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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.03.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-11
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040311027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904031102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904031102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-03
- Tag1904-03-11
- Monat1904-03
- Jahr1904
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gesetzt- aufbebt, bekannt geworden war, wurde wahrend der Nacht da- Bi-marck-Denkmal auf dem Schießplätze mit Trauerflor umhüllt und ein großes Plakat angebracht nut der Aufschrift: „Bi-marck erwach', mach unsre Sack'! ß 2!!!!* Die Polizei entfernt» da- Plakat und den Flor. * München, 11. März. (Tel.) Zu der „Simpli- cissimuS"-Angelegenheit erfahren die „M. N. N.": Der ZtaatSanwalt erhob Beschwerde gegen den Beschluß des Landgericht- München I., da- Verfahren e i n z u st « l l« n. Iniftvlgebessen ist die Angelegenheit jetzt beim Obersten LandeSgericht anhängig. Dir Beschlagnahme der Zentrumsnummer wird vorerst aus recht erhalten, da der Staatsanwalt sich den Antrag aus Einziehung der Nummer tm sogenannten objektiven Ver fahren vorbehielt. Ausland. Oesterreich Ungarn. * Skandal tm Parlament. Wien, 10. März. Abgeordneten haus. Zur Verhandlung steht die Angelegenheit des Abg. Jro, welcher die Tschechen beleidigt haben soll. Der Mißbilligungs ausschuß stellt durch den Berichterstatter den Antrag, eine Mißbilligung nicht auszusprechen, da Jro den Ausdruck „lauter Verbrecher" in Abrede stelle und sage, daß er mit dem Ausdruck: „Nehmen Sie die Peitsche für hie Tschechen" figürlich energische Maß nahmen gegen die obstruierende Jungtschechen. Partei verlangt habe. Der tschechische Abgeordnete Graf Sternberg tritt für di« Ehre de- tschechischen Bolle« rin und ermahnt die Tschechen, sich mit den Ungarn zu verbinden, damit das Gedeihen des tschechischen Volkes nicht weiter durch Abgeord nete gestört werde, die in der Politik nichts Anderes suchen als Bubenstreiche. Redner wird wegen dieses Ausdruckes zur Ordnung gerufen. Der alldeutsche Abgeordnete Hofer verlangt, man solle den Tschechen endlich mit Hülfe der deutschen Nachbarn die Pickelhaube auf den Kops schlagen, dann würden sie gezwungen werden, deutsch zu reden und deutsch zu lernen. Der Generalredner Stransky wirst Jro vor, von ihm gebrauchte Ausdrücke wiederholt nicht aufrecht erhalten zu haben, und antwortet auf wiederholte Zurufe „frecher Jude" mit der Bemerkung, daß Jro früher sein Ehrenwort gebrochen babe. (Anhaltender lärmender Widerspruch bei den All deutschen.) Zwischen diesen und den Tschechen kommt es zu per sönlichen Konflikten. Schließlich wird der Antrag des Miß billigungs-Ausschusses in namentlicher Abstimmung mit l31 gegen l Stimme angenommen. Am Schluß der Sitzung beantragt der Jungtscheche Schnal die Einsetzung eine« Mißbilligungs-Ausschussrs gegen die Abgeordneten Stein und Herzog wegen der Zurufe „Taschendiebe", „haut sie tot", „diese Lumpen stehlen alles Geld aus dem Sack". Nächste Sitzung morgen. * Entlassung der Rekruten. Pest, lO. März. Der Landesverteidigung-Minister Nyiry wird bei der Beratung der Vorlage über das Rekrutenkontingent für 1903 morgen eine Abänderung beantragen, nach welcher mit der Rekrutie rung bereits am 21. März begonnen werden kann. — Wie verlautet, wird die Entlassung der Ersatzreser visten, wenn nicht außergewöhnliche Umstände hindernd da zwischen treten, schon am 5. Mai erfolgen. Frankreich. * Deutsche Botschaft. Paris, 10. März. Der deutsche Botschafter Fürst Radolin gibt heute ein Diner, zu welchem u. a. der Präsident der Depunrtenkammer Brisson, der Ministerpräsident Eombes, die Minister Andrö, Pelletan und Ehaumie, die Gesandten von Griechenland und Portugal, der bayerische Geschäftsträger Graf May, der diplomatilche Agent Bulgariens, der Präsekt des SeinedepartementS SalveS, der frühere Botschafter Deputierter Lozs, Professor Metschni- kow vom Pasteurschen Institute und der Maler Detaille vom Institut Einladungen erhalten haben. Italien. * Die kaiserliche Jacht „Hohenzollern" ist gestern, von Gibraltar kommend, in Neapel eingelausen. Orient. Valkanwtrreu. Belgrad, 10. Mär». Gerüchte von Verhandlungen, die den Abschluß eines Schutz- und Trutz- bündnises zwischen Serbien und der Türkei zum Zwecke hätten, werden von maßgebender Seite für unoe - gründet erklärt. — Konstantinopel, 10. März. Türkische Berichte auS dem Bilajet Saloniki melden daS Auftreten von Banden in mehreren Distrikten. In der Gegend von Stanimaka, Bezirk Philippopel, befinden sich 2600 Komitatschi. Asien. * Rußland «ud England in Persien. Der „Köln. Ztg." wird aus Teheran von heute gemeldet: Die persische Regierung erklärte sich auf Anregung von russischer Seite bereit, an zwei Punkten Nordpersiens ihre Tele- graphenlinien mit dem russischen Telegraphennetz zu ver- binden. Dazu wird eine 80 Kilometer lange Linie von Hahmad-Abad nach Luetf-Abad hergestellt. Auf russisches Gebiet kommen davon nur 5 Kilometer. Ein zweiter Ber- bindungspunkt wird Gandan sein, woher die persische Linie von Sutschan geführt wird. Die Herstellung dieser Linie soll sofort nach Fertigstellung der neuen persischen Tclegraphenlinie Mesched-Teishan in Angriff genommen werden. Teheraner Privatmclüungcn zufolge, ist die dortige Stimmung den Russen sehr freundlich und man erwartet sehr bestimmt dort einen Zusammenstoß Rußland» und England». Amerika. * Todesfall. Buenos Aires, 10. März. (Meldung der „Agence HavaS".) Der Vizepräsident der Republik Uruguay Difort-Alvarey ist einer Nachricht au- Monte video zufolge gestorben. Flotte. * Der Kommandant von Helgoland, Kontreadmtral tzof- meier, wird demnächst von dieser Stellung zurücktreten, die er seit etwa drei Jahren inne hat. Dem Vernehmen nach beab sichtigt Kontreadmiral Hofmrier ganz au« dem aktiven Martnedirnst zu scheiden. * Der neu« Kommandant drS Kanonenboote« „Ha- dicht", Kapitänleutnant Kühn, hat seine Ausreise beschleunigt und wird schon am 30. März nach Lüdwestafrika abgrhen. " Tchiff-Hetveaungen. S. M. S. Slosch ist am 9. Mär» in Vlistingen eingetragen und setzt am 14. März di» Reis» nach Kiel fort. S. M. S. Stein ist am S. März in Dartmoptd ringe- trossen und setzt am 11. März die Reise nach Kiel fort. S. M. S. Jaguar ist am 9. März in Kiukiang lam Banats«) ringetrosfen und geht am 14. März von dort nach Tsingtau. S. M. E. Beowulf ist am 8. März von Sonderburg in See gegangen. Vas neue MMe Lotteriegrseh. 2. Dresden, 11. März. Die Zweite Kammer nahm heute das Lottericgesetz in der von der Ersten Kammer beschlossene Fassung einstimmig an. Damit ist das Gesetz in aller Form von beiden Stände kammern angenommen. Wir sind schon heute in der Lage, seinen Wortlaut mit- zuteilen: 8 1. Wer Lose oder LoSanteile außersächsischer Lotte rien, -le nicht mit Genehmigung der Ministerien des Innern und der Finanzen im Königreich Dachsen zuge. lasten sind, kauft oder sonst an sich bringt, wirb mit Geld strafe bis 600 utl bestraft. Dieselbe Strafe trifft den jenigen, der sich durch Einsatz an einer außersächsischen Zahlenlotterie (Lotto) beteiligt. 8 2. Wer Lose oder LoSanteile der in 8 l bezeichneten Lotterten anderen zur Erwerbung anbtetet, seilhält, ver- kauft, verschenkt oder sonst vertreibt, oder zum Zwecke des Vertriebes nach Dachsen einführt oder sich verschafft, in gleichen wer LvSbestellungen oder Einsätze für solche Lotterien annimmt oder sammelt, verfällt in eine Geld strafe, die auf das zehn- bis fllirfzigfache der Lospreise l§ 4) oder Einsätze zu bemessen ist. Dieselbe Strafe trifft denjenigen, der eine der vorbezeichneten Handlungen als Mittelsperson befördert. Bezieht sich die strafbare Hand lung nicht auf eine bestimmte Anzahl von Losen oder LoSanteilen oder nicht auf ziffernmäßig bestimmte Einsätze, so tritt Geldstrafe von 80 bis 1800 ein. 8 8. Wer eine der in 8 2 bezeichneten Handlungen ge werbsmäßig begeht, verfällt in eine Geldstrafe, die auf das fünfzig- bis hundertfache der LoSprelse <8 4) oder Einsätze im Falle des 8 2, Absatz 2 aber aus 150 bis 6000 Mark zu bemessen ist. Dieselbe Strafe trifft denjenigen, der nach rechtskräftiger Verurteilung wegen einer der in 8 2 be zeichneten Handlungen abermals eine dieser Handlungen begeht. Die Rückfallstrafe ist verwirkt, auch wenn bei Begehung der neuen Straftat die frühere Strafe noch nicht oder nur teilweise etngebracht oder verbüßt oder ganz oder teilweise ertasten war: sie bleibt dagegen aus geschlossen, wenn seit dem Eintritt der Rechtskraft der vorhergehenden Verurteilung bis zur Begehung der nenen Straftat fünf Jahre verflossen sind. 8 4. Als Lospreis im Sinne der 88 2 und 8 gilt der die Stempelabgabe umfastende planmäßige Kaufpreis des einzelnen Loses, bei einem ideellen LoSanteile aber der auf diesen Anteil verhältnismäßig entfallende Teilbetrag jenes Kaufpreises. Bruchteil- und Klassenlose sind als selbständige Lose anzusshen. 8 5. Freiheitsstrafen, die an Stell« nicht beizutreiben, der Geldstrafe gemäß 88 28, 29 des Reichsstrafgesetzbnches festzusetzen sind, dürfen im einzelnen Berurteilungsfalle die Dauer von drei Monaten nicht überschreiten. 8 6. Die Veröffentlichung der Gewinnresultate von Lotterien der in 8 1 bezeichneten Art durch Aushängen, Auslcgen oder Abdruck in den im Königreich Sachsen er scheinenden Zeitungen wird mit Geldstrafe bis 50 Mark bestraft. 8 7. Bezieht sich eine der in 88 1 bis 3 bezeichneten Handlungen auf eine außerhalb Sachsens öffentlich ver anstaltete und nicht mit Genehmigung des Ministeriums des Innern in Sachsen zugelaffene Ausspielung beweg licher oder unbeweglicher Sachen, so kommen die in den 88 1 bis 3 angedrohten Strafen mit der Maßgabe zur An wendung, daß die Strafe zwischen dem gesetzlichen Mindest betrag der angedrohten Strafart und der Hälfte des ange- drohten Höchstbetrages zu bestimmen ist. 8 8. Neben den nach 88 2, 8 verwirkten Strafen ist aus Einziehung der den Gegenstand der Tat bildenden Lose zu erkennen, ohne Unterschied, ob sie dem Verurteilten ge- hören oder nicht. Die eingezogenen Lrsse sind zu ver nichten. 8 9. Dieses Gesetz tritt am 1. April 1904 in Kraft. Mit diesem Tage tritt das Gesetz gegen die Teilnahme am Lotto und den Vertrieb auswärtiger Lotterielose vom 4. Dezember 1837 außer Kraft usw. Der neue Sommerfahrplan für -re Linie Leipzig - Dresden über Riesa bringt mannigfache Aenderungen und Neuerungen, die von den be teiligten Kreisen freudigst begrüßt werden dürften. Wir sind in der Lage, schon jetzt näheres hierüber mitteilen zu können. Zunächst wird einem vielfach laut gewordenen Wunsche der Anwohner der Teilstrecke Leipzig-Riesa nach einer passenderen Abendvcrbindung von Leipzig zurück insofern entsprachen, al« der Riesaer Nacht- personenzug um 2 Stunden zeitiger verkehren soll. Er wird künftig schon abend« 10 Uhr 2b Min vom hiesigen Dresdner Bahnhof abfahren, in Borsdorf (10 Uhr 4b Min.) einen Anschluß vom Tresden-Döbeln-Naunhofer beschleunigten Abendpersonenzuge aufnehmen und 11 Ubr 9 Min. in Wurzen, 11 Uhr 33 Min. in Dahlen, 11 Uhr 45 Min. in Oschatz, nacht« 12 Uhr 3 Min. in Riesa eintreffen. Nach wie vor werden von ihm alle Verkehrs stellen, auch die un« nahegelegenen PaunSdorf-Stünz und Sommer- seld, bedient. Der Abend-Schnellzug nach Dresden (BreSlau), welcher gegenwärtig lO Uhr 4b Mm. nachm. von hier abgeht, erfährt eine recht willkommene Beschleunigung. Er »erlägt den hiesigen Dresdener Bahnhof nach Aufnahme deS Anschlusses an den abends 11 Uhr von Hamburg-Magdeburg eintreffenden Schnellzuge erst 11 Uhr 15 Min., bedient Wurzen und Oschatz nicht mehr und trifft 12 Uhr 9 Min. nachts in Riesa. 12 Uhr 28 Min. in Priestewitz, 12 Uhr 55 Min. in Dresden-Neustadt und nur 12 Minuten später d. i. 1 Ubr 4 Min. in Dresden-Hauptbhf, ein. In Dresden-Neustad' erfolgt die Wetterfahrt des künftig erst 12 Uhr 54 Min. nachts von DreSden-Hauptbf. abgehenden Breslauer Schnellzuges 1 Uhr 4 Min. nachts; die Ankunft in Görlitz findet L Uhr 48 Min., in Breslau, wie biSber, früh 5 Uhr 51 Min. statt. Für Reisende, welche den 10 Uhr 25 Min. abends von hier abgehenden Personenzug benutzen, bietet sich daher in Riesa (Ankunft 12 Uhr 3 Piin.) eine Möglichkeit zum Uebergang in den vorerwähnten, 12 Uhr 10 Min. von Riesa abfahrenden Schnellzug und damit nicht nur eine neue Abendverbindung nach Großenhain (über Priestewitz), sondern auch eine solche nach Dresden und weiter nach Schlesien. Der Wiener Nachtschnellzug wird dagegen, statt 12 Uhr LO Min. schon 12 Uhr 1b Min. nachts vom hiesigen Dresdner Bahnhof absahren. Er hält künftig in Wurzeu (12 Uhr 39 Min.), in Oschatz(1 Uhr 4 Min.), in Riesa (1 Uhr 17 Min.) und trifft 2 Uhr 2 Min. in Dresden-Neust., 2 Uhr 9 Min. in Dresden, Haupt- bahnhof, ein. Die Abfahrtszeit in Dresden, Hauptbahnhos, nach Wien erfährt keine Aenderung. Mit dieser Maßnahme wird den Interessen der am Fremdenverkehr beteiligten Anwohnerschaft von Oschatz und Riesa Rechnung getragen, nachdem der obenerwähnte Nachtpersonenzug nach Riesa um 2 Stunden frühergelegt worden ist. Eine wettere Beschleunigung erfahren auch die Bormittags schnellzüge nach Breslau und Wien. Der Dresden - Breslauer Schnellzug wird vom hiesigen Dresdener Bahnhöfe erst 8 Uhr 36 Min. abgelassen, während der Dresden-Bodenbach-Prag-Wiener Schnellzug künftig «st 9 Uhr Sb Min. nachfolgt. Bet ersterem Zuge wird künftig di« bisher bezüglich der Ueberführung de« Reise- gepäck« von dem 8 Uhr 1b Min. von Köln, Hannover rc. ein- treffenden Schnellzug bestehend« Beschränkung Wegfällen und der Aus aller Mett. — Ei« Prozeß gegen Thomas Theodor Heine. Der Maler Th. Th. Heine hat im Juli 1902 in der „Frank- furter Zeitung" einen Vries veröffentlicht, daß Hell muth Eck mann von einem inzwischen verstorbenen Bruder und einem Nervenarzt an künstlerischem Schaffen gehindert und widerrechtlich al» irrsinnig behandelt werde. Die Mutter Eckmanns stellt« Klage gegen Heine, es fand auch schon ein bedingter Ver gleich vor Gericht statt, der aber dann von der Klage partei nicht anerkannt wurde. Dieser Tage wurde nun neuerdings inMünchen verhandelt. Di« meisten Lach, verständigen erklärten die Zeichnungen velkmutb Eck mann» al» künstlerisch: alle erklärten, man sehe ihnen nicht an, daß sie von einem Geisteskranken herrühren könnten. Ein Bruder Eckmann» erklärt, Hellmuth sei tat sächlich geisteskrank und dem Ende nahe. Die medi zinischen Sachverständigen erklären, daß Hellmuth an Paranoia leide, die voraussichtlich mit völliger Ver blödung endigen werde. Schließlich kam aus Anregung des Vorsitzenden folgender Vergleich zu stände: Der Be klagte erklärt, bei Abfassung des der Klage zu Grunde liegenden Briefes an die „Frankfurter Zeitung" habe ich in gutem Glauben gehandelt. Durch bas Ergebnis der Gerichtsverhandlung und insbesondere der psychiatrischen Gutachten bin ich Überzeugt, baß Hellmuth Eckmann tat sächlich seit 1899 geisteskrank ist und seine Unterbringung in eine Heilanstalt gerechtfertigt war. Ich nehme daher heute keinen Anstand, meine in meiner Zuschrift an die „Frankfurter Zeitung" enthalten«, unter diesen Um ständen für die Privatklägerin und den verlebten Pro- fessor Otto Eckmann beleidigende Aeußerung als irr- tümlich mit dem Ausdruck des Bedauern» z u r ü ck z u n e h m e n. Ich trage die sämtlichen Kosten des Verfahrens einschließlich der der Privatklägerin er- ivachsenen notwendigen Auslagen. Ich ermächtige die Privatklägerin, vorstehenden Vergleich je einmal in den „Münchener Neuesten Nachrichten", dem „Hamburger Fremdenblatt" und der „Frankfurter Zeitung" aus eigene Kosten zu veröffentlichen. — Eine Eisenbahueutgleisuug wird aus TomSk ge- meldet. Bei der Station Iurta ist ein in der Richtung nach JrkutSk gehender Militärzug entgleist. Vier Wagen wurdenzertrümmert; ein Kosak kam umS Leben, sieben wurden schwer und fünf leicht verwundet. — Flüchtig geworden ist -er Direktor des Genter StadttheaterS, Boldrt. Er flüchtete unter Hinter lassung von 150 000 Francs Schulden. Vermutlich hat er sich nach Deutschland gewandt. — Allerlei Japanisches erzählen die russischen Blätter. Ein Blatt kündigt Len bevorstehenden Hunger- tob der Japaner an, weil infolge des Krieges der Handel der Insel Dsachalin mit Japan eine Unterbrechung er litten Kat. Die ganze Ausfuhr der Insel hatte einen Mert von 1652 905 Rubel, davon gingen nicht weniger als 1552 926 Rubel nach Japan. Diesen hohen Wert lieferten Fische und Seegras, beides viel begehrte Ge- brauchsartikel in Japan. In die normale Exportsnmme ist die Fischmasse, die auf unrechtmäßige Weise auS russi schen Gewässern nach Japan geliefert wirb, nicht etnge- schlosscn. Im Kriegszustände mit Rußland verliert das nördliche Japan alles, was das Ochotskische Meer und Kamtschatka liefern, und das kann für das Land verhäng nisvolle Folgen haben. Nordjapan verfällt, ohne Fische aus russischen Gewässern, dem Hunger; will die Bevölke rung dem entgehen, so hat sie unter den russischen Kanonen zu fischen, und daS ist ein gewagtes, gefährliches Unter nehmen. — ZuderFluchtderJapaner ausWla- diwostok schreibt eine dort erscheinende Zeitung, daß die Hauptstraßen, die vornehmlich von Japanern bewohnt wurden, drei Tage lang einem großen Jahrmarkt glichen. Die Japaner verkauften all ihren Besitz zu Spottpreisen und erklärten, sie würden von ihrer Negierung schadlos gehalten werben. Nach ihrer Abreise machte sich ein großer Mangel an Wäscherinnen und Friseuren fühlbar. Ueberhaupt ist nun den Russen, di« stets über die Kon kurrenz der Japaner klagten, ein großes Arbeitsfeld frei geworden; Uhrmacher, Goldschmiede, Tischler, Schlosser, Kesselschmiede, Steinhauer, Buchbinder finden leerstehende Werkstätten. — Zum angeblichen Goldreich, tum der Mandschurei äußern sich sibi rische Blätter sehr skeptisch. Die Unternehmungs lust, die in den letzten Jahren auf diesem Gebiete laut wurde, ist vollständig verstummt. Gold- tndustrtelle deS Amurgebietes meinen, daß die Mand schurei durchaus unnütz als Fabel« und Goldland ver schrien wurde. Durch Untersuchungen ist bis jetzt nur festgestellt worden, daß das Land große Kohlenlager hat; die Qualität der Kohle soll aber durchaus schlecht sein. Und wegen eine- Landes, das den Unternehmern so ge ringe Ausbeute bietet, ein so gewaltiger Krieg? Oder machen die russischen Blätter die Mandschurei absichtlich schlecht, um später einen etwaigen Verlust de» vtelum- ftrittenen Gebietes al» etwa- ganz Nebensächliches hin stellen zu können? — Erdbeben leichterer oder schwächerer Art wurden den Blättern zufolge in Rom, Pola, Gradtska, Laibach, Klagenfurt, Spittal und Meran verspürt. Letzte Depeschen und Jernlprechrneldungen. * Dresden, 11. März. In weiten Kreisen der Hiesigen Bevölkerung spricht man nach dem gestrigen Ergebnis in der Zweiten Kammer von einem bevor- stehenden Rücktritt des Herrn Staats. Minister» v. Meysch von seinem Amte und es ist sehr wahrscheinlich, daß diese Möglichkeit auch im Lande verbreitet wird. Der „Vogtländische Anzeiger" in Planen kann auf Grund bester Informationen be stätigen, daß ein solcher Rücktritt durchaus nicht bevor stehe und zu dem Rücktritt auch kein Grund vorliege. Daß di« Regierung in der gestrigen Kammersitzung fest geblieben sei und die Uebevweisung der Gemeindesteuer reformvorlag« an die Gesetzesdeputation der Zweiten Kammer^ mit Hüdfe der Landtagsordnung durchsetzt habe, beweise nur, daß die Negierung von dem Vertrauen beseelt sei, aus dem Wege der Verhandlung in der De putation zu einer Einigung Über die Gesetzesreform des GemetnbesteuerwesenS im Lande zu kommen, eine Mög lichkeit, die nach den Erfahrungen mit anderen Gesetzen in dem letzten Jahrzehnt durchaus nicht ausgeschlossen sei. kg. Berlin, 11. März. (Bubgetkommission des Reichstags.) Die zweite Rate für di« Linien- schiffe Lk und N wurde genehmigt. Bei Titel 25 wurden gegen 1 Stimme die geforderten 800 000 als erste Rate für ein Kanonenboot 6 abgesetzt. * Berlin, 11. März. Die Abgeordneten voll- zogen zunächst die Vereidigung der neu in das Haus eingetretenen Mitglieder und setzten sodann die Beratung deS Eisenbahnetats bei dem Extra- ordinarium fort. Es wurden aufs neue eine Reihe lokaler Wünsche ohne Interesse für die Allgemeinheit vor- getragen. * MSnche«, 11. März. Der Prinzregent hat aus Anlaß feines morgigen GoburtSfesteS zahlreich« OrdenS- auSzeichnungen verttehen. ES erhielten u. a. der Kom- mandeur »er zweiten Division Frhr. Retchlin v. Meldegg den Verdienstorden de» Heiliget, Michael l. Klaffe, der BevkehrSminfiter v. Frauendorfer das Komturkreuz des Verdienstorden» der bayrischen Krone, der bayrische Gesandte in Petersburg „.Gutten berg und Univevsitätsprosessor Fohr, vs Stengel da» Ritterkreuz de» Verdienstorden» der bayrischen l Krone, und Mademieprofeffor Stuck den MichaelSorden III. Klaffe. * Bozen, 11. März. Gestern abend wiederholte sich da» SrbbebeninverstärktemMaße. * Lemberg, 11. März. Nach einer Meldung au» Borg «law sind dort in der Nacht zwei Petro, leumschächte abgebrannt. Die EnifftVhung». Ursache des Feuer» ist unbekannt. Da» Feuer ist bereit» gelöscht. * Konstantinopel, 11. März. (Wiener Korr.-Vur.) Die Lage im Vilajet Sldrianopel scheint jetzt ruhiger zu sein. Seiten» der EomittS ist wenig zu be merken. In letzter Zeit sind keineBandenaufge- taucht. — Tie Meldurv eine» ausländischen Blatte», daß der bulgarische Agent die Frage der Unabhängigkeit Bulgarien» hier anregte, wird sowohl von bulgarischer al» auch türkischer Seite be stritten. — Tas in ausländischen Blättern verzeichnete Gerücht, die Botschafter der Ententemächte hätten auf die budgetäre Garantie für die Gendarmerie organisation in den Dilajets verzichtet, ist unzutreffend. Die Botschafter erklärten in ihrem letzten Memorandum nur, daß sie auf die Verpachtung der für die Garantie be stimmten Zehnten an die V«vt« kukiiqu« verzichten, wenn die Uavqus Ortoman« die budgetäre Garantie übernimmt. Die Pforte verlangte von dem GeneraldeGiorgi» Aufklärungen über verschiedene ihr unannehmbare Punkte der ausländischen Gendarmerrerx.form. Durch die erhaltenen Informationen scheint sie beruhigt und für die Annahme der Forderungen günstiger gestimmt zu sein. kg. Sydney, 11. März. Hi«r ist amtlich ein leichter Pestfall festg«stellt worden. Die Krankheit ist wahr scheinlich mit OueenSländer Herkünften durch Ratten ein geschleppt worden. Der russisch-japanische Krieg. * Pari», 11. März. Der japanische Marine- attachs, der vor etwa 14 Tagen hier eintraf, teilte gestern einem Berichterstatter mit, er habe einige Tage nach seiner Ankunft einen mit Martin unterzeichneten Brief erhalten, dessen Absender ihn um eine Unter redung in einer wichtigen Angelegenheit ersuchte. AIS Adresse war Rue Grenelle 187 angegeben. Der Marine- attach« antwortete, er sei leidend und könne niemanden empfangen; man möge ihm daher den Zweck der Unter redung bekannt geben. Hierauf erhielt er einzweit« » Schreiben, in dem Martin von neuem um eine Zu sammenkunft bat, da er die Angelegenheit brieflich nicht anseinandersetzcn könne. Die Adresse lautete diesmal Generalstab des Marineministeriums. Der Attachs ließ Marlin durch seinen Sekretär antworten, wenn er ihm etwas Besonderes mitzuteilen habe, möge er an einem Nachmittage kommen. Dieser Bries gelangte wohl irr- tümlich in die Hände des dem Marineministerium zuge teilten Fregattenkapitäns Martin. Es heißt, daß in den Kleidungsstücken de» Verhafteten die Adresse de» italieni schen Marineattaches vorgefunden worden sei. Martin leugnet jede Schuld und behauptet, ein Opfer von Intrigen zu sein. Seine Frau hat in der Rue Grenelle 187 einen Weinhandel und soll der Mitschuld verdächtig sein. Mehrere Blätter behaupten, Martin habe wichtige Schriftstücke abzuschreiben gehabt, darunter solche, die für Japan im Hinblick auf eine etwaige gemein same Aktion Frankreichs und Rußland» eine besondere Bedeutung hätten. Eines dieser Schriftstücke sei ver schwunden. Die Opposition benutzt natürlich die An gelegenheit zu Angriffen gegen den Marineminister. Der „Figaro" behauptet, Pelletan habe den Vorfall ver tuschen wollen, doch habe der Ministerpräsident auf einer strengen Untersuchung bestanden. Das Blatt „Rspu- blique Francaise" schreibt, bei der Unordnung, die im Marineministerium herrsche, sei ein derartige» Vorkomm nis nicht zu verwundern. * Petersburg, 10. März. DaS heutige Telegramm des Statthalters Alexejew an den Kaiser meldet ferner: Die früh 6s4 Uhr in den Hafen von Port Arthur zurückgekehrten Torpedoboote brachten die Kunde, daß ein feindliches Geschwader sich nähere. Um 8 Uhr früh eröffneten die Japaner da» Feuer gegen unsere Kreuzer und Festung. Die Japaner hatten 14 Schiffe und hielten, so lange sie schossen, hinter dem Leucktturme von Liaotschoue. * Wladiwostok, 10. März. (Ruff. Telegr. Agentur.) Um ihre Sympathien für Rußland zum Au»druck zu bringen, stellte die koreanische Bevölkerung von Wladiwostok dem Kommandanten der Festung die für die Kestungsarbeiten erforder lichen Arbeitskräfte unentgeltlich zur Ver fügung. AuS Nagasaki eingetroffene Au-länder versichern, daß alle japanischen Docks mit Reparaturen der bei Port Arthur beschädigten Schiffe beschäftigt seien. Die Stimmung der Japaner sei außerordentlich gehoben. Manifestanten durchzögen mit Musik di« Straßen; unter den Japanern würden lügenhafte Meldungen in großer Zahl verbreitet. * Petersburg, 11. März. Der „Regierung-bote" meldet: Der Kaiser empfing vorgestern Vertreter -er Tagespresse (den Herausgeber der „Nowoje Wremja" und den Redakteur der „PeterSburgSkija Wjedomvsti") und äußerte bei Entgegennahme einer von den genannten überreichten ErgebenhettSabress«, er hübe in der letzten Zeit die Presse aufmerksam verfolgt und sich davon überzeugt, daß sie die Ereignisse richtig interpretiere. Der nationale Geist, der Hie Press« be seele, habe ihn tief befriedigt. Er hoffe, die Presse werd« weiterhin sich ihrer Aufgabe würdig erweisen, die Ge fühle und Gedanken de» Lande» auszudrücken, und ihren großen Einfluß auf die öffentliche Meinung dazu be nutzen, um in diese die Wckhvheit — und nur di« Wahrheit — Hineinzubringen. Handelssache«. * Breme», 11. März. In der heutigen Sitzung tzr« Auf» sicht«rate» de» Rirddeutschen Lloyd wurde der Abschluß für 1908 vorgelrgt. Tie Betrieb-Überschüsse betragen 26 511000 Mark gegen 19 410 000 im Vorjahre. Der Nufsicht-rat be schloß, «ine Dividend« von 6 Proz. in Vorschlag zu dringe».
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