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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.08.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-08-25
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190808255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19080825
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19080825
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1908
- Monat1908-08
- Tag1908-08-25
- Monat1908-08
- Jahr1908
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.08.1908
- Autor
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«rtg^mzunehmen, daß der Deutsch« Tchulschisstverein zu seiner diesjährigen Tagung die Hauptstadt Bayern« g„ wählt hat. Lau Herzen wünsche tch dem vom national«« G«tste g«trag«ien Bestrebungen de« Berrin» und seiner ziUbewußten Arbeit reichliche Erfolg,. Luitpold. Prinz, regertt. — Der Kaiser sandle folgende» Aniworttelegramm: Da« freundliche Gedenken de« Deutsch« Schnlschtffsveretn« g«log«utttch feiner durch di« Anwesenheit erlauchter Fürst, ltchletten auLgezeichneten Mitgliederversammlung hat mich auf da« angenehmste berührt. Ich freue mich sehr über da« lebhafte Interesse, da« den nationalen Bestrebungen de« Beretn« auch in Güddeutschland entgegengebracht wird. Der Bau eine« zweiten Schulschiffe« tst ein glänzende« L«ugni» für die -telbewußt« Arbeit der Bereinigung. Sure Königliche Hoheit bitte ich, der Versammlung meinen wärmsten Dank und Glückwunsch au«,usprechen. Wilhelm 1.8. Anläßlich der Annahme de« Projekte« der Schifftwerft von Blohm L Voß in Hamburg für die russischen Ltnienschifftbauten ist der Werft folgende« Tele gramm de« Kaiser« au« Schloß Wilhelmthöhe zugr- gangen: »Erfahr« soeben, daß di« russisch« Regierung Ihren Projetten den Zuschlag erteilt hat, und spreche Ihnen für diesen wohlverdienten Erfolg meinen Glück, wünsch au«. Wilhelm I. R." Ein Truppentransport au« Deutsch.Güdwest. asrtka, bestehend au« mehreren Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften traf in der Nacht -um Montag mit dem Reichtpostdampfer »Admiral- in Hamburg ein. Unter den Offizieren befand sich auch der Oberstleutnant von Estorfs, der Kommandeur der südwestafrtkantschen Schutz, truppe, der Heimaturlaub erhalten hat und dem Kaiser- Manöver beiwohnen will. Mit den R eichest nanzen wird'« etwa« bester. Während »och da« erste viertel de« laufenden Etatjahre« mit einem Fehlbetrag« der Zölle, Steuer« usw. von rund 56 Millionen Mark abschloß, ist nach Ablauf de« Juli, also uach dem ersten Drittel de« Etatjahre«, der Aurfall «uf IS Millionen gesunken. Der Juli hat also saft 40 Millionen «ingeholt. Die neuen Steuern schließen freilich noch immer mit Fehlbeträgen ab, so di« Erbschaftssteuer mit 4,7, di« Fahrkartensteurr mit 4,6, di« Tantiemesteuer Mit 2,4 Millionen. Vesterreich-Nngarn. Obwohl der italienische Minister de« Aeußern Tittont bereit« in Retchenhall eingetroffen ist, ist doch der Zett- puntt, sowie der Ort seiner Begegnung mit Freiherrn von Aehrenthal noch immer «in Geheimni«. Man nimmt in Wien an, daß die Begegnung Anfang September statt, finden wird. Eine der wichtigsten der zu erörternden Fra- gen wird die Zurückziehung der Reformgendarmert« au« Mazedonien bilden. Italien steht hier auf dem Stand, punkte, daß e« den Thef der Reformgendarmerie, Robilant, nur mit Zustimmung aller Großmächte zurückberuse« könne, da er ein internationale« Mandat auSübe. In Wiener diplomatischen Kreisen mißt man dem Be. suche de« russischen Minister« JSwolSki bei König Eduard in Martenbad keine außergewöhnliche politisch« Bedeutung bet. Man erblickt darin einen einfachen Höfltchkeit«besvch, der nach der Entrevue von Reval al« ganz natürlich an. gesehen werden muß. Da« unaufhaltsame Anwachsen de« russischen Einflüsse« in Persien habe zwar die Entente einen Augenblick in« Schwanken gebracht, doch seien diese Der- stimmungen Inzwischen wieder behoben, und augenblicklich herrsche zwischen Rußland und England da« beste Einver nehmen. Unter diesen Umständen sei nicht anzunehmen, daß zwischen dem König und dem Minister politische Fragen von einschneidender Wichtigkeit besprochen worden seien. Bulgarien. Die „Agenee Telegraphique vulgäre" veröffentlicht folgende offizielle Mitteilung: Die au« Athen verbreiteten Nachrichten, daß die Bulgaren die Griechen angreifen und ihnen die Kirchen wegnehmen, beruhen auf einem Irrtum. Die angeblich den Griechen weggenommenen Kirchen ge- hören den Bulgaren. Infolge de« vandenterrorttmu« und der konniventen Haltung der Behörden de« alten Regime« hotten sich die Griechen dieser Kirchen bemächtigt, deren Mehrzahl seither infolge de« Mangel« an Griechen, ja selbst an Eräztstrrenden geschloffen tst. Nicht selten wurden auch Kirchen und Schulen tn bulgarischen Ortschaften von den Behörden einigen durch di« Propaganda der Griechen und Lhrtstrn gräztfierrnden Familien eigenmächtig übergebe», sodaß dl« Einwohner der betreffenden Ortschaften im Freien beten mußten und dnen Kind« ohne Unterricht blieben. E« tst nur begreiflich, daß unter dem neuen Regime der Gewiffenrfretheit di, Bulgaren tn den Schoß ihrer National- kirche zurückkehren und die legitimen vesttzrecht, auf da« Gemeindeoermögen und di« Pfarren wieder geltend machen. E« kann daher nicht die Red« davon sein, daß sie Ung«, rechttgkeiten oder Gewaltakt« verüben. Portngal. Da« ,v. T." meldet au« Lissabon: Dte portugiesische Presse erklärt jetzt rund herau«, daß die politische Lage tn der Hauptstadt höchst beunruhigend geworden tst. Die Blätter »O Mundo" und »Liberal" melden Übereinsti«, mend, daß für nächsten Sonnabend eine Revolte geplant sei. Der »Geeulo" erfährt, daß die königlich« Jacht »Amelia" beständig unter Dampf gehalten wird, um im Augenblick der Gefahr den König und di« königliche Familie in Sicher- heil zu bringen, wa« man sich in politischen Kreisen und im Volke über di« Gefahr«« der Situation und di« Pläne der Gegner der Dynastie erzählt, geht noch weit über da» tn der Sach« Mitgetetltt hinau«. Die Gerüchte sind un- kontrolliirbar, aber unmöglich ohne einen tatsächlichen Hintergrund. England. Di« Londoner Press« veröffentlicht angeblich authentische Mitteilungen über da« Ergebnis der Lronberger Entrevue. So meldet der »Standard", au« angeblich gut unterricht«, ten Kreisen erfahren zu haben, daß die Frag« der Rüstung», einschränkung zur See sowohl zwischen den beiden Monar- chen wie auch zwischen den Staatsmännern, die tn ihrer Begleitung waren, zur Sprache gekommen sei. Aber trotz, dem sei «r durchau« falsch, zu behaupten, daß ein deutsch, englische« Abkommen über beiderseitige Beschränkung der Rüstungen in Aussicht stehe. England« Flottenpläne seien von denen der zwei stärksten Seemächte abhängig und könnten daher nicht durch ein Abkommen mit Deutschland festgelegt werden. Die Angaben der »vosstschen Zeitung" und einiger Londoner Blätter seien also falsch. In Cron- berg sei auch weiter nicht« versprochen worden, al« von beiden Setten gegenseitige« Wohlwollen, welche Derstche- rungen aber keinerlei konkrete Bedeutung haben. Da» Ent gegenkommen von britischer Seite habe sich allerdings so weit erstreckt, daß Sir Eharle« Hardinge dem Kaiser die Pläne der Admiralität für di« nächsten Jahre mltteilte, eine Angelegenheit, die im Parlament« gleich nach seinem Zusammentrttt zur Sprache kommen wird, weil man «» al« eia« Zurücksetzung der Volksvertretung anfleht, daß die Re- gierung einem fremden Monarchen solche Pläne vorlegt, ohne daß da« Parlament etwa« davon erfährt. Kaiser Wilhelm hat übrigen« auch in Lronberg gesagt, wa« er schon einmal in dem berühmten Briefe an Lord Tweed- mouth ausführte, nämlich, daß eS Deutschland ganz gleich, gültig sei, wie viel« Schiffe Großbritannien baue, weil die deutsche Flotte nicht tm Hinblick auf einen Krieg mit Eng. land gebaut werde. Außerdem hat der Kaiser die Der- sicherung gegeben, daß Deutschland sein Flottenprogramm nicht erweitern werde. Perfl«». Zu Täbris irkrde am Sonntag ein dürchi seine regte- rungSfeindlich« Agitation bekanntes Endschumenmitglied, Dschaltl Morandi, am Ausgang des EndschumenS ermor det. Prinz Ain ed Tauley erklärte zwölf Vertretern der RevoluttonSparteien, die er zu sich berufen hatte, die Verfassung sei unerschütterlich Um Mutvergießen zu vermeiden. forder.e er sie auf, die Unruyen elnzu. stellen und die Massen niederzulegen. Tie Revolutionäre antworteten mit Forderungen, betreffend sofortige Er- öfsmmg der MedschläS, Amnestie, Heranziehung einiger Konsntutionellen zur Teilnahme an der Verwaltung «sserbndschan«. Die friedlichen Verhandlungen dauern fort. Tie Basare und die RegterungUtnstitute bleiben ge. schlossen. Ter Telegraph arbeitet nicht. Tie Erpressungen der Revolutionsorganisationen erreichen die äußerste Grenze. / Dl« französischen Regierungsblätter sind einstimmig oer Ansicht, daß Frankreich Muley Hafid erst irerde anerkennen können nach dem Zusammentritt einer neuen internationalen Konferenz und wenn er etnwillige, mit de» Mächten ein Abkommen zu schließen. — „Jour, nal" sagt: Tie Mächte sind solidarisch und werden soli darisch vorgehen. Tie Periode der mavokkanischeu Span nung scheint glücklich überwunden zu sein. — „Petite Republique" bemerkt, eine neue Konferenz werde e« verhindern, daß Sonderabkommen mit dem Sultan ab geschlossen würden. Tie erste Konferenz sei sür Frank reich unbequem gewesen, die zweite werde es für Deutsch land sein. — „Radikal" und „Aurore^ sind der Ansicht, daß sich an der Situation nur wenig ändere. Europa wurde mit Muley Hafid reden können, aber erst, wenn er unbestrittener Herr von Marokko sein werde. — „Lan- terne" und „Humanitee" betrachten im Gegenteil die Niederlage Abdul Aziz'S als endgültig und verlangen, daß Frankreich und die Mächte schleunigst mit Muley Hafid in Unterhandlungen eintreten sollen. Mibe sozia listischen Blätter gehen streng mit der Politik der Regie rung zugunsten Abdul Aziz'S ins Gericht. — Tie konser vativen und nationalistischen Organe „Gaulois", „Doleil" und „Eclair" werfen dem Kabinett vor, daß es sich durch England hätte verleiten lassen, sich in ein Wespennest zu setzen und daß nur halbe Maßregeln ergriffen wor den wären, die Abdul Äziz geschadet und ihn zu Grunde gerichtet hätten, ohne datz es Frankreich etwas genützt habe. Tie spanischen Matter besprechen die ytieoerlage von Abdul Aziz und heben die Folgen Hervor, welche sie für Spanien und Frankreich haben werde. Mehrere kritisieren die Haltung Frankreichs, welches sich weigerte, Muley Hafid anzuerkennen. — „Heraldo" versichert, Teuisch- land habe im Januar d. I. Frankreich Angaben gemacht, damit es seine Haltung gegen Muley Hafid ändere; aber Frankreich habe dem nicht Rechnung getragen. „Heraldo" fragt, ob nicht eine Verantwortlichkeit auf Spanien falle, welches nicht genug dahin gedrängt habe, datz Franks reich seine Haltung gegen Muley Hafid ändere. Frank- reich und Spanien hätten so vermeiden können, in den Fall von Abdul Aziz, mit fortgerissen zu werden; aber es sei nicht zu spät, um Muley Hafid zu verhin dern, die siegreichen Waffen gegen die Mandatare der AlgeciraSakto zu kehren. — „Tiario universal" tritt für eine neue Konferenz ein, da! es der Ansicht ist, die Alge- cirasakte sei hinfällig geworden In einer Besprechung der marokkanischen Ereignisse sagt das „Neue Wiener Dagblatt", selbstverständlich könne die Anerkennung des neuen Sultans nicht die Sache der einzelnen Mächte sein. Alle Unterzeichner der Algeciras- akte müßten einheitlich vorgehen, damit die Gefahren der marokanischen Frage wenigstens vorläufig gebannt würden. Tie neue Phase dieser Frage werde auch der Prüfstein sein sür die Einigkeit Europas gegenüber den Vorgängen im mohammedanischen Reichs. Rivalitäten könnten hier verhängnisvoll werden. Die Feuersbrunst in Konstantinopel. lieber den ungeheuren Brand, der in einer türkischen Schule des Stadtteiles Atbazar in Stambul ausbrach- Wird dem „L.-A." weiter gemeldet: Ter Brand nahm so- Vie Sebeimageetl«. Original-Roman von Gustav Lange. 1- Einen Augenblick trat unheimliche Stille ein, bi« Wolf rath fick mit den Worten: »Konrad, Konrad wa« ist ge schehen?" über seinen am Roden liegenden Kousin herab- veugte. O, Valentin, wie kommst Du hierher?" fragte Konrad Schweichhardt mit schwacher Stimme. «».Warum hinderst Du mich, den Elenden zu züchtigen, wie er es verdient hat?" »Weil ich Dich hindern wollte, eine an Wahnsinn gren zende Tat zu begehen. Du hast den Brief liegen lasten, sch hielt es sür meine Pflicht ihn zu lesen und ich kann den Gedanken nicht los werden, daß Du da« Opfer finsterer Plänen werden solltest. Darum bin ich Dir nachgeeilt und ich will nur hoffen, daß ich nicht schon zu spät gekommen bin." > »Du irrst Dich, Valentin; ich war bestimmt, ein große« Anrecht zu verhindern und der schönste Lohn winkte mir." »Dir wollen augenblicklich davon nicht weiter sprechen," beruhigte Wolfrath seinen Kousin, besten schwache Stimme verriet, daß er schwer verwundet war. »Sag' mir zu nächst, wo Du gelroffen worden bist?" > Der Gefragte erhob sich mühsam vom Roden, wankte aber so, daß er wieder zu Boden gestürtt wäre, wenn nlcht Wolsrath schnell hinzugefprungen und ihn in seine Arm« aufgefangen hätte. Er legte ihn auf da, Sofa «ad jetzt zeigte der Verwundete auf die linke Selle seine» Unterleiber. „Gestatten Sie mir, meinen Verwandten so lang« hier U«g«n zu lasten, bi« ich ihn untersucht habe," mit diesen Dorten wandte sich Wolfrath zum ersten Male an den Rusten. »Mer da. Vorgefallene sprechen wir dann nach tziejem." , - Lpfiewlcz nickte nur leicht mit dem Kovk ohne ein Wort zu sprechen und sieh sich einstweilen auf einen Stuhl nieder, während sich Wolfrath um seinen Kousin bemühte. »Die Kugel scheint tief eingedrungen zu sein, verhalte Dich vor allen Dingen ruhig, Konrad, wir müssen so 'chnell wie nur möglich einen Arzt herbeirufen. Haben Sie vielleicht Jemand, der dies besorgen könnte? Selbst verständlich komm« ick sür Alle« auf." Diese letzten Worte i richtete Wolfrath an Lykiewicz. Wieder nickte der Rüste und schritt wortlos au« dem Zimmer, kehrte nach einigen Minuten aber schon wieder zurück. »In kurzer Zeit kann der Doktor hier sein, wenn ihn mein Diener antrifft-" waren die ersten Worte, welche Lykiewicz jetzt sprach. »Ich danke Ihnen," entgegnete Wolfralh mit Wärme. »Verdammen Sie hier meinen Kousin nlcht wegen des vorgefallenen. Er ist ein Ehrenmann, Der Irrtum wird und' muß sich aufklären." »Ich befinde mich zwar noch vollkommen im Unklaren," sagte Lykiewicz. »Den Ausgang bedauere ick aber, denn er ist von «lner falschen Kreatur verführt worden," »Glaub ihm nicht. Valentin!" schrie Konrad Schweich- Hardt bei diesen Worten wie im Fieberwahn auf. „Gr will sie mir entreißen! Gib mir die Waffe, damit ich da werk vollend« und sie von diesem Elenden befreie, der ihr Leben zu vergiften droht!" „Junger Mann, Sie sind in da« Reh eine« Leusel geraten, der die Gestatt eine« Weibe» angenommen hat und di« die Natur mit Reizen au-gestattet, dl« anderen zum Verderben gereichen, so wie der Falter vom blen- denden Lichtschimmer angezogen wird," wand« sich Ly- tiewie; an d«n tobenden Schweichhardt. „Glaub' ihm nicht! Glaub' ihm nicht!" schrie der Ver wundete abermals laut auf. Da beugt« sich Wolsrath über den Verwundeten und sagte im sirenaeu Lonr „Konrad, denke an Deine Eltern und bei unserer Freundschaft und Kameradschaft, beschwöre ich Dich, bleibe ruhig. Es wird volles Licht in die Angelegenheit kom men und wenn es so ist, wie Du glaubst, so werde ich vir meinen Beistand leihen." Wolfrath drückte seinen Kousin, der sich durchaus er heben wollte, sanft auf das Sofa zurück, was dieser nun mehr auch willenlos geschehen lieh. Da trat Lykiewicz, der sich bisher ziemlich passiv verhalten hatte, näher und sein stechender Blick richtete sich forschend auf das Antlitz Konrad Schweichhardt«. «Ich kenne Sie nicht, meine Herren," begann er ruhig, leidenschaftslos, ohne Erregung in seiner Stimme. Wie Sie aber beide dazu gekommen sind, nacheinander hier einzudringen, dies zu erfahren kann ich fordern und ich denke, daß e« mir oann möglich sein wird, den Irrtum aufzuklären, in dem sich der junge Herr befindet." An Stelle einer Antwort zog Wolfrath den Bries, den Katharina von Orlowsky an Konrad Schweichhardt ge richtet halte, aus der Tasche und richtete einen fragenden Blick auf seinen Kousin. Dieser schien eine weil« mit sich zu kämpfen, gab aber dann durch «in leise, „Ja" seine Zustimmung, daß ihn Wolfralh Lykiewicz zum Lesen über gebe. Schon beim Anblick dieses zierlichen Briefchen« färbte ein leichtes Rot das blaffe Gesicht de» Russen und al» er da« Schreiben, welche» Wolfrath ihm hinhielk, er griff, da zitterte seine Hand merklich; er schien eine förm liche Scheu vor diesem Blatt Papier zu empfinden. Da« Zittern der weihen Hand de« Russen verstärkte sich noch, als er den Brief la». Er war etwa» näher an ein Fenster herangetreten, wie um besser lesen zu kön nen, in Wirklichkeit aber, um seine Aufregung zu ver bergen. In seinem Gesicht wechselten Röte und Bläffe mit einander ab und die hohe Stirne überzog sich immee mehr mit krau en Falten, dem Antlitz ein finstere» Au» mba» uerieideod.
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