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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.02.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-02-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040209021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904020902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904020902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-02
- Tag1904-02-09
- Monat1904-02
- Jahr1904
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Bezugs-Preis d> der vftWtrMdttioy oder deren Au-gobe- fiellea avgebolt: vierteljährlich S.—, bet zweimaliger täglicher Zustellung iu- Hau- 8.7b. Durch di« Pos» bezogen fllr Leullch- land «. Ocherreich vtntrlchhrlich 4.bO, für di» -brigeu Länder laut Zrituvg«prri»list«. Urdgtti-a »ab Expedition: Johanni-gafse 8. Fernsprecher 1Ü3 u. LM, KiiialrpPebisivnea: * lf,»dLatz n. Buchdaudla.. Univeffitäwst,.» iffernspr. Nr. Möl, L. Lolche, tzuldarjutll- srraße 14 lßernsprecher Nr. SSAst u-Hänigi- Platz 7 iyernsprecher Nr. 7SO5). tzgiffff-Etlial» Dre-tzen: Marien straß« 84 (Fernsprecher Amt l Nr. 1718). -aapt-Ailial» «erlia: stgrlD » nck e r, Hkrzgi.Bgnr.Hofbuchbandla., Lützowsüaß« lOiFrraiprechtrAmiVl Nr.4iD3.) Abend-Ausgabe. KiMger Tageblaü Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Aales und des Aolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis die t-gespaltene Petitzeile S5 Reklamen unter dem Redaktianeslrich («gespalten' 7b /L, vor den FaiiiiNeaaach- richten (6 gespalten) 56 Tabellarischer und Zissernsay entsprechend höher. — Lebudre» für Nachweisungen und Ossertenanuahme LS Ertra-Veilagen tgesalzt), nur mit der Morgeu-Äusaabe. odn» Poslbesörderuug 60.—, mit Poslbesörderuug ul» 70.—. Annahmeschlab für Anzeigm: Abend-Ausgab«: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgab«: nachmittag- 4 Uhr. Anzeigen sind stets an die Szpedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von E Poll in Leipzig (Inh. l-r. V., R. 2 W. Kltukhardt). Skr. 72. vä» lvichligrtt vsm läge. * Die Mittelmeerreise de» Kaiser« soll wegen der Kriegsexeizaisse vorläufig aufgegeben worden sein. * Trotz der Zurückstellung der Resolutionen ist es noch -weifelbaft, ob der Reichstag den Etat rechtzeitig fertig stellen rann. * Al« gemeinsamer bürgerlicher Kandidat für die Reich«tag«ersatzwahl in Frankfurt - LebuS soll Generalleutnant a. D. v. Liebert. der sich der Reichs partei auschtießen würde, in Aussicht genommen sein. * Da« Feuer in Baltimore ist noch nicht gelöscht. Der Schaden beläuft sich bi« jetzt auf 200—300 Millionen Dollar». * Die Feindseligkeiten zwischen Rußland und Japan haben zur Ser begonnen. Der russisch japanische Arieg. ttX. Während russische Blätter sich noch immer mit der akademisch-tbeoretischen, den Historiker und vielleicht auch den Ethiker, nicdt aber die große Ocffentlichkeit interessierenden Araae abmühen, ob Rußland oder Japan die Schuld an der katastrophalen Zuspitzung der Lage aufzubürden sei, haben schon die Kanonen gesprochen. Ein uns heute morgen zuaegangenes, durch Extrablatt bereit« verbreitete« Telegramm velagt: * Petersburg, tz. Februar. Der „Regierungs bote- veröffentlicht folgendes Telegramm de» Statthalters Alexejew an den Aare«: Ungefähr «« Mitternacht tn der Nacht vom 8. zum S. machten japäntfche Torpedoboote einen plötzlichen Angriff anf das auf der äuherstrn Reede von Patt Arthur liegende Geschwader, wobei die Panzerschiffe „Retwifan- und „lkesarewttsch", sowie der Kren,er „Palada- beschädigt wurden Da« ist der Krieg. Offenbar ist cs der bei Wei l'ai-W ei, am Eingang des Gelben Meeres, versteckt liegende Teil der japanischen Flotte gewesen, der die russische Flotte ausgesucht und am Eingang de« direkt gegenüber befindlichen koreanischen Hafen« Port Arthur unter Feuer genommen hat. Die russische Flotte machte schon vor einigen Tagen den Versuch, die hohe See zu gewinnen, kehrte aber hinter die schützenden Molen schleunigst zurück, al« sie Wind von der Anwesenheit japanischer Torpedo boote bekam. Die Japaner haben glücklich gekämpft. Leider sagt dir dürftige Meldung nicht« über den schließlichen Au-gang de-Kampfes, aber es ist anzunehmcn, daß die Russen sich mit einem blauen Auge abermal- nach Port Arthur rückwärts konzentriert haben. Die Meldung stammt aus russischer Quelle, also ist es nicht ausgeschlossen, baß zwischen den Zeilen noch Schlimmere« zu lesen ist, al« sie wörtlich ein- zestebt. Angesicht- der tatsächlichen Eröffnung der Feindselig keiten sind alle die Nachrichten als antiquiert zu betrachten, die glauben Machen mochten, Rußland perhorresciere den ersten Schritt zur See und es werde selbst eine Landung der Japaner in Südkorea nickt als Kriegsfall betrachten. Wit gebe« indessen wenigsten« eint dieser Meldungen wieder, weil sie für die Art der russischen Strategie so ungemein charakteristisch sind. Sic lautet, vvtn 8. datiert: Zn einkkn längeren Telegramm des Petersburger Korre spondenten bet „Kölnischen Zeitung" von heute heißt es: An- Dienstag den 9. Februar 1904. 98. Jahrgang. scheinend sieht man den jetzigen Zustand an maßgebender russischer Stelle noch nicht als Kriegszustand an. Dafür spricht der Umstand, daß der Hosball morgen stattsindet und di« in Aussicht genommene Reise de« Kaisers Nicolaus nach Moskau, um, wie gesagt wird, in üblicher Weise von dort aus vor Beginn de« Krieges eine Kundgebung an fein Botk zu erlassen, zunächst ausgefchoben wurde; wie andere behaupten, wird sie überhaupt nicht srattfinden. Von mir bekamst ge wordenen Anzeichen stelle ich au dir Spitze die beute hier umlaufende Nachricht, nach der gestern abend im Win terpalaiscineBeratung über die Lag» stattgcsunden habe, an der u. a. Graf LambSdorf, General Kuropatki» und Admiral Avellan teilnahmen, worauf nachts Alexejew dir telegraphische Weisung erhalten hab«, er solle die Bewegungen der Flotte und des Landheeres derartig leiten, daß aus ihnen Japan keinen Anlaß für die Annahme gewinnen könne, daß Rußland den Kriegszustand als bereits bestehend ansehe. Mir aus japanischer Quelle zu gegangene Nachrichten bestätigen, daß die japanische Re gierung ebenfalls in dem Abbruch der diplomatischen Be ziehungen noch trinen Kriegszustand erblickt, vielmehr die Möglich keit, auch jetzt noch einen friedlichen Ausgang zu finden, an erkennt. Wie mir aus russischen Kreisen versichert wird, würde eine Landung japanischer Truppen in Südkorea selbst heute noch von Rußland als casus t-c-Ui nicht unbedingt angesehen werden. Nur eiu Vorgehen Japans gegen die Man dschurei und Nordkorea werde die russischen Interessen der- artig berühren, daß Rußland dann jedenfalls an der Grenze der geduldigen Zurückhaltung angrtangt sein würde. Diese labme, schwerfällige Kriegführung des russischen Höckstkommandiereuden Alexelen) wird, wenn sie fortgesetzt Werden sollte, den Russen noch teuer zu stehen kommen, der Japaner ist, das weiß man au« dem chinesischen Kriege, ein temperamentvoller Draufgänger, erfüllt von Energie, mntiZ, ver wegen und tollkühn; «r saßt den Augenblick beim >sckvpf und besinnt sich nicht lauge. Ehe der Gegner zur Besin nung gekommen ist, sitzt er ihm längst im Nacken. Rußland mag sich vorsehen! Man darf vielleicht annehmen, daß die Japaner nun versuchen werken, die russische Flotte in Port Arthur selbst anzugreifen, allerdings ein bedenkliche» Unterfangen, da bi« Batterien des Hafen» ihnen sehr gefährlich werden können. Mißglückt der Angriff, ober gibt man ibn von vornherein anf, so wird, vorausgesetzt, daß die russische Flott» sich nicht doch noch zum offenen Kampf stellt, Japan vorn Lande «u« Vorgehen und, wie da« auf Kuba mit Erfolg geschah, die russischen Schiffe aus dem Hasen hinausvrängen und dem Gros semer Flotte entgcgentreiben müssen. So wenigstens denkt sich die japa nische Gesandtschaft in London den Gang der Ereignisse. Für die Richtigkeit dieser Prognose scheint auch unsere schon in einem Teil der Auslage de« heutigen Mor.zenbla1te« wiedergegebene Meldung zu sprechen, das; Japan fein« Garde und zwei Divisionen auf «OTampfern eingefchifft habe. Diese Nachricht stammt von dem Kommandanten de« Wachdetachements der österreichisch-ungarischen Gesanktschast in Peking und ist an den Kommandanten der österreichisch ungarischen Kriegsmarine v. Spann gerichtet. Die Einschiffung soll bei Moji i» der Nähe von Shimonoseki erfolgt sein, von wo sich die Uebersahr» nach Fusan, dem südlichsten Hafen von Korea, sehr schnell bewerkstelligen läßt. Wenn in der Depesche gesagt wird, di« drei Divisionen seien auf vierzig Dampfern unkergedracht, s» muß man an »er Richtigkeit der Zabt Zweifel degen. Al» im Jabr« IlNM die siiusk« japa- nffcke Division nach Ehin» gebracht wurde, hakten ihre tZoov Streitbaren und 8000 Nicklstreitdaren 25- große und 3L kleinere Dampfer nötig. Selbst wenn man auniwmt, daß die Divisionen zunächst ohne di« Kukis, welche al« Train dienen, nach Korea geschafft werden sollten, bleiben 39 000 Mann übrig. Es wären dafür Schiffe mit mehr als 200 000 Tonnen Wasserverdrängung im ganzen nötig, die man allerding« bei der Stärke der lapaniscken Handels flotte und der Kurze der in Frage kommenden Entfernungen in acht Tagen zusammenbringrn könnte. Daß die Japaner entschlossen sind, ihrem Borstoß zur See eine Parallelaklion zu Lande zur Seite geben zu lassen, er gibt sich auch aus der folgenden Kabelmeldung: * Port Arthur, 8. Februar. Aus Soeul wirb das Eintreffen japanischer Piantere gemeldet. Unter den Bewohnern daselbst herrscht tn Erwartung des Eintreffens japanischer Truppen Unruh«. Nach richten liegen vor übe» die Landung einer japa nischen Trnphenabtetlung tn Masampho. Die Hauptmacht des russischen Heeres steht am Ialuslusse, der ungefähr die Grenze zwischen der Mand schurei und Korea bildet. Gleichzeitig mit dem überseeischen Transport der javanischen Truppen wird ibre Konrentraliou bei Fusan, Masampho oder Tschemulpo und Söul ausgeführt, und dann wird erst an ein Vor dringen gegen die Positionen der Ruffen am Ialuslusse zu denken sein. Die Entfernung von Masampho bis zum Jalu ist etwa so groß wie die von Königsberg dis Hamburg, die von Söul bis zum Jalu wie von Stettin bi« Bremen. Die ganze Gegend ist jedoch von hohen Gebirgen und breiten Flüssen durchzogen und weist nur wenige und schlechte Straßen aus. * Petersburg, 8. Februar. Als Oberkommandi«reuder der Landtruppen wird General Presyrewski, der Gehülf« de« Generaltzouverneurj von Warschau, genannt. (B. L.) Port Arthur ist im Augenblick der Platz de« Kriegstheaters, dem sich da« uniniktelbarste Interesse zuwendet. Es wird uns von dort gemeldet: * Port Arthur, 8. Februar. (Rufs. Trlegr.-Agentur.) Auf der Mandschurei bahn ist die Annahme und Bestellung von Frachten eingestellt. Dir russisch-chinesische Bant ist angewiesen, ihren Kredit an Private einzustelle». Die Schiffe des Geschwader gehen ost in See. Maßregeln zur Ueberwachung des Horizonts und zur Bewachung der Vorräte, besonder« an Kohlen, sind ge trosten. Wegen ma ngr lhafter Zufuhr steigen die Marktpreise. Bereits gestern waren die meisten, Japanern gehörenden Läden geschlossen. Die Inhaber verließen Port Arthur. * Petersburg» 8. Februar. Aus Port Arthur wird von heute gemeldet: Die Abreise dir Japaner dauert fort; sonst ist alle« ruhig. Der japanisch« Standpunkt. Wie dem „Reaterschen Bureau" au- amtlicher japanischer Quelle gemeldet wird, hat der japanische Gesandte in Petersburg een ihm erteilten Instruktionen gemäß dem russischen Minister deS Acußern am b. Februar eint Note folgenden Inhalts überreicht: Da die Unabhängigkeit und di« territorial« Integrität Koreas von der japanischen Regierung als absolut wesentlich für die Sicherheit und die Ruhe des eigenen Lande» angesehen werde, könne die japa nische Regierung nicht mit Gleichgültigkeit irgend einem Vorgehen zusehen, das darauf ähnele, die Lage Koreas un sicher zu machen. Die russische Regierung habe mittels un annehmbarer Abänderungen Japans Vorschläge hinsichtlich Koreas nacheinander abgelebnt, deren Annahme Japan al- unerläßlich angesehen habe für die Unabhängigkeit und terri toriale Integrität Koreas und für die Sickerstellung von Japans vorherrschenden Interessen auf der Halbinsel. Diese Haltung auf Seiten der russischen Regierung sei Mit Weigerungen verbunden gewesen, eiste Verpflichtung bezüglich der Anerkennung von China« territorialer Integrität rn der Feuilleton. lgj L» Ser HranSuny» Roman von Wil Hel in Kisch er. -Nachvruck verboten.' Zwölftes Kapitel. Aal Nächsten Morgen fuhr -le Iustizrättn in Gesellschaft einkr Krüükdnschwcster Nach Walbbach. Doktor Regnery, der die alte Jststizrätin kannte und ihrer Mildtätigkeit wegen seht schätzte, -lickte überrascht, als ihm in so früher Stunde der Besuch -er allen Dame gemeldet wurde. Er eilte ihr entgegen. Eie empfing ihn im Privatztmmer der Airtsleüte allein. „Ritn, Herr Doktor, wie stehtS oben?" „Ganz obttresslich, bis auf das Fieber, Krau Rat." „und der Patient?" „Geduldig, wie Vitt Lamm. Er liegt mit verbundenen Augen da, still, kein Mucks, keine Klage, keine Ungeduld." Die IustizrkMn jubelte innrtlich. „We lange wird denn Doktor Werner mit der Binde vor -en Augen dulieaeu Wilsten?" „vls die gUstje Geschichte gekeilt ist." „Meist- Ft-astbia bittet Str bringend zu ihrer Be ruhigung noch eine zweite Krankenschwester einzustellen." „Hftt, schaden kitttN da» Nichts Schicken Die sie nur her." „Ich KUde sie gleich mitgebracht, Herr Doktor", meinte die Justizrätin freundlich und öffnete die Türe zum Nebenzimmer-in das sie hineinrief: ^Schwester Agnes". Jtu Nächsten Augenblick stand Frau Wally in der Tracht einer KrüktktUschwester vor dem erstaunten Arzt, in Lessen Äugest ob -er Kriegslist der beiden Damen etwa« wie RtiyttiNtz schimmert«. „Schwester Agstetzt Hm!" räusperte er sich. „Ich kann sif biet äUn, ktttt aebtttuchöst unter einer Bedingung Nur, iah Tie kein Wort mit dem Krankest wechselst. Tin Ver stoß gegen diese Bedingung hat die sofortige Entlastung zur Folge? „Unser Wort darauf, Herr Doktor", sagte die Justiz rätin und der Krankenschwester die Hand reichend, meinte sie: „Und nun, Schwester Agnes, auf Wiedersehen -iS heute nachmittag. Ich will inzwischen nach den Kindern schauen." Str reichte dem Doktor die Hand, die dieser respekt voll au feine Lippen führte. Als di« alte Dam« tn schnellem Trab nach der Residenz fuhr, überholte sie einen dichtoerhangenen Miet-wagen, auf dessen Vock neben -em Kutscher ein an seiner grauen Uniform und der Genfer Binde kenntlicher Sanität»- gdhiilse satz, im Innern de» Wagen» aber lag die Leich« I)r. Römers, der im Duell mit dem Grafen gefallen war. Ahnungslos fuhr die alte Dame vorüber. Vor der Wohnung Werners hielt ffc. Die Kinder jubelten der guten Großmama entgegen. Die Justiz rätin verweilte unter ihnen mehrere Stunden und über zeugte sich, daß Anna und die alte Pindern, stritt in, di« sie ihr beigegeben hatte, ihre volle Pflicht taten, dann fuhr sie nach Hause. Kaum war sie -ort, da meldet« ihr die Haushälterin -en Baron Briesen an. „Ter kommt mir, wie gerufen", murmelte die alte Dame, dann gab ste Auftrag, den Herrn Baitdn heretnzu- führen. Sie erschrak, al» sie den jungest Lebemann er blickte. Der Baron sah «l« -er Tod ast», wie, wenn ihm sein« Beine den Dienst versagten, ließ er sich auf den ersten besten Stuhl fallen und rang nach Atem „Mein Gott, was ist Ihnen, Baron", fragte die alte Dame, am ganzen Leid« zitternd. „Sie «»schrecken mich: Sie sind ja ganz außer Atem. Was ist denn?" „EntsctzltckeSl Mein Onkel hat wegen der Angriffe im Prozeße, denen er ausgesetzt war, den vr. Römer g». fordert. Ta» Duell fand heute morgen statt." „Der Fluch der bösen Tat und de- »urchtbaren Wahn», mit Blut da» Schild der Ehr« reinzuwaschen: das Phan tom Ehre, noch manche- Opfer wird e» verschlingen, bi» einmal die Welt eingcsehen hat, wie wenig ehrlich es um die sogenannte Tbr« bestellt ist." „Ja, ja, Frau Rat, e» aeht viel Unheil von diesem Phantom an», vr. Römer ist diedmal sein Opfer- er ist tot. Ein Schuß tn die Lunge ..." „Großer Gottl Da- haft dst gefügt. Und der Graf?" fragte die Rätin erschüttert- „Blieb nnnerwnndet. Mast erzählt sich, der Graf habe lange und bedächtig gezielt. S, wollt« töt-n!" „Main Gott, ein Kranker, fast blinder Mann «nd Mordsucht. Das Gerücht übertreibt. Dem Grasen kann es weniger um eine Bestrafung des Gegners, als um seine persönliche Ehre zu tun gewesen sein. Take« wollte tr sicher nicht." „Tie Bestte schlummert in jedem Menschen", erwiderte der Baron achselzuckend. „Seltsam! De. Römer, der doch in feiner Praxis rück« fichtslo», grausam, ein Tensel fein konnte, das Opfer eines Ehrenhandels! Das Paradoxe wird wahr!" melMe sie. „Sie halten den Verstorbenen stkr einen schlechter» Menschen, Fran Rat ?" „Er war eine brutale Hcrrsnnatur; ein gefährlicher, gemüt-loser, schlechter Mensch) instinktiv fühlte ich da von Anbeginn an. Wäre er ein guter Mensch gewesen, so wäre nicht so viek iluLctl von dem Prozeß Tkeudetg aus« gegangen, al» von ihm an-gcgangen ist." Römer a>ckr ein tragischer Mensch; fern tragischer Tod hat manche- gesühnt", sagte -er Baron. „Wa» er und seine ihm würdiae Fra« an Wally Werner getan bat, schreit zum Himmel nnd geht über da- Grab hinaus", entgegnete streng «nd hart die Iustizrättn Ter Baron blickte überrascht «»ff. „Sie meinen den Klatsch nffi dem Greffen, an den niemand glaubt?" fragte er dann mit stockender Stimme. „Ich habe Frau vr- Römer gesprochen. Sie hat Mit ihr Wort gegeben, die von lh» in Umlauf gesetzten Gerüchte zu widerrnsett." „Ihre Fsttervcntion und Ihr Glauben an mein« FreUki-ln ekrt Sie; aber sie muffen auch die Konsequenzen daraus ziehen, Vnron!" „Welche Konsequenzen, Frau Ral?" Unbehaglich rückte der Baron auf seinem Stuhl. „Sie lieben Wally! Baron, ich weiß es, seren Sie Edelmann und ehrlich. Es ist sük" Der Baron zuckt« zusammen, er wollte entgegnen, aber uNte» -en strengen Blseken -er alteN Dame, die hoheits-ok and versöhnlich zNgselch sprach, würgte er -te Lüg« hinunter? er ließ vefchstmt -en Kopf Lus die Brust stnkn. „Bravo, Btton!" fa-t- R« JnstizrättN M, leifer Stimme. „Sie haben in diesem «ugenblict dy Bestie Lüge niedttgezivnngen, »ezw-ngen Sie -iah Be Bestie Liebt." „Weitz tze nm Mein« A-idenschtfft?" fr-We er «- schlittert „Das beweist Ihnen der dramatische Gang de» Pro zesses. Denken Sie nach. Und wenn Sie die Lehre aus diesem Prozeße wahren wollen, banst, mein Freund, beugen Sie einer jeden weiteren Katastrophe vor Ich appelliere an den ritterlichen Mann, für den ich Sie halte, ünd ich, die ich mit beiden AüßeN im Grabe stehe, ich, die ich mich mit der Nichtigkeit irdischer Wonnen versöhnt habe, ich rufe Ihnen za: Fliehen Sie den Gegenstand Ihrer unseligen Liebe) reifen Sie ab!" Der Kopf des Baron- war tiefer auf seine Brust ge sunken; sein Atem ging schwach; man sah e» ihm an, er kämpfte einen Kamps. Die alte Iuftiztätin faltete die Hände and betete Ein langes, banges Schweigen.... Da stöhnte er aus; sie reichte ihm, tieferschüttert, die Hand. Er küßte die Hand der Iustizrätin; dann erhob er sich jtkh: „Gr üßen Sie ste vdn Mir and leben Die wohl!" Er stürmte davon „Mit Gott, mein Sohn!" rief die Matrone and breitete segnen- die Hände an» Dreizehnte- Kapitel. In Wakdvach ging es vortrefflich, vt. Werner genas unter der sorgsamen Pflege der schweigsamen Schwerer Agnes znfehendS) er weilte bereit- außer Bett. TaS Zimmer war der durch den Schuß in Mitleidenschaft ge zogenen Angen wegen dicht verhängt; der Kranke selbst trug eine Brille. Aas feinen Wunsch and tn Rücksicht auf die Augen sah vr. Regnery von einem Transport Werner» in feiste Klinik ab „Schwester Agnes" war glücklich; an- -en Fieberphantastcn de- Kranken Lotte ste enmommen, wie kehr sie geliebt wurde; sie beobachtete aber auch, «te seh, btt Krankt gegen diese Liebe an- kämpfte. Die Ivstizriiiin sprach jeden Tag vor; so oft sie auch das Gespräch auf Wally bringen wollte, brach vr. Werner kurz ab. „Bon einer Frau, von -er man sich scheiden lassen muß, Fran Iastizrat, spricht man nicht. Lasten mir di« Unselige and sprechen Sie mir von meinen Kindern." Schwester Agne» erhob Ück damals geräuschlos and verließ da- Krankenzimmer, um im Nebenzimmer sich un bemerkt auszametneN. „Warte, b» Trotzkops; ich krieg- Sich doch", dachte die alte Dame an» grübelte tageiantz ll»«r -ist- neae Krieg», list nach.
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