01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.03.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-24
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040324016
- PURL
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- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904032401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-03
- Tag1904-03-24
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Morgen-Ausgabe UL UV. NU- 88. Jahrgang. Nr. 152. Donnerstag den 24. März 1904 8 la»«»». ver- l. Feuilleton pk- .rr. 27-122 zeigen, wie aanz ver- gebauten Apparat ausgenommen, der fast jede Störung durch Pflaiczenwelt des Hoch. Redensarten ausschlieht. In der istegrl genüge rin» d« Wumllels «wischen Lufnahmezeft von ein Lreitausendstel EftLmd«, »um all« fein««« L -8 » r. u u u u A L. S. » UV 1L UL 6. 8 8 L t» i» 8. 8. L L L 8. L 8. 8. li. a. «r.vLTr- L L S. L LUL L S. L L » 2. — t,70 2r - 20,40 A. 2t l ltd>„ sinne mich aber nicht minder genau, wie sich der Unwille und das Erstaunen in mir allmählich abschwächten und wie ich es schließlich ganz selbstverständlich fand, daß von Zeit zu Zeit ein paar Jagdhiebe ausgeteilt wurden. Das war der Einfluß des Milieus, des herrschenden Geistes. Ich bestreite, daß die Kameraden, die mir zum Teil persönlich nahe standen, Mannschaftsquäler gewesen seien, sie waren im Gegenteil fast alle durchaus gutmütige und ehrenhafte Menschen. Es kam ihnen aber nicht in den Sinn, daß der gemeine Soldat durch eine Ohrfeige in seiner Ehre ver letzt werden könne, und die Gerechtigkeit gebietet mir hin- zuzufügen, daß die Fälle, wo wirklich eine Ehrverletzung empfunden wurde, in der Tat sehr selten waren. Jeden falls dachte im ganzen Offizierkorps kein Mensch daran, in der Mißhandlung eines Untergebenen, sofern sie nicht den Charakter grausamer Peinigung trug, etwas Ehren- rühriges zu erblicken. Nach dieser Richtung hin bedurfte das Ofsizierkorps entschieden der Erziehung zu einer edleren BerufSanffassung. Ich bin im Jahre 1891 aus der Armee ansgeschieden, habe mit jüngeren Offizieren nur noch wenig Verkehr und kann daher nicht beurteilen, ob und inwieweit diese Erziehung inzwischen durchgeführt ist. Offen gestanden, ich glaube nicht, daß es geschehen ist, denn das Unteroffizierkorps spiegelt immer den Geist wider, der in den Offizieren herrscht, und nach der Zahl der Mißhandlungen, die immer noch zur Verhandlung kommen, nach dem erschreckenden Charakter, den sie tragen, läßt sich leider nicht annehmen, daß eine durch- greifende Wandlung und Besserung eingetreten ist. Sic wird auch nicht eintreten, ehe nicht der allerhöchste Kriegs herr unzweideutig ausspricht, daß er in jeder Mißhand lung eines Untergebenen eine ohrlose Handlung erblicke. Tie Hauptaufgabe der Reform ist cs, die Auffassung des Offizierkorps zu reformieren, und dies kann nach der historischen Konstitution unserer Armee nur von dem Kriegsherrn selbst ausqehen. Erstaunlich naiv sind die An sichten. die General von Waldcrsee über daS Beschwerde recht äußert. Er sagt: „Das Schlimme sind die von Unter offizieren ausgeführten systematischen Quälereien und Roheiten. Hier ist es aber geradezu rätselhaft, daß die so Mißhandelten nickt Klage führen. Jeder Soldat jvird oft und gründlich darüber belehrt, wie er dies zu tun hat. Unterläßt er es, so zeigt er Mangel an Mut und macht sich mittelbar zum Mitschuldigen, wenn schließlich der Unteroffizier ins Unglück kommt. Ich bitte, mir zu glauben, daß, wenn alle Soldaten so viel Ehrgefühl hätten, sich nicht schinden zu lassen, die Mißhandlungen auf höchst seltene Fälle zurückgchen würden." Es ist gar nicht zu leugnen, daß zu meiner Zeit das Ehrgefühl der Soldaten ziemlich tief stand. Ich kann mir darüber ein Urteil anmaßen, da ich in ganz anderer Weise, als dies sonst üblich war, mit Mannschaften gesprochen und ver sucht habe, in ihren Jdeenkreis einzudringen. Es ist aber gerade die Aufgabe der Armee, den jungen Menschen zum 8. > a. 8. wi»LU - <2 - d-6. Würden diese drakonischen Maßnahmen ein geführt und durchgeführt, so würden binnen wenigen Jahren die Mißhandlungen, In deren Verurteilung wir ja alle einig sind, aus der Armee verschwinden. Gewiß, der Einzelne würde durch solche Vorschriften im Falle eines Vergehens hart getroffen wer den, aber die Rücksicht auf das Wohl des Ganzes ist wich tiger, als die Rücksicht auf das Wohl des Einzelnen. Leider aber beginnen die meisten Erörterungen, die über Soldatenmißhandlungen gepflogen werden, mit dem Stoßseufzer des Grafen Waldersee, daß eine radikale Ab hülfe außerordentlich schwer sei. Wer reformieren will, muß an die Möglichkeit der Reform glauben und nicht be reits, bevor er sie beginnt, an ihr verzweifeln. Sind denn die Mißhandlungen in der Armee ein Naturgesetz, dem man sich willenlos beugen mühte? Keineswegs. Sie sind die Ausläufer des Fnckstelsystems, das einst unentbehr lich war und jetzt nicht mehr zeitgemäß ist. Wie die Prügel strafe einmal eingeführt wurde, so ist sie auch wieder ab- geschafst worden, aber das, was ich die Atmosphäre der Institution nennen möchte, ist geblieben. Gewiß, ein zelne Fälle sadistischer Neigungen werden trotz der strengsten Strafen anch in der Armee stets wieder Vor kommen. Im ganzen aber haben wir es lediglich mit einer entarteten Tradition zu tun, die ausgerottet werden kann und muß. Graf Waldcrsee fährt fort: „Armee und Marine bilden eine Gemeinschaft von mehr als 900 000 Köpfen, die naturgemäß und seit der zunehmenden Ver rohung der Jugend zahlreiche schlechte Elemente enthält." Auch hier zeigt sich wieder ein Fehler, in den die meisten Erörterungen über Mißhandlungen, in dem Wunsch, auch den Vorgesetzten gerecht zu werden, verfallen. Das Uebel der Mißhandlungen ist so furchtbar, so zerstörend, daß Wir zunächst gut tun. für alle mildernden Umstände die Augen zu schließen. Vor allem, wenn diese mildernden Umstände so fragwürdiger Natur sind, wie die viel be klagte, aber nur schwer zu beweisende Verrohung der Jugend. Graf Waldersee fährt dann fort: „Mißhand lungen durch Offiziere gehören zu den größten Selten heiten und wenn sie Vorkommen, so handelt es sich stets um einen Schlag oder Stoß in einem Augenblick der Er regung." Diese Sähe muß ich aus meiner eigenen Er fahrung auf das Entschiedenste bestreiten. Ich war sieben Jahre lang Offizier, bin selbst wegen sogenannter vor schriftswidriger Behandlung und einer übrigens unbe- deutenden Mißhandlung bestraft worden und könnte nicht einen, sondern zwei Dutzend Kameraden namhaft machen, die nicht etwa in einem Augenblick der Erregung, sondern ganz systematisch und zwar gutgläubig pädagogisch „ge droschen" haben. Ich entsinne mich noch sehr genau, wie ich im Jahre 1887 vom juristischen Studium absprang und in die Armee eintrat, mit welchem fassungslosen Staunen ich zuerst die Behandlung der Mannschaften durch Offiziere und Unteroffiziere betrachtete. Ich ent- uo. u » uv. uv u v w.OpM m.Op.87 1.0 UL kL UV.ISM l.0. 6. <4. u. a. 8. 8 a. s. a. a. s. L L 8, 8. 8. 8. 8. L -b.8 ioa. - K»cu -8. -6. - 8. 08. 1 08. 08. - 8 06. 0 8- - d.8. - S. 58. - 8 >8. -8. - 8. 8 >8. lolc Unrlc: »0. U 0. u o i. o »V.VZ Manne zu erziehen, und zur Männlichkeit gehört nach meiner Auffassung auch das Ehrgefühl. Watz die gründ liche und wiederholte Belehrung anbetrifft, so wurde der Unterricht über Beschwerdeführung stets mit dem Hinweis darauf verbunden, daß der Soldat sich nicht zu viel be schweren solle. Das war bei den Offizieren gang und gäbe, und was die Unteroffiziere an freundlichen und nachdrücklichen Ermahnungen geleistet haben mögen, das kann sich jeder, der gedient hat, ohne Mühe ausmalen. Als junger, noch sehr unerfahrener Fähnrich mußte ich in Gegenwart des Brigadekommandeurs über Be schwerdeführung instruieren und stellte die verfängliche Frage, die die damalige Dienstauffassung deutlich charak terisiert: „Warum soll der Soldat sich nicht zu oft be scheren?" Darauf antwortete mir der Musketier D., der frechste Kerl der Kompagnie, ohne mit der Wimper zu zucken: „Weil es uns doch nichts nützt". Und nach Be endigung der Instruktion sagte der Bataillonskomman deur läch-lnd zu mir: „Die eine Frage lassen Sie künftig lieber weg, die ist etwas bedenklich". Nein, es galt unter den Soldaten umgekehrt geradezu als anständig, sich nicht zu beschweren, und diese Auffassung wurde von den Vorge setzten ausgiebig unterstützt. Dazumal erging eS auch den Leuten, die Miene machten, sich gegen Handgreiflichkeiten aufzulehnen, sehr schlecht, und es ist nur natürlich, daß die Meisten lieber einen Katzenkopf Hinnahmen, als sich mit der Koalition der Vorgesetzten ein für allemal zu ver feinden und sich den schwer lastenden Ruf eines renitenten Untergebenen zuzuziehen. Ich bin persönlich jeder Verzärtelung abhold, bin für die Aufrechterhaltung einer rücksichtslos strengen Dis ziplin, halte im Hinblick auf den Zweck der Armee absolut gar nichts von den humanen Bestrebungen, die auf Mil derung der Arreststrafen abzielen, uizd die Rechte des In dividuums betonen. Ich habe früher in mehreren Bro schüren die Armee verteidigt und mich auch zu meiner heutigen Auffassung in betreff der Mißhandlungen erst allmählich durchgerungen. Aber gerade, weil ich auch heute noch die Heereserziehung für unerläßlich halte und der Armee die aufrichtigsten Sympathien entgegenbringe, spreche ich ganz frei. Die hohen Offiziere, die sich in der Presse über diese Fragen äußern, haben vergessen, wie es in den Kasernen aussieht. Darüber kann der Sub alternoffizier, der die Truppe nicht nur im Besichtigungs zustande sieht, weit besser urteilen. General von Bogus- lawski hat einmal in einem Artikel der „Täglichen Rund schau" darauf hingewiesen, daß bei der Garde, die den besten Ersatz habe, verhältnismäßig wenige Mißhand lungen vorkämen. Wir wollen vorsichtiger sagen: zur statistischen Erscheinung gelangen. Nein, am Ersatz liegt es nicht. Bei der Garde wurde früher jedenfalls ebenso viel geprügelt wie bei der Linie. Ich selbst habe einem „bevorzugten" Regiment angehört, in welchem der Ersatz sich nur aus Landeskindern rekrutierte, und wir konnten u o. rL Kunftkalendev für Leipzig. Theater. Lettzti««» e>»«»tttz«ater Zur Erinnerung an die erst« Aufführung vor 50 Jahren (in Breslau) geht beute im Neuen Theater Ru- dolfvon Gottschalls historisches Lustspiel .Vitt und Far in Scene Für morgen muhte wegen andauernder Krankheit des Herrn Traun das Repertoire dahin geändert werden, dah anstatt .La Tra- viata" Flotows populäre Oper .Martha" gegeben wird. — Im Alten Theater erscheint heute H. Frist' lustige Operette: .Ma dame Sherrh" und morgen wieder .Zapfenstreich". Leipziger SwausptelHau». AIS volkstümliche Vorstellung zu Halden Preisen wird am Donnerstag Gorkis .Nachtasvl" gegeben. Am Freitag beginnt Herr Richard Kirch, der erste Heldonoarstoller am Schauspielhaus zu Frankfurt a. M., sein auf mehrere Abende berech netes Gastspiel al» Uriel Acosta in Gutzkow» gleichnamigem Ech.w- spiel. In den Hauptrollen sind beschäftigt di« Damen: Kirch (Judith). Winkler (Silber) und Stegert (Baruch Spinoza), sowie di« Herren Sggeling («anderstraaten), Hofmann (Silva), Bornstedt (de SaittoS). Forsch «Ben Akiba), Stillfried (Iochai) usw. Am Sonnabend geht na» längerer Zeit wieder Felix Philippi- Schauspiel .Da« grohe Li»»" mir Direktor Hartmann in der Roll« de» Ferlettner in Scene. Am Sonn tag wird »Uriel Acosta" mit Richard Kirch als Gast wiederholt. Sine »alk.tümliche Borstel»» findet am Palmsonntag, abends 6 Uhr, im Tbeatersaale des Kristallvalastes zu kleinen Preisen statt. DaS historische- Nolksstück »Sin' feste Burg ist unser Sott" wird ge geben. Das Stück mit seinem gerade setzt wieder aktuell gewordenen Inhalt behandelt di» Vertreibung der 28 000 Salzburger Bauern durch den sanatiichen Srzbischos Firmian von Salzburg, welche um ihre» protestantischen Glauben» willen Hof und HauS verlassen mutzten und, vom König Friedrich Wilhelm l. von Preutzen weuadiich ausgenommen, st» in den ostpreutzischen Provinzen »ine neu« Heimat gründeten. Da» Stück ist somit für die ietzig« Lsterzett ganz besonder» passend und ist der Besuch delselbea al» ganz geeignet zu empfehlen. SintrittSkorten find schon jetzt an der Ta,-lass« d^ stristall-Palast— zu» Dreis« tzon 1 Mark, 7S und SO Psg. zu had«n. Kenzrrt. Jo», «ed Bach» »»iotttzoo-.Pasn»» wird am Karfrilta« in h«r Thom»«kir«e zu Leipzig ausgiführt »erdrn. Dtri^nt ist Arthur Ntktsch. Mitwtrttnd«: Helen« «ta,«g»ann, »drtinn« und ««ktxtzonstrau». Jacgni« Url»K, Ernst «chnetd«r. D«n «hör strikt der ««wantztzaus-AHorve^l» un» mehrer» hiesig» Gesangverein« iwbst »«« Thoman«rchor. Ast, illtzWl ttpMrr.TagMatl Anzeiger. Amtsblatt des Hömglichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Rolizeiamles der Ltadt Leipzig. Einzelheiten der Sonnenoberfläche auf der Platte erscheinen zu lassen. Professor Haussen machte Lei der Uebergabe de» wich tigen Werkes auf die hohe Bedeutung aufmerksam, die Sonnen photographien erhalten könnten, wenn sie von verschiedenen weit voneinander entfernten Sternwarten fortlaufend ausge nommen werden würden. Namentlich würde dadurch Ee Wechselbeziehung zwischen magnetischen und meteorologischen Vorgängen in einer Weise aufgeklärt werden, die von großem praktischen Wert sein könnte. Um für solche Arbeiten Propa ganda zu machen, soll noch eine zweite Ausgabe des Pariser Sonnenatlas veröffentlicht und an alle Sternwarten verteilt werden, von denen hoffentlich eine genügende Anzahl der da durch gegebenen Anregung folgen wird. Zolüattlmftrdamttiwgei». DaS „Ulmer Tagblatt" veröffentlichte kürzlich einen Brief deS Grafen Waldersee, in dem der verstorbene Feldmarscholl sich über Soldatenmißhandlungen aus spricht. Ich würde auf das viel erörterte Thema, über Las ich selbst schon an dieser Stelle sprechen durfte, nicht aufs neue eingehen, wenn nicht meiner Ansicht nach die Aeirßerungen des Grafen Waldersee besonders deutlich zeigten, warum es nicht gelingt, die Mißhandlungen wesentlich einzuschränken. Der Graf beginnt mit den Warten: können versichert« sein, daß die Angelegen ¬ heit der Soldatenmißhandlungen die Militärbehörden un- auSgefetzt beschäftigt und der allerbeste Wille vorhanden, Abhülfe zu schaffey, ebenso aber auch, daß eine radikale Abhülse außerordentlich schwer ist." Hier möchte ich schon innehalten. Eine radikale Abhülfc ist nur deshalb außer ordentlich schwer, weil man an den maßgebenden Stellen radikale Mittel zur Abhülfe schellt. Was aber ein Medi kament nicht heilt, das heilt das Schwert, und was das Schwert nicht heilt, das heilt das Feuer. Radikale Mittel zur Abhülfe wären die folgenden: Jeder Offizier, der einer Mißhandlung überwiesen wird — bestehe diese Mißhandlung auch „nur" in einer Ohrfeige — werd« mit schlichtem Abschied entlassen. Jeder Unteroffizier, der einer Mißhandlung überführt wird, werde degradiert und von der Kapitulation ausgeschlossen. Jeder Untergebene werde durch strenge Borschriften verpflichtet, sich zu beschweren, wenn er mißhandelt wird und werde bestraft, wenn er diese Be schwerde untttläßt. plante Museum, sondern um die Förderung der Naturwissen schaft und Technik überhaupt erworben. ** Rodins „Höllentor". Aus Paris wird berichtet: In seinem Atelier zeigt Auguste Rodin jetzt eine der Gestalten seines Riesenweries „Us ?oi-te cke I'llmler", vergrößert und in Bronze ausgeführt. Der Mann mit den mächtigen Muskeln und der breiten Brust, die gleichsam von einer riesenhaften Anstrengung gespannt ist, läßt nach dem Urteil der Kritik an die „Nacht" Michelangelos denken. Das Werk, dessen Kopie von dein South Kensington-Museum in London angekauft worden ist, wird zu der nächsten Ausstellung der „Soeic-b) Nationale" in den Grand Palais gebracht Iverden. Rodin beabsichtigt, seine „?onte cie I'Lnler" in den Ivlosfalen Dimensionen dieser Gestalt auszuführen. Ein Pariser Blatt schreibt dazu: „Es steht zu befürchten, wie Rodin selbst ohne Umschweife und nicht ohne Bitterkeit sagt, daß diese Art der Ausführung nicht für das Aus land geeignet sei, in dem der Ruhm des Künstlers ohne glei chen ist. Auf den Einwurf „Aber in Frankreich?" sagte Rodin: „In Frankreich versteht mau die Künstler vor ihrem Tode; aber man will es erst nachher anerkennen." X Ein Schatz ans der Römerzett. Aus Paris wird der „Post berichtet: Eine gallo-römische Vase von 60 Centimetcrn Höhe und 35 Centimetern Durchmesser wurde beim Graben eines Loches in einem Garten in Nanterre gefunden. Sic war mit sehr merkwürdigen Malereien bedeckt und enthielt einen Schatz von 2000 Goldstücken mit verschiedenen Kaiser bildern, die sehr gut erhalten sind. Der Schatz wird wahr scheinlich von dem Louvre erworben werden. Wissenschaft. 8 Wissenschaftliche Veröffentlichungen de« „Vereins fürErd- kunde" in Leipzig. Der „Verein für Erdkunde" zu Leipzig hat seinen „Wissensck)aftlichen Veröffentlichungen" einen st. Band hinzugefügt, der in zwei Arbeiten Beiträge zur Biogeographie und Morphologie der Aspen bringt. Die erste führt den Titel „Höhengrenzen der Vegetation in den Stu baier Alpen und in der A d a m e l l o - G r u p p e". Sie ist von einem unserer Mitbürger verfaßt, Hermann R « ishauer, der in den Jahren 1899—1901 wiederholt die Berge und Täler der beiden Gruppen kreuz und quer durchzogen und mit Aneroiden und Tiedethermometcr die Höhengrenzen der Siedelungen, des Getreidebaues, der Weide- und Wald region sowie der obersten Bäume gemessen hat. Den Vege- Nttionsgrenzen der Stubaier Alpen ist der erste Teil der Arbeit gewidmet: der zweit« Teil verbreitet sich über die pflanzen geographischen Verhältnisse der Adamello-Gruppe. und ein dritter Teil stellt die Ergebnisse nach pslanzengeographischen Gesichtspunkten zusammen. Der Hauptwert der Arbeit liegt erstens in den überaus zahlreichen Messungen und Veoo- achtungen, bi« uns ein getreues Bild des Verlaufes der einzel nen Höbenprenzen geben und zugleich »eigen, ' schieden die einzelnen Faktoren auf di« " vnzetgen-VreiS die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklame» mit«r dem Rrdakttonsprtch («gespalten) 75 E, mich du yawtltemwch» richte» (S gespalten) 50 -E. Tabellarischer uad Aisfernsatz entsprech«» hüb«. — Gebühren sur Nachweisung« «rd Offrrtenanuahm« Lü Erlra-Vrili-peu (gefalzt), nur mit der Morgea-Ausaabe, oha« Postbrfvrd«w»- SO.—, mit Postb«s0rd«ru»- ^l 7L—> Am»ah»«schl»tz ftir S«-ei,e>r Abrad-Au-gabe: »onntttaqs 10 Uhr. Morgen-AuSgab«: nachmittags 4 Uhr. Anzeigen find stet« an di» Expedition za richte». Die Expedition ist wochnitags anunterbroch« geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck ood Verlag von G. Poft in Leipzig (J>ch. vr. B„R. ch W. »linkhart)t). beiden Gruppen, die der letzte Teil bringt. Aus ihr geht der eigenartige wilde CharaKer der Adamello-Gruppe besonders deutlich hervor. Eine ganze Anzahl wohlgelungener Photo graphien illustrieren die Arveit. Die zweite Arbeit trägt den Titel „Der Seenkessel der 'Soiern, ein Kar- wendelkar" und ist von Seminaroberlehrcr vr. C h r ist i a n M ä r z in Löbau i. G. verfaßt. Der erste Teil der Arbeit ist eine Monographie des Talschlusses im Fischbachtal des Karwcnjdelvorgebirges, der als runder, von steilen Wan dungen begrenzter Karkesscl drei kleine Seen enthält. Der tiefste derselben, der Hinter-Soiernsee (Maximaltiefc 13 m) wurde genauer untersucht, so daß der Arbeit eine Ticfcnkarte, Temperaturkurven und ein Verzeichnis der Organismen des SeeS beige^eben werden konnte. Die topographischen Verhält nisse des Soiernkeffels werden auf Grund der geologischen Be l ftmde geschildert, die verschiedenen Verwitterungsformen und die Beziehungen zwischen Schutt, Firnflecken und fliehendem Wasser hervorgchoben und charakteristische Füge der Vegetation hevausgegriffen. Die Frage nach der Entstehung des Kessels veranlaßt im zweiten Teile eine vergleichende Ilntersuchung der Karwendelkare. Reihenweise sind an den vier Hauptkctten des meist aus Wettersteinstalk aufgcbauten Karwcndelgebirgcs die Kare angeordner. Durch eine schmale, steilwandige Wasserrinne gelangt man in sie, erhebt sich höher beim Ersteigen, häufig ge stuften und durch Krummholz und .Karren ausgezeichneten Terassenhanges und betritt schließlich über eine 'Schivelle die sogenannte Karwanne, von Schutt und Firnflecken erfüllt, rings umgeben von senkrechten Wänden. Dem Bergsteiger vermitteln die Kare den Fugang zu den kühnen Gipfeln dar über. Bemerkenswert ist die Beobachtung, daß das Rar phänomen am besten auf den Schickstflächen der fchräa aufgc- richteten Schichtenkomplexe entwickelt ist. Die Entstehung der Kare wird vielfach der aushobelnden Tätigkeit diluvialer und jetziger Gletscher zugeschricben. Der Verfasser ist dagegen der Ansicht, daß die Kare ursprünglich Täler sind, zu deren eigen artiger Gestaltung die auf.Kalkflächen wirksame Dolinenbildung beigetragen hat. Diese Ansicist wird gewonnen auf Grund einer eingehenden Beschreibung eines topischen (des Birk-) Kares und einer vergleichenden Zusammenstellung verschiedener Kare auf Lage, Höbe und Anordimng der Zonen von Vegetation, Firn- flecken und Karren. T Cin r»«ne«atlos. Ter berühmte Astronom Professor Janssen hat der Pariser Akademie der Wsisens-Hasien einen Atlas von Photographien der Sonnenscheibe vorgelegt. Die darin enthaltenen Aufnahmen sind in regelmäßiger Folge seit 1878 auf der Sternwarte §u Meudon bei Paris gemacht wor den. Die Photographien stellen nur ein« Auswahl von mehr als 6000 Platten dar, um die schönsten Darstellungen der ver schiedenen sichtbaren Erscheinungen auf der Lonnenoberfläch« zu geben und außerdem eine vollständige Geschichte der Ver änderungen. die sich in den letzten 25 Jahren auf der Scunc vollzogen haben.» Die,Photographien sirw mit einem besonder- »o. »o. »o. t. v. t.0. t.0. t. v. >.0. l.0. c.v. t. 0. LOOStL-U. tL—t-0. olc SlnrN: 1.0. ' UV. Kunst. LI. Lrestzeu und Et. Louis 1904. Man schreibt uns: Die Stadt Dresden wird aus der Weltausstellung zu St. Louis durch fünf kostbare RepräsentationSstücke vertreten sein, die sie ebenso vielen Dresden« Kunstgewerblern in Auftrag gegeben hat: ein goLenes Buch nach Entwurf von Prof. Otto Gutzmonn, ein «Lcbtta« Tafelaufsatz von Prof. Larl Groß, eine Urne von Prof. Schumacher und zwei monumental gestaltete Schreibzeug« von Erich Kletnhrmpel und Max Hans Huhne. Diese Gegen stände werden tm Deutschen Hause in >enem von der kgl sächl. StaatS- reaitrung ausgestellten sechs Meter hohen Repräscntationssaale ausgestellt, den Wilhelm Kreis für das neue Ständehaus ent- worfen hat und dessen Kassettendecke in Eiche und Kirschbaumholz ausaesührt wird. Wilhelm Kreis wird im Auftrage der Allgemeinen Deutschen Kunstgenofsenschaft auch die innere Ausstattung der übrigen den deutschen Künstlern zur Verfügung gestellten Ausstel lungsräume ausführrn und die Aufstellung aller deutschen Kunst werke überwachen. Er ist bereits nach Amerika unterwegs Die Kunftgenossrnschaft stellt» ihm ein Berechnungsgeld in Höhe von 25000 zur Verfügung. D Für tz«s vkuseu» Von Meisterwerken »er Natnrwiffen- fchnft und Technik tu München, für dessen provisorische Unter bringung während der nächsten Jahre von der bayerischen StaatS- reaierung da» alte Nationalmuseum zur Verfügung gestellt wurde, soll «in den Zwecken und Zielen dieses groß angelegten Unter nehmens entsprechender Neubau errichtet werden. Zu diesem Zweck wurde schon bei Gründung des Unternehmens im Juni 1908 seitens der Stadtaemeinbe die Ueberlassung eines ge eigneten Bauplatzes in Aussicht gestellt. Nunmehr haben der Magistrat und das Gemeindekollegium der Stadt München unter begeisterten Kundgebungen den einstimmigen Beschluß gefaßt, daß dem Museum zur Errichtung emeS Monumentalbaues der südliche Teil der Kohleninsel aut ewige Zeilen im Erbbau rechte überlassen wird. Dieser Platz, welcher einen Wert von über zwei Millionen Mark besitzt, .umfaßt «wchrzu 80 000 Quadratmeter und genügt, um ein Museum von mindestens doppelt so großem Umfange wie daS „Connervatoire clen »rtn «1 m«tt«r»" in Paris oder di« wissenschaftlich-technisch« Ab teilung d«s .Kensington-Museums" in London zu errichten i «r ist nicht ganz einen Kilometer vom Zentrum der Stadt ent fernt Ans einer herrlichen Insel zwischen den beiden Isar- Armen, die den östlichen Stadtteil vom Zentrum trennen, ge legen und vortrefflich geeignet, nicht nur ein den Zielen und Zwecken des Museums vollständig entsprechend«», sondern auch äußerlich arotzarnaeS Bauwerk zu errichten. Df« Etadtg« mcinde München hat sich durch Viesen Entschluß die größten Vezugs-Preis i» d«r Lanptexpedttto» oder deren Ausgabe pellen o»geholt: vierteljährlich 8»».—, bet jwetmalig« täglich« Znstell»na ins Haus ^18.75. Durch tzst Post bezogen für Deutsch« lach n. Oesterreich vlerteljührltch 4.50, sur df« übrige» Länder laut ZettungSprriSltsw. Nedattto» «mtz Expedition: Johamrtsgafse L Fernsprech« 153 tu LS. Diltalegpetztttone» r Alfred Hehn, Buchhaudlg , Universitätsstr.8 Aernspr. Nr. sOsSI ö Lüsche, Kathariueu- fwaß« 14 (Fernsprecher tzk 2985) u. Kvntgs- platz 7 (Kerusprtchrl Nr. 7505). Dresden: Martenstraß« 34 (Fernsprecher Amt INr. 1713). H«cht»Nlt«le Verltn: LarlD»»cker, Hrrzg'.BayrHosbucbbandla.. LÜtzowpraße 10(F«uiprecherAmt VI Nr.460S.) Var WMgrle vom rage. * Dir köuigl. Kreiübauptmannschaft Leipzig erklärt in einer gestern dem Vorstände der Ortskrankenkasse zuge- stellten Verordnung, daß die Einführung des DistriktSarzt- svstem- endgültig sei, da die abgeschlossenen Vertrage nicht rückgängig gemacht werden könnte». * Die gestern in Leipzig von nationalliberaler Seite veranlaßte Protestversammlung gestaltete sich zu einer gewaltige», eindrucksvollen Kundgebung gegen die Auf- Hebung von ß 2 des IesurtengesetzeS. * Ä» der Zweiten sächsischen Kammer entspann sich gestern eine lebhafte Debatte über daS BerechtigungS- wesen; der Iustizminister vr. Otto trat für die huma- mstrsche Bildung eia. (Näh. s. LandtagSber.) * Das preußische AbgeordnetenhauS hat sich bis zum 12. April vertagt. * Die Zweite hessische Kammer hatte beschlossen, de» BuudeSrat zu ersuchen, baß den ReichStagsabgeordneten Diäten bewilligt würden. Obwohl die Regierung nicht dagegen war, lehnte di« Erste Kammer es ab, dem Beschmfse heizutreten. * Die wegen deS Lütticher BombenattentatS hasteten Anarchisten haben die Tat eingestanden.
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