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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.04.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-07
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040407025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904040702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904040702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-04
- Tag1904-04-07
- Monat1904-04
- Jahr1904
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2380 da da- Bedürfnis nach Rechtsbelehrung mit dem Ausbau der sozialen Gesetzgebung sich immer stärker geltend macht, und eS im Interesse der Arbeiter liegt, daß sic zur Be friedigung dieses Bedürfnisses nicht ausschließlich auf die Tätigkeit von Personen angewiesen sind, die aus der Be sorgung fremder RechtSangelegenhciten ein Geschäft machen. Weil der Plan der preußischen Regierung als Liebedienerei gegenüber den Massen oder als Schädigung berechtigter Interessen der Rechtsanwälte beurteilt wor den ist, tut die „Soziale Praxis" recht, wenn sie einer solchen Auffassung widerspricht. Denn die unbemittelte Arbeiterschaft nimmt in der Tat schwerlich die Hülfe der Rechtsanwälte in nennenswertem Maße in Anspruch Vielmehr sucht der Arbeiter überwiegend Aufklärung bei Winkelkonsulenten, bei den Redaktionen sozialdemokra tischer Blätter, bei den sozialdemokratischen Arbeiter sekretariaten oder auf den Bureaux der Gewcrbegerichte. Die preußische Regierung würde also durch die Ern- richtuny unentgeltlicher Rechtsauskunftsstellen für Min derbemittelte den von der Sozialdemokratie unmittelbar oder mittelbar unterhaltenen Auskunftsstellen eine ge sunde Konkurrenz bereiten. Dies erscheint um so wünschenswerter, je weiter die Kreise sind, mit denen die sozialdemokratische Partei vermittels ihrer Auskunfts stellen Fühlung gewinnt. Sir Alfred Turner über das deutsche Heer. Da- Urteil eines englischen Fachmannes über das deutsche Heer wird im „Militär-Wochenbl." von Major Wernrgk «ttgeteilt. Dieser Fachmann ist der englische Lrtiüeriegeneral SirAlfredTurner, der während der letzten zehn Jahre siebenmal den Herbstübungen in Deutschland beigewohnt hat, also reichlich Gelegenheit erhielt, genaue Beobachtungen zu machen. Die sehr ge- schickte Führung und Verwendung der A r t i l l e r i e be sonders hervorhebend, rühmt General Turner im allge meinen dem deutschenLeutnant nach, daß er schon »ach dreijähriger Dienstzeit als Offizier durchaus im- stände sei, klare, wohldurchdachte und präzise taktische Be- fehle zu geben. Was die Mannschaften anbelangt, so lobt Turner vor allem die Marschleistung der In fanterie; die körperliche Beschaffenheit und das Aussehen der Leute findet er außerordentlich gut, er hat den Ein druck, als ob infolge der Bevölkerungszunahme und der Verbesserung der deutschen Rasse beides in den letzten Jahren noch günstiger geworden sei. Die Schießaus bildung der Infanterie wird gleichfalls von Turner als sehr gut bezeichnet. Die Uniform hält er für äußerst praktisch und einfach, wobei betont wird, daß die Mannschaftsuniform nicht der Gegenstand fortgesetzter Aenderungen und Versuche sei. Die Unteroffiziere nennt Turner einen prächtigen Menschenschlag. Anlage und Durchführung der Manöver findet er überaus vorteilhaft für die Armee. -Sehr bemerkt hat Turner, daß die Erfahrungen des südafrikanischen Krieges die deutsche Taktik nicht nennenswert än derten. Aus dem zusammenfassenden Gesamturteil Turners verdient die Anerkennung hervorgehoben zu werden, „daß für die Verteidigung ihres Vaterlandes oder für die Ausübung eines ausschlaggebenden Einflusses in einem großen europäischen Kriege die deutsche Armee eine so vollkommene Kriegsrüchtigkcit besitzt, wie sie nur durch intensives, lebens langes Studium und durch Fähigkeit auf Seiten der Führer sowie durch strenge und unaufhörliche Arbeit und Pflicht erfüllung auf Seiten der Offiziere und Unteroffiziere hervor gebracht werden kann." Sehr interessant ist mit Rücksicht auf die leidige Waterloo-Hetze englischer Zeitungen auch die fol gende geschichtliche Anspielung des englischen Generals: „Hätte Blücher Halt gemacht, um gegen Grouchy zu fechten, anstatt zu Wellingtons Beistand am 18. Juni vorwärts zu marschieren, so wäre Wasterloo nie mals gewonnen worden. Geradeso war die Lage für Blau an dem einen Manövertage." Gewissen englischen Zeitungen sei die vorstehende Auslassung zur gefälligen Beachtung empfohlen. Der Arbeitsstoff der Parlamente nach der jetzt zu Ende gehenden Osterpause ist ungewöhn lich reichhaltig. Weder im Reichstage, noch im preußischen Abgeordnetenhaus ist der Etat rechtzeitig, d. h. vor dem 1. April, fertig gestellt worden, so daß derselbe erst er ledigt werden muß, bevor man an die zahlreichen anderen Gegenstände herantreten kann. Als dringlich sind für den Reichstagin erster Linie zu bozeichnen die Novelle zur Seemannsordnung, betreffend Ausdehnung der Krankenfürsorge für Seeleute, die nach dem Regierungs entwurf schon am 1. April in Kraft treten sollte, ferner die Vorlagen über Eisenbahnbauten in unseren afrika nischen Kolonien, der neue ServiStarif und das längst erwartete Militärpensionsgesctz, sowie kleinere Vorlagen Es ist begreiflich, wenn die verbündeten Regierungen bei dieser Gestlläftslage nicht daran denken, den Reichstag noch niit der Beratung eines oder mehrerer Handelsver träge zu beschäftigen, wenngleich die Unsicherheit in unseren auswärtigen Handelsbeziehungen von Industrie und Handel schwer empfunden wird. Im preußischen Adgeordnetenhause stehen nach dem demnächst er scheinenden amtlichen Verzeichnis der unerledigten Vor lagen noch aus zur zweiten Beratung des Etats aus dem Kultusetat: Universitäten, Höhere Lehranstalten, Kunst und Wissenschaft, TechnischesUnterricbtswesen, Medizinal wesen: ferner ZentralgcnossenschaftSkassen, Mineral- brunnenfrage, Staatsschuldenverwaltung, Ansiedelunas- konimifsion, Direkte und Indirekte Steuern, Lotterie, Fi nanzministerium, Allgemeine Finanzverwaltung, Kleine Etats, Etatgesetze: sodann die dritte Beratung des ganzen Etats; außerdem liegen 24 Regierungsvorlagen, 43 Ini tiativanträge, 4 Berichte der Wahlprüfungs-Kommission und 4 Kvmmissionsberichte über Petitionen vor. Nordamerika und der Krieg. Aus New Jork schreibt man uns: Der Neutra litätserlaß des Präsidenten Roosevelt hat bisher weder auf die Haltung der öffentlichen Meinung Eindruck ge macht, noch die seit Beginn des Krieges hier vor herrschende Japanschwärmerei irgendwie beeinträchtigt. Mitbestimmend ist hierbei die Tatsache, daß je ein An gehöriger der Milliardärfamilien Morgan und Vander- bilt mit einer Japanerin verheiratet ist und daß die beiden japanischen Damen die Stimmung der nordamerikanischen Finanzkreise bedeutend beeinflussen. Dies ist auch ein Grund für das reiche Erträgnis, welches die bisherigen Geldsammlungcn für Japan erzielt haben. Man sammelt für das Rote Kreuz, für die Witwen und Waisen, sowie für die Frauen und Kinder der im Felde stehenden Ja- paner. Das eingehende Geld wird dem hiesigen japa nischen Generalkonsul übergeben und dieser schickt es an seine Regierung in Tokio. Bisher sollen drei Millionen Dollars (zwölf Millionen Mark) gesammelt worden sein. Ebenso heißt es, daß die japanische Regierung längst eine bindende Zusage der nordamerikanischen Finanzgruppen erhalten habe, wonach sie im Bedarfsfälle in Nordamerika eine Anleihe von mindestens 100 Millionen Dollars auf nehmen könne. — Im direkten Gegensätze zu dieser Hal tung der Vereinigten Staaten siebt die Stimmung in Kanada, wo man nur sehr geringe Sympathien für Japan empfindet. Der Weststaat Kolumbia hält trotz der Einsprüche Japans und trotz aller freundlichen Mah nungen der Londoner Regierung das Einwande rungsverbot gegen die Japaner aufrecht, und der französisch-kanadische Abgeordnete Bourassa hat ein großes Comitö gebildet, welches Sammlungen für das russische Rote Kreuz veranstaltet. Die französisch kanadische Presse steht durchgängig auf Seiten Rußlands; aber auch die englischen Zeitungen sprechen sich vielfach gegen Japan aus. Ganz besonders klagen diese über den von Japan in Nordamerika betriebenen Spionendienst, durch den jede nach Ostasien abgehende Schiffsladung überwacht wird, um alle für Rußland bestimmten Waren abfangen zu können. Rußland muß deshalb auch viele in Kanada gemachten Bestellungen widerrufen, was die kanadischen Handelskreisc sehr verstimmt hat. So zeigt sich auch in dieser Frage der tiefe Gegensatz, der in Wirt- schriftlicher, politischer und nationaler Beziehung zwischen den Vereinigten Staaten und dem kanadischen Nachbar lande besteht. vrutrcber Keich. * Berlin, 7. April. * Entlastung »eS Reichsgerichts. Ueber das Wesen der Reform zur Entlastung des Reichsgerichts herrscht unter den verbündeten Regierungen jetzt vollständige Einigkeit. ES besteht Einverständnis vor allem in der Richtung, daß anders als durch Beschränkung der Betchwerden und Ein schränkung der Revisionen das erstrebte Ziel nicht zu erreichen ist. Der Weg einer Vergrößerung des Personalbestandes des obersten Gerichtshofes des reiches und der Zahl der Senate darf als ungangbar betrachtet werden. Diesen Standpunkt nimmt auch das Reichsgericht selbst ein, und es wird an dieser Tatsache nichts dadurch geändert, wenn hin und wieder ein einzelnes Mitglied des Gerichtshofes eine andere Ansicht zu vertreten scheint. Bevor die Vorlage zur Entlastung deS Reichsgerichts an den Bundesrat gelangt, werden voraus sichtlich noch etwa vierzehn Tage vergehen, da aber voll ständiges Einverständnis in sachlicher Beziehung zwischen den einzelnen Regierungen herrscht, wird die Beratung des Gesetzentwurfs auf irgendwelche Schwierigkeiten im Bundes rat kaum stoßen, so daß der Reichstag etwa in vier Wochen in den Besitz der Vorlage gelangen kann. Diese hat gutem Vernehmen nach die Tendenz, die Entlastung durch eine Erhöhung der RevistonSsumme herbeizusühren, da man daS mündliche Verfahren durch die Parteivertreter auch vor dem höchsten Gerichtshof auf alle Fälle beibehaltrn will. * Aussichten »es Gesetzentwurf« wesen »er kaufmän nischen Arbeit-Gerichte. Wenn kürzlich die Aussichten de» Gesetzentwurfs über die kaufmännischen Schiedsgerichte als sehr wenig günstig bezeichnet wurden, so erklärte sich die» hinlänglich au» der Mißstimmung, welche verschiedene Be schlüsse der Reichstagskommission in BundesratSkrcisen hervor gerufen haben. So beispielsweise der wegen Herabsetzung des wahlfähigen Alter«. Die verbündeten Regierungen werden hier schwerlich zustimmen. Wenn aber erst im Reichstage die Gewißheit zum Durchbruch gekommen ist, daß durch ein HinauSgehen über die Linie, die von den verbündeten Regierungen als die äußerste Grenze der Nachgiebigkeit an gesehen wird, das Zustandekommen der durch Mehrheits beschluß begehrten Vorlage gefährdet ist, nicht nur für jetzt, sondern auf Jahre hinaus, so glaubt man in Bundesrats kreisen dennoch an ein Einlenken des Reichstages und an das schließliche Zustandekommen des Gesetzentwurfs. * Rentenstatiftik. Ueber die von den einzelnen Invaliden ¬ versicherungs-Anstalten während des Jahres 1903 gezahlten Renten und Beitragserstattungen grbt eine vom Reichs-VersicherungSamt aufgestellte Tabelle Aus kunft. Danach wurden von den Anstalten insgesamt N7,7 Millionen Mark gezahlt, wovon 7,4 Millionen Mark auf Beitragserstattungen entfielen. Von den NO,3 Millionen Mark Renten kamen 2,1 Millionen auf Krankenrenten, 21,4 Millionen auf Altersrenten und 86,8 Millionen auf Invalidenrenten. Die letztere Renten art hat mit den Jahren so zugenommen, daß sie in ihrer Bedeutung jetzt schon die Altersrente um das Vierfache übertrifft. Bekanntlich steigern sich die Invalidenrenten zahlungen immerfort noch beträchtlich. Es ist von Inter esse, zu sehen, welche Bezirke hier obenan stehen. Allen übrigen Anstalten voraus ist mit den Jnvalidenrentenzah- lungen Schlesien. Es entfielen im Jahre 1903 auf Schlesien 10,9 Millionen Mark, die Rheinprovinz folgte mit 8,9, Brandenburg mit 5,2, Königreich Sachsen mit 5,1, Hannover mit 5, Ostpreußen mit 4,6, Sachsen-Anhalt mit ebensoviel, Westfalen mit 3,3, Posen mit 2,9, Westpreußen und Baden mit je 2,8, Schleswig-Holstein mit 2,7, Berlin und Pommern mit je 2,6, Oberbayern mit 2,2 Millionen Mark. Auf die übrigen Bezirke entfielen geringere Summen. Bei den Altersrenten steht das Königreich Sachsen mit nahezu 2 Millionen Mark an der Spitze, ihm folgt Schlesien mit I, 9, Brandenburg mit 1,7, Rheinprovinz mit 1,6, Wachsen- Anhalt mit 1,5, Ostpreußen mit 1,1 Millionen Mark. Alle übrigen Anstalten haben je weniger als eine Million Mark für Altersrenten ausgegeben. Was die neueste Rentenart, die Krankenrenten betrifft, so steht auch hier das König reich Sachsen mit 234000 an der Spitze, ihm folgt Berlin mit 202 000 .«e, Württemberg mit 157 000 Rheinprovinz mit 150 000 Schlesien, Westfalen und Hessen-Nassau mit je etwas über 100 000 Auch bei den Beitragserstattungen ist das Königreich Sachsen an der Spitze; ihm folgen Rheinprovinz, Schlesien, Berlin. Bei den Gesamtausgaben für Renten und Beitrags erstattungen haben Schlesien 13,6 Millionen, Rheinprovinz II, 4, Königreich Sachsen 8,2, Brandenburg 7,3, Sachsen- Anhalt 6,6, Hannover 6,5, Ostpreußen 5,9, Württemberg 4,1, Schleswig-Holstein 4, Berlin, Westpreußen, Pommern, Posen, Hessen-Nassau, Baden je zwischen 3 und 4 Millionen Mark, die übrigen weniger, zu verzeichnen gehabt. * Sammlungen für die deutschen Ansiedler in Süd westafrika. Auf den vom Präsidium und Ausschuß der Deutschen Kolonialgesellschaft erlassenen Aufrufe zur Hülfeleistung für die notleidenden deutschen Ansiedler in Südwestafrika sind von den Abteilungen und einzel stehenden Mitgliedern bei der Hauptkasse der Gesellschaft bisher 154 621 in bar eingegangen. Der Einlauf weiterer Beträge ist bereits angekündigt, die Samm lungen werden noch rege fortgesetzt. Außerdem sind aus den Kreisen der Deutschen Kolonialgesellschaft auch Len Sammlungen des Zentralhülfscomitös für die deutschen Ansiedler in Südwestafrika, des deutschen Frauenvereins nir Krankenpflege in den Kolonien und der Landesvereine vom roten Kreuz zum Teil recht erhebliche Beträge zuge- flosscn. * Des Kaisers Mtttelmeerfahrt. Kaiser Wilhelm hat, wie der „Germania" aus Rom von zuverlässiger Seite ge meldet wird, von Neapel aus ein Telegramm an Papst PiuS X. gesandt, in dem er sein Bedauern aus sprach, nicht nach Rom kommen und den Papst begrüßen zu können. Die Mittelmeerreise sei nur - aus Gesund heitsrücksichten von ihm angetreten, und daher müsse er Rom sern bleiben. — In Korfu werden zum Empfange deS Kaisers eifrig Vorbereitungen getroffen. Griechische Kriegs schiffe werden dem Kaiser bis 30 Meilen vor Korfu entgegen fahren und während des Aufenthaltes des deutschen Kaisers bei Korfu verankert bleiben. Der König von Griechenland wird sich mit Familie dieser Tage von Äthe risch Korfu begeben. Ferner geht das Gerücht durch die Blätter, der Kaiser werde seine Reise bi» Abbazia aus- dehnen, um dem König O-kar von Schweden-Norwegen dort einen Besuch abzustattea. — Ja Palermo spielte Mittwoch abend die Kapelle der „Hohenzollern" auf dern Platze vor dem Rathaus« unter großem Andrang und stür mischem Beifall de» Publikum». — Die Protestbewegung gegen die Aufhebung von 8 2 wogt noch immer durch das ganze Reich. Der Evangelische Bund hat in den letzten 4 Monaten um fast SO 000 Mitglieder zugenommen. — Der Meistertitel. Den Meistertitel in Verbindung mir der Bezeichnung eines Handwerke» dürfen nach 8 183 der Ge werbeordnung Handwerker nur daun führen, wenn sie in ihrem Gewerbe die Befugnis zur Anleitung von Lehrlingen erworben und die Meisterprüfung bytanden haben. Es ist nun mehrfach die Beobachtung gemacht worden, daß Personen, die diesen Anforderungen nicht genügt haben, sich gleichwohl zur Führung deS Meistertitels dann für befugt halten, nachdem sie an einem der sogenannten „Meist erkür) e" teilgenommen haben, wie solche von Handwerts kümmern usw. vielfach veranstaltet werden. Diese Auffassung iß natürlich irrtümlich. Die Führung des Meistertitels blttdt auch in diesem Falle eine unbefugte und zieht die Bestrafung auS 8 148 Nr. 9c der Gewerbeordnung (mit Geldstrafe bis zu eiutuudm- undfünfzig Mark und im Unvermögensfallr mit Hast bi» zu vier Wochen) nach sich. * Atel, 6. April. Prinz Heinrich begab sich im Automobil nach Meldorf und besuchte dort das Museum BiSmarckscker Alter- tümer, dann stattete er dem Dichter des „Jörn Uhl", Gustav Frentzen, einen Besuch ab. * vltzenßurg, 6. April. Ueber da» Befinde» des Großherzogs besagt ein ärztlicher Bericht: „Nachdem der Großherzog im besten Wohlsein von der auf ärzt- lichen Rat unternommenen Seereise zurückgekehrt ist, hat die Unter suchung des Herzogs ergeben, daß die seinerzeit in Dresden erreichte Ausgleichung des Klappenfehlers in gleicher Weise besteht. Es iß zu hoffen, daß sie bei zweckmäßiger, nicht überanstrengender Lebens weise eine andauernde sein wird." Der Großherzog reiste in der letzten Nacht in Begleitung seines Flügeladjutanten Majors Arhrn. v. DalwigkS zur Bei setzung des Prinzen Maximilian von Schaumburg-Lippe nach Stuttgart. * Braunschweig, 6. April. Prinzregeut Albrecht hat sich mit kleinem Gefolge von hier nach seinem Schlöffe Erbach am Rhein begeben, von wo aus er nach kurzem Aufenthalte nach Baden-Baden weiterzureisen gedenkt, um dort wie in den Bor- jabren eine mehrwöchige Kur zu gebrauchen. * AuS Elsatz-Loihringen. Die reichsländischen Klerikalen stellen einen Antrag im Landesausschuß in Aussicht, wonach in sämtlichen katholischen Gemeinden, gleichviel, ob sich Pro testanten dauernd bei ihnen aufhalten ober nicht, besondere protestantische KirchhofSabteilunaen eiugerichtel werden müssen, so daß der Fall nicht mehr eintreken kann, daß, wie in Fameck, ein Protestant neben einem Katholiken beerdigt und dadurch der BegräbniSplatz „entweiht" werde! * Aus München wird der „Natlib. Korresp." geschrieben: Der bayerischeJustizmiuister Miltner hat bei seinem kürzlichen Besuch in Berlin aus dem Verkehr mit den maß gebenden Persönlichkeiten die besten Eindrücke mit heim gebracht. Der bayerische Justizminister wollte ursprünglich gleichzeitig mit dem Ministerpräsidenten Graf v. Podewils nach Berlin kommen und sich mit den Spitzen der Refforts der Reichs- und der preußischen Verwaltung bekannt machen. An der Ausführung dieser Absicht ward er durch die Folgen eines kleinen Unfalls verhindert. Er zog sich eme schmerzhafte und langwierige Sehnenverrenkung am Fuße zu. Als er sich wieder im Besitze seiner Kräfte befand, hielten ihn die Kammerverhandlungen in München davon ab, nach Berlin zu kommen. Durch den kürzlichen Besuch konnte Justizminister Miltner endlich nachholen, waS lange in seiner Absicht gelegen hatte. sieer uncl flotte. SchiffSbewegungen. S. M. S. „Hohenzollern", S- M. S. „Friedrich Carl" und S. M. Tpdbt. „Sleipner" sind ,un 5. April in Palermo eingctroffen. S. M. D. „Luchs" gehl am 7. April von Amoy nach Futschau in See. S. M. 2. „Carola" und „Brummer" sind am 5. April von Kiel in Tec gegangen. Poststatton für S. Di. S. „Carola" und S. M. Tpdbt. „L 14" bis auf weiteres Gjenner. GesundheitSvcrhältniffe im deutschen und im französischen Heere. Ein Vergleich der Gesundherts- bezw. Sterblichkeits verhältnisse in der deutschen und in der französischen Äraren fällt ganz entschieden zu Gunsten der ersteren aus. In Frank reich ftarben im Jahre 1901 infolge von Krankheit von 1000 Mannschaften (ausschließlich der Offiziere) 4,47 oder nahezu 200 Prozent mehr als im deutschen Heere, das nur eine Sterb- lichleitsziffcr von 1,5 auf das Tausend hatte. Auch mit der Ucbcrwachung der Mannschaften bei dienstlichen Verrichtungen, bei Verwendung scharfer Munition usw. ist eS in der deutschen Armee besser bestellt, denn die Zahl der auf solche Ursachen zurückzuführendcn Stcrbefälle war um 35 Prozent niedriger als im französischen Heere. Der Gesamtheit der Sterbefalle nach, soweit sie sich unter den aktiven Mannschaften ereigneten, ist in Frankreich die Mortalität um 130 Prozent höher als in ersten Mann, und während ich machen zwei, drei Schritt zu sehen noch besser, schlagen Tür zu und andere Mann plötzlich fort, ich nix wissen wohin, aber es sein gewesen große Mann mit Brille. Mir das sein sehr merkwürdig ; denk'- ich, das sein verdachtvoll. Zuerst ich schleichen und horchen, wo große Mann hin, aber ich nichts entdecken; dann ich denken, cK> nicht besser aufpassen bis Mann aus Haus wiederkommen, und zuletzt ich fassen Entschluß, Herrschaft Sache zu melden. Ich mich machen dazu auf Weg nach Seiteneingang, als auf einmal wieder aufgeht Hau-tür und erste Mann mit Haushälterin heraustreten. Ich hören, wie Mann mit feiner Stimme sagen, Frau nix nicht sollen vergessen, daß dies ein Geschäftskontrakt: er erfüllen seinen Anteil und verlangen seine Bezahlung; worauf Haushälterin sagen, er wiirden schon bekommen seine Geld, sie ihm stehen dafür. Weiter ich sehen und hören nicht-, denn ich mir sagen: „Moses, alter Narr, wa- du hier stehen und horchen, dich nichts angehen das!" und ich wegfchleichen nach Hause. Seitdem ich aber sein mächtig traurig, daß ich nix zu Massa sagen von verdacht- volle Menschen." Und der Alte schüttelte den Kopf, und Tränen rannen über seine gefurchten Wangen. „Don wem erfuhren Sie Herrn Mainwarings Tod?" „Don Kutscher." „Der Kutscher gab ja an, Sie hätten ihm das Vor- gefallene mitgeteilt." „Nein, gute- Herr, Kutscher es mir erzählen. An dem Morgen ich eilig laufen nach Werkzeugfchuppen; noch viel müssen Herrichten für Feier. Als ich kommen vorüber an Stall, junge Herr Walter gerade schnell fortreiten. Kutscher stehen vor Stall, und ich fragen, wohin junge Herr so eilig. Da er sagen, nach Stadt, Massa sein ge mordet." „Wissen Sie, wie lange der junge Mann fortblieb?" „Ich ihn sehen bald zurückkommen, aber gleich wieder fertreiten und dann er ausbleiben bis Mittag." Hiermit endete die Vernehmung des alten Moses. Walter La Grange, der nächste Zeuge, sagte, daß er den größten Teil des dem Mord vorangcganaenen Tages auswärts verlebt hätte, weder beim Frühstück, nocb Mittag zugegen gewesen wäre, und daher nicht wisse, wer an jenem Tage in Schöneiche gewesen war. Er war erst abends gegen bald elf zurückgckchrt und gleich in sein Zrmrner gegangen, ohne sich um die auf der Veranda sitzenden Hausgäste zu kümmern. Am nächsten Morgen war plötzlich seine Mutter zu ihm ins Zimmer gestürzt und hatte ihm sehr aufgeregt erzählt, daß Herr Main- waring in der Nacht einen Selbstmord verübt habe oder ermordet worden sei. „Hat Ihnen Ihre Mutter sonst noch etwas mit geteilt?" „Nein; sie gab mir nur noch einen Auftrag." „Welchen?" „Einen Brief zu besorgen." ,Än wen?" Der Zeuge wurde rot, zögerte und warf einen un- rubigen Blick auf seine Mutter, deren finster gerunzelte Stirn zum ersten Mal an diesem Tage ein Zeichen von Erregung verriet. Endlich platzte er trotzig heraus: „An Herrn Hobson!" „Sie gaben den Brief nur einfach ab?" „Jo." „Danach kamen Sie zurück und ritten auf Befehl Ihrer Mutter noch einmal nach der Stadt?" „I ja." „Sprachen Sie jetzt Herrn Hobson persönlich?" „Ja", klang es mürrisch zurück. „Ihr zweiter Ritt hatte aber noch einen anderen Zweck, nicht wahr?" Die Beharrlichkeit des Coroners und der starre Blick seiner Mutter brachten den jungen Mann gänzlich außer Fassung. Jäh aufwallend rief er: „Wenn Sie doch alles wissen, begreife ich nicht, wozu Sie noch fragen. Mich geht die Geschichte nichts an und ich will nichts mit ihr zu schaffen haben. Wenn Sie mehr darüber hören wollen, wenden Sie sich an meine Mutter!" Auch nach einigen weiteren Fragen gegenüber ver harrte der Zeuge in feinem Trotz. Es war nichts mehr aus ihm herauszubringen. Der Coroner entließ ihn end- lich und rief: „Herr Higgens!" Dieser Name erregte große Ueberrafchung, denn er gebörte der allgemein bekannten Firma eines sehr alten JuwelengeschäfteS an. Der Aufgerufene war jener stattliche Herr, den Herr Whitney tag- zuvor zu der ersten Verhandlung aus der Stadt mitgevracht hatte. „Herr Higgens", sagte der Coroner, „mir ist mit geteilt worden, daß Sie sich erboten baben, eine den Fall berührende Aussage zu machen." „Gewiß ' „Nun wohl, haben Sie den jungen Mann, der soeben sein Zeugnis abgab, kürzlich gesehen?" „Gewiß; ich erinnere mich seines Gesichtes ganz genau." „Sie waren mit dem verstorbenen Herrn Hugh Main- waring bekannt?" „Seit langer Zeit." „Kannten Sic auch die alten Mainwaring-Juwelen, die jetzt vermißt werden?" Der junge La Grange wurde unruhig, und seine Mutter erbleichte, als der Zeuge antwortete: „Sehr gut, denn ich habe sie stets in Verwahrung ge habt, wenn Herr Mainwaring verreiste. Ich besitze auch ein vollständiges Verzeichnis der Stücke nebst einer ge- nauen Beschreibung." „Das ist von wesentlicher Bedeutung. Nun bitte, Herr Zeuge, wollen Sie angeben, wann und bei welcher Gelegenheit Sie den jungen La Grange sahen." „Ich befand mich gestern vormittag in meinem Kontor, als mein Geschäftsführer eintrat und mich bat, in den Laden zu kommen, um mir einen ihm verdächtig erscheinenden jungen Menschen anzusehen, der einige außergewöhnliche Schmuckstücke von hohem Wert zum Verkaufe anbiete. Ich ging sofort und fand den jungen Mann, der soeben hier vernommen wurde. Er legte mir ein Etui mit einer prachtvollen Diamantbrosche und ein anderes Etui mit einem kostbaren Halsband von Dia manten und Perlen zur Prüfung vor. Beide Gegen stände erkannte ich augenblicklich als Stücke des alten Mainwaring-Schmuckes! Fast unmittelbar vorher war mir die Nachricht von oer Ermordung Herrn Main warings zugekommen: von dem Raub der Juwelen wußte ich noch nichts. Unwillkürlich jedoch brachte ich das Angebot mit dem Mord in Beziehung und faßte Argwohn. Ich fragte deshalb den jungen Mann ein gehend aus, und er gab an. in Schöneiche zu Hause zu sein, woselbst seine Mutter, eine entfernte Verwandte Herrn Mainwarings, lebe. Diese wolle die Schmuck gegenstände verkaufen, weil sie augenblicklich einer größeren Summe baren Geldes bedürfe. DaS klang alles so glaubwürdig, daß ich meinen Verdacht für un gerechtfertigt hielt, jedoch lehnte ich den Kauf ab und beauftragte auf der Stelle einen unserer Privatdetektivs, der auffälligen Sache nachzuspüren. So erfuhr ich schon nach kaum einer Stunde, daß der junge Mann die Juwelen einem Pfandleiher für etwa ein Viertel ihre- Wcrtes verkauft hatte. Ungefähr eine halbe Stunde später hörte ich dann von dem Raub, und da ich wußte, daß Herr Whitney sich hier in Schöneiche befand, teilte ich ihm sogleich den Vorgang telephonisch mit. Er kam unverwcilt in die Stadt, und wir gingen zu dem Pfand leiher, wo auch er Brosche und Halsband auf den ersten Blick erkannte." Der Zeuge hielt einen Augenblick inne, zog zwei Etuis aus feiner Brusttasche und sprach, indem er beide Stücke dem Coroner überreichte, weiter: „Dies sind die von dem jungen Mann verkauften Juwelen. Ich habe niir diese auf kurze Zeit von dem Pfandleiher geliehen und auch eine Kopie des in meinen Händen befindlichen Verzeichnisses mitgebracht. Ein Ver gleich wird Ihnen zeigen, daß beide Stücke mit der in dem Verzeichnis enthaltenen Beschreibung genau über- cinstimmen." Der Coroner verglich hiernach aufmerksam und sagte dann: „Sie haben recht; es unterliegt keinem Zweiftl, die Stücke sind die in Jhreni Verzeichnis beschriebenen, und wie ich sehe, haben Sie ihren Wert mit siebentausend Dollars bezeichnet." „Ja; das ist eine mäßige Schätzung: wären die Preise der anderen Gegenstände ebenfalls vermerkt, so würden Sie finden, daß mit Ausnahme einiger Kleinig keiten diese Schmuckstücke den geringsten Wert in der ganzen Sammlung besitzen. Weiteres habe ich in der Sache nicht anzuführen." „To danke ich Ihnen, Herr Higgens, und bitte Frau La Grange." Diese schritt in ihrer gewohnten stolzen Haltung vor, und der Coroner sagte: „Sie haben die soeben erfolgte Aussage gehört; was haben Sie darauf zu erwidern?" „Nur einfach das", entgegnete sie mit hochmütiger Miene, „daß Sie die Geschichte dieser Juwelen auch von mir hätten hören können, und Herr HiggenS, sowie Herr Whitney alsdann der Mühe überhoben gewesen wären, vor aller Welt die Geldverlegenheit zu veröffentlichen, in die ich infolge der eingetretenen Umstände und meiner falschen Stellung hier geraten bin. Ich würde gar keine Veranlassung gehabt haben, ein Hehl daraus zu machen daß der Schmuck der alten Mainwaring-Sammlung an- gehört hatte, bi» mein Mann ihn mir schenkte." (Fortsetzung folgt.)
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