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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.02.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-02-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040209021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904020902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904020902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-02
- Tag1904-02-09
- Monat1904-02
- Jahr1904
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— Rach langwierigen Verhandlungen zwischen der Regierung und den Vrrtrctern der diesigen Varortgeineinden ist beschlossen worden, für alle Berliner Vororte das Siebenklassen» Schulsystem einzuführen. — Der elfte V erd andstag deutscher Seeschiff er-Vereine irat am Montag in Berlin zusammen. Vom Reichsmarineamt raren (Seh. Reg.-Rat v. Jonquieres und Äontreadmiral Büllers, oom Kaiserlichen Ober-Seeamt Geh. Ober-Reg.-Rat Werner an wesend. Ter Vorsitzende, Kapitän Schrödter-Hamburg, erstattete den Geschäftsbericht. Ferner wurden Berufsangelegenheiten beraten. — Die Cdefredaktion der „National-Zeituna" ist in der gestrigen Sitzung des Aufsichtsrats der A.-G. „National-Zeitung" endgültig Herrn Arthur Dix übertragen worden, der sie leit der letzten Erkrankung des verstorbenen Chefredakteurs S. E. Köbner ,.vertretungsweise?' ausgeübt hat. — Verbotene Satire. Nachdem gegen das Pariser Litzblatt „Le Rire" binnen Jabresfrist zweimal Verurteilungen auf Grund der 8Z 41 und 42 des Strafgesetzbuches ersolgt sind, ist die fernere Verbreitung des Blattes aus die Dauer von zwei Zähren verboten. — Ter Vorstand des Sparkassenverbandes macht in seinem Organ der „Sparkasse" bekannt, daß eine außer ordentliche Mitgliederversammlung mit der Tagesordnung „das Scherlsche Sparjqstem" für den'ü. März nach Berlin einberufen worden sei. * Oldenburg, 9. Februar. Der Großherzog von Olden burg wird in nächster Zeit eine Mittelmeerreise antreten und zur Kräftigung seiner Gesundheit einen längeren Aufenthalt in Alexandrien nehmen. * Posen, 5. Februar. Zum ersten Vorsteher der Schützen gilde ist vom Magistrat auf Antrag des Verwaltungsrats Schmiede meister Spiller bestellt worden. Herr Spiller hat die Vorstands geschäfte bereits übernommen. Bekanntlich hatte der bisherige polnische Vorsteher Specht sein Amt niedergelegt. * König (Odenwald), 9. Februar. Hier wird sich am 21. d. M. anläßlich der Taufe des Sohnes des erbprinzlich Erbachschen Paares eine Anzahl fürstlicher Gäste zusammenfinden. So werden ^wartet: der Großherzog von Hessen, der König und die Königin von Württemberg, die Königin Wilhelmine der Niederlande, sowie der Prinz-Gemahl Heinrich der Nieder lande u. a. * Breslau, 9. Februar. Die Breslauer russischen Studenten werden neuerdings scharf überwacht. Mehrere wurden von russischen Geheimagenten auf der Straße angehalten (!) und vor einem weiteren Besuch per sozialistischen Versammlungen oder dem Weiterhalten revolutionärer Zeitungen gewarnt. (Frkf. Ztg.) * Koburg, 8. Februar. Dem gemeinsamen Landtage ging eine Wahlgesetzvorlage zu, nach der die geheime Zettelwahl mit Wahlkuverts und Isolierzellen eingeführt werden soll. * Darmstadt, 8. Februar. Ter Großherzog ist heute nach mittag aus London wieder hier ein getroffen. * Karlsruhe, ü. Februar. Bis zur völligen Wiedergenesung des Staalsministers v. Brauer dürften noch einige Wochen vergehen, weshalb auf sein Erscheinen im Landtage in diesem Nonat wohl nicht mehr gerechnet werden kann. Tic Blätter meldung, daß man schon nach seinem eventuellen Nachfolger .lusschau halte, ist aus der Lufr gegriffen. Dem Finanz- minlstcr vr Buchenberger gehr es ein wenig besser. Ausland. Oesterreich Ungarn. * Meuterei. Pest, 8. Februar. In Agram beging eine Schar Artilleristen Ausschreitungen, die zu einem Zusammenstoß mit der Volksmenge führten. Tie Artilleristen zogen blank; die Polizei schritt ein; diese, sowie die Volksmassen verfolgten die flüchtenden Soldaten bis zur Kaserne, wo sie die Auslieferung der Excedenten 'orderten. Ter Unteroffizier verweigerte dies. Ein Soldat schlug den Polizeichef mit dem Seitengewehr und verletzte ihn schwer; der Soldat wurde festgenommen. (Voss. Ztg.) Spanien. * Parlament. Madrid, 8. Februar. (Kammer.) Roma no n e s fragt an, weshalb die Vorlage, beir. dieReformdes Äünzwelens, nicht zur Beratung gestell« worden sei. er Präsident der Kammer mW der Minister des Aeußern vünschen die Vertagung der Beratung. Ter Präsident weigert nch, den Antrag, den Romanoncs hierzu einbringt, verlesen m lassen, in dem die sofortige Beratung der Vorlage ver engt wird. Die Mitglieder der Minderheit erheben lärmend Protest dagegen, indem sie auf die Pultdeckel schlagen. Die Minderheit beabsichtigt, in der morgigen Sitzung die Verhängung der Zensur gegen den Präsidenten zu verlangen, der die Sitzung aufhov, ohne die Beratung zuzu- mfien. — (Senat.) Davila (liberal, interpellierte über Ke Politik der Regierung. Seit neun Monaten wären drei Ministerkrisen ausgebrochcn. Die gegenwärtige Lage sei der vor dem Ausbruche der Revolution von 1808 ähnlich. Die Regierung habe einen unbeständigen, gefährlichen Charakter. * Hohe Gäste. Gibraltar, 8. Februar. Der Erb prinz und die Erbprinzessin von Sachsen. Meiningen sind an Bord des Lloyddampsers „Kaiserin Maria Theresia" hier eingetroffen und haben der Stadt .inen Besuch abgestattet und die Sehenswürdigkeiten Gibraltars besichtigt. Abends ging der Dampfer zur Weiterfahrt nach Kairo wieder in See. Großbritannien. * Schutzzollpolitik. London, 8. Februar. Morley ^lib.) bringt ein Amendement zur Adresse ein, in dem erklärt wird, die Annahme des Schutzzolles schädige Sie nationale Krcst und Wohlfahrt. Die Deoalle lwer das Amendement, die sodann eröffnet wurde, wird vor aussichtlich mehrere Tage dauern. Der Handelsministcr Gerald Balfour erwidert Morley, die Politik der Rc- .sterung sei nicht auf Schutzzoll gerichtet. Er und seine Kollegen ahnten es ab, der Politik, die der Premierminister persönlich ausgestellt habe gegenüberzutreten oder sich ihr anzuschließen, er würde die Annahme des Schutzzollsystems für eine unkluge Politik halten. (Beifall der Liberalen.) Er sei kein Gegner einer Politik, die die Kolonien bevorzuge, er lehne es aber ob, seine Meinung über die Wege auszusprechen, die Chamber lain zur Erlangung solcher Bevorzugung angegeben habe. — Zm Laufe der Debatte führt Hicks Beach noch aus, er be kämpfe zwar die Politik Chamberlains, sei aber für die Politik der Regierung, was das Recht zu Repressalien anlangc, sie die Handelsvertragsverhandlungcn erleichtern würden. Redner bekämpft dann den Abänderungsantrag Morley und erklärt, er werde niemals die Negierung während einer Krise verlassen, wie die sei, die in den auswärtigen Angelegenheiten Englands ausbrechen könne. (Anhaltender Beifall.) — Die Debatte wurde dann auf morgen vertagt. — Weder Premier minister Balfour noch Chamberlain wohnten der heutigen Sitzung bei. Orient. * Balkanwirre». Sofia, 8. Februar. Wie die „Agencka Telegraphique Bulgare" meldet, wurde der Buchhalter des bulgarischen Kranken hauses in Konstantinopel, welcher auf Empfehlung des bulgarischen Ministeriums des Aus wärtigen einen Paß zur Reise nach Konstantinopel er- halten hatte, bei feiner Ankunft daselbst verhaftet und seine Ausweisung vorbereitet. Der diplomatische Ver treter Bulgariens hat hiergegen Einspruch erhoben. * Serbisches. Belgrad, 8. Februar. Die Skupschtina nahm den Gesetzentwurf betreffend die Verlängerung des BudgetprovisoriumS bis zum W. d. MtS. alten Stils an. — Da Protitsch den Auftrag zur Kabinettsbildung abgelehut hat, hat der stönig, entgegen dem gestrigen Beschlüsse des Ausschusses der Skupschtina, nochmals Gruitsch mit der Kabinetts bildung betraut, der amt-müde ist und nur notgedrungen diesen Auftrag übernahm. Anderseits sind weder die finanziellen noch die sonstigen Ursachen, die zur Demis sion des Kabinetts führten, behoben; es könnte auch dem neuen Kabinett Gruitsch keine lange Amtstätigkeit vor- ausgesagt werden. Nach den bisherigen Zusagen würden in das Kabinett Gruitsch, welcher nur das Präsidium übernimmt, eintreten: Pasitsch (Aeußeres), General Putntk lKrieg), Protitsch (Inneres), Pötschu (Finanzen), Welimirowitsch (Bauten), Sverolik Radovan owitsch (Handel). Fraglich ist noch die Be setzung der Portefeuilles des Kultus und der Justiz. Ver Lrand in Baltimore. Am Montag vormittag glaubte man, daß das Feuer zum Stehen gekommen sei. Es gab keine elektri'che Kraft mehr und es verkehrten keine Straßenbahnwagen. Tonnen Dynamits wurden angewandt, um die Brücken zu sprengen und dadurch die Flammen an der Weiterver brettung zu hindern. Der starke Wind wehte jedoch Funken über den trennenden Zwischenraum, und diese Funken entzündeten neue Feuerherde. Unter den bei dem Brande niedergebrannten Gebäuden befinden sich, nach dem „B. T.", das Rathaus, mehrere Gerichtsgebäude, das Hauptgebäude der Baltimore-Ohio- Bahn, das Postamt, das Western-Union-Telegraphenamt, das Theater in der Holydaystratze, die Geschäftshäuser des Kontinental-Trust, des Guardian-Trust, des Merkantile- Trust, der National-S^change-Bank, ferner der Equitable- Palast, die Bank of Baltimore, das Haus des Jnternatio- nal-Trust, das Carrollton-Hotel, Junkers Hotel, daS Haus der Associated Preß, die Pianofabrik von William Knabe, die Kleiderfabrik von Berwanger L Co., das Möbellager von Jmwold L Co., die Hopkins Sparbank, die Kleider handlungen Ambach Brothers, Silberman Sc Todes, das Schnittwarengeschäft von Thalheimer Brothers, das Schuhwarenhaus Jandorf Sc Co., das Modewarengeschäft B. Kohn, das Schuhwarengeschäkt Pretzfelder, Teppich, geschäst Hecht Sc Co-, Juweliere Oppenheimer, Koshland Sc Co., Wollwarenhaus Federleicht Sc Co., Kleidergeschäft Burger Sc Co., Drogenfirma Mener 6c Co., Schnittwaren- gekchäst Neuburger and Brothers, Kleidergeschäft Bur gunder Brothers, die Schirmgeschäfte Schwarz, Toy Sc Co., und Stein k Co., endlich das Schnittwarengeschäst Friedmann Sc Sons, Bd. Spandaucr, Schnittwaren, Wm. Lehmann, Juweliere, v. Kaps and Ahrens, Maas and Kemper, Mai; Weinberg <L Co., Cronhardt Tumler Sc Co. — In der Hannover-Street sind ISO Fässer W isky explo diert. Vierhundert Schläuche erweisen sich gegenüber dem Flammenmeer als machtlos. Das städtische Hof- vital mußte seine Patienten, darunter verletzte Feuer wehrleute, nderswo unterbringen; auch die Ent- bindungsanstalt wurde geräumt Bisher sind etwa 600 Gebäude von der Feuersbrunst zerstört worden. Am Montag nachmittag wütete das Feuer immer noch. Die Gebäude auf einem Raume von 140 Morgen sind niederge brannt. Die Straßen sind an vielen Stellen 10 Fuß hoch mit Trümmern bedeckt. Militärische Bewachung ist eingerichtet. Die Stadt steht faktisch unter KriegSrecht. Die Ordnung ist nicht gestört. Aus Washington sind Pio niere mit großen Mengen Schießbaumwolle unterwegs, um durch Sprengungen dem Feuer die Nahrung zu ent ziehen und so seine Weiterausdehnung zu hemmen. Burger aller Klassen verlassen die Stadt. Hunderte von Schiffen, die im Hafen lagen, sind in See gegangen, nm den Flammen zu entgehen. — Der bisher angerichtete Schaden wird ans 200 bis 300 Millionen Dollars geschätzt. Der Gouverneur beabsichtigt, die Legislatur zu er suchen, die Handelsgeschäfte in Baltimore auf zwölf Tage auszusetzen. Angeblich sollen 15 Feuerwehrleute bei der, Löscharbeiten umge- kommen sein Von anderen Opfern hat man bis fetzt nichts gehört, doch werben Hiobsposten nicht ausbleiben. DaS eigentliche Wohnviertel scheint, bisher vom Feuer verschont geblieben zu sein. Baltimore, die größte Stadt des Staates Maryland, hat mehr als eine halbe Million Einwohner, unter ihnen etwa 100 000 Deutsche. Diesen verdankt Baltimore auch zum großen Teile seine rasche Entwickelung. Die Stadt liegt am Patasko-Flusse, der sich hier zu einem bedeuten den Strome erweitert, 27 Kilometer oberhalb seiner Mündung in die Chesapeake-Bai. Baltimore ist einer der hauptsächlichsten Seehäfen der Bereinigten Staaten, und der Norddeutsche Lloyd unterhält dorthin einen regel mäßigen Dampferdienst. Die Stadt bildet fast ein Ouabrat und ist von 20 bis 40 Meter breiten Straßen durchschnitten, die mit wenigen Ausnahmen von Osten nach Westen und von Norden nach Süden führen. Der zahlreichen Monumente wegen, die sich in den herrlichen öffentlichen Parken und Anlagen erheben, führt Baltimore den Beinamen die „Monnmenten-Stadt". Tie lebhafteste Geschäftsstraße ist die breite Baltimorestraße, die, wie auch die Stadt, ihren Namen nach Lord Ba'timore, einem der englischen Gouverneure führt. Sie geht bis nabe an den Hafen heran, und dort ist es auch, wo die größten Ge schäftshäuser liegen und das Feuer ausaebrochen ist. E ne der Houptindustrien der Stadt ist die Konservierung von Austern, Früchten usw. Die Austern liefert die Cheia- peake-Bai, die Früchte, namentlich herrliche Pfirsiche, kommen aus den viele Quadratmeilen bedeckenden Plan tagen am Ilfer des Golfes. Baltimore besitzt auch eine der berühmtesten Universitäten der Welt, die John-Hopkins- Universität, von dem gleichnamigen Erbauer der Balti more- und Ohio-Bahn gegründet und von ihm mit Milli- onenstistungen ausgestattet. * New Kork, 9. Februar (Tel.) Beim Repräsen tantenhause wird die Bewilligung einer Million Dollars zur Unterstützung der durch den Brand in Baltimore Geschädigten beantragt. Kport. E. 0. Karnevalistisches Netterfest im Tattersall. Unter den vielen Kostümfesten, die jetzt abgehalten werden, hatte man am Sonn abend rin recht eigenartiges veranstaltet, das sich dadurch von anderen unterschied, daß es zu Pferde ausgefüdrt wurde. Tie Idee eines Lumpenabrnds zu Pferde war originell, die Ausführung durchaus gelungen. Es fand dieses Fest im Leip- ziger Tattersall von Ed. Schlupp Sc Cie., Elsterstraße, statt, dessen prächtige Reitbahn für derartige Veranstaltungen sehr geeignet ist. Arrangiert war das Kostümfest von dem Chef der Reitabteiluny des Instituts, Herrn Stallmeister Nassat. Ohne aus Einzelheiten einzugehen, sei im allgemeinen nur hervorgehoben, daß das Fest einen ausgezeichneten Verlauf nahm. Punkt 8 Uhr ritten 8 Herren in den originellen Lumpen-Kostümen in die in einen Tannenwald verwandelte Reitbahn ein, denen sich nach kurzer Zeit 8 weitere Herren in noch komischeren Bekleidungen zugesrllten. Dieselben verstanden es, der Sache die für eine derartige Veranstaltung nötige Fasinachts-, und Frohsinnsstiinmung zu geben, bei der lchlirßlich ein Schuhmann zu Pferde (Herr Stallmeister Nassat) nötig wurde, um Ordnung und Ruhe unter den Teilnehmern herzustellen. Ein Tourrn-Reiten, das mit einer Springtour über 1,50 m hohe Hürden endigte, beschloß dieses eigenartige, schön verlaufene Reiterfrst. Einen ausgezeichneten Eindruck machte das treffliche Pferdematerial, das nur aus Eigentumspferden des Tattersalls bestand. Radsport. Reunion im Wintrrvelodrom zu Paris. Die Reunion am Sonntag hat sich wider Erwarten in die Länge gezogen, womit da» Publikum nicht allenthalben einverstanden war. An dem 80-lcm-Fahren konnte Dangla krankheitshalber nicht teilnehmen, weshalb Timar mit emgetreten ist; Contenet war vom Mißgeschick verfolgt. Gute Erfolge haben diedcutschen Fahrer zu verzeichnen. Die Endresultate sind: 1) Ama teur-Vorgabefahren. 900 m. Endlauf: 1. Lion (Mal), 2. Girod (15 m), 3. Desterel (55 m). — 2) Inter nationales Ha u p t f a h r e n. 1000 m. Sechs Vor läufe, von Otto Meyer, Jue, Rütt, Piard, E. Jacquelin und Bourotte gewonnen, dann drei Zwischenläufe. Endlauf: 1. Rütt, 2. Thuau, 3. Piard. 1 Mm. 46 Sek. — 8) Aus scheidungsfahren. Fünf Vorläufe. Endlauf: 1. Petit- Breton, 2. Massart, 3. Poulain, 4. Bader, 5. Scheuer mann, 6. Rettich. 5 Min. 10 Sek. — 4) Zweisitzer- Match zwischen Deutschland und Frankreich. 2000 m. Es fanden zwei Läufe statt, die beide von Henri Mayer-Rütt gewonnen wurden, zweite E. Jacquelin- Jue, womit sich ein Entscheidungslauf erübrigt. 1. Lauf 3 Min. 82)^ Sek., mit Ve Länge gewonnen 2. Laus 3 Min. 30 Sek., mit gleichem Vorsprung. — 5) Zweisitzer- fahren. 2000 m. Endlauf: 1. Heller-Otto Meyer, 2. Bader-Sck>euermann, 3. Bourotte-H Fossicr. 2 Min. 59 Sek. — 6) 80 - km -Fahren mit Motorführung 1200, 900, 700 Frcs. 1. Bruni, 2. Contenet, 12 Runden zurück, 3. Simar, 39 Runden zurück. 59 Min. 36)H Sek. — 7) Niederrad-Motorfahren. 3000 m. Zwei Vor läufe. Endlauf: 1. A. Fossier, 2. Tanglard, 3. Cissac. 8 Min. 20^L S-k. Match um die Nenten-Armbindr. Für nächsten Sonn tag ist das Match um die Renten-Armbinde zwischen E. Iac - quelin und Ellegaard gemeldet worden. *f* Major Taylor in Brisbane (Australien). In einem am Sonnabend in Brisbane abgehaltenen Meeting hatten die Radrennen folgende Ergebnisse: Hauptfahren: 1. Major Taylor 2. Walcker^ 3. Pye, 4. Sievens. Vorgabefahren. 1 Meile. 1. Downing (70 Nards), 2. Major Taylor (Mal), 3. Scheps (30 Uards), 4. Mac Donald (50 Aar-Z). Aus er^er Weit. — Bühuenbrand im Berliner Schauspielhaus. Immer mehr bricht sich die Erkenntnis Bahn, daß die trans- portablen elektrischen Beleuchtungseinrichtungen weit gc- sährlicher sind, als man früher anzunehmen berechtigt war. Gestern abend kam im königlichen Schauspielhause während der Vorstellung von „Margarete" auf der Bühne Feuer aus. Ein Seitenvorhang (Gardine) über einer elektrischen Linie, die einer Birne Strom gab, fing Feuer. Die anwesende Feuerwehr bemerkte die Gefahr und er stickte die Flammen, ohne daß vom Publikum etwas be merkt wurde. — Ein Einbruch in eine Berliner Leichenhalle soll in folge einer Wette in der Nacht zum Mittwoch verübt wor den sein. Die „Berl. Ztg." berichtet darüber: In der Zeit zwischen 1 und 3 Uhr früh wurde in die Leichenhalle des Apostelkirchhofes eingebrochen und ein Sarg, in dem sich die Leiche der Selma Heng befand, die durch Selbstmord aus dem Leben geschieden war, gewaltsam geöffnet. Einer derTäter ist der frühere Geliebte desMädchens, der Pianist Sommerfeld, sein Komplice, ein von der Polizei gesuchtes, übel beleumundetes Individuum. Den Beweggrund zu der ruchlosen Tat soll eine während einer Kneiperei ge schloffene Wette gebildet haben, wonach Sommerfeld zur Nachtzeit sich in die Leichenhalle des Apostelkirchhofes be geben und dort seiner im Sarge liegenden Geliebten eine Haarlocke ab'chneiden sollte. Ter ungeheuerliche Vorfall hat eine tragische Vorgeschichte. Selma Heng, die Tochter einer am Zirkus 4 wohnenden Witwe, war seit acht Jahren mit dem Pianisten Sommerfeld, dem Sohne wohl habender Eltern, verlobt. Sommerfeld hate seiner Braut versprochen, seine Eltern würden ihm bei seiner Ver heiratung die Mittel zur Errichtung einer Musikalien handlung zur Verfügung stellen. Vorige Woche sollte nun die Hochzeit stattsinden. Als das Paar sich jedoch zum Standesamte begeben sollte, erklärte der Bräutigam, seine Eltern weigerten sich, Geld herzugeben, und er werde wohl wie bisher sich durch Klavierspielen und Unterricht erteilen fortbringen müssen. Die in ihren Erwartungen und in ihrem guten Glauben arg getäuschte Braut, die acht Jahre lang vergeblich auf die Erfüllung ihres Lebens- traumes geharrt hatte, geriet in einem Zustand der höchsten Verzweiflung und erhängte sich in ihrer Woh nung. Die Leiche wurde nach dem Schauhause und von dort in verschlossenem Sarge in die Leichenhalle des St. Philippus-Apostelkirchhofes in der Müllcrstraße gebracht, wo dann Sommerfeld seine ruchlose Tat ansführte. — Ermordet. Der 24jährige Tienstknecht Westphal in Lütjenburg ist ermordet aufgefunden worden. — Ueber die Festuugsmaueru entkommen. Von den beiden aus Spandau entflohenen Festungssträs- lingen ist der eine, Glasow, bereits wieder dingfest ge macht worden, während Schmidt noch nicht ermitelt wurde. Der dritte Deserteur, der Militärsträfling Gürtler, der vor sechs Wochen aus dem Spandauer Festungsgefängnis entsprungen war, ist nach Holland entkommen. Nachdem er in der ersten Zeit nach seiner Flucht kein Lebenszeichen von sich gegeben, schickt er jetzt öfters Ansichtskarten an den Vorstand der Strafanstalt, auf denen er (eine Grüße über mittelt In einem längeren Briefe an den Leutnant seiner Gefangenenabteilung sprich« er seine Freude aus über die wohlgelungene Flucht und erklärt, daß es ihm jetzt sehr gut gehe, viel besser als in der Strafanstalt, nach der er sich nicht mehr zurücksehne. Gürtler, der wegen tätlichen An- griffes auf einen Vorgesetzten mit langjähriger Strafe belegt worben war, hatte noch fünf Jahre abzubüßen. --- Lustmord. Die „Pfälzische Presse" meldet: Ain Sonnabend Abend wurde an der achtjährigen Tochter des Fabrikarbeiters Michel in Kaiserslautern ein Lustmord verübt. Nachdem der Unhold das Kind auf das Feld ge- lockt hatte, vergewaltigte er es, erwürgte es und warf es in einen Bach. Als der Tat verdächtig wurde ein älterer Mann verhaftet. Luftige Ecke. A»S der Kaschiugsnummer der „Münchner Jugend". Der neue Äe n osse n - P l u t a r ch. ,Mappt denn alles ordentlich?" fragte ein Ausländer, der -en Sozialisten-Ttaat studierte. — „O, bei uns geht alles wie am Schnürchen!" Auch die Heranwachsende Jugend zeigt sich in hoff, nungsvollster Weise von der modernen Staatsidee durch drungen. Ein Knirps betrat die Oberklaffe und setzte sich keck in eine Bank. „Was tust du hier?" fragte der Lehrer erstaunt. „Du gehörst ja tn die unterste Klasse!" — „Männeken, Männeken", drohte der Kleine, „die Klassenunterschiede haben nu uffjehört!" „Wie macht sich denn der ehemalige Millionär Singer als Proletarier?" — „Ja, der tuat si freilt schwer als Prolet-Arierl" „Warum schaut denn der Orterer den Kohl etz allweil so krumm an?" — „No, seit der von Tr. Hoheit dem Prinzen Karneval den Titel kriagt hat: Präsident im Reiche der Gedanken!" Bebel hatte angcordnet, daß alles und jedes möglichst gleich gemacht würde. Da trat ein Genosse mit Nadel und Faden auf ihn zu. „Was willst du?" fragte jener erstaunt. — „Det Goschen a bißl zuanah'n — die iS viel größer als bei die andern!" Ter sozialistische Staat wußte infolge seines meisterhaft durchdachten ZukunstSplanes sogar die Revisionisten ein zugliedern. „Wer ist denn der, der neben der «chenk siyt?" — „Dös iS der Vollmar, der muaß die eing'schenkten Maßkrüag revidieren." ,/W Gott", seufzte ein eheinallger Agrarier während seiner dreistündige,« Arbeit, „ich tat doch wieder lieber — Not leiden!" ,Mie konnte denn der Sozialismus io rasch wachsen?" fragte der „Neue Plutarch" einen Genossen. — „Das Zentrum war unser — Mistbeet!" Kehle Depeschen und JernsprechmeLdungen. 2. Dresden, 9. Februar. (Eigene Meldung.) Die Erste Kammer wählte in ihrer heutigen Sitzung zu Mitgliedern des Staatsgerichtshofes die Herren Ober- justizra« O e h m e - Leipzig, Ministerialdirektor a. D. H e dr i ch - Dresden und Geheimen Justizrat von Schütz-Dresden, als Stellvertreter die Herren Land- gerichtspräsident Vr. Hartmann-Plauen und Ober justizrat Ulrich-Chemnitz. — Ferner bewilligte die Erste Kammer 4 757 000 ^tl nach der Vorlage für Justizbauten in Bauyen, Crimmitschau, Hohenstein- Ernstthal, Dresden, Leipzig und Plauen und erledigte zwei Petitionen. — In der Zweiten Kammer wurde der Ge se tz e n t w u r f über die Reorganisation der Altersrentenbank, der Finanzdeputatton und der Bericht über die bei der Altersrentenbank vorge nommene Inventur an die Rechnungsdeputatioa über- w t e s e n. Rußland und Japan. * Petersburg, 9. Februar. (Fortsetzung des Communi- quös, Anfang unter „Der russisch-japanische Krieg". D.Ned.) Alle diese Umstände konnten selbstverständlich die RuheRußlands nicht stören, bewogen esjedoch, auch seiner seits die bezüglichen Anordnungen für das Heer und die Marinezutreffen. Dessen ungeachtet widmete Rußland, von dem aufrichtigen Wunsche beseelt, den Frieden im fernen Osten zu erhalten, soweit seine un streitigen Rechte und Interessen es erlaubten, den Kund gebungen des Kabinetts in Tokio die nötige Aufmerksam keit und erklärte sich bereit, auf Grund der Bedingungen eines Einverständnisses, Japans bevorzugte kommerzielle und ökonomische Stellung auf der Halbinsel Korea anzu erkennen mit dem Zugeständnisse deS RechtS, dieselbe im Falle von Unruhen im Lande mit seiner Kriegsmacht zu schützen. Gleichzeitig bestand jedoch 'Rußland unter strenger Beobachtung deS Grundprinzips seiner Politik bezüglich Koreas» dessen Unabhängigkeit und Integrität durch vor hergehende Einverständnisse mit Japan und Verträge mit anderen Mächten garantiert waren, auf 1) gegenseitiger unbedingter Garantie dieses Grundprinzips; 2) auf der Verpflichtung, keinen Teil Koreas für strategische Zwecke zu gebrauchen, da die Zulassung einer solchen Handlung seitens einer ausländischen Macht direkt dem Prinzip der Selbständigkeit Koreas widerspricht und 8) auf der Wah- rung voller Freiheit der Schiffahrt durch die Meerenge von Korea. — Ein in solchem Sinne ausgearbetteteS Pro jekt befriedigte die japanische Regierung nicht, die in ihren letzten Vorstellungen nicht nur die Annahme der Bedingungen ablehn te, die als Ta- rantte der Unabhängigkeit Koreas erschienen, sondern auch gleichzeitig darauf zu bestehen begann, daß tn daS er- wähnte Projekt Bestimmungen ausgenommen wür den, die die Mandschurei-Frage betrifft. Solche Anforderungen Japans sind natürlich unzulässig. Die Frage über die Lage Rußlands in der Mandschurei betrifft vor allem China selbst, sodann aber auch alle Mächte, die Handelstnterefsen in China haben. Daher sah die Kaiserliche Regierung entschieden keinen Grund in einen Sondervertrag mit Japan über die koreanischen Angelegenheiten irgendwelche Be stimmungen hinsichtlich des von den russischen Truppe» besetzten Gebietes aufzunehmen. Die kaiserliche Regie rung weigert sich dabei nicht, für die Dauer der Okku- pation der Mandschurei sowohl der Souveränität des Kaisers von China in der Mandschurei, wie auch die Vor rechte anzuerkennen, die andere Mächte dort durch Ver träge «nit China erworben haben. Darüber ist den frem den Kabinetten schon eine entsprechende Erklärung ge macht worden. Im Hinblick darauf war die kaiserliche Re- gierung, indem sie ihren Vertreter in Tokio beauftragte, die Antwort auf die letzter« Vorschläge Japans zu über geben, berechtigt, zu erklären, daß das Kabinett rn Tokio die Bedeutung der oben auseinandergesetzten Erwägungen in Betracht ziehen und den von Rußland an den Tag ge legten Wunsch, mit Japan eine friedliche Verständigung zu erzielen, schätzen werde. Statt dessen beschloß die japanischeRegierung, ohne selbst die Antwort ab- zuwarten, die Verhandlungen abzubrechen und den diplomatischen Verkehr mit Ruß land einzu st eilen. Indem die kaiserliche Regie rung die volle Verantwortung für die etwaigen Folgen einer derartigen Handlungsweise Japan auferlegt, wirb sie die Entwickelung der Ereignisse abwarten und bei -er ersten Notwendigkeit die entschiedensten Matz- nahmenzumSchutzeihrerRechteundJnter- essen im fernen Osten treffen. * Petersburg, 9. Februar. Der Minister des Innern übermittelte dem Kaiser NicolauS einen ihm telegraphisch zugegangenen Beschluß der Landschaftsoersammlung im Gouverne ment Jaroslaw, worin der Minister gebeten wird, dem Kaiser anläßlich des Abbruches -er diplomatischen Beziehungen mit Japan die Gefühle ihrer Begeisterung zum Ausdruck zu bringen. Der Kaiser vermerkte aus dem Bericht: „Ich danke herzlich und aufrichtig für die heißen Gefühle, die, wie ich überzeugt bin, jetzt alle wahren Ruffen erfüllen." — Ter Eisenbahn minister hat angeordnet, den Verkehr eines Paares Schnellzüge mit Speisewagen zwischen JrkutSk und der Mandschurei bis auf weiteres einzu stellen, und zwar wird die Fahrt auS der Mand- schüret am 17. und aus Irkutsk am 21. Februar eingestellt. * Petersburg, 9. Februar. Die städtische Duma beauftragte eine aus vier Stadtverordneten bestehende Abordnung, den« Kaiser eine Ergebenheits adresse anläßlich des Abbruchs der Beziehungei« mit Japan zu überreichen. — Dem Kaiser wurde gestern abend während seiner Anwesenheit in der Oper vom Publikum eine begeisterte Huldigung bärge- bracht. DaS Orchester mußte dreimal die Nationalhymne spielen, worauf Hurrarufe das Haus durchbrausten. * Kopeuhageu, 9. Februar. Die Große Nordische Telegraphengesellschaft teilt Sem Riyanschen Bureau mit, daß der Weg für Telegramme nach Japan über Wladiwostok auf Kabeln der Ge- sellschast für die Korrespondenz vorläufig ge schlossen sei. * New Uork, 9. Februar. (Reuter-Meldung.) Der Marinesekretär Moody ha« von den« amerikani schen MarincattachS in Tokio folgende Depesche erhalten: Eine F l o t t e n d i v i s i o n hat die japanischen Gewässer verlassen, um nach Tschemulpo zu gehen. * Peking, 9. Februar. Durch eine am 7. Februar abends hier eingetroffene russische Truppenahteiiung wurde der MannschaftSbestanb der hiesigen russischen Gesandtschaftswach, »erstarkt.
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