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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 29.12.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-12-29
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190812295
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19081229
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19081229
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1908
- Monat1908-12
- Tag1908-12-29
- Monat1908-12
- Jahr1908
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 29.12.1908
- Autor
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viachtck «tt s«lWM kancke«, schkSarM Bttt MV großen dunllen Auge« Ke« Dlndruck eine« durchaus vertrauen»« würdigen vermögend«, Herr«. Er erzLtzlte, da- er früher bei -er Hartmann-Gesellschaft eine vertrau en S- fielürug bekleidet hab«, und gab vvr. «tchi jetzt noch gute Etzyte-ungen zu den leitenden -erjvnen des Unternehmen« gu besitzen. Kurz bervr di« Divtdendenschetne fällig wur den, ließ er sie jedeämat von den Stächen abtrennen und sich auShändigen, während in der Regel Leute, die Effet« hm bei einer Lank deponiert haben, derm Coupon- bezw. Dividenden scheine durch die Bank etnlösen und dm Be trag ihrem Konto gutbringm lassen. Liese- etwa» sonder bar« Verhalten neotiviert« der Herr damit, daß er in folge seiner freundschaftlichen Verbindung mit der Hart mann Gesellschaft dir Scheine vorher etngelöst bekomme. Jetzt ist der Zweck der Uebung klar erkennbar: der Gauner wollte verhüten, daß die Scheine bet der Kasse der Ge« sellschast präsentiert und dort als Falsifikate angehalten wurden. Herr von Selten löste bei der betreffenden Bank später sein Depot au- und übertrug e- der Depositenkasse einer anderen Bonk. Dort passierte e-, daß der Effekten- kassierer gerade von dm gefälschten! Stücken ein paar aus« lieferte, sodaß Herr von Gelt'n besorgen mußte, seine Schwindeleien könnten an den Tag kommen. Da es bis zum Dermin der DividendenauS-aylung noch Zeit genug war, verkaufte der gewar dte Herr in Ruhe seine sämt lichen Hartmann-Mien und gewann gleich eitig Noch die Möglichkeit, eine Villa in Lichterfelde, die er besaß, zu veräußern. In Lichterfelde hatte er schon vorher da- Gerücht verbreitet, er gehe nach China, wo er vorher schon mehrere ^ahre zugebracht habe. Wie wir nun hören, hat sich bet neueren Nachforschungen ergeben, daß an eine Person, die dem Ritter tom falschen Namen gutgläubig nghegetreten war, au- irgendeinem Hafenort vor einigen Wochen schon ein Telegramm gelangt ist, daß auf der Reste der Passagier Daniel von Gelten an einer Nieren entzündung gestorben und auf seemännische Weise ins Meer versenkt worden sei. La gilt denn Daniel von Gelien der Welt gegenüler für t-st. Daß er mit dem Erlös der 130 OOo Mark Hartmann-Aktien irgendwo in der Welt lustig weiter lebt, dürfte jedoch ziemlich sicher sein. Aber wer er ist und wie er wirklich heißt, Has weiß niemand. Glauchau. Ein Geschenk von 60 000 Mark ist der hiesigen Stadt für gemeinnützige Zweck« zugegangen. MÜls« n St. NtklaS. Am ersten Feiertage nach mittag« wurde unweit der sogenannten Fürstenstraße da tu Retchendrand in Stellung befindliche und aus Mülsen St. Ntkla- gebürtige, etwa 17jährige Dienstmädchen Metzner oon einem verkleideten unbekannten Manne überfallen und seiner Barschaft von SO Mark beraubt. Di« Sache ist bereit« zur Anzeig« gebracht. Man hält e« aber nicht für ausgeschloffen, daß der Ueberfall fingiert ist. Plauen i. V. Erhebliche Brandwunden zugezogcn hatte sich am Dienstag voriger Woche das sieben Jahre alte Schulmädchen Gertrud Mürta Findeis, als es in Ab wesenheit seiner Eltern in deren Wohnung einen Topf mit heißem Wasser aus dem Ofen hervsrgezogen und sich durch Verscvütten de- Wassers die Füße und den linken Unterschenkel verbrühte. Diese Verletzungen erwiesen sich als so schwer, daß die unglückliche Meine an den Folgen derselbe,: am Weihnachtsheiligenabend infolge eines Herz- schlagS verstorben ist. Wurzen. An- der Arrestzelle de« StadtkrankenhauseS war eine al« obdachlos ausgegriffen« Frauensperson, di« sich Hedwig Hennig nannte und de« Diebstahl« verdächtig erschien, «»«gebrochen. In einem Strohfeimen bet Nemt hatte sie «in Versteck gesucht, wurde aber gefunden und wieder an da« hiesig« Amtsgericht.«ingeliefert. Leipzig. Ueber einen 12000 Mark-Bücher- schwindel schreibt das „Leipz. Tbl.": Bei einer hie^ sigen AerlagSfirma ließen sich drei Herren anmelden. Zwei von ihnen erklärten, eine Rrisebuchhandlung ein- richten zu wollen, der andere« wollte den Vermittler des Geschäftes machen. Man erkundigte sich eingehend nach den vorrätigen für den Reisebuchhandel geeigneten Werke und erfuhr, daß die Firma mit geeigneten Büchern und Schriften Wohl assortiert war. Die Bestellung erfolgte und die Besteller erklärten dann, bares Geld nicht zur Verfügung zu hoben, Wohl aber „Prima prima Wechsel". Das Geschäft sollte nun auch um die Wechsel gemacht werten Tie Papiere blieben bei der Firma und die Käufer übergaben, jedenfalls um weitere Erkundigungen hintan zuhalten, Auskünfte der Auskunftei Schimmelpseng. In diesen Auskünften wurde der für die IS 000 Mark Wechsel Bezogene Kaufmann Franz Jablonki, der gegenwärtig in Plötzensee in Strafhaft sitzt und keinen Voten Heller besitzt, als wahrer Krösus geschildert, der für die be- deutendsten Summen unbeschränkten Kredit genießt usw. Aber die vorsichtige Firma fiel auf den Schwindel nicht herein. Als jich die Herren mit dem Anträge, die Werke an eine bestimmte Adresse zu versenden, entfernt hatten, wurde sofort an Schimmelpseng telegraphiert, ob die Auskunft Jablonski stimme. Von einer derartigen Aus kunft war bei Sch. nichts bekannt und kategorisch ver- langte man sofortige Uebersendung der Papiere. Es stellte sich heraus, daß ein großer Betrugsversuch vorlag. Schon am anderen Tage konnte der Hypothekenmakler Paul Fötschenhauer in Karlshorst als einer der Täter sestgo- nommen werden. — Dreiste Diebe waren es, die vom 1. -um 2. Feiertag in ein Gcschäftslokal in der Wind mühlenstraße einbrachen. Bom Keller aus hatten sie die Decrenwülbung durchschlagen, sodann mit einem Zen- trumsvohrcr in den Fußboden eine Anzahl Löcher ge- bohrt undio eine Oeffnung zun. Durchsteigen hcrgestellt. Eine in dem Lokal «»geschraubte eiserne Kassette wurde gewaltsam losgcrissen und dann im Kaller erbrochen. I» der Kaisctte hatten sich ca. IM Mark har und eine Partie Postwertzeichen befunden. — Am 2. Feiertag ist -ein Nachschlüsseldieb in die Wohnung eines Produkten feine" Spekulationen. Ter angebliche Herr von Eclicn Händlers in der Ludwigstraßc eingcdrnngen und hat ge- HE Hjß tzeivm Armeekorps gehören, Ge. von Bachseu-Meintnae«, Ägstzäkt« ich «« SO. mi» Sl. September. Da R, Kaisennauöoer meist sch«, Mitt« Septem»« ihr«, AS« fchknß finden, ist «S nicht auSgeschloffen, daß d« Kais« diesen Manöver« beiwohnen wir», n>t, « «S auch im gast« 1908 »ei den pntrr Seit««- d«« General« Frhrn ». n. Waltz, General.Jnfprfteur« der VI. Arm« Inspektion, stattgehadte« Manövern de« I. gegen da« XVI). Armze- korp« getan hat. ' — Innerhalb d«« Königreich« Sachsen erscheine« awhrfach Tageizettungen, di« sich einer Lebentdauer oon 100 Jahren ynd darüber zu ersreuen haben. Unter den alten sächsischen Zeitungen steht di« Leipziger Zeitung mit dem erste« Jahrgang 1660 obenan. Da« zweltältest« Blatt ist der Dresdner Anzeiger au« dem Iah« 1780. sodann folgen die vautzner Nachrichten, di« erstmalig 1780 auf lagen und der Vogtländisch« Anzeiger und Tageblatt mit de« Jahr« 1789. Ueber die 100 hinau« stehen noch die Zwickauer Zeitung und da« Meißner Tageblatt mit je 106, da« Großenhainer Tageblatt mit 108, da« Leipziger Tageblatt mit 102 und da« Annaberger Wochenblatt mi» 101 Jahren. —* Die kaiserlich« Oberpostdirektton Dresden schreibt nn«: Die bet dem Bau und der Unterhaltung der Vrt«- sernsprechnetz« im Bezirke der Kaiserlichen Vber-Postdirektton Dresden beschäftigten Beamten und Arbeiter find mir Au«wei»kart«n versehen. Di« Hausbesitzer usw. wer den ersucht, nur solchen Personen Zutritt zu den Dächern, Bodenräumen usw. zum Zweck« der Vornahme von Arbei ten an den Fernsprechanlagen zu gestatten, di» sich im Besitz« von Lu«wet«karten befinden .oder al« Begleiter von mit Karlen versehenen Personen erscheinen und von diesen au»drückltch al« in ihrer Begleitung befindlich bezeichnet werden. Di« gegenwärtigen grauen Ausweiskarten ver- lteren mit dem 81. Dezember d. I. ihre Gültigkeit. Für da» Jahr 1909 werden Karten von hellbrauner Farbe benutzt. — Der vierkonsum imKöntgreich Sachsen 1907/08. Bei einer BevSlkerungSzahl von 4 K98 601 Ein wohner und einer Viererzeugung von 4 867 412 Hektoliter kommen auf den Kopf 107,9 Liter (i. V. 106,4 Liter). In Thüringen kommen auf den Kopf 178,6 (175) Liter, in der Provinz Sachsen 82,2 (85,2) Liter und im König- reich Preußen 92,9 (90,3) Liter vier. Somit steht Thüringen «och weit obenan. Lommatzsch, 28. Tezember. An deinsSprößigschen Hause an der Korngasse entstand gestern abend in der zehnten Stunde ein größeres Schadenfeuer. ES war in dem Ladenraume des Förstelschen Kleider-MagazinS auS- tzebvochen, wo es an den Warenbeständen bedeutenden Schaden anrichtete. Die Feuerwehr hatte durch die starke Rauchentwicklung einen schweren Stand, vermochte aber cckS Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Nossen. Da« Pferd eine« Geschirr« vom GutSbe- fitzer Hann« au« Wetterwitz wurde, al« e« vor dem Bahn- Übergang« der Döbelner Straß« hielt, betm Nahen de« vorgestern nachmittag gegen 5 Uhr von Dresden nach Leipzig verkehrenden Persouenzuge« scheu, durchbrach die Schranke und prallte an die Lokomotive de« Zuge» an. Dabet ging da» Geschirr in Trümmer, Pferd und Insassen rvnrden glücklicherweise nur leicht verletzt. 8Z Dresden, 28. Dezember. Auf «ine originell« fast humoristisch« Art wurde am Montag in dem vtelbe. suchten Restaurant .Stadt Pilsen" ein Automatendieb mitten in seiner .Berufstätigkeit" von der Polizei über rascht und dingfest gemacht. Schon seit längerer Zeit wurden die tm genannten Restaurant befindlichen Kloset- Automaten durch Erbrechen ihre« Inhalt« berafibt. E« wollt« trotz ständiger Beaufsichtig»»» nicht gelingen, den Lutomatenräuber ausfindig zu machen und man neigte schon der Ansicht zu, daß der unsichtbare Dieb sich unter den Gästen befinden würde. Nun hatte der Inhaber des genannten Restaurant« ein« elektrisch« Klingelleitung legen lassen, di« di« Kloset» mit den Wir»schaft«räumen verband. Am Montag nachmittag trat nun da« Läutewerk plötzlich in Funktion, ein vewei» dafür, daß sich jemand mit den Klosetautomaten zu schaffen macht«. Der Inhaber de» Lokal« rief nun telephonisch die Polizei herbei. Bi« ein veamter erschien, hatte man die Zugänge besetzt. Der Ein- brech« merkte nicht» von dem, wa« draußen vorging. Er arbeitete mit fieberhafter Eile. Da« Läutewerk funftionierte dabei fortgesetzt weiter. Plötzlich erschien ein Sendarm und öffnete die Klosettüren und traf den Dieb mitten in der Arbeit. Die Urberraschung auf selten de« letzteren war groß. Er wurde sofort verhaftet und abgesührt. Kurz zuvor war der gutgekleidete Automatendieb al« Gast tm Restaurant gewesen. e Zittau. Sonntag nachmittag gegen Vr2 Uhr ist auf hiesigem Bahnhöfe beim Umsetzen des Zittau-Löbauer PcrjonenzugeS der Wagenputzer Adolf Paul Nieritz aus OkerseiferSdorf überfahren und schwer verletzt worden. Chemnitz. „Das mysteriöse BankVonto". Unter oie- ser Neberschrift bringt die „Berliner Morgenpost^ über die Altiensä'.schungen bei der Sächsischen Maschinenfabrik in Chemnitz folgende interessante Mitteilungen, für deren Richtigkeit wir dem genannten Blatte die Gewähr über lassen müssen. Bis heute ist zwar der Fälscher der Aktien der Sächsischen Maschinenfabrik noch nicht ermittelt, aber man weiß, daß er jich in Berlin unter dem Namen Daniel von Cclien aufgehaiten und bei der Tepositcnkasse einer hiesigen Bank ein Konto unterhalten hat. Er benntztc die gefälschten 130000 Mark Aktien als Unterlage für! flo hkr n: »Bel SeherPigrieukk mtt eck. 200 «. Var, sowie 4 Sparbücher der Sparrasse zu Schmtedeberg, ausgestellt auf die Namen -ermann, Emilie, Erna und August vilp- grube, sowie ein Sparbuch der KretSsparkasse zv Witten berg, ausgestellt für August Wildgrube, mit Gesamtein lagen von ea. 10000 Mark. BermtschttS. Neber da» grausige verbreche«, back, wie gemeldet, am Heiligabend in der Danzig benachbarten Landgemeinde Ohra von einem 19 jährigen Gelegenheits arbeiter an einem älteren Händler, Familienvater mit Frau und sechs unerzogenen Kindern, verübt worden ist, wird dem „L. A." noch folgendes Ausführlichere gemeldet: Ter in Ohra wohnhafte Händler Adam Llogkonski be fand sich am Heiligabend mit seiner Frau aus Danzig, Wo daS Paar WeihnachtSetnkäufe gemacht hatte, auf dem Wege nach Hause Als sie den Vorort Stadtgebiet passier ten, hielt Kl. vor der Borchertschen Schmiede an, da er an seinem Fuhrwerk noch etwas reparieren lassen bezw. selbst ausbessern wollte. Die Frau schickte er zu Fuß voraus nach Hause, damit sie alles zur Bescherung für die Kinder herrichte. Als KloSkonSki vor der Schmiede selbst mit einem schweren Schmiedehammer an seinem Wagen herumhantierte, geriet er mit dem zufällig vor übergehenden 19 jährigen Arbeiter Ludwig RöSnick, der «inen Weihnachtsbaum in die Wohnung seiner Eltern tragen wollte, in Streit. Plötzlich sprang der kleine, schmächtige Bursche auf den Händler zu, entriß ihm den Schmiedehammer und versetzte ihm damit einen Stoß vor die Brust. KloSkonSki taumelte und wollte in die Schmiede flüchten, als RöSnick ihm nachsprang und ihm einen zweiten Stoß mit dem Hammer versetzte, sodaß her Geschlagene vornüberstürzte und mit dem Gesicht auf die Erde fiel. An den hilflos am Laden liegenden Mann trat mm RöSnick heran und versetzte ihm, ehe jemand hinzu springen konnte, mit dem Hainmer drei wuchtige Schläge auf den Hinterkopf, welch« eine entsetzliche Wirkung aus übten. Ter ganze Kops wurde vollständig zertrümmert: KloSkonSki war sofort tot. Anscheinend gleichmütig setzte dann der jugendliche Mörder den mit Blut und Gehirn masse bedeckten Hammer zur -Seite, nahm seinen Weih nacht Stau m und wollte nach Hause gehen. Er wurde aber bereits vor der nahegelegenen Polizeiwache verhaftet und noch am Heiligabend gefesselt in das Danziger Polizei- gesängnis eingeliefert. CK. Ehescheidungen in Amerika. Trotz aller Bemühungen der Sozialreformer und der Geistlichkeit nehmen die Ehescheidungen in den Vereinigten Staaten von Jahr zu Jahr zu, und mit Besorgnis blicken ein sichtige Männer auf diese Entwicklung, deren Endziel die völlige, Zersetzung jedes höheren Begrifsesder Che werden muß. In den letzten zwanzig Jahren sind in den Ver- einigten Staaten fast eine Million Ehescheidungsdekrete erlassen worden. Tie nüchternen Zahlen der Statistik reden eine niederschmetternde Sprache. Bor vierzig Jah ren belief sich die jährliche ScheidungSzifssr auf 10000; heute hat sie 66 000 längst überschritten und zeigt keiner lei Anstalten, in ihrem Wachsen innezuhalten. Teilt inan den Zeitraum der letzten vierzig Jahre in zwei Perioden von zwanzig Jahren, so registrieren die letzten zwanzig Jahre dreimal soviel Scheidungen wie die vorhergehende Epoche. der Tckt haben sich die Verhältnisse bereits so weit zugcspitzt, daß in den Vereinigten Staaten auf je zwölf Ehen eine Scheidung entfallen; aber hierbei ist ter katholische Teil dec Bevölkerung mit eingerechnet, der den Begriff der Scheidung nicht kennt, sondern nur die Trennung, die im Zivilstandsregister nicht besonders registriert wird. Nach Abzug der Katholiken entfallen sogar ans je zehn Ehen eine Scheidung. Diese Ziffern sind 'um so s chwerwiegender für die Beurteilung der mo ralischen Verfassung der höheren Gesellschaftsklassen, weil Scheidungen im niederen Volke und bei den Einwanderern fast nie Vorkommen; nur die höheren Gesellschaftsklassen leisten sich den Luxus einer öfters wiederholten Ehe schließung. Aus der Statistik der Ehescheidungen scheint hervorzugehen, daß im Eheleben das fünfte Jahr die kritrsche Zeit bedeutet, denn von dem Dige der Hochzeit an bis zum fünften Jahre zeigen die Scheidungen ein stetes Wachsen. Ist das fünfte Jahr überwunden, so können die Eheleute sich damit trösten, daß die gefähr lichste Zeit hinter ihnen liegt, denn später werden hie Scheidungen seltener. Wie sich die Verhältnisse weiter entwickeln werden, »st einstweilen nicht abzusehen; schon jetzt hat das Wachstum der Scheidungen sich in dreifach höherein Maße vermehrt, als die Bevölkerung. Dazu Nimmt, daß der amerikanische Sinn für däs Familien leben infolge seiner Erziehung nicht übermäßig st< rk cn> wickelt ist; Roosevelt machte sich sehr unpopulär, als er. seine Predigt gegen den Rassenselbstmord hielt, denn der moderne Amerikaner empfindet eine zahlreiche Familie als eine Last und bei vielen ist die kinderlose Ehe ein Ideal, zu dem sie sich offen bekennen. Dazu gesellt sich die schwache Entwialung des VerantwortlichkcitsgefühlS, mit dem amerikanische Eltern ihren Kindern gegenüber treten. Solange die Kinder Nein sind, ist das freilich kaum zu bemerken, und eher wird man dem Amerikaner vorrverfen können, daß er seine Kleinen zu sehr ver wöhne und verhätschele und zu wenig erziehe. Ter Glaube an das Ideal des Selfmademan wirkt hier auf die Er ziehung und läßt die Eltern mit falschen Micken den Werdegang des Kindes verfolgen. Je größer der Knabe oder das Mädchen wird, je mehr beschränken die Eltern selbst ihren Einfluß, und auch in finanzieller Beziehung trachtet man die Kinder möglichst rasch selbständig werden zu lassen. Menn nun der Sohn Geschäftstalent nicht be« sikt oder die Tochter nicht hübsch oder reich genng ist, nm sich günstig zu verheiraten, so bricht eine Zeit un- gewissen Lchnankens herein, Reichtum mag mit Not wechseln, lleberfluß mir Armut, denn nirgends ßolgeiv
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