01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.04.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-30
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040430010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904043001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904043001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-04
- Tag1904-04-30
- Monat1904-04
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MWMWM W BezugS-PreiS i« der Haupterprpitio« oder durn AuSgabe- pelle« avgeholt: vietteljährlich S.—, bet zwetmallger täglicher Zastell»»a t«» Ha«S 3.7k. Durch dte Post bezogen für Deutsch laub u. Oesterreich vierteljährlich 4.50, für dte übrigen Länder laut ZeitvngtpreiSltste. Nedaktt»»: JobanniSaaff« 8. Sprechstunde: 5—8 Udr Nach». Fernsprecher: 15S. GrtzedtttH«: Johan«iSgaffe 8. Fernsprecher: 223. FUtalerpeptttoe«: Alfred tzah n, Buchhaudlg., Universititsstr.3 (Fernspr. Nr. 4046), L. Lösch», Katharinen straß« 14 (Fernsprecher Nr. 2SSÜ) u. KdntgS- platz 7 < Fernsprecher Nr. 7505). Haupt-Filiale DreStzeu: Marienstraße34 (Fernsprecher Amt I Nr. 171S). Haupt^tltale vertt«: LarlDuncker, Herzal.Bayr.tzofbuchdandla.. Lützowstraße lOsFernsprecherLmtVl Nr.460S.) Morgen-Airsgabe. MpMrTagMaü Anzeiger. Amtsblatt des königlichen Land- «ud des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Aales und des Aolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Nr. 218. Sonnabend den 30. April 1904. Anzeigen-Preis die Sgespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Redaktiou-strich (»gespalten) 7b >4, »ach den Aamilieunach- rtchte» <6 gespalten) KO Tabellarischer uud Ziffer usatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisung«, und Osserteuanuahme Sb Extra-Vellage« (gefalzt), nur mit der Morgea-Ausgabe, ohne Poftdeftzrderung ^4 W.—, mit Postbefvrdermig 70.—. L««atz»eschluß für Anzeige«. Abend-Ausgabe: vormtttag» 10 Uhr. Morgen-AaSgabe: nachmitürg» 4 Uhr. Anzeige« find stet« a« di« Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abeud» 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Palz in Leipzig (Inh. vr. R. L W. Kltukhardt). S8. Jahrgang. Var wichtigste vom rage. * König Georg wird sich wegen Unwohlsein» heute bei der Eröffnung der Dre-dner Kunstausstellung durch den Kronprinzen vertreten lasten. *Die Deputation der Zweiten sächsischen Kammer hat ihren Bericht über die Gemerndesteuer-Resorm- Vorlage erstattet und schlägt verschiedene Aenderungen darin vor. * Al» Stabschef für den voraussichtlich nach Süd westafrika hinausgehenden Generalleutnant Frbrn. v. Gahl wird Oberst Wyneken genannt. Beide waren zusammen in Ostasien. * Prinz Ludwig von Bayern ist zur Taufe des Kreuzers „München" nach Bremen abgereist. * In Dortmund haben am Freitag die amtlichen Ver ¬ handlungen begonnen über Untersuchung der durch Verkauf verschiedener Zechen im Ruhrgebiet geschaffenen Ver hältnisse. * Die Verhängung des Belagerungszustandes über Warschau. Lodz und andere Großstädte au» Anlaß der Agitation für die Maifeier wird als bevorstehend bezeichnet. * An der Mündung deS Ialu hat ei» Kampf zwischen japanischen Schiffen und russischen Landtruppen stattgefunden. Ott ststmgerchschte Oer Menschen. Bon der Naturgeschichte halte ich ungemein viel, weil ich wenig von ihr verstehe. Aber ich muß sie doch ernstlich tadeln: ihre Einteilung der wichtigsten Planetenbewohner gefällt mir nicht: st« ist entsetzlich oberflächlich. Zu der Feststellung der Tatsache, daß es schwarze und weiße und gelbe Menschen gibt, braucht mau sie nicht — viel wichtiger wäre e», sichere Zeichen zu habe», au denen man die innere Natur des Menschen erkennen könnte. Da» kann gar nicht so schwer sein, denn eS gibt nach meinen langjährigen, sorg fältigen Beobachtungen nur zwei Klaffen: Die anorganischen Menschen und die anderen. Welche der beiden Arten zahlreicher ist, weiß man auch noch nicht. Nur ein ist gewiß: ihre gleichmäßige Verteilung durch alle sozialen Schichten. Irgendwo taucht ein Gerücht auf. Es geht um, man raunt, man wispert, man munkelt, an Stamm- und Kaffee tischen erzählt man e«: Wissen Sie schon? Natürlich weiß man. Nach drei Tagen ist die ganze Stadt voll davon. DaS Gerücht kommt in die Presse und die Presse ins Gericht. Es fühlt sich nämlich jemand durch das Gerücht beleidigt. Der „Verantwortliche" beruft sich darauf, daß die „Existenz" de- Gerücht« doch nicht bestritten werden könne, und tritt den Wahrheitsbeweis für diese Behauptung dadurch an, daß er auf den grünen Tisch einen Spatzen setzt, der sich aber weigert, das Gerücht zu pfeifen; erstens, weil er auf einem Tisch sitzt, denn er pfeift nur von Dächern, und außerdem ist ihm die Geschichte zu fad und zu abgepfiffen. Der Wahrheitsbeweis wird als mißlungen erachtet und der „verantwortliche" Verbrecher wird verurteilt, wobei al» straf verschärfend erkannt wird, daß der Mann sich in verstockter Weise weigert, den Urheber des Gerücht» zu nennen. Denn den will man haben. Daß eS einen Urheber gar nicht gibt, daß eigentlich die ganze Stadt auf die Anklagebank gehört, hilft dem Delin quenten nichts. Er wird ein Opfer der naturgemäß andere» Auffassung der Anorganischen von demselben Vorgänge. Nach ihrer Meinung hat sich nämlich eine» NachmitttagS 3 Uhr 25 Min. jemand, der groß« Unbekannte, hin gesetzt und gesagt: Jetzt will ich mal ein Gerücht verbreiten, das den oder jenen ärgert, beleidigt und schädigt. Darauf hat er das mit Fleiß kolportiert und natürlich auch dem Redakteur gesagt. Dieser hat sich die Hände gerieben, die Geschichte aus purer Bosheit ab gedruckt und erhält seine gerechte Strafe. DaS ist schließlich nicht» Neue-; zur Sühne ein ganz frisches Beispiel vom Lebe» und Wirken de» anorganischen Menschen. In der Nr. 49 deS „Militär-WochenblatteS" kann man, nicht ohne Rührung, lesen: „Deutschland. ES ist bei dem Verein inaktiver Offi ziere der deutschen Armee und Marine angeregt worden, den falschen Anschauungen, welche in nicht urteil-kräftigen Kreisen der Bevölkerung durch die in jüngster Zeit erschienenen Militär- romaur entstanden sind, durch der Wirklichkeit entsprechende Schilderungen aus dem Offizierleben entgegenzuwtrken. Die zur Aufklärung uud Richtigstellung bisher veröffentlichten Schriften haben ihre- mehr abstrakten Inhalt» wegen den gewünschten Erfolg nicht gehabt. Ein solcher dürfte jedoch durch Erzählung kurzer, selbsterlebter Begebenheiten au» dem Leben der Offiziere und deren Famtltt« erreicht werden. Diese mit dem Name« de» Verfassers zu versehenden Erzählungen sollen ge sammelt und dem Publikum i» Buchform zugänglich gemacht werden. An alle Offiziere, mögen sie aktiv oder inaktiv sein oder dem Beurlaubt«ustcmde angehüren, desgleichen an alle Freunde der Arm«« richtet der Verein Häher dte Bitte, ihm Schil derungen mit der angeführte« Tendenz zu übersenden und damit das Unternehmen, welches ganz zweifellos in dem Interesse der Armee liegen dürfte, zu fördern. Der Vor stand des Verein» muß sich Vorbehalten, daS hoffentlich in Füll« eingehende Material zu sichten. Sendungen werden unter der Adresse . . . erbeten." Die Geschichte von der Entdeckung Amerikas ist ja all gemein bekannt. Ein Mann, Namens CoiumbuS, hatte vom König von Spanien den Auftrag erhalten, Amerika zu ent decken. Dieses tat er denn auch und Amerika war entdeckt. Heil dem König von Spanien! Diese gut verbürgte Tatsache au» dem Ende de» Mittelalters hat sich eine Doublette ge fallen lasten müssen. Ja Preußen wollte mau der Kunst, deren Hin- und Hertappen man nicht mehr mit an sehen konnte, die rechten Wege weisen, und der Erfolg gab den Wegweisern vollständig recht: Man hat erreicht, was man wollte, man hat jetzt eine spezifisch preußische Kunst, die nicht mehr unbeachtet bleiben, überhaupt leider nicht mehr tot gemacht werden kann. Gute Beispiele verbessern schlechte Sitten. Nun will der Verein inaktiver Offiziere endlich der Literatur auf die Beine helfen. Es war hohe Zeit. Bon Bilse und Baudissin ganz zu schweigen, wa« haben wir denn für gute Militärdichter? Lessing mag noch gehen mit seiner Soldatenbraut Minna, aber dann Schiller! Seine wüsten Schilderungen des Soldatenleben« im Lager de« durchlauchtigsten Herzog» von Mecklenburg und Friedland müssen ja im Volke total falsche Vorstellungen erwecken. Und die neueren sogenannten Dichter taugen alle nicht«. Selbst auf den Geh. LegationSrat v. Wildenbruch ist kein Verlaß. Also müssen wir die Sache mal selbst in die Hand nehmen. Nun drauf los! Blücher hielt zwar von den Federfuchsern nicht gar viel, aber ein Soldat muß alles können, wozu er kommandiert wird, und darf sich auch der unangenehmsten Arbeit nicht scheuen. So wird auch die sonst etwa» anrüchige sogenannte Schreibkunst so zusagen entbrandmarkt, wenn sie zu hohem Zwecke betrieben wird, denn der Zweck heiligt bekanntlich da- Mittel. E» ist besonder» erfreulich melden zu können, daß bereit« ein Vorbild edelster Tendenzschriftstellerei existiert: in der „Woche". Da schildert zur Zeit ein Mann, dessen Namen ich nicht nennen will, um seine Bescheidenheit zu schonen, in den glühendsten Farben die aufreibende Arbeit in der preußischen Kriegs akademie: Man sieht den Schweiß von den Wänden herunterlaufe», einer kriegt da« heulende Elend, und die übrigen fallen nur deshalb nicht drum herum, weil sie die berühmten Knochen von Elfenbein, Muskeln von Eisen und Nerven von Stahldraht haben. Großartig! Wer nun noch nicht von der Unübertrefflichkeit unserer Armee überzeugt ist, verdient vier Wochen strengen Arrest. Aber ich habe es immer gesagt: Die Kunst kann man nicht lernen. Wer also nichts gelernt hat, kann Künstler werden. Und die« ist ein Beitrag zur Naturgeschichte des Menschen. 8. ver -Mrtanä <ler Herero. Lin Notschrei. Dem Reichstage ist am Freitag folgendes Telegramm zu gegangen: Die versammelten Ansiedler auf Swakopmund, Karibik, Oka- handja, Ontjo und Windhoek richten an den hohen Reichstag die einstimmige Bitte, bei der dritten Lesung deS Ergänzungsetats die Entschädigungsvorlage der Reichsregierung ohne Einschränkung an zunehmen, oder die dritte Lesung bis zu dem Ende Mai bevor- stehenden Eintreffen einer Abordnung von Ansiedlern zu vertagen. Mit Darlehen für unverschuldete Verluste ist den noch mit schweren Verpflichtungen kämpfenden Ansiedlern nicht geholfen. Im Auftrage: Farmer Erdmann. Neue Verstärkungen. Zu den Gerüchten über bevorstehende neue Maßregeln für «südwestasrika hört die „Nat.-Zttz." an unterrichteter Stelle, daß bi» jetzt eine Entscheidung weder in der Frage der HinauSseudung neuer Verstärkungen, noch über einen Wechsel im Oberkommando ge troffen worden ist. Daß der Reichskanzler in seinem Bor trage beim Kaiser diese Fragen zur Sprach« bringen wird, kann man auch ohne besondere Iaformation vorauüsetzen. Andererseits verlautet, daß auch noch Meldungen aus Süd- wcstafrika selbst erwartet werden, die für die Entscheidung dieser Fragen in Betracht kommen. Sicherlich wird der Reichskanzler, unter voller Uebernahme der Verantwortung, auch ferner an dem bisher von ihm eingenommenen Stand punkt festhalten, unbedingt für die Bewilligung dessen ein zutreten, was an Ort und Stelle für notwendig erachtet wird. Die Lag« im Bezirk Seba-i» wird in der neuesten, hier vorliegenden Nummer der „Deutsch-Südwestafrikanischen Zeitung" wie folgt ge- geschildert: „Dank der Möglichkeit und der Ausführung rechtzeitiger Warnungen ist der Verlust an Menschenleben bei Beginn -es Aufstandes im Distrikt Gobabis glück licherweise geringer gewesen, als man draußen vielfach gefürchtet hat. Ermordet sind im Distrikt GobabiS: die Farmer und Händler Hübner, Gräfe, Schauwecker, Ko- scherowsky; die Soldaten Unteroffizier Gaß zu Witvley und Gefreiter Nordbruch in Oas; die Boeren Botha und van Heerden, die mit Fracht unterwegs waren. Don dem Vieh, das bei Beginn des Aufstandes außerhalb deS Platzes Gobabis sich befand, ist gerettet wesentlich nur das der katholischen Mission zu Epukiro und das dem Farmer Wellstein (bei Ovikokorero gefallen) gehörige. Als die Herero von Go babis abzogen, waren dort an Vieh rund 600 Stück Groß vieh und 1200 Stück Kleinvieh. Alles übrige Vieh aus dem Bezirk ist durch die Herero geraubt. Bei der am Ende des Berichtsjahrs 1902/03 vorgenommenen amt lichen Viehzählung war der Viehbestand im Distrikt Go babis festgestellt worden auf: Rinder 6638, Kleinvieh 1b 285, Pferde 77. An Farmen waren im Distrikt Go babis in Bewirtschaftung genommen die folgenden: Makam (Bes. Roloff), Zachas (Bef. Balzer), Guicus (Bes. Schröder), Okovitombe (Bes. Ohlsen), die Farmen Lange, Schwalm, Abraham und Müller (Viehposten), Hampel, Goldbeck, Hübner (Bes. ermordet), Schülein (Ans. Schauwecker ermordet), Gräfe (Bes. ermordet), Ovingi (Bes. v. NathusiuS), Kanduwe (Bes. Schramm), Otjunda (Bes. Wellstein, bei Owikokorero gefallen), Okatambaka (Bes. Spatz), Okafüva (Bes. Wewer), Kau- kurus (Siedlungsgesellschaft, Verwalter Els vermißt). Die Einrichtung dieser sämtlichen achtzehn Plätze ist zer stört." »limatisch. Verhältnisse im Aufstandsgebiet. Anläßlich der bedauerlichen Nachrichten über den un günstigen Gesundheitszustand der Kolonne Glasenapp dürften einige Mitteilungen von Interesse sein, die der „Schles. Ztg." über die klimatischen Verhältnisse im Auf- standsgebiete gemacht werden. Dem Blatte wird ge schrieben: „Der Winter umfaßt die Monate Mai bis Oktober. In dieser Zeit ist der Himmel fast stets wolkenlos, das Queck silber steigt von morgens bis etwa um 2 Uhr mittags und fällt dann regelmäßig ab, bis es vor Sonnenaufgang nicht selten unter den Gefrierpunkt sinkt. Anderseits erreicht die Mittags temperatur meist 15 Grad Celsius im Schatten. Die starken Nachtfröste sind den Pflanzungen oft schädlich, doch fehlt es an genauen Angaben, da überhaupt noch sehr wenige meteoro logische Beobachtungen existieren. Im Juli aber werden die Feuilleton. Kunst. Leipziger Aunstverein. Die Karlsruher Kunstgenoffenschaft. Eins ist sehr erfreulich an dieser Ausstellurw — der Einfluß der modernen Kunst, der selbst bei den bis vor kurzem hartnäckigen Vertretern der älteren Schule, bei Keller und Kanoldt nicht zu verkennen ist. Alle Pro bleme, die die Anhänger der neuen Kunst so mächtig be wegten, haben auch bei ihnen Eingang gefunden und er scheinen in individuellen Umwertungen in ihren Werken. Allerdings ist diese Freude keine ungetrübte. Ferdi- nand Keller ist dabei ganz zum Nachahmer Böcklin- scher Kunst geworden. „Das unheimliche Schloß" und die „Quellennymphe" haben ihre Vorbilder in den Wer- ken romantisch-dramatischer und naturmystischer Art des großen Baseler Meisters. Auch in der Farbe hat er seine Selbständigkeit aufgegeben ohne uns Böcklin zu er- setzen, und doch hätte er gerade nach Seiten des Kolorits am ehesten seine Eigenart wahren müssen; frühere Werke zeigen, daß er die Kraft dazu besitzt. Für Edmund Kanoldt gilt ungefähr dasselbe. Auch er lehnt an Böcklin, hat sich aber mit seinem „Eypressenhain" ganz nach Seiten der heroischen Landschaft seines für ihn un- erreichbaren Lehrers Preller geschlagen. In Bildern aber, wie die „Schwarzwaldmühle" und einem Teil all dem Garten der „Villa d'Este" in Tivoli, erreicht er meisterhafte Wirkungen an Licht und Farben und be weist, daß er unter Umständen ein feiner selbständiger Kolorist sein kann. Karl Hollmann wandelt ganz in den Spuren Böcklins. Seine ideale Landschaft mit der reitenden „Aventiure" erinnert sofort an das „Schweigen im Walde" und andere au» dieser Stim- mung geborene Böcklinfche Werke. Aber wenn auch der Eindruck dieses Bildes ein guter, und wenn Hollmann hinsichtlich der Farbe hier auch viel glücklicher ist als Keller, so wird man eben doch da» Verlangen nicht lo», anstatt der Kopien die ideellen Originale zu sehen. — Dem Schaffen der Karlsruher Kunstgenoffenschaft geht der einheitliche Zug ab, wie er zum Bet- spiü bei den Dachauern oder den WorpSwedern zu konstatieren ist. Das ist an sich kein Fehler. Die Interessen gehen eben auseinander. Neben den An hängern der neuidealistischen Muse ist eine zweite Gruppe zu erwähnen, der es nach dem Vorbilde der Scarbizoner und jüngerer deutscher Maler auf die stille Größe der Natur ankommt. Und sie geben bald wie Max Frey in seinem stimmungsvollen Aquarell „Ein sonniger Tag" durch einen hoch gefetzten Horizont eine außerordentliche Tiefe der Landschaft, oder durch den tief eingestellten Horizont die Schwere eines unendlichen Himmels, wie es der schon genannte Karl Hollmann in seinem „Abend" getan hat. Hier wären denn noch zu erwähnen die „Ein samen Birken" von Franz Wallifchek und die „Pappelallee" von Wilhelm Nagel. Zwei Werke, die in der Farbe und in der landschaftlichen Tiefe einen gleich vorteilhaften Eindruck machen. Das „Herbstgold" von A. Köster hat seine Vorzüge nach Seiten der räum- lichen Tiefenwirkung, ist aber in der Farbe etwas bunt, etwas zu bunt. Weit vornehmer wirkt da sein Nachbar zur Rechten, das kleinere Bild „Herbstsonne" von Joseph Thomann mit seinen feinen Schatten und Lichtern. Es ist sehr reich an Farbtönen, und doch nicht bunt, es ist in der Farbe weich, ohne weichlich zu sein. Der stilisierte Hochwald von Paul Segista ist zwar groß empfunden und auch interessant hmgesetzt, mutet aber in der Eintönigkeit der Stilisierung doch nur wie ein perspektivisches Experiment an. HermannGöhler hat ein in der Farbe recht eigenes Damenporträt in der Landschaft ausgestellt; Caspar Ritters großer weiblicher Akt ist sauber gemalt, läßt aber kalt, trotz des koloristischen Kontrastes oder vielleicht gerade infolge da von. Weit ansprechender ist fein in violetten und brau- nen Tönen verschiedener Abstufungen gehaltenes „Damenporträt", in dem von der Süßlichkeit, die feine früheren Werke zeigten, nichts mehr zu merken ist. Von Hermann Juncker sind zwei „Arbeitspferde" da, von denen besonders der unter Oberlicht stehende Rot- braune an der Krippe eine tüchtige malerische Leistung be- deutet. Vr. Dnckvig VVodvr. Wirschaft. kr. Der Verein für itffeiUltche Gesuntztzettspfieae wird sein« diesjährige (SS.) Bersammlung am 14. bi» 17. September in Danzig abhalt«« und durch Vorträge b«zw. Restrat« bchandeln: „Die Ruhr und iüre Bekämpfung", „Die Kältetechnik im Dienste der öffentlichen Gesundheitspflege", „Die hygienischen Anforderungen an zentrale Heizanlagen", „Die Ausbildung und Organisation des KrankenpflegerpersonalS" und „Die städtischen Kläranlagen und ihre Rückstände". ch Englische und französische Gerichte. Aus Paris wird geschrieben: Ein hiesiger Anwalt, Louis Riviere, widmet dem Gerichtswesen Englands eine größere Arbeit und zieht Vergleiche mit französischen Verhältnissen. Die englischen Richter beziehen hohe Gehälter, der Lordkanzler 250 000 Fr., jeder der Lordrichter des höchsten Gerichtshofes 150 000. Beim Appellhof erhalten der Lordobcrrichter 150 000, jeder Richter 125 000 Fr., beim Smatsoeriäsishof der Lordoberricbter (Vor sitzender der Königsbank) 200 000, die Lordrichter 125 000 Fr., die Richter der Grafsclmft, der Londoner Stadtgerichte 37 üoO, die Polizei- (Straf-) Richter zu London ebenso viel. Die Mitglieder des höchsten Gerichtshofes haben Recht auf 75 000 Franken Ruhegehalt nach fünfzehnjähriger Tätigkeit. Tie Friedensrichter und anderen Mitglieder der niederen Gerichte bekleiden ein Ehrenamt ohne Gehalt. Jedoch genügen 60 Richter der höchsten Gerichtshöfe für die 500 Grwschatts- gerichte. Die englische Rechtspflege beruht bekanntlich auf Herkommen, Gewohnheitsrecht, läßt dem persönlichen Ermessen und Verfahren des Richters den weitesten Spielraum. Es wird -aber meist überflüssig, den Entscheid genau auf gesetzliche Bestimmungen zuzuschneiden. Nicht der Buchstabe, sondern der Geist des Gesetzes, der Gerechtigkeit, belebt das englische Ge richtswesen. Dcwegen beruht in Frankreich alle Rechtspflege, Gesetz wie Verfahren, aus einem Wust widersprechender vapicr- ner Bestimmung, die gegen einander gekehrt werden können, denn kein Mensch ist imstande, zu wissen, welche der mehr als eine Million betragenden Gesetzesbestimmungen, die seit einem Jahrhundert erlassen wurden, noch gültig ist. Frankreich zählt 375 Bezirks- und 89 Schwurgerichte, 23 Appellhöfe, den Kassationshof, zusammen über 2500 Richter, ohne die 2500 Friedensrichter. Der Vorsitzende des Apvellhofes erhält 50 000 Fr., die Oberstaatsanwälte bei diesem Gerichtshof etwas weniger, die Mitglieder 15 000 Fr.; die Vorsitzenden der Appellhöfe erhalten 20 000, die ichrigen Richter bis herab zu 5000 Fr., die Friedensrichter 1800 bi» 4000 Fr. Die Friedens richter sind eigentlich die wichtigsten Richter in Frankreich. Sie können, durch Schlichtung, die wichtigsten Fälle erledigen, schwere Strafen und lange Prozesse abwenden und haben überdies alle Bormundschaftssachen und alle Vermögend teilungen ustv. in der Hand. Der VI. Internationale Z<»l»,e«kan,rest wird, wir uns ein Privattelegramm meldet, vom 14. bi« IS. August dieses Jahres in Bern «oter dem Präsidium von tz«rrn Professor Studer lVer«) abgehalten wekden. Man rechnet auf 800 Teil- nehmer. Unter den Autoritäten, die sich für Vorträge in den all- gemeinen Sitzungen an gemeldet baden, neune« wir Han» Freiherr» do« Berlepsch (Caffey Prof«ffor Blauchard (Paris), Professor Ehu« (Leipzig), Professor Ern«ry (Bologna), Professor Lirard (Paris), vr. Hoek (Kopenhagen), Professor OSboru (New Kork) Professor Sarasin (Basel), Professor Salensky (St. Petersburg)- A-nfttalendcr für Leipzig. Theener Leipziger Ltadttheawr. Im Neuen Theater nimmt heute der Shakespeare-Cyklus mit „Macbeth" seinen Anfang. Die zu Sonntag angesetzte Aufführung von „Götterdämmerung" kann infolge Heiserkeit der Frau Doenges nicht statlfinden: es geht daher „Die Afrikanerin" in Scene. — Am Alten Theater wird heute Otto Find- eiscnS Operette „Der Sühneprinz" wiederholt. Mor gen erscheint nachmittags 3 Uhr bei ermäßigten Prei- s e n das erfolgreiche Schauspiel „Alt-Heidelberg" und abends k-8 Uhr die in ihrer Neueinstudierung mit so großem Beifall aufgenommene Operette „Don Cesar" von R. Dcllinger. — Die erste Aufführung von Siegfried Wagners neu einstudierter Oper „DerBären Häuter" ist nunmehr für nächsten Mittwoch angefetzt, nachdem Herr Kunze so weit hergeftellt ist, daß auf seine Mitwirkung gerechnet werden kann. Leipziger Schauspielhaus. Sonnabend findet die erste Auf führung von „Die Notbrücke" mit Käthe Franck- Witt in der Rolle der Jacqueline statt. Wiederholungen dieses Stückes finden statt am Sonntag, D-ien-tag und Donners tag. Bei halben Preisen wird Sonntag nachmittag der be liebte Schwank „Der Hochtourist" gegeben. Um Miß. Verständnissen vorzubeugen, sei besonder» vavauf hingewiescn, daß diese Vorstellung keine BereinSvorstellung ist, also ein Billettverkauf wie gewöhnlich stattfindct. Am Mitt woch tritt Käthe Franck-Witt in der Tttelrollc in dem gleich, namigcn Stück „Ehprienne" und in der Rolle der Edith« in „Militärfromm" auf. AIS volkstümliche Vor stellung zu halben Preisen und außer Abonnement wird am Montag Halbes Drama „Der Strom" gegeben. Da» an diesem Tage ausfallende Abonnement ist f«r Dienstag an gesetzt. Für Freitag ist das Repertoire noch unbestimmt. Sonnabend gelangt zum Benefiz des OberregiffeurS Arthur Eggeling das Lustspiel „Die berühmte Frau" mit Herrn Eggeling in der Rolle de» Baron« Römer-Saarftein zur Aufführung. Sonntag wird das Stück zum ersten Male wiederholt. Vorbestellungen zu dew am 10. Mai beginnenden bei bedeutend ermäßigten Preisen stattfindenden Klassiker- LbkluS sowie zu dem Abonnement, für welches halb« Preise gelten, werden an der Kaffe bereit» jetzt entgegengenommn. Aeatraltheater. Heute, Sonnabend den 30. April, findet die erste Aufführung der Novität „Der Dreikampf'. einer Burleske au« dem Eheleben in drei Vorgängen von Richard Man», mit I-saf <R1a»tz1«1r» 1» Vr. E. Horst statt.
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