01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.11.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-11-22
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19021122010
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- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-11
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2. MW z.8chMTMblatt M AHM K. M, ZomM, N. Nmember IM. MM-AWde.) VoikshochschulvortrSge. Prof. vr.». Witkowski: Das deutsche Droma des 19.Jahr hunderts tu seinen Hauptvertretern. VI. Zu Beginn der achtziger Jahre schien das absterbende Drama höheren Stils zu neuem Leben zu erwachen. Die Werke der Klassiker wurden nach dem Beispiel der Meininger mit größerer Sorgfalt und höherem Erfolg als zuvor gegeben, und in Ernst von Wildenbruch erstand ein neuer Dra matiker, der noch einmal mit den alten Mitteln des historischen DramaS seinen ersten Dichtungen allseitigen Beifall errang. Seit 188t erschienen von ihm in schneller Folge auf allen größeren Bühnen die „Karolinger", „Harold", der „Mennonit", „Christoph Marlow", „DaS neue Gebot" und eine Reihe andrer Werke, alle ausgezeichnet durch feuriges Temperament, echtes leidenschaftliches Gefühl, reiche Hand lung, aber ohne beherrschenden künstlerischen Verstand und ohne tiefere Charakteristik. Die Hoffnung, daß Wilden bruch diese Mängel seiner großen Begabung später auS- gleichen würde, hat sich nicht erfüllt, und seine Historien an der brandenburgisch-preußischen Geschichte, die mit den „Quitzows" begannen, habe» nur die neue Zutat realistisch derber Bolksscenen gezeigt, die auch in dem Dvppeldrama „Heinrich und Heinrichs Geschlecht" nicht fehlten und in der „Haubenlerche" das einzige in der Gegenwart spielende Drama de- Dichters ganz beherrschten. Es zeigte sich darin der Einfluß der neuen Richtung, die seit den achtziger Jahren der alten Kunst gegenübertrat. Die Abneigung gegen die alte Heroen- und Schönheitswelt, der Einfluß des Materialismus, des Glaubens an die un bedingte Geltung der Naturgesetze auf allen Gebieten, die Sehn sucht nach einem engeren Verhältnis von Kunst und Leben führte zunächst zur genauen Erfassung der äußern Erscheinungen im Naturalismus. Die Romane ZolaS mit ihrer An wendung der Naturgesetze auf die Dichtung, ihrem Pessimis mus und ihrer Bevorzugung des Häßlichen, Unbedeutenden, Niedrigen gaben daS erste Vorbild, vonIbsen wurden nicht seine große ethische Tendenz, seine Innerlichkeit und feine psychologische Kunst, sondern nur die äußere Technik der Zustandsschilderung entlehnt, von den Russen Tolstoj und Dostojewsky lernten die deutschen Nachahmer die Schilderung des Prvle- tarierelenbS und krankhafter, nervös überreizter Naturen. Indessen hat der Naturalismus auf der deutschen Bühne nur ein kurzes und sehr beschränktes Dasein geführt, nachdem 1889 die Berliner Freie Bühne ihn zuerst bei unS eingeführt hatte. Den Haupterfolg schöpfte der kluge, zwischen Altem und Neuem geschickt lavierende Hermann Sudermann ab, der in seiner „Ehre" (1890) Aeußerlichkeiten naturalistischer Art mit dem alten bürgerlichen Schauspiel so zu verbinden wußte, daß er das große Publikum für sich gewann. Mit wirkungsvollen, aber innerlich schwachen Theaterstücken, wie „Heimat", „Glück im Winkel", „Es lebe daS Leben" wechseln dann bei ihm tüchtigere, von der Rücksicht auf den äußern Erfolg weniger abhängige Dichtungen („Sodomö Ende", „Schmetterlingsschlacht", „Fritzchen", „JobanniSfeuer"). Neben ihm sind als Hauptvertretcr dieser mittleren Richtung zu nennen: Halbe, Dreyer, Schnitzler, Hartleben. Konseauente Naturalisten waren nur Bahr, Holz und Schlaf, Hirschfeld und vor allem Gerhart Hauptmann in seinem ersten Drama „Vor Sonnenaufgang". Hier war alles in den Dienst der getreuen Wiedergabe des wirklichen Lebens mit aller seiner Häßlichkeit gestellt, und die Bewährung der Natur gesetze war daS Ziel des Dichters, den jedoch schon eine ent zückendere LledeSscene auch über diese kleinliche Nüchternheit hinausschwang. Das „FriedenSfest" zeigte ihn dann in den Äabnen Ibsens, am Schluffe einen Ausblick in die Welt des hoffenden Optimismus gewährend, „Die Weber" und „Florian Geyer" brachten die Masse als Helden auf die Bühne, „College Crampton" und der „Biberpelz" waren gut beobachtete humoristische Kleinmalereien. In „HanneleS Himmelfahrt" vollzog sich sichtbar der Uebergang in die Welt des Scheins aus der niedrigen und widrigen Wirklichkeit, und mit der größten Freude wurde es begrüßt, al» der Dichter in dem Märchendrama „Die versunkene Glocke" sich ganz auf die Seite romantischer Stimmungs dichtung hinüberneigte, obwohl gerade diese Dichtung von mannigfachen Unklarheiten und anderen Mängeln nicht frei war. Der „Fuhrmann Henschel" zeigte ihn da gegen im Besitze einer früher nie bewährten Technik, die die Zeichnung deS Zuständlichen mit einer konsequent ge führten Handlung zu verbinden wußte, und in „Michael Kramer" eröffnet er den Ausblick in eine neue Kunst höchster Verinnerlichung, die alle äußeren Vorgänge zu Gunsten des Seelenlebens zurücktreten läßt. Verinnerlichung ist auch das Streben der beiden andern ,reuen Richtungen, die den Naturalismus abgelöst haben, des Symbolismus und der Neuromantik. Mit einem schnellen Blick auf ihre Vertreter schloß der Vortrag, der letzte dieser Reihe. Das Publikum war bis zum Schluß mit großer Aufmerksamkeit den Darlegungen gefolgt und spendete dem Redner reichen Beifall. Prlvatdvzcnt Di-. Perthes: Die Fort schritte der Chirurgie im neunzehnten Jahr h nnde r t. II. Die Wuudiufektionskrankheiten und das Prinzip -er aseptischen Wundbehandlung. (Gehalten am -'0. November.) Die Ausbildung des Systems der chirurgischen Hülss- vuttel zur Verhütung der Wundittfektionskrcttrkheitett ging aus von den Entdeckungen über das Wesen der G ä r ung und Fäulnis. Seit den Anfängen menschlicher Kultur wird die Gährnng praktisch verwertet, bei der Weinbcreitnng, der Bierbrauerei, beim Brotbackeu. Aber erst Schwann entdeckte IM, dast die Hefe, welche die Gärung veranlaßt, ans lebenden Pslanzenzellcn, Spurs pilzen, besteht nnd erklärte sv die bis dahin Unverstand liche Tatsache, daß die Hefe sich vis aufs vielfache ver mehren kann. P a st e u r wies nach, daß anch beim Weiu bestimmte Hefearten, welche mit und ans den Weintrauben wachsen, die Ursache der Gärung des Mostes sind. Als Ursache anderer „scrmentativer" Prozesse, wie das Sauer werden der Milch uikd der Fäulnis lehrte er bestimmte niederste Lebewesen, Spaltpilze oder Bakterien kennen. Die Konserviernng von Nahrungsmitteln durch Kochen, «Milch, Konserven), durch chemische Mittel (Salienlsänre, Räuchern) oder durch Cis ist nichts anderes als eine Ab lösung dieser Keime oder Hemmung ihrer Entwickelung. Nachdem bei der Milzbrandseuche der Haustiere Pollender und Davaine bestimmte Bazillen im Blute ge sunden (1861), ivics R o b e r t K o ch durch die Ausbildung der bakteriologischen UntersuchungSmethodeu ihre ursäch liche Bedeutung nach. Die weitere Anwendung dieser Methoden auf die Wundinfekttonskrankhetten, welche bis dahin die Erfolge von Operationen fast in der Mehrzahl der Fälle vereitelt hatten, lehrte auch deren Erreger in be stimmten Bakterien kennen, so insbesondere die Kugel bakterien der Wundrose und der Eiterung, die in der Gartenerde hausenden Bazillen des Wundstarrkrampfes. Durch Vernichtung der Keime mit Hülfe der Carbol säure begründete Lister 1807 eine neue Epoche der Chirurgie. An die Stelle der ursprünglichen Anschauung, die die gefährlichen Keime vor allem in der Luft suchte und bekämpfte, trat bald die Erkenntnis, daß es darauf an kommt, alle Gegenstände, welche mit der Wunde in direkte Berührung kommen, keimfrei zu machen. An Stelle der Carbolsäure kamen zu diesem Zwecke vor allem physikalische Mittel in Gebrauch. So werden denn nach dem Prinzip der Asepsis in der Chirurgie die Instrumente durch Kochen, die Verbandstoffe durch strömenden Wasserdampf, die Hände des Operateurs durch peinliche Säuberung und chemische Mittel sterilisiert. Als Erfolg der Asepsis sind einzelne Wundinfektions krankheiten, wie der Hospitalbrand, ganz ausgestorben, andere, wie die Wundrose, kommen nur nach zufälligen Verletzungen, nicht mehr nach Operationen vor. Früher unmögliche Operationen, z. B. in der Bauchhöhle, sind möglich geworden, die Dauer der Heilung von Wunden ist verkürzt, die Verantwortung des Arztes aber, der jetzt in vielen — nicht in allen — Fällen für die Heilung garantieren kann, ist erheblich gesteigert. Für -en Nichtmediziner ergibt sich die Regel, frische Wunden nicht zu berühren, nicht auszu- waschen, nicht mit Carbolsäurc zu behandeln. Es werde vielmehr bis zur Ankunft des Arztes ein Stück Verband stoff oder in dessen Ermangelnng ein frisch gewaschenes Wäschestück so ans die Munde gelegt und fest gebunden, daß weder die Wunde, noch der Teil des Verbandsstoffes, der auf die Wunde kommt, mit der Hand berührt wird. Leipziger Lehrerverein. Donnerstag, den 18. November 190-', erstattete E. Steinert, 4. BczirkSschulc, den Bericht über die Tätigkeit des SchulauSschusscSim lau fenden Jahre. Das Arbeitsgebiet des Schulaus schusses ist in diesem Jahre ein besonders reichhaltiges and vielgestaltiges gewesen, cs machten sich bis jetzt 18 Plenar- nnd zahlreiche Kvmmissionssitzungeu nötig. Zu den alljährlich regelmäßig wiedcrkchrcn- dcn Gegenständen auf der Tagesordnung gehören: 1) Wahl ständiger Deputationen und deren Arbeiten,' 2) Anstellung von Lehrkräften und Gewährung von Alters zulagen an ständige Lehrer; 3) Kurnntcrstützungen; 4) Be ratung des Haushaltplanes,' 5) Schulbauten. Gegen wärtig bedarf der Schulausschuß 3 ständige Deputationen: u. Baudeputation, st. Gesundheitsailsschuß, e. Kommission für Direktorwahlen. Der Gesundheitsausschuß, bestehend aus dem Dezernenten, i Arzt, 1 Herrn vom Baufach, 1 Schuldirektor, 1 Lehrer und dem Stadtbczirksarzt, hatte sich hauptsächlich mit folgende» Gegenständen zu befassen: o. Abänderung der Dienstordnung für Schulärzte, I>. Be ratung über den Schwimmunterricht, e. Ausstattung der Schulen mit Verbandkästen. Außer diesen ständigen Ausschüssen fungierten in diesem Jahre noch mehrere Untcrkommissioncn, deren Einsetzung sich zur Vorberatung einiger besonders wichtiger Fragen notwendig machte, z. B. zur Beratung der Verschmelzung unserer Bürgcr- und Bezirksschnlen, einer Eingabe der Lehrer au der Städtischen Schule für Frauenberufe, weiter zur Vorbe ratung der angeregten Einsetzung einer Gewcrbeschnl- kvmmission und der gewünschten Abtrennung der Knaben- fortbildnngsschulen aus dem Rahmen der Vvltsschnle u. a. In dankenswerter Weise werden gegenwärtig alljähr lich 7000 zu Knruttterstützullgeu au erkrankte Lehrer in den Haushaltplau eingestellt. Zur Zeit stehen von dieser Summe noch 850 zur Verfügung. Es wurden Unter stützungen vou 75—200 gewährt. Da der Dank in icdem einzelueu Falle besonders abgestattet wurde, sprach Referent nochmals ans, daß die Lehrerschaft sich dieser Einrichtung herzlichst freut nnd sie in hohem Maße aner kennt. Einen breiten Raum nahmen die Verhandlungen über Schulneubauten ein. Zn Ende geführt wurden die Beratungen über den Neubau der Xl. Bürgerschule in L.-Gohlis und der 3l. Bezirksschule in L.-Conuewitz; zwei andere Schulneubauten im Osten und Westen sind iu Bor bereitung. Bei ersteren beiden soll ein Versuch mit aula- losen Schulen gemacht werden. Man beabsichtigt auch in diesen Neubauten einige Klassenzimmer größer einzü- richteu, als cs bisher der Fall war. Geheime Bedenken, daß damit eine Erhöhung der Klassenstärke in das Ange gefaßt werden sollte, wurden durch eine Aufklärung des Dezernenten Herrn Stadtrat !>>-. Wagler zerstreut, der aussührtc: 48 Schüler find uns für eine Klasse sehr uner wünscht, aber es geht manchmal nicht anders, z. B. in Nen- lcipziger Schulen, in deren Nähe viel gebaut wird. Wir sehen eine solche Füllung des Zimmers als Notbehelf an. Uebrigcns gibt es solche Klassen schon jetzt und dabei zeigen sich llebelstände, die wir in stukunft vermeiden wollen. Besonders umsangreich war das außerordent liche A r b e i t sg e b i c t des Schulansschnjses. Fu den Knabcnfortbildungsschulen tamen für die Bauhaud- werker, Metallarbeiter und die gastgewerbliche Abteilung neue Rechenbücher, sür die Metallarbeitertlassen ein neues Fachlcsebnch zurEinsührung. Die Ostern 1901 eingerichteten Fugendturnspiele dauern weiter fort und sollen anch ans die 5. und ü. Klassen allogedehnt werden. Ta sich ans manchen Schulhöfen gewisse llebelstände hcraussteUtcn, ist der Rat mit einigen Schrebcrvereinen in Vcrhandlnng getreten. Infolgedessen werden künftighin einige Gruppen ans dem Areal von Schrebervercinen spielen. Einen er- srcnlichen Verlauf hat auch die fakultative Cinsührnug des Schwimmunterrichtes genommen. Um zn erfahren, ob der Nadelarbeitsuuterricht dem praktischen Leben nicht noch dienlicher gemacht werden tonnte, werden seit Beginn des Winterhalbjahres in der 2. nnd 4. Bezirksschnle fakul tative Ertraturse im Ausbesiern gebrauchter Wüschestücte abgehalten. Auf Vcranlassnng des SchulansschnsscS haben zwei Direktoren nnd zwei Nadelarbcitslehreriunen eine Studienreise nach 12 deutschen Städten lDüsseldorf, Köln, Essen, Elberfeld, Mannheim n. a.) unternommen, nm dort die darauf bezüglichen Einrichtungen näher kennen zu lernen. Referent war der Meinung, daß mau überhaupt von einem unausgesprochenen Pripzip des Schnlausschttsscs reden könnte: aufmerksam Umschau zu halten, ob von einem anderen Orte nicht etwas Gutes zu lernen sei. Dies gelte für alle Aufgaben der Volksschule. Daher sind seitens des Schulausschusses auch Abord nungen auf Studienreisen und zu allen wichtigen Schul ¬ kongressen entsandt worden, im laufenden Jahre nach Zwickau, Weimar, Chemnitz, Düsseldorf, Karlsruhe. Ge suche in dieser Richtung finden stets zuvorkommendste Berücksichtigung. Bon einheimischen Künstlern und Päda gogen zugleich trat an den Schulausschutz der Wunsch heran, den neueren Bestrebungen der Kunsterziehung auch in der Schule entgegen zu kommen; daraufhin wurden der 4. und 24. Bezirksschule je 500 zur Ausschmückung über wiesen. Endlich hatte sich der Tchulausschuß mit zwei be deutungsvollen organisatorischen Fragen zu befassen. Es galt 1) Entscheidung darüber zu treffen, ob die Fortbil dungsschule für Mädchen und die Knavensortbildungs- fchulen ferner noch als zur Volksschule gehörig betrachtet werden sollen. Bei ersterer wurde anerkannt, daß sie eine Fortbildungsschule im Sinne des Gesetzes nicht sei, und sich immermehr zu einer höheren Schule entwickle. Der Schul ausschuß war deshalb gern bereit, den Namen dieser Schule in „Städtische Schule für Frauen beruf e" umzuändern, zumal dies auch im Juteresse dex Schülerinnen dieser Schule liegt. Anders lagen die Ver hältnisse bei den Knabenfortbildungsschulen, die durch daS Schulgesetz und die Lokalschulordnung aufs engste mit der Volksschule verbunden sind; 2) mußte sich der Schulaus schuß mit der viel umstrittenen Verschmelzungssrage be schäftigen, ob nicht unsere Bürger- nnd Bezirtsschulcn unter Festsetzung eines einheitlichen Schulgeldes vereinigt, die höheren Bürgerschulen aber bcibehalten werden sollen. Beim Schulausschnß, wie beim Nate haben die Verhand lungen ein negatives Resultat ergeben, während die Ent scheidung der Stadtverordneten zur Zeit noch aus steht. I». I'. Iahreslronferenz der Lehrerschaft des Schuttnspektionsberirkes Leipzig-Land. Im Gasthause zu Stünz fand gestern, Donnerstag, die gesetzlich vorgeschriebenc Jahresversammlung der Di rektoren und Lehrer an den Schulen des Bezirkes Leip zig II statt. Der Saal war festlich geschmückt. Als Ehren gäste hatten sich cingefnnden die Herren Oberkirchenrat I). Michel, Amtshauptmann Hcink, Superintendent 1) . Hartung, Schulrat I). Müller-Leipzig, sowie eine große Anzahl der Herren Geistlichen und Mitglieder der Schul vorstände des Bezirkes. Mit herzlicher Begrüßung der Erschienenen und Ge denken der Verstorbenen eröffnete der Vorsitzende die Versammlung. Seiner weiteren Ansprache legte der Vor tragende die Worte aus Schillers Dichtung an „Die Künstler" zu Grunde: „Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben. Bewahret sie! Sie sinkt mit euch! Mit euch wird sie sich heben!" Für die Erzieher babe dieses Dichterwort tiefe Bedeutung, indem es auf die Hoheit, zu gleich aber auch auf die Verantwortlichkeit ihrer Ausgabe Hinweise nnd zweitens zur vollen Hingabe an die Pflichten ihres Berufes gemahne. Chvrgesang leitete zu dem Hauptvortrage des Schul direktors Joch en-Taucha über: „Zum Betriebe d e s R e l i g i v n su n t e r r i ch t e s auf der Ober stufe, Bedenken nnd Vorschläge". Ausgehend von der in unserer Zeit vielfach anzutrcsfenden Gleich gültigkeit iir religiösen Dingen, zu der sich nicht selten völlige Irreligiosität gesellt, verbreitete sich der Redner über die Aufgabe der Schule iu dieser Beziehung, und so dann über die Rcsormvorschlägc, die in den letzten Jahren gemacht worden sind, um den Religionsunterricht inten siver und fruchtbringender zu gestalten. Er seinerseits stelle bezüglich der Erteilung des Religionsunterrichtes folgende Grundsätze auf: 1) Der Katcchismnsunterricht muß das Lebensbild Jesu Christi, wie es im Bibellcse- unterricht gewonnen worden ist, im Herzen des Kindes immer mehr zu einem ewigen, zu einer religiös-sittlichen Kraft machen, auf daß der Zögling zum Leben gelange. 2) Mit dieser Betrachtungsweise verbinde sich die echt volks tümlich-heimatliche, bei der das Personen- und Gemein schaftsleben des Kindes im Mittelpunkte steht; darum ist allenthalben von der Anschaunugs- nnd Erfahrungswelt des .Kindes auszugehen. Die Stoffe müssen von ihm er lebt, iu sein Gemüt übcrgeführt werden. 3) Hieraus er gibt sich sür den Lehrer die Forderung, sich natürlich zu geben und konkret zu sprechen, sowie die großen deutschen Dichter redeu zu lassen. 4) Der Religionsunterricht muß die Wirkungen des Christentums in der Geschichte, die Wirkungen wahrhast christlicher Persönlichkeiten in Staat, Gemeinde nnd Familie einzeln answcisen, muß auch fort gesetzt zeigen, welche Aufgaben sich hieraus sür religiös ethische Persönlichkeiten ergebe». 5» Dazu ist vor allem noch ein Persönliches notwendig: Habe nnd lebe Religion! Dan» wird es vou dir aus- nnd auf die Kinder über strömen wie ein magnetisches Fluidum. Der Vortrag sand reichen Beifall. Mit herzlichen Worten begrüßte Herr Superintendent I). Hartung die Lehrerschaft der Ephorie Leipzig II und dankte sür die ihm zu teil gewordcneBegrüßung beiAu tritt seines Amtes, worauf seitens des Herrn Vorsitzenden noch verschiedene amtliche Mitteilungen erstattet wurden. Zum Schluß gedachte der Herr Vorsitzende der seit Ver letzten Hauptkonfcren; Heimgegangenen Kollegen und wid inete ihnen Worte treuer Liebe. Ihnen zu Ehren erhob siäi die Versammlung von den Plätzen und stimmte sodann ein in den Choral: „Wenn ich einmal soll scheiden". Mit dem allgemeinen Gesänge: „Lab mich dein sein" wurde die Haupttonserenz geschlossen. Ihr folgte ein gemeinsames Mahl. Ltürksverein Lciprig-Ost. * Leipzig, 21. November. In der gestern abend im „Schlvßkeller" abgehaltenen Versammlung des Bezirks vereins Leipzig-Ost erstattete der Vorsitzende, Herr Stadt verordneter Gangloff, znnüchst einen kurzen Bericht über die S t a d t v e r o r d u c t e n w a h l e n. Derselbe bedauerte den Ausfall der Wahlen in der III. Abteilung nnd gab der Hoffnung Ausdruck, daß eine Zersplitterung der bürgerlichen Parteien, wie sie dieses Mal zu verzeich nen gewesen sei, hoffentlich nie wieder Vorkommen Iverdc. Was die I I. Abteilung betreffe, so erwarte man, daß das „Bereinigte Bürgcr-Wahlcomite" wieder den Sieg er ringe, während, was die I. Abteilung betreffe, das für diese Abteilung gebildete Comitä bisher innner die Mehr heit erhalten habe. Herr R ößlcr hob im Anschluß hier an hervor, daß beim „Bereinigten Bürger-Wahlcomit«" von einem Hansbesitzercomitö leine Rede sein könne, denn von den Mitgliedern des Comites seien höchstens ein Viertel Vertreter der Hausbesitzcrve,eine. Was den zweiten Pnnkt der Tagesordnung anbelangtc, „dtc Bcbauungswetse d c r b i s h e r n ich t ein verleibten Vororte", so wurde von den Herren Leser und Gangloff auf dle llebelstände aufmerksam gemacht, die sich dort ergeben, wo die Bauweise der Stadt Leipzig mit derjenigen der nicht einverleibten Vororte zu- sammentrefse. Nach dem Zonenbaugesetze Leipzigs seien an der Peripherie nur Häuser bis zu höchstens drei Stock werken (einschließlich Erdgeschoß) und offene Bauweise vorgesehen, während in den Vororten ost höhere Häuser und geschlossene Bauweise zu bemerken wäre. Das gäbe dann beim Zusammentreffen ein unschönes Bild, und führe auch zu ungleichmäßiger Bemessung des Boden wertes. Es müßte deshalb von den Baubehörden ein Ausgleich herbeigcsührt werden. — In der sich an schließenden Debatte wurde darauf hingewiesen, daß es sich in den erörterten Fällen um ältere Konzessionen handle. Neuerdings paßten sich auch die Vororte mit ihrer Bauweise der Stadt Leipzig an. Ein Beschluß wurde nicht gefakt. Zum nächsten Punkte der Tagesordnung: „Aus schließung des JohanniStales nach der Johannis-Allee", wurde nach eingehender Be sprechung auf Antrag des Herrn Reichsgerichtssekretär Gorn einstimmig beschlossen, an den Rat und die Stadt verordneten eine Petition zu richten, in der darum ge beten wird, im Interesse des öffentlichen Vertehrs den vou der Stcrnwartcnstraße durch das Johannistal führenden Weg (am Polizeiwachthansc und König Anton-Denkmal vorüber) nach der Johannis-Allee weiter zu führen. Es wurde allseitig hervorgehoben, daß dadurch Tausende auf dem Wege vom Osten nach dem Roßplaye zu eine erhebliche Strecke sparen würden. Weiter beschloß man nach einem von Herrn Leserge gebenen Bericht, an die städtischen Kollegien eine Eingabe wegen Verbreiterung des Durchganges von der Schnlstraße nach der Heinrichst raße in L.-N c u s ch ö n c f c l d zu richten. Betont wunde, daß diese Verbreiterung der Stadt kaum nennenswerte Kosten verursachen würde, da nur von dem im Stadtbesitze be kindlichen Stiftungsgrundstücke an der Klarastraße ein Stück hcrgegcbcn zu werden brauchte. Der Hausbesitzer verein zn L.-Neuschöncseld soll ersucht werden, sich der Ein gabe anzuschließen. Herr Rcichsgerichtssekretär Gorn gab sodann Kennt nis davon, daß der Hausbesitzerveretn zu L.-Anger- Crottcndors an den Rat das Ersuchen richten wolle, den bisher an Herrn Metz verpachteten Platz an der Kohl- gartcnftraße in L.-Anger-Crottendorf zu einem Spiel platz umzugcstalten. Auf Antrag des Herrn Schmidt beschloß man, sich dieser Eingabe anzuschließen. Was die angeregte besondere Bezeichnung derLater - u e n au den Haltestellen der Straßenbahnen anbe traf, so soll der Bor-sitzende bei passender Gelegenheit um ein schnelleres Tempo im Ltadtverordnctenkollegium er suchen. Endlich wurde noch der Durchbruch der Wiebel st raße nach der Wurzener Straße besprochen, der namentlich im Interesse der die Schule an der Bernhard- straße besuchenden Kinder geboten sei. Von einer Be schlußfassung sah man jedoch vorläufig ab. Sodann wurde die Versammlung geschloffen. Kristall-Palast. -tß Leipzig, 21. November. Zur Abwechselung einmal ein akrobatisches Springpotpourri! Miß Spring Charm, welche die Vorstellungen im Variete-Thcater in dem neuen Programm eröffnet, ist eine geumndtc Springerin nnd eine hübsche Erscheinung dzu, sv daß sie sich leicht in die Gunst des Publikums hineinspringt. Sie vvllführt graziöse Sprünge durch Reifen, überschlägt sich, nnd springt mit ihren Bällen in geschickter Weise um die Wette. In eine ganz eigenartige musikalische Welt führen uns die musikalischen Excentriques Hombert nnd R cnardo ein. Bei ihnen wird alles zum Lsiusikwcrl. Ter Rcisetoffer, den sie mit sich führen, ja sogar der Ka- nonenofcn, der sonst nur als Wärmespender in Gebrauch ist, wird ihnen zu einem Instrument, auf denen sie ihre lustigen Weisen spielen. Wenn cs an einem Bogcn zur Violine fehlt, so müssen ihn Medizin- nnd Milchflaschen ersetzen, und cs wird darauf losgegeigt, als gelte es. Paganiui zu übertrumpfen. Ein hübsches Experiment ist das Spiel mit den Münzen, die gedreht werden, und dabei ein Musikstück ausführen. Die Charaktcr^Vcrwaudlungs- tänzcr Filippis kommen als Soldaten, als Ameri kaner, die Dame als Balletcnse und zuletzt als Germania in einem glänzende» schwarzweißrotcn Kostüm auf, und führen dabei gewandt und graziös die verschiedensten Tänze vor. Besonders bat uns der Spitzentanz der Damen gefallen. Tcrras Brothers gymnastisches Pot pnnrri bringt zwar nichts Neues auf dem Gebiete der Parterregymnastik, aber die kühnen Sprünge, welche sic auf einander nnd übereinander aussühren, die schneidigen SaltvmortaleS und was sonst alles zu diesem Zweige der Gymnastik gehört, imponieren den Zuschauern doch immer wieder. Biel Beifall sand Miß Fillis mit ihrer Meute dressierter Hunde. Es sind kleine Re präsentanten der Familie Canis, welche ihrer Lehr meisterin mit allerhand Kunststückchen Ehre machen, Fox tcrricrs, Pinscher, Pudel usw., unter denen sich sogar, was zn den Seltenheiten gehören dürfte, der Musik be flissene Vierfüßler befinden. Sie laufen mit Grazie ab wechselnd auf Vorder- und Hinterbeinen, tanzen auf einer beweglichen Tischplatte, führen allerl-and Sprünge aus. inseenicren ein Karussell, und besonderen Spaß macht,cs, sie Ballett tanzen zu sehen. Die orientalische Burleske scene der drei O'Learys, bei der allerhand lustige Kapriolen entwickelt werden, gipfelt in den hervorragcn den Kraftübungen und Turnluuststückchen der drei Künstler, die dabei ebensoviel Körpcrkrast, wie Gewand» hcit entwickeln. Else de Börc ist eine Sängerin, die durch ihr hübsches Acnßcre gefällt, und ihre französischen Chansons mit Anmut und Pikan terien vorzutragcn versteht. Zum Schluß sehen wir eine Scene in einem Restaurant, ausgc führt von der H a r r y R ä mbler - Compagnie, in welcher es toll genug zugeht. Die Gäste sorgen dafür, daß Teller, Messer und Gabeln, Lampen, Flaschen, Servietten und sogar die Stühle in der Lust herumtanzeu. Es Han delt sich um eine der bekannten Jonglcurseencn, die immer wieder Interesse zu erwecken wissen. Bon dem früheren Ensemble sind die schneidige Soubrette Olga Viarda, der Humorist IeanBaycr und die lebenden Bil der Camilla Borgheses geblieben, deren letztere durch ein hübsches Bild Defreggers „Seppo erster Brief", bereichert worden sind. Milbige Ausmhl ililgarWr Furus-fer-k vollständig aeclimatistrt, stadtstcher gefahren, in allen Farben und jeder Größe stehen in meinen Stallungen unter zum Berkaus 8. I.säei'si*, LeiM
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