahmsweise auch Algier, an laufen. Daneben besuchen auch einzelne seiner Dampfer auf Sonderfahrten die Häfen des Mittelmeercs. Bekannt sind die drei Reisen, welche im Frühjahr 1904 die „Maria Therisia" nach allen schönen Punkten des Mittelmccres bis nach Palästina und Konstantinopel hin machte. Ter „Große Kurfürst" brachte im März 1904 eine größere amerikanische Reisegesellschaft nach den interessantesten Plätzen des Orients. Und erst vor wenigen Monaten hat eine große deutsche Gesellschaft den Lloyddampfer „Schles wig" gechartert, um eine Exkursion nach den Knnststätien i Griechenlands, Kleinasiens und Siciliens auszuführcn. Zn allen Häfen wird die Lloydflagge von den Deutschen mit freudigem Stolz begrüßt, denn sie weht von Dampfern herab, die aus denen-der anderen seefahrenden Naiionen ^imponierend herausrageu. Ter alte Traum der Deut werke vor dem Feuer zu sichern. Ter Wartesaal 1. und 2. Klasse wurde durch Wasser sehr beschädigt. Tie Ent stehungsursache des Brandes ist nicht bekannt. — K o Pen- Hagen: In Herrrösand in Nordschweden hat der Hofbe sitzer Siölund in einem Anfall von Geistesstörung seine Frau, seine Tochter und seinen Bruder ermordet und dann sich selbst entleibt. Vermischte». Berlin eine billige Stadt. Taß die Lebens mittel in Berlin verhältnismäßig billig sind, zeigt wie der die Festsetzung des niedrigen Beköstigungsgeldes durch das Kriegsministerium, die nach genauen Ermittelungen über die Marktpreise erfolgt. Ter Satz beträgt in Ber lin im kommenden HalbjahU 33 Pfg. für Gemeine. Nur einige kleine Standorte im Osten der Monarchie haben niedrigere Sätze. Alle andern Standorte der deutschen Armeekorps, abgesehen von Bayern, haben zum verschwin denden Teil gleich hohe, meist aber weit höhere Sätze als Berlin. Schon die Berliner Vororte sind erheblich teurer. Besonders hoch sind die Sätze im Westen, vor allem in Lothringen. Tie höchsten Sätze haben Helgoland mit 40 und die Burg Hohenzollern mit 42 "Pf. Tie ganze Ver gleichung zeigt, daß ein ausgebildeter Markt die Preise erniedrigt. * Sächsische Volkswörter. „Bis doch »ich so artlich (ordlich)!" ruft man im sächsischen Nieder- und Oberlande einem zu, der sich sonderbar benimmt. „Hab Dich doch nicht so!" „Sei doch nicht komisch!" würde der Städter dafür sagen, vielleicht auch „Sei kein Frosch !" Tie Bildung artlich ist nicht schriftdeutsch, eigenartig wäre das entsprechende schriftdeutsche Wort, während das ein fache artig in der Mundart kaum vorkommt, höchstens das Gegenteil unartig uortchc Allerdings verwendet das Erzgebirgische die Silbe lich mehrfach an Stelle der Silbe ig, zum Beispiel zeitlich für zeitig (zeitlch uff- stiehn), w iverwart stch für widerwärtig. Für artlich kann aber diese Vertauschung nicht angenommen werden, würde doch das Wort die Bedeutung, unartig so ziemlich in iHv Gegenteil verkehren. In Rochlitz hat allerdings artlich die Bedeutung artig. Daß ein und dasselbe Wort gegensätzliche Bedeutungen in sich vereinigen kann, be weist gedcesche oder.'gedusche. Meist wird es in dem Sinne von niedergeschlagen, still, kleinlaut, demütig, fügsam, geknickt (besonders nach einer Älbkanzelung) ge braucht; auch ein Pferd kann man gedcesche machen, das heißt bändigen. Man leitet das Wort von dem mittel hochdeutschen daesic ----- stille, in sich gekehrt, aber auch: dumm, albern ab. Letztere Bedeutung lebt in der Form dösig, cs ist daher zweifelhaft, wie daesic noch eine zweite Form gedcesche entwickeln konnte. Nun wird für dieses Wort von kundiger Seite aus Dresden auch die Bedeutung lustig, vergnügt, sowie flink und freundlich, verzeichnet, die sich weder mit der zuerst angegebenen, »och mit denen von daesic vereinigen läßt. Do hat man ' denn eine andere Erklärung gesucht, und zwar mit Hilfe des — Hanswurst, genauer der französischen Bezeichnung »es Hanswurst Jean Pvtage (eigentlich Hans Supp). Liese tehende und beliebte Figur der alten Komödie wurde bei uns, zum Beispiel in Leipzig, als Schampetesche eine Ver körperung nicht nur lustigen Uebermutes, sondern auch schmiegsamen, höflichen und kleinlauten Wesens — sehr ost ging es ja auch dem Hanswurst traurig, wenn er auch immer wieder in alter Lustigkeit emporschpellte wie ein Stehäffchen (das ist Stehauf) aus Holundermark. Unter Weglassung des ersten Namens Scham für Iran >ätte sich dann gedeeschc ergeben. Diese Erklärung läßt sch ja leicht anzweifeln; wie nahe aber Ernst und Scherz sich berühren, zeigt der Umstand, daß in Großenhain vor einein Menschenalter der Leichenbitter, der mit schwar zem Stab vor einem Leichenzug einherschritt, nachdem er zuvor den Todesfall bei Verwandten und Bekannten an gesägt hatte, den Namen Scchserhanssworscht führte. Zuschriften erbeten an den Ausschuß zur Sammlung ächsischer VolkSwürter, Tresden-A., Breite Straße 7,1.) Hans- und Landwirtschaftliches. * Eine neue Wallnußart, die Royalnuß, wird n der neuesten Nummer des praktischen Ratgebers emp- ohlen. Sie ist in Amerika aus einer Kreuzung der ameri kanischen Schwarzwallnuß und der Kalifornischen Nuß gezüchtet Wochen und ist der Bäum nach dem Bilde, das »er praktische Ratgeber davon bringt, sehr stattlich und chön. — Tie betreffende Nummer des praktischen Rat gebers ist kostenfrei zu beziehen durch das Geschäftsanrt »es praktischen Ratgebers in Frankfurt a. O. Literarische». * Mit dem 1. Januar d. I. ist das „Korresps'n- denzblatt", die amtliche Zeitschrift des König!. Steno graphischen Instituts zu Dresden, in den 50. Jahrgang eingetreten. Aus diesem Anlasse hat die Redaktion eine Festnummer herausgegeben, deren äußere Ausstattung von dem Verlag B. G. Teubner in Dresden und Leipzig in sehr geschmackvoller und entsprechender Form ausgeführt worden ist. Als Beigabe dieser Jubiläumsnummer ist eine getreue Nachbildung der ersten Seite von Nummer 1 der Zeitschrift des Jahres 1856 hinzugefügt worden. Hin sichtlich des reichen Inhalts der vorliegenden' Numiner ist zu bemerken, daß die Aufsätze des Korrespondenz blattes nicht etwa nur für einen kleinen Kreis von Ge- lehrten bestimmt sind oder besondere eingehende Fach studien voraussetzen, sondern daß sie leicht verständlich geschrieben für jeden gebildeten Kenner der Stenographie^ Interesse haben. Tie Beiblätter „Echo" und „Steno graphische Lesebibliothek" bieten in ausgiebigen: Maße Unterhaltung und Belehrung und eignen sich besonders als Hilfsmittel beim Unterricht oder zur Fortbildung für die Hand des Schülers oder der Vereinsmitglieder. Allen Stcnographiekündigen kann das Abonnement des „Kiorrc- spondenzblatt" und seiner Beiblätter empfohlen werden. Gixgesatwt. Theater. Am Freitag den 20. Januar findet das Gast» spiel des Herzog!. Hofschauspielers Rudolf Portal aus Altenburg statt. Wir bringen hier noch einige Auszüge aus Zeitungen, die wir zur besseren Charakterisierung des Künstlers veröffentlichen. Altenburger Zeitung: „Ueber unsere Kraf t." Herr Portal spielte die Rolle des Pfarrer Sang. Es war die wahrhafte Verkörperung deS sich durch nichts erschüttern lastenden Glaubenshelden. In schlichter Größe und edler Einfachheit, dabei doch die heldenhafte Männlichkeit nicht außer Acht lassend, führte Herr Portal seine Nolle durch. Seine Sprache klang so warm und innig und besonders so wahr, daß mir fiihllen, diese Rolle wurde mit Seele gespielt. DaS Erhabene kam bei den Worten: „Ich soll es allein vollbringen" zum kräftigen und festen Ausdruck; mit einer gewissen Schwungkraft und Spannung, die die Seele aus dem Ge wöhnlichen zu einem Besonderen führt, waren seine Abschiedswortr im ersten Akt gesprochen. Alt. Landeszeitung: Die Ehre. Die Hauptrolle lag in den Händen des Herrn Hofschauspielcrs Portal. Gleichzeitig hatte er auch die Regie übernommen, die zeigte, daß der Leiter des Stückes mit großem Verständnis das Werk durchdacht hatte. Das Zusammenspiel, bei den» man gewissermaßen hen: Regisseur auf die Finger sicht, klappte vorzüglich. Erwähnenswert ist hier be sonders der 3. und Schluß des 4. Aktes. Was das Spiel des Herrn Portal selbst betrifft — er spielte den Robert — so können ivir nur lobend darüber berichten. Er hatte sich in seine Rolle vertieft, und brachte dieselbe lebenswahr zur Darstellung. Er ver steht, was der Dichter meint und will, und so hebt er den Kern der Dichtung. Was man bei vielen Schauspielern so oft vermißt, die Nocheinmalgcstaltung des vom Dichter Geschaffenen, Herr Portal weiß es zu bringen. Es ist dies die höchste Anerkennung, die man zollen kann, und Herr Portal hat dieselbe verdient. Wurzener Tageblatt: Gestern wurde uns im hiesigen Victoria-Theater eine besonders gute Aufführung der „Ehr e" ge boten. Herr Hofschauspieler Portal, den wir schon in Sudermanns „ES lebe daS Leben" als bedeutenden Künstler kennen ge lernt haben, gastierte als „Robert Heinccke" und hatte in dieser Nolle einen Erfolg, wie wir ihn größer nicht kennen gelernt haben. Landeszeitung: ... Die Aufführung muß als eine sehr wohlgelungcne bezeichnet werden; es gelangte Sudermanns- neuestes Schauspiel zur Aufführung: „Es lebe das Lebe n". Der 3. Akt namentlich, der Höhepunkt des Dramas, wurde groß artig gespielt. Der Beifall wollte nicht enden, immer und immer wieder mußte sich der Vorhang heben, damit die Inhaber der Hauptrollen den Tribut des Dankes entgegen nehmen sollten. Die Nolle des Grafen Kellinghausen lag in den Händen des Herrn Rudolf Portal. Er gab eine klare scharfgezeichnete Charakteristik von diesem vornehmen, edel angelegten Mann. Wie erschütternd wirkte der Ausbruch seines gewaltigen Zornes im 3. Akt! Man glaubte nicht Schein, sondern Wirklichkeit vor sich zu haben, es war in der Tat eine vollendete Leistung . . ." Es steht uns also ein hochinteressantes Gastspiel bevor; hoffentlich unterstützt das hiesige kunstsinnige Publikum die Bc- muhungcn der rührigen Direktion, nur Nutes"zu bringen, durch recht zahlreichen Besuch. Die Wahl des Stückes ist eine äußerst günstige. Zur Aufführung gelangt: „Flachsmanu als Erzieher". Herr Portal spielt den Schulrat Prell und zählt diese Rolle mit zu seinen besten.
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