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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.01.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-01-05
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040105020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904010502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904010502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-01
- Tag1904-01-05
- Monat1904-01
- Jahr1904
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WM W LchM TdBlltt M AnWl Nr. It, AkStag, z. Kmr jWj. Weild-AMbe.) Der Päckereiverkehr wahrend der Weilmachtsieit 1903 und 1902. Name deS OrteS. Gesamt der i 1903 tückzahl Zaket» 1902 Im Jahre 1903 Von der nebenstehenden Gesamtzahl sind anfgegeben 1903 sind eingegangen 1903 mehr weniger 1903 1902 mehr weniger 1903 1902 mehr weniger Leipzig, Postamt 1 121596 124613 — 15 124598 124613 — 15 — — — - - 2 61697 59953 1744 — 61697 59953 1744 —— — —— — . - 3 24114 21112 3002 24114 21II2 3002 —- —E — — — . . 4 25318 24533 785 — 25318 24533 785 — — — — - - 5 130 159 — 29 130 159 —— 29 — —— - - 6 9192 8726 466 9192 8726 466 — — — — —- . . 7 17056 16458 5v8 — 17056 16458 598 — — — —— — - - 8 59643 62517 2874 59643 62517 — 2874 — — — — - - 9 52 50 2 — 52 50 2 — — — —— — - - 10 196890 187019 9871 — 230 216 14 —— 196660 186803 9857 —- . - 11 5159 4658 501 — 5159 4658 501 — — — — - . 12 10233 10059 174 —— 10233 10059 174 — —- — — — - . 13 — —» -- - — —— — — —— —— . - 14 13935 13043 892 — 13935 13043 892 — — — — Leipzig-Connewitz . 2678 2190 488 — 2306 1941 365 372 249 123 —- Leipzig-Eutritzsch. . 17121 9716 7405 — 16044 8429 7615 — 1077 1287 — 210 Leipzig-Gohlis. . . 13985 14619 — 634 10723 10632 91 » »» 3262 3987 — 725 Leipzig-Kleinzschocher 3533 2948 585 — 1888 1355 533 — 1645 1593 52 — Leipzig-Lindenau. . 16039 14772 1267 — 8434 8001 430 — 7605 6768 837 — Leipzig-Nenschöneseld 7074 6877 197 — 6410 6204 206 —— 664 673 9 Leipzig-Plagwitz . . 41301 42021 — 720 30861 32074 —— 1213 10440 9947 493 — Leipzig >5 Reudnitz 14278 13435 843 — 13596 12771 825 — 682 664 18 — Leipzig-Schönefeld . 2009 1842 167 > »»> 745 689 56 — 1264 1153 111 — Leipzig-Stötteritz. . 4630 3979 651 » m 3205 2776 429 1425 1203 222 — Leipzig-Thonberg . 5473 4662 811 — 4975 4246 729 — 498 416 82 — Leipzig-VolkmarSdorf 4458 4313 145 — 3892 3759 133 — 566 554 12 — Summe für Leipzig 680596 654274 j 30594 4272 454436 438977 19590 4131 ,226160 215297 11807 944 mehr '26322 mehr 15459 mehr 10863 Lauft und Wissenschaft. rDtullk. „AlpenkSnig und Meuschcufctud". Oper in 3 Akten von Leo Blech. Leipzig, S. Januar. Die Toten stehen auf und reden in neuen Zungen. DaS hätte sich das alte Raimundsche Zaubermärchen nicht träumen lassen, also mit Singen und Klingen aus seinem friedlichen Schlafe gerissen zu werden, um den nach wirksamen Texten jetzt womöglich mehr denn je hungernden Komponisten die Tafel zu decken. Nicht blind lings hat Richard Batka, der bekannte Prager Musik schriftsteller, in Großmutters Handkörbchen hineingegriffen. Unser Libretto ist ein romantisch-komisches Märchen. DaS ist der Schild, an dem alle gegen die wunderliche und unserm Geschmack vielleicht nicht mehr ganz zusagende Mischung der ftenischen Ingredienzien dieses. Spiele« gerichteten kritischen Pfeile abprallen. Und die anmutigen oder launigen oder grotesken Bilder, die tragikomischen Scencn, die Stimmungs bilder mit Visionen und Alpenglühen, zusammengehalten von der Idee der Zähmung eines rappclköpfischen Menschen feindes, die der gute Alpenkönig in höchst eigener Person vornimmt, das alles vermag den Hörer die zwei Stunden leidlich gut zu unterhalten. Wären nur die beiden lang weiligen Liebesleute nicht! Um dieser Philisterseelen willen soviel Rumor: zu viel Güte, Vater MragaluS! — Wie ge schickt Richard Batka seinen Raimund den musikalischen Zwecken dienstbar gemacht hat, das habe ich seinerZeit aufgezeigt. Daß er sein poetisches Talent gelegentlich an einem größeren Richard entzündet hat, daraus wird ihm niemand um der Schönheit gerade dieser Partien willen einen Vorwurf machen. Nur wlgt der Komponist allzu bereitwillig diesem seinen Beispiel. Nicht bloß im Satze, in den Klangkombinationen hält er sich zu Wagner. Sein Alpenkönig hat bedeutende Anwandlungen Wotans deS Wanderers. Und Siegmunds Schwertgesang, der ist gar schwungvoll nachempfunden. Und das Flimmern und Flirren, das Mimes Sinne verwirrt, eS wirrt auch unseren Menschenfeind; der Feuerzauber selbst vom Brünn- hildenstein leuchtet herüber auf die Spitzen der Alpenberge. Trotz alledem ist Leo Blech kein bloßer Kopist. Er hat starke Phantasie, seine Musik zeigt Charakter und Kraft. Doch führt ihn sein Streben nach Charakteristik nicht selten zu den bizarrsten und gequältesten Kombinationen, sein Kraft gefühl zuweilen zu einer Ueberladung des SatzeS, die das Verständnis seiner musikalischen Gedanken ungemein erschwert, ja selbst die scenischen Vorgänge verdunkelt und verwirrt. Daneben — sogar verschieben ist der Stil des Komponisten — blübt schlicht und lieblich das Volkslied, Hüpfen Tanzrbvthmen von prickelndem Reize, hebt sich die Lyrik aus banaler Plattheit in jchwellendem Bogen. Die gelungensten Partien der Kompo sition sind ohne Zweifel die im Volkston gehaltenen, den Leo Blech mit bemerkenswerter Sicherheit trifft. Das weiß man ja schon aus seinem amüsanten Einakter „Das war ich." Das Duo der beiden Mädchen im l. Akte, die frnche und launige Introduktion zum zweiten, die köstliche Scene der musikalischen Tischlerfamilie, das reizende Ländlerduett des 3. Altes sind des Hinlänglich Zeuge. Vielleicht vermögen sie das Werk ein Weilchen im Repertoire zu erhalten. Die Aufnahme der Oper war im ganzen recht freund lich. Der t. Aufzug fand zwar nur mäßigen Beifall, um so stärkeren Erfolg hatten die beiden letzten. Nicht wenig kam die gelungene Wiedergabe der Wirkung des Werkes zu statten. Sie war scenisch wie musikalisch offen bar mtt großer Sorgfalt vorbereitet und ging bis etwa auf einen verfehlten Beleuchtungseffekt (beim ersten Er scheinen des Astragalus) glatt von statten. Herr Kapellmeister Hagel zeigte sich den nicht unerheb lichen Schwierigkeiten der Partitur durchaus gewachsen. Für ein lückenloses und flottes Ensemble hatte die Meisterhand des Herrn Oberregisseur Goldberg gesorgt. Bon den Solisten war Herrn Schütz mit dem Menschenfeind die dankbarste, aber auch schwierigste Aufgabe zugefallen, die er mit großer Bravour löste. Seine Darstellung des blindwütenden, schließlich durch sein im Alpenkönia ver körpertes zweites Ich auf drollige Weife bekehrten RappelkopfeS war nicht weniger trefflich, als seine musikalische Leistung, die den an Stimmumfang, stimm liche Krälte und Bortragskunst gestellten außerordentlichen Anforderungen in glänzender Weise gerecht wurde. Herr Mergelkamp legte mit dem Astragalus eine neue Probe seiner gediegenen Gesangskunsl ab. Selbst den recht un bequem liegenden Pianosatz am Schluffe des zweiten Aktes brachte er unerachtet kleiner Unreinheiten zu ziemlich guter Wirkung. Sein Vortrag hätte hier und da noch entschiedener und größer sein können. Nicht übel fand er sich mit dem imitierten Rappelkopf ab. Schade, daß die Gestalten der beiden Baritonisten für einen solchen Tausch des lieben Ich« ganz und gar nicht abgemessen sind. Das haus backene Liebespaar vermochte die Darstellung des Frl. Kurt und des Herrn Traun nicht interessanter zu machen. Ganz allerliebst gab hingegen Frl. Gard ini das liebenswürdige Kammerkätzchen wieder. Herr MoerS unter nahm mit dem possierlichen Burschen Habakuk einen Streif zug in da» Gebiet deS Buffo. Stimmlich anfänglich belegt, sang er sich allmählich freier und erzielte im Verein mit Frl. Gardini mit dem Ländlerduett bei offener Scene starten Beifall. Köstlich war Herr Kunze mit dem singenden und hobelnden und Klarinette stammelnden Tischlermeister. Die kleineren Rollen waren mit Frl. Sen gern (Sabine), Frl. Köhler (Katharine), Frl. Untucht (Susel) und Frl. Berger (Toni) aut besetzt. Sehr schön wurden die elfischen Cböre, die den Menschenfeind am Schluffe des 2. Aktes in Schlaf singen, wiedergegeben. DaS Werk war übrigens nach dem Muster der Dresdener Aufführung stark beschnitten. Und das von Rechts wegen. vr. Rnd. Krauße. Wissenschaft. * Berlin, 4. Januar. Geheimer Medizinalrat Professor vr. Friedrich Jolly, Direktor der Nervenklinik der Königlichen LdaritS und derzeitiger Dekan der medizinischen Fakultät an der Friedrich - Wilhelm - Universität zu Berlin, ist gestern abend plötzlich au einem Herzschlag verstorben. Der so jäh aus seinem Wirkungskreise abberufene Gelehrte erfreute sich noch bis zum letzten Sonntag der besten Gesundheit; erst am Morgen dieses Tages befiel ihn eine Herzschwäche, und gleichzeitig trat ein leichtes Fieber rin, das sich jedoch abends steigerte und den Professor zwang, das Bett zu hüten. Es sollte ihm nicht mehr vergönnt sein, da» Laaer zu verlassen. Gestern in der fünften Abendstunde trat plötzlich ein Herzschlag hinzu, der den sofortigen Tod de» Erkrankten zur Folge hatte. Geheimrat Jolly hatte ein Aller von 59 Jahren erreicht. Gerichtsverhandlungen. Königliche« Landgericht. tt. LeIH,1g, 5. Januar. Wegen seiner Neigung zu Hxzessen ist von der kgl. Amlshauptmannschast Leipzig dem 2l Jahre alten Handarbeiter Friedrich Wilhelm O. aus Plösiy der Besuch der Tanz, lokale in Taucha und in den umliegenden Ortschaften verboten worden. Zuwiderhandlungen werden, wie O. bereits zwei Mal er- fahren bat, als Hausfriedensbruch geahndet. Trotzdem war O. am 23. August, als im R.'schen Gasthof in Plösitz Tanzmusik abgehalten wurde, wieder dort erschienen. Der Gastdofsbesitzer R. verwies ihn mehrere Male und zwar in der nachdrücklichsten Weise vom Tanzsaal, O. blieb aber rubig und ließ auch das Zureden dn: Schwägerin R.'s, die ihn bat, doch sich und ihnen durch Entfernen Lu-ele-enheiteu zu «spare«, unbeachtet. Er meinte schließlich, im Guten ginge er überhaupt nicht, lieber schlage er das ganze Por zellan zusammen. Bei dem rauf- und exzeßlustigen Charakter O.'s war zu befürchten, daß er seine Drohung verwirklichen könne, R. zog es daher vor, O. auch noch weiter im Tanzsaal zu belassen, doch erstattete er nachträglich Anzeige wegen Hausfriedensbruchs und Nötigung. Unter Berücksichtigung der Vorstrafen O.'s wegen gleicher Vergehen erkannte der Gerichtshof gegen O. auf einen Monat Gefängnis. Den Zimmerherrn seiner Mutter bestohlen hat der 16 Jahre alte Lausbursche Ernst Oswald PH. aus Connewitz. PH. hatte bemerkt, daß der Wächter B., der in der Hermannstraße in Conne- Witz bei seiner lPh.s) Mutter wohnte, seine Erlparnisse in der ver- schlossen«» Kommode aufbewahrte. Als er am l3. September einen falschen Schlüssel an der Kommode probierte, stellte es sich heraus, daß derselbe paßte, er eignete sich nun von dem in der Kommode liegenden Gelde 4 an und vertat es zum größten Teile sofort auf der Messe. PH. ist am 22. September 1903 vom Schöffen gericht in Grimma wegen Unterschlagung von 47 mit fünf Wochen Gefängnis bestraft worden, unter Aufhebung dieses Urteils wurde PH. nunmehr zu einer Gesamtstrafe von zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Sport. Reitsport. * Aus der „S p o r t - W e l i": „Aspirant" ist von der preußischen Gcsiüts-Vertvaltung aus dein Bestände des Ge stütes Basedow angekanft worden und wird fortan im Zucht gestüt Georgcnburg in Ostpreußen Verwendung finden. — „Galtec More", der von der preußischen Gestüts-Ver waltung in Rußland angetanste .Hengst, steht dorr mit einer Gewinnsumme von 161041 Rubel an der Spitze erfolgreicher Deckhengste der Saison 1903. — Wieder ist ein franzö sischer Herrenreiter zu den Berufsreitern übergetreten. Diesmal ist es der von Baden-Baden her be kannte Franzose Mons. U r b a i n - D a v i d , der sich eine Jockey-Lizenz hat ausstellcn lassen. — Die gewiß seltene Zahl von 24 Unterschriften brachte der belgische Nennstallbcntzer Vicomte de Buitteret für ein Rennen, die Poulc de Produils von 1906, zusammen. — Der englische Hindernis- Jockey E. Piggott har daö neue Jahr gut angefangcn. Er konnte am Neujahrstage in Manchester drei Rennen ge winnen. Radsport. V Am zweiten Tage des Serien-Dauerfahrens im Pariser Winter-Velodrom — am vergangenen Sonntag — sind folgende Ergebnisse zu verzeichnen: 1) Wettlaufen mit Vorgabe 500 w. Endlauf: 1. Druel (30 nL, 2. Pages (40 m>, 3. Roumier (22 m), 4. Thibord (25 m), 5. Wilma (25 m>, 6. Faure (15 m) 1:13*,.— ^Internationales Hauptfahren. 1000m. 4 Vorläufe und 1 Hoffnungslauf. Endlauf: 1. H. Mayer, 2. Heller Radlänge, 3. Thuau h.Radlänge,4.Burotte, 5. Doerfslinger 1:33.— 3) Match zwischen zwei Damen über 10 km aus Motorrädern. 1. Mad. Clouet, 2. Frl. Herveux, 2'/? Runden zurück, 9:39 V». — 4) Prämiensahren 10 km. Jeden Kilometer eine Prämie, zuletzt 3 Preise. 28 Teilnehmer. Rugöre gewinnt die erste Prämie, Kaeser die 2. und 5., Chevalier die 3. und 4., Gaborias die 6., 7., 8. und 9.; letzten Kilometer 1. Gaborias, 2. H. Fossier, 3. Heller, 14:22°/». — 5> 90-Kilometer-Fahren, 2. Serie, 1000, 600, 400 Francs. 1. Contenet 1 Stde. 15 Min. 34 Sek , 2. Brech 5 km zurück, 3. Sinar 6 V, km zurück. Stundenleistung von Contenet 71 km 800 m. Lulerrichtsrveseu. Für Stotterer eröffnet die Denhardtsche Anstalt in Loschwitz bei Dresden am 18. Januar ihre diesjährigen Frei kurse, in welchen unbemittelte Sprachleidende unentgeltliche Heilung ihres Nebels finden. Aufnahmen können vom 18. Januar bis 1. Februar täglich erfolgen. Anmeldungen nimmt die Anstall entgegen. Vermischtes. --- Berlin, 4. Januar. Wegen eines Brandes im Generalstabsgebäude am KönigSplatz wurde gestern am Spätabend die gesamte Berliner Feuerwehr und ein Teil der Garnison alarmiert. In derDrucke - rei des Generalstabs war ein Haufen Papier in Brand geraten. Angestellte nahmen das Feuer zum Glück so zeitig wahr, daß sic es mit einigen Eimern Wasser löschen konnten. Aus Vorsicht wurde aber auch die Feuer wehr gerufen, deren Mannschaften jedoch bald wieder ab rücken konnten, während Offiziere die Brandstelle genau untersuchten. Vom 4. und 2. Garde-Regiment zu Fuß eilten alle in den Kasernen und den Wohnungen befind lichen Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften im Sturmschritt ohne Seitengewehr mit langen Stiefeln nach dem Generalstabsgebäude, um nötigenfalls mit zu löschen oder gefährdete Papiere in Sicherheit zu bringen. Sie fanden nichts zu tun und konnten bald wieder umkehren. ---- Hamburg, 4. Januar. Der Nordpolfahrer Peary beabsichtigt, das deutsche Südpolarschiff „Gauß" für Nordpolarexpeditionen anzukaufen. --- Hamburg, 4. Januar. In einem Teiche in Wands bek ertranken drei auf Eisschollen spielende Knaben. -s- Halle a. S., 4. Januar. Auf der Rückkehr von Leipzig, wohin er grüne Ware gefahren hakte, stürue der ledige Knecht Karl Hoffmann, seit 20 Jahren im Dienste beim Gutsbesitzer Reinhold Köcke in Diemitz bei Halle, in der Nähe des letzteren Ortes aus der Schoß kelle des von ihm geführten Wagens. Er kam so un glücklich zu liegen, daß die Rädcrüihm über die Brust gingen und ihn so schwer verletztem, daß der Tod als bald eintrat. Die Pferde trafen führerlos in Diemitz ein. Der Dienstherr entsandte sogleich sein Kutschgeschirr, um nach dem Vermißten zu suchen. Man fand den Knecht auf der Landstraße als Leiche vor und lud ihn in den Wagen ein. Auf dem Heimwege gingen die Kutschpferde durch, eins davon stürzte, brach ein Bein und mußte ab gestochen werden. So folgt ein Unglück dem anderen. e? Halle a. S., 4. Januar. Die heutige Sitzung der Stadtverordnetenversammlung trug einen feierlichen Charakter. Eingangs wurden die wieder- nnd neugewählten Mitglieder durch Herrn Oberbürgermeister Geh. Rat Staude eingcführt und verpflichtet, daran schloß sich die feierliche Ueberreichung des Ehren- bürgerbriefcS an den Senior der Versammlung, Herrn Rentner Louis I e n tz > ch, aus Anlaß der fünfzig jährigen Tätigkeit desselben als Mitglied der Versamm lung und des dem Jubilar vom Kaiser verliehenen Roten Adler-Ordens. Die Tagesordnung war einfacher Art; eine kleine sozialpolitische Debatte zwischen dem Magistratstischc und den sozialdemokratischen Mitgliedern knüpfte sich nur an den Antrag, eine neue Kinderkrippe mit städtischer Unterstützung dem Verein für Volkswohl zu übertragen. Auf den früheren Beschluß der Versamm lung, die letzten Stadtverordnetenwahleu 3. Abteilung gegen den Protest der sozialdemokranschen Partei für gültig zu erklären, ist von den Unterzeichnern des Protestes Klage im Berwaltuugs st reit verfahren erhoben worden. Die Versammlung be stellte zu ihrem Vertreter in dem Verfahren ihr Mitglied Herrn Justizrat Dr. Kci l. Die Klage gründet sich darauf, daß im dritten Bezirke infolge Unzulänglichkeit der Wahl gelegenheit zahlreichen Wählern es nicht möglich gewesen sei, ihr Wahlrecht anszuüben. An die geschäftliche Sitzung schloß sich ein Ehrenmahl zu Ehren der neuernannten Ehrenbürger, Herren Rentner Louis Jentzsch und Geh. Kommerzienrat Dehne. o" Merseburg, 4. Januar. Vom Bezirksausschuß ist dem Provinzialverband der Provinz Sachsen die Vor nahme der allgemeinen Vorarbeiten zum Bau einer Kleinbahn von Bebitz nach Bcesenlaub- lin gen und von Beese nlaublingcn an die Saale bei Muckrena gestattet worden. — Der Be ginn der Schonzeit für Hasen, Auer-, Birk- und Fasanenhennen, sowie für Haselwild ist vom Bezirksausschuß auf den 19. Januar festgesetzt. — Der Rechnungsabschluß der Landesversicherungsanftalt Sach sen - Anhalt hier für 1902 geht mit 9 921 918 ./K aus mit einem Bestand von 887 256 am Jahresschlüsse gegen 884 005 zu Jahresbeginn. Die Einnahme aus Bei trägen betrug 6 835 873 ^(, aus Zinsen 1758 344 An Renten wurden gezahlt 3 195 329 an Beitrags erstattungen 380 306 für Heilverfahren 119185 die allgemeine Verwaltung erforderte 287 618 Der Vcr- mögenSstand ist 53 619 940 — Kottbus, 4. Januar. Einzelheiten über die schon gemeldete Bluttat berichtet der „B. L.-A.": Der Lehrling Jürk sollte einen Betrag von etwa 550 aus Pcitz nach der Fabrik in Ottendorf bringen. Unterwegs wurde er von zwei Brüdern Dippe und einem gewissen Ztecklinn, Arbeitern im Alter von 17—20 Jahren, an gehalten und durch einen Messerstich in die Kehle verletzt, worauf die Räuber die Geldsumme, welche Jürk bei sich führte, an sich nahmen und davongingen. Trotz der schrecklichen Wunde hatte der Lehrling noch die Kraft, die Namen der drei Verbrecher, die ihm bekannt waren, in sein Notizbuch zu schreiben. Als man den armen Jungen in seinem Blute liegend fand, brachte man ihn sofort nach Kottbus in eine Privatklintk, wo er aber kurze Zeit nach seiner Einlieferung verstarb. Die Mord gesellen saßen wenige Stunden später bereits hinter Schloß und Riegel. Stecklinn ergriff man in Peitz, die beiden Dippe auf dem Bahnhofe von Kottbus. Letztere hatten sich schon neue Kleider, Wäsche und Uhren gekauft, ihre alten Anzüge und ein blutbespritztes Hemd trugen sie in einem Bündel bei sich. Welcher der Verhafteten Jürk die tödliche Wunde beigebracht hat, ist noch nicht fest- gestellt. — Esten a. Ruhr, 4. Januar. Auf die Personen- züge der Strecke Steele—Dahlhausen wurde in den letz ten Tagen mehrfach geschossen. Personen wurden nicht verletzt. — Bei Speldorf wurden durch ein Auto mobil zwei Kinder überfahren. Das eine wurde getötet, das andere schwer verletzt. — Göttingen, 4. Januar. In Grone brannten zwei Gehöfte ab, sämtliches Großvieh kam in den Flammen um. Der Mvlkereibesitzcr Herwig ist wegen Verdachts der Brandstiftung verhaftet wor den. (B. T.) — Straßburg i. E., 4. Januar. Im Rixinger Weiher ertranken zwei Schleusenwärter beim Eis lauf vor den Augen der eigenen Kinder. — Leichenschändung aus Aberglauben. In -er Ge meinde Tcrpest im Biharer Komitat wurde, dem „Pestcr Lloyd" zufolge, vor einigen Tagen der rumänische Land wirt Vigyikan begraben. Einige Tage später verbreitele sich in der Gemeinde das Gerücht, daß das Gespenst des Verstorbenen allnächtlich umhergehe und die Kühe ver zaubere. Mehrere Landwirte schmoren Stein und Bein, daß sie das Gespenst selbst gesehen hätten und daß ihre Kühe blutige Milch gäben. Um Abhülfe zu schassen, öffneten einige der abergläubischen Bauern zur Nachtzeit das Grab Vigyikaus, sprengten den Sarg, schnitten der Leiche das Herz heraus und nagelten die Leiche ans Kreuz mitten auf dem Friedhöfe. Die Behörde leitete eine strenge Untersuchung ein. -- In Ehlopice (Galizien) wurde ein Mord an dem Pächter Engel und Frau begangen. Er ist durch drei Strolche aus Rache verübt worden Sie faßten den Plan in Engels Wirtsstube, weckten um Mitternacht daS Ehepaar, schlugen den Mann tot und hackten die Frau buchstäblich in Stücke. Zwei von den Mördern sind jetzt verhaftet worden. — In Ptkulice bei Przemysl ist ein jüdischer Händler in bestialischer Weise ermordet morden. — Der Pollock-Preis von 1VU 000 Franken. Die Erben des beim Untergang der „Bourgogne" ertrunkenen An thony Pollock hatten für die beste Vorrichtung zur Ver hütung von Schiffszusammenstößcn und zur Rettung der an Bord befindlichen Personen zu Havre in jedem der letz ten drei Jahre einen Wettbewerb ausgeschrieben. Sie sind alle wie der auf der Pariser Weltausstellung ergeb nislos geblieben. Die Erben haben nun, nachdem ihr 100 000 Franken-Preis innerhalb dreier Jahre wegen un geeigneter Ausstellungsgegenstände nicht ausgezahlt wer den konnte, das Geld, wie wir in der nautischen Zeitschrift „Hansa" lesen, zu einer „Anthony Pollock-Gründung" ver wandt. Aus ihr sollen von der Lssooiatian iUsritinw latornationaio (Rue des Mathurins 5, Paris), die im Mai in Lissabon ihre Jahresversammlung abhält, die jeweilig besten Rettungsgeräte preisgekrönt werden. — Paris, 4. Januar. (Telegramm.) Das Marine ministerium hat aus Tanger unter dem heutigen Tage ein Telegramm des Kommandanten der „Galil^e" em pfangen, des Inhalts, daß sich das vermißte Trans portschiff i e n n e" nicht an der Westküste Marokkos befindet. Die „Galilee" wird daher aut der Hohe von St. Vincent außerhalb der von Handels schiffen innegchaltenen Fahrstraße die Suche nach der „Vienne" fortsehen. — Verdächtiger Fund. In Neuville sur Laon« (bei Lyon) wurden bei einem Tagelöhner die entwendeten Juwelen der ermordeten Madame Fougere gesunden. Derselbe hatte bereits einen Teil der Wettsachen ein geschmolzen und verkauft. — Palermo, 4. Januar. (Telegramm.) Polizisten überraschten in der Nähe von Bisaquino den berüchtigten Räuber Mirto und fünf seiner Kameraden. Nach einem heftigen Kampfe wurde Mirto getötet und die ande ren fünf Räuber gefangen genommen. Von den Polizisten wurde einer getötet, drei verwundet. — LoSgelastene Irre. 700 Insassen des Irrenhauses Ciompozuelos in Spanien werden demnächst entlasten werden, da die notwendigen Berpflegungsgelder vom Gcner/ilrate verweigert wurden. — Elektrische Hinrichtung. Der Neger Frank White, der in einem Gefängnis bei New Uork mittels Elek trizität hingcrichtet werden sollte, hielt knapp vor der Hinrichtung krampfhaft den Atem an, so daß es einer sechsmaligen Anwendung des Stromes von 1700 Volt bedurfte, ehe der Tod eintrat. Der der Hin richtung beiwohnende Arzt wurde vor Aufregung ohn. mächtig. Als nach dem fünften elektrischen Schlage die Fortdauer der Herztätigkeit des Delinauenten konstatiert wurde, mußte der Arzt aus der Hinrichtungskammer hinausgetragen werden. Letzte Nachrichten. * Berlin, 5. Januar. (Telegramm.) Die Mel ¬ dung, daß im Reichspostmuseum in jüngster Zeit Diebstähle vorgekommen seien, ist vollständig unbe gründet. Dort hat überhaupt niemals ein erheblicher Diebstahl stattgefunden. , * Köln, 5. Januar. (Telegramm.) Der Kölni schen Zeitung" wird aus Petersburg vom 4. Januar gemeldet: Am 3. Januar hat unter -em Vorsitz deS Kaisers eine Beratung stattgefunden, woran die Großfürsten Wladimir und Alexei, der Präsident deS Ministercomitös, Witte, sowie die Minister des Auswärti gen, des Krieges und der Marine teilnahmen. Vermutlich ist in der Beratung der endgültige Wortlaut der russischen Antwort auf die letzte Note Japans festgestellt worden. Ter Korrespondent der „Kölnischen Zeitung" glaubt nach allem, was er hört, nicht allzu optimistisch zu sein, wenn er der Annahme zuneigt, daß durch die russische Note die Möglichkeit eines friedlichen Ausganges des Konfliktes ge- geben sei und die Lösung der Krisis nach dieser oder jener Richtung jetzt lediglich nnr noch von Japans Antwort ab hänge. 8. Bozen, 5. Januar. (Privattclegramm.) Der Tourist Alois Moerl - Brixen ist auf einer Schlittentour in den Rittner Bergen umgekommen. * Boulogne-s»r--Mcr, 5. Januar. (Telegramm.) Nordenskjöld ist heute an Bord des von Argentinien gekommenen Hamburger Dampfers „Tijuca" hier ein- getroffen und hat nach einem ihm zu Ehren von der Stadtvertretung und der Handelskammer veranstalteten Festmahl die Fahrt nach Hamburg fortgesetzt. * Lottent, 5. Januar. (Telegramm.) In der Nacht vom 2. Januar versuchte eine angeblich aus 20 Mann bestehende Bande in das Pulvcrdepot von Mcutec einzudringen. Der Nachtpostcn konnte erst durch wiederholte Schüsse die Angreifer zum Rückzug zwingen. Die Militärbehörden trafen strenge Maß. nahmen, um eine Wiederholung ähnlicher Vorkommnisse zu verhindern. * Petersburg, 5. Januar. (Telegramm.) Ein kaiserlicher Erlaß an den Generalgouverneur von Kinland schreibt vor, zur Ersetzung der Ausgaben der Staatsrentei bei der Verstärkung der in Finland stehenden Truppen und zum Unterhalt des dritten fin» ländischen Schützenbataillons, des GarnisonhospitalS und der Hauptwachc im Jahre 1904 aus Finanzmitteln Finlands der Staatsrcntei 3 Millionen Mark nebst der Summe auszuzahlen, die das finländischc Budget für 1904 zum Unterhalt der genannten Truppen un-d der Ein- richtungen fcststellen wird. Diese Summen werden ab- gerechnet von der Beisteuer der finländischen Staatskasse zu den Militärauögaben deS Reiches. Veranrwortlicl)cr Rcdakicur Or. Herrn. Kiichling in Leipzig, für den musikalischen Teil Adolf Ruthardt in Leipzig.
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