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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 28.10.1916
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1916-10-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19161028011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1916102801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1916102801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1916
- Monat1916-10
- Tag1916-10-28
- Monat1916-10
- Jahr1916
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 28.10.1916
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Reginas Lumme zitterte ein wenig. „Vater erschoß sich. Bo« meiner Mutter habe ich nur einmal gehört, sie sei irgendwo in der weiten Welt gestorben/' Tiefe Ltille folgte Reginas kurzer Erzählung. „Arm' Mädche," Frau Kraut hatte große, dicke Tränen in den Augen, „Sie könne mir in der Leele leid tun." „2a. cS war traurig." Regina blickte auf die Gasse hinaus, ein paar Kinder lärmten vorbei. „Lin Freund meines Vaters wurde mein Vormund," erzählte sie weiter. „DaS war ein seltsamer Mensch." Lie sprach ,etzt eigentlich nur zu dem Schauspieler. „So v'waS wie ein heimlicher Dichter mar er. Alles sah sein pl'urntaitischer L«nn mrtlärt. alle dre Tinge um sich herum sah er anders, als die meisten Menschen sie sehen." Sie lächelte. .Ach glaube, er befand sich »ur Mil einem Be-n aus der Erde, das andere band in den Wolken. Er schrieb Verse und vergab darüber seme Praxis, er war näml'ch Arzt wie mein Vater." Frau Krau» tob energisch der. Kops: „Hatte er denn kei' Frau, die ihm sei' Poiie auLrede' lonni'? .Nein." Reginas Gesicht teuchreie förmlich. L'e war srob, daß eS niemand gegeben halte, sei eem gucc" Doktor Mariens ..sei' Posse au-reöe' tonnt'". DaS, waL die. alte Frau ,,ier' Posse" nannte, war gerade das Liebenswerte an Doktor MartenS. und daS 'Fahr, das i>c in seinem Hause zugebracht hatte, würde ihr «tvergetzlich bleiben. „Nein Seine Frau, eine stille Blondine, hatte ihren Mann lieb wie er jusi wo:, und da die Este kinderlos war, betreute sie mütterlich ihr großes Kind, ihren Mann. Er brauchte ,emand, der nüchtern und praktisch für ihn dachte und ba"de ie. ohne >bn dabei auS seiner Traumwelt zu reißen." Frau Kraut »nagte »verlegend den weißhaarigen Kopf. „DaS versteh' ich »et recht, aber daß man mit dene Männer sek liebe Not hat. daüervon kann ich auch e Lieücke singe. Lehe Sre, Frauleinche, was meiner mar, der Vatter selig von dem Ander, der war manchmal auch kurnoS. Gucke Sie. Kräuleinche. alS er noch jung mar, da >S er dene Maderche nachgestiege, verplatze hält' ich könne vor Aerger lkn spater, wo er denn Tag sür Tag da uff dem Tisch gehockt hatte," — ihre faltige Rechte 'vir . auf den Tisch vor dem Kanapee — „da hat er, wenn khrn ebbeS net genäßt, aeschrn'si'e. Mn' der EÜ' geschmisse. Gelle, Ander, das Hat er verbanne?' „Ich habe Fräulein lltsrnnohlen schon einmal davon gesprochen," sagte der Schauspieler ..Ja, ja. es rs. weiß Gott net io einfach, mit dene MannSleut' umzugehc." Frau Kraut äugte dabei nach dem Tiich hinüber, und ein sonderbares Lächeln war um ihren Mund. Als er noch lebte und da aus dem Tische saß, mei Kraut, da machte >ch nnmer io 'n.krummen Buckel und schlich im weite Boge um den Tisch 'erum. Ich Hab' mich in der Beit nach mei Kraul sei'm Tode erst ordentlich dran gewöhne muno. daß der. Tiich leer iS u» immer leer bleibt, un daß nie mehr e Ell' gefioge komme kann." Das klang wie von tiefinnerstem Schluchzen erstick!. „Mutter! Ter Schauspieler streichelte sonst die Hände der alten Frau. „Laß guc sei. Ander, bemitleid' mich net. ich bin froh, e schön' Erinnerung zu habe." Sic tagte e> ganz ernsthaft und überzeugt, und die beiden jungen Menschen lachten nicht, trotz der komisch wirtenden Worte. Frau Kraut fuhr sich m,t einem Taschentuch, daS vermöge seiner Größe wie eine Serviette wirkte, über die Augen. „Erzählen Sie nun weiter, Aräuleinche," bat sie, wie Sie eigentlich uff die Bühn' gekommc sind." Und Regina begann zu erzählen — Sie iah sich wieder akK sechzehnjährige Verwaiste im Martensschen Hause, und die Abende stiegen, vor ihr auf, an denen der Doktor iciner Frau und ihr auS den Klassikern vorlas. Ab und zu auch aus einem neueren bedeutenden Bühnenwerk. Ehe Reginas Trauerjahr noch aügelausen war, führte Mariens sie schon ins 'Theater, und beide begeisterten sich, wenn sic da oben aus den Brettern das Gelesene lebendig werden sahen, LiS daS kunge Mädchen crues Tages vor den Vormund hintrat und ihm ihren Herzenswunsch gestand. Schauspielerin zu werden. Die blonde, stille Frau wollte ansiingtich ihren Mann zum Widerstand bereden, aber bald mußte sie einsehen. Laß sie zu schwach dazu war: gegen dir beiden 'Theatcrscbmärmer kam sie nicht aus. Feuer uns Flamme war Doktor Martens ber der Idee, daß sein Mündel ei»e gefeierte Schauspielerin werden würde. Denn daß aus Regina nur eine bedeutende, gefeierte Swauipielcrin wurde, das stand für ihn und auch für sic selbst fetz. Als ihre Vorbildung vollendet war, starb Doktor Martens, und seine stille, blonde Frau folgte ihm nur wenige Tage spater. Regina hatte geendet. Auf dem Aniütz der alten Frau lag grüblerischer Ernst. Sie schien etwas sagen zu wollen, sich jedoch noch nicht völlig klar darüber zu sei». Endlich mqinte sie langsam, und e» klang, alL wäge sie jede» Wort erst, ehe sie es aussprach: ..Gisse Sie. Kräuleinche, waä ich ha von Ihne gehört Hab. daS Hot mich ganz irr' werde lasse an mein Ansichte. Ich bin e einfache» arme Frau, aber ich Hab' bisher gemeint, ich wär' haderörum doch mehr als alle die Mensche, die ufs dem Theater rumhuppe. Un daß der Ander so Dpäß mach» mußt, daS hat mich arg gekränkt." Sie warf einen kleinen Seitenblick zu ihrem Sohn hinüber, de» ber Schau» 'vieler mit einem leisen, ironischen und dabei buch zärtlichen Lächeln quittierte. „Fa, arg gekränkt hat mich die Geichrcht' mit dem Ander. Aber nu weiß ich. Sie sind e Dvltorstochte.r, un Ihr Vormund, ber Ihne das mit dem Theater erlaubt hat, mar auch e Doktor, nu kommt mir'S so vor, als halt' ich bis jetzt vom Theater nix »erstaune. Mir iS ja als schon ausgesalle, daß man so viel Geld babermit verdiene kann. Kür nix is nix." Li« fuhr sich mit der Hand über die Stirn. „In mei Kops ist das reimst' Durcherranner. ich kenn' mich net mehr auS, u» eS wär' weiter net vcrwunnerlich. wenn ich mich auf mei alt« Tag noch entschließ« rvürd'. einmal inS Theater zu gehe." „Einen größeren Gefallen könntest Du mir gar nicht erweisen. Mutterl" rics Kraut. .Denk' mal, wie srob mich daS machen würde. ES ist ja auch zu dumm. Die Heitlingen loben mich cn allen Tonarten, üas Publikum beklatscht meine Leistungen, nur meine Mutter, die hockt hier in ihrem Stübchen in ber engen Gasse und weigert sich, auch nur ein einziges Mal zu sehen. waS der Sohn kann, weil sie den Berus, den er sich erwählt hat, nicht für voll gelte« läßt. Sr stand auf und durchquerte mit großen Schotten daS Zimmer. ..Puppe«» spieler nanntest Du mich, Mutter, und wenn ich auch darüber lachte, gewurmt bat eS wich dock, gewurmt bis i»S Herz hinein." Er trat dicht vor die alte Frau hin. „Da denkt und träumt man fahre» lang nur das «ine, Schauspieler zu werden, all sein glühendes Denke« u»b Fühlen rankt sich um den einen Gedanken. Unter Sorgen und Entbehrungen wird der Traum verwirklicht, seine Seele, sein Herzblut gibt man her, wetl man es ernst und ehrlich mit seiner Kunst meint, — und endlich kommt «um vorwärts, erreicht etwas, — hat Stunden, in denen man sich als Gott fühlt, — und dann plötzlich sagt eS einem die eigene Mutter, datz mau eigentlich »tchtS weiter als ein Puppenspieler ist." Die Schultern des Schauspielers zuckten vor unterdrückter Erregung, «nb Reima Ntcrmöhlen empfand es mit, wie ties eS den Manu geschmerzt habe« mußte bei der Mutter kein Verständnis z« finden. Frau Kraut lächelte mit feuchten Wimpern zu dem Sohne empor: »Mir st mit e'mal. als hä'tt' ich Dir e groß' Unrecht zngefügt, Ander " sagte sie streich. .. ch will mir Müh' gebe, wieder gut zu mache. Alio besorg' so schnell alS möglich >! Billett, damit ich gucke gehe kann, wann mei Ander spielt. Du," — sie machte ein ganz glückliches Gesicht — „ich freue mich schon. Dick spiele zu sehe'" Da gab Leander Kraut, dessen harte Züge immer so etwas Ungerührtes hatten, der alten Frau eiuen herzhaften, richtigen Fnngenkuß. und die Alte streichelte den eckigen Eöarakterkopf, der sich zu ihr nicderbeugte, und flüsterte: „Mei lieber, lieber Bub'!" „DaS danke ich Minen und Ihrer Erzählung, Regina UtermShl««," sagte Leander Kraut und reichte der Kollegin die Hand. Frau Kraut nickte bedächtig: „E Üiss'k recht hat er, der Ander, un ich be dank' mich auch bei Ihne, Fräuleinche." — — (Fortsetzung folgt.) Wcrr^LsiT. Skizze von Reinholö Ortmans. (Schluß.) „Mir der härteren habe ich angefangen. wie wir eS ja leider alle tum LlS eine unter fremden, lieblosen Menschen herumgestoßene Waise habe ich in Träne« und Verzweiflung auf das Ende meiner hilflosen Kindheit gewartet, die ohne reden Sonnenblick war und nichts als ein jahrelanges Martyrium. Schon da hätte ich Zeit und Gelegenheit genug gehabt, das geduldige Warten zu erlerne«: denn die Tränen und die Verzweiflung hatten mir keine schwere Stunde leichter und keinen grausam langen Tag kürzer gemacht. Aber man ist niemals un gelehriger als in der Jugend, mein Herr, obwohl unsere Pädagogen das Gegen teil anzunehmen scheinen. AlS ich die Laufbahn eines kleinen Beamten begaun, war ich noch ebenso ungeduldig wie in der Knabenzeit. Nür um vieles ver messener und anspruchsvoller. Denn das, worauf ich setzt wartete, war nichts geringeres als das Glück. Ich war ja nicht geradezu überschwenglich in meine« Erwartungen. Nur ein menschenwürdiges Dasein erhoffte ich und die Möglich- diein vsrlrauke sofort mit rvlloo Loirt« bei Inrslilun§ von minckestens 200 060 diarlc. Etrva 250 SiorZen bester uack Vliesen unck 1150 diorzen XVaiä. Hinter vollen, Irenvllol»« soHLuvs LvväooriA. Ikornei». k»»os so Altem L*a, ü. Lirite !3adnver diuckiinK u»ol» lEevIjo, LlövIttL, viesrken, LtnoGlso. Vermittler bleiben olms .XnNvoit. dILK. u. 1^. v. Kvtt rn ckie Lxpeck. «1. 1SI. f Woiist lstiMliliiiiz. Das der Stadt Großenhain gehörige Rittergut Zfchiekchcu. 168 ka 32,3 ar -- 304 Acker 45 Luaürcttruten groß, soll vom 1. Juli 19l7 ab neu verpachtet werden. Das Rittergut liegt dicht bei der Stadt, 10 Minuten vom Bahnhof entfernt, ist vorzüglich arrondiert, großes Wohnhaus. Großenhain hat ca. 14660 Ein wohner . ist Garniionstaüt eines Humren-Negimems und einer Flieger-Abteilung, 30 Kilometer von Dresden entfernt, hat Real schule und höhere Mädchemchule. Das Rittergut ist lest zirka 40 Jahren im Pacht ein und derselben Familie. Wir reflektieren nur auf einen sehr tüchtigen Landwirt mir dein erforderlichen Vermögen, da das dem jetzigen Pächter gehörige tote und lebende Inventar übernommen werden mutz. Pachlangebole erbitten wir bis spätestens 15. November. Grosicuhailt La., den 26. Oktober I9l6. Dsr StaLtrat. Das Rittergut Wiugcttvorf. an Trat. Frankenstein (Bahn Dresden-Chemnitz), 221 ha grotz. in guter Kultur u. Beschaffend.. Brennerei 26060 Llr., günst.Absatzverhälin., soll ab 1. Tvril Ii-ll - auf lL Jahre unt. günst. Beding, verpachtet werden. Erforderlich ca. 120 000 Mark. Nähere Auskunft srt.die Verwaltung der von Carlowitz'schen Familien-Anwcntschast zu Lberschoua «Sachien) u. die Deutsche Landwirtschaftliche TrcuhauLllank, Leipzig. Lrönürinring 2. tHauelbmllWenI ^ Ofenschirme > ^ Ofenliorsekcr ^ Kohlen-»nü Brikclträger ^ > DsnaLH, 4 ^DippoldiswalLaee Platz 2, ^ ^ Am See 35. ^ tlllMlM» - I-MM, «»raae8tn.2<>, blske posiplair. ! 8 » Wegen dringenden Be- I barst zahlt autzergcrvühnl. 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