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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 16.04.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-04-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192404160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19240416
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19240416
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1924
- Monat1924-04
- Tag1924-04-16
- Monat1924-04
- Jahr1924
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 16.04.1924
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Neueste Nachricht»« nud T»l«lira»»e vom IS. April 1924. „ «i»-,«eihe v», »rbst»b«n wahr-en»«»«». jsv « rltn. Außer in Hamburg find auch i« Greenwich und auf der Erdbebenwarte in Ravensburg bet Stuttgart von den seiSmographtschen Instrumenten eine Reih« von Erd stößen verzeichnet worden. In Gens und Zürich wurde «estern gegen 1,4« und 1,48 Minuten et« ziemlich starke» Erdbeben wahrgenommen. Als der Herb des Beben» wur den die südlichen Täler de» Kanton» Wallt» festgestellt. Da» Erdbeben führte besonders in den Ortschaften Btsp, Zermatt und Bria zu bedeutenden Hänserbelchädtgungen und tst die stärkste Erberschütterung seit 8» Jahren In der Schweiz. Zur Wahl Dr. LandSbergS. )( Berlin. Dem „Vorwärts" zufolge konnte der «egen die Wahl des Sozialdemokraten Dr. LanbSberg zum Landes hauptmann der Provinz Sachsen von bürgerlicher Sette er hobene Einspruch, al» er auf dte Tagesordnung der Bera tungen des ProvinziallandtageS kam, nicht aufrecht erhalten werben. Man will nunmehr bet den Aufsichtsbehörden gegen dte Wahl Protest einlegen. Übermal» ein Fliegerunglück in Eger. )l Eger. Western hat sich hier ein neue» Fliegerunglück ereignet, trotzdem nur diplomierte Piloten und Fliegerosft- ztere anfstctgen dürfen. Bei einem Flug von Eger nach Pilsen geriet bei Scheibenrenth ein Flugzeug durch Defekt de» Vergasers in Brand. Der Pilot konnte notlanden. Da» Flugzeug wurde ein Raub der Flammen. — Zu den wieder- holten Fltcgerunglttckcn der letzten Zeit schreibt dte Sger- zeitung, daß die anscheinend von Frankreich gelieferten Appa rate minderwertig sind. Man erwarte von den deutschen Abgeordneten, daß sie vom LanbeSverteibignng-mtnifterium entsprechende Aufklärung verlangen. Ein Motorsischkutter gesunken. )l Danzig. Nach den Danziger Neuesten Nachrichten hat der gestern nachmittag in Neufahrwasser eingelausene deutsche Dampfer „Tip" auf der Reise von Stettin nach Danzig in der Nähe der pommerschen Küste den Motorftsch- kutter „Hoffnung" aus Stolpmüude überlaufen. Der Motor- fischknttcr sank. Zwei Mann sowie ein Passagier ertranken, während ein Mann gerettet werden konnte. ipotnearS hat gesprochen. )( Paris. Der „Matin" sagt, daß die gestrige Rede Poincarss Fragen aufgeworfen habe, über dte mit den Alliierten verhandelt werden Müsse. Sie beweise, daß keine Zeit mehr zu verlieren sei. Frankreich sei zu Ver- Handlungen bereit. Es werde loyal ein Abkommen mit seinen Alliierten suchen. Es bleibe nur noch übrig, den Zeitpunkt und den Ort der interalliierten Konferenz zu bestimmen. Das Wort habe jetzt Maedonald, der nunmehr auch bekannt geben müsse, ob er diese Zusammenkunft in Nächster Zeit für notwendig erachte. Das Sicherheits problem sei nach wie vor ein heikles Problem. Um eine Einigung unter den Alliierten zu erzielen, seien noch schwie rige und verwickelte Verhandlungen nötig. — Die gestrige Rede Poincares ist nach dem „Echo de Paris" so zu deuten, daß die wirtschaftliche Einheit Deutschlands nur unter gewissen Bedingungen wieder hergestellt werden soll. Einfache deutsche Versprechungen genügten nicht Frank reich zu veranlassen, das aufzugeben, was es in Händen habe. Auch die militärische Okkupation werde bis zur Bezahlung verlängert werden. Tas versteht sich von selbst. Die wirtschaftliche Besetzung dürfe nur so gelockert wer den, daß Frankreich ihre ganze Strenge rasch und sicher wieder durchführen könne. Im Ganzen genommen werde also Frankreich ein Instrument, das es mit so viel Mühe geschaffen habe, nicht vollkommen aufgeben. Außerdem müßten sich die Alliierten Frankreichs verpflichten, poli tische Sanktionen im Falle einer deutschen Verfehlung «mVzuführen. Da» setze vorau», da« diese Sanktionen die völlige Wiederherstellung de» Regime» nach sich ziehen würden, da» augenblicklich Im besetzten Gebiet bestehe. Am Rahmen der militärischen Sicherheit Frankreich» ver- lange PoinearS auch die Aufrechterhaltung der französisch belgischen Regte. Er sehe darin ein Gegengewicht de» De- fensivwerke», da» durch den amerikanisch-englischen Schutz vertrag hätte geschaffen werden können. «erichtSsaal. Hellseben im Dienst« de« Kriminalität. Im Bezirke Mroßdre-den ist eine ganze Anzahl zum Teil allerschwerster Mordtaten trod umfangreicher Ermittlungen In völlige» Dunkel gehüllt, e« gelana nicht, den oder die Mörder an», findig zu machen und der Bestrafung zuznsttbreu. Wa» die Verübung sogenannter Kapitalverbrechen anbrlanat. so sind die« säst durchweg Telegenbelt-delikte. Jrg»nd eine bisher unbestrafte Person, di« in Not aeraten usw. fährt nach einem beliebigen Orte, erkundet «in« Gelegenheit um zu Gelbe zu aelanaen, verübt «in Berbrechen und verschwindet dann von ver Bildfläche. In der Regel sind die Täter immer Per sonen, di, den Polizeibehörden noch unbekannt waren. Fingerabdrücke lassen sich wohl sichern, sind aber von früher- her noch nicht registriert, Polizeihund« auf dte Tour zu setzen hat oft keine» Zweck, und so ist e» denn sehr schwer, bei Grohverbrechen geeianete Anhaltspunkt» bezüglich der Täter zu erhalten. In Anbetracht der ungeklärten Dresdner Morddatrn hatte die Staatsanwaltschaft vor einiger Zett »wei Leipziger Hellseherinnen (Schwestern) nach Dresden kommen lasse». ES sanden verschiedene Experimente statt, die im Interesse der Untersuchung im eiuzeluen nicht nüber angeführt werden können. Wie verlautet, ist aber nicht» dabet herauSgesprungen war zur Ermittlung von Tätern führen konnte. Wenn di« Staatsanwaltschaft Dresden diesen ungewöhnlichen Schritt ergriffen, so geschah die« nur de«- halb, um eben nichts unversucht zu lassen, schwere, ungeklärte Berbrechen aufzuklären. —g, Kunst und Wissenschaft. Hochbezahlte Goethe-Erinnerungen. Bei einer Ver steigerung in Berit» zahlte das Antiquariat Graupe 2380 M. für Goethes Vierzeiler aus den „Sprüchen in Reimen". 700 und 750 M. wurden für Zeichnungen von Goethe gegeben. Volkswirtschaftliches. Berliner Vorbörse am Dienstag. Tie Stimmung bleibt weiter zuversichtlich, da vor allen Dingen die Micum- Verhandlungen vorerst wirtschaftlich eine gewisse Ruhe ge währleisten, wenn sie auch nicht als für uns durchaus günstig angesehen werden. Von einer Stützungsaktion der Groß banken kann nicht die Rede sein, da diese selbst am Kapital mangel leiden. Durch Erhöhung der Haben-Zinsen erhoffen die Banken jedoch einen größeren Zufluß von Kapital zu er halten, der wiederum das Niveau des Effektenmarktes gün stig beeinflussen dürste. Der Berliner Devisenmarkt scheint weiterhin etwas entlastet. Die starken Anforderungen der Vortage haben nachgelassen. Im Auslande lag die Mark im wesentlichen unverändert. New Nork schloß mit einer Pa rität von 4,SO, doch kommt dort kaum ein Geschäft zustande. London meldet die Mark mit 1911 gegen 19)4 am Sonnabend fester. Auch daS englische Pfund lag in New (York etwas fester. Die Veränderungen auf den übrigen Auslandsplätzen war unwesentlich. Der französische Franken lag international weiter fest: New Bork 6,09 gegen 6,04 am Sonnabend, London 71,75 gegen 72,32)4. Die DiSkontierungSmSglichkeit für E-Schatzauweisu»»«« betr. Zu der unter der Ueberschrift „Diskontierungsmög- kichkett für SSchatzanrvetsungen" durch dte fresse veroreire« ten Nachricht über ein Abkommen »wischen dem MetchSff- nanzmtniftertum und der deutschen Girozentrale, wonach Sletnbesttzer von E-Schatzamvrtsungen unter bestimmten Voraussetzungen ihre Stücke in Beträgen von einigen hu», dert RS allerhöchsten» 1000 Mark bet allen öffentlichen Spar kassen und Girozentralen zu Gelbe machen können, weist die Abteilung FriebenSvertrag-Abrechnungsstelle des Reich», kommtssartat» für Reparationslieferungen darauf Rn, baß diese» Abkommen lediglich die auf Grund der KiciegSschäden- gesetzgebung und des Liqutdationsschädengcsetze» durch da» Meichsentschäbigungsamt für Kriegsschäden ausgegebenen E-Gchatzanweisungen betrifft. Dte von der Friedensver trag-Abrechnungsstelle für die englische Reparationsabgabe an deutsche Exporteure und sür Neparations-Sachlteserungen «»»gegebenen E-Schatzanwelsungen fallen also nicht unter da» Abkommen. Dte von den genannten beiden Stellen au»gegeb«nen, im übrigen völlig gleich ausgestatteten Schuld verschreibungen sind durch ihre Nummernbezeichnung genau unterscheidbar. Getreidehandel. Der in den letzten Wochen beobachtete Rückgang der Getretdepretse an den amerikanischen Märkten, der auch die besten Sorten argentinischen Getreides betroffen hat, ließ das russische Getreide wegen seiner vorziiglichen Qualität unberührt. So hat am 19. März der Manttoba- wetzen in Berlin pro Tonne 46,55 Dollars gekostet, während er am 5. April nur 45,25 Dollars kostete Dagegen stieg der Preis be» russischen Wetzens von 42,85 Dollars pro Tonne auf 48FO, wobei auch die Nachfrage nach russischem Weizen anwuchs. Der ausländilche Roggen West kostete am 19. März pro Tonne -94,90 Dollars und am 5. April 33,95 Dollars, wa» einen Preisrückgang von 1 Dollar bedeutet, während der russische Roggen seinen Preis von Lollars pro Tvnn« behielt. Marktbericht» Amtlich festgesetzte Preise an »er PradnktenbSrse z« Berlin an, I». April. Getreide und Oelsaaten pro 1000 tg, sonst pro 100 1^. (In Goldmark der Goldanleihe oder in Renlenmark.) Weizen, märkischer 170— 177, pommerscher 166 — 168. Noggen, märkischer 182 — 139, pommerscher 128 — 132, westpreußischer — Gerste, FuNergersie ISO — 165, Sommergerste 170 — ISO. Hafer» märkischer 125 — 132, pommerscher 120 — 128. Weizen mehl Pro 100 Icg frei Berlin brutto inkl. Sack lseinste Marker über Notiz) 24,75 — 26,50. Noggenmehl pro 100 l-g srei Berlin brutto inrl. Tack 20,25 — 22,50. Weizenkleie frei Berlin — Roggenklrte frei Berlin 8,70 — 8,80. NoPS 310. Leinsaat 410 Viktorta-Erbfen 27—28, kleine Tveise-ErRen 16—17. Futter- erble« 13,50—14. Peluschken 12,50- 14. AckcrboSnen 16 — 18 Wicken 12—14. Lupinen, blaue 12,50—13, gelbe 16,50 bis 17,50. Serradella 12—14. Rapskuchen 11,50. Leinkuchen 22—23 Tr«ckenschnttzel 9,70- 9,80 Vollwertige Zuckrrschnitzel —. Torfmrlaffe 30,70 8,40 — 8,60. üartosiefflocken 20,50 — 20,80. POMl! Tiefer Tage kommt der Briefträger ru Ihnen und wird das Bezugs- aeld für Mai auf daS Riesaer Tageblatt riubebrn. Sofortige Bezahlung sickert Ihnen eine unniiterbrochriie Zuliellung des Nieiner Tage blatter zu Beginn vom Mai. zu halten. Nach ihren letzten Worten aber mußte er doch wohl annehmen, daß es sich um ein freiwillig übernommene, Ehrenamt bandle, und er wurde darin bestärktz al, er Re junge Amerikanerin sagen hörte. „Um so besser also für den Herrn Vicomte, daß wir nicht mehr in den Zeiten des Rit ertums leben, wo man solche Beweise heldenhafter Opferwilligkeit wirklich zuweilen verlangte. Heutzutage ist der Minnedienst ja glücklicher weise um ein Beträchtliches ungefährlicher geworden. Aber 'Sie dürfen keine Schmollmiene aussetzen, liebe Baronin. Ich will dem Herrn, den Sie so sehr in Ihr Herz geschloffen haben, ja gewiß nicht zu nahe treten. Und ob er mir nun gefällt oder nicht, jedenfalls bin ich ihm zu Dank verpflichtet, daß er Ihre Bekanntschaft mit Papa vermittelt und mir damit zu einer so liebenswürdigen Begleiterin 'oerholfen hat. Ich hätte ja, da Papa geschäftlich festge- halten ist, ohne Ihre gütige Aufopferung auf diese hübsche Tour ganz und gar verzichten müssen." „Oh, ich wünschte von Herzen, mein liebe« Kind, daß ich noch viel mehr für Sie tun könnte. Denn von der ersten Stunde unserer Bekanntschaft an habe ich Sie lieb gewonnen wie eine Tochter." Ihre Stimme zitterte ein wenig wie von verhaltener Rührung. Sylvia aber schien durchaus nicht zu wünschen, daß es zu noch lebhafteren Gefühlsäußerungen komme; denn sie richtete ziemlich unvermittelt an Hoiningen die Frage, wie weit man es noch bis zu der Ruine Dreieichen» Hain habe, die als eine der Sehenswürdigkeiten in ihrem Reiseplan figurierte. Er hatte den Punkt ost genug besucht, um ihr zuver lässige Auskunft geben zu können; aber von der Stelle aus, auf der sie Rast gemacht hatten, ließ er sich nur auf Fußwegen erreichen. So konnte sich Hoiningen, der sein Automobil natürlich nicht unbeaufsichtigt mitten im Walde liegen lassen durste, den Damen nicht als Führer anbie» ten, und vielleicht stand ihm da» Bedauern darüber deutlich !auf dem Gesicht geschrieben, so deutlich, daß Sylvia, als st« an ihm vorüberschritt, sich gedrängt fühlte, ihm etwa» Freundliches zu sagen. „Wir werden eine gute Fahrstraße bi, Darmstadt ihaben — nicht wahr?" fragte sie, „eine Straße, die Ihnen erlaubt, alle Vorzüge Ihres Wagens zur Geltung zu bringen?" > Westenholtz bejahte, ohne zu ahnen, worauf sie mit dieser Frage hinauswollte, aber das Blut stieg ihm vor Freude in die Wangen, als die junge Amerikanerin fortfuhr: „Dann werde ich mich nachher mit Ihrer Erlaubnis neben Sie setzen, Westenholtz! Einen wirklichen Genuß hat man auf einer Autofahrt doch immer nur auf dem Sitz bet dem Fahrer." Sie nickte ihm zu, ohne «ine Erwiderung abzuwarten, und der Graf blickte ihr nach, solange ihre holde Gestalt zwischen den Stämmen sichtbar blieb. Er fühlt« sein Herz in lascheren Schlägen pochen. Dann aber besann er sich auf das Tünchte der Empfindungen, Re sich da in ihm zu regen begannen, und suchte sich durch die Erwägung zu ernüchtern, wie ganz ander» vermutlich Miß Sylvia Pend» iieions Benehmen sein würde, wenn sie in ihm nicht ledig lich den gemieteten Chauffeur sähe, den Angehörigen einer tief unter ihr stehenden Gesellschaft,klasse, d«n sie sehr wobt ,mst_ dsrqbigffendervebandun durste, weil die unüberbrückbare soziale Kluft zwischen ihr und ihm jede Möglichkeit einer vermessenen Mißdeutung von vorndrrei« ausschloß < Kapitel. Lia »ie «aronm Rtedberg weder ein« besonder» passionierte noch eine hervorragend leistungsfähige Fuß gängerin war, hatten die Damen für ihren Ausflug nach der Ruine Dreieichenhain beträchtlich mehr Zeit gebrauch^ als Hoiningen es vorausgesehen. Er hatte schon ange- sangen, sich zu beunruhigen, und er atmete erleichtert auf, al» er endlich Sylvias weißen Schleier in der Ferne aus tauchen sah und bald auch den Klang ihrer lieben, weichen Stimme hörte. Di« Baronin machte ein höchst unglückliche» Gesicht, seufzte und schnaufte zum Erbarmen und ließ sich in die Polster fallen, als ob sie wirklich nahe daran gewesen wäre, vor Erschöpfung zusammenzubrechen. Als Sylvia sie in ihrer unwiderstehlich liebenswürdigen Art um di« Erlaubnis bat, sie für eine klein« Weile allein kaffen zu dürfen, weil sie sehr gern den Platz neben dem Chauffeur eingenommen hätte, machte sie nur eine schwache, ge währende Handbewegung und schloß wie in tödlicher Er müdung die Augen. Hoiningen aber fühlte sich trotz all feiner eben erst gefaßten guten Vorsätze wie von einem wohligen Glutstrom durchrieselt, als er seinem schönen Passagier beim Auisteigen behilflich sein durste. Niemals hatte ihn der Besitz seines Kraftwagens mit ähnlicher Freude erfüllt, als jetzt, da er ihm das Glück dieser holden Nachbarschaft verdankte, und wie in dankbarer Liebkosung ließ er seine Finger über das blitzende Steuerrad hingleiten, dessen Druck die Maschine so leicht und willig gehorchte. > Mit jenem bewunderungswürdigen Scharfblick, den sie zuweilen für die geringfügigsten Vorgänge in ihrer Um gebung besaß, hatte Sylvia diese Bewegung beobachtet, und nachdem sich der Wagen in Bewegung gesetzt hatte, sagte sie lächelnd: „Es ist ein reizend« Auto, da, Sie da führen, Westen- Holtz, und ich begreife vollkommen, daß Sie ihm sehr zu- tzetan sind. Aber es ist doch wohl nicht Ihr Eigentum7" „Doch, Miß Pendleton! Ich kaufte es vor einigen Monaten während «ine» Aufenthalts in Frankreich, wo ich mich auch zum Chauffeur ausbilden ließ. Es stellte damals «inen ganz neuen Typ dar, und ich war von seinem Aeußern wie von den Vorzügen des Mechanismus so ent zückt, daß ich der Versuchung nicht widerstehen konnte, « zu erwerben." „Sie müssen ja ein kleines Vermögen in diesem Besitz angelegt haben; aber ich zweifle nicht, daß Sie es wieder herauswirtschaften werden. Denn » wird Ihnen niemals Uw« fallen, Paffagier« für einen so wunderhübschen wagen zu finden. Uebrigen»: der Chauffeur Bartel«, der uns ursprünglich fahren sollte, ist ein guter Freund von Ihnen — nicht wahr?" ! „Ich darf ihn wohl so nennen. Man kommt sich ziemlich nahe, wenn man sich in so schweren Zeiten kennen lernt, wie wir beide." „In schweren Zeiten f Wa» sür Zeiten wären denn !da» gewesen 7" ! „Wir kämpften in Südwest-Afrika Seit« an Seit« IMG« di» Hamra und die Loiteototten. Miß LendletsniB Mit einem hü!b scheuen und Harb bewuatrcndcn Blick sah sie ihn von der Seite an. i „Ohl Sie haben einen Krieg miigemachi? Aber ich hoffe. Eie haben wenigsten; kein Menschenleben auf dem Gewissen?" > Hoiningen zögerte; dann sagte er verbindlich aus weichend : „Sicherlich keines, das au? Rechnung meines Kraft wagens zu setzen wäre, gnädige- Irauicin! lind e- wäre doch wohl schließlich nur das,"was Sie beunruhigen od-r mit Mißtrauen gegen mich erfüllen könnte." Sylvia blieb eine kleine Weile srrnnni. Vielleicht stellte sie im stillen Betrachtungen darüber au, wie merkwürdig schlagfertige und redegewuudee Leute nm r daeb zuweilen .in dem bescheidenen Stand der Chauffeure ontresscn könne. Zugleich aber mochte d e Verwunderung darüber sie an die von der Baronin Riedbera so nachdrücklich betaute Gefahr -erinnert haben, daß die Scheidelinie allzm'shr verwijckt werden könnte, die sie von diesem jungen Manne mic den Gentleman-Manieren trennte. Wenigcken- kiang es um ein Beträchtliches kühler und vornehmer, da sie nach einer Pause sagte: „Natürlich haben Ihre freundscha'llichen Beziehungen zu Bartels nur insofern Interesse, als sie vielleicht ein Arrangement ermöglichen konnten, an da- ich vorhin ge dacht habe. Ihr Wagen gefällt mir so gut, daß ich nicht abgeneigt wäre. Sie für die ganze zehntägige Tour zu engagieren. Selbstverständlich unter der Voraussetzung, daß mein Papa einwilligt, den ich morgen brieflich darum befragen würde. Eine aneemessene Abfindung für Ihren Freund Bartels würde mein Papa gewiß gern bewilligen. Hoiningen hatte Mühe, ein Lächeln zu unterdrücken. Er war nicht so eitel, das schmeichelhafic Anerbieten au' Rechnung seiner Person zu setzen, aber er dachte daran, wie er es wohl ausgenommen haben würde, wenn man ihm vor vierundzwanzig Stunden die Möglichkeit eines derartigen Vorschlages prophezeit hätte. Und etwas von seiner verschwiegenen Belustigung mochte doch wohl im Ton seiner Worte anklingen, da er erwiderte : „Ich bin Ihnen für die gütige Absicht zu tiefstem Dank verpflichtet, Miß Pendleton! Und ich würde mich glücklich schätzen, wenn die Umstände mir die Annahme eines so verlockenden Antrages ermöglichten. Aber es ist leider nicht daran zu denken. Ich muß unbedingt daraus rechnen, daß Bartels mich in Heidelberg ablöst, denn es ist mir unmöglich, länger als höchstens drei Tage von Frank furt abwesend zu bleiben." Wenn Sylvia Pendleton sich durch diese unzweideutig« Ablehnung eines Vorschlages, auf dessen bereitwillige An nahme sie vielleicht mit Sicherheit gerechnet hatte, ent täuscht oder verletzt fühlte, so war sie doch viel zu sehr Weltdame, um etwas davon zu zeigen. Sie nickte leicht hin und tat des Gegenstandes nicht weiter Erwähnung. Freundlich schenkte sie ihm Gehör, wenn Hoiningen sie auf diesen oder jenen bemerkenswerten Punkt an ihrem Wege aufmerksam machte. Und als sie bei beginnender Dämme rung das neue Wahrzeichen des kunstsreudigen Darmstadtz den wuchtigen Hochzeitsturm auf der Mathildcnhöhe, scharf gegen den lichten Himmel abgezeichnet, vor sich aufragen sahen, mochte jedes von ihnen in der Stille des Herzen« gleich lebhaft bedauern, daß diese «st« Tage^ahr^hWiG i ! i i » c c s I. d
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