Delete Search...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.12.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-12-30
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19021230028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902123002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902123002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-12
- Tag1902-12-30
- Monat1902-12
- Jahr1902
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
streichen» verhafteten Personen ein. Brünier erkannte sofort in einem derselben Marchetto und fuhr denselben an: „Haben Sie die Bombe geworfen?" Marchetto gestand gelassen die Tat. Er ist offenbar geistesgestört. Später fand man bei ihm eine Patrone, deren Inhalt noch nicht untersucht ist. Rußland. Die deutsche« Kadetten. * Petersburg, 29. Dezember. Gelegentlich der gestrigen Abmeldung der deutschen Abordnung, die zur Jubelfeier des Pagenkorps hierher entsandt war, schenkte der Kaiser den vier Kadetten als Erinnerungszeichen goldene Cigaretten-Ctnis mit dem Reichsadler in Brillanten und richtete sodann huldvolle Abschiedswvrte an General von Schmartzkoppen. Orient. Graf Lanibödorks. * Belgrad, 29. Dezember. Das Amtsblatt meldet: In der Audienz am 12. Dezember a. 2t., welche in Anwesen heit desMinisters des Aenstern W a s s a A n t v- nitsch stattfand, überbrachte Graf Lambsdorff dem Könige den Ausdruck der besten Wünsche, welche Kaiser Nikolaus für den König und die Königin von Serbien hege. König Alexander nahm diese Erklärung dankerfüllt für die Aufmerksamkeit des Kaisers entgegen und erwiderte, ex erblicke mit Genug tuung in der Mission des Grafen Lambsdorff einen neuen Beweis des traditionellen freundschaftlichen Bandes zwischen dem serbischen und dem russischen Bolle. — Hierauf wurde Graf Lambsdorff von der Königi n in Audienz empfangen. Afrika. Boereu in englischem Kriegsdienst. * London, 29. Dezember. Das Kriegsminisrerium macht bekannt, daß hundert Bvere n für den Dienst im Somaliland verpflichtet worden seien. Die Ver handlungen über diese Angelegenheit seien Milner über lassen gewesen. Das Auswärtige Amt habe zunächst das Anerbieten der Boeren, dort Kriegsdienste zu leisten, ab gelehnt, da man nicht erwartet habe, das; sich die Ope rationen im Somalilande in die Länge ziehen würden. Amerika. Kohlennot. * Liverpool, 29. Dezember. Infolge der gemeldeten Stockung in den SchiedSgerichtüverhandluiigen, betreffend den Kohlenausstand in Amerika, sind 209 990 Tonnen Kohlen in England bestellt worden. Nekrolog 1902. V. Unter den hervorragenden Juristen starben: Oberpräsidcnt a. D. Or. Rudolf von Bennigsen mn 6. August auf seinem Stammsitze Bennigsen. 1824 geboren, studierte iu Göttingen und Heidelverg Rechlslehre, wirkte kurze Zeit im hannoverschen Staatsdienste, war dann hervorragend parlamentarisch tätig und wurde, was schon Bismarck bei Kaiser- Wilhelm I. ohne Erfolg angestrebt batte, inner Kaiser Wil helm II. Oberpräsidcnt der Provinz Hannover, als welcher er sich als Vertreter der deutsch preustiseben Sache gegenüber dem Welfentum hervortat (siehe auch Parlamentarier); — Freiherr von B u o l - B e r e n b u r g , 1870 Richter iu Mannheim, 1898 bis 1899 Oberlandesgerichtsrat, am 4. Juli iu Baden- Baden (siehe auch Parlamentarier); — Wirkl. Geh. Rat Or. Adrian Bingncr, Staatspräsident beim Reichsgericht, 72 Jahre alt, am 9. Mai in Leipzig. In Karlsruhe geboren, wirkte er von 1853 bis 1861 daselbst in juristischen Aemlern, wurde 1862 Rechtsreferent der badischen Direktion der Vcrtebrsan stallen, 1864 Staatsanwalt beim Kreis nnd Hofgerichr Karls ruhe, 1865 Ministerialrat im badischen Justizministerium, >879 Senatspräsident beim Reichsgerichte wo er bis zu seinem Tode den Vorsitz im zweiten Eivilsenat führte (siebe auch Sachsens Tote); — Justizrat Or. Barth, Konkursverwalter ini Kon turse der Leipziger Bank, im März bei Leipzig; — Lberamls- richter Becker Mitte April in Oldenburg durch Mord; — Reichsgcrichtsrat a. D. Or. Maximilian von B u r i am 20. Mai in Wiesbaden, 78 Jahre alt) 1825 zu Büdingen im Gros; Herzogtum Hessen geboren, bis zum Eintritt in das Kollegium des Reichsgerichts am 1. Oktober 1879 im hessischen Justiz dienste tätig, befand sich seit dem 1. Juni 1896 im Ruhestande; — Senatspräsident beim Reichsgerichte Or. D ä h nhardt am 21. Januar in Leipzig. Wirkte 22 Jahre am Reichsgerichte nnd zwar 10 Jahre als Senatspräsident. 1836 in Garding geboren, begann er seine richterliche Laufbahn am Amtsgerichte in Glückstadt, wurde auster-ordentliches Mitglied des Holstcin- schen Obergerichts, ging durch Berufung 1867 au das Appella- lionsgericht zu Kiel, gehörte ferner dem Obcrtribunal in Berlin an, wurde 1879 Reichsgerichtsrat und 1891 Senatsprüsident des 6. Civilsenats; — Or. Adolf Dock, Privatdozent für Staatsrecht, 27 Jahre alt, in Straßburg; — Geh. Justizrat Wilhelm Elven, ehemaliger langjähriger Vorsitzender der Anwaltkammer der Rheinprovinz, 77 Jahre alt, am 4. Ja nuar in Köln; — Or. Heinrich Frans Angelo Antoine- Feill, Vorsitzender der hanseatischen Anwaltskammcr, am 7. Mai in Hamburg; — Justizrat Fenner, Rechtsanwalt beim Reichsgerichte und Vorsitzender der Hülfskasse für deutsche Rechtsanwälte, am 5. April, 73 Jahre alt, iu Leipzig; — Justiz rat Robert Wilhelm Frenkel, Ehrendoktor der Rechte der Universitär Leipzig, 89 Jahre alr, am 18. Juni daselbst; — Jujtizral Gustav Adolf Gcistler, Amrsgcrichtsrat iu Frei berg, 71 Jahre alr, am 10. November daselbst (siche auch Sach sens Tote); — LaudgerichtSpräsident H ofma u u in Greiz, 48 Jahre alt, >nn 9. Mai. War der jüngste Beamte dieses Ranges im ganzen deutschen Reiche; — Hofrat Holzinger, Vize Präsident des Wiener Landgerichts, am 1. Januar durch Selbstmord infolge Augst vor Erblindung; — Heinrich Kie- n i tz , früher Reichsgcrichtsrat, 72 Jahre alt, am 19. November in Berlin. Trat 1850 in den preußischen Justizdieusr, wurde 1858 Kreisrieluer in Bromberg, 1872 Lverrribunalrat in Königsberg, 1875 Geb. Regicrungs- und Vortragender Rat im Reichskanzlern»«, 1877 Vortragender Rat im Rcichsjuslizamlc, rückte 1879 zum Geh. Oberregierungsrat auf und wirkte von 1881 bis 189«! als Reichsgerichtsrat; — Jujtizral Or. K löv - pel, Privatdozenl der Rechte und Anwalt beim Reichsgerichte in Leipzig, Anfang März (siehe auch Sachsens Tote); — Justiz rat K ö nig , Senior der Rechtsanwälte in Jena, am 7. Juni, 79 Jahre alt, daselbst; — Reichsrar von Küss ne r, Präsi dent des bauerischcn »Tberlandesgerichtes, am 8. März in Mün chen; — Or. Kügler, Präsident des preußischen Oberver- lvallnngsgcrichis, am 25. Mai in Berlin. Bernal energisch die Rechte der Volksschule iu Preußen. War bei den Klerikalen unbeliebt. Früher Ministerialdirektor am preußischen Kultus Ministerium; — Reichsgerichtsrat a. T. Or. Wilhelm Her m a n n Hei u r i ch Lang e r h a n s am 3. April 86 Jahre alt, in Leipzig. Begann seine richterliche Laufbahn beim Kam mergericht iu Berlin, wirkte als Staatsanwalt in Landsberg a. d. Warthe und Frankfurt a. d. Oder, wurde 1859 in Frank ¬ urt Appellationsgerichtsrat, 1872 Obertribnualrar in Berlin, ging 1874 an das Reichsoberhandelsgericht und trat am 1. Ok lober 1879 als Rat beim Reichsgerichte ein. Am 1. Januar 1887 trat er in den Ruhestand (siche auch Sachsens Tote); — Rechtsanwalt Peter Joseph Hubert Lingens, 84 Jahre alt, am 1. November in Aachen, wo er, nachdem er sich zunächst dem Staatsjustizdienst gewidmet harte, seil 1845 als Anwalt wirkte (siche auch Parlamentarier und Gelehrte); — Man- d r h, ehemals Professor der Rechtswissenschaft, am 30. Mai in Tübingen; — Gustav Marezoll, Oberapvellalionsral a. D., in Leipzig am 13. März, 81 Jahre alt; — Konrad von M a u- rcr, bekannter Jurist nnd IlniversitäkSprofessor in München, 80 Jahre alt, am 17. September daselbst; — Geh. Justizrat M ecke, Rechtsanwalt beim Reichsgericht, am 29. Jannar in Leipzig (siche auch Sachsens Tote); — Professor Or. von Men er, Strafrechrslehrer an der Universität Tübingen, am 29. Mai daselbst; — Obcrlandcsgerichtsra: a. D., Ober- appcllationsrar Gustav Adolf Neid Hardt am 6. März iu Dresden; — Wirtl. Geh. Rat Or. Paul Persius, Obervcr walrungsgerichtspräsident a. D., am 19. September, 70 Jahre alt, in Berlin. Stand fast 27 Jahre an der Spitze des Berliner Oberverwallungsgcrichts und erwarb sich 1869 im preußischen Ministerium des Innern um die Ausarbeitung der neuen Ver- waltungsgcsetze hervorragende Verdienste; — Geh. Rar Karl Wilhelm Preil am 1. November in Dresden. Wirkte über 50 Jahre im sächsischen Juslizdiensle l siehe auch Sachsens- Tote); — Senestru, pensionierter Landgerichtsrar, in der Neu- jabrsnacht in Regensburg (siehe auch Parlamentarier); — Professor Or. Seuffert, bekannter Strafrcchtslehrcr, am 23. November in Bonn; — Reichsgerichisdircktor Tändler im April in Leipzig (siehe auch Sachsens Tore); — Staats anwalt Or. Trant am 16. Mai in Leipzig. Vertrat die An klage im Leipziger Bankprozeß; — Or. jur. Julius Wilhelm Winzer, im Ruhestände lebender König!. SenatSpräsidcut des Oberlandesgerichts in Sachsen, am 25. September in Dresden (siehe aueb Sachsens Tote); —Reichsgcrichtsrat Paul Hugo Wolff am 4. September iu Leipzig. 1841 in Küstrin geboren, trat nach verschiedenen richterlichen Stellungen, nach dem er vorher als OberlandeSgcrichtsrat in Hamm fungiert hatte, 1894 in das Kollegium des Reichsgerichts ein. Mediziner. Es starben: Bernhard Bauer, praktischer Arzt iu Mark neukirchen, Ehrendoktor der medizinischen Fakultät der Uni versität Leipzig, 89 Jahre alr, am 21. Februar in Markneu kirchen; — Johannes Backend a h l am 16. Oktober in Kiel. 1826 in Kiel geboren, 1865 Mcdizinalinspetror für Holstein, 1866 Professor für gerichtliche Medizin nnd Hygiene an der Universität Kiel nnd Direktor des- Instituts für staatliche Arznei künde, 1872 Regierungsmedizinalrar, 1897 in den Ruhestand getreten. Einer der hervorragendsten Hygieniker; — Professor- Hans Buchner, Vorstand des hygienischen Instituts der Universität München, 52 Jahre alt, am 5. April in München. Gehörte zu den bedeutendsten Bakteriologen der Gegenwart. Fand die heute allgemein anerkannte Tatsache, das; der Orga niSmus sich durch Fieber, Euizüudung und Eiterung der cin- gcdrungcneu Mikroorganismen zu erwehren sucht und gab da mit den Anlast zur Scrumtherapie. 1894 wurde er als Nach folger PettcnkoferS auf den Lehrstuhl für Hygiene in München berufen; — Medizinalrar Or. Friedrich Dvrnbl ü t h , medi zinischer Schriftsteller, im November in Frankfurt a. M. War einer der eifrigsten Pfleger der Hygiene in der Zeit, ehe diese Beachtung fand; — Geh. Medizinalrat Or. Hermann Eule n- burg, medizinischer Schriftsteller, am 4. Oktober in Bonn; — Or. Richard Förster, Universitäts-Professor, Direktor der Breslauer Universitätsklinik, am 8. Juli in Breslau; — Or. mecl. Ludwig Frommelt, Geh. Medizinalrat in Altenburg, 64 Jahre alt, am 25. November. 1839 in Etzdorf bei Eisen berg geboren, studierte in Jena und Leipzig, praktizierte in Eisenberg und Schmölln, wo er Bczirksarzr Ivar und kam 1880 als praktischer Arzt nach Altenburg. Im Herzog!. Mini sterium zu Altenburg war Frommelt sachverständiger Beirat in Mcdizinalangclcgcnhciten und als Vorsitzender der Prüfungs behörde für Apothekergehülfen tätig; — Or. Ferdinand F u ch S, Professor der Medizin in Gießen, Ende Oktober; —- Geheimrat Profesior Or. Gerhardt am 21. Juli auf Schloß Tamburz in Baden. 1833 in Speyer geboren, wurde 1861 Professor der inneren Medizin in Jena, kam 1872 in gleicher Eigenschaft au das Julius-Hospital rn Würzburg und 1885 erfolgte seine Be rufung zum Direktor der 2. Medizinischen Klinik des König!. Charitekrankenhauses in Berlin. Leistete besonder? hervor ragendes aus dem Gebiete der Kehlkopf und Lungenerkrankun gen, sowie der Kinderkrankheiten; — Professor Or. Friedrich Leopold Goltz, 68 Jahre alt, am 4. Mai in Straßburg, wo er ast drei Jahrzehnte als Lehrer der Physiologie gewirkt hatte; — Or. Albcrr Graefe, angesehener Berliner Augenarzt, Anfang September in Berlin; — Oberarzt und Chefarzt a. D. Or. Edmund G ü n tz , bekannter Spezialist für Hautkrankheiten, Ende Oktober in Dresden (siche auch Sachsens Tote); — Hof rar -Or. Theobald Güntz, Psychiater von großem Rufe, rühercr Direktor nnd Besitzer der weithin bekannten Irren anstalt Thonberg bei Leipzig, am 1. Juli in Bad Ems; — Pro essor Josef H e r m a n n, früherer Primararzt, 85 Jahre alr, in Jnzersdorf bei Wien; — Or. Arnold Hildebrandt, Asssitcuzarzt des Stadtlazarcits zu Danzig, 28 Jahre alt, da selbst als Opfer seines Berufes; — Professor Hahn, ärzt licher Direktor der chirurgischen Abteilung des Krankenhauses im Friedrichshain bei Berlin, am 1. November. Genoß als Operateur, besonders bei Kehlkopfkrankheiten, einen Weltruf; — -Or. meck. Ihle, bekannter Dresdner Frauenarzt, 40 Jahre alt, am 18. Januar in Dresden; — Professor Or. Adolf Iarich, Vorstand der thermatologischcu Klinik an der Kni verfität Graz, am 21. März daselbst; — Sanilütsrat Or. Kraust, dirigierender Arzt der Poliklinik nnd Mitglied des VerwaltungSrats der Dresdner Kinderheilanstalt, am 27. Juli in Dresden ; — Oberstabsarzt Or. Paul K ü bler , bekannter medizinischer Fachschriftsteller, am 13. Juli in Berlin; — Pro essor Or. Adolf Kußmaul, Senior der deutschen Kliniker, in Heidelberg. 1822 in Graben bei Karlsruhe geboren, 1850 bis 1855 praktisck)cr Arzt in Kandern, 1855 Privat dozent für innere Medizin in Heidelberg, 1857 ordentlicher Professor, 1859 innerer Kliniker in Erlangen, 1863 in Frei bürg i. B., 1876 in Straßburg i. E. Gab 1888 seine Lehr tätigkeit auf und übte bis zuletzt in Heidelberg eine segensreiche ratgebcnde Praxis. Leistete der medizinischen Wissenschaft, ins- bcsvnocre durch seine Forschungen über Magenkrankheiten un vergängliche Dienste und galt wegen seiner streng sittlichen Auf fassung seines Berufes als das Ideal eines Arztes; — Or. Georg Langrcuicr, Direktor der Irrenanstalt iu Weil münster, am 12. März in Weilburg; — Ernst Mehnert, Anaromieprofessor der Universität Halle, Ende November da selbst, 39 Jahre alt ; —- M awroyeni Pa s ch a, erster Leib arzt des Sultans, 85 Jahre alt, im Mai in Konstantinopel; — Or. P a st ernazki, Profesior der militär-medizinischen Akademie zu St. Petersburg, Ende August auf Pjatowschtschina, Gouvernement Minsk; — Professor Hermann Rcineboth von der Universität Halle am 4. August daselbst. 35 Jahre alr. Erwarb sich ein besonderes Verdienst dadurch, daß er sein medi zinisches Können in den Dienst der sozial hygienischen Wohl- sahrtsbcstrebungen in Halle stellte; — Professor der Pathologie an der Universität Kopenhagen Reiß am 18. Juli daselbu; — Sanitäksrat Or. Theodor Kängler am 26. April in Görbcrsdorf. War ein Vorkämpfer der von Brehmer begrün deten physikalisch-sdiätetischen Behandlung der Lungentuber kulose, begründete 1875 zu Görbcrsdorf ein Sanatorium nach dem Muster der bewährten Brehmerschen Anstalt und trat mehr fach mir Studien über die Behandlung der Lungentuberkulose an die Ocffcnrlichkcit; — Federico Rubio, angesehener spa nischer Chirurg, am 31. August in Madrid; — Geh. Medizinal rar Or. inecl. et plul. Otio S i e d a m g r o tz k y, Kgl. Lachs. Landeslierarzt, Professor an der Tierärztlichen Hochschule zu Dresden, einer der hervorragendsten tierärztlichen Kliniker, am 21. Juni in Wiesbaden (siehe auch Vcrwaltungsbeamte); — Professor Schenk, bekannter Embryologe in Schwauberg in Steiermark am 18. August; — Or. mecl. Anton Schwend, Privaldozenc an der Universität Basel, 49 Jahre alt, daselbst am 16. Oktober; — Professor Or. Albert Sigel, Vorstand des Kinderhospikals der Olgahcilanskalt in Stuttgart, Milte Mai daselbst, 62 Jahre alt. War ein bekannter medizinischer Schriftsteller; — Stokvis, Professor für innere Medizin an der Universität Amsterdam, am 28. September; — Geh. Lbcr- mediziualrat Professor -Or. Skrzeczka, 70 Jahre alt, in Steglitz bei Berlin; — Generalarzt a. D. Or. Ferdinand T r a n t m a n u , Geh. Mcdinzinalrat und Direktor der Ber liner Universitätsklinik für Ohrcukrankheiten, außerordentlicher Professor an der Universität, am 4. Mai in Berlin, 65 Jahre alt; — Geh. Medizinalrat Professor Or. Rudolf Virchow am 5. September in Berlin. Geboren zu Schivelbein in Pom mern, studierte in Berlin Medizin, beschäftigte sich als Unter arzt, sowie als Proscktor an der Königl. Charirö in Berlin mit pathologischen Forschungen, deren Ergebnisse in dem 1847 von ihm begründeten „Archiv für pathologische Anatomie und Phy siologie und für klinische Medizin" niedergelcgt sind. In Ober schlesien, wohin Virchow 1848 vom Kultusministerium gesandt wurde, machte er Studien über den damals dorr herrschenden Hungertyphus. Ein Jahr vorher batte er sich an der Berliner Universität habilitiert, nachdem er schon 1846 über pathologische Anatomie Vorlesungen gehalten hatte, wurde aber schon Ostern 1849 aus politischen Gründen seines Amtes enthoben. Nachdem er auf Widerruf wieder angcstellr war, folgte er im Herbste des selben Jahres einem Rufe als ordentlicher Professor nach Würz burg. 1856 wurde Virchow als Direktor des ncubegründctcn Pathologischen Instituts an die Berliner Universität zurückbe rufen. 1859 studierte er auf Ersuchen der norwegischen Re gierung an der Westküste von Norwegen den Aussatz. Im Jahre 1879 wurde der Gelehrte, der auch der Akademie der Wissenschaften angehörte, zum Geh. Medizinalrat ernannt. Tas Hauptverdiensr Virchows liegt in der Begründung der so genannten Cellularpathologie, durch die er einen nachhaltigen Einfluß auf die Entwickelung der modernen Medizin ausgeübt hat. Auch die öffentliche Gesundheitspflege, die Anthropologie und die Ethnographie haben ihm viel zu danken (siche auch Parlamentarier und Schriftsteller); — Geh. Sanitätsrat Or. Wahl am 6. März in Essen im Alter von 66 Jahren. Stammte aus Sachsen, war langjähriger Leiter des evangelischen Kran kenhauses in Essen a. d. Ruhr und als Chirurg sehr geschätzt; — Geh. Medizinalrat Professor Or. Julius Wolff in Berlin Mitte Februar. Berühmter Chirurg, der besonders das Innere der Knochen erforschte und deshalb den ehrenden Beinamen „Knochenwolff" erhielt; — Lbcrmedizinalrat Or. Ernst von Zoller, von 1878 bis 1900 Direktor der Kgl. Jrrenhcil- und Pflegeänstalt Winnenthal, am 18. September in Stutt ¬ gart; — Professor Huao von Ziemssen am 20. Januar in München. 1829 iu Greifswald geboren, studierte in Berlin und Würzburg, lmbilikiertc sich 1856 an der Universitär Greifs wald, folgte 1863 einem Rufe als ordenrlickier Professor der Pathologie und Therapie und Direktor der medizinischen Klinik nach Erlangen, ging 1^74 in glcickicr Eigenschaft nach München, übernahm daselbst die Leitung des städtischen Krankenhauses und har in 27jähriger, rastloser Tätigkeit als Lehrer und Füh rer vieler Aerztegencrationcn als hervorragender Praktiker, wie allwisseuscbaftlicher Forsclier gewirkt. Seine Untersuchungen erstreckten sich auf viele Gebiete der inneren Medizin; außer dem war er hervorragend als medizinischer Schriftsteller tätig. Kunst un- Wissenschaft. Literatur und Theater. * Berlin, 30. Dezember. Dem Generalintendanten Grafen v. Hochberg wurde die nachgesuchte Entlassung aus seiner Stellung mit Ablauf dieses Jahres erteilt. Der Kaiser verlieh ihm als Zeichen seiner Anerkennung und Auszeichnung seine Porträt- Büste. — Der Kaiser hat den Intendanten v. Hülsen vom Januar 1903 ab interimistisch im Nebenamt mit dcr unmittelbaren Ans icht über die Berliner Hostheater beauftragt; die rvie-badener Stellung deS Intendanten bleibt unverändert. Wissenschaft. Z Unter dem Protektorat des Königs von Italien und mit Unter- tützung der Kgl. italienischen Regierung findet, wie bekannt, vom 2. bis einschließlich 9. April 1903 zu Rom „ein internatio naler Kongreß der historischen Wissenschaften" statt. Verschiedene auf die Teilnahme an diesem Kongreß sich beziehende Erklärungen können bei dem hiesigen Kgl. italienischen Konsulat an Wochentagen vormittags 10—12 Uhr eingesehen werden. Bildende Künste. * Berlin, 29. Dezember. In dem Prozeß Geyger gegen Klinger ist nunmehr neuerdings Termin zur Hauptverhand- lang aus den 12. Januar vor dem Schöffengericht zu Berlin an- beraumt. In der Verhandlung werden die Aussagen der Frau Meyer und ihres Stiefsohnes, die bekanntlich vor kurzem in Frei bürg kommissarisch vernommen wurden, zur Verlesung kommen. Hosfenllich findet die unerfreuliche Angelegenheit, die jetzt schon anderthalb Jahre lang spielt, nun endlich ihre gerichtliche Erledigung! Musik. Notizen. Frau Kochhann, die Primadonna der Altenburger Hofoper, welche sich einem Berliner Theater verpflichtete, hat diesen Vertrag wieder gelöst und verbleibt nun auch noch für die Spielzeit 1903/4 im Verbände des Altenburger HoftheaterS. — Im Lübecker Stadttheater errang die Oper „Lorenza" von Mascherint einen starken Erfolg. — Im Stadttheater zu Straßburg sand die Uraufführung des „ M ü n z en f r a n z", einer Over von Hans Rößler, mit großem Erfolge statt. — Für das Berliner Haydn-Mozart-Beethoven-Denkmal belaufen sich die Kosten aus rund 80000 Hiervon sind 68000 durch mehrere Musikausführungen und Sammlungen in Privat kreisen aufgebracht worden. Die fehlenden 12000 werden durch einen Zuschuß der Stadt Berlin gedeckt. — Ein für dieses Jahr ausgeschriebener Studienpreis der Paderewsli-Ltiftung istg an Beethovens Geburtstag vom Verein „Beethoven-Haus" und den berufenen Preisrichtern in Bonn dem 23 jährigen Kom- ponisten Felix Norvowieski aus Berlin zugesprochen worden. Außer diesem Stipendium ist denr Musiker bereits ein zweites für das nächste Jahr verliehen. Der Künstler, der vor kurzem vom Senate der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin mit dem großen Meyerbcer-Preis ausgezeichnet wurde, befindet sich aus einer Studienreise durch Süddeulschiano, Oesterreich, Frankreich und Italien. — Carl Goldmark hat die Partitur seiner neuen Oper „Götz von Berlichingrn", deren erste deutsche Aufführung am 11. Januar im Franksurter Opernhause stattfinden sollte, zurückgezogen, weil er vorerst den Schlußakt auf Grund der Eindrücke bei der Pester Ausführung umzuarbeiten wünscht. Nach Mitteilung Les Komponisten dürste es möglich sein, das Werk noch im Lause dieser Saison herauszu bringen. — In Berlin ist im 78. Lebensjahre der Königliche Sänger a. D. Albert H e n n e b e rg gestorben. — Der General intendant Gras Hoch berg feiert am 23. Januar seinen 60. Ge- burtstag. Die Mitglieder der Königlichen Hoftheater planen dazu die Wiedergabe von Kompositionen des Grafen Hochberg. — Tas Comitv für das Berliner Richard Wagner-Denkmal hat durch seinen Vertreter in England die Nachricht erhalten, daß der Lordmayor von London, Sir Marcus Samuels, der inter- nationalen Denkmalsweihe am 1. Oktober 1903 persönlich beiwohnen wird. Ihm werden sich das Parlamentsmitglied Baron Sir Joseph Dimsdale, Stadtkämmerer von London, und die Aldermen Sir William Trelvar und Sir John Stuart Knill nebst den beiden High SherisS von London anschließen. Ferner sind von auswärtigen Mitgliedern der Königl. Akademie der Künste die Herren Moritz Moszkowsky in Paris und Edvard Grieg in Christiania, die K. K. Kammersängerinnen Frau Lilli Lehmann- Kalisch und Marianne Brandt, sowie Generalmusikdirektoren Fritz Steinbach und Felix Mottl dem Internationalen Ehren- comitö für die Denkmalsweihe beigetrrten. — Die erste Gesamt- aussührung des „Ring der Nibelungen" von Wagner in Riga hat einen glänzenden Verlaus gehabt. — Beethovens Geburtstag feierte die Künigl.O v erin B erli ndurch die400.Aussührung des „Fidelio". — Heubergers Operette „Der Opernball" ging kürzlich als Autoren benefiz zum 200. Male über die Bretter des Wiener Karl- Theaters. Der dirigierende Komponist wurde lebhaft gefeiert. — In der Brünner S.tadtpsarrkirch'e wurde ein neues Werk „ükissa aolemvis" vom hiesigen Stadtorganisten und Musikprofessor Oswald Pawlik unter der Leitung des Komponisten zum ersten sie das Dienstmädchen ins Zimmer und instruierte sie mit leiser Stimme. Sie solle das Schreiben bei dcr Wirtin des Studenten Herrn Gravenhorst abgebeu nnd um Antwort bitten. Auf keinen Fall aber solle sie sonst irgendwem von ihrem Auftrag Kunde geben. Mit Ungeduld wartete Else Wredenkamp auf die Rück kehr ihrer Botin, sich in Gedanken ausmalcnd, wie der überraschte Student ihre Bitte aufnehmen und wie er darauf antworten würde. Eine Zerstreuung war es, als Klara Hellwig inzwischen wieder in ihr Zimmer huschte. „Weißt -u, was Hildegard meint?" „Nun?" „Wir könnten weiter nichts tun, als schreiben, und sie sagt, Du sollst doch zu uns herunterkommen, wir wollen den Brief gemeinschaftlich aufsetzen. Im übrigen meint sie, sie glaube gar nicht daran, daß überhaupt etwas aus dem Duell würde. Sie glaube vielmehr, daß die Gegner sich aus eignem Antriebe aussöhnen werden." In den Augen der andern blitzte cs. ,,Dc.s glaube ich auch. Und deshalb ist es auch über flüssig, zu schreiben." , Aber schaden könnte es doch nicht. Für alle Fälle wollen wir ihm doch lieber einen Brief schicken. ES muß doch Eindruck auf ihn machen, wenn wir drei ihm gemeinschaftlich schreiben. Das wird ihn doch rühren. Er wird es doch nett von uns finden." Die Plaudernde lächelte, als handelte cs sich um ein Vorhaben, von dem sie sich das größte Vergnügen ver sprach. Else Wredenkamv aber stellte sich unbewegt. „Ich halte es für überflüssig." „Also du willst nicht?" Die Fragende machte ein Gesicht, das gar kein so starkes Bedauern verriet. „Nein", lautete die entschiedene Antwort der andern. „Dann schreiben wir beide allein — Hildegard und ich. Adieu, Else!" Boll Eifer stürmte Klara Hellwig davon. Else Wreden- kamp atmete auf. Nun konnte sie doch wieder ungestört ihren Gedanken nachhängen. Ihre Erwartung nahm mehr und mehr einen fieberhaften Grad an. Wie langsam doch die Zeit dahin schlich! Endlich — endlich, nach fast einer Stunde kam das Dienstmädchen zurück. Mit geheimnis voller Miene zog sie einen Brief aus der Tasche. Hastig griff da» junge Mädchen zu. „Haben Sie den Herrn selbst gesprochen?" „Ja, er gab mir die Antwort selber. Ich habe gar nicht lange darauf zn warten brauchen. In zehn Minuten war er fertig damit." „Aber warum kommen Sie denn da so spät?" „Er war ja nicht zu Hause, Fräulein, und ich mußte länger als eine halbe Stunde auf ihn lauern." Die tödliche Spannung, in der sich Else Wredenkamp befand, ließ sie nicht länger warten. Sie riß den Umschlag auf, winkte dem Mädchen, zu gehen, und überflog mit flirrenden Augen, den Atem anhaltend, das Schreiben: „Verehrtes, gnädiges Fräulein! Tausend Tank für Ihre lieben Zeilen! Ich weiß zwar, ich darf mir nicht cinbilden, daß es persönliches Interesse an meiner Wenigkeit ist, das Sie antrieb, Ihren liebens würdigen Brief an mich zu richten, sondern daß es eine allgemein menschliche Anteilnahme ist, die daraus spricht. Aber es ist mir doch ein süßes, schmeichelndes Ivefühl, zu sehen, daß Sie an mich denken, daß Sie mich dieser Zeilen überhaupt für würdig halten. Um so mehr bedauere ich, daß ich Ihrem Wunsche nicht Nachkommen kann. Ich könnte ja irgendwelche Ausflüchte machen nnd Ihnen etwas vor täuschen, aber es widerstrebt mir, Ihnen in einer so ernsten Lache die Unwahrheit zn sagen. Es steht nicht mehr in meiner Macht, das Duell zu verhindern. Der Urteilsspruch unseres Ehrengerichts ist gefällt, die Forde rung ist ergangen — da kann keiner der Duellanten mehr zurück, wollen wir uns nicht ehrlos machen. Aber das wenigstens kann ich Ihnen zur Beruhigung sagen: die Be dingungen sind nicht so schwere, daß ein unblutiger Aus gang nicht möglich und nicht wahrscheinlich wäre. Und ich will zu Ihrer weiteren Beruhigung hinzufügcn, daß ich meinem Gegner nicht nach dem Leben trachten will. Zwar einen Denkzettel hätte er verdient, doch ich will lieber in die Luft schießen, als Gefahr laufen, ihn, ohne zu wollen, tödlich zu treffen. Im übrigen haben Sie gar keinen Grund, sich Vorwürfe zn machen und sich als Urheberin des Zweikampfes zu betrachten. Sie wissen, daß an der ganzen Lache allein das unverantwortliche Benehmen meines Gegners schuld ist. Leben Sie wohl und — ich hoffe — auf Wiedersehen! Ihr ergebener Kurt Gravenhorst." Während Else Wredenkamp diese Zeilen las, saß Knrt Gravenhorst an seinem Schreibtisch, um noch einen andern Brief an das junge Mädchen zu richten. Hier ließ er die Gefühle seines Herzens rückhaltlos ausströmen, hier gestand er, daß er sie liebe voll Leidenschaft, wahr und innig, tiefer als er geglaubt habe, überhaupt lieben zu können. Beschämt, reumütig machte er ihr auch das Ge ständnis dcr Wette, die er mit Baumeister Rusche abge schlossen. Demütig bat er um Verzeihung. Sie solle ihm nicht zürnen, einem Toten trage man ja nichts nach. Und so werde auch sie seiner nicht mit bitteren Empfindungen gedenken, sondern versöhnlich, freundlich. Das sei seine letzte Bitte an sie. Nach diesem Briefe, der der Adressatin nur im Falle seines Todes übergeben werden sollte, schrieb er noch ein paar letztwillige Verfügungen auf. So stellte er eine be stimmte Lumme sicher, die in Raten in den nächsten zwei Jahren an seinen alten Freund und Kommilitonen Karl Sügmüller zur Auszahlung gelangen sollte Else Wredenkamp saß in ihrem Zimmer und grübelte nnaMissig vor sich hin. Daß das Duell trotz alledem nicht stattfniden dürfe, stand bei ihr fest. Ein paar Minuten lang erwog sie den Gedanken, ob sie nicht zu ihm eilen und ihn noch einmal persönlich bitten sollte. Aber die Lcheu in ihr war doch zu groß; sie würde ihm ihre wahren Gefühle verraten und überdies würde sie ja doch nicht einmal ihren Zweck erreichen. Hatte er nicht ge schrieben, daß es ihm unmöglich sei, zurückzutrcten? Wer aber war sonst im stände, den Zweikampf zu ver hindern? . . . Die Sinnende sprang ungestüm auf. Die Behörde! Niemand sonst. Wenn sie das Vorhaben der Duellanten zur Anzeige brachte, dann würde die Behörde sicherlich Mittel und Wege finden, das unsinnige Duell zn verhindern. Rasch setzte sie sich an*dcn Schreibtisch, aber sie sprang nach kurzem Ueberlegcn wieder auf. Ein Brief konnte verloren gehen oder unbeachtet in den Papierkorb geworfen werden. Sicherer war es, die Anzeige persön lich zu erstatten, handelte es sich doch nm Leben und Tod. Gegen abend schlich sich Elie Wredenkamp nach dem Rathause, «cngstlich, als habe sie ein böses Gewissen, sah sie sich auf der Straße um, bevor sie in das alte, verwitterte Gebäude schlüpfte. Mit hochklopfendem Herzen stand sie vor dem Polizeibureau, zögernd, noch einmal rasch mit sich beratend. Dann raffte sie sich energisch auf, klopfte und trat ein. Es war nur ein Beamter im Zimmer, ein Wachtmeister. Mit sichtlicher Verwunderung hörte er, was ihm die junge Dame berichtete. Ungläubig schüttelte er mit dem Kopf. „Auf Pistolen sagen Sie, Fräulein?" fragte er. „Ja." „Handelt es sich auch nicht um einen Scherz?" fuhr er mißtrauisch fort. „Bei den Herren Studenten weiß man nie, woran man ist." Sic zuckte nur mit den Achseln. Er sah ihr forschend in das bleiche, in tiefer Bewegung zuckende Gesicht. Der Ernst, die Erregung, die aus ihrem ganzen Wesen sprach, schien nun doch Eindruck auf ihn zu machen. „Na — jedenfalls ist es unsere Pflicht, der Sache näher zu treten. Wie heißen also die beiden Herren, die sich schießen wollen?" Lie nannte Kurt Gravenhorst, der Name des andern Herrn sei ihr nicht bekannt. Darauf berichtete sie kurz über alles, was sie von den Verabredungen wußte. Der Beamte machte seine Notizen. Zuletzt fragte er nach ihrem Namen. Sie zögerte einen Augenblick erschrocken, fügte sich dann aber ohne weiteres. „Sie werden doch das Duell verhindern?" fragte sie, dem Beamten in angstvoller Spannung in das ruhig und unbewegt drcinschanende Dienstgesicht blickend. „Selbstverständlich, Fräulein. Das ist unsere Pflicht. Ich werde dem Herrn Kommissar sogleich Bericht erstatten. Wir werden morgen in aller Frühe das Haus, in dem Herr Gravenhorst wohnt, beobachten und erforderlichen Falles energisch einschreiten. Sie können ganz ruhig sein, das Duell wird nicht stattfinden." Sie errötete unwillkürlich unter dem Blick des Be amten, dcr jetzt lächelnd, mit plumper Neugier zu ihr hinüber sah. Dann empfahl sie sich schnell. Draußen rastete sic ein paar Sekunden und preßte die Hand auf das »«ruhevoll pochende Herz. Furchtbar peinlich war ihr der ganze Auftritt gewesen. Aber nun konnte sie doch auf atmen. Und mit einem köstlichen Gefühl tiefinnerlicher Zufriedenheit machte sie sich auf den Heimweg. (Schluß folgt.)
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview