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02-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 15.07.1922
- Titel
- 02-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1922-07-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19220715028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1922071502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1922071502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1922
- Monat1922-07
- Tag1922-07-15
- Monat1922-07
- Jahr1922
- Titel
- 02-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 15.07.1922
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verlliches und SSchstsches. Erhöhung -es Drolpretse». Rach der Meldung einer hiesigen Zeitung hat der Ge» Meindeverband Dresden und Umgebung gestern beschlossen, Ad 18. Juli den Preis für bas IS 00-Gramm- jvrot von >5.2 0 Mk. auf 16^i0 Mk. zu erhöhen. Sine Bestätigung dieser Nachricht durch die zuständigen Stellen war noch nicht zu erlangen In einer vorher- «gangeuen vorberatenden Sitzung mit Interessenten aus de» beteiligten Kreisen ist dieser Plan genannt worben. Da» Verbot der vichlbllberreklame auf Sffen!« Uchen Slnl-eu und Platze« bleibl beflehe«. Da» Polizeipräsidium, Abteilung k, macht «nter dem 11. Juli bekannt: Nachdem die Bekanntmachung beS stellvertretenden Reichskanzlers vom 11. Dezember 1610, betreffend die Er sparnis von Brennstoffen und Beleuchtung-Mitteln, mit Ablauf des Sä. Juni 1S22 ausser Kraft gesetzt worden ist, wird die Bekanntmachung de- Polizeipräsidiums vom 22. August 1921, Lichtbilderreklame betreffend, hiermit auf gehoben und eS tritt nunmehr die nachstehende Bestimmung wieder in Kraft: Das Ein st eilen der Lichtbilderreklame auf Fahrbahnen der hiesigen Stadt wirb aus ver. kehrspolizeilichen Gründen verboten. Zu widerhandlungen werden auf Grund von Paragraphen 165, ISS der Berkchrsordnung für die Stadt Dresden vom 12. September 1611 mit Geldstrafe bis zu MN Mk. oder mit Haft bis zu 11 Tagen bestraft. Die Fremdenhofbesiher und Gastwirte gegen die Ausschreitungen. Der Verein der Hotelbesitzer und die Bereinigung der Hotel-, Gast- und Schankwirte-Vereine, sowie der Kaffee hausbesitzer von Dresden und Umgegend haben in ihrer Versammlung am ü. Juli folgende Entschließung ge faßt: „Die genannten Vereine sehen sich veranlaßt, die Staats- regierunch den Landtag, die städtischen Behörden, wie die gesamte Ocsfentlichkeit auf die Schäden und Folgen hinzu- weiseu, die der Dresdner Hotel-Industrie und dem Frem denverkehr durch Demonstrationen und Umzüge zuaesügt werden. Die Tatsache, daß nicht nur einzelne Inhaber von Hotels. Restaurationen und Kaffees, sondern auch die Frem den von Personen bedroht werden dürfen, sollte allen ver antwortlichen Stellen Mahnung gcnug sein, daß die Sicher heitsverhältnisse in Dresden unhaltbar geworden sind. Die Vereine erheben deshalb ernsten und nachhaltigsten Protest dagegen, daß die sich mehrenden Eingriffe in Hotels, wie es scheint, nngesühnt bleiben. Damit ist jeder Respekt vor der öffentlichen Ordnung beseitigt und die achtung fremden Eigentums gefördert worden. Das An sehen Dresdens fordert gebieterisch das Verhindern solcher Zustände. Die Vereine erwarten de^'^'5 daß in erster Linie die Regierung alle ibr zu Gebote stehenden Mistel amvendet, damit in Zukunft solche auch die Allgemeinheit schwer schädigenden Unruhen verhindert werden. Dte Vereine sind endlich fest entschlossen, für alle den ein zelnen Mitgliedern zugefügtcn Schäden gemeinsam cinzu- ftehen und gegebenenfalls die Regierung für dir ent standenen Verluste haftbar zu machen, sofern tritt- dieses öffentlichen Hinweises der unerläßliche Schutz auS^-ttben sollte." — Vom Rahuda« in Vorstadt Plan«». In der Biencrt- stratze ist man jetzt eifrig mit der Herstellung der O»erstütz- mauern beschäftigt, die zur Ausnahme der eisernen Träger- konstruktion dienen. Diese Arbeiten werden deshalb so ge fördert, weil die B i e n e r t st r a ß e als erste Bahnunter führung in Betrieb genommen werden soll. Der Uebergang »« der Würzburger Straße wird voraussichtlich monatelang gesperrt werden müssen, weil der Straßenkörper rn jener Stelle reichlich zwei Meter tiefer gelegt werden muß. AM an der Straße Altplauen kommt eine lang fristige Sverrdauer in Betracht: handelt eS sich doch hier um eine Tieferlegnng der Straße, sowie um die Verlegung der Straßenschleuse und um dte Ausstellung von Brückenträgern. Nur an der Biencrtstraßc ist die Arbeit einfacher, da sich hier nur «ine geringe Ausschachtung des Straßenkörpers not wendig macht. — Technik «nd Jndustrieknnde i« der Volkshochschule. Auf Anregung von Studienrat Dr. Kaphan, deS Leiters der Volkshochschule Dresden, ist, unter gleichzeitiger Be rücksichtigung von Wünschen aus Hörerkrcisen, eine bc- foudere Abteilung der Volkshochschule errichtet worden unter der Bezeichnung „Technik nud Jndustrieknnde". Zum Vorstand der neuen Abteilung wurde bestellt Tipl.-Jng. Uhlemann von der Technischen Hochschule. An der Ab teilung unterrichten die Dozenten der Volkshochschule: 1. Professor Dr. Dannenberg (Physik und angewandte Physik): 2. Gewrrbestudienrat Henker (Chemie und chemische Technologie): 8. Stubienräte Gebauer und 4. Kaden (Mathematische Grundlagen der Technik: Algebra, Geometrie. Technisches Rechnen): k. Tipl.-Jng. Uhlemann (Technologie. Warenkunde, Jndustriekunbe, Organisation und Aabrikvetrteb). Hebungen und Be sichtigungen. Damit Wünsche der Hvrerschafi Berück sichtigung finden, empfiehlt es sich, diese vor Aufstellung de- neuen Lehrplanes anzubringen. — Die Umänderung der Straßennamen in republika nischem Sinne können manche der Radikalinski» gar nicht erwarte». In Dresden soll nach einem Beschlüsse der letzten Gtadtverordnetcnsttzung vom i>. b. M. bekanntlich die K ö n i g-Jo h a n n st r a tz e in R a t h e n a u st r a tz e um- getaust werden. Der Rat hat aber dazu noch seine Zustim mung zu geben und wird sich hoffentlich ablehnend ver halten. Gerade das Gedächtnis an König Johann zu er halten hat Dresden, wie ja auch kürzlich Prof. Dr. Reuschel überzeugend dargelegt hat, alle Ursache. Obwohl also noch gar kein endgültiger Beschluß vorltegt, daß wir künftig in der König - Johannstraßc eine Rathenaustratze zu erblicken haben, hatten doch gewisse Elemente in der Nacht zum Frei tag alle Straßenschilder auf dieser Straße mit weißem Papier überklebt, auf dem in großen Lettern das Wort „Nathenaustraßc" prangte. Bis gegen mittag war aber auf Veranlassung der Stadt Dresden der alte Zustand wieder hergestellt. — Unierbriuguug und Betätigung von Studenten und Schülern während der Ferien aus dem Lande. Die Ber- tretnug der Studentenschaft und der Schüler ist an den Landeskulturrnt herangetrcten, wie im Vorjahre die Unter- bringung und Betätigung von Studenten und Schülern während der großen Ferien aus dem Lande zu vermitteln. Der Landeskulturrat bittet, von dieser Gelegenheit, willige und zuverlässige Arbeitskräfte während der Ernte zu er halten, ausgiebigen Gebrauch zu machen. Anfragen sind an dte Geschäftsstelle Sidonienstraße 11, 1., zu richten. Der endgültige Vertragsabschluß erfolgt unmittelbar zwischen den Arbeitgebenden und Arbeitsuchenden. — Der Zweigverein des Deutschen Esperanto-BnndeS hielt am 11. d. M. seine sehr gutbesuchte Monatsversamm lung im i.ltcn Stadtvcrordnetcnsaalc ab. Der Vorsitzende W. Ranft berichtete in Esperanto wiederum von großen Erfolgen in aller Welt, u. a., daß die 2. Kammer des japanischen Parlaments den Antrag der japanischen Pädagogen, Esperanto in den Schulen einzuführen, ge nehmigt habe. Verschiedene ausländische Esperantisten, dte in Dresden zum Besuch weilen, begrüßten aufs herz lichste die Dresdner Gesinnungsgenossen. Der Vortrag des Frl. .Ada v. Sandersleben über Finnland, das Land des diesjährigen internationalen Espcrantokongresses, wurde mit großem Interesse verfolgt. Der finnische Konsul, Herr K. v. Frenckell, hob in einer kurzen An sprache die große Freundschaft, welche Finnland mit Deutschland verbindet, hervor. Der Verein beabsichtigt, im August in der „Jahresschau Deutscher Arbeit" einen Esperantotag abzuhalten, und wird im Herbst eine groß zügige Propaganda in die Wege leiten. — Der Verein sächsische Volksheilstätte» für Alkohol- kranke wird am kommenden Sonntag in seiner Heilstätte „Seefriedcn" bei Moritzbnrg gelegentlich des JahreSfesteS für dte früher in der Heilstätte aufhältlich gewesenen Kranken zu Ehren des im Felde gefallenen Mitbegründers der vor Id Jahren errichteten Heilstätte, des Dresdner Nervenarztes Dr. med. Arnold St eg mann, eine Ge denktafel weihen, die von dem akademischen Bildhauer Artur Lange, Dresden, entworfen wurde. Die nicht unerheb lichen Kosten wurden zum Teil schon durch freundliche Spenden aus dem Freundes- und Potientenkretse deS sehr geschätzten Arztes und Menschenfreundes aufgebracht. Zu der aus nachmittags 1 Uhr in der Heilstätte festgesetzten feierlichen Enthüllung der Gedenktafel sind Freunde und Verehrer deS Verstorbenen herzlick willkommen. Freund- ltchst zugedachte Spenden für die Gedeuktasel wolle man dem Bankkonto bei Gebr. Arnhold, Dresden, ober dem 1. Vorsitzenden, Vcrwaltungsinspektor W. Grunert, Dresben-Gruna, Beilstraße il, zuführen. - * DaS Sommcrsest der Kegler am Mittwoch auf der Waldschlößckcn-Tcrrasse war leider nicht so vom Wetter be günstigt, wie eS der Verband der Dresdner Kegler sonst ge wöhnt ist. Immerhin konnte nachmittags noch manches im Freien abgcwickelt werden und vor allem hat die kleine Welt ihre Freude an den ihr bereiteten Spielen, am Kasperle- Theater usw. gehabt. Abends konnten die Kinder noch stolz am Lampionumzug tcilnchmen und darauf das Abb:enncn eines prachtvollen Feuerwerks beobachten. Die Erwachse nen hörten ein genußreiches Konzert von Kapellmeister Matzkc und beteiligten sich lebhaft an verschiedenen Unter haltungen lKegelspiele usw.). Als der Abend mit seinem Regenwetter in den Saal zwang, zeigte dieser eine Fülle von Besuchern, die sich nun mit voller Lust den Balljrcudcn Hingaben. Der zweite Vorsitzende des Verbandes und Vor sitzende deS VcrgnügungSausschusscs, Otto Buch Holz, mar mit seinem Stabe treuer Helfer wieder erfolgreich be müht gewesen, ein Vergnügen auszurichten, das alle Teil nehmer voll befriedigte. Dies erkannten besonders auch die Kinder an, als er sich mit einer in erzieherischem Sinne ge haltenen Ansprache an sic gewandt hatte. — Eine Aquarinmausstellung wird morgen, Sonntag, im Zoologischen Garten, und zwar in den Räumen de» Jniektariums »öffnet. St« wird sicher in den nächsten Tagen daS Ziel aller Aauartcnltebhaber und solcher, die es werden wollen, sein. Die Jchthyologische Gesell schaft zu Dresden hat sich der Mühe unterzogen, in einer umfangreichen Zusammenstellung zu zeigen, was der Fleiß ihrer Mitglieder in den letzten Jahren gezeitigt hat. Es sind nickt nur eine Reihe schöner »nd seltener Arten trv ptscher Gegenden in vorzüglichen Exemplaren gepflegt, son der« auch gezüchtet worden, und außerdem werden ,on viel gehaltenen Formen reichhaltige Serien zur Ausstellung gebracht, dte ein vollständiges Bild von der Entwicklung der Arten bieten. — Die neue Filmwoche. In den Kammer-Licht spielen läuft unter dem Namen „Auf Leben und Tod" die zweite Episode des amerikanischen Wildwestfilms „Der Keuerkreis". —- Das Olympia-Theater bringt den schwedischen Kunststlm „Im Hafen", bearbeitet nach dem gleichnamigen Bühnenwerk von Georg Engel. — In den U.-T.-Lichtspielen wird die Vorführung des Aben teurerfilms „Der Mann ohne Namen" mit Madn Christians und Harry Liedtke wiederholt: bis Montag läuft der erste Teil „Der Millionendieb", uom Dienstag bis Donnerstag der zweite Teil „Der Kaiser der Sahara".- Das Prinzeß- Theater bietet den erfolgreichen amerikanischen Großfilm „Die Bettlerin von Stambul". — Wegen Kohleudiebstahis hatten sich die 31 Jahre ulte Eisenbahnbeamteusehesrau Marie Martha Starke nnd deren Mutter, die ArbetterSwitwe Marie Schlesinger, geborene Richter zu veiantworten. Sie hatten dem Fuhr werksbesitzer Raubold in Vorstadt Cotta in der Zeit vom Mat vergangenen Jahres bis April dieses JahreS nach und nach mittels Nachschlüsseldiebstahls gegen 80 Hektoliter Bri ketts im Werte von mindestens tOOO Mark entwendet und davon fast 60 Hektoliter unter der Hand verkauft. Die Starke ist bereits sechsmal vorbestraft, sie will in großer Not lage gehandelt haben, da ihr Ehemann »ur ganz ungenügend Wirtschaftsgeld zur Verfügung stellte. Das Schöffengericht verurteilte die Starke zu einem Jahre drei Monaten, ihre Mutter zu sechs Monaten Gefängnis. — Wegen gemeinschaftlichen schweren Diebstahls hatten sich die Fabrikarbeiter ober Kirschenpflücker Albert Willi Hnth, geboren 1605 zu Cossebaude, Artur Bruno Theodor Krug und Arno Richard Wagner, beide 1902 zu TreS den-Stetzsch geboren, vor dem Dresdner Schöffengericht zu verantworten. Sie hatten im Bilzbad Badekabinen und Unterkunftshütten erbrochen und gestohlen, was geeignet erschien. Ferner wurden vom Schulgrundstück in Stetzsch zweimal hintereinander und vom Schornstein der Ziegelei zu RennerSdorf die Spitzen der Blitzableiter und aus dem Fahrradschuppen der Firma Seidel L Naumann ein Rad gestohlen. Krug erhielt 8, Huth 6 und Wagner 8 Monate Gefängnis. — Gottesdienst für Schwerhörige findet morgen, Sonntag, nachmittags 3 Uhr, im Gemeindesaal, Moritzstratze 1, statt. — Der zweite Guckabend der Parkkonditorci Guck in der Aus stellung. der am Mittwoch wegen des ungünstigen Wetters a>G- fallen mutzte, findet heute, Sonnabend ll und 8 Uhri, statt. Das Tanzvrogramm von Rcinhold Sreideweltz und seinen Mit- wirkenden ist neu. — Sebnitz. Zn dem in unserer Nummer vom 18. Juli 1622 gebrachten Briese über dte am 10. Juli stattgefirndcnc Stadtvcrordncten-Sitzung teilt uns Herr Dr. Grill mit, daß es sich bei der einstimmig von der D. B. P. bis zu de» Kommunisten angenommenen Entschließung nicht um einen Protest gegen die „politische Tendenz des „G r e n z b l a t t c S"," sondern gegen die persönliche Kampfesweise des verantwortlichen derzeitigen Schriftleiters" gehandelt habe. Auch der Antrag Fischer (Mehrhettssozialist), demzufolge das Kollegium — wiederum einstimmig! — den Wunsch aus sprach, den derzeitigen Schriftleiter des „Grenzblattes" nicht mehr im Saale zu sehen, habe mit dem Versuch, dte Pressefreiheit cinzuschränken, nicht das geringste zu tun. Die oben erivähntc Entschließung, die das Stadtuerordneten- Kollegium einstimmig annahm, das 7 Demokraten, 6 Volks parteiler, 2 Mehrhcitssozialisteu, 8 U.-S.-P.-Vcrtreter und 2 Kommunisten zählt und dessen durch das Los bestimmter Vorsitzender Demokrat ist, hatte folgenden Wortlaut: ,.Dr. Walther Rathenau, den das Vertrauen der deutschen Volksvertretung an eine der verantwortlichsten Stellen der Neichs- rcgierung gestellt hatte, wo er vermöge seiner eigenartigen Be» gabuirg und reichen Erfahrung berufen war. dem Vaterland in schwerer Bedrängnis besonders wertvolle Dienste zu leisten, ist mitten aus seinem Wirken heraus einem Attentat politisch ver- lichter Mordbuben zum Opfer gefallen. Die ruchlose Tat hat überall einen Sturm der Empörung entfesselt, der leider an manchen Orten zu Gewalttätigkeiten führte, auch gegen Schriftleiter einiger Provinzblättcr. Wir stellen mit Genugtuung fest, dost uns in Sebntp die Besonnenheit der Bevölkerung vor allen Aus schreitungen bewahrt hat, die doch nur eine Versündigung an dein Gedächtnis des Ermordeten gewesen wären. Zugleich aber Hallen wir es für geboten, nnscrc schärfste Mißbilligung ans,zu sprechen über die Art der Berichterstattung des verantwortlichen Schrift leiter? deS „GrenzblattcS", die weit über das Matz hinaus, da» sachliche Gegnerschaft rechtfertigt, von Ansang an und selbst nach der Mordtat dazu angetan war, die Persönlichkeit Walther RathenauS in der öfsentlichen Meinung verächtlich zu machen, seine Vaterlandsliebe zu verdächtigen und den Erfolg seines Wirkens als Mitglied der Rcichsregiernng herabzusetzcn." L» 8 s s - rs sR. o LS Ludwig Fulda. Z« seinem 00. Geburtstag, 15. Juli. Am 15. Juli wird Ludwig Fulda, einer unserer liebenswürdigsten Dichter und erfolgreichsten Bühnenschrift steller, 60 Jahre alt. Ans diesem Anlaß widmet ihm Alfred Klaar ein soeben bei Cotta in Stuttgart er schienenes inhaltsreiches Buch, in dem er den Lcbcnsgang Fuldas erzählt und sein LebenSwcrk in feinsinniger Analnse umschreibt. Wir erfahren hier auch Nähere» über seine früheste dichterische Entwicklung. Der Vater, ein angesehener Frankfurter Kaufmann, hatte den Knaben für das Geschäft bestimmt, aber der kleine Ludwig hatte andere Träume. „Bon früher Kindheit an," erzählt Klaar, „hatte sich die Vorstellung, ans rein geistigem Gebiete zu wirken, in ihm festgesetzt, und im Gegensatz zu den meisten Kindern, die die Frage nach der Berufswahl mit schwankenden Aeuße- runaeu jsu beantworten pflegen, erklärte er unentwegt, er wolle Dichter werden. Schon um das 10. Lebensjahr herum »ersuchte er sich in poetischer Produktion, bezeichnenderweise in kurzen epigrammatischen Gedichten, die eine staunens werte Schärfe in der gedanklichen Zuspitzung und einen früh entwickelten Sinn für anmutige Formen aufweise». Auch schwelgte die dramatische Phantasie des Knaben in improvisierten Stücken, die er als sein eigener Spielleiter tu seinem Puppentheater aufführte und für die er nicht ver geblich die Aufmerksamkeit seiner jüngeren Geschwister in Anspruch nahm". Fulda hat selbst in seiner Skizze „Aus de» Flegeljahren" ein launiges Bild seiner Gymnasiastentage entworfen, in denen sich seine Dichterlauue und sein spottlusttgeS Tem perament in Karikaturen und Versen auf dte verzopften Lehrer austobten, die Zeugnisse aber nicht gerade hervor- ragend waren. Als er einmal wieder dem Professor deS Griechischen einen schlimmen Streich gespielt hatte und mit Arrest bestraft wurde, erkundigte sich der besorgte Vater nach der Ursache der Einsperrung und erhielt den offiziellen Be scheid: „Ihr Sohn ist begabt, aber moralisch verkommen". Der Siebzehnjährige konnte sich jedoch bereits dem Studium -«wenden, und Fulda studierte nun deutsche Literatur, zu- nächst in Heidelberg, dann in Berlin und Leipzig. Schon als Student gab er, von Karl Bartsch empfohlen, für Kürschners „Deutsche Nationalliteratur" die „Gegner der zweiten schlesischen Schule" vortrefflich heraus und verwertete hier Forschungen, die er für seine Doktorarbeit über Christian Weise gemacht hatte. Am besten gelang ihm die Charakteristik des genialen Lyrikers Christian Günther» dem auch sein erstes größeres Drama gewidmet war. Getuen ersten Bühnenerfolg errang er, nachdem er nach München stbergestedelt war, mit dem aumutigeu Einakter Fluter vier Augen", dem bald andere Lustspiele folgten. Seinen inter nationalen Ruf begründete er mit dem sozialen Drama „Das verlorene Paradies", daS — abgesehen von den ameri kanischen Theatern — über 806 Bühnen ging. Unterdessen war Fulda nach Berlin übergesiedelt, wo er zu den Mitbegründern des Vereins „Freie Bühne" ge hörte. Bereits in diesen Bltttetagen des Naturalismus zeigte er eine weise Mäßigung des Standpunktes, die in seinen programmatischen Worten von 1886 zum Ausdruck kommt. „Die „Freie Bühne"", schrieb er damals, „ist keines wegs nur für die sogenannten Naturalisten gedacht, sondern für alle, deren dramatisches Schassen mit der heutigen thea tralischen Konvention in Widerspruch gerät. Zu diesen Dramatikern gehören nicht nur die Lebenden, sondern in einzelne» ihrer Stücke auch Kleist, Hebbel, Grillparzer, Byron, ja sogar Shakespeare, mit einem Worte die leben den Toten. Die „Freie Bühne" ist keine Verneinung des bestehenden Theaters, sondern eine Ergänzung." I» diesem Kampfe für bas gute Neue und für bas große Alte ist sich der Dichter treugcblicüen, auch als er für die Schöpfung des Goethe-Bundes als einer Schutzwehr der geistigen Frei heit cintrat. Fulda hat große Bühnenerfolge errungen, so mit seinem berühmtesten Werk, dem „Talisman", dem Lust spiel „Jugendfreunde", das über 824 Bühnen, der Re naissance-Komödie ,Dte Zwillingsschwester", die über 601 Bühnen ging: zuletzt mit der feinen Komödie „Der Dumm- kops". „Auf drei Gebieten," sagt Klaar, „sind dem Dichter, dem das technische Können zum Ausdrucksmittel der inneren Natur geworden ist, Meisterwerke geglückt. Das eine Gebiet ist daS der dramatischen lebensvollen Parabel, das er wie kein zweiter deutscher Theaterdichter unserer Tage fruchtbar gemacht hat, das zweite daS der GesellschaftSsattre. wo der Genius MoliöreS über der fein abwägenbe« Gerechtigkeit seines Spottes schwebt, aber die neuen Bedingungen der Kultur nnd ihrer Answüchse, auch den Humor, in eine neue Farbe tauchen, und das dritte ist die Sphäre beS Renaissance- Lustspiels, das die goldenen Fäden aus den Leben-wirre« kerauSspinnt, um uns in hold verschlungenen Gebilden über ote Schwere das Daseins htnwegzutragen." Ein Grenzgebiet zwischen Dichtung und Wissenschaft, in dem Fulda ebenfalls als Meister schaltet, ist das des Heber- setzerS. Er hat uns die mittelhochdeutsche Idylle vom „Meter Helmbrecht" neu gedichtet, hat MoltöreS wichtigste Komödien und Beaumarchais' „Figaro" in der deutschen Sprache und auf deutschen Bühnen heimisch gemacht, hat Golbont und Rostand übersetzt und die zierlichen Epigramme des Rokoko und bat seine Meisterschaft ebenso an Shakespeares Sonetten erwiesen wie an der Ilebertragung der Gedichte und des «Peer Gynt" von Ibsen. So steht er als geschmackvoller Bewahrer und fruchtbarer Vermehrer des Schatzes der Poesie und Lebensfreude unter uns. Kunst un- Wissenschaft. Die Gesellschaft von Förderern und Freunden der Technischen Hochschule hielt am Freitag unter dem Vorsitze des Staatsministcrs a. D. Dr. v. Beck in der Aula der Hochschule ihre erste Hauptversammlung ab. In seiner Eröffnungs ansprache richtete der Vorsitzende besondere Begrüßungs worte an den Vertreter des Kultusministeriums, Ministe rialdirektor Dr. Böhme, den Rektor der Technischen Hoch schule Professor Dr. Gravelius, den Lehrkörper und die Vertreter der Studentenschaft, den Staatsminister a. D. v. Seydewitz, den Präsidenten des Oberverwaltungsgerichts ». Nosttz Drzewiecky, den Vorsitzenden -eS Verbandes Säch sischer Industrieller Fabrikbesitzer Moras, den Oberbürger meister Blllber und die Vertreter der Presse. Darauf begrüßte Rektor Professor Dr. Gravelius die Versammlung und sprach seine Freude darüber aus, daß die dankenswerte Tätigkeit der Gesellschaft von offen sichtlichem Erfolg begleitet sei. Die Pflege der deutschen Wissenschaft sei durch den Krieg dte denkbar mißlichste ge worden, Wir seien abgeschlossen von der Wissenschaft der ehemaligen Feindländer. Daher sei eS von großem Wert. Mittel zur Verfügung zn haben, um Kenntnis zu erlangen von dem, was jenseits der Grenzen gearbeitet werde, und um an unserem Teile in der Wissenschaft vorwärts zu arbeiten. Wenn man auch anerkenne, daß dte Regierung nach Kräften bemüht sei, die Wissenschaft zu fördern, so würde sie doch zum Abstcrben kommen müssen, wenn sic allein auf diese Mittel angewiesen sei. Das Eintreten der Gesellschaft sei daher eine nationale Tat im besten Sinne des Wortes. — Der Vorsitzende erstattete dann den Bericht über de« Staub und die Tätigkeit der Gesellschaft. Er betonte, daß eS Pflicht aller vaterlandsliebenden Kreise sei, sich nicht in Pessimismus zu zerreiben, sondern alles daran zu setzen, um aus diesen entsetzlichen Zeiten wieder herauszukommen. Die Pflege der sittlich-religiösen und kulturellen Güter wie der wirtschaftlichen Kräfte würden die tragbaren Säulen für den Wiederaufbau bleiben. Ihm biene auch die Gesellschaft. Der Organismus unserer Hochschule werde nur dann ernährt werben können, wenn chm die nötigen Mittel zur Erfüllung seiner Aufgaben zur Verfügung gestellt würden. Wenn in solchen Zetten, wo der Staat versagen müsse, die kapitalkräftigen Kreise nicht die Ehrenpflicht erfüllten, helfend einzutreten, so müsse eS schließlich zu einem Zusammenbruch kommen. Das Ergeh. ntS der Werbetätigkeit sei durchaus erfreulich. Die Mit gliederzahl beträgt fetzt 520 mit 6 800 OM Mark etnmaltgen uv- 50 0M Mark jährliche« Beiträgen. Dt« BrretnSorgaue
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