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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.02.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-02-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040219015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904021901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904021901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-02
- Tag1904-02-19
- Monat1904-02
- Jahr1904
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-affern sorgte« die Engländer stet» dafür, der Häuptlinge Habhast ,u werden und verbannten sie auf die Robben-Insel in der Lafelbai oder steckten sie in da» Gefängnis in Kapstadt; hier sah ich vor etwa SO Jahren Edmund Sandilli und Tint Macomo, HauptlingSsShne, die gefangen worden waren. Für die jetzt auf- ständische» Häuptlinge in Deutsch-Südwestafrika wird ,S ja auch wohl irgendwo eine Insel geben. Die Ein geborenen müsse» sich darüber klar werden, daß nur die deutschen Sehörden ihnen etwa- zu sagen haben; dazu müssen sie erzogen werden und hierbei könnten dir Missionare sehr viel tun, wenn sie nur wollten." Ausland. Oesterreich. Ungar«. * Obstruktion überall. Wien, 18. Februar. (Tel.) Die Mehrheit de» böhmischen LandeSauSschusseS forderte von der Regierung unter Berufung auf die finanzielle Not lage de» Landes, daß der Landtag noch vor dem Reichsrat zu einer Tagung einberufen -werde. Die Regierung richtete ein Schreiben an den Laudmarschall, worin sie erklärt, sie könne dem Verlangen nicht entsprechen, da ür genaue Kenntnis besitze, daß die deutsche Obstrultion im oöbmischen Landtage solange andauern werde, al« die ischechische Obstruktion die Arbeiten des ReichSrateS ver- bindere. Nach den letzten Beschlüssen des jungtschechischen ExekutivcomitsS hat aber diese Aushungerungsknr vorläufig wenig Aussicht auf Erfolg. Italien. Vatikan. Man meldet unS aus Rom: Aus guter Quelle verlautet, daß der Vatikan im Prinzip die Abberufung des Nuntius in Paris, Msgr. Lorenzelli, beschlossen bat. Es wird ihm zum Borwurf gemacht, daß er bei seiner Mission den nötigen Eifer und Takt vermissen lasse. Seine Ab berufung dürfte jedoch in anbetracht der gegenwärtigen Er eignisse einen Aufschub erfahren. Man versichert gleichzeitig, daß Msgr. Lorenzelli, der als Kandidat für den Purpur galt, im nächsten Konsistorium noch nicht zum Kardinal erhoben werden wird, sondern erst später. Rußland. * Ttubmtenkraroalle. Lemberg, 17. Februar. Der „Slowo PolSkie" meldet aus Kiew: Zwischen der loyalen Studentenschaft und polnischen jüdischen radi kalen Studenten entstanden scharfe Reibereien; letztere sangen die russische Marseillaise. Schließlich kam es zu einem Handgemenge, wobei elf polnische Studenten schwer ver wundet wurden. Kosaken stellten die Ordnung wieder ber. Orient. * valkanwtrren. Die Beunruhigung der öffentlichen Meinung in Griechenland wegen der nächsten Gestaltung der Lage auf der Balkanhalbinsel hält, wie man unS aus Athen schreibt, an und bekundet sich auch in den der Negierung nahestehenden Organen. So befürchtet das „Asth" den bal digen Wiederausbruch der revolutionären Bewegung in Makedonien und in weiterer Folge einen Zusammen stoß zwischen Bulgarien und der Türkei. In Voraus sicht der abermals drohenden Wirren habe die Pforte bereits mit der Aufstellung starker Truppenabteilungen an der makedonisch-bulgarischen Grenze begonnen und es scheine, daß man in den maßgebenden türkischen Kreisen einen bewaffneten Konflikt mit Bulgarien fast für unvermeidlich halte. Es müsse daher mit der Möglichkeit eines türkisch-bulgarischen Krieges und des Eintrittes der in diesem Falle der griechischen Bevölkerung in Makedonien drohenden Gefahren gerechnet werden. stönig 6eorg in Leipzig. Besuch de» Landwirtschaftlichen Instituts. * Das neuerrichtete, allen Anforderungen dxr Wissen schaft in vollkommenster Weise entsprechende, an der Johannisallee gelegene Landwirtschaftliche Institut der Universität sah nachmittags in der Zeit von 2—8 Uhr den königlichen Gast bei sich, in dessen Begleitung Le. Excelleii^ Staatsminister vr. v. S e y d e w i tz, der heute hier ein getroffen war, und Herr Geh. Regierungsrat vr. Brünier lin Vertretung deS durch Unwohlsein an das Zimmer gefesselten Herrn Kreishauptmanns vr. von Ehrenstein), sowie die Herren vom königlichen Dienst sich befanden. Pünklich um 2 Uhr traf der Monarch vor dem Portale des Instituts ein, hier ehrfurchtsvoll emp fangen und begrüßt vom Rektor der Universität Herrn Geh. Hofrat Professor Vr. Bücher und vom Direktor des Instituts, Herrn Geh. Hofrat Professor vr. Kirchner. In der geräumigen Vorhalle erwarteten die Lehrer des Instituts Herrn Professor vr. Strecker, Professor vr. Kalke und vr. Zürn den König, der sich alsbald nach dem mit Studierenden gefüllten Hürsaale begab. Beim Eintritt brachte hier Herr oanck. agrar. Vollborth ein begeistert von der Korona aufgenommenes Hoch auf den erlauchten Gast aus. Nachdem die Herrschaften Platz ge nommen hatten, hielt der Direktor des Instituts, Herr Geh. Hofrat Professor vr. K i r ch n e r Vortrag über die Organisation des Landwirtschaftlichen Instituts und die Einrichtungen des Gebäudes. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts, so führte der Redner u. a. auS, habe sich ein lebhaftes Bedürfnis nach gesteigerter landwirtschaft- kicher Bildung geltend gemacht, der Unterricht erfolgte in selbständigen Hochschulen und in Unterrichtsanstalten, die diese wissenschaftliche Disziplin besonders pflegten. Im Jahre 1869 wurde das Hochschulstudium von der Korst- akademie Tharandt an die Universität Leipzig verlegt, zum großen Vorteile für die allgemeine Bildung der jungen Landwirte. Der Redner erwähnte dann weiter, daß das Landwirtschaftliche Institut anfangs im Kuhturmgrund stück untergcbracht war, 1879 ein eigenes Gebäude an der Ecke der Brüder- und Stephanstraße und im letzten Jahre das neue Gebäude erhielt; er dankte der Staatsregierung, insbesondere dem Kultusministerium, sowie auch -en Landständen für die große Fürsorge, und ging bann auf die Hauptaufgaben des neuen Gebäudes ein: die Demon stration und die wissenschaftliche Forschung zu fördern. Der Redner erwähnte die Einrichtung für den Pflanzen bau, für die Viehhaltung und für das landwirtschaftlich« Maschinenwesen, für bas im Jahre 1893 eine Professur ein gerichtet wurde. Am Schlüsse seiner hier nur kurz skizzierten Ausführungen wies der Vortragende das große Wachs tum der Zahl der hier studierenden Landwirte an einem farbigen Tableau nach: anfangs betrug deren Zahl 119, bis 1890 ging die Zahl zurück und seitdem ist sie wieder au 181 gestiegen. Möge das Institut auch ferner unserer Universität und der Landwirtschaft zum Segen gereichen. Hierauf besichtigte der König die Räume für Motoren, das PrüsungSzimmer, Dozentenzimmer, Direktorzimmer und die Bibliothek, ferner den Sammlungssaal, die Labora- torien, die Maschinen- und Pflanzenbauabteilung, sowie den Rassestall. Als der König das Institut verlieb, brachte ein Vertreter des akademisch-landwirtschaftlichen Vereins „Agronomta", dessen Chargierte mit der Kahne mittler, weile in der Vorhalle Ausstellung genommen hatten, ein Hoch auf den König a»S, der freundlich dankend sich ver- abschiedete. Besuch de» Betertuckriustttute». Im Anschluß an die Besichtigung des Landwirtschaft, lichen Instituts besuchte der König kurz nach 3 Uhr das an der Linnsstraße belegen« Betertnärinstitut, wohin der veg zu Wagen zurückgelegt wurde. Am Portale emp- Ingen und begrüßten der Direktor des Instituts, Herr Professor vr. Eber, sowie vier Assistenten den Mo- narchen und geleiteten ihn sodann nach dem Hörsaale. In der Begleitung befanden sich außer den Kavalieren deS königlichen Dienste- auch hier Sr. Exzellenz der Staatsminister vr. v. Geydewitz, ber Rektor Herr Geh. Hofrat Professor vr. Bücher, Geh. RegierungS- rat vr. Grünler und der Direktor deS Landwirt- chastlichen Institutes, Geh. Hofrat Professor vr. Kirch- ner. Nachdem Herr stuck. »sr. Bock da- Hoch auf den hohen Gast ausgebrachf hatte, hielt Herr Institutsdirektor Professor vr. Eb e r einen kurzen Vortrag über einige im Institute zur Ausführung gelangte, die neuere Tuber- uloseforschung betreffende Versuche. Aus dem Gebiete der Tuberkuloseforschung seien es vor allem zweiFragen.die heute im Vordergründe des Inter esses stehen. 1) Wie verhält es sich mit der von Professor Koch so energisch bestrittenen Identität der beim Men- chen und beim Rinde vorkommenden tuberkulösen Pro- icsse? Der Redner hob besonders hervor, daß die Ge- ahr der Uebertragung der Rindertuberkulose auf die Nenschen bestehen bleibe, möge sie so groß oder so klein ein, wie sie wolle; wir haben keine Berechtigung, die be- tchenden Maßnahmen zur Beschränkung dieser Gefahr aufzuheben. Die Wissenschaft müsse alles daran setzen, >urch wettere Versuche die Größe dieser Gefahr aufzu- Ülären. Eine zweite Krage sei: Was haben wir zu halten von dem von Professor v. Behring jüngst mitge- teilten Tuberkulose-JmmuntsierungSver- ahren zur Bekämpfung der Rindertuberku- ose? Die Versuche seien, so führt« der Redner aus, noch nicht abgeschlossen. Die immunisierten Rinder haben sich bei den Versuchen widerstandsfähiger gegen Tuberkulose-Jnfektionen gezeigt, als nicht immunisierte. Ob diese Widerstandsfähigkeit ausreichend sei, um den Tieren einen dauernden Schutz gegen die naturgemäße Infektion zu verleihen, müßten weitere Ber- uche, müsse vor allem die praktische Erfahrung ergeben. — Nach den hochinteressanten Ausführungen, die der Redner noch durch Präparate erläuterte, erfolgte ein Rundgang durch die Räume deS Institutes. In der Operationshalle wurde der Operationstisch von Vinsot, mit dem man ein lebendes Pferd bequem umlegen kann, vorgeführt. Außerdem sand eine Besichtigung der Zürn- schen Sammlung, sowie einer Anzahl interessanter patho logischer Präparate statt. Beim Verlassen des Institutes brachte die Studentenschaft noch eine Ovation dar, indem ie in ein von Herrn Praktikanten Zander cnrf den König ausgebrachtes Hoch freudig einstimmte. Besuch de» Gewandhaus-Konzertes. Wenn der König in Leipzig weilt, unterläßt er es nicht, unserem Gewandhause die hohe Ehre seines Besuchs zu schenken und dort einem jener berühmten Konzerte beizuwohnen, die in der musikalischen Welt hochgeschätzt ind. Auch dem heutigen Gewandhaus-Konzert wohnte der könig bei; pünktlich zur festgesetzten Zeit erschien Seine Majestät, im Vestibül des Gewandhauses empfangen un begrüßt von der Direktion, an ihrer Spitze Herr Geheimer Hofrat vr. Lampe-Vischer, und dann hinaufgeleitet n den Konzertsaal, den eine hochansehnliche Kestversamm- lung füllte. Als Se. Majestät im Festraume erschien, brachte Herr Geh. Rat Professor vr. Wach ein Hoch auf len erlauchten Herrscher aus, das begeisterten Widerhall bei der Versammlung fand. Dann begann das Konzert, über das an anderer Stelle berichtet werden wird. Tee bei Excellen; von Treitschke. Nach beendigtem Gewandhauskonzert begab der König sich in die Wohnung Sr. Exzellenz des kommandierenden Generals des XIX. (2. königl. sächsischen) Armeekorps, Generals der Infanterie v. Treitschke, um dort den Tee einzunehmen. Der Hausherr und seine Frau Ge mahlin empfingen und begrüßten den erlauchten Gast und geleiteten ihn nach dem Speisesaale, dessen reiche Ausstattung mit alten von Sr. Exzellenz gesammelten, überaus wertvollen Zinngefäßen und kostbaren Meißner Porzellantcllern schon äußerlich die Bestimmung des Raumes kennzeichnete. An der mit kostbaren Blumen arrangements geschmückten, mit Bestecken aus dem Silberschatzc Sr. Exzellenz belegten Tafel nahm Sr. Majestät der König Platz, zu seiner Rechten saß Ihre Ex zellenz die Frau Generalin, weiterhin folgten an dieser Seite Generalleutnant Exzellenz v. Raben horst, Generalmajor d'Elsa, Geh. Rat Oberbürgemeister vr. Georgi und Oberst v. KoSpoth. ZurLinke » Sr. Majestät des Königs saßen Reichgerichtspräsident vr. Gutbrod, Excellenz; Oberstallmeister vonHaugk, Generalmajor von Crtegern und Geh. Kirchenrat Superintendent v Pan k. Gegenüber Sr. Majestät bez. an der anderen Längsseite der Tafel hatten Platz ge nommen: General von Treitschke, Oberbürgermeister Justizrat vr. Tröndlin, Frau vonHoppfgarten, Hofmarschall von Haugk, Geh. Rat Thieme, Geh. Hofrat vr. Lampe-Vischer, Rektor der Universität Geh. Hofrat Prof. vr. Bücher, Geh. Regterungsrat vr. Grünler, Wirkl.Geh.Legattonsrat Göhring, Geh Rat Prof. vr. Wach. An den beiden Schmalseiten der Tafel saßen Oberstleutnant Frhr. v. Lindemann und Prof. Nikisch bez. Major Frhr. v. Bodenhausen und Hauptmann M a l b e r g. Nach V2II Uhr begab der König sich nach dem Palais zurück. Au« aller Welt. --- Ueber den ««geworfene« Le«chtt«rm im Elbiager Hass meldet die „Elb. Ztg." noch, daß das an der Hasfküste infolge des Südwest, und Südsturmes locker gewordene Eis in der Nacht zum Sonntag nach der Nehrung zu drängte. Es teilte sich nicht bei dem Leuchtturme, sondern kletterte die Steinmauer hinauf und warf den eisernen Turm nordwärts vom Sockel. Aus dem Wasser ragen nur noch das Grundgcmäuer nebst Sockel und das nach Südost gelegene Bollwerk hervor. Der Leuchtturm, ein Blinkfeuer, hatte den Zweck, die Schiffahrtstraße des Frischen Haffs nach Elbing und Danzig anzudeuten. Bei dem Bau ist die Riesenkraft, die einem Eisgänge inne-, wohnt, unterschätzt worden. s — Schwimmunterricht in de« Schule«. Nachdem die versuchsweise Einführung des Schwimmunterrichts für mehrere Oberklaffen von Knabenvolksschulen in Elberfeld günstige Resultate gezeitigt hat, beschloß die städtische Schuldeputation, den Schwimmunterricht für alle Knaben schulen einzuführen. Um den praktischen Schwimmunter richt erfolgreich vorzuarbeiten, werden di; Schulturn- hallen mit Schwimmböcken ausgerüstet, die in de» Turn stunden benutzt werden sollen. — Im Salo» beide Beine gebrochen hat der Vor steher der Deutschen Bank in Frankfurt a. M., Her mann Maier. Bei einer Gesellschaft in seiner Wohnung glitt er auf dem Parkettboden aus, kam zu Fall nnd brach beide Beine. Zum Glück woren mehrere Aerzte in der Gesellschaft anwesend, die den Verunglückten sogleich in Behandlung nahmen -- Ruhestörung«« in Sizilien. Wie die „Tribuna" meldet, kam cs in Piazza Armertna 1 Sizilien) bei einem Maskenumzug zu ernsten Ruliestörungen. Truppen mußten einschreiten, wobei 14 Personen verwundet wurden. ---- Ueber ei«e Lchrecke«S»acht l« Warschau, «0 der Gras Wladimir Dambski in einem Wahnsinnsanfalle zahlreiche Personen durch Schüsse tütete oder ver- wundste, wird weiter von dort berichtet: Der 34jährige, auch in der aristokratischen Gesellschaft von Pofen und in Wien wohlbekannte Graf verriet schon in den letzten Tagen ungewöhnliche Nervosität. Eines Abends speiste er in einem vornehmen Restaurant und verweigerte die. Zah- lung der Rechnung. Ntan mußte die Polizei requirieren, welche ihn nach seiner Wohnung brachte. Al» man den Graf hier durch den Hausmeister auffordern ließ, seine Legitimationspapiere vorzuweisen, zog er einen Revolver hervor, schoß dem Manne zwei Kugeln in den Kopf, verbarrikadierte die Tür und erklärte, daß er jedermann, der sich vor feinem Hause, ja selbst in der Mündung der nächsten beiden Seitenstraßen zeigen würde, erschieße. Es war inzwischen 11 Uhr nachts geworden. Die Menge, welche sich anfangs vor dem Hanse versammelt hatte, zerstob oder verbarg sich in den Portalen der um- ligeirden Häuser. Der Graf behauptete den Platz. Er trug seine Ahnenbildnisse aus den Balkon hinaus und hielt allerlei wirre Reden. Kaum aber hatte er eine heran nahende Abteilung Polizisten bemerkt, als er eine doppelläufige Flinte ergriff — er verfügte über zwei Gewehre, einen Revolver und größere Vorräte von Patronen — und zweimal feuerte. Er eröffnete nun eine fast ununterbrochene Füsilade auf die Untenstehenden, tötete drei Personen und brachte 21 anderen schwereVerwundungen bei. Dieser Kamps eines einzelnen gegen einen großen Teil -er Polizeimacht Warschaus, welcher überdies eine Jägerabteilung zu Hülfe geschickt wurde, dauerte bis zum Morgen. Zwei Umstände erklären diesen ganz ungewöhnlichen Vorfall: einerseits die Dunkelheit, welche es schwer machte, auf den in seinem Zimmer versteckten Grafen zu zielen, anderseits die außer ordentliche Treffsicherheit des belagerten Schützen. Generalmajor Ltchatfchew, der Oberpolizeimeister von Warschau, wollte das Leben der Gendarmen nicht ge fährden. Die Folge dieser vorsichtigen Taktik war jedoch, daß der Wahnsinnige auch in die gegen üb erliegen, den Wohnungen zu schießen begann. Er zer trümmerte Fenster, Mobiliar und Wände in der ganzen Häuserreihe und zwang die entsetzten Bewohner, nach den Hinterzimmern zu flüchten. Dann zielte er auf die Straßenlaternen und traf die Brenner, so daß auch außer halb des Hauses völlige Dunkelheft eintrat. Als aber der Polizeikommissar Pletschko auf ihn feuerte und im Scheine des Schusses sichtbar wurde, legte auch der Graf blitzschnell an und — geschickter als sein Gegner — verwundete er ihn tödlich. Die Aerzte und die Wagen der Rettungsgesellschaft ivaren die ganze Nacht über unterwegs. Endlich beschlossen die Stadtbehörden, den Wahnsinnigen durch Chlor und Formalin zum Ver lassen seiner Wohnung zu zwingen. Mit Feuerspritzen, welche den Balkon des Grafen mehrere Stunden lang be strichen, hatte man nichts ausgerichtet. Als Formalin- apparate anlangten, wagte niemand, mit ihnen in das Haus des Irrsinnigen zu dringen. Erst der Elektro techniker Kielpinski machte ber grauenvollen Situation ein Ende. Gegen 6 Uhr morgens von einem Balle heim kehrend, verbarg er sich, ebenfalls ein trefflicher Schütze, im dritten Stockwerke des gegenüberliegenden HauseS. Als um 7 Uhr, bei Hellem Tageslicht, der Kopf -es Grafen für eine Sekunde sichtbar wurde, sandte Kielpinski eine Schrotladung hinüber, verletzte -en Rasen den und machte ihn unschädlich. Graf Dambski ist ein Mann von ungewöhnlicher Schönheit und den vor nehmsten Umgangsformen. Nach den Angaben seiner Verwandten ist er Morphinist. -- Späte Scheid««-. Der amerikanische Millionär Christian Truck, ein Bürger von Louisville, reichte die Scheidungsklage gegen seine Gattin ein, und zwar un mittelbar nach der goldenen Hochzeit. Er hatte fünf Jahre gewartet, bevor er die längst gewünschte Scheidung beantragte, um vorher noch die goldene Hoch zeit feiern zu können. Letzte Depeschen . und Jernsprechmel'dungen. 2. Dresse«. 18. Februar (Eigene Meldung.) Die Gesetzgebungsdeputation und die Ki rr a n z d e p u t a ti 0 n der Zweiten Kammer haben über den Antrag Rüder und Genossen, die Aufhebung von 8 19 des Ergänzungssteuergeseyes vom 2. Juli 1902 betreffend, Bericht erstattet. Die De putationbeantragt, die Kammer wolle beschließen, die Staatsregierung zu ersuchen, den Kam mern einen Gesetzentwurf vorzulegen, der die Auf- hebung des 8 19 bestimmt, sowie die Erste Kammer zum Beitritt zu diesen Beschlüssen einzuladen. Bei den Deputationsverhandlungen hat die Regierung durch das Finanzministerium die Erklärung abgegeben, daß für den Fall, daß der Antrag in beiden Ständekam mern zur Annahme gelange, sie b e r e it s e i, den Ständen noch in der gegenwärtigen Tagung alsbald den Ent wurf eines entsprechenden Gesetzes vor- z u l e g e n. 2. Dresden, 18. Februar. (Eigene Meldung.) Die RechenschaftS-DeputattonderZweiten Kammer hat über folgende Kapitel des Rechenschaftsbe richtes auf die Finanzpert 0 de 1901 Bericht erstattet, Domänen und Jntraden, sowie Kalkwerke, Landesställe in Moritzburg, Landesanstalten, Militär-Ersatz und sonstige Militärangelegenheiten, allgemeine Ausgaben bei dem Departement des Innern, Oberverwaltungsgericht, sowie Gesetz, und Verordnungsblatt. Die Deputation beantragt, die Kammer möge der Regierung für diese Berichtskapitel Entlastung erteilen. 2. Dresde«, 18. Februar. (Eigene Meldung.) Die Petition des Invaliden Friedrich Sei- fert in Letpzig-Plagwitz, einen Anspruch auf Krankengelder an die Ortskrankenkasse zu Leipzig be treffend, ist von der Beschwerde- und Petitionsdeputation der Zweiten Kammer für unzulässig erklärt wor den. 2. DreSde«, 18. Februar. (Eigene Meldung.) Das „Dresdner Journal" schreibt halbamtlich: Eine An zahl von Tageszeitungen hat die Mitteilung gebracht oder nachgebruckt, daß sich in Sachsen Theologen mangel bemerkbar mache. Bon zuständiger Seite werde dazu mitgetcilt, daß dies trotz des Rückganges der Zahl der an der Landesuniversität Theologie Studierenden zur Zeit durchaus nicht der Fall ist, vielmehr der Bedarf an geistlichen Kräften sowohl für den kirchlichen Hülfs- dienst, als für das ständige geistliche Amt für die nächsten Jahre als gedeckt anzusehen sei. Nichtsachsen könne daher keine Aussicht auf Anstellung eröffnet werden. 6. Potsdam, 18. Februar. (Eigene Meldung.) Die Kaiserin wird, wie endgültig feststeht, den Kaiser aus seiner M i t t e l m e e r r e i s e nicht be gleiten. Ihr leidender Zustand machte vor kurzem so- gar notwendig, daß sie innerhalb der Gemächer des Ber liner Schlosse« in einem kleinen Wagen umhergefahren wurde. * Berit», 18. Februar. Der Bundesrat übernncs heute den Gesetzentwurf ivegcu der Krankenfür- sorge für die Seeleute den zuständigen Aus schüssen. Die Uebersicht über die Verwendung der durch den ReichShauShaltsetat bewilligten Mittel zur Anmietung und -um Ankauf besonderer Wohnhäuser für Unterbeamte und geringer besoldete Beamte der RetchSpost- und Telegraphen.Vermal- tung wurde zur Kenntnis genommen. Dem Ausschuß berichte über den Entwurf eines Gesetzes, betreffend den Schutz von Erfindungen, Muster- und Waren- zeichen auf Ausstellungen, wurde zugestimmt. 6. Berlin, 18. Februar. (Eigene Meldung.) Der Direktor der Nationalbank, Geheimrat Wttting, (wegen dessen Reise nach ber Balkanhalbinsel, einer Blättermeldung zufolge, der Posener Endell-Prozeß verschoben werden mußte), ist bereits wieder hier einge troffen. Er war in Serbien, Rumänien und der Türkei, ist vom Sultan und dem Könige von Serbien empfangen und zur Tafel gezogen worden, hat mit dem Ministerpräsidenten Sturdza wiederholt konferiert, ebenso mit dem deutschen Botschafter Mar schall vonBieberstein. Letzterer äußerte sich über die Verhältnisse in üerTürkei hoffnungs voll und betonte mehrfach, cs gehe vorwärts. * Pose«, 18. Februar. Wie die „Posener Zeitung" meldet, ist gestern abend in Josespowo die evange- lische Kixche nebst drei angrenzenden Scheunen niedergebrannt. Das Feuer war in einer Scheune neben der Kirch« währen- des Passionsgottesdienstes auS- gebrochen. Menschen sind nicht verunglückt. 8. Köl«, 18. Februar. (Eigene Meldung.) Die durch das Hochwasser stark gehinderte Rheinschiffahrt muß wahrscheinlich in den nächsten Tagen vollständig eingestellt werden, da der Oberrhein aufs neue steigt. XV. Stuttgart, 18. Februar. (Eigene Meldung.) In Heilbronn wurde bei -er heutigen Wahl der Assessor Ür, Goebel-Stuttgart mit Mehrheit zum Stadt- vorstand gewählt. * Münch««, 18. Februar. Professor v. Lenbach unterzog sich heute in der chirurgischen Klinik einer Operation, die gut verlief. Der OperationSbesund ergab ausgedehnte entzündliche Verhärtungen im Ge kröse. Das Befinden des Kranken ist befriedigend. * Haag, 18 Februar. Der Beschluß in der venezolanischen Angelegenheit wird anstatt am 27. Februar am 22. Februar bekanntgegeben werden. I'. London, 18. Februar. (Eigene Meldung ) In einer Lydditfabrik in Clifford ereignete sich eine Ex plosion, bei der 3 Personen getötet und mehrere ver- mundet wurden. * Londo«, 18. Februar. Nach einer bet Lloyds Bureau aus Saigon eingegangenen Meldung ist der dectsche Dampfer „Denteros", der von Saigon nach Hongkong unterwegs war, bei den ParacellS- inselnauf Grunh geraten und gescheitert. Die Passagiere und Mannschaften wurden gerettet und in Saigon gelandet. k. Koustautinopel, 18. Februar. (Eigene Meldung.) Die Zeitungsmeldung, daß gegen die Er- nennung Mustapha - Paschas zum Kommandan- ten der Gendarmerie in den drei Vilajets Widerspruch erhoben und die Ernennung rückgängig gemacht wor ben sei, ist unrichtig. Die Ernennung wurde weder amtlich bekannt gegeben noch den Botschaftern mitgeteilt, auch sind keine anderen Schwierigkeiten bezüglich der Reorganisation ber Gendarmerie aufgetaucht. * Kapstadt, 18. Februar. sReutermeldung.) Der Premierminister Sprigg hat seine Ent- lassung genommen. Der Gouverneur hat an seine Stelle Iames 0 n berufen. Der russisch-japanische Krieg. r. Berlin, 18. Februar. (Eigene Meldung.) Der deutsche Kaiser hat den Kaiser von Rußland und den Kaiser von Japan davon tu Kenntnis gesetzt, daß die deutschenLazaretteinTfingtan und Tokio für Krtegsverwnndete zur Verfügung st e h c n. * Berlin, 18. Februar. Der ,^Boffifchen Ztg." zufolge iub -ie japanischen Kreuzer „Nisshtn" und „Kasnga" in Tokio eingetroffen. Handelssachen. I« kekruar. lklixon» it«l8uvir.> Xdonällvro». lcrollisahtten 19670, Veuwodv kank 211I0, vvamlt 160,30, kallri. 107. SoNvard. - 18 t'sbruar, 8 ll. 5 14. <?rl^»tt«I«rr»ww.l Ssoduau»- l»n6 Lipl. 112. Oap» Ooppor 2.75. Ohne. Ovlckk. SM Vvkoor, IS,7b, Darb, kooliop. ö.2b. llsv laxoret. 26,80. 8b«d» 0,40. Dr»n»v. «in ch volg lüot. 1.^1 Ob»ri. t.Zl p>«ioanll 8.37 ttanllwlno. 025 kodvaod. V1K Ib k'sdruar. Voll» null üarns kost, »dorrudlx. New Harter Produttenbörse. (Schlußkurse.) >--.Fedr 17. Fevr. I v. Febr.s >7.,lehr. Wetzen ie» Rot. 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Siwwsle- »neivdi. 17. lUdr.ab. 8 V. 730,4 -i- 5,7 84 8W 1 trübs 18 - vm. 8 - 734 0 4- 2,8 81 81V 2 trilbv nm. 2 - 735,5 -s- 5,3 68 81V 3 trüdo ^Vetter: dllecksrselllngodUckung günstig. Temperatur: normal ^Vioöursprnu^: ^V. l.erumuker: tiek. Kirchliche Nachrichten. Israelitisch« Rel«gla«»gkme1ndc ,u Lel»,lg M o t t o ü d i e »>> am Freitag. den 18. Februar, abends 5 Uhr. am Tonnabend den 20. Februar, vormittags 9 Uhr. Motette in der Dhomastirchr -onnabend. den 20. Februar, nachmittag 2 Uhr: I. 2. Bach: Orgelchoral .Ta Jesus an dem Nr.'uze Ound". I. T. Bach: ..Die bittre Leidenszeit". I. S. Dach: Choralvorspiel „Turm ildam-5 Fall ist all Verderbt". F. Mendelssohn: Der 22. Psalm." Motette sür Solo und Chor, ersten knnges. LMlSAM - nürä vegen idrer milcieu und vortrskkliellev IViricuog von tcrrtll oller I 8oito auoti kei KnutrNte noä unreinem Teint empkoklen. 8t. kk.
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