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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.12.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-12-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19021219023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902121902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902121902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-12
- Tag1902-12-19
- Monat1902-12
- Jahr1902
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»tische rß die oerke eil sie Die > zwei ldresse i diese viesenl hl ist regeln chncn, > und rdern. 's« an- rental- in LeS nt soll iser in sl, wie iehrrr, ryer- Lausch le der n der :n an .'strige leber- ch in lichen nitlich tiglcit Nehr- nach .4 al>, irzer- erhin ver sitz in iruug achen iesem > daß wie ichtct azeS- lgloS. das tus chend reine, amc Ver- ; der richt, des zur achte, ereue dem »den ;Sral ) be sten- an- > die tter" eben wird das Ff daß stelle im a ist. hie lten zial- ll-ch Ler- valt der tcue sten ten »gen daS das ider Im nen icte or- lvg Sir icn vir Zch :hr ut- :rz ld- zc- ser nr »er nd IM eit ich !l- ich le unter im ganzen 43! Auch in den Alpenländern geht eS also «it RomS Herrlichkeit immer mehr in die Brüche. ö. Wien, 19. Dezember. Im Abgeordneten Hause stellte Abg. Stein an den Präsidenten die Anfrage, ob er den Ministerpräsidenten nicht veranlassen wolle, den für das Iabr 1903 eingestellten Posten für Prag m Höhe von 1 600 000 Kronen zu streichen, da die Tschechen nur mit einer Rechtsverwahrung das Haus betreten und durch Ob struktion die Beratung des Staatsvoranschlages zu verhindern suchten. — Von den 27 neuen Herrenhausmitgliedern, welche der Kaiser ernannt hat, sind 14 Deutsche, 8 Tschechen, 5 Polen, 1 Italiener und 1 ISraelit. Frankreich. Marseiller Streik. * Marseille, 18. Dezember. Der frühere Sekretär des MatrosensyubikatS Nivclli, der wegen Aufreizung zu Un ruhen während des Au-staudeS verhaftet worden war, wurde vorläufig in Freiheit gesetzt. Spanien. Lou tzarlos. * Madrid, 19. Dezember. „Heraldo" meldet: Don Carlos dankte zu Guusten seines Sohnes Ton Iayme ab. Afrika. Kommunalvcrwaltung in den neuen britischen Provinzen * London, 19. Dezember. „Standard" berichtet aus Johannesburg vom 17. Dezember: Auf die Aufforderung MilnerS unterbreitete der Stadt rat von Johannesburg demselben eine Zusammenstellung der Grundsätze, nach denen die städtische Verwaltung Johannesburgs gehandhabt werden soll. Cs wird darin empfohlen, nur britische Unter tanen als Wähler zuzulassen. Der Bericht fügt hinzu, eS würde richtig sein, den Fremden auch nicht in der Kom- munalverwaltung eine politische Macht zu gewähren. Tie Lage an der LomaUküstc. * Berber«, 18. Dezember. Wie cs heißt, macht der Mullah keinen Versuch, seine Stellung im Mudug- Bezirke aufzugeben, woselbst der Feind seine Hauptmacht konzentriert und sich anschickr, einen hartnäckigen Widerstand zu leisten. Der Einfluß dcü Mullahs wächst immer mehr. Amerika. Präsidentenwahl in Haiti. * Parts, 18. Dezember. Wie die „Agcnce HavaS" aus Cap Hainen meldet, ist General Nord von dem Heere zum Präsidenten ausgerufen worden und in das Palais am Vormittag eingezogcu. Militär und Marine. * Magdeburg, 18. Dezember. Der kommandierende General des 4. Armeekorps, General von Klitzing (Magdeburg) hat gestern, wie die „Voss. Ztg." meldet, um leine Versehung in Leu Ruhe stand uachgesuchi. Seit Lein Sommer 1897 stand General v. Klitziug an der Spitze deS vierten Armeekorps. Richard v. Kiitzing ist im Jahre 1842 zu Magdeburg geboren. Er ivurde im Jahre 1894 gelegentlich seiner Beförderung zum Generalleutnant au die Spitze der ersten Gardedivision berufen und verblieb auf diesem Posten b:s zn seiner Versetzung nach Magdeburg. * Ucbcr den Unfall des Linienschiffes „Wittclsbach" bc richtet der „B. L.-A.": * Korsör, 18. Dezember. Ain Dienstag kam das neue deutsche Linienschiff „Wittclsbach" durch den Großen Belt auf der Reise voir Wilhelmshaven nach Kiel. Der Nebel lag wie eine undurchdringliche Teste über dem Belt. Es tvar t.-n-n, möglich, von dem einen Ende des Panzerschiffs zu dem and zu zehen. Der Strom trieb die „Wittclsbach" in der schma. Fahrrinne zwischen dem valstover Riff und dem Svrogöer Ostcrrisf aus dem Kurs heraus, und nm 1 Uhr licfsie auf dem Halskovcr Riff aus. Mir ein paar mächligcn Stößen lief der Koloß mitten auf das Riff hinauf, entweder, was nicht sofort festgcsiellt wurde, auf eine Bank von 18 Fuß oder unmittelbar in deren Nähe. Der Grundstütz geschah mit verminderter Fahrt, aber trotzdem bohrt sich ein so großes Selusf tief in den Grund. Tic „Wittelsbach" sicht auch mir ihrem Vorderschiff 34 Fuß in die Hohe. Ob sie auf Stcingrund sitzt, woraus das Riff ja größtenteils besteht, vder ob sic so glücklich gewesen ist, einen Sandflcck zu treffen, weiß man nicht. Doch toll das Schiff noch nachmittags dicht gewesen sein. Das Un glück geschah bei ruhigen Windverhältnissen. Tic nnaus-' gesetzten Versuche des Schiffes, durch eigene Kraft flott zu wer den, hatten keinen Erfolg, zumal da das Auffahren bei Hoch wasser geschah. Aus Kiel wurde sofort Hülfe requiriert, und Mittwoch nacht kamen zwei deutsche Torpedo boote in den Großen Belt gefahren. Der Nebel Ivar noch sehr dicht, und das eine Torpedoboot hatte morgens 0 Uhr das Unglück, auf d c m B a d stu b e n r i f f aufzusahrcn; dort blieb es bis 714 Uhr hängen, wo eS dann durch eigene Kraft wieder loskam. Tic Torpedoboote fuhren an die „Wit- relsbach" heran und sind inzwifchcn mehrmals mit Meldungen von der StrandungSstättc hier im Hafen gewesen. Um der „Wittclsbach" vom Grund zu helfen, traf' Mittwoch vormittag 10 Uhr der große Kreuzer „Prinz Heinrich" ein. Er fuhr gleichfalls im Nebel in den Belt hinein und soll zeitweilig außer Kurs und in gefährlicher Nähe des Sprogöer Lsterrisfs gewesen sein. Er legte sich sofort bei der StrandungSstättc so nahe wie möglich vor Anker und har am nachmittag die „Wit- iclsbach" losbringcn wollen, aber bisher ohne Ergebnis, da das Lauriß. Zu weiterem Beistand tam ferner nachmittags um 3 Uhr der große Panzer „K a i s c r W i l h c l m d e r G rotz e" ein, und diese beiden Schiffe liegen nun etwas nördlich von der StrandungSstättc. Beide zusammen suchten die „Wittels bach" loszuziehcn, welche ihrergeits mir ihren Maschinen daran mitwirktc, aus der unangenehmen Situation befreit zu werden. Bei dem Anbruch der Dunkelheit stand das Schiff aber noch fest, und da das Wasser sank, tvar zunächst für das Gelingen des Werkes keine Aussicht mehr borhandcn. Erst mit dem Steigen des Wassers in der heutigen Nacht konnten die Bemühungen wieder ausgenommen werden. Ob eS dann glücken wird, ist sehr zweifelhaft. Die „Wittclsbach" mutz sicher erleichtert werden, bevor sic vom Grund gebracht werden 'nun, und zn diesem Zweck ist inzwischen ein großer deutscher Leichter im Schlepptau von zwei Buasicrboolcn an der Strandungsstcllc angelangt. Das dänische Marineministcrium hat dem Wacht- dampfschiff „Lövcnörn", dem Fencrinspetlionsschiff „Grove" und dem Fischerei-,Jnspektionsschiff „Guldborgsund" den Be fehl gegeben, an die StrandungSstättc abzngchc». Von feiten der S l a a t s e i s c n b a h n soll cvent. Material aus Korsör zur Verfügung gestellt worden sein. Uber die weiteren AbbringungSvcrsuchc berichtet Wolffs Bureau: * Korsör, 18. Dezember. Heute sind aus dem Linienschiff „Wittelsbach" etlva 800 Tonnen Kohlen und Munition gelöscht worden. Nachmittags 4 Uhr versuchten das Linien schiff „Kaiser Wilhelm der Große" und der große Kreuzer „Prinz Heinrich" das Schiff von Grund abzuschleppcn. Ter V c r s u ch g c l a n g n i ch t. Tie „Wittclsbach" wurde darauf etwas gedreht und man hofft, das Schiff heute Nacht oder mor gen loszumacheu, wenn der Wasscrstand sich hält. Seit heute vormittag herrscht dichter Nebel. G Berlin, 18. Dezember. S. M. S. „Gazelle" ist am 17. Dezember in La Guanra eingetrosfen und an demselben Tage von dort nach Puerto Eabello in See gegangen. S. M. S. „Olga" ist am 17. Dezember in Wilhelmshaven eingetrosfen. S. M. S. „Zaehringen" ist am 15. Dezember zn Probefahrten von Kiel in See gegangen. S. M. S. „Kaiser Wilhelm der Große" ist am 16. Dezember von Kiel nach Korsör in See gegangen. S. M. S. „Niobe" ist am 17. Dezember von Kiel nach Wilhelmshaven in See gegangen. * Hamburg, 18. Dezember. Das Reichsmarineamt über trug der Firma Blohm L Botz Len Bau eines großen Kreuzers „Ersatz Denlschland". Änngnatiormlliberaler Verein. * Leipzig, 18. Dezember. In der am Dienstag abend abgehaltenen M i t g l i e d e rv e r s a m m l n n g hielt der Vorsitzende Herr Rechtsanwalt Vr. Zöphcl einen Vor trag über die Vorgänge im Reichstage anläßlich der zweiten und dritten Lesung des Z vlltarif s. Der Redner ging vvn dein Eisenacher Telegiertentage ans und hob hervvr, daß man in Eisenach sich nicht sowohl des wegen, iveil die Regierungsvorlage besonders vorzüglich sei, sondern auch in der ausgesprochenen Absicht, die Re gierung vor Sem beherrschenden Einflüsse der rechts stehenden Partei und des Zentrums zu schützen, für die Re gierungsvorlage entschieden halte. Die große Beteiligung und der lebhafte 'Beifall, den die nationallibcrale Partei bei dieser Gelegenheit zn verzeichnen gehabt Halle, mußte die Eulsehliesinng des Telegiertcntag.., in öi ster Richtung als ein Ereignis von hoher politischer Bedcntnng für die Partei erscheinen lassen. Nichts aber tonne zu einem schwereren Vorwürfe für den praktischen Pvlitifer gemacht werden, als wenn er solch ein glänzendes Ergebnis ohne den äußersten Zwang vreisgebe. Tic naiionatliberate Partei hatte also die Pflicht genabt, an den Beschlagen des Telegicrlcntagcs unter allen Umstanden scüzulialten und vorerst die Regierung offen zur Preisgabe ihrer eigenen Vorlage kommen zn lassen, ehe sie selbst dies.' Vorlage auch nur im geringsten preisgegeben balle. Damit hätte sic sich ein entschiedenes Verdienst errungen. Nun aber habe sic sich in den Streit zwischen den beiden Gruppen des Reichstages eingelassen und Partei für die eine Gruppe er griffen. Dazu batte keinerlei 'Veranlassung Vorgelegen. Tast mau die Geschästsvrdunng geändert Nabe, um die nn anständigen Elemente von böswilligem Mißbrauche ab- zuhaltcii, werde jeder billigen, doch sei bei diesem Ver fahren auch ein sehr starkes Ungeschick hervorgetrctcn, in sofern man erst durch den Antrag Aichbichler ein unzn- rcichendes Hiilssmittel cingefnhrt habe und dann in den Anträgen Gräbers wieder über das Ziel hinansgcschvssen sei, doch falle in diesen beiden Fragen der Fraktion kein besonderer Vorwurf zur Last, iveil sic sich stier nicht in die führenden Stellung statte drängen lassen. Gerade das aber sei der Vorwurf, der die Fraktion beim Antrag K a r-- dvrff träfe. Nach dem Eisenacher Dclcgicrlentage statte die nationalliberale Frattivn bei dem Verlangen ans Rcichstagsanf'üsnng bestarrcn uzstsscn. Die etwa entgegen stellenden Bedenken, die der Berichterstatter näher be leuchtete, seien im Grunde nicht stichhaltig. Ta aber die Regierung die Auslösung nicht vornastm, so entstand die Frage, ob die Fraktion sich zu der Unterstützung des An trages Kardvrsf. und noch dazu in denk Maste der wirklich geleisteten Beteiligung verführen lassen durfte. Tics müsse verneint werden. Die Fraktion hätte sich durch das aller dings persönlich lästige Verhalten der Sozialdemokraten lcniinng der politischen Sachlage bringen ., man vvn Notwehr spreche, so gebe man ohne „ene , daß man wider das Gesetz <?) gehandelt habe und der Antrag Kardvrsf verstoße tatsächlich (?j wider den Sinn der Geschäftsordnung, denn die angeführten Gründe, der Zolltarif sei nur eine Anlage oder er bestehe nicht aus Artikeln, hätten doch nur den Wert von Spitz sindigkcitcn. t?) Im öffentlichen Leben könne inan aber eine Maßregel auf rechtliche Gründe nur dann stützen, wenn man das allgemeine Rechtsempfinden für sich habe, vder doch den unzweifelhaften Sinn eines Gesetzes. Um so bedauerlicher sei, das; gerade der Führer der National liberalen zur Vertretung des Antrages Kardvrsf mit so zweifelhaften juristischen Waffen stcrvorgctreten sei. Für den Aiktrag Kardvrsf könne man nur dann ein treten, wenn die Gewalt, die darin zum Ausdrucke komme, für die Vertretung eines eigenen Interesses -er Partei aiisgcwendet würde. Nun sei aber zn behaupten, daß die Obstruktion nur deshalb so erfolgreich gewesen sei, weil die Konservativen cs für bester gestalten stätten, Hasen jagden mitzumachcn, als den Reichstag zn besuchen. Die Verfehlung gegen die Pflichten des ReichStags- abgeordnetcn sei auf der revolutionären, wie auf der reaktionäre» Seite vorhanden gewesen, deshalb hätte die nationallibcrale Fraktion leine Veranlassung gehabt, sich auf eine der beiden Seiten zn stellen, obendrein sei der Preis, den man damit errungen hätte, nicht des Verlustes an Teilnahme wert, den man in den Reisten der Wähler erlitten hätte. Von geringer Bedeutung sei, das; der An trag Kardvrsf sachlich einen Gewinn für Konservative und Zentrum bedeute, und deshalb seinem Inhalte nach dem Nationallibcralismns nicht recht anstcste. Man dürfe je doch vor allem nicht vergessen, das; cs schließlich kein Un glück gewesen wäre, wenn der Zolltarif nicht zum Gesetze geworden wäre. (?) Da die meisten Staaten mit uns Handelsverträge abziischlicßcn geneigt seien, so hätte der Zolltarif, auch ohne das; er Gesetz geworden wäre, der Re gierung als Unterlage für die Verhandlungen dienen können; nur für die Staaten, mit denen wir nicht in Handelsverträge cintrctcn, sei er notwendig, und in dieser Richtung liege noch kein Anlas; zur besonderen Dringlich keit vor. Hätten also die Nativnallibcralcn bei ihrem Eisenacher Beschlüsse stand gehalten, so würden sie heute die ausschlaggebende Macht im Parlamente bedeuten l?) und obendrein nach außen keinerlei Mißstimmung bei den Wählern erweckt staben. Immerhin sei derZolltarif, wenn auch in verkümmerter Form, zu stände gekommen, und darüber solle man sich freuen. Venn er auch wegen der ihm anhaftenden Mängel kaum so bleiben werde )?>, so bedeute doch seine Annahme eine Beruhigung im Wirtschaftsleben. Die Fehler, die dabei gemacht worden wären, sollte man offen cingeslchen, und dies sei Aufgabe der Partei im Lande; denn wenn man zu verschweigen suche, raube man sich den guten Glauben bei den Wählern und gebe den Tendenzen, die abbröckeln wollen, Vorwände gegen die Partei. Das springe am meisten in die Augen, wenn man die letzten Leipziger po litischen Versammlungen betrachte. Es sei durchaus falsch, zn behaupten, dort sei der Beweis erbracht worden, daß die nationallibcrale Partei keine Eigenart und keine bc sondere Aufgabe mehr habe. Dringender als je sei durch die Vorgänge im Reichstage die Notwendigkeit der nativ- nalliberalcn PartA und deren Sammlung dargetan. Es komme alles darauf an, in Treue zu dem nationalliberalen Gedanken zn halten und keine Zersplitterung zuzulassen. (Beifall.) Hierauf hob in einer zündenden Rede der ans Berlin zur Versammlung herzugeeilte Gr a f v. H v c n s b r o e ch gegenüber den technisch-historischen Ausführungen des Be richterstatters die kulturelle Leite der letzten Vorgänge im Reichstage hervor, berichtete über die Versammlung im Nationalliberalen Verein in Berlin, in der -er Abgeord nete Sattler und der Vizepräsident Kraus gesprochen hatten, und beklagte insbesondere, das; durch die letzten Vorgänge im Reichstage die rcaktionär-nltramontane Gruppe neue Kraft und mehr Bedeutung gewonnen habe, als unserem vssentlichcn Leben gut sein könne. An einigen sehr lehrreichen Beispielen wies er auf die bedenklichen Zeichen der Zeit hin, die die wachsende Macht des Zen trinns erkennen ließen. Ami» er hob hervvr, das; mir in der natioualliberaleu Partei eine Bürgschaft für die heil same Weiterentwicklung des Reichsgedankens vorhanden sei, daß die Ausgabe der Partei gerade mit Rücksicht auf die letzten Vorgänge im Reichslage besonders schwer ge worden und deshalb die Partei verpflichtet sei, mit aller Kraft für ihre Ausgaben einznlreten. Aus der weiteren Debatte waren noch nennenswert die Ausführungen eines Redners, der in der eigentümlich ver mittelnden Stellung der nolioualliberalen Partei die Ver siichung erblickt, anstatt Partcipolitil >n treiben, sich als diplomatisch befähigt ansznwenen. In einem Rückblick ans die Geschuhte der Partei belegte er die Geiahr, die darin liege, mit Benpielcn, und beklagte besonders die Tatsache, daß die Partei wiederholt durch Bernfun-g ihrer lästigen Größen in die Ministerien führerlos und zum Teil dadurch i res Einflusses beraubt worden sei. Die Ausführungen der weiter an der Debatte sich be teiligenden Redner sielen alle in dem Sinne ans, das; sie die 'Beteiligung der nationalliberalen Partei an den letzten Vorgängen beltagtcn wegen der daraus folgenden Stärttkiig der lilt'amontanen und rcattionären Gruppen im Reichstage, und das; sic weiter eine offene Aussprache ii; den einzelnen Wahlkreisen der Partei elwuso für erforder lich hielten, ivie sie vvn jeder Zersplitterung der Partei ab rieten, und die Sammlung aller Kräfte ans die ursprüng lichen Ziele des natwuaUibcralcn Programms wünschten. Klink rind W'chtnschast. Musik. IO Abonnement Ävuzeet im (Hcwandknnsc. Leipzig, 19. Dezember. Zum dritten Male innerhalb weniger Tage wohnten wir einer musikalischen Weih nachtsfeier bei: „Laßt uns fröhlich sein und diesem Kinde- tciu singen und jubilieren, mit Freuden musizieren!" — und walirhastig, mit Freuden sang auch dieses Mal im letzten Gewaiidhauslonzerte des zn Ende gehenden Jahres der T h v m aner ch o r unter der Leitung seines Kantors, des Herrn Professor Schreck, nnd tat das Leinigc, den alten Ruhm in nrnjororn rzloiianr I)si aufs neue zu bewähren und neue Ehren zu den bereits verdienten hinzuzufügcu! Die Wiedergabe des ncht- stiininigcn gemischten Ehvres „Eine sei Gott in der Höhe" und „Heilig" von Mendelssohn tcine so prachtvolle Kom position, daß man säst Gefahr läuft, zn konvertieren und Meiidelssvlmianer zn werden) war nach jeder Leite hin ein Meisterstück rhorischcr Vortragstunst, wundervoll in Intonation, Schönheit des Klanges und vornehmer, durchgeistigter Anssassung. Ueberraschend wirkten im „Heilig" die aufeinanderfolgenden Einsätze, die ein ge waltiges Schwellen nnd Anwachsen des Tons mit sich brachten. In gleicher Weise ersuhrcu drei Weihnachts lieder Riedels, EeeardS und Löwes eine bis ins kleinste liebevolle und künstlerisch vollendete Wiedergabe, so das; der ausgezeichnete Dirigent mit seinem ans der Höhe völlig außerordentlicher Leistungsfähigkeit stehenden Ehvr noch das Wcihnachtslied des alten Praetor ins zngcbcn mußte. Gar mancher Vereinsdirigent tonnte sich an dieser gc- dankencntwickclndcn nnd künstlerisch gewissenhaften Stnüierweise des Meisters Gustav Schreck ein Beispiel löblicher Anregung nehmen, besonders in Hinblick aus ältere Musik. Ebenfalls vvn großem und aufrichtigem Beifall begleitet war das Auftreten des Fräulein Gnil- hcrmina Snggia aus Oporto, einer noch sehr jugendlichen Vivloncellvsviclerin, die mit dem trefflichen Vorträge des Vvlkmannschcn F moll-Konzertes den über zeugenden Beweis eines ganz hervorragenden nnd be reits hoch entwickelten Talentes gab. Tas genannte Volk- mannschc Konzert stellt an den Künstler in jeglicher Be ziehung sehr bedeutende Anforderungen, die vvn Frl. Snggia beinahe durchgehends erfüllt wurden. Ich sage „beinahe": ein wenig mehr Fülle der Tongebung hätte eventuell den musikalisch absolut einwandfreien Vortrag noch mehr unterstützt. Ieddiisalls aber erwirkten ge sunde Tonenisallung, künstlerisch durchgebildetcr Ge schmack und korrekte Auffassung der Intentionen -eS Komponisten der jungen, hochtalenticricn Spielerin einen vollen Ersolg, der, alter geivandliäuslerischer Tradition entsprechend, ihrerseits mit einer Zugabe beantwortet wurde. Fräulein Snggia benutzte ihre sehr sichere und wohlauegeseilte Technik lediglich, um dein Hörer die lnnsllcriiche Idee, den Gehalt des Kunstwerkes selbst zn überivitteln. Dies verdient in unserem fiuqcrklappcrn- dcn Zeitalter walnstaste und dankbare Anerkennung. Herr Professor 'N' ickis ch hatte Hindus Militär- und Schumanns I> nwst-Sinsonie zu Orchestervorträgen ge wählt, vvn denen ich nur die erste gestört stabe. Das Orchester spielte das hübsche Werl mit aller Feinheit und ließ dem Hörer die ihm innewohnende naive Lebensfreude nnd kräftige Freude am Dasein in lebendiger Weise Mit empfinden. Das Tempo des Mcvucttos hätte meinem Gefühle nach noch ein wesentlich breiteres sein dürfen, denn „als der Großvater die Großmutter nahm" verstand man unter Moderato das gleiche Zeitmaß wie heutzutage. Aber im übrigen erquickte das fröhliche, frische, aller trüben Rcilcrion durchaus scrnbleibendc Musizieren, wie cs sich unter des geistreichen Dirigenten Leitung ent wickelte, sichtlich alle Gemüter. Engen Segnitz. Vermijchks. ---> Zoppot, 18. Dezember. Bei schwerem Südweslsiuru, kenterte bei Hela ein Fischkutter. Zwei Fischer sind er trunken. Mehrere Fischkutter werden vermißt. (Boss. Ztg.) (D Merseburg, 18. Dezember. Wie vor kurzem berichtet wurde, ist die kleine, bisher unversehrt gebliebene W o h n u n - Schillers im nahen Stabldav Lauchstädt in Gefahr, zu einer modernen Mietskaserne umgestaliet zn werden. Iez! Kat sich der Prvvinzial-Denkmäler-Konjervator, Or. Doerin der Sache angenommen. Er traf vor einigen Dänen in Lauchstädt ein, und eö ist ihm gelungen, mit dem Besitze des HäuSckenS ein Abkommen zu treffen, welck'eS jenen nötigt, bis zum 1. März 1903 von allen weiteren Schritten Abstand zu nehmen. Hohe Zeit dazu war eS, denn cs batten dem Vernehmen nach bereits unternehmende Amerikaner mit dem Grundstücksbesitzer Unterhandlungen au- geknüpft, um daS Zimmer, in dem unser großer Dichter gelebt und gelitten, für die Ausstellung in Sl. Louis mck Beschlag zu belegen. — Vom Nachrfcbncllzuge München Leipzig wurde heule früh gegen 3 Uhr zwischen den Stationen Zeitz und Reuden eine unbekannte Frau überfahren und sofort getötet. Der Kops war von den Nädern buch stäblich vom Rumpfe abgelrennl worben. Anscheinend liegt Selbstmord vor. /X Weimar, 18. Dezember. (A u s b r u ch s v e r s n äi e i n e s R a u b m Order s.) Ter bekanntlich vor kurzem wegen Ermordung und Beraubung der Aluvarcnhänd lerin Lor» in Leipzig nnd Harz in Jena z io e i in a l z n m T v ö e v e r n r t c i l t e B e h n e r t versuchte gestern aus dem Laiidgeriäitsgesängnis zn e n t s p ring e n. Es war ihm angeblich früh der Wassertrug nicht gefüllt worden, we-K,alb er nach dem Wärter klopfte. Als dieser in ött Zelle getreten war und sich nach dem Wasserkruge blickte, versetzte ilmi Behnert plötzlich mit einem schweren Stück Eisen einen wuchtigen Schlag aus d e n H i n t c r l v p s. Ter Wärter stürzte zusammen, ver lor aber die Besinnung nicht und statte noch so viel Krall, den Bebuert, der nach dem Korridor zu entweichen suchte, ziirückziidrängcn und die Zellcnnir zuznnblagen. Die Ver lctznug des Wärters in schwer, aber nicht lebensgefährlich: der Mörder wurde heute in Fesseln gelegt nnd ständig, auch bei Nacht, überwacht. Das Eiscnstück soll Behnert durch einen Kalfaktor zngcsteckt worden sein, mit dem er sich täglich durch zugestecktc Zettel verständigte. ----- Em rigcnmtiger Unfall ereignete sich letzthin gc lcgentlich der Ausiührunz von „Maria Stuart", die von einer auswärtigen Gesellschaft auf einer Saalbübne in Rtuchdt a. Nb. veranstaltet worden war. Der Darsteller dt"i „Morliiner" ließ siö' von seiner Nolle derart hinrcißcn. Laß er in seiner letzten Scene den Dolchstoß, mit dem er niebci- zufalleu batte, nickt mehr rucutierte, sondern fick tatsäcklick einen Stich beibrachlc, so das; ibm die Spitze deS Tolckee bis aus die Rippen drang. Der Verletzte wurde in bewußt losem Zustande nach seiner Garderobe gebracht, wo ein sofort hcrbeizerusener Arzt einen Notverband anlegte. — Nürnberg, 19. Dezember. Im Laufe deS gestrigen Abends stieg die Pegnitz rapid und erreichte um ll Übe nachts einen Pegelstand von 2,l0. Tie niedrig gelegenen Straßen wurden unter Wasser gesetzt. Der Verkehr mußt: durch Kähne vermittelt werden. Jetzt fällt das Wasser lang sam. Der Pegelstand ist heute früh 8 Uhr 1,50. Bamberg, 19. Dezember. Der Main und die Reguitz sind in fortwährendem Wachsen begriffen. Der Pegelstand ist beute früh 8 Uhr hier 3,50. Von den Nebenflüssen deS Mains wird weiteres Steigen gemeldet. — Stuttgart, 19. Dezember. (Privattelegramm.) Heute vormittag uach 9 Uhr trat plötzlich eine unheim liche Finsternis ein; kurz darauf folgte ein Gewitter, dgs mit grellen Blitzen und heftigen Tonnerschlcigen einige Minuten anhielr. DaS G.'willer wurde durch ein Schnee gestöber abgelöst, bei welchem die Temperatur jäh von 3 auf l Grad Wärme sank. --- Wien, l8. Dezember. Bei einem Versuch, die 3000 Meter Kobe Bergkette zu übersteigen, welche Virgen vom Dcferggental in den Hoben Tauern trennt, stürzten drei Personen ab; zwei sind tot und die dritte schwer ver letzt. (Voss. Ztg.) ö. Karbitz, 19. Dezember. Im Februar vorigen IahrcS wurde auf hiesigem Bahnhöfe der Aussig-TepUtzcr Bahn ein Bolzen aus dem Schienenverschlnsse entfernt, wodurch Ler anlommende Zug zur Entgleisung gebracht wurde, der Maschinenfübrer getötet und 13 andere Personen veilctzt wurden. Jetzt ist in der Nackt zum Montag derselbe Frevel begangen worden, um den von Teplitz kommcnbeu stark besetzten Theaterzug zum Entgleisen zu bringen. Der Wächter der Bahnsticcke, welcher daS Geiäusch ver nommen hatte, eilte zu der betreffenden Stelle und konnte noch rechtzeitig dem ankommenden Zug daS Hallesignal geben. Für Ermittlung des Täters hat die Bahnverwaltunz eine hohe Belohnung ausgesetzt. ------ Madrid, 15. Dezember. AnS Corunna wird tele graphiert, daß sich die Gendarmerie endlich des berüchtigten N äube r l> a up l ui an ns Casanova bemächtigt bat, nach dem dieser seil Monaten die ganze dortige Gegend unsicher gemacht und schließlich zu all seinen sonstigen Schandtaten auch noch die Vergewaltigungen eines angesehenen Bauern mädchens gekauft hatte. Ter Gendarmerie wurde verraten, daß der Räuber sich letzthin das Pfarrhaus zu Freijo zum Ouarticr auSersehcn kabc. Er schlief denn auch ganz rukig in deS Pfarrers schönem Himmelbett, als er plötzlich die schweren Schritte der Gendarmen die Treppe heraufloniiueu hörte. Ohne sich lange zu besinnen, sprang er zum Fenster binau?, um das Freie zu gewinnen. Aber er tam nicht weit, denn das HauS war umstellt, und von dcn ihm zahlreich iiachgesandicu Kugeln verwundete ihn eine so schwer, das; er liegen bl:cb und sestgenommen werden konnte. (K. Z.) — Lissabon, 19. Dezember. Tie auswärts verbreitete Meldung, Da urig na c, der Bruder der Frau Humbert, sei in Funchal auf Madeira verhaftet, bestätigt sich nicht. KGV, TDkzwSSÄMq " , löeruLpr. 1996. 4W Fahrplan siehe gestrige Abeud-Ansgabe. a v. k. ITÄSSMSlZSl, MarvDW I_eiprig peleinsslr-ssse 28.
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