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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 01.07.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-07-01
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192207019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19220701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19220701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1922
- Monat1922-07
- Tag1922-07-01
- Monat1922-07
- Jahr1922
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 01.07.1922
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aing, von einer bewaffneten vande rrarMenund ae- fangen nach dem Gericht gebracht. AnaesichtSdi^er direkten Herausforderung ihrer Autorität befahl die Re gierung der bewaffneten Macht, eln-ufchretten. Gestern morgen — 28. 6. — umzingelten die Truppen das Gericht und verlangten dte Räumung des GebäuoeS und die Aus lieferung des in ihm befindlichen SchießbedarfeS und Eigentums. Ctne Frist wurde eingeräumt, dre Aufforde- rung wurde aber nicht beachtet. Gleichzeitig wurde die Fowler Hall, von der au» der Raub de» Privateigentum» unternommen worden war, etngeschlossen. Die Nachrichten, daß die britischen Truppen mit der irischen bewaffneten Macht zusammenarbeiten, find falsch und böswillig. Nur Irische Streitkräfte sind mit Unterstützung der Bürger da mit beschäftigt, die Elemente der Unordnung nteoerzu- werfen, dte versuchen, die Bevölkerung zu knechten und ihrem Willen zu trotzen. Die letzten ISO Aufständische« tn den four court» ergaben sich gestern nachmittag. BolkSwirtschaftlicheWochenvSerficht. Die an sich schon ko ungünstige Kohlenlage wird noch besonders gefährdet durch ganz unerfüllbare Nachlieferungsforderungen der Entente an Kok» und KokS- fetnkohle. Eine Einigung, die kürzlich provisorisch in Der- Handlungen der Reichsregierung mit dem Garantickomitee getroffen worden ist und un- zu einer Nachlieferung von 212000 Tonnen Koksfeinkohle bis zum 1. Juli verpflichten will, ist von den Vertretern der deutschen Industrie als undurchführbar abgelchnt worden. Besteht dte Entente auf ihrer Forderung, so wird sich die deutsche Kohlenlage wieder einmal katastrophal für unsere ganze Wirtschaft gestalten.Leigt doch die Statistik über die Kohlenproouk- tton des Monats Mai, daß der Rückgang der Produktion-- »Mern anhält und ohne Wiedereinführung von lieber- schichten nicht beseitigt werden kann. Tas Ueberschicktenab- kommen wird aber von der Bergarbeiterschast nach wie vor mit aller Schärfe abgelehnt. Wo soll unter diesen Umständen die BroduktionSsteigerung Herkommen, die allein die Erfüllung der Ententesorocrungen ohne schwerste Ge fährdung unserer eigenen Wirtschaft möglich Machen könnte? Aber auch außerhalb des Bergbaus, wo eine ProduktionSvermekmkng ain dringendsten nötig ist, erhebt sich der Ruf nach einer Anpassung der Arbeitszeit an die Bedürfnisse der Produktion immer lauter. So hat die Vereinigung Niedersächsischer Handelskammern in einer Eingabe an den Re1chSwirtschaftSm«nister gefordert, daß eine gesetzliche Festlegiing des Achtstundentages nur aus Grund internationaler Vereinbarungen vorgcnommen wer den dürfe. Es ist klar, daß Teutschland mit »einer uner träglichen Reparationslast auf die Tauer keine kürzere Ar beitszeit haben kann als seine internationalen Konkurren ten.. Aber gerade diese Selbstverständlichkeit wird in Teutschland noch immer nicht anerkannt, wenigstens nicht von den maßgebenden Politikern, und so bleibt uns der einzige Ausweg, der unS vielleicht aus dem heutigen Elend allmählich herausführen könnte, der Weg der Mehrarbeit, dauernd verschlossen. Schon vor den jüngsten politischen Ereignissen hatten wir mit einem neuen Sinken desMark wertes zu rechnen. Das Scheitern der Anleiheverhandlungen hatte unS wieder einen Lollarkurs von 320—330 gebracht, und eine weitere Steigerung konnte angesichts der Notwendig keit, die Revarationsschuld immer wieder mit Devisen zu bezahlen, als unvermeidlich angesehen werden. Tie Er mordung RatbenauS, die im Auslande als ein Zeichen der geringen Konsolidierung des deutschen Staat-Wesens und der Möglichkeit weiterer politischer Erschütterungen angesehen wird, hat die Entwicklung nach unten beschleu nigt. Die Mark, hat den tiefsten Stand ihrer bisherigen Entwicklung wieder einmal unterschritten. Ein Dollar kurs von 350, wie er in der letzten Woche erreicht wor den ist, war biS jetzt noch nicht da. Aber es ist zu befürch- ten, daß hiermit der Tiefpunkt noch lange nicht erreicht ist. Tie Ursachen der neuen Abwärtsentwicklung wirken un aufhörlich weiter, außenpolitische wie innenpolitische. An eine internationale Anleihe, für die die Aussichten ohne dies nur recht schwach waren, ist natürlich vorläufig über- Die gowene Brücke. Ein Roman auS der Biedermeierzeit von Anny Wothe. Amerikanisches Lopyrtgth 1918 by Anny Wothe-Mahn, Leipzig. 28. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Tu hast ihm immer geschrieben, Rieke?" fragte Törtchen erstaunt, „und hast mir nie em Wort davon gesagt?" „Ick durfte doch nich, Törtchen. Eberhard wollte et nich. Er wollte dir nich beeinflussen. Er wollte erst wat werden. Manchmal kam ich mir ja wie em Intrigant uf Filzparisern vor, wenn ick sah, wie du dir um ihn jrämtest. Na, nun is ja alsenS jut. Nu kann er alleene »eine Sache führen." Törtchen nahm den Brief wieder auf. „Du sollst auch hören, waS Eberhard schreibt, Rieke, aber du mußt dich setzen." „Ja, det iS jut," meinte Rieke. „Mein Bcenwerk zittert mächtig. Der Schreck is mir mächtig m de Ge beine iefahren." — Sie setzte sich auf das kleine, mit Rosen durchwirkte Sofa — eine Respektwidngkeit, die sie sich noch me hatte zu Schulden kommen lassen. — Törtchen las, Helles Rot auf den Wangen und Tränen kn den Augen mit stockender Stimme: Mein geliebtes, kleines Törtchen! Die vielen Jahre, die zwischen einst und heute liegen, die weiten Meere und Länder, d»r tich »wischen un» ge schoben, haben nicht vermocht, das Bild deS kleinen Mäd chen» aus meinem Herzen zu rerßen, das einst mir, dem Elternlosen, mit so zarter Liebe entgegenkam, als die rauhe Wirklichkeit mich in eine so harte Schule nahm. Du bist nun groß, wie die gute Rieke versichert, auch schön ge worden. Das hat mich oft unruhig gemacht, weil ich fürch tete, ein anderer könnte mir meinen Schatz entführen. ES widerspricht mir aber, durch Briefe und Nachrichten Deine Gefühle für mich zu nähern. Ganz frei solltest Tu sein, unbeeinflußt von unserem Jugendtraum. Uno dann hielt ich es auch für meine Pflicht, gegen Dich und Deinen Vater, so lange ich hier keine Existenz zu bieten hatte, nicht weiter in Dich zu dringen, Deine Jugend nicht zu trüben, selbst auf die Gefahr hin, baß Du mir dadurch verloren gingst. Nein, Dortchen, das habe ich nie geglaubt! In meiner Seele war immer die Gewißheit, daß Du bei mir warst, zu jeder Stunde und dafür, »nein Geliebtes, Kleines, danke ich Dir au» übervollem Herzen. Meine äußeren Verhältnisse, über die Dir die gute Rieke Näheres berichten kann, haben sich nun endlich ge wandelt, so daß ich ohne Scheu der deinem Vater um Dich werben konnte. Ich tat eS. Er würdigte mich keiner Ant wort, sondern schickte mir nur die Nachricht Deiner Ver lobung, mit Herrn von Dewitz." „So'n Filou," murmelte Rieke verstohlen dazwischen. „Hätte nicht di« gute Rieke," fuhr Dortchen weiter im Vorlescn fort, „mir gleichzeitig geschrieben, daß man Dich zu der Verlobung gezwungen hat, ich wäre völlig verzwei felt. Ich aber, mein aelrebte» Törtchen, werde alle Hinder risse besiegen, um Dich aus ewig mein u» nennen. Lu. mein Die deutsche Kohlennot. Nicht minder schwer als durch die Reparationszahlungen wird das deutsche Wirtschaftsleben durch die in dem Spa- Abkommen erzwungene KohlenauSfuhr getroffen. Im Saargebiet werden Feierschichten eingelegt, aber unablässig, tagaus, tagein, rollen deutsche Kohlenzüge über den Rhein nach Frankreich und Belgien. Aufs Schwerste entbehrt »u denken. Im Inner« drohen neue "»ang «anleihe und ie letztere hatte iiN >wac in gemil« unvri», v»r Wurde« ... umgestoßen. Bet ihrer Lurch- so gröbere Schwierigkeiten er- .en Gegensätze sich m Unheil- haben. Bon dieser innenpolitischen st aber immer aufs neue — ... >en Haupt nicht mehr zu denken. Im I schwere politische Kampf, um die Zw um dte Getreide um läge. Di« Retch-tagSauSsckutz bei der ersten Lesung zwar derter Form Annahme gesunden, die Beschiüss aber am Mittwoch wieder umgestoßen . Bet ihre sührung werden sich um s« geben, je mehr die politisch voller Weise verschärft haben Entwicklung wird dte der Wirtschaft aber immer aufs ne in ungünstiger Weise beeinflußt. Deutschlands Wirtschaft leben kann nicht zur Ruhe tommen und nicht auf kp Weg zur Gesundung ge angen, so lange stärkster Druck von außen und Unetnigke t im Innern immer neue Krisen herbetftthren. Die doppelte Krisengesahr beherrscht beute wieder vollkommen die Stimmung der WirtfchastSkretse de» In- und Ausland» im ungünstigsten Sinne. rageSgeschichte. Dentsche» Reich. i». Vvlmar s. Der frühere RetchStagSabgeorbnete von vollmar ist auf seinem Gute tn Oberbayern gestorben. Der vuchdruckerstreik in Berlin. Während mit de« Setzern wegen der von ihnen geforderten Lohnerhöhung verhandelt wirb, stellten die NotattonSmaschinenmeister eine Forderung auf Lohnerhöhung tn Höhe von 100 Mark wöchentlich u. zw. mit einer BeantwortungKfrtst btS gestern mittag. Dieses Ultimatum ist von den Buchdruckereten ab gelehnt worden. Infolgedessen sind die RotattonSmaschinen- metster in den Ausstand getreten. Ein großer Teil der Berliner Zeitungen ist nicht erschienen. Laut „Vorwärts" werden heute dte Buchdrucker zu dem Streik Stellung nehmen. Unerträaliche Willkür der Befatzunaskommandrnre. Dem französischen TruppenoberbefehlSbaber von Wiesbaden war auf seine Anforderung hin eine Wohnung nach seinen persönlichen Wünschen beraerlchtet worden, die für da« Reich etwa 1> Millionen Mark gekostet hat. Nachdem dte Wohnung nunmehr fertig ist, weigert sich der französische General, da tn einigen Geringfügigkeiten seinen Wünschen nicht batte entsprochen werden können, sie zu beziehen und fordert die Neueinrichtung einer weiteren Wohnung. ES ist dies bereit« der zweite derartige Fall, der sich in Wies baden ereignet hat. 171L8SS deutsche Gefallene. 1712 838 deutsche Gefallene sind bi» jetzt aus dem Kriege nachgewiesen worben. Für dte Jahre 1914—191» waren in den deutschen Standesamts registern 1691841 Mtlitärpersonen als gestorben vermerkt. Inzwischen wurden nachträglich noch 19 318 Sterbesälle ge meldet. Dazu kommen 1699 Ausländsdeutsche. Bon der ursprünglichen Zahl kommen aus 1914 schon 241843. Dte Zahl stieg 1915 auf 434 034, fiel 1916 aus 840 468 und 1917 auf 281 905. Im Jahre 1918 mit seinen schweren Angriffen stieg sie wieder auf 879 777. Noch aus 1919 wurden 14 314 nachgewtesen. Den größten Anteil hat das 20. Le bensjahr, in dem 158 265 Soldaten oder 9,35 Prozent starben. Unter 20 Jahren waren 6,46 Prozent, von 21—22 Jahren 9,20 Prozent usw. Von 19—25 Jahren waren im Reich 46,31 Prozent, in Bayern 48,15 Prozent, Württemberg 49,21 Prozent, in Berlin nur 38,15 Prozent. Die Unterschiebe erklären sich aus der verschiedenen Zusammensetzung der Bevölkerung in Stadt und Land. Im Laufe der Kriegs jahre ging der Höhepunkt der Sterbefälle immer mehr auf jüngere Altersklassen zurück. Von 1915 auf 21—22 Jahre, 1916 und 1917 auf 20—21 und 1918 auf 19—20 Jahre. Es mußten immer jüngere Jahrgänge ausgehoben und an die Front gestellt werden. Von der Gesamtzahl waren 68,75 Prozent lebig, 30,64 Prozent verheiratet. und der rief mit —. „Ich bin da! Auf die Herzen, zu neuem Hoffen und Streiten!" Eine wundersame Ruhe kam über Dortchen Bauer. Sie schien fast gewachsen, als sie, nachdem sie ihren Brief beendet, nach dem Arbeitszimmer ihres Vaters schritt. Gedanke aller Tage! Rieke berichtet, daß Deine Hochzeit nahe bevorsteht. Wenn Tu diesen Brief erhältst, Sin ich auf dem Wege zu Dir. Ich hoffe, daß Deine Liebe zu mir, die ich jede Stunde wie einen köstlichen Schatz empfinde, Dir Kraft gibt. Dich nicht an einen ungeliebten Mann bin den zn lassen. Vertraue mir! Ueber die goldene Brücke der Sehnsucht schreite ich Dir aus weiter Ferne bebend ent gegen. Mit oder gegen den Willen Deines Vaters wirst Lu mein Weib. Lern Dich innigliebender Eberhard Jmmelmann." Dortchen ließ das Briefblatt sinken und preßte beide Hände gegen die hochklopfende Brust. „Rieke, gibt eS denn soviel Glück in der Welt?" Tie Alte nickte. „Tu hast es verdient, Dortchen, laß man jut sm. Et renkt sich allens wieder in." „Der Vater, Rieke, nie wird er seine Einwilligung geben." „Na, det wird sich finden. Wenn et schlimm kommt, kann ick ihm ja mal en bisken uf't Jewissen kmen, wenn er mir dann ooch rausschmeißt, wo ick ihm vierzig Jahre in Ehren treu jedieni habe. Vorläufig is et de Hauptiache, det du den Dewitz nich nimmst." „Wie soll ich das bloß anfangen?" rang Dortchen die Lände. „Sie zwingen mich, unbarmherzig sind sie alle." „Weeßte wat," sagte Rieke, „du redst noch mal mit Vatern, der Bries da jiebt dir renua Anlaß. Wenn dein Vater keen Einsehen hat, sagste eensach vor dem Altar: Nein. Det kann dir leen Mensch verwehren, wenn du keenen Meineid schwöWn willst. Die Schande fällt nick uf dir, son dern uf dein«! Vater. So, nu will ick jehen. Wenn du Eberhard antworten willst, denn lieb mir man das Je- schreibsel, ick besorge et schon. Ick weess, wo ihn unter wegs ein Brief trifft. Jott verzeihe mir die Sünde, aber ick kann et nich mit ansehen, daß du mit dem Dewitz in dein Unglück rennen sollst." „Du Gute, Liebe," sagte Dorothea gerührt und küßte die treue Seele, sodaß Rieke wieder vor Glückieligteit ganz rot wurde und mit Tränen in den Augen die Stube verlieh. Und Dortchen saß in ihrem Keinen Genrach, mit glühenden Wangen und klopfendem Herzen und schrieb und schrieb Bogen auf Bogen. Alles, was sie auf dem Herzen hatte^ die Sehnsucht langer Jahre. Tas Unverstandeniein im Elternbause, die Pein der ihr aufgezwungenen Ver lobung, altes vertraute sie dem Briefe an, den Eberhard auf dem Wege zu ihr finden sollte, als heiligen Gruß ihrer unwandelbaren Liebe und Treue. Von draußen klang Drossel- und Finkenschlag in die stille Mädchenstube und Blütenflocken flogen ins Fenster, gerade wie ernst, als Eberhard von ihr Abschied nahm und ihr kleine» Mädchenherz im ersten herben Schmer» schluchzte' und weinte. Sinn weinte sie vor Glückseligkeit, das blonde Törtchen Frühling guckte lachend durch die Scheiben und Blütenfülle und Vogelgesang: unlev» Industrie gerade di» Qnniiiäfskoßl», di» Frankreich sieanspenchi. Da di» bentscke Förderung nicht gu«r»icht, sind wir g»iwuna»n. ist» nns»r stark »nkwertrte« Meld vom Au«iand Kohl» »inznisihrrn. DI» Elninhr »nallscher Kohl« h»l«»i sich vam Oktober 1921 bi« Mär, 1922 aus 1'/, Millionen Tann»« im Werte non »twa 2 Milliarden Mark; im Mai betrna di» Kohl»n»>niuhr leinsckließlich der Saarkohie» annäbernd 796000 Tannen. Die gesamt» Gin- inbr im Juni aber wird voranslicktlich mehr alS I Million Tannen betrag»«. Wenn die Gininbr ia weiter gebt, haben wir mit einer Ausgabe van I« Milliarden Mark an di« Gntent« für Kahlen im Jahr« zu rechnen. Würde diese Einfuhr, ohne daß eine Steigerung der eiaenen Förderung eintret». verhindert werden — dnrch Markstnri oder sonstige Greigniffe —, io würbe eine Million deutscher Rrbetter brotlos. Englische Kob!» geht henke nicht nnr wieder in die deutschen Seebafenstädte und nach Berlin, sie gebt auch den Rbein berank. Die bayerische Landeskoblriistelle bat dte Festttellnna veröffentlicht, baß Mich nach Bauern immer mehr »nalische Kable einaesübrt werde. Im Jahre 1920 batten wir ohne Kohle eine Einsnbrmenar im Werte von 90 Milliarden: ihr stand eine Ausst'br von 69 Milliarden aeaenüber. Wir mußten also 27 Milliarden Banknoten in Umlauf setzen, um den Einfubrüberichiiß bezahlen »n können. Rechnet man dazu noch die Milliarden für die bentige Kobleneinsubr. sa kommen wir an? mehr al« 40 Milliarden Mark, die wir beute in unserer Volkswirtschaft mehr ver- zehren al« prodii'ieren. Es ist allo für sie. solange sie unter dem Druck de« Sva-Abkommen« steht, von außerordentlicher Bedeutung, daß die deutsche Koblensördernna gesteigert wird. Ein daraus hinzielendes Lohn- und Ueberschichten- abkommen mit den Rnbrberalenten ist bekanntlich immer noch nicht zustande gekommen. ES ist bisher daran ae- scheitert, daß die Bergleute mit der ihnen zuaebilligten Lobnerböbnna nickt »«frieden sind. Sie weilen auf die höheren Löhne der Bauarbeiter hin und veraleicken mit deren Arbeit ihre weit schwerere, die es gewiß berrchtiat erscheinen läßt, baß sie mit ihren Löhnen dahinter nicht znrückbleiben wollen. Würden aber die Forderungen der Bergleute bewilligt, so würde die deutsche Ausfuhrindustrie kür unsere Kohle weit mehr bezahlen muffen, al« die «na- liscke für ihre Kohle. Die Folge märe weiter eine große Beschäftigungslosigkeit in der deutschen AuSfuhrindustrie. Sckon fetzt ist englische Kohle in Hamburg billiger al« Ruhrkoble; ausländisches Eisen — der Eistnpreis ist bekannt lich vom KoblenpreiS abhängig — überflutet sckon jetzt den deutschen Markt; der Absatzmarkt der sranzösifchen Eisen industrie lieat bereits zwischen Trier und Köln, die Glad bacher Textilindustrie kauft schon beute einen großen Teil ihrer Baumwollgarne, trotz des Zolls, in England billiger als bei unS. Ans der anderen Seite ist, um eine Verbilligung der deutschen Kohle zu erzielen, ein Abbau der Kohlensteuer unmöglich, weil dafür kein Ersatz beschafft werden könnte. Und al« unmöglich wird es auch von Seiten der Reichs regierung bezeichnet, die Lohnerhöhung durch Kürzung de« Unternebmergewinns anszugleichen, weil dadurch der Berg bau aufs Schwerste gefährdet würde. Sonack hat man eS im Ruhrbergbau gegenwärtig mit einer sehr kritischen Situation zu iun. Auf der einen Seite verlangt die deutsche Wirtschaft dringlichst eine Steigerung der Kohlenproduktion und kein weiteres Anziehen de« KohlenpreiseS, mährend die fortgesetzte Verteuerung de« Lebensunterhaltes und die bessere Bezahlung anderer Ärbeitrrgruppen den Bergleuten ihre Forderung als berech tigt erscheinen läßt. Namentlich wurden dabei aus Be fürchtung für den dem Bergleuten zuaebilligten Sieben stundentag Bedenken gegen die Ueberschichten laut. Nu« ist, nachdem mehrere EinigungSversuche gescheitert waren, nach erneuten Verhandlungen im ReichSarbeitS-Ministerium Alle praktischen Hausfrauen wissen es längst, daß es zum Färben von Kleidern, Blusen, Gardinen, Strümpfen usw. nichts bessere« gibt als die weltberühmten »Heitmanu's Farben", Marke „Fuchskops im Stern"; darum nehmen sie keine anderen. Leberecht Bauer war in schlechter Laune. Selbst »ein Liebling, das kleine Mariechen, das bei ihm spielte, was dre anderen Kinder mc gedurft, konnte ihn nicht aufheitern. Tas Kind plauderte und lächle und redete zärtlich mir ihrer Puppe. „Tu mußt ganz still sein," belehrte sie das Puppen kind. Väterle macht sonst ganz dunkle, böse Augen, und deine Puppenmama muß dann weinen." „Mache ich denn böse Augen, Mariechen?" fragte Lebe recht betroffen und legte die Hand auf das blonde Locken gewirr seines Kindes. Mariechen nickte eifrig. Sie wurde bald vier Jahre alt und war ein überaus verständiges, feinsinniges Kind. „Warum mache ich böse Augen, Mariechen?" Die Kleine sann einen Augenblick nach legte das Finger- chen wichtig an die Nase und sah aus tiefblauen Augen den Vater ernsthaft an: „Weil Väterle immer zornig auf Törtchen ist. Tört chen weint. Mariechen hat Törtchen lieb. Väterle mag Törtchen nicht leiden." Bestürzt blickte Lebcrecht Bauer auf sein Kind. Hatte die kleine Unmündige Recht? Ein unbehagliches Gefühl iroch in ihm empor. „Ich habe Törtchen auch lieb," sagte er langsam. „Törtchen folgt nur nicht. Sie tut nicht das, was Väterle will." Mariechen nickte. „Mariechen auch oft unartig, dann haut Rieke und Mama weint, aber Väterle lacht und sagt: „Laßt das Kind, eS ist jo drollig." Ist Törtchen nicht drollig?" Tiele Glut stieg in das schöne, ernste Männergesicht. Mußte ihm sein eigenes, kleines Kind jagen, wie unge recht er war? Er schob Mariechen heftig von sich, denn er sah Plötz« lich Törtchen auf der Schwelle stehen, die Augen groß und ernst auf ihn gerichtet. Ungemein lieblich sah sie aus in dem hellgrünen Bareae-Kleid mit den vielen Volants und dein zarten, weißen Tüllstchü über den Weißen Schultern. Ein seltsamer Glanz ging von ihrem, von rotgoldenen Locken umrahmten Antlitz aus. Leberecht Bauer meinte, seine erste Frau vor sich zu sehen, wenn sie mit wehem Herzen aus irgend einem Grunde zu ihm kam, etwas zu erbitten. Er gab sich gewaltsam einen Ruck. War er auf dem Wege, schwach zu werden? Tie kleine Schwester eilte jubelnd auf Törtchen zu und umfaßte schmeichelnd deren Knie. Törtchen löste die zarten Kinderhände. „Geh zu. Rieke, Mariechen, sie hat Kuchen für Dich/» Jubelnd flog das Kind davon. „Ich gebe dir was ab," rtes sie noch an der Tür zurück und schüttelte mutwillig die Locken. „Väterle auch, wenn er brav ist. Gelt, Väterle?" Sie sah ihn spitzbübisch lächelnd an, machte einen tie fen Knix und schlug laut die Tür hinter sich zu. Das Kindcrlachen verklang, und dann war eS toten still in dem hohen Gemach. „Was willst du?" fragte Leberecht Bauer unsicher, denn ihm war, als stände seine verstorbene Frau vor rb« und fordere Rechenschaft.
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